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Kay Rivers

HEISSE KÜSSE IN BERKELEY

Fortsetzung des Romans
Küsse voller Zärtlichkeit

© 2020

édition el!es

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Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-308-1

Coverillustration:
iStock.com/inarik

1

»Hallo, meine Süße.«

Cindy fuhr von ihrem Buch hoch, als sie die Worte hörte und ein zarter Lufthauch über ihr Ohr strich. Sie drehte sich schnell um. »Michelle!« Ihr Gesicht erstrahlte. »Was machst du denn hier?«

»Ich wollte schon immer einmal den Lesesaal von Berkeley kennenlernen«, erklärte Michelle lächelnd.

Erstaunt hob Cindy die Augenbrauen. »Und sie haben dich einfach so hereingelassen?«

Als Antwort zuckte Michelle nur die Schultern.

»Ja, klar.« Cindy stand schmunzelnd auf. »Wer kann dir schon widerstehen?« Sie hätte Michelle am liebsten von oben bis unten abgeküsst, aber das ging hier im Lesesaal natürlich schlecht.

»Disney ist im Vorstand«, erklärte Michelle. »So schwierig war es gar nicht. Das Schwierigste daran war, sie davon abzuhalten, mir eine Eskorte zu geben.« Sie schmunzelte auch.

»Oh Michelle . . .«, flüsterte Cindy. Die Sehnsucht erfasste sie mit voller Macht.

»Psst!«, machte Michelle und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nicht so laut hier.«

»Dann musst du mir nicht solche Sachen ins Ohr flüstern und mich damit erschrecken.« Cindy flüsterte noch leiser.

»Ich liebe es, dir Sachen ins Ohr zu flüstern«, erwiderte Michelle zärtlich lächelnd. »Allerdings wollte ich alles andere als dich damit zu erschrecken. Wenn das so erschreckend für dich ist, werde ich es in Zukunft unterlassen.«

»Bitte nicht«, sagte Cindy. »Aber vielleicht nicht hier im Lesesaal, wenn ich so unvorbereitet bin.« Sie lachte Michelle an. »Also, was machst du hier? Kommst du mich besuchen?«

»Das auch«, sagte Michelle, »aber eigentlich musste ich nach Anaheim wegen einer Sitzung, und da dachte ich, wenn ich schon mal in Los Angeles bin, mache ich einen Abstecher auf dem Rückweg.«

»Eine Sitzung? Außerplanmäßig?«, fragte Cindy besorgt.

»Keine Angst.« Michelle lächelte beruhigend. »Nicht so wie das letzte Mal. Im Gegenteil. Sie wollen mich befördern.«

»Befördern? Wohin?« Cindy runzelte die Stirn.

»Das eben ist das Problem. Sie können mich nicht in Disney World befördern. Da bin ich schon der oberste Boss«, sagte Michelle, und sie klang nicht besonders glücklich.

»Sie wollen dich versetzen?« Cindy wusste, wie sehr Michelle Disney World liebte. Sie wollte dort sicher nicht weg.

»Ich soll Disneyland übernehmen, hier in Kalifornien«, sagte Michelle. »Dann bin ich automatisch in der obersten Geschäftsleitung.«

»Das warst du doch jetzt schon.« Cindy runzelte die Stirn.

»Nicht so ganz«, sagte Michelle. »Kalifornien steht über Florida, weil es der Hauptsitz ist. Ich habe zwar mehr Geld verdient mit Disney World, aber die höhere Position hatte Keith.«

»Du übernimmst den Posten von Keith?«, fragte Cindy erstaunt.

»Nein.« Michelle versuchte anscheinend, ihre Genugtuung nicht zu sehr zu zeigen, aber sie konnte ein befriedigtes Zucken ihrer Mundwinkel nicht unterdrücken. »Er wäre mir dann untergeordnet.«

»Du liebe Güte!« Cindy setzte sich. »Das ist ein Sprung!«

»Kann man so sagen«, bestätigte Michelle etwas zögernd. »Die Frage ist nur, ob ich das auch will.«

Cindy sah sie fragend an. »Du willst nicht?«

»Ich weiß noch nicht«, meinte Michelle.

»Präsidentin von Disney World zu sein ist dir wichtiger.« Das konnte Cindy sich gut vorstellen. Michelle und Disney World – das war ja fast dasselbe.

»Der Titel ändert sich nicht«, erwiderte Michelle nachdenklich. »Dann wäre ich Präsidentin von Disneyland. Und im Aufsichtsrat.«

»Das musst du dir gut überlegen.« Abwartend musterte Cindy Michelle. Sie wusste nicht genau, was Michelle abhielt, sich zu freuen. Aber das wusste sie manchmal nicht.

Michelle nickte. »Ja. Ich müsste nach Kalifornien umziehen.«

Ein Strahlen überzog Cindys Gesicht. »Das wäre doch toll! Dann könnten wir uns viel öfter sehen.« Aber sie bemerkte sofort, dass Michelle ihre Begeisterung nicht teilte. »Willst du nicht?«

»Das schon, das wäre wirklich schön. Aber . . .« Michelle zögerte erneut. »Ich käme zurück«, sagte sie dann schnell. »Ich stamme von hier.«

Überrascht blickte Cindy sie an. »Du bist Kalifornierin? Das hast du mir nie erzählt.«

»Es gab keinen Anlass dazu.« Auf einmal wirkte Michelle verschlossen.

»Oh, ja, entschuldige.« Das hieß vermutlich, Michelle war hier in Kalifornien im Kinderheim gewesen. Das waren keine guten Erinnerungen, die sie damit verband. Cindy strich ihr über den Arm. »Solange ich in Berkeley bin, wäre es natürlich schön, wenn ich nicht jedes Mal über sieben Stunden fliegen müsste, um dich zu sehen«, sagte sie leise.

»Du wirst nicht ewig hier sein«, gab Michelle zu bedenken.

»Ich könnte mir einen Professorinnen-Posten hier andrehen lassen, wenn ich meinen Doktor habe«, sagte Cindy.

»Könntest du.« Michelle runzelte die Stirn, als ob sie das Für und Wider abwägen würde.

