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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2008

 

Blockade um Sol

 

Sie jagen Monochrom-Mutanten – arkonidische Agenten auf der Erde

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluss von sechs Galaxien, der für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll.

Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt »vor der Haustür« der Terraner.

Dann kam es zu einer Raumschlacht im Olymp-Sektor. Mit Hilfe der neuen Aagenfelt-Barriere konnten Tausende arkonidischer Raumschiffe schwer beschädigt oder vernichtet werden. Es ist allerdings klar, dass das Kristallimperium unter seinem machtgierigen Imperator nach diesem Rückschlag nicht einfach aufgeben wird.

Die nächste Runde in der Auseinandersetzung zwischen den ehemaligen Verbündeten Terra und Arkon wird eingeläutet durch die BLOCKADE UM SOL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Soi Maklur – Der Cel'Athor des Kristallimperiums startet mit einer Entführungsaktion.

Perry Rhodan – Der Aktivatorträger setzt sich persönlich auf die Spur der Kidnapper.

Gucky – Der Mausbiber lässt sich bereitwillig als schnelles Transportmittel nutzen.

Maurenzi Curtiz – Der Erste Terraner hat politische Bedenken.

Trim Marath – Der junge Mutant bekommt unwillkommen Kontakt.

Schaut auf diese Stadt! Anfangs lag hier eine kleine, leuchtende Kuppel, die uns vor den Atommächten der Erde schützte. Aus dem kleinen Flecken Erde wuchs in kurzer Zeit die Hauptstadt Terras empor, mehrfach angegriffen und teilweise zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Es ist eine Eigenheit von Ameisen und Menschen, einen beschädigten Bau quasi im Zeitraffertempo wieder hochzuziehen und ihn größer und prunkvoller zu gestalten als je zuvor.

Schaut auf diese Stadt! Milliarden Menschen sind in ihr geboren, Terraner wie wir. Viele haben ihr Leben für die Menschheit gegeben. Zuletzt hat Ramihyn seine tödliche Spur durch die Straßen gezogen und Zehntausende in den Tod gerissen. Ihr werdet fragen, warum das geschah. Für eine Antwort ist es zu früh. Thoregon ist entstanden, aber noch wissen wir nicht, was es bewirken kann. Seit das Konstituierende Jahr abgelaufen ist, gibt es aus der Doppelgalaxis DaGlausch und von den sechs Superintelligenzen kein Lebenszeichen, nicht einmal eine Nachricht.

Schaut auf diese Stadt! Arkon streckt seine Klauen nach ihr aus, aber wir werden dem Imperator die Flügel stutzen. Nicht Thoregon ist es, das seine schützende Hand über uns hält. Wir sind es selbst. Unser Erfindungsgeist und unsere Kreativität haben fremden Machthabern schon immer die Stirn geboten. Das wird auch in Zukunft so bleiben.

Schaut auf diese Stadt! Sie ist das Herz unseres Planeten. Es schlägt im selben Rhythmus wie unser eigenes. Ohne diese Stadt ist ein Leben auf Terra nur halb soviel wert. Terrania, das sind wir alle in nah und fern. Um diese Stadt dreht sich die Erde, der Lebensfaden aller Terraner führt durch sie hindurch.

Schaut auf diese Stadt! Sie ist unsere Geborgenheit und unser Schmerz. Bürger der Erde, ihr könnt alles aus eurem Gedächtnis verdrängen, Zeit, Raum, unser Sonnensystem, das Universum gar. Aber eines solltet ihr nie vergessen: diese Stadt!

Auszug aus der etwa dreistündigen Rede des Residenten zum 1. Mai 1303 NGZ.

 

 

1.

 

Die winzige Leuchtdiode an der Steuereinheit blinkte übergangslos und meldete das Eintreffen von Mikrosonde Eins.

Soi Maklur lehnte sich entspannt zurück. Er richtete den Blick nach oben zur Kunststoffkuppel des kleinen Tauchbootes. An ihrer höchsten Stelle geriet – für das Auge kaum sichtbar – der Sand in Bewegung. Sekunden später berührte die Sonde die Kuppel.

