Titelbild

Erzählt von Kirsten Vogel

Nach Motiven von Stefan Wolf

Der Roboterhund

KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von COMICON S.L./ Beroy + San Julian

Umschlaggestaltung: Weiß-Freiburg GmbH

Grundlayout: DOPPELPUNKT, Stuttgart

TKKG Junior, Der Roboterhund, erzählt von Kirsten Vogel

Nach Motiven von Stefan Wolf mit freundlicher Genehmigung der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

TKKG Junior ist eine eingetragene Marke der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

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© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50128-3

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Blick in die Zukunft

»Beeilung, Leute!« Gaby radelte vorweg, den Hügel Richtung Universität der Millionenstadt hinauf.

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»Ja, ’tschuldigung. Ich musste noch schnell in der Schokoladenfabrik vorbei.« Klößchen fuhr im Stehen. Seine Wangen waren erdbeerrot und in seinen Mundwinkeln klebte Schokolade. »Ohne Papas neue Erdbeersahne-Vollmilch gibt es für mich keine Zukunft. Ich sage euch: Die ist so schön schmelzig und schmeckt ganz zart nach Erdbeere – genau das Richtige bei der Hitze!« Er setzte sich wieder auf den Sattel und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Übrigens: Wenn ich drei Wünsche für die Zukunft frei hätte, dann würden sich zwei davon an dich richten, Karl.«

Karl schaltete in einen höheren Gang. »Und die wären?«

»Du erfindest einen Beamer, mit dem wir uns immer genau dahin befördern können, wo wir gerade hinwollen«, sprudelte Klößchen los. »Und eine Guten-Morgen-Maschine, die mich weckt, anzieht und mir die Zähne putzt. Oder lieber doch einen Schokobrunnen, der niemals versiegt?«

Gaby kicherte. »Und was ist Wunsch Nummer drei?«

»Dass wir immer zusammenbleiben.« Klößchen strahlte seine Freunde an.

»Wunsch Nummer drei geht klar! Ich sage TKKG eine großartige Zukunft mit vielen spannenden Fällen voraus«, tönte Tim und zog an ihnen vorbei.

Die Freunde nickten heftig. Oskar, der mit wehenden Ohren in Gabys Fahrradkorb saß, bellte.

Tim Carsten, Karl Vierstein, Wilhelm „Klößchen“ Sauerlich und Gaby Glockner waren Detektive und nannten sich TKKG. Sie gingen zusammen in die Klasse 5b des Internats. Gabys Cockerspaniel Oskar war das fünfte, inoffizielle Mitglied des Detektivclubs. Er war ihre Spürnase und gleichzeitig das kuscheligste Zotteltier der Millionenstadt.

Die Freunde waren auf dem Weg zur Universität, wo Karls Vater, Albert Vierstein, Mathematikprofessor war. Er hatte die Zukunftstage organisiert. Ehemalige Studenten waren eingeladen, um Schülern und Studenten aus ihrem Berufsleben zu berichten. So sollten sich diese ein Bild machen können, welche Berufsmöglichkeiten sie in der Zukunft hatten.

»Also, wenn das mit dem Beamen klappen soll, muss ich schnell loswerkeln«, scherzte Karl. »Dann können wir vielleicht morgen schon am Meer sein.«

»Bei der Hitze wäre das natürlich cool«, stöhnte Gaby. »Aber wir brauchen dich in der Uni. Dein Vater hat doch gesagt, dass wir da über unsere Zukunftsvision sprechen sollen.«

»Was meint er eigentlich mit ›wie Sohn‹«, hakte Klößchen nach. »Hat das irgendwas mit dem Spruch ›Wie der Vater, so der Sohn‹ zu tun?«

Karl wiegte den Kopf hin und her. »Nicht ›wie Sohn‹, sondern VISION. Es geht darum, wo wir uns in der Zukunft sehen, also was wir beruflich machen wollen.«

»Dann ist Vision bei mir ›wie Sohn‹. Ich werde auch mal Schokoladenhersteller, wie mein Vater.« Klößchens Vater Herrn Sauerlich gehörte die größte Schokoladenfabrik der Millionenstadt, und Klößchen war gleichzeitig sein Sohn und sein Berater.

Die Freunde waren auf dem Hügel angekommen. Auf dem Universitätsgelände herrschte buntes Treiben.

Gaby hob Oskar aus dem Fahrradkorb. »Ich möchte am liebsten irgendwas mit Hunden machen.« Oskar wetzte los auf die Grünfläche vor dem alten Gebäude. Einige Studierende lagen faulenzend in der Sonne, andere diskutierten wild. Eine kleine Gruppe junger Studenten futterte gerade Schokoküsse.

Klößchen überlegte. »Vielleicht werde ich auch Student, und zwar der Schokokuss-Wissenschaft.«

Tim schmunzelte. »Dann wirst du vom Schokoklößchen zum Schokoküsschen.«

»So passend!«, lachte Gaby. »Übrigens, Küsschen: Danke für Oskars schönes neues Hundehalsband.«

»Sag das meiner Mutter. Die hat es extra anfertigen lassen – mit lieben Grüßen an ›Oswald‹! Damit er ein bisschen schicker aussieht.« Klößchen verdrehte die Augen. »Seinen Namen kann sie sich nicht merken, aber –«, er zeigte auf Oskar, der einen Zitronenfalter verfolgte und über die Wiese fegte, »Hauptsache, er sieht schick aus, wenn er auf Libellen- oder Schmetterlingssafari geht.«

Eine Studentin stolperte beinahe über den Cockerspaniel, konnte sich aber gerade noch fangen. Ihr Beutel fiel auf den Boden und kippte um. Kugelschreiber, ein Ringblock, ein Apfel, eine Wasserflasche und eine Kette purzelten heraus. »Mist!« Die Studentin blies sich eine blonde Ponysträhne aus der Stirn.

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»Entschuldige, mein Hund ist manchmal etwas stürmisch.« Gaby half beim Einsammeln des Beutelinhalts. Sie hielt eine goldene Kette mit einem grün schimmernden Schmetterlingsanhänger hoch. »Die ist ja süß!«

»Ja, die ist von meiner Omi. Leider ist mir heute Morgen der Verschluss kaputtgegangen.« Die Studentin steckte die Kette wieder ein. »Danke, dass du mir geholfen hast.«

Das Mädchen lief los und Gaby pfiff auf ihren Fingern. »Oskar, bei Fuß!«

Aber Oskar jagte einfach weiter.

»Also, Hundetrainerin wirst du nicht, Gaby«, lachte Tim.

»Du kannst ja eine Hundeuniversität eröffnen«, schlug Klößchen vor.

Karl musste lachen.

»Warum denn nicht?«, verteidigte sich Klößchen. »Die Menschen sind doch auch immer schlauer geworden.«

Karl räusperte sich. »Na ja, es gibt Studien, die zeigen, dass bei Menschen der IQ, also der Intelligenzquotient, schon wieder abnimmt.«

»Was, echt?« Klößchen sah Karl verwundert an. »Aber man kann sich doch immer mehr Wissen aneignen, und die ganzen Maschinen, die die Menschen bauen, werden doch auch immer besser.«

Karl nickte. »Es kann sogar sein, dass es bald Roboter gibt, die intelligenter sind als wir. Das nennt man dann starke künstliche Intelligenz – KI.«

Klößchen schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie soll das denn gehen?«

»Schwache KI gibt es schon. Unsere Handys zum Beispiel«, erklärte Karl.

»Oskar, hier gibt’s Leckerlis«, lockte Tim. Der Cockerspaniel kam mit hängender Zunge angewetzt. Tim warf einen Leckerbissen in die Luft und Oskar schnappte ihn mit einem Hopser.

»Du bist ein sehr intelligentes Tier«, freute sich Tim.

Oskar wuffte und ließ das Leckerli knackend in seinem Maul verschwinden.

Der Kies knirschte unter TKKGs Füßen, als sie den Weg zum Universitätsgebäude entlangliefen. Über der großen, schweren Eingangstür hing ein Plakat. »Willkommen in der Zukunft«, las Tim vor.

Die vier betraten die Eingangshalle, in die durch ein Oberlicht die Sonne schien.

»Ganz schön warm hier. Die haben wohl nicht so eine coole neue Klimaanlage wie wir im Internat«, stellte Klößchen fest.

Mehrere Gänge gingen von der Halle ab, überall befanden sich Wegweiser. Eine Steinstatue hielt ihnen wie zur Begrüßung die Hand entgegen.

»Guten Tag, Carl Friedrich Wilhelm«, flötete Karl.

Klößchen sah sich um. »Mit wem sprichst du?«

»Mit ihm«, Gaby zeigte auf die Statue aus Stein. »Vermutlich ein Superheld aus der Zukunft.«

Tim kicherte. »Der hat doch bestimmt die Universität gegründet.«

Gaby leinte Oskar an. »Tim, wir wissen noch gar nicht, wie deine Zukunftsvision aussieht.«

»Oh, das ist nicht schwer. Ich möchte eine Maschine entwickeln, mit der wir Plastik aus den Meeren fischen können.«

»Ah, dann musst du Maschinenbau studieren«, riet Klößchen, nicht ohne Hintergedanken. »Sehr praktisch. Dann kannst du auch Maschinen für meine Schokoladenfirma herstellen.«

Karl zeigte auf ein Schild, auf dem in großen Buchstaben AUDIMAX stand. »Da müssen wir hin.«

»Audimax?« Tim zog die Stirn in Falten.

»Das ist die Abkürzung des lateinischen Begriffs Auditorium maximum«, dozierte Karl. »Der größte Hörsaal. Da sitzen die Studenten und hören den Vorlesungen zu. Er ist so ähnlich wie ein Theater gebaut. Auf der Bühne steht der Professor und im Publikum sitzen die Studenten.«

»Welche Vision hast du eigentlich, Karl?«, wollte Tim wissen.

Karl steckte die Hände in die Hosentaschen. »Vielleicht kann ich das Plastik recyceln, das du aus den Ozeanen fischst.«

»Das heißt, dass du es wiederverwenden möchtest, oder?«, fragte Klößchen, der der Steinstatue gerade die Hand schüttelte.

Karl holte Bonbonpapier aus seiner Tasche und warf es in den Mülleimer. »Genau.«

Klößchens Blick blieb an etwas hängen. »Ohhhh!«, hauchte er entzückt und ging in die Knie. »Wer bist du denn?«

Oskar begann zu knurren. Die Freunde entdeckten schnell den Grund. Auf dem Boden saß ein kleiner Hund. Er rollte lustig mit den Augen und wedelte mit dem Schwanz. Aber es war kein echter Hund. Er hatte kein Fell, glänzte silbrig und die Stupsnase sah bei genauerem Hinsehen aus wie ein kleiner Lüftungsschacht. Seine großen Kulleraugen schimmerten schwarz. Als Tim sich neben Klößchen auf den Boden hockte, begann er wieder mit dem Schwanz zu wedeln. »Wie süß bist du denn?«

»Ist das ein Roboterhund?«, fragte Gaby überrascht.

Karl nickte andächtig. »Sieht ganz so aus.«

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Roboter Robi