»Professoren werden zwar schlecht bezahlt, aber aufs Geld brauche ich ja nicht zu achten.« Cindy lachte. Sie merkte, dass sie Michelle Kalifornien schmackhaft zu machen versuchte, aber was sollte sie tun? Sie sehnte sich so nach ihr, wenn sie allein hier war. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als quasi nur um die Ecke gehen zu müssen, um sie zu sehen. Wie es in Disney World gewesen war.

»Tja.« Michelle seufzte. »Lass uns von etwas anderem reden. Hast du noch lange hier zu tun?«

»Ich könnte sofort aufhören.« Leicht strich Cindy Michelle über die Wange. »Bei so einer schönen Unterbrechung kann ich mich sowieso nicht mehr konzentrieren.« Sie lächelte zärtlich.

»Wollen wir essen gehen?«, fragte Michelle.

»Essen?« Cindy starrte sie entgeistert an.

Michelles Mundwinkel hoben sich belustigt. »War das der falsche Vorschlag?«

Etwas verlegen verzog Cindy das Gesicht. »Ähm . . . Nein . . . Wenn du hungrig bist, gehen wir essen.«

»Ich bin hungrig«, bestätigte Michelle. Ihre Augen begannen zu funkeln.

Cindy wurde es sehr warm in den abgedunkelten Räumen der Bibliothek, die eigentlich gut klimatisiert waren. »Ich wohne im Studentenwohnheim«, sagte sie. »Ich teile mir mit einer anderen Studentin ein Zimmer.«

»Oh, wieder diese ›Ich will so sein wie alle anderen‹-Geschichte«, vermutete Michelle leicht amüsiert.

»Genau«, sagte Cindy. »Bisher weiß hier noch niemand, wer ich bin, und das finde ich sehr angenehm.«

»Dann bleibt nur noch ein Hotel.« Michelle zog die Augenbrauen hoch.

Cindy wusste, warum. Ihre erste Begegnung im Hotel war nicht sehr erfreulich gewesen. »Willst du hier übernachten?«, fragte sie mit rau angehauchter Stimme.

»Das hatte ich eigentlich nicht vor«, erwiderte Michelle und ließ ihre Augen über Cindys Gesicht wandern. »Gibt es auch Stundenhotels hier in der Nähe?« Sie schmunzelte.

Cindy stupste sie spielerisch in die Seite. »Wie sollen wir uns denn dabei vorkommen?«

»Hauptsache, das Bett ist gut«, sagte Michelle. Sie bemühte sich krampfhaft um einen ernsten Gesichtsausdruck.

»Du bist unmöglich, Michelle«, flüsterte Cindy. Sie packte ihre Sachen zusammen. »Lass uns bloß gehen, bevor sie uns wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses rauswerfen!«

Sie verließen die Bibliothek und traten ins helle Licht des späten Nachmittags hinaus. »Wir könnten es mit meinem Zimmer versuchen«, sagte Cindy. »Ich glaube, meine Mitbewohnerin ist heute bei ihrem Kellnerinnenjob. Sie kommt erst spät nach Hause.«

»Traumhaft!«, sagte Michelle lachend. »Und dann kommt sie mittendrin herein, weil sie etwas vergessen hat. Das habe ich schon in meiner eigenen Studienzeit gehasst!«

Cindy sah sie an. »Bist du denn so oft gestört worden?«

Michelle musterte sie. Ihre Mundwinkel zuckten. »Das wüsstest du jetzt gern, was? Aber ich sage es dir nicht.« Ihre Mundwinkel gaben den Kampf auf und verzogen sich weit nach oben.

»Du bist gemein«, sagte Cindy. »Wahrscheinlich haben sich die Damen die Klinke bei dir in die Hand gegeben.« Sie beobachtete Michelles Gesicht, um abzuschätzen, ob sie sie genug herausgefordert hatte, dass sie ihr die Wahrheit verraten würde.

»So schlimm war es auch wieder nicht«, erwiderte Michelle zurückhaltend. »Machst du es so?« Sie blitzte Cindy fröhlich an. Nun hatte sie ihr die Provokation zurückgegeben und offensichtlich ihren Spaß daran.

»Ich bin mit dir zusammen!«, erwiderte Cindy empört. »Da kommt das ja wohl kaum in Frage.«

»Wirklich?« Michelle wirkte nun doch etwas ernster, nicht mehr so verspielt.

»Ich dachte, du bist nicht eifersüchtig«, meinte Cindy blinzelnd.

»Du bist viel allein hier in Berkeley«, sagte Michelle. »Wir sehen uns nicht oft.«

»Du bist ebenso viel allein in Orlando. Soll ich daraus jetzt schließen, dass ich dich vielleicht nicht überraschend zu Hause besuchen sollte?«, fragte Cindy.

Michelle zog die Augenbrauen zusammen. »Ich arbeite die meiste Zeit.«

»Ach, und was glaubst du, was ich hier tue?« Cindys Augenbrauen zogen sich nicht zusammen, sie hob sie fragend, aber auf eine durchaus herausfordernde Art.

»Du hast recht«, gab Michelle zu. »Ich führe mich albern auf.«

Cindy lächelte. »Ich bin deine Frau«, sagte sie. »Du hast jedes Recht zu fragen.«

Automatisch blickte Michelle auf den Ring an Cindys Hand. Sie schluckte. »So wie jetzt habe ich mich noch nie gefühlt, Cindy. Es tut mir leid.«

»So wie jetzt? Das heißt, du bist tatsächlich eifersüchtig?« Während Cindy versuchte, ein Zucken ihrer Mundwinkel zu unterdrücken, legte sie den Kopf schief.

»Ich weiß nicht«, sagte Michelle. »Ich kenne das Gefühl nicht, aber es ist . . . unangenehm.«

»Dann weißt du jetzt, wie es war, als ich dich mit Candice zusammen gesehen habe«, sagte Cindy. »Das beruhigt mich.«

»Candice war nie –«, fuhr Michelle auf.