Datenübertragung und Auswertung der Informationen durch den Minisyntron in Maklurs Gürtel dauerten nicht einmal einen Atemzug.

»Es handelt sich um eine Dringlichkeitsmeldung«, verkündete die neutrale Stimme des Automaten. »Der Termin für den Einsatz wurde vorgezogen.«

»Auf wann?«

»Auf heute zur selben Uhrzeit.«

Soi Maklur erhob sich hastig, warf einen Blick auf die spiegelnden Armaturen des Tauchbootes. Eigentlich hatte er bis nach Einbruch der Dunkelheit am Grund des Goshun-Sees bleiben wollen. Es gehörte zu den Gewohnheiten, die er seit Monaten pflegte. Jede Woche verbrachte er einen Tag hier unten und studierte die Mikroorganismen im sandigen Untergrund des Gewässers.

Wie viele andere Dinge war es Teil seiner perfekten Tarnung.

»Nennt die Botschaft einen Grund, warum das Hauptquartier den Zeitraum um vier Tage verkürzt hat?«

»Rhodan hat sich vor einer halben Stunde aus dem System von Boscyks Stern gemeldet und die Blockade des Solsystems und einiger anderer Menschenwelten angekündigt.«

»Die Zentrumspest soll ihn holen!«, schimpfte Maklur und aktivierte seinen Sender. Er gab ein Signal an die ungefähr zehn Kilometer entfernte Sonde Zwei ab. Danach aktivierte er das Hauptprogramm.

Ab sofort galt Alarmstufe Eins.

Sonde Zwei verließ den See. Sie flog auf verschlungenen Bahnen zur Kontaktstelle in der Stadtmitte. In spätestens einer halben Stunde würden alle Bescheid wissen.

Der Cel'Athor rief die restlichen Informationen ab. Die Daten berichteten über den Angriff von 8000 Kampfschiffen der 17. Flotte auf das System Boscyks Stern. Was im einzelnen geschehen war, erfuhr Maklur nicht. Es spielte in seinen Augen auch keine Rolle. Nur das Ergebnis zählte.

Von den 8000 Schiffen waren gerade mal hundert kampffähige Einheiten übriggeblieben. Voller Unglauben nahm er die Information zur Kenntnis.

»Die terranische Regierung versucht uns hereinzulegen«, stieß er hervor. »Sie füttern unsere Informanten mit Falschmeldungen.«

»Tut mir leid. Es handelt sich um Nachrichten, die von arkonidischen Quellen bestätigt worden sind«, beharrte der Minisyntron. »Sie entsprechen der Wahrheit.«

Der Arkonide stöhnte. Bei den She'Huhan-Sternengöttern! Irgendetwas stimmt hier nicht.

Die Besetzung Topsids war allen Cel'Athoren im Umkreis von tausend Lichtjahren auf Grund der Bedeutung des Ereignisses vorab mitgeteilt worden. Im Fall eines Angriffs auf Olymp hätte die Einsatzleitung sich nicht anders verhalten.

»Jemand will uns etwas in die Schuhe schieben«, zischte er. Sein Gesicht verzog sich. In seinen Augenwinkeln bildete sich salziges Sekret. Die Kontaktlinsen mit der blauen Iris fingen an zu jucken.

Aufgeregt hieb er mit der Faust auf die Steuerkonsole. Niemand anders als der TLD konnte dahinterstecken!

Im nächsten Augenblick verwarf er den Gedanken. Nie wäre der Terranische Liga-Dienst in der Lage gewesen, einen Teil der 17. Flotte unter den Augen des Mascants aus dem Orion-Delta-System abzuziehen und in einen Hinterhalt über Olymp zu locken.

Die Konsequenz der Überlegung ließ Maklurs Verunsicherung weiter wachsen.

Der Überfall war mit dem Einverständnis von Mascant Kraschyn und damit auch des Imperators geschehen.

Der Cel'Athor konnte es drehen und wenden, wie er wollte. Es ergab keinen Sinn. Die Meldung klang irgendwie – verrückt.

An seiner eigenen Mission änderte sich dadurch nichts, sah man davon ab, dass die Einsatzgruppe übergangslos unter starkem Zeitdruck stand.

Bis zum Beginn des Einsatzes blieben noch zweieinhalb Stunden. 60 seiner 180 Celistas hatte der Cel'Athor auf das Vorhaben angesetzt. An diesem 15. Mai 1303 NGZ, von 20 Uhr bis 20.10 Uhr Terrania-Ortszeit würde die Einsatzgruppe unbarmherzig zuschlagen. Zwei Stunden vorher setzte die intensive Observierung der Örtlichkeiten ein. Mehr Zeit gestand Maklur seinen Leuten nicht zu. Alles andere hätte zuviel Aufmerksamkeit erregt, und die mussten sie vermeiden.

Den Einsatzplan hatte ein Syntronverbund in Zusammenarbeit mit dem Cel'Mascant und dessen Beratern sowie den beiden Cel'Athoren auf Larsaf III ausgearbeitet. Er berücksichtigte die Gegebenheiten in Terrania ebenso wie die Mentalität und die Gewohnheiten der modernen Menschen des 14. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung.

Nichts konnte schiefgehen.

 

*

 

Kurz nach 18 Uhr ereigneten sich an zwanzig verschiedenen Stellen im Stadtgebiet von Terrania Zwischenfälle. Ein Gleiter mit defektem Steuersyntron blockierte einen der unteren Schwebekorridore im nördlichen Bereich der Aldebaran-Tangente. Mehrere maskierte Gestalten nutzten die Verwirrung, entführten in der Folge ein Fahrzeug der Stadtverwaltung mitsamt Pilot. Im Guzmangrund stürmte eine Gruppe fehlprogrammierter Roboter eine Informationszentrale für Touristen und schoss die Holoprojektoren kurz und klein. Anschließend zerstörten die Maschinen sich selbst.

Den schwersten Vorfall meldete Monggon-West. Dort stürzten drei Vermummte einen Einheimischen vom Dachrand in die Tiefe, ohne dass die Syntronsysteme eingriffen.

Die Sicherheitskräfte Terranias reagierten sofort, stießen aber ins Leere. Von den Attentätern fehlte jede Spur. In den betroffenen Stadtteilen nahm die Zahl der Patrouillengleiter deutlich zu, die der Roboter in den Straßenfluchten verzehnfachte sich.

Soi Maklur nahm die Meldungen von Mikrosonde Zwei mit Genugtuung entgegen. Alles lief nach Plan. Die Präsenz der Sicherheitskräfte erstreckte sich genau auf die Gebiete, wo der Cel'Athor sie haben wollte.

Er aktivierte das Staustrahltriebwerk des Tauchbootes. Mit sechzig Prozent seiner maximalen Leistung drückte er das Fahrzeug aus der Sandkuhle nach oben. Anschließend schaltete er auf achtzig Prozent.

Der Goshun-See war an dieser Stelle siebzig Meter tief. Hoch droben an der Wasseroberfläche entdeckte die Aufnahmeoptik die Schatten einiger Segelboote. Sie strebten dem Turm vor dem östlichen Ufer der Bucht entgegen, in die der Sirius River mündete.

Mit annähernd Höchstgeschwindigkeit erreichte Maklur die Mündung und lenkte das Tauchboot in Handsteuerung flussaufwärts.

Die Anlegestelle lag vier Kilometer voraus. Dort wartete der Gleiter, mit dem der Cel'Athor gekommen war.

Der Gedanke, den Schutz des Tauchbootes früher als üblich verlassen zu müssen, berührte den Arkoniden eigenartig. In der Enge der ovalen Kabine fühlte er sich geborgen. Draußen in dem Wirrwarr der Straßenfluchten und Stadtteile kam er sich fremd vor. Die willkürlich erscheinende Architektur verwirrte ihn.

