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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text-Copyright © 2015 Max Brallier

Illustrations-Copyright © 2015 Douglas Holgate

Titel der Originalausgabe: The last Kids on Earth

Die Originalausgabe ist 2015 im Verlag Viking, an imprint of Penguin Random House LLC, USA, erschienen.

© für die deutschsprachige Ausgabe 2019

arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Text: Max Brallier

Übersetzung: Kai Kilian

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung der Illustrationen von Douglas Holgate

ISBN eBbook 978-3-8458-3809-0

ISBN Printausgabe 978-3-8458-3655-3

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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für Alyse, für all die Unterstützung, Ratschläge, Anweisungen und Liebe, Liebe, Liebe. Du bist meine Süße.

Und noch was – dieses Buch ist so eine Art Liebesbrief an eine Reihe von guten Freunden: Mikey, Mouth, Data und Chunk. Roberta, Teeny, Samantha und Chrissy. Angus und Troy. Gordy Lachance und Chris Chambers. Scotty Smalls und Benny the Jet. Corey, Haley und Jimmy. Danke, Freunde – und danke an alle, die Euch gemacht haben.

M.B.

Für Allyson und Angus. Wir werden zwar hoffentlich nie einen Überlebensplan A oder B für eine Zombie-Plage austüfteln müssen, aber falls doch, dann würde ich die Apokalypse mit niemand anderem als mit Euch verbringen wollen.

D.H.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Danksagungen

Über den Autor

Über den Illustrator

Leseprobe zu "Jack, der Monsterschreck und die Zombie-Party"

Weitere Titel

Kapitel 1

Das da bin ich.

Nicht das riesige Monster.

Unter dem riesigen Monster. Am Boden, neben dem zersplitterten Baseballschläger. Der gut aussehende Typ, der jeden Moment gefressen wird.

Noch vor zweiundvierzig Tagen war ich einfach nur Jack Sullivan: ein dreizehnjähriger Junge mit einem ziemlich öden Leben in der ziemlich öden Kleinstadt Wakefield. Ich war absolut kein Held, absolut kein harter Bursche und in absolut keine Schlachten mit riesigen Monstern verwickelt.

Aber seht mich jetzt an. Mitten im Kampf gegen eine gigantische Bestie auf dem Dach vom CVS-Supermarkt.

Das Leben spielt manchmal echt verrückt.

Wobei, im Moment spielt die ganze Welt verrückt. Guckt euch bloß mal die kaputten Fenster an. Und die wild gewordenen Ranken, die an den Gebäudemauern nach oben wuchern.

Das alles ist nicht normal.

Und ich? Tja, ich bin noch nie so richtig normal gewesen. Sondern immer schon irgendwie anders. Ihr müsst wissen, ich bin Waise – und deswegen reichlich rumgekommen, in verschiedenen Heimen, verschiedenen Pflegefamilien, bevor ich dann letzten Dezember hier in Wakefield gelandet bin.

Aber diese ständige Umzieherei härtet ab: Sie macht einen cool, sie macht einen selbstbewusst, sie macht einen zum Durchblicker in Sachen Mädchen – sie macht einen zu JACK SULLIVAN.

Mannomann.

Da wär mir fast ’ne Monsterfaust auf den Schädel gedonnert.

Im Supermarkt bin ich übrigens, weil ich ein Brillen-Reparaturset brauche – diese kleinen Teile, die Leute kaufen, wenn ihre Brille kaputtgeht. Klar, ist voll lahm, so was zu brauchen. Aber ich hab ein Walkie, und dieses Walkie ist im Eimer. Um es wieder ans Laufen zu bringen, brauch ich ’nen echt, echt, echt winzigen Schraubenzieher, und die einzige Chance, in Wakefield an ’nen echt, echt, echt winzigen Schraubenzieher zu kommen, ist ein Brillen-Reparaturset.

Eigentlich hätte das Ganze bloß ein schneller, unkomplizierter Ausflug werden sollen. Aber eins hab ich nach der Monster-Invasion übers Leben gelernt: Gar nix geht schnell, und gar nix ist unkompliziert. Dieses Monster hier ist das widerlichste, tollwütigste und einfach abscheulichste Viech, dem ich bisher begegnet bin. Das Ding ist ungelogen –

Mannomann! Seine gewaltige Faust hämmert auf das Dach ein, bis es nachgibt wie dünnes Eis. Ich stolpere rückwärts und lande voll auf meinem knochigen Hintern.

