Der Garten der Dissidenten

Impressum

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Tropen

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Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Dissident Gardens« im Verlag Doubleday, New York

© 2013 by Jonathan Lethem

Für die deutsche Ausgabe

© 2014 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH,

gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: Herburg Weiland, München

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-50116-2

E-Book: ISBN 978-3-608-10648-0

Dieses E-Book beruht auf der 1. Auflage 2014 der Printausgabe

Für meinen Vater mit achtzig

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Fick keine schwarzen Cops mehr, oder du fliegst aus der Kommunistischen Partei. Da stand das Ultimatum, die absurde Endsumme der Nachricht, die die in Rose Zimmers Küche in Sunnyside Gardens versammelte Clique ihr übermittelt hatte. Spätherbst 1955.

Sol Eaglin, Bedeutender Kommunist, hatte sie angerufen. Ein »Ausschuss« wolle sie sehen; nein, sie wären glücklich, entzückt, zu ihr nach Hause zu kommen, heute Abend, nach ihrer eigenen Besprechung, ebenfalls in den Gardens – war zehn zu spät? Das war ein Befehl, keine Bitte. Ja, Sol wusste, dass Rose schwer arbeitete, was ihr Schlaf ihr bedeutete. Er versprach ihr, sie würden nicht lange bleiben.

Wie war das bloß passiert? Leicht. Eigentlich Routine. Das passierte jeden Tag. Man konnte aus der gemeinsamen Sache ins Exil getrieben werden, weil man sich die Nase geputzt oder in verdächtigen Abständen geblinzelt hatte. Und jetzt war nach all der Zeit eben Rose an der Reihe. Sie hatte das Küchenfenster gekippt, um sie kommen zu hören. Kaffee gekocht. Geräusche aus den Gardens sickerten herein, Raucher, Pärchen, Teenager, die auf den kommunalen Wegen schmollten. Eine winterliche Dunkelheit hielt die Nachbarschaft zwar schon seit Stunden fest gepackt, aber der frühe Novemberabend war unheimlich mild und verlockend, der letzte Puls der Erde, die sich an den Sommer erinnerte. Auch andere Küchenfenster standen offen, und die Stimmen überlagerten sich: Roses überreichliche Feinde, die wenigen Freunde, andere, so viele andere, einfach geduldet. Aber alles Genossen. Die Rose selbst in Form ihrer Ablehnung Respekt erwiesen. Respekt, den der Ausschuss, der gerade ihre Küche betrat, ihr rauben würde.

Mit Eaglin waren sie zu fünft. Sie waren zu fein angezogen, mussten mit Westen und Jacketts irgendetwas kompensieren, verteilten sich auf Roses Stühlen wie auf einem sowjetischen Ölbild und posierten, als hätten sie einen intellektuellen Auftrag. Der Chimäre des Dialektischen Dingsdas auf den Fersen, dabei gab es hier keine Dialektik. Nur Diktatur. Und die Entgegennahme von Diktaten. Trotzdem bemühte sich Rose um Nachsicht. Bis auf Eaglin waren die Männer zu jung, um wie sie die intellektuellen Saltos der Dreißiger überlebt zu haben, den Ausbruch des europäischen Faschismus und die Volksfront; im Krieg waren sie noch Kinder gewesen. Das waren Drohnen, Männer im Kostüm unabhängigen Denkens, die Sklaven der Gruppensprache der Partei geworden waren. Niemand zählte in diesem Raum mit Ausnahme des einzigen unabhängigen oder denkenden Mannes unter ihnen, einem echten und berühmten Agitator, einem Mann der Fabrikhallen, Sol Eaglin. Rose Zimmers Exliebhaber. Eaglin mit seiner Fliege und dem Haaransatz inzwischen hinter der hohen Schädelwölbung wie die sinkende Wintersonne. Eaglin, der als einziger in der Gruppe Manns genug war, ihr nicht in die Augen zu sehen, der einzige, der bei dem Ganzen einen Anflug von Scham spüren ließ.

Das war eine kommunistische Gewohnheit, ein kommunistisches Ritual: der Wohnzimmerprozess, der respektable Lynchmob, der sich erst an deiner Gastfreundschaft ergötzte und dein Engagement dann mit einer Granate der Parteipolitik bombardierte, mit dem Buttermesser eine Scheibe Toast bestrich und dich damit dann von heute auf morgen von allem trennte, wofür du dein Leben gegeben hattest. Aber bloß weil es unter Kommunisten Gewohnheit und Ritual war, hieß das nicht, dass diese Jungen sich darauf verstanden oder sich dabei wohlfühlten: Rose war die Veteranin. Sie war schon vor acht Jahren Opfer eines solchen Prozesses gewesen. Die Männer schwitzten; Rose fühlte sich nur erschöpft, wenn sie hörte, wie sie hüstelten und sich räusperten.

Das Ölbild machte Smalltalk. Einer beugte sich vor und hantierte an Roses Abraham-Lincoln-Schrein herum, dem dreibeinigen Tischchen, auf dem ihre Originalausgabe von Carl Sandburgs sechsbändiger Biographie stand, ein in einem gerahmten Ständer steckendes Foto von ihr und ihrer Tochter vor der Statue im Memorial von Washington D. C. sowie eine falsche Gedenk-Centmünze vom Umfang einer Leberwurstscheibe. Der junge Mann war blond wie Roses erster Ehemann – ihr einziger Ehemann, aber Roses Hirn erlaubte sich ständig diese kleine Abweichung, als läge ein zweites Leben noch vor ihr und wartete auf Aufzählung. Der Mann wog das Medaillon und legte auf idiotische Weise den Kopf schief, als fragte er sich, ob das beeindruckende Gewicht ein aussichtsreiches Gesprächsthema abgäbe.

»Der ehrliche Abe, was?«, sagte er.

»Legen Sie das hin.«

Er sah sie gekränkt an. »Uns ist bekannt, dass Sie für die Bürgerrechte eintreten, Mrs. Zimmer.«

Es war typisch für einen solchen Abend, dass jede Bemerkung direkt zur Sache kam, gewollt oder ungewollt. Das war also das Verbrechen, das die Partei für Rose erfunden hatte: übertriebener Eifer für die Sache der Negerrechte. In den Dreißigern war sie das gewesen, was Kommunistenfresser später eine verfrühte Antifaschistin nennen sollten. Und jetzt? Pochte sie übersensibel auf Gleichmacherei.

»Ich hatte ein paar Sklaven«, sagte Rose. »Aber ich hab sie alle freigelassen.« Bestenfalls ein Seitenhieb in Richtung Sol Eaglin. Dem jungen Mann unter Garantie zu hoch.

Eaglin schaltete sich ein, schließlich war es von vornherein seine Aufgabe, sie zu »bearbeiten«. »Wo ist Miriam denn heute Abend?«, fragte er und tat so, als könnte die Kenntnis des Namens ihrer Tochter das Ungereimte seiner Rolle in Roses Leben abschwächen: weder Freund noch Feind, obwohl sie in der Dunkelheit unendlich oft die Formen des anderen ertastet hatten. Eaglin war einfach nur ein farbloser Funktionär, ein Erfüllungsgehilfe der Parteipolitik. Der heutige Abend war der endgültige Beweis, sofern sie noch Beweise brauchte. Man konnte einen Mann im eigenen Bett und im eigenen Körper beherbergen, auf seinem Nervensystem spielen wie Paderewski auf der Tastatur, ohne sein Gehirn nur einen Zoll aus dem Beton des Dogmas herauszulösen.