Nicht, dass ihm die Orientierung schwergefallen wäre. Aber es fehlten die klaren, übersichtlichen und ordentlichen Strukturen arkonidischer Siedlungen. Auf Larsaf III fühlte er sich in keiner Stadt wohl.

Er teilte diese Erfahrung mit Tausenden seiner Artgenossen aus vergangenen Jahrhunderten. Um hier leben und gedeihen zu können, musste man Terraner sein – oder ein Verräter wie Atlan von Gonozal.

Nicht umsonst achtete der Cel'Mascant darauf, dass die meisten Agenten der Tu-Ra-Cel auf Terra Bewohner aus den Siedlungsgebieten zwischen dem Kristallimperium und der LFT waren und keine reinen Arkoniden.

Maklur rümpfte die Nase. »Barbaren«, sagte er. »Sie sind uns in jeder Beziehung unterlegen.«

Der Tag würde kommen, an dem sich die LFT freiwillig in das Kristallimperium eingliederte. Aber nicht als gleichberechtigter Partner, sondern als untergeordnete Kolonie.

Ein Schlag erschütterte das Tauchboot und warf Soi Maklur von den Beinen. Er prallte gegen die Steuerkonsole. Mit einem derben Fluch starrte er auf den Felsen in Fahrtrichtung. Getrieben vom eigenen Schwung, richtete sich das Boot daran auf. Es knirschte, als die Kanzel gegen das Gestein prallte.

Der Interkom schaltete sich selbsttätig ein. »Dock-Automat an Tauchboot. Brauchst du Hilfe, Soi Maklur?«

Mit einem hastigen Blick vergewisserte sich der Cel'Athor, dass die Kanzel hielt. »Nein, ich schaffe es allein.«

Ein Augenblick der Unachtsamkeit hatte genügt. Erfolg und Misserfolg seiner Mission lagen gefährlich nahe beieinander.

Er setzte das Tauchboot zurück und lenkte es nach Steuerbord. Im trüben Wasser zeichneten sich nach und nach zwei grell leuchtende Säulen ab. Sie markierten unter Wasser die Einfahrt zum Dock. Maklur tauchte auf. Im Kriechgang lenkte er das Boot zur Anlegestelle.

Zwei kegelförmige Roboter in modischem Polizei-Ultramarin erwarteten ihn.

Der Arkonide knirschte mit den Zähnen. Hastig zog er sich in den hinteren Teil der Kabine zurück, wo ihn niemand sehen konnte. Sorgfältig prüfte er den exakten Sitz seiner Kleidung.

Ein leichter Ruck wies darauf hin, dass das Boot anlegte.

»Bitte steig aus!«, meldete sich eine sachliche Stimme aus dem Interkom.

Die beiden Roboter nahmen vorn und hinten am Boot Aufstellung.

Soi Maklur schaltete alle Systeme ab und öffnete die Kanzel. Mit elastischen Bewegungen schwang er sich hinaus auf die Kunstholz-Planken. Nacheinander sah er die Roboter an.

Bloß nicht steif wirken, schärfte er sich ein. Wenn sie erst auf die Idee kommen, dich zu untersuchen, ist alles zu spät.

Sie brauchten ihn nur abzutasten, um herauszufinden, dass er arkonidische Brustplatten besaß. Aber dies würden sie nur im Fall eines Verdachts tun. Etwas anderes ließen die terranischen Gesetze nicht zu.

»Ein Flüchtigkeitsfehler«, knurrte er und bemühte sich, möglichst entspannt zu klingen. »Das kommt davon, wenn man die Handsteuerung benutzt und diese dann vergisst.«

Die beiden Kegelroboter ließen nicht erkennen, ob sie ihm überhaupt zuhörten.

»Hypertechniker Soi Maklur«, verkündete die Maschine am hinteren Bootsende. »Wohnhaft in Taurus Village. Ist das richtig?«

Es war die Siedlung nordöstlich des Aldebaran-Raumhafens.