Allmählich wird’s Zeit, dass ich aufhöre, für dieses Monster den Prügelknaben zu spielen. ’ne Weile lang bin ich nämlich so was wie der Prügelknabe für alle und jeden gewesen, und was soll ich sagen: Es macht echt nicht besonders viel Spaß.

Also werd ich den Kampf aufnehmen.

Ich rapple mich hoch. Klopf mir den Staub von den Sachen. Packe den Baseballschläger. Nicht zu fest, nicht zu locker – genau so, wie sie’s einem im Training eintrichtern.

Bloß will ich nicht den lausig geworfenen Ball von ’nem Teenager treffen … sondern ein fettes Monster erledigen.

Tja, also erst mal siegt das Viech.

Mit seiner Monsterpranke grapscht es mich aus der Luft. Zwischen den gewaltigen Fingern komm ich mir vor wie ein Streichholz.

Ich versuche, meine splittrige Baseballschläger-»Klinge« alias »der Schlitzer« herauszuziehen, aber der Knochenbrechergriff des Monsters lässt mir keine Chance.

Es hebt mich dicht an seine Visage. Zähe, schleimige Spucke trieft über die wulstigen Lippen. Die Glupschaugen mustern mich von oben bis unten, und die Riesennasenlöcher zucken, während es mich beschnuppert. Ich fühl mich wie die blonde Schönheit aus King Kong. Allerdings bezweifle ich stark, dass diese Bestie hier mich umarmen und lieb haben will …

Das Viech schnuppert weiter und bläst mir die Haare nach hinten, als es ausatmet. Ich wende mich ab. Sein Atem ist einfach – wow … Der Kerl hat echt ’ne Mundspülung nötig.

In den vergangenen zweiundvierzig Tagen bin ich ’ner Menge abartiger Biester begegnet, aber keins davon war wie das hier. Keins davon hat mich untersucht: mich beäugt, mich beschnuppert, mich prüfend gemustert.

Keins davon hat dermaßen clever gewirkt. Ich habe ein flaues Gefühl in der Magengrube – einen Verdacht –, irgendwas, das mir sagt, dass diese Bestie hier noch viel böser als abgrundtief BÖSE ist.

Ein Lächeln scheint über die Monsterfratze zu kriechen. Ein finsteres Grinsen, das so viel heißt wie: »Ich bin nicht bloß irgendein Urzeit-Widerling. Ich bin ein monströser Schurke, ein mächtiger Bösewicht, und ich werde es genießen, deinem winzigen Menschenleib Schmerz zuzufügen.«

Mit einem schaurigen Stöhnen sperrt das Viech langsam das Maul auf und entblößt eine Armee schmutziger Reißzähne, zwischen denen noch dicke Fleischfetzen hängen. Ich trete. Ich zapple. Und schließlich, den nahen Fresstod vor Augen, BEISSE ich zu. Meine Zähne bohren sich ins Monsterfleisch, und der Druck seiner Pranke lässt für einen kurzen Moment etwas nach – sodass mir gerade genug Zeit bleibt, um den Griff meiner Klinge zu packen, die Waffe herauszuzerren und –

Mit aller Kraft ramme ich den Baseballschläger in den massigen Schädel der Kreatur, bis sie brüllt – was sich anhört wie BLARG!!! – und ihre Pranke öffnet und –

O-oh …

Ich stürze ab, purzle geradewegs durch das Loch im Dach, mitten hinein in den Supermarkt …

Ich lande im Gang mit den Süßigkeiten, schnapp mir ’ne Packung Oreos, reiße sie auf und stopfe mir einen Keks in den Mund. Mmm … Das Teil ist längst nicht mehr frisch, aber was soll’s – ein Oreo ist ein Oreo, und ein guter Snack ist heutzutage echt schwer zu finden. Außerdem ist nach dem Weltuntergang so ziemlich alles gratis zum Mitnehmen. Und das lass ich mir nicht entgehen. Keine Chance.

Ich rapple mich auf und sehe mich um.

