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Schatz, ich bin
ein Ferkel


Arne Hoffmann

1. Auflage August 2019

Titelbild: David Redon

©opyright by Arne Hoffmann & Salax

Lektorat: Diana Glöckner

eBook-Gestaltung: Nicole Laka

ISBN: 978-3-944154-25-1

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder

eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher

Genehmigung des Verlags gestattet.

Salax-Verlag

Postfach 1313 | 64703 Erbach

www.salax-verlag.de

5 Vorwort

13 Der erste Schritt: Akzeptiere deine Vorlieben

39 Darf ich meinen Partner mit meinen versauten Fantasien belästigen?

59 Wie früh sollte ich meine sexuellen Vorlieben zur Sprache bringen?

67 Muss ich unbedingt viele Worte um diese Sache machen?

73 Welche Tricks kann ich einsetzen, um von meinem Partner den Sex zu bekommen, den ich möchte?

77 Wie bereitest du ein Gespräch mit deinem Partner am besten vor?

99 Worauf solltest du bei dem Gespräch mit deinem Partner achten?

168 Sei offen für neue Arten, Sex zu genießen

175 Etabliert ein gemeinsames Spiel

202 Was tun, wenn dein Partner deine sexuellen Wünsche ablehnt?

209 «So war das bei uns» – Menschen mit ungewöhnlichen erotischen Vorlieben erzählen

261 Anhang: Ein Brief an deinen Partner

273 Verwendete Literatur

Vorwort

Nicht jeder mag die Bestsellerreihe «50 Shades of Grey» und die auf ihrer Grundlage entstandenen Kinofilme. Stattdessen gab es aus den unterschiedlichsten Gründen Kritik daran. Allerdings ändert diese Kritik an einem nichts: Das allgemeine Interesse an ungewöhnlichen sexuellen Praktiken und damit auch die Toleranz gegenüber solchen Praktiken ist in den letzten Jahren so stark gewachsen wie nie zuvor. Auch das Internet hat seinen Teil getan, um an dieser Veränderung mitzuwirken: Mit ein paar Mausklicks stößt man heute auf Filme über sehr ungewöhnliche erotische Spielarten, von denen man vor einigen Jahren noch nicht einmal wusste, dass sie existieren.

Zugleich gibt es eine wachsende Zahl von Erfahrungsberichten und Ratgebern über solche Spielarten der Sexualität im Buchhandel, wobei in den letzten Jahren, nachdem sich das SM-Thema etwas erschöpft hatte, vor allem Polyamorie (offene Beziehungen zwischen mehr als zwei Partnern) ein starker Trend wurde. SM-Spiele, ungewöhnliche Fetische und Polyamorie werden auch Schwerpunkte in dem hier vorliegenden Buch sein.

Man könnte aus gutem Grund denken, dass die Zeit noch niemals so günstig war wie heute, seinem Partner seine eigenen ungewöhnlichen sexuellen Vorlieben zu gestehen. Gleichzeitig aber machen schon Wörter wie «gestehen» oder «beichten» deutlich, wie unwohl sich viele bei einem solchen Gespräch fühlen und wie stark ihre Hemmungen sind, es zu führen.

Schließlich gibt es auch für die mit einem solchen Gespräch verbundenen Ängste gute Gründe. Man öffnet sich einem geliebten Menschen gegenüber, was ganz intime Träume und Bedürfnisse angeht, während man zugleich weiß, dass die Zeit nicht allzu lange her ist, als solche Dinge schlicht als «pervers» bezeichnet wurden und als Zeichen für eine grundlegende psychische Störung galten. Zugleich ahnt man, dass viele Menschen, wenn es ernst wird, nicht so aufgeschlossen sind, wie es oft den Anschein erweckt, sondern dass sie noch immer die alten Vorurteile mit sich herumtragen. Vielleicht hat man sogar schon entsprechende Erfahrungen machen müssen. Je ungewöhnlicher die eigene sexuelle Vorliebe ist, desto verletzlicher fühlt man sich und desto größer ist die Befürchtung, von dem geliebten und begehrten Menschen dafür verurteilt, wenn nicht sogar allein gelassen zu werden.

Uns erschien es deshalb sinnvoll und vielleicht sogar notwendig, dieses Buch herauszugeben: einen praktischen Ratgeber mit zahlreichen Tipps, die viele Fragen beantworten und auf viele Ängste eingehen, die mit einer solchen Offenbarung verbunden sind. Dazu gehören die folgenden:

Wie sinnvoll ist ein solches Gespräch überhaupt? Kann es vernünftig sein, besser darauf zu verzichten?

Was ist der beste Zeitpunkt dafür?

Wie kann ich mich am besten darauf vorbereiten?

Worauf muss ich dabei achten? Welche Techniken gibt es, damit ich meinen Partner nicht verschrecke, sondern wir zu einer glücklichen Lösung gelangen?

Mit welchen Techniken kann ich meinen Partner auch ohne viele Worte für ungewöhnliche sexuelle Spiele ­gewinnen?

