雜譬喻經 Das vollständige Zápìyù -Sutra

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Über Hans-Günter Wagner

Hans-Günter Wagner, geb. 1957, studierte Wirtschaftswissenschaften, Pädagogik und Chinesisch, lebte 15 Jahre in China und unterrichtet heute Chinesisch am Hessenkolleg Kassel. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Übersetzungen zu wirtschaftswissenschaftlichen, pädagogischen und buddhistischen Themen.

Über dieses Buch

Das Zápìyù-Sutra (Sutra der vermischten Gleichnisse) nimmt in der großen Sammlung buddhistischer Gleichnisse, Fabeln und Legenden einen prominenten Platz ein. Die indische Originalversion stammt aus der Zeit König Ashokas (304232 v. Chr.) und ist damit rund zweihundert Jahre nach den Lebzeiten Buddhas entstanden. Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde es nach und nach ins Chinesische übersetzt; das Original ist nicht erhalten. Das Zápìyù-Sutra vermittelt anhand praktischer Beispiele und auf anschauliche Weise die Auswirkungen der Lehre Buddhas im täglichen Leben.

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Fußnoten

Der Begriff Dharma steht hier für die Grundlagen der buddhistischen Lehre bzw. die Lehre selbst.

Damit sind die Zehn Pāramitās gemeint. Pāramitā (Pali: Pāramī, chin: Shidizhu, Shifazhu, Shixinzhu oder Boluomi) bedeutet das Erreichen des anderen Ufers. Als Pāramitās werden die buddhistischen Vollkommenheiten oder transzendentalen Tugenden bezeichnet, die durch beharrliche Übung täglich zu kultivieren sind, wie Gebefreudigkeit (dāna), Einhaltung der Gelübde (sila), Geduld (khanti), Entsagung (nekkhamma), Willenskraft (viriya), Weisheit (paññā), Wahrhaftigkeit (sacca), Standhaftigkeit (adhitthana), Liebe, Freundlichkeit (mettā) und Gleichmut (upekkhā). In Mahāyāna-Texten (zum Beispiel dem Lotussutra) wird oft nur von sechs Pāramitās gesprochen, die jedoch auch die Versenkung (Sanskr.: dhyāna, Pali: jhāna) beinhalten.

() ist ein altes chinesisches Längenmaß. 1 Li = 500 Meter.

Ein Arhat (chin. Āluóhàn oder Luóhàn) hat alle Unwissenheit überwunden und sich von Gier und Hass vollständig befreit. Der Begriff stammt aus dem Frühbuddhismus. Durch das Erreichen des Nirvana ist ein Arhat auch frei von Wiedergeburt.

Die Sangha ist die buddhistische Gemeinschaft.

Der Trāyastriṃsha-Himmel (chin. dāolìtiān oder lìtiān) ist der aus der Hindu-Mythologie überlieferte Himmel der 33 Gottheiten. Im Buddhismus gehört er noch zur Welt des sinnlichen Verlangens (Kāmadhātu). Diese Sphäre gilt als Aufenthaltsort der Mutter Buddhas, die sieben Tage nach seiner Geburt starb und nach ihrem Tod direkt dorthin aufgestiegen sein soll.

In buddhistischen Texten ist immer wieder von sieben Kostbarkeiten die Rede. Die Sieben steht zum einen für die sieben Erleuchtungsglieder: Achtsamkeit, Ergründung der dharmas, Energie, Freude, Ruhe, Konzentration und Gleichmut, in anderen Zusammenhängen ist von sieben mit Zauberkräften ausgestatteten Kostbarkeiten eines Universalherrschers die Rede. Dabei handelt es sich um ein Rad, einen Elefanten, ein Pferd, einen Edelstein, eine Frau, einen Verwalter und einen königlichen Berater. Die Zahl kann sich jedoch auch auf die sieben Vorlebensbuddhas Shakyamunis beziehen oder die (nach einigen Texten) sieben Arten der Meditation.

Das Motiv der Vermählung eines Paares mit »goldener Haut« findet sich auch im »Gleichnis vom Karma Kāshyapas und seiner Gemahlin«, dort allerdings eingebettet in eine ganz andere Geschichte.

Als Pfadgänger (Dàorén) gilt jeder, der den Weg des Buddha geht. Im frühen Buddhismus wird zwischen drei Typen von Pfadgängern unterschieden: Der Shrāvaka (Pali: Sāvaka, Hörer) praktiziert die Lehre in der Schülerschaft eines Buddha als Ordinierter oder Laie. Der zweite Typus ist der Pratyekabuddha (Pali: Paccekabuddha, das bedeutet: Einzelerwachter). Dieser entwickelt das Nirvana für sich allein. Der dritte Heilspfad schließlich ist der Weg des Bodhisattva (Pali: Bodhisatta, Erleuchtungswesen). Ein Bodhisattva ist ein Buddha vor seinem Erwachen zum Sammā Sambuddha, zum »vollständig Vollerwachten«. Im Mahayana wird das Bodhisattva-Ideal ubiquitär. Der Bodhisattva verzichtet auf den Eintritt ins Nirvana, um andere Wesen zur Befreiung zu führen.

Im Frühbuddhismus markiert der Stromeintritt (Sotāpatti), der mit dem Verschwinden der Möglichkeit des Rückfalls in den Samsara verbunden ist, den wichtigsten Meilenstein des Heilspfades. Der Stromeintritt ist die erste der vier Stufen der Heiligkeit, gefolgt von Sakādāgamī (Einmal-Wiederkehrer), Anāgāmī (Nicht-Wiederkehrer), Arhat (Heiliger).