Eine der riesigen Monsterquanten füllt fast den kompletten Laden. Ein Zeh hängt im Gang mit den Schulsachen, ein anderer thront auf dem Haarspray- und Deo-Regal. In Windeseile hechte ich über den Bestienfuß in Richtung Kasse und entdecke unterwegs, was ich haben wollte …

Ich schieb mir ein Set in die Tasche. Aber dann –

Das Vieh stößt seine Klaue durchs Dach, als wär’s nix. Die komplette Decke stürzt ein, während ich auf die Tür zujage. Ich wär gern noch ’ne Weile geblieben – Zeitschriften durchblättern, das Sonnenbrillen-Drehdings nach coolen Pilotenmodellen absuchen, Chips futtern. Aber dafür ist keine Zeit – ihr wisst schon, Riesenmonster und so.

Ich rase durch den Ausgang –

Draußen sprinte ich an ’nem schrottreifen Auto vorbei, haste durch einen Vorgarten-Urwald und schlüpfe unter die Verandatrümmer eines verlassenen Hauses.

Dann schnappe ich mir meine Kamera. Das Ding hab ich immer dabei. Immer. Ich halte den Sucher ans Auge, zoome, stelle scharf und –

Ich fotografiere alle Monster, denen ich begegne. Um mir später noch mal ihre Tricks, ihre Stärken und Schwächen und solchen Kram anzugucken. Und es ist einfach krass, wenn man sagen kann: »Ich bin Monsterfotograf.«

Außerdem geb ich jedem Biest einen Namen.

Aber wie soll ich das hier nennen? Wie nennt man ein Monster, bei dessen Anblick sich einem vor Panik die Fußnägel aufrollen?

Das Riesenvieh brüllt wieder, es klingt wie »BLARG!«.

Hmm. »Blarg.« Hat irgendwie was …

Plötzlich ertönt ein Lärm, als würde ’ne Abrissbirne in zehn Millionen Legosteine krachen. Blarg kommt durch die Wand auf den Parkplatz gestapft, und der Supermarkt stürzt komplett ein. Nachdem der Staub sich gelegt hat, sehe ich das Ungeheuer zum ersten Mal in voller Größe – es steht jetzt aufrecht auf Beinen so groß wie Baumstämme. Der blanke Horror. Er ist …

Blarg senkt die Nase und schnüffelt. Er hebt ein Auto hoch und späht darunter. Heiliger Dreck, er ist auf der Jagd! Er sucht! Nach mir!

Sein Blick wandert über die völlig zerstörte, vermodernde Umgebung. Er richtet ihn auf die Verandatrümmer. Auf mein Versteck …

Ich schlucke. Ob er mich sehen kann?

Stück für Stück schiebe ich mich rückwärts, tiefer hinein in die Schatten.

Ein paar Sekunden lang starrt er noch auf die Veranda, dann hebt er den Kopf Richtung Himmel. Und stößt ein gewaltiges Wutgeheul aus.

Schätze, er sieht mich doch nicht.

Blarg dreht sich um und stampft die Spring Street hinunter, weg von der Supermarkt-Ruine, die Nase schnüffelnd knapp über dem Boden. Wie ein Bluthund, der meine Witterung aufgenommen hat …

Während ich unter der Veranda hervorkrieche, denke ich: Das war knapp.

Megamäßig gefährlich knapp.

Bloß, so langsam gewöhn ich mich dran, dass Sachen megamäßig gefährlich knapp sind.

Was soll ich sagen? Das Leben nach der Monster-Invasion? Ist echt gruselig. Und mächtig schräg. Aber das ist okay. Ich bin auch mächtig schräg.

Na dann, Zeit für die Rückkehr zum Baumhaus …

Kapitel 2

JACKS HIMMELHOHE
SUPERKRASS-UNEINNEHMBARE
BAUMHAUS-FESTUNG!!!

Hier wohn ich. Klar, das Ding ist kein echtes Zuhause mit so schickem Kram wie Badezimmer und Fensterscheiben, aber ich find’s ganz okay.

Früher gehörte die Hütte mal meinem ätzenden kleinen Pflegebruder. Ihr wisst schon, vorher … Aber nachdem der dickste Terror erst mal vorbei war, hab ich ’n paar größere Sachen angebaut.

