Manfred Kyber: Genius Astri

 

 

Manfred Kyber

Genius Astri

Dreiunddreißig Dichtungen

 

 

 

Manfred Kyber: Genius Astri. Dreiunddreißig Dichtungen

 

Neuausgabe.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2017.

 

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:

Edward Burne-Jones, Rosenherz, 1889

 

ISBN 978-3-7437-0099-4

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-86199-613-2 (Broschiert)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Erstdruck: Berlin, Vita 1918. Mit der gedruckten Widmung: Rudolf Steiner zugeeignet.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

 

Meditation

Wer mit den Augen der Andacht geschaut,

wie die Seele der Erde Kristalle baut,

wer die Flamme im keimenden Kern gesehn,

im Leben den Tod, Geburt im Vergehn –

wer in Menschen und Tieren den Bruder fand

und im Bruder den Bruder und Gott erkannt,

der feiert am Tische des heiligen Gral

mit dem Heiland der Liebe das Abendmahl –

er sucht und findet, wie Gott es verhieß,

den Weg ins verlorene Paradies.

 

Genius astri

Durch die Kette deiner Leben

erdennah und erdenfern –

immer segnend dir zu Häupten

hält dein Engel deinen Stern.

 

Geh in Grauen, Not und Schande,

wandre aller Hoffnung bar,

auch im allertiefsten Dunkel

flammt das Licht, das ewig war.

 

Unter Dornen, unter Rosen,

unbeirrt seit Urbeginn

leuchtet über deiner Seele

das urewige ›Ich bin‹.

 

Jede Nacht kannst du es schauen,

neu zu jedem neuen Tag

rührt dich reinigend und sühnend

deines Engels Schwingenschlag.

 

Und befreit die Todesstunde

deines Wesens wahren Kern –

heimwärts in die ewige Heimat

trägt dein Engel deinen Stern.

 

Rosenkreuz

Wenn du den Weg der Wege,

Wandrer, zu wandern gewillt –

ein Kreuz mit sieben Rosen

ist deiner Wanderung Bild.

 

Dein Kreuz, an das du geheftet,

muß mit dir verbrennen, verglühn,

bis aus der Asche des Kreuzes

deine sieben Rosen blühn.

 

Ad astra

Nimm mich auf in deine Einheit,

aller Leben einiges All,