Kāshyapa (Pali: Kassapa) ist der sechste unter den sieben Buddhas der Vergangenheit.

Eine (detailreichere) Variation dieser Geschichte findet sich im »Großen Weisheitssutra« (Dàzhijīng). Dort ist statt von einer Jagd von einem Ausflug des Königs mit seinen Konkubinen die Rede. Anstelle eines Pfadgängers ist es in dieser Version ein Brahmane, der seinen Almosenwunsch vorträgt. Ein später noch folgendes »Gleichnis von dem menschenfressenden König« nimmt das gleiche Grundmotiv zum Ausgangspunkt einer wiederum etwas anders ausgeschmückten Geschichte.

Die »drei Welten« ist der Oberbegriff für die buddhistische Einteilung der Welt in Begierdewelt, Formenwelt und formlose Welt, manchmal sind jedoch auch einfach nur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gemeint.

Die »Vier Siegel der Leerheit« sind: 1. alles Erzeugte ist unbeständig, 2. alles Unreine ist leidhaft, 3. alle Phänomene sind leer und ohne Selbst, 4. Nirvana ist vollkommener Frieden.

Der historische Buddha hatte in der Kontemplation vier Stufen fortschreitender Vertiefung (Sanskr.: dhyāna, Pali: jhāna) beschrieben: Als erste Stufe gilt ein von Gier freier Geisteszustand, in dem das Denken unmittelbar mit dem Gegenstand der Betrachtung verbunden ist. Gegenstände der Betrachtung können das Gewahrsein der Vergänglichkeit (zum Beispiel über die Beobachtung des Atmens oder der Gedanken) sein oder ein zu verwirklichender heilsamer Geisteszustand. Das Denken und Räsonieren kommen so ein wenig zur Ruhe. Ist die Erfahrung einspitzig, stellen sich oft Wohlgefühl und freudige Emotionen ein. Auf der zweiten Stufe klingt der unablässige Strom der Gedanken weiter ab, während Wohlgefühl und Freude verweilen und bald einer inneren Gestilltheit immer mehr Raum geben. Vertieft sich die Versenkung noch weiter, so lösen sich auf der dritten Stufe Freude und Glück schließlich auf, und es entstehen Wachsamkeit und Gleichmut. Die freudigen Emotionen gehen langsam zurück, das körperliche Wohlbehagen hingegen bleibt. Ungetrübt von Wünschen und Gedanken ist der Meditierende sich jetzt ganz seiner Kontemplation bewusst. So tritt er schließlich in die vierte Stufe ein, in der nun auch das Körpergefühl schwindet. Erlösende Erkenntnis wird möglich. Wer sie erreicht, befreit sich von den Fesseln eines Ich und dem Durst nach Werden. Nichts bleibt jetzt, außer dem Bewusstsein des Meditationsobjekts. Das Allerhöchste aber ist das Erlöschen. Diese Unterscheidung in vier Stufen (chin. sì dìng oder sì chán) findet sich auch in vielen chinesischen Texten.

Nach der altindischen Kosmologie teilt sich die Welt in sieben Sphären, die von sieben Meeren umspült werden, bei denen, vom Zentrum aus gesehen, jedes folgende doppelt so groß wie das hinter ihm liegende ist. Das Reich Jambudvīpa (chin. yánfútí) liegt in der Mitte dieser konzentrischen Sphären und soll aus dem Jambu-Baum (Schwarzer Pflaumenbaum, chin. yánfútíshù) hervorgegangen sein. Auch die menschliche Welt ist Teil der Jambudvīpa-Sphäre.

Dieses Gleichnis variiert eine ähnliche Geschichte mit gleichem Grundmotiv, die sich bereits in den Jātaka-Legenden (Vorlebensgeschichten des Buddha) findet. Während die Jātaka-Version die Geschichte am Ufer eines großen Sees ansiedelt, ist hier von einer Bergeinsiedelei die Rede. Darüber hinaus wird im Jātaka das Töten der Fische als karmisch negative Handlung thematisiert, und am Ende tritt der Götterkönig Indra auf, um den Hasen zu belohnen – was hier fehlt. Auch ist statt eines Dharma-Pfadgängers von einem Brahmanen die Rede, und der Grund der Opfergaben ist nicht das Versiegen der Nahrungsquellen, sondern neben der Verköstigung ihres Meisters auch die Bewirtung einer Pilgergruppe, die ihren Besuch angekündigt hatte.

Unter dem Titel »Die Kraft des Lobes und der Verstärkung« wurde dieses Gleichnis später auch zu einer Anekdote des Chan-Buddhismus. Dabei hat der Chan-Meister Hui Wei die Rolle des in der Ursprungsfassung namentlich nicht benannten Mönchs.

Gemeint sind Buddha, Dharma und Sangha.

Dieser Name bedeutet »Siegreiche Sicht«, nach anderer Übersetzung »Allumfassende Sicht«. Vipashyin ist einer der sechs Buddhas, die vor Buddha Shakyamuni auf Erden lebten.

Der Berg Meru (chin. xūmí shān) ist in der hinduistischen und ebenso buddhistischen Kosmogonie der riesige Weltenberg im Zentrum des Universums. Um ihn kreisen die Sonne, der Mond und die Gestirne. Nach der Überlieferung ist er von vier konzentrischen Ketten von Kontinenten umgeben. Hier liegt auch die von Menschen bewohnte Welt.

Die acht Richtungen sind: Norden, Süden, Osten und Westen sowie Nordosten, Nordwesten, Südosten und Südwesten. Gelegentlich ist in buddhistischen Texten auch von zehn Himmelsrichtungen die Rede, wobei dann noch Oben und Unten hinzugerechnet werden.

