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Karl Plepelits

Uns fehlt ein Mann

erklärten mir zwei süße Girls





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

1

„Uns fehlt ein Mann“, erklärte mir Girl Nummer eins.

„Ja, uns fehlt ein Mann“, erklärte mir Girl Nummer zwei voller Inbrunst.

Und warum ausgerechnet mir? Sehr einfach, weil ich halt ein Mannsbild bin.

Alle drei waren wir Mitglieder des Lehrerkollegiums in einem sogenannten „rural centre“, einer idyllisch gelegenen Ansammlung primitiver Holzbaracken nahe dem Dörfchen Ewhurst im Süden Englands, wo österreichische und englische Schüler und Schülerinnen drei Wochen lang von „native speakers“ in ihren Kenntnissen der jeweils anderen Sprache gefestigt werden sollten. Ich war obendrein für die Gestaltung des Unterrichts zuständig, fungierte also gewissermaßen als „Schuldirektor“. Übrigens waren wir Lehrer nicht sehr viel älter als die Jugendlichen, und auch unsere Kolleginnen waren alle jung und knusprig, was sie heute, so fürchte ich, wohl nicht mehr sein dürften. Denn dies geschah zu einer Zeit, als der Minirock gerade in Mode kam und die Gemüter erregte, ja sogar Verkehrsunfälle verursachte, weil die Männer Stielaugen bekamen, anstatt auf den Verkehr zu achten.

Also gut. Es war später Abend, und ich saß einsam und verlassen im Gemeinschaftsraum, blätterte lustlos in einer englischen Illustrierten und hatte mich dem Suff ergeben. Mein Zimmer war nämlich blockiert. Dort trieb es Neill, mein eigener Zimmerkollege, mit einer unserer Kolleginnen. Mich hatte er angefleht, ich möge sie, also ihn und sein Betthäschen, so lange allein lassen. Na gut, ich bin ja nicht so. Deshalb hatte ich schon zuvor, als der Raum noch voll war, hemmungslos mit Monika, einer meiner österreichischen Kolleginnen, geschäkert und ihr damit sichtlich Freude bereitet. Und während sich die anderen, beginnend mit Neill und seiner Shirley, der Reihe nach verabschiedeten, leistete mir Monika, Shirleys Zimmergenossin, unverdrossen weiterhin Gesellschaft, sogar als ich zuletzt ankündigte, mir trotz des Nieselregens draußen noch ein wenig die Beine vertreten zu wollen, und war nicht davon abzubringen, mich zu begleiten. Dass sie sich meinetwegen in den Regen wagte, war mir zwar gar nicht recht. Aber sie schien sich nichts aus der Feuchtigkeit zu machen.

„Ach, Rudi, bei dir fühle ich mich so geborgen“, hauchte sie voller Inbrunst und legte mir ihren Kopf auf die Schulter. Dadurch fühlte ich mich berechtigt, ihr meinen Arm um die Schulter zu legen und, erhitzt vom vielen Stout, mit der anderen Hand ihre Brust zu streicheln, natürlich in der Erwartung, sofort zurechtgewiesen zu werden. Aber nein, sie wies mich nicht zurecht, legte mir sogar ihren Arm um die Hüfte. Klar, auch sie war vom Stout erhitzt.

Aber wir beschlossen bald, wieder trockenere Gefilde aufzusuchen. Ehe wir kehrtmachten, hielt ich es für angebracht, Monika zum Trost zu küssen. Meinen Kuss erwiderte sie mit einer Inbrunst, als hätte sie schon sehnlichst darauf gewartet, und presste sich heftig an mich, was mir alles andere als angenehm war. So war es ja unvermeidlich, dass sie die mittlerweile entstandene Ausbuchtung in meiner Hose spürte. Zum Glück reagierte sie weder erschrocken noch verstört. Und da musste ich an eine schöne Stelle in der berühmten Liebeskunst des römischen Dichters Ovid denken, wo es heißt: Wer Küsse sich nahm und den Rest sich nicht nimmt, verdient, auch das zu verlieren, was gegeben wurde. Und: Vergnügen bereitet es, die Frucht der Venus zu pflücken. Aber ach! Das ist sicher nur ein schöner Traum. Die Monika ist keine, die so schnell und so leicht zu haben ist. Da bin ich überzeugt.