»Ich weiß.« Cindy unterbrach sie schnell. »Lass uns das Thema beenden.« Sie sah Michelle an und lächelte. »Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist.« Sie hob die Hand, als Michelle protestieren wollte. »Wenn wir in Orlando sind, bist du der Boss, aber wenn du hier bist, habe ich das Sagen. Das ist mein Terrain. Gewöhn dich daran.«

Michelle sah sie an. »In Orlando bin ich der Boss? Das halte ich für ein Gerücht. Mary Beth, Mrs. Taylor und du – wenn du da bist –, ihr habt ganz schön das Regiment übernommen.«

Cindy lachte. »Mary Beth ist eine Herausforderung für dich?«

»Oh ja!« Michelle seufzte. »Jeden Tag aufs Neue. Ich wünsche mir Ms. Hawkins zurück.«

»Will sie denn zurückkommen?« Cindy ging mit Michelle den Weg von der Bibliothek zu den Wohnheimen auf dem Campus hinüber.

Michelle schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht. Sie ist glücklich mit ihrem Baby und ihrem Mann.«

»Es ist aber auch ein süßes Baby«, sagte Cindy. Bei einem ihrer Besuche in Orlando hatte sie Patsy mit ihrem Neugeborenen gesehen. »Manchmal wünschte ich –« Sie brach ab.

Michelle blieb stehen und wartete, dass Cindy weitersprach. Als sie das nicht tat, fragte sie: »Du wünschst dir was?«

»Ach, ich –« Cindy blickte auf den Boden. »Es geht ja sowieso nicht.«

Michelle hob die Augenbrauen. »Ein Kind? Ist es das?«

»Nein, ich . . . es – das ist ja alles Unsinn.« Cindy wirkte betreten.

»Also wünschst du dir doch eins«, insistierte Michelle.

»Nicht wirklich.« Cindy sah auf. »Ich . . . Ich mag Kinder, und meine Mutter . . . Es ist nur, weil . . . ich glaube, sie hätte gern ein Enkelkind.«

»So.« Michelle sah sie merkwürdig an, dann ging sie langsam weiter. Sie blickte während des Gehens auf den Boden und beobachtete ihre Füße. »Nur deshalb?«, fragte sie.

Cindy hängte sich bei ihr ein. »Ich liebe dich so sehr, Michelle«, sagte sie warm, während sie mit zärtlichen Augen Michelles gesenktes Gesicht betrachtete, »und manchmal, wenn wir miteinander schlafen, denke ich mir, wenn daraus jetzt ein Kind entstehen könnte, das müsste das schönste Kind auf der Welt sein.« Sie lachte. »Eine kleine Michelle, ein kleiner Rotschopf!«

»Eher eine kleine Cindy«, wandte Michelle ernsthaft ein. »Das Dunkle setzt sich meistens durch.«

»Also rotbraun«, entschied Cindy. »Noch besser.«

Michelle blieb stehen. »Über was reden wir hier? Willst du mir vielleicht durch die Blume mitteilen, dass du schwanger bist?«

»Wie bitte?« Cindy starrte sie entgeistert an.

»Na ja, das ganze Gerede von Kindern, Babys, Enkelkindern . . . Das Thema scheint dich doch sehr zu beschäftigen«, sagte Michelle ernst. »Und da könnte es ja sein, dass du beschlossen hast –«

»Ohne dich zu fragen und ohne dich einzubeziehen?« Cindy schüttelte verblüfft den Kopf. »Wie kommst du denn auf so eine Idee?«

Immer noch schien Michelle nicht überzeugt. »Also bist du nicht schwanger?«, fragte sie mit ziemlich großem Zweifel in der Stimme.

»Aber Michelle!« Cindy lachte. »Woher denn? Oder hast du dich plötzlich in einen Mann verwandelt und mir beim letzten Mal ein paar Samenzellen hinterlassen?« Sie musterte Michelle von oben bis unten. »So siehst du mir nicht aus.«

»Natürlich nicht«, gab Michelle etwas gereizt zurück. »Aber . . . wenn eine Frau sich ein Kind wünscht . . .«

». . . gibt es eine Menge Möglichkeiten, ich weiß«, sagte Cindy. »So etwas traust du mir zu?« Sie blickte Michelle ernst ins Gesicht.

Michelle scharrte leicht mit einem Fuß über das Kiesbett des Weges und schaute Cindy nicht an. »Nein, ich –«

Cindy begann zu lächeln. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte sie leise und sanft. »Ich werde dich nie verlassen und ich werde dich auch nie betrügen. Selbst wenn ich wirklich ein Kind wollte, würde ich erst mit dir darüber sprechen. Dann könnten wir gemeinsam eine Lösung finden. Aber im Moment«, sie nahm Michelle beim Arm und ging mit ihr zusammen los, »im Moment sind Kinder ehrlich gesagt das Letzte, woran ich denke.«

Michelle lächelte erleichtert. »Woran denkst du denn?«, fragte sie leicht von der Seite blinzelnd.

»Wenn ich dir das jetzt auch noch sagen muss, bist du nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe«, erwiderte Cindy schmunzelnd.

Michelle schmunzelte auch, sagte aber nichts.

Sie kamen am Studentenwohnheim an. »Da sind wir«, sagte Cindy. »Ich bringe nur schnell meine Bücher nach oben. Willst du sehen, wo ich wohne?«

Michelle nickte. »Ja, warum nicht?«

Sie gingen in den zweiten Stock hinauf, und Cindy öffnete eine schmale Tür auf der rechten Seite des Ganges. »Mein Reich!«, sagte sie lachend. »Zumindest zur Hälfte.«

Michelle betrat den Raum mit einem prüfenden Blick. Es war ein typisches Studentenzimmer, wie sie es aus ihrer eigenen Studienzeit kannte. Zwei schmale Betten, zwei Schreibtische, zwei kleine Kleiderschränke an der Wand. Nicht viel Platz für zwei erwachsene Personen. Sie seufzte.

Cindy legte ihre Bücher auf einem der Schreibtische ab und drehte sich um. »Gefällt es dir nicht?«

»Doch, doch.« Michelle blickte schnell zu Cindy. »Natürlich. Ich hätte nur nicht gedacht, dass du –«

»Dass ich was?« Cindy kam zu Michelle herüber, die immer noch an der Tür stand.

»Es ist sehr wenig Platz«, stellte Michelle unbestimmt fest.