Oder, was das anging, aus dem Beton der Polizeiarbeit.

Notabene hatte Rose beide Männer nicht von ihren Frauen trennen können.

Rose zuckte zur Antwort mit den Schultern. »In ihrem Alter geht es mich anscheinend nichts mehr an, wo sie ist.« Miriam, das Wunderkind, war fünfzehn. Hatte eine Klasse übersprungen, war im zweiten Jahr an der Highschool und praktisch eine Ausreißerin. Miriam lebte in den Häusern anderer Leute und im Speisesaal des Queens College und flirtete mit jüdischen und nicht-jüdischen Möchtegern-Intellektuellen, Jungen, die sich noch wenige Jahre zuvor auf Drehhockern in der Eisdiele oder in den Zügen der Hochbahn am Sack gekratzt und mit zusammengerollten Comic-Heften aufeinander eingedroschen hatten, Jungen, die schlagartig verstummten, ja zu zittern anfingen, wenn sie sich auf demselben Gehweg wie Rose Zimmer fanden.

»Füßelt mit Vetter Lenny?«

»Sol, das Einzige, was ich mit Gewissheit sagen kann, ist, dass sie ganz entschieden nicht mit Vetter Lenny unterwegs ist.« Das war Lenin Angrush, Roses Vetter zweiten Grades, der ihr, nebenbei bemerkt, den riesigen falschen Penny geschenkt hatte. Er gab sich als Numismatiker aus. Lenny, der sich von der fünfzehnjährigen Miriam auch nur die Uhrzeit sagen ließ? Da träumte der von.

»Verschwenden wir hier doch nicht unsere Zeit«, sagte der junge Mann, der an den Lincoln-Sachen herumgefummelt hatte. Rose sollte die brutale Autorität der Jugend nicht unterschätzen: Er hatte einige. Sol war nicht der einzige Machtfaktor im Raum, bloß weil er der einzige war, den Rose als Machtfaktor akzeptierte. Der junge Kerl wollte sich unbedingt hervortun, wahrscheinlich rivalisierte er mit den anderen Anwesenden um den Rang als Eaglins Günstling. Was nur der Auftakt war, Eaglin irgendwann hinterrücks zu erdolchen. Mit Sicherheit ging es darum.

Wirklich, der arme Sol. Immer noch bis zum Hals in der Jauche der Paranoia.

Rose schenkte der wackeren Kohorte, die gekommen war, um ihr zu verkünden, dass sie sich den falschen Neger ausgesucht hatte, Kaffee ein. Die Männer übernahmen das Reden; sie sollte eigentlich nur das Urteil über sich ergehen lassen. Abgesehen davon, dass man ihr die Parteizugehörigkeit kappte, würde sie auch das Privileg verlieren, bei Treffen mit Gewerkschaftsfunktionären als Protokollsekretärin zu agieren, und das galt auch für die Gewerkschaft an ihrem eigenen Arbeitsplatz, Real’s Radish & Pickle. Ihre letzte Aufgabe in der Partei wurde ihr genommen. Bei Real’s genoss Rose die Ehre, in entsetztem Schweigen zu dienen, während ihre tollpatschigen Genossen die Arbeiter einschüchterten, die im Alltag nebeneinander bis zu den Ellbogen in Fässern mit kalter Salzlake steckten und dabei Solidaritäten schmiedeten, die den weltfernen Posen der Agitatoren Schande machten, die in ihren schmucken Hosenträgern und faltenlosen Plaids aufmarschierten und zu wenig Ahnung hatten, um sich dieser Proletarierkostüme einer Halloween-Heuwagenfahrt zu schämen.

Es verstand sich von selbst, dass sich die Männer in ihrer Wohnung zum Teufel scheren konnten.

Roses übliche Wut entsprach jedoch nicht ganz dem Anlass. Die moralischen Banditen in ihrer Küche, selbst Eaglin, erschienen ihr wie in weiter Ferne, hatten gedämpfte Stimmen. Die Ereignisse im Raum spulten sich wie nach einem Drehbuch vor ihr ab, einer anderen widerfuhr hier etwas, nicht ihr. In Roses Küche wurde ein Einakter inszeniert, der der sozialistischen Theatertruppe von Sunnyside würdig gewesen wäre und in dem ihr Körper auftrat – bestimmte Verhaltensweisen ihres Körpers standen ja zur Debatte –, sonst aber nichts. Falls in ihrer Brust noch ein Herz klopfte, war es jetzt nicht zugegen. Rose wohnt hier nicht mehr. Eine Exkommunikation, die schon vor langer Zeit abgeschlossen worden war. Sie wärmte Kaffee auf und schenkte nach, gestattete ihrem Lynchmob, das Meißner Porzellan ihrer Schwiegermutter zu benutzen, wobei sie mit Ausdrücken, die gerade verhüllt genug waren, dass die Scham nur Rose übermannte, nicht aber die Männer, auf ihr Sexleben anspielten. Erdreisteten sich, ihr zu sagen, wen sie zu ficken hatte. Genau genommen, wen sie nicht zu ficken hatte. Dass sie gar nicht mehr zu ficken hatte. Dass Rose keine Schlafzimmersolidarität mit Männern zu begründen hatte, die im Gegensatz zu ihnen die Statur und die Selbstbeherrschung hatten, Rose zu wollen und ihr respektlos entgegenzutreten.

Denn die Besatzer ihrer Küche zeigten selbst beim Vollzug des Auftrags ihres Henkers einen erbärmlichen Respekt: vor Roses Kraft, ihrer Geschichte und ihrer Brust, die doppelt so ausladend war wie ihre. Sie, die am Protestmarsch auf der Fifth Avenue gegen Hitlers New Yorker Geburtstagsparty teilgenommen hatte und von amerikanischen Braunhemden mit verfaultem Gemüse beworfen worden war. Sie, die für die Schwarzen demonstriert hatte, praktisch bevor die selber demonstriert hatten. Den Negern die Revolution zu bringen, na gut. Einen bestimmten schwarzen Cop zwischen den eigenen Laken zu haben, nicht so gut. Oh diese Heuchler! Ihre unaufhörliche, schönfärberisch durch den Wortnebel geleierte Verwendung des Begriffs »Umgang«. Sie machten sich Sorgen wegen ihres Umgangs. Dabei meinten sie natürlich den Umgang ihrer rasant alternden jüdisch-kommunistischen Vagina mit dem prallen und liebevollen Penis des schwarzen Lieutenants.