Der Tushita-Himmel (chin. dōushuàitiān) ist der vierte der sechs Himmel in der Welt der Begierden. Er wird auch »Himmel der Zufriedenheit« genannt. Man glaubt, hier werden die Bodhisattvas wiedergeboren, bevor sie weltliche Wiedergeburt erlangen. Auch der Zukunftsbuddha Maitreya (chin. Milefo) verweile hier, bis er eines Tages als neuer Buddha in die irdischen Gefilde zurückkehren werde.

Kalpa (chin. jié) ist die Bezeichnung für ein Äon, ein unvorstellbar langes Weltzeitalter im ewigen Zyklus des Entstehens und der Vernichtung von Welten.

Der Geier-Berg (Sanskr.: Gṛdhrakūṭa, chin. língjiùshān) war ein Ort in Indien, an dem sich Buddha oft aufhielt und wichtige Lehrreden hielt.

Zhang ist ein altes chinesisches Längenmaß. 1 Zhang () = 3,33 Meter.

Mit dem »anderen Ufer« ist das Erwachen gemeint. Das tugendvolle Handeln (Pāramitā – wörtlich: anderes Ufer) ist der Weg zu diesem Ziel. Vgl. Anm. zu S. 15.

Ein Brahmane ist im indischen Kastensystem ein Angehöriger der obersten Kaste (varṇa). Vorrecht der Brahmanen sowie ihre Pflicht ist es, als Lehrer oder Priester tätig zu sein. Von einem Brahmanen wird ein besonders reiner Lebenswandel, Pflichterfüllung, gutes Verhalten und Mitgefühl mit allen Lebewesen erwartet.

Gemeint ist damit der späte Buddhismus (Mahayana), der sich neben dem Pali-Kanon auf später entstandene Sanskritschriften stützt. Deren Entstehung wird auf ein überweltliches Verkündungsgeschehen zurückgeführt (zweite Drehung des Rades der Lehre). Die Theravada-Buddhisten (Anhänger der frühen Lehre) erkennen diese Texte jedoch nicht als authentisches Buddhawort an.

Kushingar ist ein im Nordosten Uttar Pradeshs an der Grenze zu Nepal gelegener Distrikt mit einer gleichnamigen Stadt, die bis heute eine der wichtigsten Pilgerstätten des Buddhismus ist. Nach der Überlieferung trat Buddha an diesem Ort in das Nirvana ein.

Die Sanskritnamen ließen sich nicht identifizieren. Als Schüler Maitreyas werden in einer Reihe von Texten Asaṅga und Vasubandhu (die beiden Gründer der Nur-Geist-Schule) genannt, deren Namen im Chinesischen jedoch ganz anders wiedergegeben werden.

In einer kürzeren Version ist diese Geschichte auch in den Chan-Annalen zu finden. Dort fehlt allerdings das Motiv des aus den himmlischen Sphären eingreifenden Gatten; stattdessen ist lediglich von einem zufällig anwesenden Hirtenknaben die Rede, welcher der trauernden Witwe diese »Einsicht« vermittelt.

In den Pali-Texten wird unter Einspitzigkeit das Gerichtetsein des Geistes auf ein einziges Objekt verstanden – die höchste Form der inneren Sammlung.

Chin. 萨和 (der Sanskritname ließ sich nicht ermitteln).

Māheshvara ist der Religionsstifter des Jainismus.

In der chinesischen Übersetzung als Duān Zhèng (端正) wiedergegeben.

Es existiert noch eine (vermutlich) spätere Version dieser Geschichte, in welcher das menschenfressende Wesen nicht als ehemaliger König porträtiert wird, sondern der Diener eines Dämons namens »Hirschfuß« ist. In dieser Fassung verbleiben die entführten Könige auch nicht im Reich ihres Retters, und das Motiv der »Stadt der Könige« fehlt. Stattdessen kehren sie in ihre Reiche zurück und setzen ihre frühere Herrschaft fort. Auch fehlen in dieser Version Hinweise auf die Vorlebensgeschichte Buddhas (siehe »Still hören ist besser als laut zu beten«, 2015, S. 186188).

Auch von dieser Legende gibt es spätere Fassungen, die das Grundmotiv beibehalten, einzelne Erzählstränge jedoch modifizieren. So tötet sich zum Beispiel die jüngere Elefantendame in späteren Erzählungen nicht selbst, sondern stirbt vor Gram, und am Lotusteich ist es nicht sie, sondern der Elefantenbulle, der die Lotusblüte pflückt und überreicht. Auch fehlen die Kommentare und erklärenden Hinweise Buddhas auf weitere Vorgeburtslegenden (siehe zum Beispiel: »Doch ewig währt, was aus Liebe geschieht«, 2010, S. 6673).

Damit sind die Höllenwelten, das Tierreich und die Sphäre der hungrigen Geister gemeint.

Das heutige Persien.

披陀類. Der Sanskritname war nicht zu ermitteln.

Es kursiert noch eine andere Fassung dieser Geschichte unter dem Titel »Der Mönch Mahātissa betrachtet den Schmerz«. Die Ausgangssituation ist zunächst die gleiche. Doch im weiteren Verlauf ist es nicht der Bruder, der die Tat begehen soll, sondern man heuert zu diesem Zweck einen Mörder an. Die Erleuchtung erfolgt auch nicht durch Anrufung des Himmels und die Lichtstrahlen des Buddha, sondern durch die beständige Konzentration auf das durch einen Stein zertrümmerte und schmerzende Knie. Anstelle der Vergebung steht hier die Botschaft, durch rechte Versenkung die Vergänglichkeit und Unbeständigkeit der Dinge wahrhaft zu durchschauen (siehe »Still hören ist besser als laut zu beten«, 2015, S. 238 ff.).