»Manchmal ist das auch von Vorteil«, erwiderte Cindy leise, drückte die Tür hinter Michelle ins Schloss und lehnte Michelle dagegen. Sie musterte ihr Gesicht mit zärtlichem Blick. »Ich habe mich so nach dir gesehnt«, flüsterte sie. Sie beugte sich vor und berührte Michelles Lippen sanft mit ihren eigenen.

»Cindy . . .« Michelle schob sie ebenso sanft von sich. »Hier . . .«

». . . willst du nicht«, vollendete Cindy seufzend. Sie sah Michelle an. »Noch nicht einmal ein Kuss? Bitte . . . Ich konnte dich die ganze Zeit nicht berühren.«

Michelle lachte leise. »Wie kann ich deinen samtenen Rehaugen widerstehen?«

»Meine samtenen Rehaugen?« Cindy lächelte. »Findest du das wirklich?« Sie beugte sich wieder vor.

»Ja«, hauchte Michelle. Sie legte ihre Arme um Cindy, und Cindy küsste sie lockend und sanft und sehr, sehr lange.

Als sie sich wieder von Michelle löste, wisperte Cindy: »Jedes Mal, wenn wir uns so lange nicht gesehen haben, ist es wie das erste Mal, so schön, so weich, so warm und zärtlich.« Sie strich behutsam eine Haarsträhne aus Michelles Gesicht und lächelte sie an. »Ich freue mich so, dass du da bist.«

Michelles Augen wanderten über Cindys Gesicht, ganz langsam Stück für Stück, als ob sie sich jeden Zentimeter einprägen wollte. »Ich auch«, sagte sie leise.

Cindy lächelte. Es fiel Michelle immer noch schwer, ihre Gefühle auszudrücken, aber ihre Augen sagten mehr als tausend Worte. »Michelle . . .«, flüsterte Cindy und beugte sich vor. Ihre Hand glitt unter Michelles Kostümjacke und legte sich auf ihre Brust.

»Cindy . . .« Michelle seufzte. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie wollte Cindy verbieten weiterzumachen, aber es war so schön, und sie hatte sich so danach gesehnt. Sie hatte Cindy vermisst, seit sie das letzte Mal aus Orlando abgeflogen war, sie wünschte, sie könnte ihr sagen, wie sehr. »Cindy . . .«, flüsterte sie wieder, als Cindy ihre Brust leicht zu massieren begann.

Cindys Hand wurde mutiger, als Michelle sich nicht wehrte. Sie spürte Michelles Brustwarze durch den Stoff des BHs und der Bluse hindurch. Sie wurde größer und härter, als Cindy darüberstrich.

Michelle stöhnte auf. »Cindy . . . nicht . . . bitte . . .«

»Sie kommt nicht zurück.« Cindy flüsterte. Sie griff an Michelle vorbei und schloss die Tür ab. »Sie vergisst nie etwas.«

Sie küsste Michelle, und Michelles Lippen wurden ganz weich. Sie erwiderte Cindys Kuss hingebungsvoll. Cindy schob ihre Hände auf Michelles Schultern und streifte ihr die Kostümjacke ab. Ihre Finger wanderten an Michelles Armen hinab auf ihren Rücken, ihre Taille, suchten den Reißverschluss ihres Rockes und öffneten ihn. Der Rock glitt zu Boden. Cindy spreizte Michelles Schenkel mit ihrem eigenen und drängte sich gegen Michelles Mitte.

Michelle stöhnte unterdrückt auf. »Ich weiß nicht, ob ich . . . kann . . . hier.«

»Du wirst es bald wissen«, flüsterte Cindy.

Ihre eigenen Brustwarzen drückten sich hart aufgerichtet gegen den BH und vermittelten ihr ein Gefühl von Enge, das sie loswerden wollte. Für eine Sekunde löste sie sich von Michelle, riss sich selbst das T-Shirt über den Kopf und feuerte ihren BH in die Ecke. Sie knöpfte schnell Michelles Bluse auf, griff auf Michelles Rücken und öffnete die Häkchen, schob ihr den BH und die Bluse von den Schultern. Sie ließ sich nach vorn sinken und seufzte selig auf, als Michelles Brüste ihre eigenen nun nackt berührten.

»Michelle . . . Michelle . . .«, wisperte sie kaum noch ihrer Stimme mächtig.

»Cindy . . .« Auch Michelle schien ihre Bedenken vergessen zu haben. Ihre Stimme klang genauso hingebungsvoll, wie es ihr Kuss gewesen war.

Cindy berührte Michelles Lippen noch einmal leicht mit ihren eigenen, fuhr mit ihrer Zungenspitze darüber und verließ sie dann, um tiefer zu wandern. Über Michelles Hals zu ihren Brüsten. Sie legte ihr Gesicht zwischen die beiden weichen Hügel und seufzte auf. Sie begann, an der unsagbar samtigen Oberfläche zu zupfen und spürte, wie sich eine Gänsehaut darauf bildete. Ein leichtes Zittern durchlief Michelles Körper.

»Gefällt es dir?«, flüsterte Cindy.

»Ja.« Michelles Stimme war nur noch ein kaum hörbares Wispern.

Cindy bewegte sich langsam mit Zunge und Lippen auf Michelles Brustwarze zu. Das Zittern in Michelles Körper schien zum Dauerzustand zu werden. Je näher Cindy der Brustwarze kam, desto mehr verstärkte es sich. Michelles Hände legten sich auf Cindys nackte Schultern, umklammerten sie fest.

Cindy berührte den Außenhof der Brustwarze mit dem Ansatz ihrer Lippen. Sie verhielt einen Moment.

»Nicht«, hauchte Michelle. »Oh bitte . . . nicht . . .«

»Soll ich aufhören?«, fragte Cindy.

»Nein.« Michelle holte tief Luft. »Nicht aufhören . . . bitte . . .«

Cindy lächelte. Das war genau das, was sie hatte hören wollen. Sie suchte Michelles Brustwarze mit ihrer Zunge und leckte darüber.

Michelle spannte sich an, schob ihre Hüften von der Tür nach vorn und presste sich gegen Cindy. Cindy nahm die zweite Brust in ihre Hand, streichelte leicht darüber. Michelle stöhnte auf. Cindy wechselte zur anderen Brustwarze, leckte sie, rollte sie zwischen ihren Lippen. Michelle bog ihren Rücken durch, lehnte nur noch mit den Schultern an der Tür.

Cindy schob ihre Finger in Michelles Slip, um ihn herunterzuziehen. Gleichzeitig bewegte sie sich an Michelle abwärts. Als sie vor ihr kniete, legte sie ihre Hände auf Michelles Schenkel und drückte sie auseinander. Sie küsste die Innenseiten und spürte, wie Michelles Knie zitterten. »Ich komme gleich, mein Liebes«, flüsterte Cindy.

Michelles Antwort war ein leises Stöhnen und Seufzen, immer abwechselnd und verbunden mit sehnsuchtsvollen Bewegungen ihrer Hüften.

Cindy senkte ihr Gesicht in Michelles Schritt, genoss die weiche Umarmung ihrer Wangen durch die nackte Haut von Michelles Schenkeln und sog Michelles unvergleichlichen Duft tief in sich ein. Sie roch wie keine andere Frau, so süß wie eine tropische Frucht und gleichzeitig so scharf wie Chili.

So war sie ja auch. Cindy lachte leicht in sich hinein. Michelle war süß, aber sie konnte auch ganz schön scharf werden – nicht nur im Bett. Sie war eine aufregende Mischung.

Cindy schluckte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die schon ganz rau waren vor Erregung, spreizte Michelles Schenkel noch weiter und steckte ihre Zunge vorwitzig zwischen Michelles nass angeschwollene Schamlippen hinein.

Michelle erstarrte. Sie schien kaum noch zu atmen.

»Alles okay?«, fragte Cindy nach oben.

»Alles . . . okay«, kam es mühsam zurück. »Ich falle nur . . . gleich um.«

»Aber nicht vor deinem ersten Orgasmus«, antwortete Cindy neckisch. »Der kommt jetzt.«

Sie beugte sich wieder vor, sog Michelles Schamlippen tief zwischen ihre eigenen Lippen und suchte mit der Zunge nach der vielversprechenden Perle. Sie reizte sie mit ihrer Zungenspitze, und ein geradezu tierischer Laut von oben belohnte sie. Cindy umfasste Michelles feste Pobacken mit beiden Händen und presste Michelles verlockendes Zentrum gegen ihr Gesicht. Sie konnte nicht mehr atmen, aber ihre Zunge tanzte auf Michelles Perle und ließ sie noch größer anschwellen, hart und heiß werden.

Plötzlich spürte sie, wie Michelles Finger sich in ihre Haare gruben, ihren Kopf umklammerten und ihre Mitte noch mehr gegen Cindy drängten. Cindy verdoppelte ihre Anstrengungen, spürte Michelles Nässe, leckte ihren Saft von den tropfenden Lippen. Michelles Schenkel zitterten wie Espenlaub, schienen keine feste Verbindung zur Erde mehr zu haben. Cindy stieß mit ihrer Zunge in Michelle hinein, immer wieder, Michelles Hüften rotierten, sie stöhnte lauter und lauter.

Auf einmal riss Michelle die Hände nach oben, presste sie auf ihren Mund, ein dumpfes Geräusch kam heraus, sie erstarrte vollends und verkrampfte sich. Cindy löste sich keuchend von ihr und schnappte nach Luft. Sie sah Michelle wie ein Brett an die Tür gepresst dastehen, mit geöffnetem Mund, aber ohne einen Laut. Es sah gespenstisch aus.

Übergangslos schien Michelle in sich zusammenzufallen, wie das Seil eines indischen Fakirs, der aufhört, Flöte zu spielen. Cindy konnte sie gerade noch auffangen und sanft auf den Boden betten.

Michelle lag mit geschlossenen Augen da, ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig.

»Liebling.« Cindy strich sacht eine Haarsträhne aus Michelles Gesicht. »Mein süßer Liebling . . .«

Michelle antwortete nicht. Ihr Atem beruhigte sich allmählich.

»Meinst du, im Hotel wäre es schöner gewesen?«, fragte Cindy lächelnd, während sie Michelle weiter streichelte. »Ist es sehr schlimm, dass wir hiergeblieben sind?«

Michelle öffnete langsam die Augen. »Ja«, sagte sie. »Sehr schlimm.« Sie genoss eine Sekunde Cindys verdutzten Gesichtsausdruck, dann bewegten sich ihre Mundwinkel nach oben. Sie lächelte. »Du hast recht. Der Ort spielt eigentlich keine Rolle«, fügte sie nachgiebig hinzu.

»Freut mich«, sagte Cindy, »dass dir mein Zimmer gefällt.«

»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Michelle. »Das Zimmer gefällt mir ganz und gar nicht. Solche Zimmer haben mir noch nie gefallen. Sie haben so etwas Übergangsmäßiges, weil die Bewohner ständig wechseln. Ich finde, du solltest dir eine eigene Wohnung nehmen.«

»Wenn du öfter kämst, würde ich das vielleicht tun«, sagte Cindy mit einem schelmischen Augenaufschlag.

»Das ist Erpressung«, sagte Michelle. »Und der Boden ist sehr hart.«

»Entschuldige.« Cindy stand auf und reichte Michelle eine Hand. »Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.«

»Du musstest ja auch nicht darauf liegen«, sagte Michelle und stand mit Cindys Hilfe auf.

»Tut mir leid, ich –« Cindy fühlte sich unwohl. War Michelle nun doch böse? Denn sie hasste es, wenn man ihr nicht die Entscheidung überließ, und eindeutig hatte Cindy ihr die aus der Hand genommen.

Michelle musterte sie. »Welche Bedeutung könnte es wohl haben, dass du noch halb angezogen bist, ich aber vollkommen nackt bin?«

»Das –« Cindy blickte an sich hinunter. Sie grinste ein wenig. »Ich hatte noch keine Zeit«, sagte sie. »Du warst zu schnell.«

»Jetzt bin ich wieder schuld«, sagte Michelle. »Wie immer.«

»Michelle, das stimmt nicht«, protestierte Cindy. »Ich habe noch nie gesagt, dass du an irgendetwas schuld bist.«

»Dann habe ich es wohl nur so empfunden«, sagte Michelle.

»Ich bitte dich . . . Michelle . . .« Cindy trat auf Michelle zu und strich mit einem Finger liebevoll über ihre Wange. »Jetzt fang doch nicht wieder damit an. Dein Job hat nichts mit unserem Privatleben zu tun.«

»Auf jeden Fall«, sagte Michelle, legte ihre Hände auf Cindys Taille und wanderte mit ihnen an Cindys Hosenbund entlang nach vorn, »ist unser Privatleben momentan zu knapp bemessen, um es mit Diskussionen zu verschwenden.« Sie öffnete Cindys Hosenbund, zog den Reißverschluss herunter und fuhr mit einer Hand in Cindys Slip.

Cindy biss sich auf die Lippen. Michelles Berührung kam so plötzlich, sie war gar nicht darauf vorbereitet gewesen.

»Komm . . .«, flüsterte Michelle. »Sei schneller als ich. Schlag mich.« Sie fühlte die Nässe, die sich zwischen Cindys Beinen gebildet hatte, und glitt zwischen ihre Schamlippen, öffnete sie, ließ einen Finger in der Tiefe versinken.

Cindy stöhnte auf. Was Michelle mit ihr tat, jagte einen Stromstoß nach dem anderen durch ihren Körper. Sie spreizte ihre Beine, um Michelle mehr Raum zu geben. »Du bist verrückt, Michelle«, flüsterte sie mühsam. »Das ist doch kein Geschwindigkeitswettbewerb.«

»Jetzt schon«, sagte Michelle, und ihr Finger stieß in Cindy hinein, während ihr Daumen Cindys Perle heftig reizte.

Cindy stöhnte noch lauter. Ihr Körper stand in Flammen, seit Michelle sie berührt hatte. Viel mehr brauchte sie wirklich nicht. Sie lehnte sich auf Michelles Schulter, um sich abzustützen, Michelle stieß zu, rollte, drückte, nutzte Cindys Nässe, um mit atemberaubender Rasanz über ihre Perle zu jagen.

Cindy spürte, wie ihr Bauch sich verkrampfte, wie ihre Schamlippen sich zusammenzogen, wie die Wärme von Michelles Hand in ihrer Hose aufzulodern schien, sich immer mehr von außen nach innen verbreitete, sie ganz erfasste. Cindys Stöhnen verwandelte sich in einen Schrei, sie erstarrte, ihr Bauch schien plötzlich aus Beton zu sein, sie konnte sich nicht mehr bewegen, bis es dann heftig in ihr zuckte und sie das Gefühl hatte, heiße Lava ergösse sich in ihr. Sie brach auf Michelles Schulter zusammen und keuchte.

»Du hast gewonnen«, sagte Michelle schmunzelnd. Sie streichelte Cindy und nutzte ihre Schwäche aus, um sie aufs Bett sinken zu lassen. Dann zog sie ihr Hose und Slip von den Hüften und hockte sich zwischen Cindys Beine, drückte sie auseinander, betrachtete kurz die nasse Oase, die hier und dort wie ein Diamant ein Glitzern aufblitzen ließ. Sie war so fasziniert davon, dass sich ihr Kopf wie von selbst senkte, ihre Lippen auf Cindys Mitte verharrten, die angeschwollenen, fleischigen Lippen dort küssten und leckten.

»Oh Michelle, nicht . . .«, flüsterte Cindy schwach. »Ich kann noch nicht –«

»Du kannst alles«, wisperte Michelle. »Du musst es nur wollen.« Sie leckte erneut durch das nasse Tal, knabberte an den weichen, köstlichen Früchten.

Cindy stöhnte, spürte, wie ihre Schenkel sich noch weiter öffneten, um Michelle einzulassen. Sie hätte sie am liebsten in sich aufgenommen, ganz tief in ihrem Innern. »Michelle . . . Süße . . . Liebes . . .«, flüsterte sie schwach.

Michelle drang wieder in sie ein, diesmal mit mehr als zwei Fingern, Cindy fühlte sich ausgefüllt, erfüllt von all der Liebe, die sie für Michelle empfand. Sie wollte sich ihr hingeben, ihr ganz gehören. »Oh ja . . .«, hauchte sie. »Ja . . .«

Michelle begann sie zu nehmen, ganz gleichmäßig, ruhig, fast uninteressiert, wie sie es manchmal tat, wenn sie ganz bei der Sache war. Am Anfang hatte das Cindy irritiert, aber jetzt wusste sie, dass es ein Ausdruck von Liebe war, so tiefempfundener Zuneigung, wie Michelle sie mit Worten nie ausdrücken konnte.

Cindy stöhnte, spreizte ihre Beine so weit wie sie konnte, ließ Michelle tief in sich eindringen und ihr ganz nah sein. »Ja . . . oh ja . . . oh mein Gott . . . ja . . .!« Cindys Inneres krampfte sich um Michelles halbe Hand, die in ihr war, presste sie so sehr zusammen, dass Michelle das Gesicht verzog.

Als Cindy sich wieder entspannte, zog Michelle ihre Finger heraus und rieb sie sich.

Cindy öffnete kurz die Augen. »Habe ich dir wehgetan?« Ihre Augenlider klappten von selbst wieder zu, sie war noch zu schwach.

»Du hast mich verschlungen wie ein Raubtier.« Michelle lachte leicht. »Du bist einfach zu kräftig für mich.«

»Bin ich das?« Cindy öffnete ein Auge ganz.

»Nein.« Michelles Stimme klang zärtlich. Sie schob sich auf Cindy, da das Bett zu schmal war, um sich neben sie zu legen, und gab ihr einen sanften Kuss. »Du bist genau richtig.«

»Michelle . . . Ich liebe dich so.« Cindys Augen waren nun beide geöffnet und strahlten Michelle voller Zärtlichkeit an.

»Ja.« Michelle schaute verlegen auf Cindy. »Dito«, sagte sie.

Cindy lächelte. Oft brachte Michelle es nicht hervor, das Ich liebe dich, das Cindy so leicht fiel und das sie nicht oft genug sagen konnte. Manchmal schaffte Michelle es, aber meistens sagte sie nur, wie heute, dito. Cindy hatte für sich beschlossen, dass das reichte. Michelles Psyche war durch den Tod ihres Bruders und alles, was damit zusammenhing, zu sehr geschädigt, um sich öfter zu überwinden. »Dreimal dito«, erwiderte sie. »Tausendmal.« Sie richtete sich leicht auf, wodurch Michelle auf ihr angehoben wurde. »Wann geht dein Flug?«

Michelles Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ein paar Stunden habe ich noch«, sagte sie.

Cindy schlüpfte unter ihr hervor und legte sich dann auf sie. »Freut mich zu hören«, erwiderte sie. »Dann können wir das Zimmer die paar Stunden ja noch nutzen.«

Michelle stöhnte tief auf, als Cindys Zunge in ihren Mund eindrang, und am liebsten hätte sie den Flughafen angerufen und ihren Flug abgesagt.

5

»Abendessen«, sagte Michelle lächelnd, als sie mit ein paar Tüten durch die Tür trat. »Ist chinesisch okay?«

»Aber natürlich. Immer.« Cindy lag auf der Couch und blickte ihr entgegen. Auf ihrem Bauch und um sie herum hatten sich einige Bücher und Papiere angesammelt. Sie schob sie beiseite und stand auf. »Ich wollte eigentlich etwas kochen, aber ich habe völlig die Zeit vergessen.«

»Dann hätte ich das hier«, Michelle hob die Tüten an, »ja auch völlig umsonst mitgebracht. Also gut, dass du nicht gekocht hast.« Sie lächelte entschuldigend und stellte die Tüten auf dem Wohnzimmertisch ab. »Was vermutlich sehr viel besser geschmeckt hätte. Aber jetzt muss ich mich erst einmal umziehen.« Sie verschwand zur Tür hinaus, und Cindy hörte ihre Schritte erst in der Halle, dann auf der Treppe.

Cindy nahm die Tüten und trug sie ins Esszimmer hinüber, deckte den Tisch und packte das Essen aus. Es war erstaunlich, wie sich einige dieser Dinge bereits bei ihnen eingebürgert hatten. Obwohl sie sich so selten sahen. Hätten sie in derselben Stadt gewohnt, hätten sie sich wohl jeden Tag gesehen. Das hätte Cindy sich gewünscht.

Plötzlich legten sich von hinten weiche Arme um sie. »Ich habe dich so vermisst«, flüsterte Michelles Stimme an ihrem Ohr. »Deshalb bin ich extra früh gekommen. Ich habe es im Büro nicht mehr länger ausgehalten.«

Cindy fühlte warme Wogen ihren ganzen Körper durchziehen. Ihre Brustwarzen stellten sich auf, in ihrem Inneren bildeten sich sanfte Ströme, die nach außen zu dringen versuchten. »Schön«, hauchte sie. »Aber wollen wir nicht erst essen? Wozu hast du das Essen sonst mitgebracht?«

»So hungrig?« Michelle schien erstaunt, ließ sie aber los.

Cindy drehte sich leicht zu ihr und blickte sie um Verzeihung bittend an. »Ich habe völlig vergessen zu essen. Ein paar Nüsse, die ich in der Küche gefunden habe, das war alles. Ich wollte mich nur kurz in meine Notizen vertiefen und dann den Kühlschrank durchforsten, aber irgendwie bin ich dann hängengeblieben, und der Kühlschrank blieb zu.« Sie lachte leicht. »Deshalb knurrt mein Magen ziemlich.«

»Dann werde ich mir während des Essens einfach warme Gedanken machen«, bemerkte Michelle trocken. »Das Essen ist wahrscheinlich sowieso mittlerweile kalt.«

»Ich kann es in die Mikrowelle tun«, bot Cindy an und griff auch gleich danach. Bevor Michelle sie davon abhalten konnte, war sie schon in die Küche gerauscht. Sie musste wirklich etwas Abstand gewinnen, denn knurrender Magen hin oder her – sie war wild auf Michelle.

Ein paar Minuten später brachte sie alles an den Tisch zurück.

Michelle hatte ihr Tablet vor sich und wischte mit dem Finger darüber, um die Seiten zu wechseln. Cindys Unterbrechung ihrer ursprünglichen Pläne schien sie keinesfalls aus der Bahn geworfen zu haben.

Das war so typisch für Michelle, dachte Cindy, als sie das Essen wieder auf den Tisch stellte. Es war sehr schwer, sie aus der Ruhe zu bringen. Wenn, dann höchstens im Bett. »Komm, lass uns essen«, sagte sie lächelnd. »Sonst wird es noch einmal kalt.«

»Ja, sicher.« Abwesend angelte Michelle mit ihrer Gabel nach ein paar Bohnen aus der Packung, die Cindy dazu benutzt hatte, das Essen aufzuwärmen. Sie hatte den Inhalt der Packungen jetzt eigentlich auf ihren Tellern verteilen wollen, bevor sie aßen, aber Michelle war ihr mit ihrer Gabel zuvorgekommen.

»Michelle.« Sanft sprach Cindy sie an. »Kannst du bitte das Tablet weglegen und mich anschauen?«

Das war immer das Schwierigste, wenn Michelle sich einmal in die Nachrichten oder irgendwelche Geschäftsunterlagen vertieft hatte, sie davon loszueisen. Da vergaß sie jegliche anderen Bedürfnisse, selbst diejenigen, die sie früher als sonst nach Hause getrieben hatten.

»Hm. Was?« Michelle blickte auf, aber hielt immer noch ein Auge auf den Tabletbildschirm gerichtet – und wenn sie es dafür wie ein Chamäleon verdrehen musste.

Schnell griff Cindy zu und nahm ihr das Tablet aus der Hand. »Essen oder Sex, aber ohne Tablet«, stellte sie sie vor die Wahl.