Als Kavalier begleitete ich Monika natürlich bis vor ihr Zimmer. Dort küsste sie mich geräuschlos zum Abschied, strich mir zärtlich über die Wange und trat ein, ohne Licht zu machen, wohl in der Absicht, Shirley nicht aufzuwecken. Und ich hatte schon, leise seufzend, alle Hoffnung aufgegeben, gemeinsam mit Monika die süße Frucht der Venus pflücken zu können. Da streckte sie zu meiner Überraschung ihre Hand heraus, ergriff meinen Arm, zog mich wortlos in ihr Zimmer, fiel mir stürmisch um den Hals.

„Die Shirley ist noch gar nicht da“, flüsterte sie.

„Ich weiß“, flüsterte ich.

„Du weißt das? Wieso ...“

„Weil ... Na ja, du, eigentlich ist das ein Geheimnis. Aber das ist auch der Grund, warum ich noch spazieren gehen wollte.“

„Ah, und warum du noch nicht in dein Zimmer kannst, wie?“

„Oh, du bist aber ein kluges Kind.“

„Soso, da vergnügt sie sich also mit dem Neill.“

„Du sagst es. Aber weißt du was? Du solltest deine nassen Sachen ganz schnell ausziehen, sonst wirst du mir noch krank.“

Und da sie damit zögerte, begann ich sie eigenhändig von ihren nassen Sachen zu befreien. (Doch zugleich geriet mein Blut noch mehr in Wallung.) Erst als ich bei den trockenen Sachen, das heißt, der Unterwäsche, angelangt war, hielt ich inne, aber nicht, um ihr jetzt den Rücken zu kehren, sondern um mit den Augen ihre weiblichen Formen zu bewundern und mit den Fingern vorsichtig zu erkunden, was unter ihrer Unterwäsche zu ertasten ist. Nun, zu ertasten waren wunderbare Dinge, so wunderbar, dass Monika sich schließlich hinlegte und binnen kürzester Zeit einen schönen Orgasmus erlebte.

Sobald sie sich davon erholt hatte, war sie nicht mehr zu halten. Sie riss mir mein natürlich ebenfalls nasses Gewand vom Leib und machte sich so lange über meinen stramm stehenden Schwanz her, bis ich endgültig den Kopf verlor. Ich drückte sie aufs Bett nieder, befreite sie von ihrem Slip, schwang mich über ihre Beine und entsandte meinen bereits zum Platzen prallen Zebedäüs an die wunderbarste Stelle ihres Körpers und in den heißen, feuchten, süßen Tunnel, dessen Tor sie bildete. Monika schlang ihre Arme um meinen Rücken, erwiderte meine Bewegungen, empfing mit Begeisterung den Segen meines Schwanzes und erlebte einen weiteren Höhepunkt.

Erst danach fiel mir ein, wer jeden Augenblick hereinplatzen könnte. Ich sprang auf, schlüpfte schleunigst in meine nassen Klamotten, küsste Monika zum Abschied und sah zu, dass ich fortkam. Und ich hatte schon die Hand auf der Klinke meiner eigenen Zimmertür, da hörte ich gedämpft von drinnen einschlägige Geräusche und erinnerte mich gerade noch rechtzeitig an mein Versprechen. Also: Wieder zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort versorgte ich mich mit Nachschub aus dem Kühlschrank und schnappte mir eine der aufliegenden Zeitschriften, um die Zeit totzuschlagen. 

2

Da stand auf einmal Zoe, eine meiner englischen Kolleginnen, vor mir. Nicht im Minirock, sondern im Pyjama.

„Ah, Rudi, du bist auch noch durstig?“, stammelte sie, sichtlich und hörbar schon leicht angesäuselt. „Wir zwei auch. Ich soll Nachschub holen. Aber du wirst doch nicht hier allein ... Komm, leiste uns Gesellschaft.“