Und doch nahm Rose Bestellungen entgegen wie eine verrückte Kellnerin nach der Lobotomie: Milch oder Sahne dazu? Mit Zucker? Ach, Sie mögen ihn lieber schwarz? Ich auch. Aber sie biss sich auf die Zunge und ließ den Witz nicht raus. Als Protokollsekretärin protokollierte sie. Stenographierte ihr eigenes Tribunal wie eine Unbeteiligte auf dem Notizblock eines distanzierten Verstands. Stenographie, eine geistige Stenographie, bei der die Finger über eine Seite fuhren, die der Verstand selbst kaum wahrnahm. Hier war Rose Zimmer, geborene Angrush, die Geißel von Sunnyside, die sich wie eine Boxerin gegen die nachgiebigen Schatten in ihrer Küche zur Wehr setzen sollte, diese grausigen Totengeister der Doktrin, und ihr war alles egal. Dieser zweite Prozess war eigentlich nur eine lausige Parodie des ersten. Der erste, der war noch was gewesen! Damals war Rose im amerikanischen Kommunismus noch wichtig. Damals führte sie eine wichtige Kommunistenehe und stand vor einer wichtigen Kommunistenscheidung. Damals war sie jung gewesen. Das war sie nicht mehr.

Jetzt kratzte der geistige Stift nicht mehr über den geistigen Notizblock. Rose grenzte sich innerlich noch weiter von den Ereignissen ab, deren Zeugin sie gerade wurde und die ihr ganzes bisheriges Leben über den Haufen werfen würden. »Eaglin?«, sagte sie und unterbrach eine leiernde Unterstellung.

»Ja, Rose?«

»Komm mal mit raus.«

Eaglin bezwang die unruhigen Blicke mit der Augenbraue, die er nutzte wie ein Dirigent seinen Stab, um das Instrumentestimmen der Musiker zu beenden. Und dann traten er und Rose, den Aschenbecher in den Händen, hinaus in die Frischluft der Gardens.

Der Aschenbecher war ein reiner Fetisch: abgeplatteter, schwarzer, glattpolierter Granit, schwer genug, um als Stopper einer Tür mit Druckscharnieren zum Einsatz zu kommen oder um einem Mann den Schädel zu verbeulen. Wenn er wieder einmal mit Pall-Mall-Stummeln voll war, schleppte man ihn mit beiden Händen in die Küche und leerte ihn in Alma Zimmers Mülleimer aus. Dann spülte man ihn unter dem Wasserhahn aus, denn Alma, Roses Schwiegermutter wider Willen, hatte unmissverständlich klargestellt, dass sie ihn glänzend zurückzuerhalten wünschte – auch wenn man zurückkam und dann schon drei oder vier Raucher, Alberts Genossen, darauf warteten, ihre Asche abzustreifen. Wenn man sich vorstellte, dass sie bei der Flucht aus Lübeck den Aschenbecher im Fluchtgepäck untergebracht hatten! Alma hatte Prioritäten gesetzt. Wer weiß, wer das Gepäck geschleppt und wessen Gelenke der Aschenbecher und das in Seidenpapier verpackte Meißner Porzellan belastet hatten? Bestimmt nicht Almas. Gepäckträger, sagte sich Rose, und wenn es keine Gepäckträger gab, Almas Bruder Lukas oder Almas Sohn Albert. Albert Zimmer. Roses späterer Ehemann, ein reicher Jude, der sich noch für einen Deutschen hielt, als bereits die Nazis aufmarschierten.

Und wer wusste schon, was für andere Schätze zugunsten dieser Gegenstände zurückgelassen worden waren? Der Aschenbecher, ein Andenken an den Bankschreibtisch von Almas verstorbenem Gatten, war ein Klotz deutscher Wirklichkeit und den absurdesten Hindernissen zum Trotz importiert worden, um die Unwirklichkeit von Almas neuen Lebensumständen zu beweisen. Die da hießen: Broadway Ecke 92nd, die Knickerbocker Apartments. Eine Zweizimmerwohnung auf dieser Insel Manhattan, sichtlich möbliert mit allem, was außer dem Aschenbecher hatte gerettet werden können, dem halben Porzellanservice, einigen wenigen gerahmten Fotografien (die Alma neben Kusinen an Urlaubsorten in den Alpen zeigten und für Roses Blick ohne weiteres auch Nazi-Souvenire hätten sein können), Wiener Spitzengardinen. Eine Wohnung, die weniger ein Heim war als die Gedenkstätte eines verlorenen Lebens. Zwei Fenster mit Blick auf den Verkehr am Broadway ersetzten ein Haus, das in Lübecks Nobelviertel so weit oben lag, dass sich das Panorama sowohl der Trave als auch der Hügel vor einem erstreckte, und nebenan lag nichts geringeres als das Familienhaus von Lübecks berühmtem Spross Thomas Mann, das Buddenbrookhaus. Alma und ihr Bankier hatten über die rückwärtigen Veranden hinweg des Öfteren mit dem Autor Konversation gemacht, wenn der zu Besuch gekommen war. Ein anderes Leben. Vor dem Exil. Alma, ehedem eine Opernsängerin auf Lübecks größten Bühnen. Alma, die Blume von Lübeck. (Rose hatte ihr gerüttelt Maß an diesem Wort, diesem heiligen Namen Lübeck bekommen.) Deutscher als deutsch und kaum jüdisch, bis die verdorbenen Söhne Bayerns das Land in Stücke gerissen hatten. All das wusste der Aschenbecher, wahrscheinlich bis hin zu den genauen Summen, die Alma bezahlt hatte, um sich, ihrem Bruder Lukas und ihrem Sohn Albert die Flucht nach New York zu erkaufen, in jener letzten Minute, nachdem der heraufziehende Alptraum schon den Herzinfarkt des Bankiers herbeigeführt und Almas und Alberts Verdrängung durchstoßen hatte: Juden, keine Deutschen. Alma hatte alles verkaufen müssen, und vielleicht war es schieres Glück gewesen, dass sie wenigstens den Aschenbecher hatte behalten können.

Es war im »Salon« in den Knickerbockers gewesen, eigentlich dem einzigen öffentlichen Raum, wo sich Rose beim Teetrinken von Almas Verachtung hatte demütigen lassen, damit sie widerwillig der Eheschließung zustimmte. Albert war ja so ein Muttersöhnchen. Im selben Raum hatte Rose dann auch gelernt, bei ernsthaften kommunistischen Versammlungen die Stimme zu erheben, mit den Männern zu rauchen und zu diskutieren, während Alma, in ihrem Aristokratendeutsch abgeriegelt und unwillens oder außerstande, Englisch zu lernen, bei den Treffen ihrer Zelle erfreulicherweise auf die Rolle der Gastgeberin reduziert worden war. Und dort hatte im Frühjahr ’47 auch Roses erster Wohnzimmerprozess stattgefunden, der, der wichtig gewesen war und alles verändert hatte. Das Treffen, bei dem das unfähige Klatschmaul Albert mit dem klassischen Irrwitz, auf den sich die Partei so gut verstand, fälschlich der Spionage verdächtigt und dann zum Spion gemacht worden war. Der Prozess, in dem die Partei Alberts Flucht vor Familie, Frau und siebenjähriger Tochter Vorschub leistete.

Wo war Miriam? Nebenan. Die Tochter, die Albert zurückließ, war die ganze Zeit in Almas Schlafzimmer. Sie erduldete den Prozess, wie sie frühere Treffen erduldet hatte, und verschlang die aus ihrer Folie ausgewickelten Mozartkugeln, mit denen Alma die Enkeltochter immer versorgte, mit der sie zwar kein englisches Gespräch führen, die sie aber angurren konnte, was das Einzelkind immer deutlicher langweilte. Miriam saß inmitten der Folien, spielte leise mit ihrer Stoffpuppe, schmierte sie wahrscheinlich mit österreichischem Marzipan ein, und Gott allein wusste, wieviel oder wenig sie von dem verstand, was sie mit anhörte. Über den Ausschluss, der die Exilrichtung ihres Vaters umkehrte und ihn für immer aus New York und Amerika vertrieb.

Was Rose anging, so konnte man ihre Stimme ausnahmsweise nicht vernehmen. Da sie wusste, dass sie an jenem Tag statt zu sprechen nur geschrien hätte, sagte Rose kein einziges Wort, das Miriam, die vom Nebenzimmer aus zuhören konnte, beunruhigt hätte. Nichts, was sie darauf aufmerksam gemacht hätte, dass diese Sitzung außergewöhnlich war, dass die Parteimänner mehr als nur den nächsten irritierenden Auftrag für Albert und Rose verkündeten, die dem nächsten renitenten Betriebsratsvorsitzenden oder Gewerkschaftsfunktionär mit ihren Pamphleten und ihrem Geschwätz auf die Nerven gehen oder ohne jeden Sinn und Zweck die nächste Kulturveranstaltung infiltrieren sollten. Wenn überhaupt etwas die Siebenjährige hätte erschrecken können, dann das Fehlen der Stimme ihrer Mutter.

Die Stimme, die jeden Raum und jede Situation durchdrang und nie schwieg, war ausnahmsweise zum Schweigen gebracht worden.

Wenn überhaupt etwas Miriam hätte erschrecken können, dann dies: das Fehlen der Stimme ihrer Mutter, selbst als diese in der Tür stehenblieb, während sie den untragbaren Aschenbecher zwischen Küche und Salon hin- und hertrug, sich vor ihr aufbaute und das Mädchen mit zusammengepressten Lippen und vielleicht auch feuchten Augen (was sie geleugnet hätte) ansah, sich vorbeugte, der Tochter über den Kopf strich und die Formen des geliebten Schädels bis zu den Flaumhärchen im Nacken nachfuhr. Und, äußerst ungewöhnlich, kein Wort über das Minenfeld aus Folie verlor. Stattdessen den Aschenbecher mit der einen Hand wie einen Knüppel festhielt, sich spontan eine der wenigen übriggebliebenen Mozartkugeln schnappte, die Folie abpulte und die Kugel grimassierend mit einem Happen verschlang, dann von der Schwelle zurücktrat, noch immer kein Wort sagte und den Aschenbecher an seinen angestammten Platz zurückstellte, bevor der Aschekegel an der Zigarette eines Rauchers untragbar lang wurde.

Wenn sich das Mädchen daran erinnert hätte – was unwahrscheinlich war –, wäre es das einzige Mal im Leben gewesen, dass ihrer Mutter ein Stück österreichische Schokolade über die Lippen kam.

Von jenem Tag an lebten nur noch die beiden, Mutter und Tochter, in der Wohnung in Sunnyside Gardens.

Unter Roses Erinnerungssternbildern war dies der Große Bär, der wirkliche Prozess. Etwas, worauf man ingrimmig stolz sein konnte: dass die Apparatschiks im New Yorker Kommunismus Albert zur Kenntnis genommen und entschieden hatten, dass er eine Maßregelung brauchte, korrigiert werden und aus dem Zustand des zügellosen Gatten und Vaters, des roten Säufers, der seine »Sitzungen« in McSorley’s Tavern abhielt – wo verdeckt ermittelnde Gäste aus der Sowjetunion zufällig mitgehört hatten! –, zum Dienst in Übersee gezwungen werden musste. Nach Deutschland zurückgeschickt wurde, wo er mit seinen höfischen Manieren punkten konnte und nicht auffiel wie ein bunter Hund. Ein jüdischer Dandy, dessen Englisch deutsche Spuren aufwies? Nicht direkt von unschätzbarem Wert für die Kommunistische Partei in den USA, die bei den Arbeitern auf einen grünen Zweig kommen wollte. Ein gebürtiger Deutscher mit tadellosem Englisch und hundertprozentigem Engagement, der in die Heimat zurückkehren wollte? Von maximaler Attraktivität für eine Gesellschaft, die gerade aus Lumpen und Ruinen auferstand.

Und so wurde Albert ein ostdeutscher Bürger und Spion.

Rose konnte den Prunk und die Drohung des Ausschusses, der Almas kleinen Salon aufgesucht hatte, um Tee zu trinken und die Zerstörung ihrer Ehe zu besiegeln, so richtig auskosten. In diese Erinnerung konnte sie sich weidlich einhüllen, diesen Prozess, der sie alles gekostet hatte, so dass sie sich in den Süßigkeitenladen ihrer Proletenfamilie zurückstehlen und zugeben musste, nein, man konnte einen Mann nicht halten, konnte zumindest keinen Nobelflüchtling halten. Seht ihr? Roses Ehe, minus Gott, war ein Reinfall. Und so war sie ins Fegefeuer ihres Lebens geworfen worden: Real’s Radish & Pickle, alleinerziehende Mutter und Queens ohne Manhattan, exiliert in die Vorstadt der Wütenden. Und Albert Zimmer war nach Europa zurückgeflohen. Was war Roses gescheiterte Ehe anderes als der Beweis, dass im Gegensatz zur großen Fabel der amerikanischen Geschichte die Ketten Europas niemals abzustreifen waren?

Und was waren Albert Zimmer und Rose Angrush denn anderes als eine kurzzeitig in Erwägung gezogene Unwahrscheinlichkeit? Einen Augenblick geduldet und dann demoliert, demontiert aus mindestens drei Richtungen zugleich: ihrer Familie, seiner Familie und der Partei. Der hochgradig assimilierte Deutsche, der sich mit Rose der Polackin zusammentat, Rose der Russin, Rose der Immigrantin, der Brooklyner Jüdin in zweiter Generation. Anders als in sämtlichen Komödien, die sich jüdische Drehbuchautoren je ausgedacht hatten, um vom Refugium Hollywood aus Klassenunterschiede zu verspotten, ging es hier um Trennungen, die von Liebesbanden gerade nicht zu überbrücken waren. Das war kein Lustspiel, hier ging es um Verluste. Nicht Es geschah in einer Nacht, sondern Es geschah nie.

Wie war überhaupt versucht worden, es geschehen zu lassen?

Ganz einfach. In einem rappelvollen, von unzähligen Stimmen widerhallenden Versammlungssaal in der Nähe von Gramercy Park traf unter einer hohen verzierten Decke ein Maulwurf den anderen. Auf der einen Seite des Saals saß Rose auf einem knarrenden Klappstuhl aus Holz, auf der anderen saß Albert auf einem identischen Stuhl. Beide wollten die Zuhörerschaft erreichen und deren Unschuld und Idealismus in eine vorgegebene Richtung lenken, beide waren erpicht darauf, zu ihren Kontaktleuten zurückzulaufen und damit zu prahlen, wen sie alles angeworben hatten, und beide standen sie einander im Weg. Oh, es war an der Zeit: Albert und Rose entdeckten einander, weil sie beide von ihren verschiedenen und schlecht koordinierten Zellen den Auftrag erhalten hatten, dieselbe Organisation zu unterwandern, die Young People’s League von Gramercy Park. Um die schwammig wohlmeinende Versammlung mit der Möglichkeit der Solidarität mit der bevorstehenden Revolution des Proletariats vertraut zu machen.