Der Gesamtprozess des Entstehens und Vergehens der Wesen wird im Buddhismus mit der Lehre von den »zwölf Verknüpfungen« beschrieben. Die Aufeinanderfolge der Existenzen folgt einem zwölffachen Kausalnexus des Entstehens in Abhängigkeit. Jedes Glied in der Kette des Entstehens enthält alle anderen: Aus Unwissenheit (avidyā; 1) entsteht der Wille zu Existenz und Gestaltung (saṃskāra; 2), hieraus entwickelt sich ein spezifischer Bewusstseinszustand (vijñāna; 3) als Träger des künftigen Daseins; davon abhängig entstehen Name und Form (nāmarūpa; 4), das heißt: psychische Faktoren und ein Fleischesleib, sowie die sechs Aggregate – die fünf Sinne und das Denken (shaḍāyatana; 5) – als Voraussetzung für die Berührung (sparsha; 6) der Sinnesorgane mit ihren Objekten, hieraus wiederum entspringen die Empfindungen (vedanā; 7), die ihrerseits die Gier (tṛṣhṇā; 8), den Durst nach Objekten und dem Dasein, erzeugen. All diese Voraussetzungen führen zum Ergreifen (upādāna; 9), das heißt: den Eintritt in einen neuen Mutterschoß, zum Werden (bhava; 10), zu neuer Geburt (jati; 11) und damit zwangsläufig zu Alter und Tod (jarāmaraṇa; 12).

Es gibt noch eine spätere Version dieser Geschichte, in der von einem »älteren Mönch« die Rede ist, der erst im fortgeschrittenen Lebensalter in den Orden eintrat und daher langsamer lernte als die jüngeren. In dieser Version bekundet der Mönch nicht seine Unwissenheit, sondern bleibt einfach wortlos sitzen. Und es ist sein Schweigen, welches die Frau veranlasst, ebenfalls in eine lange und tiefe Versenkung einzutreten, bis schließlich aus der Stille das große Erwachen über sie kommt.

Buddha vertritt durchgängig die Auffassung, dass anstelle eines Ichs oder einer Seele die fünf Skandhas (chin. yùn), nämlich Körper (rūpa), Gefühle (vedanā), Wahrnehmungen (sañña), Geist im Sinne von Willensregung oder -tätigkeit (saṅkhāra) und Bewusstsein (viññāṇa) den Lebensprozess steuern. Im Einzelnen werden die fünf Skandhas wie folgt definiert: rūpa bildet den materiellen und körperlichen Aspekt der Dinge; vedanā steht für die Empfindungen, die angenehm, unangenehm oder neutral sein können; sañña (die Wahrnehmungen) entsprechen den fünf Sinnesorganen und den geistigen Tätigkeiten, die deren Eindrücke verarbeiten; saṅkhāra bezeichnet alle aktiven Absichten, Tendenzen und Impulse, alles Streben, ob bewusst oder unterdrückt; viññāṇa (das Bewusstsein) ist der wichtigste Faktor unter diesen fünf, weil alle anderen von ihm abhängen. Das Bewusstsein ist das Empfangsorgan für die Gefühle und Wahrnehmungen. Auf Chinesisch werden die einzelnen Skandhas als sèyùn, shòuyùn, xiǎngyùn, xíngyùn und shíyùn bezeichnet.

Es existiert noch eine Variation dieser Geschichte, in welcher der tugendhafte Laie als ein armer Bauer porträtiert wird, der das kostbare Stück Holz beim Umpflügen seines Feldes entdeckt.

Eine Anspielung auf die 32 Merkmale eines Erleuchteten, welche einige der äußeren Charakteristiken eines Adligen mit den höchsten ästhetischen Kategorien jener Zeit verbinden. So sei sein Haar zu einem naturgewachsenen Turban gewickelt und von so dunkelblauer Farbe wie Augenschminke, seine Stirn flach und breit, seine Stimme tief und ehrfurchtgebietend und die Kinnlade wie die eines Löwen. Im Unterschied zu anderen Menschen habe er in seinem Mund vierzig Zähne, und seine Haarspitzen drehten sich nach rechts herum, seine Finger seien lang, und die Geschlechtsteile lägen versteckt usw. (siehe zum Beispiel die Darstellung bei Waldschmidt 1982, S. 52).

Yakshas sind Gottheiten in einem niederen Rang.

Als die fünf Wurzelvergehen werden in einem späteren Kommentar zu diesem Gleichnis genannt: den eigenen Vater töten oder die eigene Mutter töten, einen Arhat ums Leben bringen, das Blut eines Buddha vergießen und die Sangha spalten.

Diese Übungsgruppe stammt aus dem Frühbuddhismus und ist unter anderem im Visuddhi-Magga (1989, S. 95 ff.) beschrieben. Dabei handelt es sich um Entsagungsübungen wie beispielsweise das Tragen eines Fetzengewandes aus gefundenen Stoffresten, der Verzicht auf abendliche Nahrungsaufnahme, das Wohnen auf Friedhöfen oder das Leben allein unter freiem Himmel.

Diese bekannte Geschichte findet sich auch in einigen späteren buddhistischen Textsammlungen Chinas. Allerdings fehlt dabei der letzte Abschnitt, welcher von der Mönchswerdung der beiden Protagonisten berichtet.