Wie führe ich meinen Partner langfristig in meine sexuelle Welt, ohne dass er selbst dabei zu kurz kommt?

Wie gehe ich am sinnvollsten damit um, wenn er meine sexuellen Vorlieben trotz all meiner Mühen ablehnt?

Egal ob du eine neue Bekanntschaft nur einmal dazu bringen möchtest, mit dir Fesselspiele auszuprobieren, oder ob du deiner langjährigen Partnerin endlich mitteilen möchtest, was dich in Wirklichkeit ganz besonders in Wallung bringt: In diesem Buch findest du für all diese Fälle gute Ratschläge.

Dabei darf man sich das nicht so vorstellen, als ob ein Autor einen solchen Ratgeber allein auf Grundlage seiner eigenen Lebensweisheit zustande bringen könnte. Die ausgesprochen umfangreiche Literaturliste am Ende des Buches zeigt, wie gründlich und intensiv ich mir alles angeschaut habe, was irgendwie dabei hilfreich sein könnte, brauchbare Ratschläge zu entwickeln. Viele Bücher, die ich zu Rate gezogen habe, tauchen auf dieser Liste nicht einmal auf, weil sich diese Bücher trotz verheißungsvollen Titels als Enttäuschung herausstellten. Dafür zeigte sich, dass Internetblogger mit so putzigen Namen wie «Ted Subby» aufgrund ihrer Erfahrung besser lebensnahe Ratschläge geben konnten als so mancher professionelle Buchautor.

Darüber hinaus habe ich mich natürlich auch mit einer Reihe von Freunden und Bekannten darüber unterhalten, wie man einen solchen Ratgeber am besten angeht. Einer von ihnen machte dabei den Vorschlag, diesen Ratgeber anhand der verschiedenen Neigungen und Vorlieben aufzuschlüsseln, die ein Mensch haben kann. Die Logik meines Freundes ging in folgende Richtung: Jemand, der sich beim Sex gerne mit Buttercremetorte einreiben lassen möchte, müsse in einem Gespräch doch sicher ganz anders vorgehen als jemand, der gerne eine dritte oder vierte Person in die bestehende Partnerschaft mit aufnehmen will.

Diese Logik lag nahe und hatte mich im ersten Moment auch überzeugt, aber bei der Recherche für dieses Buch ­stellte sie sich als falsch heraus. Stattdessen zeigte sich immer mehr, dass in den allermeisten Fällen sehr ähnliche Gesprächstechniken weiterhelfen, selbst wenn die erotischen Vorlieben komplett unterschiedlich sind. Natürlich ist es einfacher, seinen Partner dazu zu bringen, sich beim Sex die Augen verbinden zu lassen, als sich von ihm anpinkeln zu lassen oder noch ungewöhnlichere Praktiken zu wagen. Diesem Unterschied im «Härtegrad» der eigenen Neigung wird der vorliegende Ratgeber selbstverständlich gerecht. Trotzdem aber zeigt sich, dass es sehr häufig dieselben ­Dinge sind, die man in solchen Gesprächen richtig oder falsch machen kann.

Um die Probleme eines solchen Gesprächs besonders deutlich zu machen, findest du auf den nächsten Seiten eine Szene, in der so eine Unterhaltung stattfindet. Diese Szene ist wie so oft in solchen Ratgebern konstruiert und hier sogar gezielt grotesk und überzogen gestaltet. Denn vor dem Hintergrund dieser kleinen Katastrophe lässt sich im weiteren Verlauf des Buches besonders gut verdeutlichen, was man alles sehr viel besser hätte machen können.

Wie es eher nicht laufen sollte …

Eva stieß mit dem Fuß die Tür zur Küche auf und schleppte die beiden vollen Einkaufstüten zur Anrichte, um sie dort abzustellen.

Auf halbem Weg fiel ihr Blick auf ihren Partner Adam, der in einem schwarzen Latexanzug am Fenster stand, eine Peitsche in der Hand hielt und Eva mit einem Ausdruck im Gesicht anblickte, der überdeutlich machte, wie aufgewühlt er war.

Eva schnappte nach Luft und schaffte es gerade noch, die Tüten abzustellen. «Was um alles in der Welt ...?!», entfuhr es ihr.

Adam seufzte auf. «Na, das war ja klar», sagte er. «Warum starrst du mich so an? Mein Gott, ich wusste es!»

«Du ... du wusstest was?»

«Na, dass du genau so reagieren würdest! Eigentlich war mir das vollkommen klar.»

Eva versuchte immer noch, aus dieser Situation schlau zu werden. «Dass ich ...? Sorry, wie soll ich denn reagieren? Ich meine, guck dich doch mal an!» Sie lachte verstört auf. «Was um Gottes Willen soll das hier?»

Adam seufzte noch einmal und unternahm einen neuen Anlauf. «Wir müssen reden», erklärte er bedeutungsschwer.

Eva stellte die Tüten so gegeneinander, dass nichts herausfallen konnte. Ihre Hände zitterten ein wenig. «Ich höre», sagte sie dann mit tonloser Stimme.

