Die Wissensmanager

Chef: Nicht immer ist der Vorgesetzte ein Vorbild in Führungshandeln, Kompetenz und Persönlichkeit. Manche Menschen sind geborene Führungskräfte. D.h. nicht, dass sie begnadete Selbstdarsteller sind, sondern dass sie Verantwortung übernehmen und es mögen, Beziehungen zu knüpfen und Entscheidungen zu treffen.


Personalleiter: arbeitet sehr eng mit der Geschäftsführung zusammen und ist vor allem in strategischer Hinsicht maßgebend für die Personalarbeit, d.h. Planung der Personalpolitik sowie Ausbildungs- und Sozialpolitik im Unternehmen, Festlegung der Gehaltspolitik, Personalplanung, Recruiting, Personalmarketing, Personalverwaltung, Personalentwicklung.


Startup: Umbruchphasen, beispielsweise der digitalen Transformation, sind mit Unsicherheiten und gleichzeitig hoher Dynamik verbunden. Auch den Startup´s sitzt der technologische Druck im Nacken. Schneller und flexibler zu werden ist für die meisten ein Muss. Projektmanager: steht in der besonderen Verantwortung, zur Effizienzsteigerung beizutragen und Innovationen auf den Weg zu bringen. Wie auch immer: kaum ein Projekt kommt heute noch ohne IT-gestützte Prozesse im Hintergrund oder ohne Fachwissen in diesem Bereich aus.


Stratege: U.a. geht es auch darum, wie das Intellektuelle Kapital entwickelt werden muss. Welches Intellektuelle Kapital hat uns in der Vergangenheit stark gemacht, was davon ist einzigartig und sichert uns Wettbewerbsvorteile? Strategien haben immer die Planung der Zukunft zum Inhalt, müssen gleichzeitig aber auch sowohl Stabilität als auch Wandlungsfähigkeit absichern.


Consultant: Der Karriereeinstieg bei einem internationalen Consulter scheint vielen atemberaubend verheißungsvoll: Zutritt zu Weltkonzernen vieler Branchen, Gespräche auf Vorstands- und Geschäftsführerebene, Tätigkeiten in atemberaubenden Metropolen, Aufenthalte in der Glitzerwelt von großen Restaurants und Hotels, Teilhabe an wichtigen Entscheidungen und, und, und.


IT-Manager: Gerade in kleineren, mittelständischen Firmen berichten die leitenden IT-Manager oftmals direkt an den Geschäftsführer. Wer eine solche Position anstrebt, sollte umfassende fachliche, persönliche und soziale Kompetenzen mitbringen. Bewerber sollten über mehrjährige Berufserfahrung verfügen sowie fundiertes Fachwissen erworben haben. Dazu zählen u.a. Kenntnisse über ERP-Systeme, Server-Architekturen oder auch Projektmanagement-Erfahrung und Verhandlungsgeschick.


Lehrer: Kaum ein Beruf steht so sehr im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen wie der Lehrerberuf. Lehrerinnen und Lehrer sind immer wieder pauschaler Kritik ausgesetzt – und engagieren sich doch Tag für Tag. Die einen lieben den Ausdruck der Schüler bei einem Aha-Effekt, andere wollen zeigen, dass Schule nicht langweilig sein muss und Perspektiven eröffnet. Manche suchen den Austausch, um am Puls der Zeit zu bleiben oder wollen den Erfolg von Schülern erleben. Die Überzeugungen und inneren Einstellungen sind so bunt, wie das individuelle Profil, das Lehrerinnen und Lehrer ihrem Beruf geben.


Knowledge Enabler: ist für die nötigen Werkzeuge und Methoden zuständig,  um das für die Durchführung von Prozessen notwendige Wissen abrufen zu  können, daraus eigenes Wissen abzuleiten und dieses Wissen über die gemeinschaftliche Wissensbasis wiederum anderen bereitzustellen.


Knowledge Processor: ist die Nahstelle zwischen technischer Wissensbasis und Knowledge Enabler. Er setzt Informationen und Regeln so um, dass sie als Wissen im System vorgehalten werden können.


Knowledge Creator: recherchiert im Markt nach zusätzlichen relevanten Informationen, die dann in die Wissensbasis eingeflochten werden.


Knowledge Engineer: sammelt das vorhandene Informations- und Wissenspotential der Mitarbeiter und erzeugt strukturiertes Wissen, indem er für einzelne Prozesse verbindliche Regeln aufstellt.


Knowledge Broker: stellt das Wissen in Form eines Abfragesystems bereit und bietet darüber hinaus allgemein zugängliches Unternehmenswissen.