Und warum braucht ’n Dreizehnjähriger ein Baumhaus, das besser gesichert ist als der Avengers Tower, die Villa von Professor X und Fort Knox zusammen?

Weil Massen von Zombies und Monsterviechern Wakefield (und, soweit ich weiß, die ganze verdammte Welt) eingenommen haben!

Was Zombies sind, wisst ihr vermutlich, aber falls ihr bis jetzt hinterm Mond gelebt habt, hier ’ne Kurzfassung des Grauens:

Und es gibt noch andere Ungeheuer.

Zum Beispiel die Dozer – fette, schwerfällige Viecher, die aussehen wie Nashörner auf zwei Beinen.

Oder die fliegenden Flügelwichte – so ’ne Art mutierte Flugsaurier. Oder die Schlingendinger – armdicke rote Reben, die lebendig sind. Schon klar, dass alle Pflanzen lebendig sind. Aber die sind lebendig lebendig. Die verwandeln Gärten in tückische Dschungel!

(Übrigens, kurzer Hinweis: Das sind keine wissenschaftlichen Namen. Bin ja kein Monsterologe.)

Und diese Dinger sind bloß die Spitze des Eisbergs. Ich entdecke fast jeden Tag irgendein neues Horrorvieh, dessen Anblick so haarsträubend ist, dass einem davon kotzübel wird.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wieso ich euch das alles erzähle. Wieso ich euch die Gedanken und das Geschwafel eines Teenagers auftische, der versucht, die Monster-Invasion zu überleben.

Ich sag’s euch:

Weil ich es wichtig finde, dass es in der Zukunft Leute gibt, die wissen, was sich nach dem Auftauchen dieser Viecher abgespielt hat.

Und weil ich in Erinnerung bleiben möchte – bloß für den Fall, dass ich bald gefressen werde. Ungefähr so …

Aber wie ich euch in Erinnerung bleibe – tja, das wird die Zeit zeigen …

Wie gesagt, vor dem Weltuntergang war ich Waise. Also, streng genommen bin ich natürlich immer noch Waise, aber ihr wisst schon, was ich meine.

Die letzte Familie, die ich am Hals hatte – die Robinsons –, war die schlimmste. Nach Ankunft der Monster sind die einfach verduftet.

Keine große Überraschung, dass sie mich zurückgelassen haben. Wenn ihr mich fragt, haben die mich sowieso bloß deswegen aufgenommen, weil sie jemanden wollten, der das Laub zusammenharkt …

Falls das jetzt so klingt, als würd ich’s drauf anlegen, dass ihr mich bemitleidet oder so – das tu ich nicht. Ist nicht mein Stil. Ich geb euch hier bloß ’nen Lagebericht. Das Drum und Dran. Die Details.

Ich hab längst gelernt, dass man sich am besten nicht allzu viele Sorgen darum macht, welchen Mist das Leben auf einen runterregnen lässt. Das Leben will einem eins überbraten – also duckt man sich und bleibt in Bewegung. So wie ich das sehe, gibt’s ja immer irgendwen, der noch übler dran ist, richtig?

Es sei denn natürlich, man ist der letzte Mensch auf der Welt. Dann gibt’s logischerweise keinen mehr, der noch übler dran ist.

Seit die Robinsons sich verdrückt haben – das ist jetzt zweiundvierzig Tage her –, muss ich ganz allein in ’ner Welt voller Monster überleben. Klingt verschärft nach dem Stoff für ein Videospiel, stimmt’s?! Deswegen hab ich mir gesagt, was soll’s, dann behandle ich das Leben auch wie ’n Videospiel.

Und das ist einfach gewesen, weil ich schon immer ’nen videospielmäßigen Blick aufs Leben hatte – indem ich mir ständig den Spielstand von Leuten vorgestellt und Hindernisse wie Endgegnerkämpfe genommen habe.

Ihr wisst doch, dass man in Videospielen Herausforderungen meistern muss, um Trophäen und Belohnungen einzuheimsen?

Tja, hab mir meine eigenen ausgedacht. Ich nenne sie …

Die Dinger krieg ich, wenn ich bestimmte Ziele und Aufgaben erfüllt habe. Je riskanter die Aufgabe, desto fetter die Glanztat. Und ich brauch immer ’nen Fotobeweis. Hier ein paar Beispiele: