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Informationen zum Buch

Ein brutaler Axtmord an einer Studentin. Ein verhängnisvoll ehrgeiziger Anwalt und ein Mandant, der diesen Ehrgeiz mit dem Leben bezahlen könnte.

Der ehrgeizige Junganwalt Peter Hale wird wegen eines verpatzten Falles aus der Kanzlei seines einflussreichen Vaters geworfen und wird zudem noch enterbt. Arbeits- und mittellos, übernimmt Peter in einem Mordfall die Pflichtverteidigung eines geistig zurückgebliebenen Farmerssohnes in einer Kleinstadt in Oregon. Kurze Zeit später wird sein Mandant zum Tode verurteilt …

 

Über Phillip Margolin

Phillip Margolin gehört zu den erfolgreichsten Thriller-Autoren der USA. Margolin startete seine berufliche Laufbahn allerdings nicht als Autor, sondern als Rechtsanwalt. Seine Erfahrungen als Strafverteidiger verknüpft Margolin gekonnt mit seiner Leidenschaft für Justiz-Thriller. Inspiriert von seiner früheren Liebe zu Perry-Mason-Büchern, schreibt Phillip Margolin seit Jahrzehnten erfolgreiche Thriller-Bestseller.

Zahlreiche Romane von Phillip Margolin standen auf der Bestsellerliste der New York Times und wurden u.a. von Warner Bros und HBO verfilmt.

Bekannte Buch-Serien von Phillip Margolin: Amanda Jaffe Serie, Robin Lockwood Serie

 

Bei Aufbau Digital sind folgende Romane von Phillip Margolin erschienen: »Die schöne Schläferin«, »Die Schuld wird nie vergehen«, »Auf ewig unvergessen«, »Auf glühenden Kohlen«, »Nach Einbruch der Nacht«, »Die Hand des Dr. Cardoni«, »Die Witwe des Leichenbestatters«, »Das Gift der Erinnerung«, »Der letzte Unschuldige«, »Der schlagende Beweis«.

 

Informationen zum Übersetzer

Benjamin Schwarz, 1937 geboren in Bernstadt in Schlesien, studierte Germanistik und Kunst in Göttingen und Berlin. Schwarz war wissenschaftlich für die Freie Universität Berlin tätig und arbeitet seit 1975 als Übersetzer. Er hat Werke namenhafter Autoren wie u.a. Douglas Adams, Woody Allen, Tom Wolfe und Tom Sharpe übersetzt.

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Phillip Margolin

Auf glühenden
Kohlen

Roman

Aus dem Amerikanischen
von Benjamin Schwarz

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Newsletter

Teil 1. Der Absturz

   Erstes Kapitel

   Zweites Kapitel

Teil 2. Fingerübung für die Hölle

   Dreites Kapitel

   Viertes Kapitel

   Fünftes Kapitel

   Sechstes Kapitel

Teil 3. Das übernatürliche Bewusstsein

   Siebentes Kapitel

   Achttes Kapitel

   Neuntes Kapitel

   Zehntes Kapitel

Teil 4. Die Chance des Lebens

   Elftes Kapitel

   Zwölftes Kapitel

   Dreizehntes Kapitel

   Vierzehntes Kapitel

   Fünfzehntes Kapitel

Teil 5. Auf Leben und Tod

   Sechzehntes Kapitel

   Siebzehntes Kapitel

   Achtzehntes Kapitel

   Neunzehntes Kapitel

   Zwanzigtes Kapitel

   Einundzwanzigtes Kapitel

   Zweiundzwanzigtes Kapitel

   Dreiundzwanzigtes Kapitel

   Vierundzwanzigtes Kapitel

   Fünfundzwanzigtes Kapitel

   Sechsundzwanzigtes Kapitel

Teil 6. Das Tiefland

   Siebenundzwanzigtes Kapitel

   Achtundzwanzigtes Kapitel

   Neunundzwanzigtes Kapitel

   Dreissigtes Kapitel

   Einunddreissigtes Kapitel

   Zweiunddreissigtes Kapitel

Epilog

Impressum

Teil 1
Der Absturz

Teil 2
Fingerübung für die Hölle

Teil 3
Das übernatürliche Bewusstsein

Teil 4
Die Chance des Lebens

Teil 5
Auf Leben und Tod

Teil 6
Das Tiefland

Erstes Kapitel

1

Am Tag, als die Götter seine Vernichtung beschlossen, nahm Peter Hale sein Frühstück auf der Terrasse seines Eigentumsapartments ein. Die Sonne begann gerade über der Stadt Portland aufzugehen, und eine blutrote Aura umgab die flache, schwarze Silhouette des Mount Hood. Die dunkle Großstadt sah aus wie ein blauschwarzer Teppich, auf dem kreuz und quer Weihnachtskerzen brannten. Ein Dichter hätte die Schönheit des Sonnenaufgangs genossen, aber Peter freute sich aus einem anderen Grund auf den nahenden Tag. Er glaubte, dass Galilei sich geirrt hatte, als er sich eine Erde vorstellte, die sich um die Sonne dreht. Im Grunde seines Herzens wusste Peter, dass die Sonne, die langsam über seiner Stadt aufging, um ihn kreiste.

Ein Krümel seines Schrotbrötchens fiel ihm auf das Bein seiner grauen Armani-Hose. Er schnippte ihn weg, dann trank er einen kleinen Schluck von dem Cappuccino aus der Espressomaschine, die die marmorne Arbeitsfläche seiner Designerküche zierte. Peter bewohnte das Eigentumsapartment, fuhr einen feuerwehrroten Porsche und kassierte ein fünfstelliges Gehalt als Mitarbeiter der Anwaltskanzlei Hale, Greaves, Strobridge, Marquand & Bartlett, bei der er im vierten Jahr angestellt war. Das Gehalt deckte nicht alle seine Ausgaben, und Peter hatte sich gerade eben etwas übernommen, aber er hatte nie Schwierigkeiten, Darlehen, Kredite auf seinen Wagen oder ähnliches zu bekommen, weil jeder wusste, dass er der Sohn von Richard Hale war, dem Mitbegründer der Firma und ehemaligen Präsidenten der Anwaltskammer des Staates Oregon. Trotz allem war Peter kein glücklicher Mensch.

Die Wohnzimmervorhänge bewegten sich. Peter blickte über die Schulter. Priscilla tapste über die Terrasse, mit nichts weiter bekleidet als einem viel zu großen Trailblazer-T-Shirt. Sie war Stewardess bei United. Peter hatte sich seit ein paar Monaten hin und wieder mit ihr verabredet. Die meisten Männer hätten für so eine Geliebte gemordet, aber Priscilla redete immer öfter von »Bindung«, und Peter fand es immer schwieriger, den Diskussionen über das gefürchtete »B«-Wort aus dem Weg zu gehen.

Priscilla beugte sich herab und küsste Peter auf die Wange. Sein Kopf bewegte sich leicht zur Seite, und sie spürte die Zurückweisung.

»Junge, bist du ein Miesepeter heute morgen«, sagte Priscilla, bemüht, sich die Kränkung nicht anmerken zu lassen.

»Ich muss los zum Gericht«, antwortete er schroff.

»Wie läuft der Prozess?«

»Fabelhaft für Sir Richard. Nicht so gut für mich.«

Priscilla setzte sich gegenüber von Peter hin. »Woran hapert’s?« fragte sie.

»An immer denselben verfluchten Sachen, seit ich den Fehler gemacht habe, für meinen Vater zu arbeiten.«

Peter versuchte nicht, seine Bitterkeit zu verbergen. Es tat so gut, seiner Wut freien Lauf zu lassen.

»Gestern Abend, gleich nach der Verhandlung, hat mir Sir Richard mitgeteilt, dass er alle wichtigen Zeugen des Beklagten ins Kreuzverhör nehmen und seinen Schlussantrag stellen will.«

»Dein Vater hat dich doch aber einige Teile des Falls untersuchen lassen, oder?«

»Er hat mich ein paar unbedeutende Zeugen vernehmen lassen. Das ist so ungefähr alles.«

»Ach, Peter. Es tut mir leid. Ich weiß, wie sehr du damit gerechnet hast, Hauptbevollmächtigter zu werden.«

»Na gut«, zuckte Peter die Achseln, »ich hätte es wissen sollen. Mein Vater muss einfach allen Ruhm selber ernten.«

Peter sah hinaus in den Sonnenaufgang, aber seine Gedanken waren nach innen gerichtet. Als sein Vater ihn gefragt hatte, ob er Lust hätte, bei Hale, Greaves zu arbeiten, hatte Peter sich vorgestellt, er würde eine kurze Lehrzeit hinter sich bringen, der rasch eine Reihe größerer Fälle folgen würden, bei denen er als Hauptbevollmächtigter fungieren, Urteile, an denen viele Millionen hingen, für sich entscheiden und seinen Ruf in der Juristenwelt begründen könnte. Vier Jahre Dienst als Richard Hales Untergebener waren nötig gewesen, um ihn zur Besinnung zu bringen. An der Sache Elliot gegen Northwest Maritime hatte er vom ersten Tag an mitgearbeitet, und er kannte sich in dem Fall besser aus, als sein Vater es je tun würde. Wenn sein Vater ihn nicht im Fall Elliot als Hauptbevollmächtigter auftreten lassen wollte, hatte er wenig Hoffnung, das bei einem größeren Fall in der nahen Zukunft zu schaffen. Er musste sich vom Einfluss seines Vaters befreien. Wenn nötig, sogar von Hale, Greaves weggehen. Ein neuer Anfang bei einer neuen Kanzlei wäre vielleicht die Lösung. Nach Abschluss des Falls Elliot würde er ernsthaft einen Wechsel in Erwägung ziehen.

 

Die ranghöchsten Partner bei Hale, Greaves, Strobridge, Marquand & Bartlett blickten aus Eckbüros in der vierzigsten Etage des Continental Trust Building auf die Flüsse, die gewaltigen Berge und die üppig grünen Hügel, die Portland, Oregon, so einzigartig machten. Der Wolkenkratzer war zwar neu, aber die Kanzlei war mit schweren, dunklen Hölzern, polierten Messingbeschlägen und schönen alten Antiquitäten ausgestattet, die ihr ein Flair von Zeitlosigkeit verliehen.

Pünktlich um halb Acht betrat Peter einen kleinen, fensterlosen Konferenzraum, in dem er und sein Vater sich jeden Morgen vor der Gerichtssitzung trafen, um über die Zeugen des jeweiligen Tages zu sprechen und alle juristischen Probleme, die sich ergeben könnten, zu erörtern. Peters Vater hatte immer noch die massige Statur, mit der er 1956 für die Oregon State University bei den All-American-Mannschaftswettbewerben im Football den zweiten Platz und eine NCAA-Meisterschaft im Ringen gewonnen hatte. Er hatte volles, weißes Haar, und sein zerfurchtes Gesicht wurde noch markanter durch eine zerschlagene Nase und ein Blumenkohlohr. Richard Hale praktizierte seinen Juristenberuf so, wie er Sport trieb: Volldampf voraus und nach mir die Sintflut. An diesem Morgen tigerte Peters Vater in Hemdsärmeln vor einem niedrigen Büffet hin und her, einen Telefonhörer ans Ohr gepresst. »Himmel Herrgott!« knurrte er vor sich hin, bei jeder Kehrtwendung um ein paar Dezibel lauter.

Peter legte sein Jackett ab und hängte es hinter der offenen Tür auf einen Kleiderbügel. Er bemerkte mit Abscheu, dass sein Vater sein Jackett auf eine Ecke des langen Konferenztisches geworfen hatte, wo es zusammengeknüllt dalag. Richard liebte es, vor Geschworenen den einfachen, schwerfälligen Mann des Volkes zu spielen, und er war der Meinung, schlampige Kleidung stütze dieses Image. Peter konnte sich nicht vorstellen, einen Anzug zu tragen, der nicht frisch gebügelt war.

»Wann wirst du’s wissen?« bellte sein Vater, während Peter mehrere Akten aus seinem Aktenkoffer nahm und sie zu einem säuberlichen Stapel ordnete.

»Nein, gottverdammt noch mal, das reicht nicht! Wir sind mitten drin in dem gottverdammten Prozess. Wir sind schon zwei Wochen vor Gericht.«

Richard verstummte. Seine Miene entspannte sich. »Ich weiß, es ist nicht zu ändern, aber du kennst Richter Pruitt nicht.«

Wieder schwieg er und hörte aufmerksam zu. Dann wurde sein Gesicht puterrot vor Zorn.

»Hör zu, Bill, das ist doch nicht so schwierig. Ich habe dir vor zwei Wochen gesagt, dass ich die gottverdammten Sachen brauchen würde. Genau das passiert, wenn man bis zur letzten Minute wartet.« Wieder eine Pause.

»Na, das lässt du besser bleiben«, drohte Richard schließlich und beendete das Gespräch, indem er den Hörer aufknallte.

»Was ist passiert?« fragte Peter.

»Ned Schuster hatte einen Autounfall«, antwortete Richard besorgt und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Er liegt im Krankenhaus.«

»Wer?«

»Schuster. Er sollte heute aussagen. Und Bill Ebling sagt, sie schaffend mit den Unterlagen nicht zur Verhandlung, weil Schuster das einzige Exemplar hatte.«

Peter hatte keine Ahnung, wovon sein Vater redete. Er blickte auf seine Akten. Es gab für jeden Zeugen eine, und keine war für Ned Schuster. Als er wieder aufsah, lehnte sein Vater an der Wand. Sein Gesicht war weiß wie Kreide, und er massierte sich mit beiden Händen heftig den Kiefer.

»Dad?« fragte Peter, den die fahle Blässe seines Vaters und die Schweißperlen erschreckten, die plötzlich über sein Gesicht liefen. Statt zu antworten, verzog Richard vor Schmerz das Gesicht und begann sich mit geschlossener Faust die Brust zu reiben. Peter erstarrte.

»Herzanfall«, keuchte Richard.

Peter fuhr aus seiner Trance hoch und eilte um den Konferenztisch.

»Ich muss mich hinlegen«, brachte Richard noch heraus, als seine Knie nachgaben. Peter fing ihn auf, ehe er zu Boden stürzte.

»Hilfe!« schrie Peter. Eine junge Frau steckte den Kopf durch die Tür. Ihre Augen weiteten sich.

»Rufen Sie 911, schnell! Mein Vater hat einen Herzinfarkt.«

Als Peter nach unten sah, hatte Richard die Zähne fest zusammengebissen und die Augen zugekniffen. Er massierte weiter heftig seine Brust, als versuche er, seinen Schmerz auszuradieren.

»Halt durch, Dad«, flehte Peter. »Die Ärzte kommen gleich.«

Richards Körper zuckte. Seine Augen wurden glasig. Beide Männer lagen nun am Boden. Peter hielt den Kopf seines Vaters im Schoss. Er war so ausschließlich mit seinem Vater beschäftigt, dass er nicht bemerkte, wie immer mehr Menschen hereingehastet kamen.

Plötzlich machte Richard die Augen auf und keuchte: »Verfahrensfehler.«

»Was?«

»Plädiere … Verfahrensfehler … Musst …«

»Nicht sprechen. Bitte, Dad. Schon deine Kräfte.«

Richard packte Peter am Handgelenk und drückte so fest zu, dass seine Finger tiefe, rote Abdrücke hinterließen.

»Musst … Verfahrensfehler«, brachte er wieder heraus.

»Ja, mache ich«, versprach Peter, gerade als jemand rief: »Lassen Sie mich durch.« Peter sah zur Tür. Er erkannte die ältere Frau, die sich durch die herumstehenden Leute drängte. Sie war eine Krankenschwester, angestellt von der Kanzlei, um bei der Bearbeitung von Personenschadensfällen zu helfen. Einen Moment später stand er auf der anderen Seite des Konferenztisches, während die Schwester versuchte, seinem Vater das Leben zu retten.

Der Gedanke, dass Richard Hale sterben könnte, nahm Peter einfach die Luft. Er sackte auf einen Stuhl, als zwei Sanitäter mit Sauerstoff, einer Trage und einem transportablen Infusionsgerät ins Zimmer eilten. Peters Mutter war vor mehreren Jahren nach langer Krankheit gestorben, und ihren Tod hatte man erwartet, aber sein Vater war für Peter wie ein Berg, der ewig leben würde. Als er aufblickte, konnte er seinen Vater durch das Gewühl des ärztlichen Personals, das ihn umringte, nicht sehen. Was, wenn Richard nicht durchkam? fragte er sich. Peters Herz klopfte so schnell, dass er sich zwingen musste, sich zu beruhigen. Die plötzliche Angst ging vorbei. Er öffnete die Augen und sah seinen Aktenkoffer und die Akten. Der Prozess! Peter sah auf seine Uhr. Es war fast Zeit, zum Gericht zu gehen. Mit einem Mal traten die Leute vor der Tür einen Schritt zurück, und die Sanitäter eilten mit der Trage, auf der sein Vater lag, aus dem Zimmer. Peter wäre ihnen am liebsten zum Krankenhaus gefolgt, aber jemand musste Mrs. Elliot sagen, was passiert war, und Richter Pruitt bitten, auf Verfahrensfehler zu erkennen. Er hatte jetzt sowieso keine Möglichkeit, seinen Vater zu sehen. Wahrscheinlich würde er stundenlang im Warteraum des Krankenhauses sitzen müssen, ehe ihm die Ärzte irgendetwas sagen konnten.

Peter trat aus dem Konferenzzimmer hinaus auf den Gang. Er war leer. Alle waren den Sanitätern zum Aufzug gefolgt. Peter ging in die andere Richtung, weg von den Leuten, und verließ die Kanzlei durch eine Hintertür gleich neben der Herrentoilette. Er zitterte und fühlte sich erhitzt. Er ging in die Toilette, trat ans Waschbecken und klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann beugte er sich vor und betrachtete sich im Spiegel. Sein braunes, föngetrocknetes Haar war zersaust, sein Hemd war zerknittert, und seine Krawatte hing auf der Seite. Peter holte einen Taschenkamm hervor und machte ihn nass. Als sein Haar wieder vorzeigbar war, strich er sein Hemd glatt und richtete die Krawatte.

Noch einmal betrachtete sich Peter. Er sah einen Mann, dessen genetisches Erbe mütterlicherseits die scharfen Gesichtszüge, die sein Vater beigesteuert hatte, gemildert hatte. Peter hatte die strahlendblauen Augen seines Vaters, aber auch die glatten, hohen Wangenknochen seiner Mutter. Seine Nase war gerade, nicht so grob, und seine Lippen waren schmaler als die Richard Hales. Mit einsachtundsiebzig und zweiundsiebzig Kilo war er schlank und drahtig und hatte nichts von der Massigkeit und Größe seines Vaters.

Peter richtete sich auf. Er hatte das Gefühl, sich und die Lage wieder unter Kontrolle zu haben. Im Augenblick konnte er nichts für seinen Vater tun. Richard war sicher ohne Bewusstsein oder für Stunden unter Medikamente gesetzt. Peter beschloss, dem Richter rasch zu erklären, was geschehen war, bevor er sich auf den Weg zum Krankenhaus machte. Pruitt würde unter diesen Umständen sicher auf Verfahrensfehler erkennen. Kein Richter würde verlangen, einen Prozess fortzusetzen, wenn der Hauptbevollmächtigte einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Mit dem Aufzug fuhr Peter hinunter in die Vorhalle. Das Gerichtsgebäude war nur ein paar Querstraßen entfernt. Während er darauf zueilte, kam ihm plötzlich ein beunruhigender Gedanke. Mrs. Elliot litt schrecklich. Er sah, wie schwer es für sie war, den Prozess durchzustehen, physisch wie psychisch. Wenn auf Verfahrensfehler erkannt werden würde, müsste Mrs. Elliot einen zweiten Prozess über sich ergehen lassen. In einem zweiten Prozess hätten die Verteidiger Abschriften der Aussagen von Mrs. Elliots Zeugen; das heißt, sie kannten dann deren ganze Strategie. Ein Aufschub half immer dem Beklagten, wenn der Kläger triftige Beweise hatte. Und die Sache des Klägers war fast abgeschlossen. Nur zwei kurze Zeugenaussagen standen noch aus.

Peter blieb unmittelbar im Innern des Gerichtsgebäudes stehen. Anwälte, Prozessparteien, Polizisten und Gerichtsangestellte wirbelten um ihn herum, das Geräusch Dutzender von Unterhaltungen bildete einen ständigen Lärmpegel, aber er achtete nicht auf die Menge. War sein Vater klar bei Verstand gewesen, als er Peter gesagt hatte, er solle auf Verfahrensfehler plädieren? Er hatte unerträgliche Schmerzen gehabt. Wollte sein Vater wirklich den Fall abbrechen, wo doch alles so gut lief? Würde sich Richard überhaupt an seine Anweisung erinnern, wenn er sich von dem Trauma seines Herzinfarkts erholte? Peter war sich sicher, dass es nicht in Mrs. Elliots ureigenstem Interesse lag, wenn er die Wünsche seines Vaters befolgte, aber der Gedanke, Richard Hales Befehl zuwiderzuhandeln, schreckte ihn.

Peter bemerkte, dass er zitterte. Er holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Ein Anwalt war als erstes seinem Klienten verpflichtet. Aber warum hatte sein Vater ihm dann gesagt, er solle auf Verfahrensfehler plädieren? Es dauerte eine Weile, bis Peter die Antwort dämmerte. Richard Hale hatte kein Vertrauen in Peters Fähigkeiten, den Fall zu übernehmen.

Peters Angst wich und machte Empörung Platz. Er straffte die Schultern und schritt durch die Eingangshalle auf die Fahrstühle zu. Als sich die Aufzugstüren öffneten, war Peter bereit, den Fall zu übernehmen. Er würde seinem Vater einfach zeigen, wie gut er war. Er würde den Fall Elliot gewinnen. Dann würde er Richard Hale den millionenschweren Schuldspruch servieren, unwiderleglicher Beweis dafür, dass er bereit, willens und in der Lage war, in die höheren Gefilde aufzusteigen.

 

Alvin Pruitt war ein spindeldürrer Richter mit militärischem Bürstenschnitt, kleinen, glänzenden, blutunterlaufenen Augen und eingesunkenen Wangen, die stets mit grauen Bartstoppeln bewachsen zu sein schienen. Er war schlecht gelaunt und führte seinen Gerichtssaal wie eine Marinekaserne. Als Peter den Raum betrat, kam er bereits zehn Minuten zu spät, und der Richter war wütend.

»Hoffentlich haben Sie eine triftige Erklärung für Ihre Unpünktlichkeit, Mr. Hale.«

»Gewiss, Sir. Es ist etwas Unerwartetes geschehen. Darf ich vor die Richterbank treten?«

Pruitt machte ein missmutiges Gesicht und blickte suchend über Peter hinweg.

»Wo ist Ihr Vater?«

»Genau darüber möchte ich Ihnen Mitteilung machen«, antwortete Peter, als er sich durch das niedrige Türchen schob, das die Zuschauer von dem Bereich vor dem Richtersitz trennte.

Pruitt winkte Peter näher, dann wandte er sich an den Anwalt, der Northwest Maritime und ihren Fahrer vertrat.

»Mr. Compton, kommen Sie am besten mal hier rauf.«

Peter machte am Tisch der Klägerin halt, um seiner Klientin guten Tag zu sagen. Nellie Elliot war eine verbrauchte Frau, die schon durch Armut, den zu frühen Tod ihres Mannes und die strapaziöse Aufgabe, fünf kleine Kinder großzuziehen, aufgerieben war, als das Leben ihr eine letzte Wunde zufügte, indem es sie vor die Räder eines Northwest-Maritime-Trucks geraten ließ. Jetzt saß Mrs. Elliot vollkommen gelähmt im Rollstuhl, und ihre Klage belief sich auf Millionen.

»Was ist los?« fragte Mrs. Elliot. Seit dem Unfall konnte sie nur ihren Kopf bewegen, der sogleich zur linken Schulter herabsank. Die Worte kamen nur stockend und undeutlich, ein weiteres Resultat der Fahrlässigkeit des Beklagten.

»Ich informiere Sie, wenn ich mich mit dem Richter beraten habe«, antwortete Peter mit einem beschwichtigenden Lächeln.

»Na?« fragte Richter Pruitt ungeduldig.

Peter sprach leise, damit seine Stimme nicht bis zu seiner Mandantin drang.

»Euer Ehren, mein Vater hat einen Herzinfarkt erlitten, als wir gerade zum Gericht aufbrechen wollten.«

Lyle Compton zog ein erschrockenes Gesicht, und der Richter legte sein bärbeißiges Betragen ab. Beide Männer kannten Richard Hale inzwischen länger als zwanzig Jahre. Richter Pruitt verfuhr zwar brüsk mit allen, die vor ihm erschienen, aber für Richard Hale empfand er allerhöchste Achtung. Und Richard und Lyle Compton waren in zahllosen Gerichtsschlachten freundschaftlich gesinnte Gegner gewesen.

»Wird er wieder gesund?« fragte Pruitt mit ehrlicher Besorgnis.

»Ich weiß es nicht.«

»Gut, ich vertage die Sitzung, und wir treten morgen wieder zusammen, damit Sie uns über den neuesten Stand informieren können«, sagte der Richter.

Peter hatte befürchtet, der Richter könnte versuchen, den Prozess von sich aus abzubrechen. »Es gibt keinen Grund, zu vertagen«, sagte er und hoffte, man würde ihm nicht anhören, wie sehr ihm die Sache am Herzen lag. »Es wird Stunden dauern, bis ich meinen Vater besuchen kann.«

Richter Pruitts Stirn zog sich kraus. Er sah Peter an, als sei er sicher, dass er ihn falsch verstanden hatte.

»Sie haben doch nicht etwa vor, den Prozess fortzusetzen?« fragte der Richter.

»Aber natürlich. Schließlich ist die Beweisaufnahme fast abgeschlossen, und man muss auf Mrs. Elliot Rücksicht nehmen. Es wäre schrecklich anstrengend für sie, wenn sie einen zweiten Prozess durchstehen müsste.«

»Ja, schön, das mag ja sein, aber Ihr Vater ist der Hauptbevollmächtigte«, sagte der Richter.

Lyle Compton war klein, kahl und rundlich. Gewöhnlich lächelte er entwaffnend. Als Anwalt vertrat er Versicherungsgesellschaften, aber er war verständnisvoll gegenüber Klägern und fair und auf charmante Weise nicht unversöhnlich, bis er zur Verhandlung gezwungen wurde.

»Peter, es wäre nicht richtig, wenn man den Prozess durch Sie fortsetzen ließe«, sagte Compton in aller Aufrichtigkeit. »Mrs. Elliot hat das Recht, vom Besten vertreten zu werden. Wenn Sie eine Vertagung beantragen oder auf Verfahrensfehler plädieren, werde ich mich nicht dagegenstellen.«

Peter hatte seine Miene auch weiterhin unter Kontrolle, aber innerlich kochte er. Er glaubte, Compton versuche, ihn herumzubekommen, auf Verfahrensfehler zu plädieren, damit er seinen Fall retten konnte. Und dieser Seitenhieb – Mrs. Elliot verdiene den Besten … Peter verhärtete sich innerlich. Er würde Compton zeigen, was es hieß, es wirklich mit dem Besten aufzunehmen.

»Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mr. Compton, aber ich denke, ich möchte den Prozess fortfuhren.«

»Fühlen Sie sich damit nicht überfordert, Mr. Hale?« fragte der Richter. »Sie sind noch nie in einem so komplizierten Fall Hauptbevollmächtigter gewesen, nicht wahr?«

»Nein, Euer Ehren, aber ich habe an diesem Fall von Anfang an mitgearbeitet. Ich habe die Zeugen vorbereitet, die notwendigen Schriftsätze und die Rechtsmemoranden verfasst. In aller Bescheidenheit glaube ich, dass ich alle Feinheiten von Mrs. Elliots Verfahren genauso gut kenne wie mein Vater, wenn nicht besser.«

»Möchte das denn auch Ihre Mandantin?« fragte der Richter.

»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie weiß noch nicht, was passiert ist.«

Richter Pruitt machte ein besorgtes Gesicht. »Na, dann nehmen Sie sich doch ein paar Minuten Zeit, um mit Mrs. Elliot zu reden. Aber bevor Sie das tun, muss ich Ihnen sagen, dass Sie meiner Ansicht nach einen Riesenfehler machen, wenn Sie den Prozess fortfuhren. Sie sollten bei Ihrem Vater im Krankenhaus sein. Ich weiß, dass Sie die Interessen Ihrer Mandantin im Auge haben, das ist lobenswert, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie imstande sein wollen, sich auf diesen Fall zu konzentrieren, ohne zu wissen, ob Ihr Vater durchgekommen ist.«

Peter fühlte sich für den Bruchteil einer Sekunde in Hochstimmung. Der Prozess ging weiter, und er persönlich würde den Fall vertreten. Aber als er zu seiner Klientin hinüberging, beschlichen ihn momentan Selbstzweifel. Abgesehen davon, dass sein Vater Peters Fähigkeiten nicht vertraute – gab es denn sonst noch einen Grund, warum er ihn angewiesen hatte, auf Verfahrensfehler zu plädieren? Peter erinnerte sich, wie aufgeregt sein Vater kurz vor dem Herzinfarkt gewesen war. Um was war’s da gegangen? Um irgendeinen Zeugen und irgendwelche Papiere. Während Peter sich neben Mrs. Elliot setzte, versuchte er sich alles in Erinnerung zu rufen, was er über den Fall wusste. Ihm fiel kein Zeuge ein, der unbedingt aussagen musste, außer den beiden, die für diesen Morgen vorgesehen waren, und keine Papiere, die vorgelegt werden mussten.

Ehe er über die Sache weiter nachdenken konnte, drehte Mrs. Elliot ihren Rollstuhl herum, sodass sie Peter ansehen konnte.

»Wo ist Mr. Hale?« fragte sie ängstlich.

Auf der Stelle vergaß Peter den mysteriösen Zeugen und sagte: »Mrs. Elliot, bitte regen Sie sich nicht auf. Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie, die vielleicht ein bisschen beunruhigend sind.«

 

»Die Klagepartei hat keine weiteren Zeugen«, verkündete Peter. Seine Stimme übermittelte der Jury, mit welchem Vertrauen er seinen Fall vertrat. Seine letzten beiden Zeugen waren großartig gewesen, und Peter konnte sich keinen Geschworenen denken, der nicht überzeugt war, dass Nellie Elliot Millionen zugesprochen werden müssten, um sie für die Fahrlässigkeit des Northwest-Maritime-Fahrers zu entschädigen.

»Darf ich mich einen Moment mit Mr. Hale besprechen?« fragte Lyle Compton den Richter.

»Ich kann auch die Jury zum Lunch gehen lassen, Mr. Compton. Sobald Sie die Unterredung mit Mr. Hale beendet haben, können Sie alle Anträge stellen, die Sie wollen. Wir fangen nach dem Essen mit der Verteidigung an.«

»Das wäre wunderbar, Euer Ehren.«

Als die Geschworenen draußen waren, gab Compton Peter ein Zeichen, mit ihm aus der Hörweite von Mrs. Elliot zu gehen. Peter fühlte sich als Herr der Welt, als er den Gerichtssaal durchquerte. In einem Telefongespräch mit dem Krankenhaus war ihm versichert worden, dass sein Vater wieder voll hergestellt würde, und er stand kurz davor, seinen ersten Millionenprozess zu gewinnen.

»Peter«, sagte Compton mit leiser Stimme, »ich bin bereit, einen Vergleich in Höhe von 1,5 Millionen vorzuschlagen. Ich denke, das ist ein faires Angebot.«

Peters Brustkorb schwoll. Compton war mit seinem Latein am Ende, und er wusste es. Das Angebot war der letzte verzweifelte Versuch, seinem Klienten die einigen Millionen mehr zu ersparen, die nach Peters fester Überzeugung die Jury zusprechen würde.

»Tut mir leid, Lyle, aber ich finde, das ist nicht genug.«

Compton schien es unbehaglich zumute zu sein. »Hören Sie zu, Peter, ich bin sehr beunruhigt über die Art und Weise, wie dieser Fall läuft. Sie hätten die Verhandlung nicht fortsetzen sollen. Sie sind zu unerfahren.«

»Ach«, antwortete Peter und konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen, »warum lassen Sie das nicht die Jury entscheiden?«

Compton senkte den Blick. Er holte tief Luft und atmete aus.

»Ich sollte das wahrscheinlich nicht tun, aber ich will Sie nicht übervorteilen. Ich achte Ihren Vater ungeheuer, und deshalb fühle ich mich genötigt, Ihnen mitzuteilen, dass Sie mit Ihrer Klage Probleme haben. Unter den waltenden Umständen ist dies ein sehr gutes Angebot.«

Am liebsten hätte Peter Lyle Compton mitten ins Gesicht gelacht. Probleme mit seiner Klage, also wirklich. Dachte Compton im Ernst, er würde auf diesen durchsichtigen Versuch hereinfallen, sich an den Unsicherheiten eines jungen Anwalts schadlos zu halten, der seinen ersten großen Fall verhandelte? Es tat ihm gut zu sehen, wie sich einer der besten Versicherungsanwälte des Staates wand wie ein Wurm an der Angel.

»Lyle, ich weiß Ihre Rücksicht zu schätzen, aber da ist nichts zu machen.«

Compton wirkte besorgt. »Na schön. Ich hab’s versucht, Peter, aber auch ich habe einen Mandanten.«

Als die beiden Anwälte wieder zu ihren Tischen zurückgekehrt waren, fragte Mrs. Elliot: »Was passiert jetzt?«

»Mr. Compton wird wahrscheinlich ein vom Richter angewiesenes Urteil beantragen. Darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das ist Routine. Das macht die Verteidigung immer, wenn die Anklage die Beweisführung abgeschlossen hat. Er wird argumentieren, dass wir nicht genug Beweise vorgelegt haben, um den Fall der Jury vorzulegen. Er muss sein Programm durchspielen.«

»Und er wird nicht gewinnen?« fragte sie ängstlich.

»Natürlich nicht«, antwortete Peter mit einem überzeugten Lächeln. »Um gegen uns zu entscheiden, müsste der Richter erklären, dass die Beweise keine tragfähige Auslegung zulassen, die unsere Position stützt. Das ist ein kaum lösbares Problem.«

»Ich möchte einen Antrag an das Gericht stellen«, sagte Compton, der sich fast entschuldigend anhörte.

»Was ist die Grundlage Ihres Antrags, Mr. Compton?« fragte Richter Pruitt.

»Euer Ehren, in der Klageschrift der Beschwerdeführerin wird behauptet, dass Northwest Maritime eine im Staat Oregon registrierte Firma ist. Paragraph eins der Klageschrift.«

Peter warf einen Blick auf den Schriftsatz, der vor anderthalb Jahren eingereicht worden war, bevor der Fall formell vor Gericht gebracht wurde. In Mrs. Elliots Klageschrift wurde festgestellt, dass Northwest Maritime eine in Oregon ansässige Firma war, dass ein von einem ihrer Mitarbeiter gesteuerter Lkw Mrs. Elliots Verletzung verursacht hatte und dass der Fahrer fahrlässig gehandelt hatte. Es war eine simple, unkomplizierte Gerichtsakte.

»In unserer Entgegnung haben wir jegliche und jede Behauptung der Klageschrift zurückgewiesen«, fuhr Compton fort.

»Wenn ein Beklagter das tut, ist es Pflicht des Klägers, jegliche und jede Behauptung in der Klageschrift zu beweisen. Ich habe mich über die Beweise auf dem laufenden gehalten und stelle fest, dass Mrs. Elliot es unterlassen hat, die Existenz der Firma zu beweisen.«

Peter hörte nichts mehr von dem, was Compton sagte. Es war, als wären die Motoren eines Flugzeugs, in dem er saß, plötzlich ausgefallen und als würde die Maschine in einem schwindelerregenden Tempo abstürzen. Peter hatte angenommen, dass sein Vater die Firmendokumente eingereicht hatte, als er mehrmals zur Überprüfung von Rechtsfragen in der Gerichtsbibliothek gewesen war. Jetzt sah es so aus, als wäre der Beweis nie vorgelegt worden.

Plötzlich fiel Peter Ned Schuster wieder ein, der mysteriöse Zeuge, der in den Unfall verwickelt war. Der Mann, der die Papiere bringen sollte, über die sein Vater so in Rage geraten war, kurz bevor er den Herzinfarkt erlitten hatte. Das mussten die Dokumente gewesen sein, die bewiesen, dass Northwest Maritime eine Firma war. Deshalb hatte Richard Peter beschworen, auf Verfahrensfehler zu plädieren.

»… die Klage gegen Northwest Maritime abzuweisen und meinem Klienten ein vom Richter angewiesenes Urteil zu erteilen«, schloss Compton.

Richter Pruitt sah sehr bestürzt aus. Er wandte sich an Peter, der die Klageschrift noch einmal las, als könnte er die Worte irgendwie zwingen, sich zu ändern. Die Frage, die Compton aufgeworfen hatte, war so eine Bagatelle. Eine reine Formsache. Jeder wusste, dass Northwest Maritime eine Firma war. Sie besaß riesige Gebäude und verkündete ihre Existenz mit dicken, roten Buchstaben von riesigen Reklamen herab. Das fehlende Aktenstück war so klein. Ein beglaubigtes Papier, das überhaupt keinen Raum einnahm.

»Mr. Hale«, stellte der Richter leise fest, »ich habe das erwartet. Die Verteidigung verneint die Existenz der Firma. Das erlegt Ihnen die Last auf, Ihre Behauptung hinsichtlich der Firma zu beweisen. Heute morgen habe ich in Erwartung dieses Antrages im Fallrecht nachgeschlagen.«

»Der Fahrer, Mr. Hardesty. Ich glaube, er hat gesagt …«

Richter Pruitt schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Die Frage ist ihm nie gestellt worden.«

»Aber Mrs. Elliot? Was wird mit ihr?« fragte Peter mitleidheischend. »Wenn Sie die Klage gegen Northwest Maritime abweisen, bleibt nur der Fahrer übrig, und der hat nicht das Geld, um Mrs. Elliots Ansprüche zu befriedigen. Sie ist gelähmt. Sie wissen, dass Northwest Maritime haftbar ist.«

Peter verstummte. Der Richter konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, und Lyle Compton wirkte todunglücklich, wie ein Kind, das jemandem mit Erfolg einen Streich gespielt und nun deswegen ein schlechtes Gewissen hat.

»Mr. Hale«, sagte Richter Pruitt, »ich habe in diesem Fall keinen Spielraum. Sie haben nicht bewiesen, dass Northwest Maritime eine Firma ist. Keine vernünftige Jury konnte das aus den feststellbaren Fakten schließen, und die Geschworenen dürfen nicht über die dem Gericht vorgelegten Beweismittel hinausgehen. Wenn ich Mr. Comptons Antrag ablehne, wird er Revision einlegen, und die Berufungsinstanz hebt mein Urteil auf. Anträge dieser Art sind in sieben Fällen, über die ich Berichte gefunden habe, in zweiter Instanz bestätigt worden. Mir sind die Hände gebunden.«

Richter Pruitt wandte sich Lyle Compton zu, und Peter sank zurück auf seinen Stuhl. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Gleich würde ihm übel werden.

»Ich gebe Ihrem Antrag statt, Mr. Compton. Ein Urteil für Northwest Maritime wird verfügt. Das Verfahren gegen Mr. Hardesty wird weitergeführt.«

Peter fühlte die Räder von Mrs. Elliots Rollstuhl, die gegen seinen Stuhl rumpelten.

»Was heißt das? Was heißt das?« fragte sie, und ihre nuschelige Stimme zitterte vor Panik und Angst. Mit jeder Wiederholung wurde Mrs. Elliot lauter und schriller, und alle im Gerichtssaal sahen Peter an, um die Antwort zu hören, die er dieser armen Gelähmten gab, die nicht einen Cent für die Schmerzen und Schrecken erhalten würde, die sie durchlitten hatte. Peter wollte ihr antworten, aber er bekam kein Wort heraus. Er saß nur da, den Blick starr nach vorn gerichtet, während seine Welt in Flammen aufging.

2

Nach der Verhandlung wankte Peter wie benommen zu Hale, Greaves zurück. Martin Strobridge war einer der eloquentesten Anwälte im Staat Oregon, aber ihm verschlug es die Sprache, als Peter ihm von seinem Versuch berichtete, den Fall Elliot gegen Northwest Maritime zu vertreten. Als Strobridge seine Fassung wiedergefunden hatte, gab er Anweisung, dass niemand Richard erzählen dürfe, was passiert war, aus Furcht, er könnte einen zweiten Infarkt erleiden. Dann suspendierte er Peter von allen Aufgaben in der Kanzlei, während eine Kommission sein Verhalten überprüfte. Strobridge hatte keine Ahnung, wie dankbar Peter dafür war, dass er dem Büro fernbleiben durfte, wo er die Zielscheibe von Hohn und Spott sein würde, sobald der Büroklatsch die Nachricht von seiner Blamage verbreitete.

