Christianeum Schuljahr 2014/2015
Otto-Ernst-Straße 34
22605 Hamburg

Seminararbeit
im Fach Chinesisch

Betreuende Lehrkraft: Ming Chai
Abgabetermin: 4. Juni 2015

Inhaltsverzeichnis

  1. Eigene Erfahrungen
  2. Einleitung
  3. Umweltsituation in China
  4. Ökologische Ökonomie
  5. Umweltpolitischer Paradigmenwechsel
  6. Analyse der Umweltgesetze
  7. Fazit
  8. Literaturverzeichnis

1. Eigene Erfahrungen

1.1 Aufenthalte in China

Insbesondere meine beiden längeren Aufenthalte in China weckten mein Interesse für die chinesische Wirtschaft, Politik und Ökologie, was mich auch letztendlich dazu veranlasste, eine besondere Lernleistung zu diesen Themen anzufertigen. Insgesamt verbrachte ich zwei Schulhalbjahre in Shanghai. Ende 2011 war ich das erste Mal dort und Anfang 2013 das zweite Mal. Während meiner Zeit in China besuchte ich mit einigen Mitschülern aus dem Chinesischunterricht am Christianeum die Weiyu High School in Shanghai. Dort lernte ich sehr viel über die chinesische Kultur, Sprache, Geschichte und die allgemeine chinesische Mentalität. Dieses Wissen half mir, bestimmte Verhaltensweisen, Geschehen und Problematiken in China besser zu verstehen und nachzuvollziehen. Allerdings wurden uns bestimmte Informationen von den Lehrern auch nicht vermittelt. Einblicke in einige Themenbereiche wurden uns aktiv vorenthalten, was wir jedoch mit der Zeit selber herausfanden.

Zu diesen Thematiken gehörte u.a. der Umweltschutz bzw. die Umweltsituation in China. Bevor ich das erste Mal nach China reiste, wusste ich nicht viel über die Umweltprobleme des Landes, da die internationale Berichterstattung zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr ausgeprägt war. Erst vereinzelt schilderten deutsche Medien die Luftsituation in Peking und die davon ausgehenden gesundheitlichen Gefährdungen. Bereits bei meiner Ankunft in Shanghai bemerkte ich den Smog über der Stadt. Als wir vom Flughafen zu der Schule fuhren, fragte ich unsere Lehrerin, die uns abgeholt hatte, warum das Wetter so trüb sei. Sie antwortete mit: „Just fog“, also „nur Nebel“. Dass Nebel wahrscheinlich nicht der Grund für die geringe Sichtweite und die gräuliche Färbung des Himmels war, wusste ich damals nicht und ich glaubte der Lehrerin.

Während meines insgesamt achtmonatigen Aufenthalts in China erlebte ich durchaus Tage, an denen man den blauen Himmel sehen konnte und die Luft klar war. Allerdings fielen diese Tage meist auf nationale Feiertage, an denen alle Fabriken geschlossen waren und die Luft von Emissionen nicht verunreinigt wurde. An den anderen Tagen war der Himmel fast immer bedeckt und die Sichtweite eingeschränkt. An Tagen mit besonders starkem Smog merkte ich die Schadstoffkonzentration in der Luft sogar beim Joggen auf der Laufbahn der Schule, da ich viel schneller außer Atem war als sonst. Mittlerweile raten Ärzte in vielen chinesischen Städten von allen sportlichen Aktivitäten im Freien ab.

Wie stark die Luftverschmutzung in Shanghai ist, nahm man besonders auf der Aussichtsplattform des World Financial Centers, dem damals höchsten Gebäude der Stadt, wahr. Anstatt des versprochenen Stadtpanoramas sah man meistens nicht viel mehr als eine grau-weiße Wand aus Smog. Von meinen insgesamt vier Besuchen auf dem Gebäude hatte man lediglich bei einem eine einigermaßen gute Sicht.

Abb. 1 Blick auf den Westsee in Hangzhou
Quelle: eigene Abbildung, 2013

Natürlich konnten wir deutsche Schüler die starke Luftverschmutzung nicht nur in Shanghai, sondern auch in anderen chinesischen Städten feststellen. Im April 2013 entschieden wir uns beispielsweise, für ein Paar Tage nach Hangzhou zu reisen. Die Provinzhauptstadt von Zhejiang liegt etwa 200 Kilometer süd-westlich von Shanghai und gilt allgemein als eine der „grünen Vorzeigestädte“ Chinas. Eine derartige Bezeichnung konnten wir allerdings nicht bestätigen. Uns war es kaum möglich, von der einen Seite des Westsees die andere Seite zu erkennen (s. Abb 1.). Der Grund für die schlechte Luftqualität in Hangzhou ist die hohe Dichte an Autos und anderen Fahrzeugen. Aufgrund des Wohlstands der Stadt können sich relativ viele Bürger eigene Autos leisten. Dementsprechend verursachen Autoabgase in Hangzhou etwa 39,5% der gesamten urbanen Luftverschmutzung. In anderen Metropolen, wie Peking oder Shanghai, beträgt dieser Anteil dagegen nur ca. 22%. Seitdem die Stadtregierung aber die Verkaufszahlen von Autos in Hangzhou beschränkt, nimmt die Luftverschmutzung sukzessive ab.

Auch im Oktober 2011 beschlossen wir, während der Nationaltagswoche, auch goldene Woche genannt, in die Hauptstadt, Peking, zu fahren. Voreingenommen von den Medienberichten in Deutschland, nahmen wir an, dass die Luftverschmutzung in Peking das Ausmaß in Shanghai deutlich übertreffen würde. Allerdings war dies nicht der Fall. Entgegen unseren Erwartungen war die Luft in Peking klar, der Himmel blau und man hatte eine sehr gute Sicht. Jedoch war dies dem Umstand geschuldet, dass während der nationalen Feiertage die meisten Fabriken und Betriebe geschlossen sind und so keine Emissionen ausgestoßen werden können. Außerdem ist die goldene Woche auch grundsätzlich eine Zeit mit äußerst vielen Touristen in Peking. Daher ist es auch im Interesse der Regierung, an diesen Tagen die Luftverschmutzung auf ein Minimum zu begrenzen, um so die Hauptstadt attraktiver und gesünder erscheinen zu lassen.

Neben der unzureichenden Luftqualität ist mir auch der mangelhafte Zustand des Wassers in Shanghai aufgefallen. Obwohl uns ausdrücklich davor gewarnt wurde, das Leitungswasser als Trinkwasser zu verwenden, mussten wir uns dennoch mit diesem Wasser duschen. Zu Beginn meines Aufenthaltes verursachte das Leitungswasser bei mir leichte Hautirritationen, was jedoch mit der Zeit und Gewöhnung langsam abnahm. Weil das Leitungswasser ungesunde und teilweise toxische Bestandteile enthält, mussten wir unser Trinkwasser entweder in abgefüllten Flaschen kaufen oder von Wasserspendern auf unseren Fluren entnehmen, um nicht krank zu werden. Diese Problematik und gesundheitliche Gefährdung ist im Norden Chinas sogar noch schwerwiegender. Die genaue Situation von Luft und Wasser in China werde ich allerdings in Kapitel 3 noch ausführlicher beleuchten.

1.2 Unterricht in China