In der chinesischen Übersetzung ist der Name mit Níjùlǜtuó (尼俱律陀) wiedergegeben.

Im Pantheon der Hindu-Religionen sind Indra und Shakra identische Gottheiten und nicht verschieden, so wie hier erzählt wird.

In den Hindu-Religionen ist Brahma (in der Trinität verbunden mit Vishnu, dem Bewahrer, und Shiva, dem Zerstörer) der Schöpfer der Welt. Im Buddhismus wird in ihm oft nur ein Gott unter vielen gesehen, so wie in diesem Gleichnis.

Diese Geschichte enthält die implizite Botschaft einer inferioren spirituellen Rolle der Frau. Der Mann und die Frau hatten das gleiche Versprechen abgelegt und pflegten den gleichen tugendhaften Lebenswandel. Doch während Kāshyapa ohne Umwege zum Schüler des Buddha wird, verliert die Frau ihre Reinheit. Darüber hinaus gibt es auch eine ironische Provokation mit Blick auf die überlieferten Religionen Indiens: Brahma, die höchste Gottheit und der Erschaffer der Welt, muss nun selbst als Mensch inkarnieren, der ewige Gott wird also als sterbliches Wesen porträtiert. Aber durch seinen reinen und tugendhaften Lebenswandel erlangt er schließlich die Arhatschaft, was ihn dann offensichtlich über seine ursprüngliche Rolle hinaushebt.

In der chinesischen Übersetzung 罗云珠. Der indische Name war nicht zu ermitteln.

Dieses Gleichnis findet sich auch im Sutra der hundert Gleichnisse (Bǎiyùjīng; deutsch 2012), einem in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts von dem indischen Mönch Guanavṛddhi ins Chinesische übertragenen Text, der auf eine Lehrrede des Buddha zurückgehen soll und dessen indisches Original verschollen ist.

Im Nirvaṇasutra (chin. Nièpánjīng) gibt es eine Variation dieser Geschichte, in der nicht ein Vertreter der sechs abweichenden Lehren, sondern sechs Brahmanen die Übeltäter sind. Auch die Reihenfolge ist verändert: Statt des Buddha sind es zuerst die Brahmanen, die zu dem Ehepaar kommen und das Geschlecht des Kindes voraussagen. Zuvor wird die Handlung noch mit der Schilderung eines Fruchtbarkeitszaubers angereichert, welcher die Ehefrau von ihrem bereits sechzigjährigen Gatten überhaupt erst schwanger werden lässt. Anstelle einer todbringenden Massage wird vergiftetes Obst überreicht, und auch der Mönch Ananda spielt in dieser Version noch eine Rolle.

Diese Episode findet sich auch im Sutra der hundert Gleichnisse (Bǎiyùjīng; deutsch 2012). Allerdings wird sie dort noch ein wenig ausgeschmückt mit einem bösen und willkürlichen Herrscher, der dem Mann am Straßenrand diese Verletzungen zufügte.

Es kursiert noch eine Variation dieser Geschichte, in welcher die Vogelschar eine Gruppe von Wachteln ist, deren weiser Anführer der Buddha in einem seiner Vorleben war. Statt eines einzelnen Kraftaktes ist es hier der Anführer, der die Tiere zu einem gemeinsamen, ruckhaften Aufstieg veranlasst und sie so aus dem Netz befreit. Doch schließlich sind es auch hier Streit und Uneinigkeit, die zu dem bösen Ende führen (siehe »Still hören ist besser als laut zu beten«, 2015, S. 203 ff.).

Im chinesischen Kanon kursiert noch eine spätere Variante dieser Geschichte, in der nicht ein einzelner Mann, sondern eine Bande von Banditen einer Gruppe von Nonnen beim Baden an einem einsamen Weiher auflauert. Es ist dann eine der Nonnen, die, um ihre Schwestern zu schützen, eigenhändig eines ihrer Augen herausreißt. So wollte sie die Angreifer »belehren« und abschrecken, was ihr auch gelingt. In dieser anderen Version werden die Männer sogar am Ende alle zur Buddhalehre bekehrt, es fehlt jedoch das Motiv der vollständigen Heilung der Verletzung durch den Buddha wie in dem obigen Gleichnis.

Harītakī ist bis heute eine der wichtigsten indischen Heilpflanzen. Man glaubt, sie unterstütze ein langes, gesundes Leben, stärke den Geist und die Sinnesorgane. Über ihren Geschmack heißt es, dass er süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb zugleich sei.

Im Liùdù Jíjīng (Sutra von den sechs Pāramitās) findet sich eine ausführlichere Fassung dieser Geschichte. In dieser wird zunächst die soziale Politik des guten Herrschers eingehend geschildert. Am Fluchtort in den Bergen ist der Brahmane zunächst viel zögerlicher, das Selbstopfer des Königs anzunehmen. Auch der Schluss ist ein anderer: Der König wird auf dem Marktplatz öffentlich verbrannt, ohne dass der unrechtmäßige Herrscher irgendwelche Rührung zeigt. Allerdings wird die Handlung weiter fortgesetzt mit der versuchten Rache eines Sohnes des wohltätigen Monarchen. Erst als dieser den grausamen Herrscher in der Waldeinsamkeit stellt und sich bereit erklärt, in Anbetracht des gewaltigen Vorbildes seines Vaters auf Rache zu verzichten, wird in dem bösen König eine radikale Wandlung zum Guten ausgelöst. Eine deutsche Übersetzung dieser Version findet sich in: »Still hören ist besser als laut zu beten«, 2015, S. 15 ff.