Beide waren daher irgendwann gezwungen, sich auf die Zunge zu beißen und dem anderen zuzuhören. Beim Gerangel um Überlegenheit im Streben nach demselben Ergebnis nahm in den Gedanken der beiden aber ein anderes Gerangel Form an, und alle anderen im Saal verblassten daneben. Albert dachte: Wer ist diese junge Emma Goldman, diese toffte Schickse aus dem Brooklyner Schtetl im handgenähten Kleid, deren Jiddisch im komischen Kontrast zu einer Rhetorik steht, deren britische Eleganz sie aus den Lichtspielhäusern bezieht? Rose dachte: Wer ist dieser blonde, germanische, professoral attraktive Bursche mit Hosenträgern und Brille mit Goldfassung – und kann das wirklich, wie er in seiner Rede behauptet, ein Jude sein? Es war zugegebenermaßen eine Screwball-Komödie, aber keine linke Bazille unter den nach Hollywood ausgebüxten jüdischen Drehbuchschreibern hätte je gewagt, so etwas zu Papier zu bringen: ausgesandt, um die Young People von Gramercy zu bekehren, verloren sie das Ziel aus den Augen und wurden einander zum Ziel.

Ihre Schwärmerei war vor allem das Zusammentreffen zweier Intellekte, die in denselben erhabenen Gewissheiten erstrahlten, zwei Willen, denen die gemeinsame Sache Mut gemacht hatte, und sie brachten noch das Ausmaß ihrer politischen Neigungen ans Licht (wobei »politisch« ein zu einschränkender Begriff war und nur unzureichend beschreiben konnte, was die Teilhabe an der größten Bewegung der Menschheitsgeschichte für ihr Verständnis dessen getan hatte, wofür das Leben eigentlich da war), quasselten sich die Hucke voll und konnten kaum still sein, um das Essen zu essen, das sie ihm in seiner Wohnung gekocht hatte und das nun auf dem Tisch kalt wurde, oder um den Wein zu trinken, den sie sich eingeschenkt hatten, in ihrer Berauschtheit von der gemeinsamen Sache aber kaum brauchten, als Albert erst ihr Kleid und dann seine Hose aufknöpfte. Die in der Öffentlichkeit begonnene Rangelei wurde hinter verschlossenen Türen fortgesetzt.

Eine Weile ließ Roses und Alberts Präsenz bei allen Dringlichkeiten nach, die die einer Zelle mit zwei Mitgliedern überstiegen. Zwei Fronten verschmolzen zu einer. Volle Synthese auf nächtlicher Basis erreicht und verloren.

Als bei Rose dann dreimal die Regel ausblieb, wurde geheiratet. Was sollte daran falsch sein? Sie waren zwei Juden. Zwei Menschen. Zwei Anhänger der Revolution. Für alle mit Ausnahme ihrer Familien das ideale Paar. Jeder »echte Amerikaner« hätte aus seinem deutschen Akzent die Ähnlichkeit, wenn nicht Identität mit dem Jiddisch ihrer Eltern herausgehört. Er war blond, und sie war dunkel, klar. Aber in ihrer Geistesverwandtschaft hätten sie Bruder und Schwester sein können. Natürlich sahen sich Albert und Rose stolz in einem Bündnis gegen die Blicke aller, die Juden oder Revolutionäre hassten. Würde die gemeinsame Sache nicht schon bald alle Unterschiede von Klasse, Glaube und Rasse verwischen, kannten aufgeklärte und weltliche Kommunisten denn noch Hemmungen in Bezug auf die leidenschaftliche Paarung mit Gojim, suchten Genossinnen denn nicht die Kameradschaft der Genossen, seien die nun Iren, Italiener oder sonstwas? War nicht jedes Kind, das über antiquierte Schranken oder Verbote hinweg gezeugt wurde, ein idealer Mischlingsbürger der Welt der Zukunft, die jeder Genosse herbeizuführen trachtete?

Aber sag das mal den Juden. Bei ihrer hingestümperten, übereilten Hochzeit (die gleichwohl nicht weniger süß sein musste, als ihre eigene private Liebe es zu jener Zeit noch sein konnte) (egal, wie schnell jene Zeit vorbei sein sollte) (egal, dass Rose in dieser kurzen Zeit auf den Appetit gekommen war) (egal, egal) sahen Alma und ihr Bruder auf die Angrush-Mischpoche hinab, diese ganze chaotische Sippschaft von Roses Schwestern und ihren Männern und ihrer Brut, den unzähligen Vettern und Kusinen, als wären die Stammväter im Schtetl aufgefordert worden, ein Brooklyn zu bevölkern, in dem es, wie ihnen irrigerweise glauben gemacht worden war, keine Juden gab. Alma und ihr Bruder, der eitle, ältliche und höchstwahrscheinlich invertierte Lukas, behandelten Roses Familie wie das Gesinde, dem sie vor der Flucht aus Lübeck hatten kündigen müssen. Die Zimmers, die progressiven, aufgeklärten, weltlichen Zimmers, kannten angesichts dieser nichtdeutschen, halbreligiösen Dorfjuden sofort ihren Ort: über ihnen. Ein solcher Bund sollte von der Weltrevolution nun wahrlich nicht ermöglicht werden, danke, kein Bedarf!

Gleichsam als Beweis, dass der Kosmos einen solchen Bund nicht wollte, verflüchtigte sich die Schwangerschaft dann und floss eines Abends in Klümpchen und Rinnsalen aus Rose heraus, so diskret, dass sie selbst es Albert nur wenige Wochen nach der Hochzeit erklären musste. Wobei ihr erst von einem Arzt erklärt werden musste, dass es von vornherein keine große Schwangerschaft gewesen sein konnte, wenn sie im fünften Monat mehr oder weniger schmerzlos in einer Nacht zerfließen konnte. Etwas hatte sich nicht festgesetzt, hatte es nur versucht. Es war eine Gnade, ja eine Mizwe. Das Ding, das sich unvollständig in ihr gebildet hatte, nicht auszutragen. So, Mädchen, jetzt iss rotes Fleisch und Salat, halt dich von exotischen Früchten wie Bananen fern, und versuch’s noch mal.

Versuch’s noch mal? Sie biss sich auf die Zunge. Sie hatten es nicht versucht. Er hatte ihn rausziehen wollen. Jetzt, wo sie verheiratet waren, würden sie es versuchen.

Aus Manhattan waren sie inzwischen weggezogen, aber nicht aus dem Herz der glücklichen Kontroversen der Welt: nein. Stattdessen hatten sie sich in Sunnyside Gardens ein Heim gesucht, der offiziellen utopischen Sozialistensiedlung in den Außenbezirken. Ironischerweise nach deutschen Vorbildern entworfen, wie sie entdeckten, hatte Lewis Mumford die Vision einer Gartenstadt bei Berliner Architekten geborgt und träumte von einem menschenfreundlichen Wohnen, das tief in der Theorie begründet war, Häuser, die um begrünte Innenhöfe herumlagen, Nachbarn, die einander auf einer Allmende an ihrem Leben teilhaben ließen. Rose und Albert wurden in dieser Utopie jedoch von solchen Konflikten übermannt, dass sie sich wahrlich wünschten, sich weiter aus der Hörweite ihrer Nachbarn hinausbewegen zu können. War ihr erster Akkord denn nur ein Fieber der Hormone gewesen? Ihre Hochzeit nur eine Panik der Schwangerschaft, im Kielwasser hirnvernebelnder Attacken reinen Fickens?

Mit einem Baby würde alles gut.

Sie versuchten es immer wieder.

Eine Synthese dieser Art blieb ihnen versagt.

Sie versuchten es vier Jahre lang, bevor sich sein Same wieder in ihr festsetzte und Miriam schuf. Das Mädchen traf ein, als der Krieg vor der Tür stand, und konnte schon bald sein eigenes Büchlein für Lebensmittelmarken erhalten. Geboren in eine neue Welt, die keine Ähnlichkeit mit der im Werden begriffenen Utopie hatte, in der Rose und Albert ihre Familie hatten gründen wollen, gegen die Skepsis zweier Armeen, die aus zwei verschiedenen Sorten jüdischer Onkel, Tanten, Vettern und Kusinen bestanden. Hätte es den Ehebund bestärkt, wenn sie früher gekommen wäre? Wurde Albert entwurzelt, weil zu Hause ein Kind fehlte?

Nein. Auf ihre morbide Weise konnte Rose die kafkaeske Strafe des ersten Prozesses nur bewundern, denn sie wusste, dass die Partei ihrer Ehe bloß den Gnadenschuss gegeben hatte. Ihre Ehe war gescheitert. Auf Riffs der Persönlichkeit gelaufen, der Gegensätze und der mangelnden Unterstützung zweier entfremdeter Familien, außerdem auf das Riff von Alberts Eitelkeit, seiner Nutzlosigkeit bei allem, was nicht das unerreichbare Fernziel der Revolution anging. Normale Arbeit war ihm zu hoch oder unter seiner Würde: Selbst wenn er Flugblätter verteilen sollte, fand man sie in eine Anzugtasche gestopft, weil die Kampagne, sie beim werktätigen Proletariat zu verteilen, im dialektischen Flirt beim Bier mit einer Pamphletistenkollegin, der er zufällig über den Weg gelaufen war, versickert war. Und was nach dem Eintreffen des Mädchens die Pflichten der Vaterschaft betraf, da konnte man ihn getrost vergessen. Rose war eine alleinerziehende Mutter, bevor sie zur alleinerziehenden Mutter gemacht wurde.

Wirklich stolz war Rose auf etwas, das sie nie laut sagte, nicht zu Sol Eaglin, nicht zu ihrem schönen Polizisten, nicht einmal zu Miriam, der Tochter, die zum Speicher von Roses ganzem Selbst wurde, zu ihrer Versicherung gegen das Vergessenwerden. Dabei war es das Gütesiegel ihres Triumphs: Sie hatte sich vom Morden abgehalten. Beim ersten Prozess leerte und spülte Rose Zimmer dreimal den Lübecker Aschenbecher. Wenn sie die Granitwaffe durch den überfüllten Raum und die verqualmte Luft hin- und hertrug, schwang Rose ihn nicht, um Albert den Schädel einzuschlagen. Auch Almas nicht, der bestimmt so leicht wie eine Eierschale zerbrochen wäre, und die straffgekämmten und mit Haarnadeln festgesteckten weißen Strähnen wären blutüberströmt gewesen, während sie auf den Teppich gesunken wäre. Rose zog ihn auch keinem der Parteibonzen über den Schädel. Nein, obwohl sie es ihr so leicht gemacht hätten, so prachtvoll, wie sie sich vorbeugten, um Würfelzucker in die Teetassen plumpsen zu lassen, die Köpfe senkten, um brennende Streichhölzer an ihre bemoosten Pfeifenköpfe zu halten, nein, obwohl es so schön gewesen wäre zuzusehen, wie sie in der Angst vor ihr und ihrem Boxhandschuh aus Granit tobten. Sie ging auch nicht zu dem gerade entvaterten Kind, dessen Körperchen Rose noch hätte anheben und durchs Fenster auf den Gehweg vom Broadway hinabwerfen können, was die Cops angezogen hätte, bei denen Rose dann sofort die Zelle von Roten, die ich aufgedeckt habe, denunziert hätte (Ihr Salonrevoluzzer prüft mit Seitenblicken, ob diese Bauernhausfrau eine Reaktion zeigt? Na, die Reaktion könnt ihr haben!), nein, nein, nein, an dem Abend, an dem Rose Zimmer entdeckte, dass sie nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Lust zum Mord hatte, hatte sie sich das köstlichste Aufgebot potentieller Opfer unermordet durch die Lappen gehen lassen. Keinen einzigen hatte sie umgebracht. Verdreckt hatte sie den Aschenbecher hinausgebracht, und so makellos, wie Lübecks bestbezahlte Haushälterin ihn nur hätte polieren können, hatte sie ihn wieder hineingetragen.

Das war noch ein Prozess gewesen!

Jetzt am Abend ihres echten und endgültigen Rausschmisses standen Rose Zimmer und Sol Eaglin auf ihrer Hintertreppe, umfächelt vom kühlen und duftenden Abend, eine unehrliche Flucht aus der unter Druck stehenden, sauerstoffarmen Küche. Das unschuldige Stimmengetuschel, das die Gardens durchwaberte, war nicht unschuldig. Das ganze Viertel war gegen sie. Ein Nebensatz bei Eaglins Anruf hatte erst sacken müssen. Er hatte gesagt, seine Gruppe und er kämen von einer anderen »Besprechung« – dieser dehnbare und unheilschwangere Euphemismus –, die ebenfalls in den Gardens abgehalten würde. Bestimmt war es bei dieser Besprechung um Rose gegangen. Ein Nachbar hatte sie wieder denunziert. Aber welcher? Hah! Die Frage war wohl eher, welcher ihrer Nachbarn sie jetzt nicht denunzierte. Rose spürte die Gewalt dieser toten Utopie, ganz Sunnyside Gardens war vom Ansturm der kommenden Enttäuschung korrumpiert worden und suchte Sündenböcke für die dämlichen Schuldgefühle, das Leben verpfuscht zu haben. Rose sagte sich, dass sie wohl einen guten Talisman für ein verpfuschtes Leben abgab.

In den Gardens war es kalt.

Konnte noch kälter werden.

Keiner von den Anwesenden wusste, dass der amerikanische Kommunismus aus diesem einen Winter nicht mehr erwachen würde. Ach, die Ironie des Ganzen! Nach allem, was Rose gesehen und getan hatte, flog sie raus, wenige Monate, bevor Chruschtschow beim Parteitag der KPdSU Stalins Säuberungen bekanntmachte. Wenige Monate, bevor sich das Gerücht seiner Geheimrede über den Atlantik ausbreitete und den nibelungentreuen Tölpeln in den USA die Ohren versengte. Und dann erschien die Übersetzung der Geheimrede in der New York Times. Es wäre doch zu schön gewesen, an jenem Tag die Dackelaugen der nüchternen und überheblichen Henker zu sehen, die da drinnen warteten. Aber nein, Roses Rausschmiss war der letzte glorreiche Akt (oder jedenfalls der letzte, dessen Zeugin sie werden musste) dieser herrlich indignierten Gespenster, die längst tot waren, ohne es zu wissen.

Heute Abend wusste es keiner von ihnen.

Sol Eaglin machte wieder Smalltalk, flirtete fast schon, jetzt, wo sie unter sich waren. »Wie hast du deinen Polizisten eigentlich kennengelernt, Rose?«

»Im Gegensatz zu Leuten, die sich nur im Moskau ihrer Träume aufhalten, bin ich stolze Bürgerin einer Gegend, in der Italiener, Iren, Neger, Juden und ab und zu auch mal Proleten aus der Ukraine leben. Kommen deine Leute nicht aus der Ukraine, Sol?«

Er lächelte nur.

»Wenn ich in Queens unterwegs bin, schweben meine Füße nicht über den Gehwegen. Meine Überzeugungen entbinden mich nicht von der Verantwortung gegenüber den armen entwürdigten Menschen vor meiner Nase.«

»Meinst du, wenn du deine Runden machst? Wie nennt ihr das, eure ›Bürgerpatrouille‹?«

»Genau, die Bürgerpatrouille.« Beide bezogen sich verbrämt auf Tatsachen, die Sol Eaglin natürlich aus ihrer Parteiakte kannte, deren Existenz er dementiert hätte und die Rose nie würde beweisen können, die für sie aber ebenso unumstößlich war wie die unsichtbare Existenz Jahwes für ihre Glaubenslehrer, die sie nicht hatten überzeugen können, oder wie ihr Glaube daran, dass ihr Name irgendwo in der Haggada verzeichnet war, die im Palisanderschrein der Synagoge verwahrt wurde. Ihre Akte hatte ihn zweifellos darüber in Kenntnis gesetzt, dass Rose ihre Affäre mit dem schwarzen Police Lieutenant begonnen hatte, nachdem die Bezirksstreife von Sunnyside gebildet worden war und sie sich selbst zur Kontaktperson zum örtlichen Polizeirevier ernannt hatte. Vielleicht malte Sol sich auch aus, dass ihr Engagement für die Bürgerpatrouille ein von langer Hand vorbereiteter Schachzug war, nur um sich an einen verheirateten Mann heranzumachen, den sie schon lange begehrt hatte. Sollte Sol doch glauben, was er wollte. Vor jenem Tag hatte Rose Douglas Lookins noch nie gesehen.

Sie ließ sich zu einer Verteidigung herab. »Das ist eine Nachbarschaftswache, Sol. Arbeiterinnen, die anderen Arbeiterinnen helfen, damit sie keine Angst haben müssen, wenn sie nach der Nachtschicht von der Hochbahn nach Hause gehen.«

»Manche Leute denken unwillkürlich an die Braunhemden, wenn sie sehen, dass Privatleute Marschvereine bilden und an den Straßenecken gestiefelten Männern etwas zuflüstern.«

»Du willst mich zu einer verzweifelten oder wütenden Handlung provozieren, damit du dann berichten kannst, ich wäre für die gemeinsame Sache wertlos geworden. Oder wahrscheinlich hast du den Bericht schon geschrieben und bist jetzt enttäuscht, weil ich dir nicht den Gefallen eines Nervenzusammenbruchs tue.«

»Ich habe keinen Bericht geschrieben.« Er fasste sich kurz, als wäre sie, indem sie seine Unterwerfung unter einen unsichtbaren Zellenführer andeutete, zu weit gegangen. Das erzeugte für Sol Eaglin Intimität und nicht zwei Körper, die des Nachts verschmolzen.

»Ich bin drinnen fertig, Sol«, sagte Rose und meinte die Küche und alles andere: drinnen in all den Philosophien und Verschwörungstheorien, die um sie herum in der Luft lagen und die ausgespuckt worden waren, als sie zur Tür hereinkamen wie Hitze und heiße Dämpfe, wenn man einen Kohleofen aufmachte. »Nimm sie mit und geh.«

»Du solltest uns erlauben, das übliche Verfahren zu befolgen.«

»Verfahren wofür? Wenn ich dich ansehe, alter Mann, kann ich sehen, was kein Spiegel mir verrät. Ich bin eine alte Frau. Ich hab dafür keine Zeit.«

»Du bist eine Frau in der Blüte des Lebens, Rose.« Eaglin klang nicht überredend. Hatte er womöglich Angst, von irgendwem in den Büschen um sie her gehört zu werden?

»Ich habe keinen Anstand im Leib, wenn ich mir das überhaupt anhöre.«

»Komm schon, Rose.«

»Ist doch wahr, wir leben in einer Welt ohne Anstand, und wir sind ein Teil davon, du und ich und diese Idealisten in meiner Küche.« Sie drängte in seine Umarmung, verabscheute sie beide und wollte, dass er ihren Abscheu spürte, wollte ihm aber auch beweisen, wie leicht es immer noch war, ihm ihre Brüste in die Handflächen zu drücken. Eaglin ließ es sich nicht nehmen, ihre Titten zu bearbeiten, bevor er die Hände in die Jackentaschen schob. Vielleicht entsprach das seiner Definition von Verfahren.

Allerdings hatte sie sich selbst ausgetrickst und wollte jetzt mehr, als ihr bewusst war. Sie packte Sols Handgelenke und schob sich seine kalten Handflächen energisch unter die Bluse, damit er erneut entdeckte, wie sie den ganzen Umfang ihres Büstenhalters sprengte. Auch Roses wendiger Zynismus sprengte sie fast, drohte endgültig verlorenzugehen wie Quecksilber aus einer zerbrochenen Phiole. Sol Eaglin kannte sie besser als jeder andere Mann auf Erden. Besser als ihr schwarzer Lieutenant, auch wenn sie das Sol gegenüber nie im Leben zugegeben hätte. Sol und sie hatten fast zehn Jahre lang dieselben Verrenkungen erlitten: die der Partei und die des anderen. Wenn sie ihn doch bloß dem gehorsamen Ungehorsam seiner Ehe hätte entwinden können, dieser Ehe mit einer lammfrommen Frau, die ohne ein Wort der Klage seinen Anspruch auf Freie Liebe erduldete, dann hätte Rose Sol glücklich an die Leine genommen. Sie hätten sich als ein Großes Rotes Paar aufbauen können, das sich die Gardens hier unterwarf – aber solche Phantasien stanken ja geradezu nach Konformismus! Wie bürgerlich war doch so ein Streben nach sozialem Aufstieg in der KP!