Auf einmal begannen Michelles Mundwinkel verdächtig zu zucken. »Essen wir erstmal«, meinte sie friedlich. »Ich hatte ja auch keinen Lunch. Weil ich dich vom Flugplatz abgeholt habe.«

Erleichtert aufseufzend legte Cindy das Tablet mit dem Bildschirm nach unten auf ihre Seite des Tisches. »Gut, dass sich unsere Wünsche da treffen. Langsam kippe ich nämlich wirklich fast um.« Sie verteilte das Essen auf den Tellern und stellte die Packungen beiseite. »Ich hasse es, aus Packungen zu essen«, bemerkte sie dazu. »Noch nicht mal im Studentenwohnheim tue ich das.«

Michelle nahm ihre Gabel auf und schüttelte den Kopf. »Ich habe mich so daran gewöhnt . . . Entweder ich gehe essen oder eben . . .«, sie zeigte mit der Gabel auf die Packungen, die Cindy beiseitegeräumt hatte, »so etwas. Ich merke den Unterschied gar nicht mehr.«

»Solltest du aber.« Da Cindy wirklich Hunger hatte, aß sie schnell ein paar Bohnen und etwas Reis. »Das ist ein schlechtes Zeichen, wenn du den Unterschied nicht merkst. Das heißt, du bist mit deinen Gedanken ständig woanders, nicht beim Essen. Und das«, sie blickte Michelle fast von unten herauf wie über Brillengläser an, »ist sehr ungesund.«

»Ich dachte, du wärst Historikerin, keine Ernährungsberaterin«, entgegnete Michelle etwas säuerlich. Auf ihre Essgewohnheiten ließ sie sich nie gern ansprechen, weil sie sehr genau wusste, dass sie sich viel zu wenig darum kümmerte, es aber nicht zugeben wollte. Was hatte Essen schon für eine Bedeutung?

Cindy legte ihre Hand auf Michelles und lächelte sie an. »In erster Linie bin ich deine Frau.« Sie legte leicht den Kopf schief. »Nicht dem Gesetz nach, aber meinem Gefühl nach. Allerdings . . .«, sie zögerte, »wenn du nach Kalifornien umziehen würdest, könnten wir tatsächlich heiraten.«

Michelles Kinn fiel fast herunter. Kurz war sie sprachlos, dann fand sie ihre Stimme wieder und starrte Cindy an. »Machst du mir gerade einen Heiratsantrag?«

Warum hatte sie das gesagt? Cindy hätte sich auf die Zunge beißen können. Für sie selbst war es so selbstverständlich, dass Michelle und sie zusammengehörten, dass es ihr einfach herausgerutscht war. Schon seit Michelle erwähnt hatte, dass ihr die Beförderung in Kalifornien angeboten worden war, hatte sich dieser Gedanke in Cindy festgesetzt: Dann können wir heiraten.

Besänftigend streichelte sie Michelles Hand. »Vergiss es«, sagte sie und schaltete voll auf Rückzug. »Lass uns essen.« Als wollte sie ihren Vorschlag illustrieren, lud sie sich hastig die ganze Gabel voll und führte sie in ihren Mund. Weil es viel zu viel gewesen war, verschluckte sie sich und musste husten.

»Langsam, langsam.« Michelle lachte, stemmte sich etwas am Tisch hoch und klopfte ihr auf den Rücken. Anscheinend hatte sie ihr Entsetzen über den für sie wohl sehr aus dem Blauen kommenden Vorschlag schlagartig vergessen. Mit einem Finger wischte sie ein Reiskorn von Cindys Lippe und hauchte stattdessen einen Kuss darauf. »Ja, genau. Lass uns essen. Aber wir sollten es beide überleben.« Sie lachte, hauchte einen weiteren Kuss auf Cindys Lippen und setzte sich wieder, nahm ihre Gabel und aß im Gegensatz zu Cindy sehr ruhig und systematisch.

Es schien, als ob Cindy gar nichts gesagt hätte.

Und wahrscheinlich war das auch genau der Eindruck, den Michelle erwecken wollte.

•••

»Oh Gott, Michelle. Ja!« Diesmal war es Cindy, die das Oh Gott aussprach oder vielmehr atemlos hervorstieß, denn sie waren im Bett. Danach brach sie um Luft ringend zusammen.

Michelle blieb noch eine Weile mit dem Gesicht zwischen ihren Beinen liegen, dann kam sie zu ihr hoch. »Ich kann mich immer nicht trennen da unten«, bemerkte sie lächelnd. »Du riechst so gut.«

Fast wäre Cindy rot geworden. Michelle war manchmal direkter, als sie es gewöhnt war, außer vielleicht von ihrer besten Freundin Mel. »Wenn ich das tue, dann nur deinetwegen«, antwortete sie weich. »Weil du mich dazu gebracht hast.«

»Was allerdings nicht sehr schwer ist.« Michelle lachte leicht und nahm sie in die Arme.

»Bei dir auch nicht.« Cindy schmunzelte und blickte zu ihr auf. »Da haben wir wohl was gemeinsam.«

Michelle lächelte etwas rätselhaft, sagte aber nichts dazu.

»Apropos gemeinsam«, fuhr Cindy eilig fort. Sie wollte den Augenblick nutzen, bevor wieder etwas dazwischenkam. »Meine Mutter weiß schon so lange von unserer . . . Gemeinsamkeit, aber sie hat dich noch nie gesehen. Und das würde sie sich so sehr wünschen: dich kennenzulernen.«

»Das erwähntest du schon das eine oder andere Mal.« Auf einmal war Michelles Lächeln verschwunden.

Cindy streichelte über Michelles Augenbrauen, die sich abwehrend zusammenzogen. »Nicht«, bat sie flüsternd. »Nicht böse sein. Das ist doch nichts Schlimmes. Können wir nicht einen klitzekleinen Abstecher nach Miami machen, während ich hier bin?«

»Miami?« Aus Michelles Stimme klang nicht gerade Begeisterung.

Sofort ging Cindy darauf ein. »Ja, ich weiß, Cait ist auch da. Aber wir werden sie doch nicht sehen. Und meine Mutter ist nett. Sie wird dich schon nicht beißen.« Sie lachte und schob sich an Michelle hinauf, um ihr einen Kuss zu geben. »Das kann ich wirklich versprechen.« Bittend blickte sie ihr in die Augen. Dann blinzelte sie plötzlich. »Und sie hat angedroht, wenn du nicht zu ihr kommst, kommt sie zu dir.«

Michelles Augen öffneten sich weit.

»Ja, siehst du?«, sagte Cindy. »So ist das mit Müttern. Daran musst du dich gewöhnen, wenn du mit mir zusammen bist. Denn ich liebe euch beide. Ich möchte auf keine von euch verzichten.«