In den Kommentaren finden sich keine Hinweise, was unter diesen »Vier Großen Prinzipien« (sìděngzhì) zu verstehen ist. Vielleicht verweisen sie auf die Umsetzung der Vier Edlen Wahrheiten als der geistigen Grundauffassung der buddhistischen Lehre auch in Bezug auf das Herrscherhandeln. Möglicherweise wurde die Übersetzung auch auf vier seinerzeitige Prinzipien des Regierungshandelns bezogen. Einige Quellen unterscheiden das chinesische Volk nach vier Volksgruppen bzw. Bewohnern von vier Regionen des Reiches (sìděng rénzhì), wenngleich dieses System erst viele Jahrhunderte später in der Yuan-Dynastie wirklich populär wurde.

1Siehe zum Beispiel die Zählung von Wright 1959, S. 4.

2Siehe Ren 1994, S. 20, 34 und 308.

3Nach anderen Quellen wurde er im Jahre 321 geboren.

4Siehe Clart 2009, S. 82; siehe Pachow 1980, S. 104.

5Siehe Miller/Vandome/McBrewster 2009, S. 3.

6Siehe Reiter 2002, S. 157 ff. und 162; siehe Pachow 1980, S. 87 f.

7Siehe Ren 1994, S. 7; siehe Park 2012, S. 175 ff.

8Siehe Wagner 2009, S. 146.

9Siehe zum Beispiel Anālayo 2018, S. 6 und 17.

10Siehe zum Beispiel Batchelor 2017, S. 47.

11Siehe Anālayo 2018, S. 29.

12Siehe zum Beispiel die Darstellung bei Crowley 2016, S. 132 ff.

13Die entsprechenden Pali-Bezeichnungen lauten: iddhi/siddhi (ungehindert durch Mauern, Wälle und Berge hindurchgehen und direkt in himmlische Daseinsbereiche überwechseln), dibbha-cakkhu (das himmlische Auge), dibba-sota (das himmlische Ohr), parassa ceto-pariya-ñāna (das Durchschauen der Herzen anderer), pubbe nivāsānussati (Erinnerung an frühere Daseinsformen). (Siehe zum Beispiel das Vimalakīrti-Sutra 2005, S. 22, oder die Darstellung im Vimuttimagga, 2015, S. 317.)

14Mit den dharmas (chin. oder Zhèngfǎ), oft mit »Geistesfaktoren« übersetzt, sind die kleinsten und unteilbaren Einheiten der Wirklichkeit und Wirklichkeitserfahrung (im Bewusstsein) gemeint. Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Dharma (groß geschrieben) als Lehre von den Grundfesten der Wirklichkeit.

15Zur Symbolik der sieben Kostbarkeiten vgl. Anālayo 2010, S. 269, Fußnote 36.

Nach der chinesischen Übersetzung von Kāng Sēnghuì



















Vor langer Zeit lebte einmal ein Händler mit Namen Sārthavāha. Eines Tages begab sich dieser Mann auf eine Reise in ein fernes Nachbarreich, um dort gute Geschäfte zu machen. Angekommen am Ziel seiner Reise, nahm er sein Quartier in der Nähe des Hauses eines frommen buddhistischen Laienanhängers. An diesem Tag hielten die Laien gerade eine große Dharma-Versammlung ab, auf der viele ehrwürdige Mönche die Menschen im Dharma1 unterwiesen. Von weitem vernahm so auch Sārthavāha diese Lehre. In dieser Stunde erfuhr er, wie sehr doch Glück und Unglück im Leben eines Menschen von den Gedanken in seinem Geist, den Handlungen seines Körpers und den Worten, die seine Zunge formt, bestimmt werden. Erstmals hörte er von den Vier Edlen Wahrheiten über die Unbeständigkeit des Daseins, seiner Leidhaftigkeit und der Großen Leere, in die schließlich alles erlischt. Sofort berührten diese Worte das Herz des aus weiter Ferne angereisten Mannes, und Sārthavāha erkannte augenblicklich ihre tiefe Wahrheit. Ohne zu zögern nahm er die fünf Laiengelübde und bekannte sich fortan zur Lehre des Buddha. Daraufhin richtete der Mönch »Große Tugend« das Wort an ihn und sprach: »Wer den Weg des Guten geht, beschützt damit seinen Leib, seine Rede und seinen Geist, ein solcher pflegt wahrhaft die Zehn Vollkommenheiten.2 Jedes

Erfüllt von großer Freude kehrte Sārthavāha wieder in seine Heimat zurück, ein Land, in dem der wahre Dharma unbekannt war. Doch da er fürchtete, dass die Bewohner seines Landes die Lehre nicht annehmen würden, verbreitete er die Buddhaworte zunächst nur unter seinen Verwandten, er unterwies seine Eltern und Geschwister sowie seine Ehefrau und andere nahestehende Menschen in all dem, was ihn selbst zutiefst überzeugt hatte.