Und das klang so fröhlich, so charmant, so einladend, dass ich nicht widerstehen konnte und, wie der Dichter sagt, errötend Zoes Spuren folgte. Als Edith, Zoes österreichische Zimmerkollegin, ebenfalls im Pyjama, mich erblickte, wirkte sie im ersten Augenblick verwirrt, ja total bestürzt. Dann aber griff sie nach meiner Hand, nicht, um sie zu schütteln, sondern um mich zu sich auf die Bettkante zu ziehen und mir einen warmen, feuchten Kuss auf die Wange zu drücken. Zoe setzte sich dazu und drückte mir einen ähnlichen Kuss auf die andere Wange. Ich prostete den beiden zu, fragte, was ihnen denn fehlt, dass sie nicht schlafen können, und löste damit ein ungeheures Gekicher aus. Und Zoe sprach die geflügelten Worte: „Uns fehlt ein Mann.“

„Ja, uns fehlt ein Mann“, wiederholte Edith voller Inbrunst, stellte ihre Flasche ab, öffnete, heftig kichernd, mein Hosentürl, schob eine Hand unter meine Unterhose und machte sich ungeniert über mein längst wieder schlummerndes Schwänzlein her. Das Schwänzlein ließ sich zwar recht lange bitten. Aber dann erwachte es und wuchs erneut zu einem monumentalen Schwanz heran. Mit einem Jubelschrei teilte Edith diese Metamorphose der Umwelt mit.

Nun erst fühlte sich Zoe veranlasst, auch selber zuzugreifen. Neuerlich geriet mein Blut in Wallung, und ich fühlte mich verpflichtet, ebenfalls aktiv zu werden. Ich suchte und fand bei beiden mit der jeweiligen Hand unter dem Bund ihrer Pyjamahosen einen Zugang zu ihrer Möse und begann diese, also beide gleichzeitig, zu liebkosen, damit sie nicht länger behaupten konnten, ihnen fehle ein Mann. Und was war der Erfolg? Zunächst: Stillhalten, atemloses Schweigen. Dann kam unverhofft Bewegung in Zoe. Sie beendete ihre liebliche Aktivität und stieß meine Hand weg, verscheuchte sie wie eine Wespe vom Marmeladenglas. Ebenso nach kurzer Bedenkzeit Edith. Danach stießen sie mich mit vereinten Kräften von sich und aus dem Zimmer.

Und wieder stand ich einsam und verlassen, obendrein verstört, frustriert, entgeistert auf dem düsteren Gang und wusste nicht, wohin. Aber wieso denn frustriert, fragte ich mich selbst. Hatte ich nicht soeben die Monika gevögelt? Sollte ich nicht lieber jubeln und frohlocken? Aber nein. Ich fühlte mich verstört, frustriert, entgeistert. Ist das nicht sonderbar? Wie heißt es bei Galenos oder Aristoteles (in lateinischer Übersetzung)? Omne animal triste post coitum.

 

3

Am nächsten Tag wollten mehrere dringende, aber heimliche Gespräche geführt werden. Nur, so dringend sie auch waren, sie mussten warten, bis sich jeweils eine Gelegenheit ergab. Die einzige Ausnahme bildete natürlich Neill. Das Gespräch mit ihm kam sogleich nach dem Aufwachen dran. Er sang einen Jubelgesang auf Shirley und einen Lobgesang auf mich und wünschte sich dringend eine tägliche Wiederholung der gestrigen Abendveranstaltung. Und ebenso dringend bat ich ihn, von einer täglichen Wiederholung abzusehen, ohne ihm freilich meine Gründe zu verraten. Und wir einigten uns schließlich auf eine Wiederholung höchstens jeden zweiten Tag.

Irgendwann im Laufe des Vormittags gelang es mir, mit Monika zu sprechen. Ich musste wissen, ob ich sie mit meiner gestrigen Aktion überfahren und damit gewissermaßen vergewaltigt hatte. Wenn ja, so täte es mir furchtbar leid. Doch wie sich herausstellte, waren meine Bedenken völlig überflüssig. Ich hätte sie im Gegenteil zur glücklichsten Frau der Welt gemacht. Und sie hoffe, es sei dies keine Eintagsfliege gewesen. Ich erinnerte mich, dass sich mein Schwanz in ihrer Möse ausnehmend wohl gefühlt hatte, und versprach ihr für morgen oder übermorgen eine Wiederholung unserer gestrigen Abendveranstaltung, denn da werde mein Zimmer voraussichtlich erneut durch Neill und Shirley blockiert sein. Nur heute bitte noch nicht. Und ich erzählte ihr, wie es mir gestern ergangen war, nachdem ich sie verlassen hatte, und ließ mich gebührend bedauern. Nur das Intermezzo mit Zoe und Edith verschwieg ich wohlweislich.