Peter fuhr von der Kanzlei direkt zum Krankenhaus. Für nur wenige Minuten erhielt er Zutritt zur Intensivstation. Richards Arzt versicherte Peter, der Zustand seines Vaters sei nicht besorgniserregend. Richard könne das Krankenhaus noch in derselben Woche verlassen. Doch die Erschütterung, seinen Vater an die Infusionsflaschen und die blinkenden Apparate angeschlossen zu sehen, wirkte ebenso nachhaltig wie der Schock, dass er den Fall Elliot verloren hatte. Peter hatte seinen Vater zwar nie spielen sehen, aber zu dem Bild, das er von ihm hatte, gehörte immer Football. Für ihn war Richard Hale ein Mann von grenzenloser Energie, der sich durch die Linien tankte und in die Gegner hineinkrachte. Der Richard Hale, der ihn unter schweren Lidern hervor anblickte, war alt und zerbrechlich, und seine Stimme war kaum zu verstehen. Peter versuchte zu lächeln. Er machte ein paar lahme Anläufe zu einer Unterhaltung. Dann stolperte er aus dem Zimmer seines Vaters, ehe die genehmigte Zeit um war, dankbar, dass die Medikamente, die man seinem Vater verabreicht hatte, ihn nicht so klar denken ließen, dass er nach dem Ausgang des Falls Elliot fragen konnte.

 

In den Tagen, die zwischen seinem Debakel und der unausweichlichen Vorladung in die Kanzlei Hale, Greaves lagen, versteckte sich Peter in seinem Apartment und versuchte sich ein Szenario vorzustellen, in dem sein Leben so weiterginge wie bisher. Gott sei Dank war Priscilla an irgendeinen unbekannten Ort geflogen und hatte ihn mit seiner Verzweiflung allein gelassen. Peter wusste, dass seine Taten Folgen haben mussten, aber als der Anruf kam, der ihn ins Büro zitierte, hatte er sich in seiner Phantasie eine Szene zurechtgebastelt, in der er sich entschuldigte und versprach, niemals wieder etwas so Dummes zu tun, und alles war vergeben.

Bei einem von Peters Besuchen im Krankenhaus hatte sein Vater nach der Sache Elliot gefragt, und Peter hatte geantwortet, es sei alles erledigt. Kaum hatte er an dem Tag, an dem er bestellt war, das gediegene Eckzimmer seines Vaters betreten, wusste er schon, dass schließlich jemand seinem Vater die Nachricht von seiner Schande mitgeteilt hatte. Der Mann, der Peter gegenüber zusammengesunken hinter dem riesigen Eichenschreibtisch saß, war müde. Er musterte Peter mit mattem Blick. Er hatte im Krankenhaus abgenommen, und seine einst frische Gesichtsfarbe war käsig. Nach einer Weile schüttelte Richard langsam und traurig den Kopf.

»Nimm Platz, Peter«, sagte er und wies auf einen Lederstuhl. Peter setzte sich.

»Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde.«

Peter hätte gern eine Erklärung abgegeben, sich verteidigt, aber er hatte einen Klumpen, groß wie ein Apfel, im Hals, und er konnte den Blick nur auf die polierte Schreibtischplatte senken.

»Du wolltest Hauptbevollmächtigter in einem wichtigen Fall sein. Darum hast du das getan, stimmt’s?«

Peter nickte.

»Ich weiß, wie sehr du es mir verübelt hast, dass ich dir deine Chance verweigert habe.« Peter blickte überrascht auf. Er wusste gar nicht, dass er so durchschaubar war. »Aber ich konnte das nicht zulassen.«

Richard seufzte. Er sah niedergeschlagen aus.

»Ich habe versucht, mir etwas über dich vorzumachen, Peter, aber was du getan hast, hat mich gezwungen, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Du bist ein hochintelligenter junger Mann. Die Ergebnisse deiner IQ-Tests beweisen mir das. Aber du hast deine Möglichkeiten nie ausgeschöpft. Auf der High-School hast du dich nicht dahinter geklemmt, sodass ich meine Beziehungen spielen lassen musste, um dich an eine gute Hochschule zu bekommen, auf der du vier Jahre herumgehangen und so schlechte Noten erhalten hast, dass ich alle nur möglichen Hebel in Bewegung setzen musste, um dich in einer juristischen Fakultät unterzubringen. Und dann habe ich noch mal dasselbe gemacht, um dir in dieser Kanzlei einen Job zu verschaffen, in der verzweifelten Hoffnung, dass aus dir endlich doch ein verantwortungsvoller erwachsener Mensch werden würde.

Zum Teil gebe ich mir selbst die Schuld an deinem Versagen. Ich weiß, ich war nicht so oft da, wie ich es hätte sein sollen, als du groß wurdest, weil ich so verdammt hart gearbeitet habe, um diese Firma aufzubauen. Und wenn ich da war, habe ich versucht, meine Abwesenheiten damit wieder gutzumachen, dass ich dich wahnsinnig verwöhnte. Hinterher ist man immer klüger. Deswegen verstehe ich jetzt, dass es besser für dich gewesen wäre, wenn du ohne derartig viel Hilfe von mir durchs Leben gekommen wärst. Wenn du dich mit Niederlagen hättest auseinandersetzen müssen, hättest du vielleicht die Zähigkeit entwickelt, die Charakterstärke …«

Richards Stimme schwand. Er schloss die Augen und rieb sich die Lider. Als er sie wieder öffnete, wirkte er traurig und resigniert.

»Tja, darauf kommt’s jetzt nicht an. Ganz gleich, wem die Schuld zu geben ist – du bist, der du bist, und deshalb konnte ich dich den Fall Elliot nicht verhandeln lassen. Ich weiß, du hast die Intelligenz, um ein guter Anwalt zu sein, aber du bist faul und egozentrisch. Du hast immer die einfache Lösung gewählt. Du hast dich nie hundertprozentig für etwas eingesetzt. Für dich war die Sache Elliot eine Chance, dich mit deinen Prozesserfahrungen aufzuspielen und in der Firma weiter nach oben zu kommen, aber an diesem Prozess hing Mrs. Elliots Leben. Deine Arroganz und deine Gedankenlosigkeit haben diese arme Frau um das Geld gebracht, das sie für die ärztliche Behandlung und ihre Kinder dringend benötigt hätte. Du hast ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder zerstört, und am traurigsten für mich als deinen Vater ist dabei, dass es dich meiner Ansicht nach gar nicht interessiert.«

»Dad, ich …«, setzte Peter an, aber Richard schüttelte den Kopf.