Abiturwert im Sinken begriffen

Lehrer sein ist schwer: es soll Lehrer geben, die ihre Schüler terrorisieren, wie viele Schüler aber treiben umgekehrt ihre Lehrer zur Weißglut? Und: es gibt gewiss nicht nur schlechte Schüler, sondern durchaus auch schlechte Lehrer. Es ist anzunehmen, dass es in einem Lehrerkollegium so viele gute und schlechte Mitarbeiter gibt, wie in jedem Büro einer Firma ansonsten auch.


In einem Sportstudio der Stadt treffen sich Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Klar also, dass dort von Zeit zu Zeit auch der eine oder andere Lehrer anwesend ist. Nicht unbedingt, um seine Muskeln zu stählen, sondern eher, um Stress abzubauen oder um auch einmal an den Geräten Dampf abzulassen. Denn dies ginge kaum vor Schülern, die dies sofort als Schwäche ausmachen könnten.


Der Lehrer von Gerät zu Gerät wechselnd, im Gespräch mit einem anderen Besucher als dieser ihn zuvor nach seinem Beruf gefragt hatte: „Kaum ein Beruf steht so sehr im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen wie der Lehrerberuf. Lehrerinnen und Lehrer sind immer wieder pauschaler Kritik ausgesetzt – und engagieren sich doch Tag für Tag. Die einen lieben den Ausdruck der Schüler bei einem Aha-Effekt, andere wollen zeigen, dass Schule nicht langweilig sein muss und Perspektiven eröffnet. Manche suchen den Austausch, um am Puls der Zeit zu bleiben oder wollen den Erfolg von Schülern erleben. Die Überzeugungen und inneren Einstellungen sind so bunt, wie das individuelle Profil, das Lehrerinnen und Lehrer ihrem Beruf geben.“


Der Besucher seinerseits kommentiert: „Von Lehrern wird anscheinend mehr und mehr abverlangt: wie von einem Top-Manager eines Unternehmens wird von einem Lehrer ganzheitliche Optimierung verlangt, der analog zu Produkten maßgeschneiderte Schulabgänger hervorzubringen habe. Der Lehrer hat Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf zu tragen, muss dafür sorgen, dass Schüler mit schlechter Bildungsperspektive nicht noch weiter abrutschen. Kommt es zu schlechten Leistungen oder sozialem Fehlverhalten, so sei eben das schlechte Management des Lehrers daran schuld“.


Der Lehrer nickt und erwidert leicht resignierend: “Nur haben Lehrer keine starke Lobby, gesellschaftliche Anerkennung und Karrierechancen sind eher begrenzt. Vor diesem Hintergrund haben es Lehrer zu tun mit u.a.

Eltern, die ihren Kindern vermitteln, Schule sei Nonsens,

Klassen, in die eine zunehmende Heterogenität der Gesellschaft gespült wird,

Forderungen als Ersatzerzieher zu fungieren,

Kindern erst einmal die deutsche Sprache zu vermitteln,

Erwartungen von Helicopter-Eltern, ihren Kindern den Karriereteppich auszurollen,

Anforderungen, gleichzeitig Lerncoach und Sozialbetreuer zu sein.

Kurz gesagt: von Lehrern werden permanente Höchstleistungen und Fähigkeiten im improvisierten Multitasking verlangt, ohne hierfür entsprechende Voraussetzungen zu schaffen“.


Zwei, drei Geräte weiter interessiert sich auch ein anderer insgeheim wohl auch für dieses Gesprächsthema, kriegt aufgrund der Entfernung und der Geräusche von anderen Trainingseiferern aber nur einige unvollständige Halbsätze zu Gehör. Seine Gedanken kreisen selbstvergessen: „Höchster Bildungsabschluss - Abitur und was es noch wert ist - Akademisierung und fachliches Niveau – Heilsweg Hochschule – ökonomische Verwerfungen. Abi63: lang lang ist´s her. 2013 eine Zeitreise über sage und schreibe fünfzig Jahre. Was hat sich wie auf dieser Zeitachse verändert?“.