Tausend Li3 entfernt von der Heimat dieses Händlers gab es ein Land, in dem die Einwohner ausnahmslos in großem Wohlstand lebten. Unerschöpflicher Überfluss herrschte dort an allen Dingen des Lebens. Schon seit vielen hundert Jahren jedoch hatte es mit diesem Land keinen Austausch mehr gegeben. Der Grund dafür war ein Dämon, der die Verbindungswege blockierte und jeden tötete und sogleich gierig verschlang, der ihm zu nahe kam. Die Zahl seiner Opfer war kaum noch zu ermitteln. Wie Sārthavāha nun über diese Lage nachsann, da kam ihm plötzlich der Gedanke: »Wenn ich diesem Wesen mit der Macht der Gelübde entgegentrete, dann werden mir die fünfundzwanzig Gottheiten gewiss zur Seite stehen. Schließlich ist es nur ein einziger Dämon, den ich so sicherlich bezwingen kann.« Als er seine Überlegung das erste Mal aussprach, war er gerade mit fünfhundert anderen Händlern zusammen, die allesamt über sein Vorhaben

»Die Kraft des Geistes ist mit mir«, sprach er zu ihnen, »sie allein bezwingt alles Böse. Und ihr wollt doch schließlich auch in dieses ferne Reich gehen, wo Glück und Reichtum auf euch warten.«

»Schon sehr lange ist niemand mehr dorthin gelangt«, erklärten ihm seine Gefährten, »doch wenn dort gute Geschäfte auf uns warten, so wollen wir dich auf dem Wege gerne begleiten.«

Je näher sie dem gepriesenen Land kamen, desto mehr bleiche Knochen und abgenagte Schädel sahen sie am Straßenrand liegen. »Wer noch eines Beweises bedurfte, dass hier ein Menschenfresser sein Unwesen treibt, hier findet er ihn«, erklärte Sārthavāha. Seine Gefährten waren zu Tode erschrocken. Sārthavāha spürte ihre Angst und forderte sie auf, an dieser Stelle besser zurückzubleiben. Ganz allein wollte er in den Kampf ziehen. »Wenn ich siege, bin ich bald wieder da. Komme ich nicht, so bin ich gefallen, und ihr müsst dann ohne mich wieder in die Heimat zurückkehren«, rief er laut aus. Dann schritt er entschlossen weiter vorwärts.

Nur wenige Li musste er gehen, da stand der schreckliche Dämon auch schon vor ihm. Sārthavāha rezitierte den Namen des Buddha und war dabei frei von aller Furcht. »Was bist du denn für einer?«, richtete die grausige Gestalt das Wort an ihn. »Ich bin der, der vorangeht und den Weg ins Land des Wohlstands wieder frei macht«, rief ihm der Händler kühn entgegen. »Hast du etwa meinen berüchtigten Namen noch nicht vernommen?«, brüllte der Dämon ihm ins Gesicht und fing an, laut zu lachen.

»Sehr wohl weiß ich, wer du bist und was du hier tust«, erwiderte Sārthavāha, »ich kam, um dich zu treffen und zu bezwingen. Siegst du, so wirst du meinen Leib wohl verschlingen, wie es Tausenden vor mir ergangen ist. Doch

»Wer soll jetzt den ersten Schlag ausführen?«, fragte der Dämon und grinste ihn dabei an.

»Da ich kam, um dich herauszufordern, steht mir dieses Recht zu«, erklärte Sārthavāha. Sein Gegner hatte keine Einwände. Blitzschnell stieß der Herausforderer mit seiner rechten Hand tief hinein in den Bauch des Dämons, durchstieß die Haut und zog seine Innereien nach außen, während er ihm gleich darauf mit der linken Hand einen mächtigen Schlag versetzte. Im Nu stand er mit beiden Füßen auf dem Bauch seines zu Boden gegangenen Gegners und hielt diesen im Würgegriff. Jetzt war ihm die eben noch so furchteinflößende Gestalt schutzlos ausgeliefert.

»Meine Arme und Beine sind wie gelähmt, mein Haupt ohne Kraft. Der Tod ist mir sicher. Ich kann keinerlei Widerstand mehr leisten«, seufzte da der Besiegte.

»Deine fünf Glieder sind kraftlos, doch dein Geist scheint stählern zu sein und keine Reue zu kennen«, sprach Sārthavāha zu ihm.

»Ich war der König der Dämonen und von grenzenloser Macht. Wie viele von euch Menschen ich schon verschlungen habe, lässt sich nicht mehr zählen. Soll ich etwa jetzt im Angesicht des Todes zur Buddhalehre Zuflucht nehmen?«

Da begann Sārthavāha ihn im Dharma zu unterweisen: »Vergänglich und unbeständig ist dieser unser Leib, und bald schon fällt er dem Verfall anheim. Doch wenn du ihn dem Buddha opferst, wird der Tod dich zum Erwachen führen, und du wirst wahres Wissen erlangen.«

Diese Worte lösten in dem Dämon urplötzlich eine tiefe Einsicht aus: »Selten zu finden sind die wirklich Edlen und großen Bodhisattvas«, sprach er voll tiefster innerer

Im Angesicht des Mannes, der ihn besiegt hatte, nahm er die fünf Gelübde. Der barmherzige Händler entbot seinen Gruß und ließ ihn gehen. Von seinen Wunden schnell genesen, zog sich der Geläuterte tief in die Berge zurück. Sārthavāha aber ging zu seinen Gefährten, und gemeinsam zogen sie alle in das glücksverheißende Reich. Überall erfuhren die Menschen vom Wirken dieses tapferen Menschen und von der Macht der fünf Gelübde und der zehn Tugenden, die alles Böse bezwingen. Über die nun freien Handelswege verbreitete sich fortan auch die Buddhalehre völlig ungehindert. Immer mehr Menschen nahmen ihre Zuflucht zum Erhabenen und unterstützten die Gemeinschaft. Das förderte den Frieden im Land. Sārthavāha stieg nach seinem Tod in die himmlischen Sphären auf. Später erklärte der Buddha einmal, dass die Geschichte von Sārthavāha von ihm selbst erzähle, er höchstpersönlich sei dieser Mann in einem seiner früheren Erdenleben gewesen.