»Es gibt nichts mehr zu sagen, Peter. Mrs. Elliot wird die Kanzlei wegen fehlerhafter Prozessführung verklagen, und ich werde ihren Anwälten sagen müssen, dass du meiner direkten Anweisung, auf Verfahrensfehler zu plädieren, zuwidergehandelt hast, dass du Richter Pruitt getäuscht hast, damit du einmal im Mittelpunkt des Geschehens stehen konntest, und dass dein Verhalten ein eklatantes Beispiel von Stümperei war. Unter diesen Umständen kannst du natürlich nicht mehr hier bleiben. Als Entgegenkommen mir gegenüber räumt dir das Büro die Möglichkeit ein, von dir aus den Dienst zu quittieren. Das ist aber auch das allerletzte Entgegenkommen meinerseits.«

Richard beugte sich vor. Er stemmte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände.

»Es tut mir weh, dass ich dir das sagen muss, aber zu deinem eigenen Nutzen muss ich offen zu dir sein. Vielleicht ist es deine letzte Chance. Ich habe lange und intensiv darüber nachgedacht, was ich dir sagen sollte, und ich hoffe und bete, dass ich das Richtige tue. Erstens habe ich mein Testament geändert, um dich zu enterben. Zweitens bekommst du von mir nie wieder auch nur einen Penny. Du lebst in einem Stil, den du dir nicht verdient hast. Von nun an wirst du so leben, wie es deinem Gehalt entspricht.«

Die Worte trafen Peter wie ein Hammer. Er konnte nur noch den Mund aufsperren und starren. Sein Vater kehrte ihm den Rücken, die Kanzlei nahm ihm den Job weg. Keinen einzigen Penny mehr, hatte Richard gesagt. Wie sollte er da seinen Zahlungen für den Porsche und die Eigentumswohnung nachkommen? Wie sollte er seine Schulden bezahlen? Und das Testament. Enterbt, hatte Richard gesagt.

»Dad«, brachte Peter heraus, »ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid. Ich … Es ist nur …«

Richard schüttelte den Kopf. »Spar dir deine Worte, Peter. Ich liebe dich, aber ich ertrage deinen Anblick nicht mehr. Du hast keine Ahnung, wie schwer es für mich ist, mir selber einzugestehen, dass mein einziger Sohn ein Versager ist. Ich hatte so hohe Hoffnungen in dich gesetzt. Aber du enttäuschst alle. Mich, die Firma, Mrs. Elliot.«

»Das kannst du nicht tun. Du kannst mich nicht einfach aus deinem Leben streichen.«

»Nein, das kann ich nicht. Ich werde dir eine letzte Chance geben, etwas aus dir zu machen.«

Peter sank erleichtert zusammen, er fühlte sich wie ein Wanderer, der, tagelang im Wald verirrt, dem Tode nahe und aller Hoffnungen beraubt, plötzlich die Stimme seines Retters hört.

»Alles, Dad. Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Ich werde tun, was du verlangst.«

»Mein Vorschlag gefällt dir vermutlich nicht, aber es ist wohl dein letzter Ausweg. Wenn du mir beweisen kannst, dass aus dir ein verantwortungsvoller, erwachsener Mensch geworden ist, werde ich meine Entscheidung, dich zu enterben, überdenken. Ich habe deshalb mit einem alten Freund gesprochen, Amos Geary. Amos und ich, wir kennen uns seit Urzeiten. Wir haben an der Oregon State zusammen Football gespielt, und wir waren mal Geschäftspartner. Er hat ein Anwaltsbüro in Whitaker, einer Kleinstadt mit ungefähr dreizehntausend Einwohnern im Osten von Oregon, und die Lizenz zur Armenverteidigung für die County Whitaker und mehrere andere kleine Countys dort in der Gegend. Sein Mitarbeiter hat nun gerade aufgehört. Amos ist bereit, dir den Job zu geben. Er bringt für den Anfang jährlich siebzehntausend.«

Peter traute seinen Ohren nicht. Vor zwei Jahren war er einmal in Whitaker gewesen, um Aussagen zu Protokoll zu nehmen. Es gab vier Straßen in Whitaker. Wenn Wind war, konnte man vor Staub die Häuser nicht sehen. Gäbe es dort nicht das College voller Ackerbaustudenten, wäre der Ort völlig tot.

»Das tue ich nicht«, sagte er und schüttelte heftig den Kopf.

»Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.«

Peter erhob sich. Es reichte ihm.

»Du irrst dich.« Peters Stimme zitterte, und Tränen stiegen ihm in die Augen. »Du hast mir vielleicht nichts mehr zu sagen, aber ich habe dir eine Menge zu sagen. Du nennst mich egozentrisch. Aber du bist der arroganteste Dreckskerl, dem ich je begegnet bin. Du nennst dich Vater. Aber zu mir warst du nie ein Vater. Mom hat mich großgezogen. Du bist hin und wieder erschienen und hast Vorschriften gemacht. Und es ist sicherlich keine Überraschung für mich, dass du mich für einen Versager hältst. Während ich aufgewachsen bin, hast du mich bei jeder Gelegenheit, die sich dir bot, wissen lassen, wie wenig du von mir hieltest. Meine Noten waren nie gut genug. Ich habe im Sport nie genug zuwege gebracht. Tja, ich sage dir, niemand konnte deinen Maßstäben standhalten. All American, High-School-Abschlussredner, Primus deines Jahrgangs in Jura. Wie sollte ich denn mit einem Gott konkurrieren?

Aber ich habe es versucht, doch das hast du mir nie als Verdienst angerechnet. Und jetzt, wo ich dir beweisen wollte, was ich vor Gericht leisten kann, hast du mich bei jeder Gelegenheit, die sich dir bot, klein gemacht. Du furchtest dich zuzugeben, was für ein guter Anwalt ich bin. Na schön, ich werd’s dir zeigen. Ich besorg mir einen Job bei einer anderen Firma. Ich trete als Teilhaber ein, und Hale, Greaves kann mich am Arsch lecken.«

Richard hörte sich Peters Tirade gelassen an. Als Peter fertig war, fragte Richard: »Welche Firma soll dir denn einen Job geben nach dem tollen Ding, das du dir geleistet hast? Alle wissen, was du getan hast. Bei allen Juristen Portlands bist du das Thema. Wie willst du denn einen Job bekommen, wenn dein zukünftiger Arbeitgeber mit uns geredet hat? Ich sage dir ohne Umschweife, dass dir hier niemand eine Empfehlung geben wird.«

Peters Sprüchemacherei verpuffte. Er wusste, dass es stimmte, was sein Vater sagte.

»Du wirst mir vielleicht nicht glauben«, sagte Richard, »aber ich liebe dich wirklich. Du hast keine Vorstellung, wie weh es mir tut, dich rausschmeißen zu müssen. Aber ich muss es tun, um deinetwillen. Geh nach Whitaker. Dort wird es keine Versuchungen für dich geben. Lerne, auf deinen eigenen zwei Füßen zu stehen und deinen Verhältnissen entsprechend zu leben. Lerne, ein guter Anwalt zu sein. Lerne, ein Mensch zu sein.«

Zweites Kapitel