Beim Beintraining, locker um die siebzig Kilogramm auflegend, blieb dem Besucher aber scheinbar noch genügend Kraft und Luft, um weitere Überlegungen zu formulieren: „Mit dem Recht auf Wissen geht doch auch das Recht auf Nichtwissen einher. In einer heute als wissensbasiert betrachteten Welt mag dies wie ein Echo aus einer alten Zeit klingen. Aus einer Zeit, in der noch nicht fast jedem die Möglichkeit offen stand, vom Baum des Wissens zu profitieren. Eine Erkenntnis hieraus: die exponentiell steigenden Möglichkeiten und Gelegenheiten des Wissenserwerbs bedürfen Maßstab und Orientierung.“


Dies war ein neues Stichwort für den Lehrer, der sich erinnerte vor kurzem gelesen zu haben:“Unterstützung könnte ein System und Instrument strukturierter und transparent nachvollziehbarer Wissensbilanzen bieten, nicht nur aber auch zur Identifizierung und Bewertung von Intellektuellem Kapital. Hierzulande profitieren viele vom System der dualen Berufsausbildung. Allzu lange war man dem Irrglauben verfallen, der einzige Heilsweg sei ein Abitur mit anschließender Hochschulausbildung.“


In der Bundesrepublik erwirbt mittlerweile jeder Zweite eines Altersjahrgangs die allgemeine oder Fachholschulreife. Unter dem Schlagwort „Demokratierung der Bildungschancen“ wird trotzdem versucht, die Abiturienten- und Hochschulabsolventenquote ständig weiter zu steigern. U.a. titelt die FAZ hierzu: „Wohin der Akademisierungswahn langfristig führt“. Gefahren, die manche Bildungsforscher sehen:“Ein Anstieg der Abiturientenquote wird von allem über eine Senkung der Anforderungen und Reduzierung von Prüfungen erreicht. Das Gesamtniveau wird durch die Zulassung von mehr vielleicht (wahrscheinlich) ungeeigneten Begabungen abgesenkt. Der Wert des höchsten Schulabschlusses sinkt. Eine ohne Rücksicht auf fachliches Niveau vorangetriebene Akademisierung könnte zu ökonomischen Verwerfungen und persönlichen Enttäuschungen führen.“


Ein besorgter Vater schaltet sich in die Diskussion jetzt ebenfalls ein und meint:“Wenn es stimmt dass, wie in einem Leitartikel der FAZ 06/13 deutlich beschrieben wurde:

die Qualität des Abiturs mit vergleichbaren Bewertungsmaßstäben und Abituraufgaben nicht gewährleistet ist,

Neuerungen beim Abitur bisher immer mit Qualitätseinbußen erkauft werden mussten,

Bewertungskriterien für das Abitur so nach unten verändert werden, dass sie überall und auf jedermann passen,

in Deutschland 40 Prozent der Schüler ein Abitur machen,

die Steigerung der Abiturientenquote mit Niveauverlusten korreliert,

eine Schule für besonders Begabte, die von nahezu der Hälfte aller Schüler besucht wird, bereits ein Widerspruch in sich ist,

das Abitur heutzutage nicht unbedingt ein tatsächlicher Garant für Studierfähigkeit und eigenständiges Denken ist,

heutzutage kleinteilige Erwartungshorizonte des Abiturs keine kreativen und eigenständigen Lösungen gewährleisten,

Aufsätze im Gymnasium kaum oder nicht geübt werden,

es über Jahrzehnte hinweg eine Bugwelle von Versäumnissen gibt,

eine Bachelor-Arbeit häufig der erste größere zusammenhängende Text ist, den Studenten überhaupt verfassen,

man von der Schriftlichkeit Abschied genommen habe ---------------------------

dann ist das überhaupt nicht gut: weder für den Einzelnen noch für die Gesellschaft. Schon gar nicht für Dynamik und Zukunftsfähigkeit am Standort Deutschland !“

 

Zu etwa gleicher Zeit dreht sich bei einem in Bad Homburg angesagten Italiener an einem der Tische bevor das täglich wechselnde Mittags-Menü serviert wird das Gespräch um den Datenhunger und seine Auswüchse in Zeiten der Digitalisierung. Gerade in kleineren, mittelständischen Firmen berichten die leitenden IT-Manager oftmals direkt an den Geschäftsführer. Wer eine solche Position anstrebt, sollte umfassende fachliche, persönliche und soziale Kompetenzen mitbringen. Bewerber sollten über mehrjährige Berufserfahrung verfügen sowie fundiertes Fachwissen erworben haben. Dazu zählen u.a. Kenntnisse über ERP-Systeme, Server-Architekturen oder auch Projektmanagement-Erfahrung und Verhandlungsgeschick.