Das Gleichnis vom Pfauenkönig

In einem dichten Wald lebte einst eine große Gruppe von Pfauen. Die Schar wurde von einem Königspfau angeführt, der fünfhundert Gemahlinnen sein eigen nannte. Trotz dieser stattlichen Zahl entbrannte der Oberpfau eines Tages in Liebe zu einer unbekannten jungen Pfauendame. Verzaubert von ihren Reizen verließ er von einem Tag auf den anderen seinen riesigen Harem und verbrachte fortan all seine Zeit nur noch mit der Geliebten. Die Angebetete stellte allerdings hohe Ansprüche an ihn, denn sie hatte einen äußerst

Der Wald, in dem die Pfauen lebten, war Teil eines großen Königreiches, dessen Geschicke von einem mächtigen Monarchen gelenkt wurden. Eines Tages erkrankte die Gemahlin des Herrschers schwer. Tag um Tag verschlechterte sich ihr Zustand. Was die Hofärzte auch taten, welche Arznei sie auch zusammenmischten – nichts half wirklich. Am Ende waren sie nur noch ratlos und verzweifelt.

Eines Nachts hatte die Königin einen Traum. Im Traum erschien ein Pfau und sprach zu ihr: »Euer Leiden ist nur zu heilen, wenn Ihr das Fleisch eines Tieres meiner Art esst, aber es muss ein wilder Vogel sein, keiner, der in Gefangenschaft gehalten wird.« Nach dem Erwachen erzählte sie ihrem Mann von diesem Geschehnis. Der König schickte sogleich seine Jäger in den Wald mit dem Befehl, einen der zahlreichen wilden Pfauen zu fangen und in den Palast zu bringen. Doch die Kunde von der Ankunft der Jäger hatte schneller als gedacht auch die Pfauenschar im dunklen Wald erreicht. Bevor die Jagdleute eintrafen, hatten sie alle – mit Ausnahme des abwesenden Pfauenkönigs und seiner jungen Geliebten – das Königreich bereits auf Nimmerwiedersehen verlassen.

Wo sonst überall Pfauen auf den Bäumen hockten, war plötzlich kein einziger mehr zu sehen. Erschöpft und ohne Beute kehrten die Jäger zurück. Nun musste der König eine List ersinnen, um sie anzuspornen, mit noch größerer

Kurz darauf machte sich die Jägerschar ein zweites Mal auf ins königliche Gehölz. Wo die Bäume am dichtesten standen, teilte sich die Gruppe. Jetzt begannen die einzelnen Jäger, auch die verborgenen Ecken und Winkel dieses Waldes zu durchforsten. Bald hatte einer von ihnen die Fährte des Pfauen und seiner jungen Gespielin entdeckt. Er nahm die Verfolgung auf, und urplötzlich sah er den Pfauenkönig allein durchs dichte Unterholz streifen. Unbemerkt von dem Tier beobachtete der Waidmann, wie der Pfau überall nur die besten Samen und Körner und insbesondere den feinsten Nektar einsammelte. Da der erfahrene alte Pfau misstrauisch ständig in alle vier Richtungen blickte und nach möglichen Gefahren Ausschau hielt, konnte er ihn nicht so einfach erwischen. Doch entwickelte der Jäger einen tückischen Plan, um den blau gefiederten Pfauenherrscher zu ergreifen. Schnell rannte er zu einem Bauernhaus in der Nähe und ließ sich ein wenig Honig sowie einen großen Sack mit Sesamkörnern aushändigen. Mit diesem Lockmittel bestrich er einen alten Baumstumpf, in dessen Nähe er sich dann verbarg. Angezogen vom lieblichen Honigduft und den frischen Sesamkörnern fraß der Pfau davon und sammelte so viel ein, wie er zu tragen imstande war. Da er nicht alles auf einmal fortschaffen konnte, entschloss er sich, später noch einmal an diesen Ort zurückzukehren, um seiner Geliebten auch den Rest dieser köstlichen Dinge zu bringen. Genau darauf hatte der Jäger gesetzt. Geduldig wartete er in seinem Versteck Stunde um Stunde auf die Rückkehr seiner Beute. Als der ahnungslose Vogel bei Anbruch der Dunkelheit ein weiteres Mal auf den alten Baumstumpf zuschritt, hatte sich der Jäger selbst mit Honig bestrichen und seinen klebrigen Körper in Sesamsaat gewälzt. Dann

Der Pfau war so benebelt von dem süßen Fund, dass er die Falle nicht bemerkte. Die Nacht war schon hereingebrochen, als er nun tatsächlich begann, ein paar Sesamkörner vom Körper des Jägers zu picken. Blitzschnell griff dieser zu und schnappte sich das Tier. Als der Vogel die Situation erkannt hatte, war es bereits zu spät. Im Nu hatte der Jäger seine Flügel und Beine zusammengeschnürt. Flucht war nicht mehr möglich. Der Pfauenkönig zitterte um sein Leben.

»Verborgen in diesem Wald liegt ein Berg mit Gold«, sprach er, »lasst mich frei, und ich werde Euch zu ihm führen. Der Wert dieses Schatzes ist unermesslich. Schenkt mir die Freiheit wieder. Ihr werdet es nicht bereuen. Nicht nur Ihr selbst, auch Eure Kinder und Enkelkinder werden von diesem gewaltigen Reichtum auf ewig zehren können«, versuchte er den Jäger zu überzeugen.

Doch der Waidmann schüttelte nur seinen Kopf: »Wie sollte ich dir trauen können? Außerdem hat mir bereits unser König eine ansehnliche Belohnung versprochen, wenn ich dich zu ihm in den Palast bringe, wo dein Fleisch die Krankheit seiner Gemahlin heilen soll.«