«Schau», sagte Adam, «ich habe bestimmte sexuelle Bedürfnisse, über die wir niemals miteinander gesprochen haben.»

«Du hast was?»

«Ich möchte gerne, dass du mich ab und zu herumkommandierst, demütigst und als deinen Sklaven behandelst.»

Eva starrte ihn an. Ihr war anzusehen, welche Schwierigkeiten sie hatte, mit dieser Situation zurechtzukommen. Endlich fiel ihr nichts anderes ein, als zu sagen: «Du machst doch schon einen Aufstand, wenn ich dir sage, dass du endlich mal wieder die Dachrinne saubermachen musst.»

Adam atmete tief ein und aus. «Jetzt ziehst du das Ganze schon ins Lächerliche, obwohl unser Gespräch kaum begonnen hat ...»

Eva hob abwehrend die Hände. «Sorry!», rief sie aus. «Aber das kommt nun wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Wir haben seit Jahren miteinander Sex, ohne dass du jemals ...» Sie machte eine unbestimmte Geste und brach ab.

«Ja», erwiderte Adam mit Bitterkeit in der Stimme. «Und zwar genau deswegen. Ich wusste, dass du mich nicht verstehen ­würdest.»

Eva hatte immer noch Probleme, die richtigen Worte zu finden. «Na, komm schon, das ist ja auch wirklich ... Ich bin keine ­Domina, das ist dir doch klar? Ich wüsste nicht mal, wie ich ... Hör zu, das ist doch komplett irre.»

Adam begann, nervös mit der Peitsche herumzuwedeln. «Das ist genau die Reaktion, die ich befürchtet hatte!», sagte er. «Du verstehst mich einfach nicht. Du willst deinen Sex einzig und allein auf die eine spießige Weise haben, die du kennst.»

«Das ist nicht wahr!», verteidigte sich Eva. «Nur das ... Das ist wirklich ein bisschen extrem! Musst du doch zugeben? Lieber Gott, soll das wirklich heißen, immer wenn wir Sex hatten, hast du davon geträumt, dass ich dich irgendwie misshandele?» Wieder entfuhr ihr ein verstörtes Lachen.

«Und was wäre so schlimm daran?», brauste Adam auf. «Es gibt viele Menschen, die auf so was stehen!»

Eva starrte ihn mehrere Sekunden lang wortlos an. «Adam, wer bist du?», flüsterte sie dann. «Ich kriege das, was du mir da erzählst, einfach nicht mit dem Mann zusammen, den ich all die Jahre kenne. Mir kommt das immer noch wie ein absurder Scherz vor.»

«Das ist kein Witz!», herrschte Adam sie an. «Können wir bitte darüber reden, ohne dass du die Sache ständig ins Lächer­liche zu ziehen versuchst?»
Eva trat einen Schritt zurück. «Tut mir wirklich leid», sagte sie. «Aber ich ahne nichts Böses, und du überfällst mich hier mit irgendwelchen Fantasien, die du dir fest in den Kopf gesetzt haben musst, ohne jemals mit mir darüber gesprochen zu haben ...»

«Das versuche ich ja gerade! Und du machst es mir nicht gerade leicht! Es ist ja auch nicht so, als ob es Ratgeber darüber gäbe, wie man so was richtig macht.»

«Okay», räumte Eva ein, nur um ihn ein wenig zu beruhigen. «Da hast du natürlich recht.»

Adam ließ die Peitsche sinken. Seine Schultern sackten nach vorne, und er stützte sich auf die Anrichte. «Verdammte Scheiße», murmelte er.

Sanft legte ihm Eva die Hand auf die Schulter. «Hey», sagte sie begütigend. «Ich muss selbst erst mal mit all dem klarkommen. Schließlich hatte ich keine Ahnung, dass du dich mit so etwas herumquälst. Du hast wirklich sexuelle Fantasien davon, dass ich dich schikaniere und missbrauche?»

Adam nickte mit fest zusammengepressten Lippen.

«Ich habe keine Ahnung, wo du das herhast», redete Eva weiter. «Aber ich kenne mich bei so was wirklich nicht aus. Vielleicht solltest du mal mit einem Experten darüber sprechen, wie du solche Fantasien am besten in den Griff bekommst?»

Adam sah sie an. «Was meinst du?»

«Na ja, mit einem Therapeuten oder so? Vielleicht kannst du mit seiner Hilfe die Probleme aufarbeiten, die dich zu solchen ... zu solchen Dingen drängen?»

Adam überlegte einen langen Moment. Endlich nickte er. «Ja», murmelte er. «Vielleicht ist das wirklich die beste Idee. Ich weiß selbst nicht, warum ich ständig solche Fantasien habe. Keine Ahnung.» Er sah zu ihr auf, und in seinen Augen schimmerten Tränen. «Es tut mir sehr leid, dass ich dich mit so etwas belastet habe! Ich muss dich zu Tode erschreckt haben.»

«Schon okay», sagte Eva und streichelte über seinen Rücken. «Du tust mir leid. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass du die Hilfe bekommst, die du brauchst.»