© Gesellschaft für Biodynamische Psychologie/Körperpsychotherapie GBP e.V. 2018 3. Auflage Alle Rechte vorbehalten.

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Internet: www.berufsverband-biodynamik.de

Redaktion: Elke Hannig und Thomas Haudel

Satz und Layout: Elke Hannig

Coverbild: Günter Mayer

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783748176350

Inhaltsverzeichnis

  1. Ausgangsbedingungen und Anlass der Studie
  2. Bisherige Studien zur Biodynamischen Körperpsychotherapie
  3. Konzeption der Studie und Stichprobe
  4. Ergebnisdarstellung
  5. Diskussion der Ergebnisse
  6. Ausblick und weitere Forschung

Vorwort

Nichts hat mein Leben nachhaltiger zum Besseren beeinflusst als meine Therapie- und Lehrjahre in den körperorientierten Psychotherapiemethoden, allen voran in der Biodynamischen Körperpsychotherapie Gerda Boyesens.

Ich stamme aus einer stark leistungsorientierten Familie mit kriegstraumatisierten Eltern, die viel stritten, schlugen und entwerteten. Funktionieren und viel Leisten erschien als einziger Weg zu einem besseren Leben. Mein älterer Bruder starb daran mit 34. Ich war 22, mitten im Medizinstudium und hatte gerade meine ersten Körperpsychotherapie-Erfahrungen gemacht. Diese und dann die biodynamische Ausbildung halfen mir, die übertriebenen Leistungsansprüche meiner Familie in Frage zu stellen und zu erspüren, was ich fühlte und was ich wirklich wollte im Leben.

Die Depressionen, die mich seit Studienbeginn immer wieder überfielen, ließen nach, und der üble Heuschupfen, der mich seit dem siebten Lebensjahr geplagt hatte, hörte im Laufe der Deep-Draining-Ausbildung am Londoner Institut mit 27 fast vollständig auf. Das blieb so bis heute.

Viele Menschen haben ähnliche Besserungen von psychischen und psychosomatischen Beschwerden durch körperorientierte Psychotherapien erlebt, andere nicht. Psychotherapie, auch körperorientierte, ist keine präzise, mechanische Technik mit 100-prozentigen Ergebnissen.

Hier nun setzt die Wissenschaft der Heilkunde an, die versucht festzustellen, ob ein Behandlungsverfahren vielen und nicht nur einzelnen Menschen mit bestimmten Symptomen Linderung oder Heilung verschafft und ob das neue Verfahren genauso gut oder besser ist als die bisherigen Vorgehensweisen.

Erst wenn es gelingt, dies mit den derzeit anerkannten Forschungsmethoden zu zeigen, wird ein Verfahren auch als Heilverfahren anerkannt.

Vorher entscheiden die Einzelerfahrungen von Expert*innen und die Plausibilität der Theorie über die vorläufige Akzeptanz einer Methode.

Bis zu einer breiten gesellschaftlichen Anerkennung einer Psychotherapiemethode ist es anscheinend ein langer Weg. Die Psychoanalyse brauchte von den „Studien über Hysterie“ (Freud 1895) bis zur Kassenfinanzierung 1967 über 70 Jahre, die Verhaltenstherapie vom ersten Manifest des Behaviorismus (Watson 1913) bis zur Kassenanerkennung 1989 ähnlich lange. Wilhelm Reichs erste körperpsychotherapeutischen Konzepte erschienen in den dreißiger Jahren, die ersten tanztherapeutischen Konzepte in den 40ern und die meisten der heutigen Verfahren noch später, die Biodynamische Körperpsychotherapie erst in den 70er Jahren.

Dazu kommt, dass ein Verfahren umso eher breitere Anerkennung findet, je mehr man sich schon anerkannter Begriffe und Denkfiguren bedient und neue schlüssig aus den alten ableitet.

Wilhelm Reich und Gerda Boyesen haben jedoch völlig neue Erklärungsmuster und Begriffe, wie den der energetischen Flüssigkeit, in den professionellen Diskurs eingeführt, die nur wenige außerhalb der eingeweihten Kreise nachvollziehen können oder wollen. Das hat die Anerkennung erschwert.