»Das ist korrekt«, nickte der Cel'Athor und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. »Sonst noch was? Das Tauchboot ist unbeschädigt.«

»Du wirst uns zur Station begleiten. Wir haben ein paar Fragen an dich.«

Maklur nahm es mit einem Seufzen zur Kenntnis. Dass ihm die Zeit unter den Nägeln brannte, verschwieg er lieber. Es hätte ihn noch verdächtiger gemacht, als er vermutlich schon war.

 

*

 

Du bist ein da Orcast. Vergiss das nie. Die Orcast zählen zu den ältesten Khasurn deines stolzen Volkes.

Als unehelicher Sohn eines da Orcast und von seinem leiblichen Vater unauffällig gefördert, hatte er die Annehmlichkeiten des Palastlebens und eine adäquate Ausbildung genossen.

Sie führten ihn in das Innere des Gebäudes und sechs Stockwerke in die Tiefe. Es brauchte keinerlei Hinweise, um ihn die Absicht erkennen zu lassen. Das Ziel der beiden Roboter war die medizinische Abteilung.

Die Polizei wollte ihn verhören. Wenn sie seine Mentalsperre entdeckten, geriet der Einsatz in Gefahr.

Dass er über einen Gedankenblock verfügte, wusste außer Vallmor da Orcast und dem Cel'Mascant niemand. Der Arzt, der ihm den Block verpasst hatte, war wenig später unter mysteriösen Umständen verstorben.

Soi Maklur besaß alle Voraussetzungen, auf der Hierarchie-Leiter der Tu-Ra-Cel ganz nach oben zu steigen. Vorausgesetzt, dass er keinen Fehler machte.

Im Augenblick deutete alles darauf hin, dass genau das geschehen war. Die Roboter hatten am Dock auf ihn gewartet. Mit seinem kleinen Unfall hatte es nicht das geringste zu tun.

Zwei Frauen in graugrünen Kitteln nahmen ihn in Empfang und führten ihn in ein Büro.

»Doktor Warwick und Doktor Landrey«, sagte eine von ihnen. »Kennst du diesen Mann?«

Eine Holoprojektion flammte auf. Sie zeigte einen Terraner mittleren Alters, mit schwarzem Haar und leicht schräg stehenden Augen. Seine Lippen waren schmal, die Haut besaß ein ungesundes Graugelb.

Soi Maklur schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. »Nie gesehen. Wer ist das?«

Die beiden Frauen saßen ihm gegenüber und musterten ihn mit ausdrucklosem Gesicht.

»Bist du ganz sicher?«, fragte diejenige, die sich »Landrey« nannte.

»Ja, natürlich.«

»Merkwürdig. Der Kerl heißt Nomatti Khai Chinglen.«

Der Cel'Athor grub in seiner Erinnerung und seufzte. »Nie gehört. Er ist mir völlig fremd. Behauptet er, ich würde ihn kennen?«

»Bisher konnten wir ihn nicht dazu befragen.«

Die beiden Frauen tauschten einen kurzen Blick.

»Also gut, fangen wir andersherum an«, sagte Doktor Warwick. »Chinglen ist der meistgesuchte Terrorist der Neuzeit. Wir vermuten, dass er hinter den Anschlägen der letzten Stunden steckt. Bestimmt hast du davon gehört.«

»Gewiss doch.«

Sie glaubten aus unbegreiflichen Gründen, dass er den Mann kennen musste. Das bedeutete Gefahr.

Mit der Zunge suchte Soi Maklur unbewusst nach dem Zahn, in dessen Krone die winzige Giftkapsel steckte. Er lehnte sich zurück.

»Und ihr denkt, ich müsste ihm begegnet sein. Ich zermartere mir gerade das Hirn, aber es kommt nichts dabei heraus.«

Er hielt es für völlig ausgeschlossen, dass sie etwas von seiner Tätigkeit für Arkon wussten. Was aber dann?

»Es ist besser, du kehrst jetzt in deine Wohnung zurück«, sagte Doktor Landrey.

Maklur war inzwischen überzeugt, dass es sich nicht um Ärztinnen, sondern um Psychologinnen handelte.