Sie musste Sols klammernder Frau also ebenso dankbar sein wie den Instinkten ihres Körpers, die sie andernorts hatten suchen lassen. Rose hatte Sols Zerstörungskraft hinter sich gelassen, war größer, als er vermutete, so wie der Kommunismus größer war als die Partei und daher von den Opfern und Selbstzerstörungen der Partei nicht verwundet werden konnte. Indem sie nach ihrem unmöglichen Polizisten gegriffen hatte, ihrem Eisenhower liebenden Riesen, hatte Rose einen Radikalismus praktiziert und eine Freiere Liebe, als Sol Eaglin sie je kennen konnte. Die Kritik steckte schon in der Geste. Sie war aber nicht in Versuchung, ihm das alles in den Marxismus zu übersetzen, nicht zu diesem späten Zeitpunkt. Zu guter Letzt war Rose des Kommunismus ein bisschen überdrüssig. Und doch war der Kommunismus – allen Verheerungen zum Trotz die Bewahrung der ersten und überwältigenden Einsichten, die die Welt gespalten und wieder geheilt und Rose damit ihre Berufung und ihr Ziel offenbart hatten – die einzige Leistung ihres Lebens, abgesehen von der Bilanzerstellung für eine Pickles-Fabrik. Es war also kein Zufall, dass er auch die einzige Aussicht für die Menschheit war.

»Mir ist kalt«, sagte sie. »Gehen wir rein.«

»Du lügst.« Jetzt hatte sie Sol angeheizt, und er wurde scharf, sie kannte die Zeichen. »Dir ist nicht kalt, du bist heiß wie eine Ofenkartoffel.«

»Ich widerspreche nicht, die ganze Welt beruht auf solchen Widersprüchen. Möglicherweise friere, schwitze und lüge ich gleichzeitig. Aber ich bin nicht so verlogen wie du, Sol.«

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Hallo, Jungen und Mädchen. Hier ist Burl Ives, und ich möchte ein paar Lieder für euch singen. Das erste dreht sich um eine graue Gans, eine ganz seltsame Gans. In dem Jahr, in dem Miriams Vater verschwand, bekam sie ein Album geschenkt. Last Sunday morning, Lord, Lord, Lord / Oh my daddy went a hunting, Lord, Lord, Lord. Miriam durfte den Plattenspieler ihrer Eltern nicht bedienen, der in einen langen Palisanderschrank eingebaut war, in dem sich auch ein Radio befand – das phantastischste Möbelstück in ihrer aller Leben, das auf Raten bei Brown’s Appliance an der Greenpoint Avenue erstanden worden war und zum Standardrepertoire der Streitpunkte gehörte, wenn ihr Vater einen seiner barocken und vertrackten Koller bekam und Reden zum Thema »Sklaverei des Kommerzes« schwang. And along came the grey goose, Lord, Lord, Lord. Miriam musste jedes Mal darum bitten, den Burl Ives hören zu dürfen. Rose behandelte das, was sie ausschließlich »ein Album« nannte, so, wie Miriam es von den jüdischen Ritualen kannte, die Rose so verabscheute: So wurden Schriftrollen aus einem Schrank genommen, so hüllte ihr Großvater beim Passah den Afikoman zärtlich in eine Serviette. Miriam hatte den Eindruck, Juden führten sich immer so auf, wenn sie mit wichtigen Papieren zu tun hatten oder in einem Buch blätterten, als wären sie gleichzeitig unwürdig, dankbar, ausgezeichnet und von diskretem Trotz, alles auf einmal. Rose schulte sie bei der Handhabung einer Langspielplatte wie dem Burl Ives oder ihren eigenen Beethoven-Symphonien und schilderte Miriam das, was sie noch nicht einmal versuchen durfte, richtig zu machen: die Mittelfinger auf dem Schildchen gepaart, stabilisierende Daumen am Außenrand der Platte. Nicht einmal ein Atemzug durfte die in die Schluchten eingeritzte, geheiligte, dunkel schimmernde Musik streifen, wenn die Platte aus der raschelnden Innenhülle heraus- und wieder in sie hineinglitt. Wie genau die Innenhülle selbst wieder in die äußere Kartonhülle geschoben wurde. Wahrscheinlich konnte schon ein schiefer Blick das Ding zerkratzen. Gott wusste, wieviele schiefe Blicke es in diesem Haus gab.

He was six weeks a-falling, Lord, Lord, Lord / And they had a featherpicking, Lord, Lord, Lord. Scheinbar ein ganzes Jahr ihres Lebens saß Miriam hingerissen oder gelangweilt da, jedenfalls beschwichtigt, ließ sich durch den Kopf gehen, was Ives mitzuteilen hatte, vergnügte Parabeln von Enten, Walen, Ziegen und Gänsen. Einmal war Sol Eaglin, der schmucke Dampfplauderer Sol vor seiner Erniedrigung, der lüsterne Sol, bei einem seiner geheimnisvollen Besuche im Wohnzimmer stehengeblieben und hatte sich über Miriam und ihr Album lustig gemacht.

»Was weiß deine Kleine denn über Enten, Rose? Warst du schon mal auf einer Farm, Püppchen?«

»Sie kennt Enten«, sagte Rose. »Sie war mal chinesisch essen.«

In der gnadenlos unsentimentalen Sicht der städtischen Pragmatikerin Rose waren Tiere natürlich zum Essen da. (Ein Dreck machendes Haustier kam für Miriam nicht in Frage.) Rose runzelte die Stirn, wenn Kinderbücher stärker in zoologische oder anthropomorphe Richtungen abdrehten als etwa bei Äsop mit seiner wasserdichten Moral (wobei Rose immer das Saure der Trauben betonte, die Unzugänglichkeit der Leckerbissen ganz unten in der Vase). Ein Entlein oder ein Kaninchen zu sentimentalisieren, war für Miriam immer mit der Verachtung verbunden, die ihre Mutter katholischen Ritualen entgegenbrachte: Ostereiern, faden Milchschokoladenhäschen (»Tut mir leid, aber deutsche Schokolade ist bei mir im Haus verboten«, sagte Rose voller Ironie und Kummer und seufzte dann ihre üblichen Beschwörungsformeln: »Die machten immer alles am besten, alles«), Aschekreuzen, idiotischen irischen und italienischen Nachbarn unter der Fuchtel idiotischer Priester. Was hatte diese ungewöhnliche graue Gans, die nicht mal zu einer Mahlzeit taugte, also zu bedeuten? He was nine months a-cooking, Lord, Lord, Lord / Then they put him on the table, Lord, Lord, Lord / And the knife couldn’t cut him, Lord, Lord, Lord / And the fork couldn’t stick him, Lord, Lord, Lord. Wo war Äsop, wenn man ihn mal brauchte? Von allen Songs des Albums studierte Miriam diesen am hilf losesten. So they took him to the sawmill, Lord, Lord, Lord / Oh, it broke the saw’s tooth out, Lord, Lord, Lord. Eines Tages erbarmte sich Rose endlich ihrer Tochter und erklärte ihr den Song. Die Lösung war dann nicht schwer zu verstehen, aber mit acht Jahren wäre Miriam nie von allein darauf gekommen.

The last time I seen him, Lord, Lord, Lord / He was flying over the ocean, Lord, Lord, Lord / With a long string of goslings, Lord, Lord, Lord.