Der IT-Manager übt sich in kritischer Reflexion der „Amazonisierung“ und sagt:“Digitalisierung und Vernetzung haben in meinen Augen zwei Gesichter. Fortschrittlichen  Elementen des Internets steht eine ungehemmten Ausspähung und Vermarktung privater Daten gegenüber. Licht und Schatten der Digitalisierung könnten in ein schädliches Ungleichgewicht gelangen. Idealtypische Betrachtungen dürfen eine dringende Risikoanalyse nicht verdecken oder gar blockieren. Denn Big  Data ist unter uns, tagtäglich unser Leben beeinflussend, wenn nicht sogar bereits bestimmend. Einen wirksamen Schutz davor gibt es wohl nicht“


Offensichtlich wohl einer seiner Mitarbeiter ergänzt: „Also braucht es Wachsamkeit gegen die Gefahren des vielfachen Missbrauchs. Potenziale und Gefahren müssen identifiziert und gegeneinander gewichtet werden. Die Wege zu intelligenten Fabriken und smarten Büros verlangen nach Unmengen von Daten und gehen mit gravierenden Umbrüchen und massiven Veränderungen einher. Die technische Machbarkeit des lückenlosen Tracking von Bewegungen und Tätigkeiten muss auf das hinterfragt werden, was gewollt oder hinnehmbar sein soll“.


Der dritte Mann am Tisch, wohl ein Vorgesetzter (nicht immer ist der Vorgesetzte ein Vorbild in Führungshandeln, Kompetenz und Persönlichkeit. Manche Menschen sind geborene Führungskräfte. D.h. nicht, dass sie begnadete Selbstdarsteller sind, sondern dass sie Verantwortung übernehmen und es mögen, Beziehungen zu knüpfen und Entscheidungen zu treffen) der beiden, sieht das Ganze eher aus der mehr übergeordneten Vogelperspektive: „Wissen ist die einzige Ressource, die sich durch Gebrauch vermehren lässt: nur wer schnell und einfach auf Vorhandenes zurückgreifen kann, gewinnt Freiräume für kreative neue Lösungswege. Je besser es jemandem gelingt, sein Wissen zu lokalisieren und gezielt einzusetzen, desto mehr kann er sich gegenüber seinen weniger wissensbewussten Konkurrenten absetzen: das für Problemlösungen benötigte Wissen sollte immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sein. Trotz zahlreicher Einzelaktivitäten im Zusammenhang mit dem Zukunftsrohstoff „Wissen“ gibt es oft noch Lücken, die eine bestmögliche Ausschöpfung der in ihm steckenden Entwicklungspotentiale behindern: insbesondere fehlt vielfach noch ein in sich schlüssiges Konzept bzw. Instrument, mit dem sich alle Einzelkomponenten des Intellektuellen Kapitals vollständig und mit einheitlicher Systematik abbilden lassen.“


Einmal in Gang gekommen setzt er seinen Redefluss fort und sagt an die Gesprächsrunde gerichtet: „Eine der Hauptursachen, warum der Rohstoff „Wissen“ trotz seines rasant steigenden Anteils an der Herstellung heutiger Produkte und Dienstleistungen bislang so wenig sicht- und greifbar gemacht wurde, liegt in der komplizierteren Bewertung und Messung immaterieller sogenannter „weicher“ Faktoren begründet. Ein plan- und zielloser Umgang mit Wissen und Fähigkeiten würde Ressourcen vergeuden und zur Demotivation führen. Der Erfolg hängt auch davon ab, wie effizient der Rohstoff Wissen nutzbar gemacht werden kann. Die Organisation von gespeichertem Wissen ist die Basis für Innovationen aller Art. Server, Datenautobahnen und Datenbanken ermöglichen den permanenten Zugriff auf Informationen. Aber: Informationen alleine haben weder einen besonderen Wert, noch einen Zweck an sich: sie dienen lediglich als Mittel der Wissenserweiterung; gleichzeitig aber muss dieses Wissen archiviert und nachvollziehbar kategorisiert werden“.


Währenddessen geht es im Sportstudio in einem weiter munter dahinplätschernden Gespräch, in das sich immer wieder einmal auch andere Besucher einschalten um Sachen wie Pisa – Messungen mit normativen Wirkungen – Zeiteffizienz – Schulqualität – Bildungsarmut – Integration – Staatliche Bildungspolitik - Lebensumwelt und Tradition – Messen und Gemessenwerden – Legitimation und Kontrolle.


Der Lehrer, jetzt ganz in seinem Element:“Beim bildungsökonomischen Output geht es um Fragen wie beispielsweise: in welchem Maß geht im Bildungssystem ökonomisch kostbare Zeit durch verspätete Einschulungen, Wiederholungen, Ausbildungsabbrüche, nichtgestufte Hochschulstudiengänge u.a. verloren? Handlungsfeld: Zeiteffizienz.