Am Nachmittag erwischte ich Edith zu einem Interview. Ich packte sie kurzerhand am Ärmel, zog sie in eine stille Ecke und fragte, was sie sich eigentlich gedacht habe, als sie sich zuerst in meinem Hosentürl breitmachte; und als ich aktiv werden zu müssen glaubte, habe sie mich herzlos verstoßen.

Sie wurde rot, blickte mich verwirrt oder verstört an, schwieg.

„Na, sag schon“, stieß ich nach.

„Bitte, sei mir nicht bös“, murmelte sie.

„Ach was, bös. Ich bin dir doch nicht bös. Und ich weiß, dass wir alle drei nicht mehr die Allernüchternsten waren. Nur, wofür soll ich dir nicht bös sein? Fürs Verstoßen? Oder dafür, dass du deine Hand in mein Hosentürl gesteckt hast?“

Edith schwieg, wurde noch röter.

„Weil, weißt du, das mit dem Hosentürl hab ich durchaus nicht als unangenehm empfunden. Außer dass du vielleicht ruhig ein bisserl zärtlicher hättest sein können. Die Zoe war deutlich zärtlicher als du. Also, wenn ich dir bös sein soll, dann fürs herzlose Verstoßen.“

„Wirst du mir verzeihen?“

„Aber ja, sicher. Ich versteh nur nicht, was das Ganze sollte. Zuerst macht ihr euch über mich her, und dann ... Vergiss nicht, dass mich die Zoe mitgeschleppt hat. Das war ihr Wunsch, nicht meiner.“

„Klar. Du hast dir gar nichts vorzuwerfen. Und was das Ganze sollte? Na ja, du hast gehört: Uns fehlte ein Mann. Ein bissl spielen wollten wir halt. Hätten wir uns im nüchternen Zustand eh nie getraut.“

„Aha. Und warum habe ich mich nicht revanchieren und euch ein bissl eine Freude machen dürfen?“

„Ach, hättest du ja. Mir tut’s eh leid, dass die Zoe da so komisch reagiert hat. Aber was hätte ich tun sollen? Ich konnte ihr doch nicht in den Rücken fallen.“

„Klar, versteh ich. Aber sag, wenn die Zoe nicht so komisch reagiert hätte, oder, sagen wir, wenn ich etwas geduldiger gewesen wäre, wie wär’s denn dann weitergegangen?“

Edith schwieg, zuckte mit den Schultern. Die Röte in ihrem Gesicht vertiefte sich.

„Ich meine, hättest du mit mir schlafen wollen?“

Edith schwieg. Ihre Wangen glühten wie die Alpengipfel bei Sonnenuntergang.

„Oder sagen wir so. Was hättest du gemacht, wenn ich dich hergenommen hätte, wie sich’s gehört?“

„Ich hätte mich gefreut.“

Im nächsten Moment hielt sie sich, sichtlich erschrocken, die Hand vor den Mund, offenbar um die unbedacht dem Gehege ihrer Zähne entflohenen Worte, wie es bei Homer heißt, zurückzuhalten. Aber die waren längst entflohen und in meinen Ohren und meinem Hirn angelangt und hatten dort höchst widersprüchliche Gefühle ausgelöst.

Dafür musst du dir, liebste Edith, leider einen anderen suchen – wollte ich eigentlich sagen. Tatsächlich sagte ich: „Sollen wir vielleicht heute Abend einen zweiten Versuch wagen?“

Edith nickte wortlos. Ihre Wangen glühten wie Eisen im Feuer der Schmiede.

„Nur, was machen wir da mit der Zoe? Redest du mit ihr?“

Edith nickte wortlos.

„Wird sie da überhaupt mitmachen wollen?“

„Ach, sicher. Vielleicht wird sie sich auch nur streicheln lassen.“

So weit mein merkwürdiger Dialog mit Edith. Und damit hatte sich wenigstens eines der dringenden, aber heimlichen Gespräche erübrigt.

Aber was habe ich mir da jetzt eingehandelt! Jetzt muss ich es gleich mit zwei oder gar mit drei Weibern treiben. Wohin soll das noch führen?