cover.jpg

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2434

 

Die Halbraumwelt

 

Auf der Welt der Cypron – die Intrige der Isolationisten beginnt

 

Michael Marcus Thurner

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Der Kampf gegen TRAITOR wird an vielen Fronten und von vielen Lebewesen geführt: So sucht Perry Rhodan in fernster Vergangenheit nach dem Geheimnis der »Retroversion«. In der Galaxis Tare-Scharm findet er in Hobogey, dem Rächer, ebenso wie in dem Cypron Randa Eiss neue Verbündete – und ihnen fällt Ekatus Atimoss in die Hände, ein hochrangiger Offizier TRAITORS. Das Ende von dessen Ringen um seine Loyalität sieht schließlich DIE HALBRAUMWELT …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mondra Diamond – Sie führt als Expeditionsleiterin die JULES VERNE ins Chaos von Tare-Scharm.

Perry Rhodan – Der Terraner versucht, aus einem Strategen einen Politiker zu machen.

Randa Eiss – Der Exponent sieht sich auf der Tauchenden Welt in Intrigenspiele verwickelt.

Ekatus Atimoss – Der Dual entdeckt einen Peilsender.

Deco Forlane – Ein Politiker strebt nach Macht.

1.

12. Dezember

Mondra Diamond

 

Der Alarm schreckt dich aus dem Schlummer hoch. Du stehst auf. Verwirrt, müde, desorientiert.

Schreiben wir das Jahr 20.059.813 vor Christi Geburt oder das Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung? Du lebst in beiden – derzeit –, obwohl »derzeit« so ziemlich der blödeste Begriff ist, der dir einfällt. Du lebst und alterst in NGZ, aber um dich herum entsteht und vergeht Leben, das zu deiner Zeit längst sogar vom Vergessen vergessen wurde.

Du schlüpfst in deine Bordkombi, lässt das Multifunktions-Band an deinem Unterarm einrasten, aktivierst es und zeigst damit dem Schiff sowie allen Entscheidungsträgern an, dass du ab nun im Dienst bist.

Du stinkst.

Nach Schweiß, nach Angst.

Die eingeübten Mechanismen greifen. Du überwindest die Müdigkeit, hetzt aus der Kabine, läufst den Gang entlang zur Zentrale. Ein hastiger Gruß nach links, zur Kantinenköchin Suimsa, die ihre wenigen Kunden mit geschäftsmäßiger Routine bei Laune hält. Du ahnst, dass sie dir nachwinkt. Für einen Augenblick denkst du an Kaffee und Mürbegebäck, dann hat dich die Angst wieder.

Weiter den Gang entlang. Links, rechts, rechts, die Treppe hinab. Ein kugelrunder Reparatur-Posbi weicht dir aus. Er schwebt blitzschnell an die Decke.

Die Zentrale. Du blickst dich um, während du noch immer ein wenig gegen die Mattigkeit kämpfst, setzt dich auf deinen Platz, der einmal sein Platz gewesen ist. Das Oval ist bis zum letzten Platz belegt. Mitglieder dreier Schichten treten sich beinahe auf die Zehen. Aller Blicke richten sich auf dich.

Weil er nicht da ist.

»Status?«, fragst du.

»Probleme«, antwortet Lanz Ahakin mit seltsamer Unprofessionalität. »Wir kämpfen gegen den Hyperraum. Wir können die JULES VERNE nicht länger halten. Wir werden vor der Zeit in den Normalraum zurückfallen …«

Dann plötzlich geschieht es. Die Metagrav-Etappe endet. Schlieren ziehen über den zentralen Hologlobus, dann erscheint ein Bild, das einem Alptraum entstammen könnte.

NEMO, das Bordgehirn, legt Bilder und Daten eines armseligen Sonnensystems in die Holo-Aufbereitung. Es ist von Traitanks überflutet. Durchflutet. Weitere Alarmsirenen werden laut.

Du bestätigst die Anfrage nach Kampfbereitschaft, ohne lange darüber nachzudenken. Dein Körper, müde und ausgelaugt, rebelliert gegen den Adrenalinschub. Hastig schluckst du die Tablette, die du seit dem Verlassen deiner Kabine in der Rechten hältst. Die Wirkung wird in wenigen Minuten einsetzen.

Die Besatzungsmitglieder der Zentrale »funktionieren« wie eine gut geölte Maschinerie. Die Abteilungen Ortung und Funk, Steuerung, Feuerleitsysteme, Logistik und Koko-Interpreter arbeiten perfekt zusammen. Lanz Ahakin übernimmt die Rolle des Dirigenten, während du ruhig sitzen bleibst und überlegst.

Dies ist die Aufgabe, die du von ihm geerbt hast: zu überlegen und dann, wenn es darauf ankommt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Das Sonnensystem hätte es laut astronomischem Scan nicht geben dürfen. Die Traitanks noch weniger. Das wesenlose Vibrieren, das du und andere Besatzungsmitglieder seit dem Vordringen nach Tare-Scharm im Normal- wie im Hyperraum fühlen, am allerwenigsten.

Doch dies ist die bittere Realität: Die Traitanks senden per Funk eine Aufforderung, zu stoppen und ein Enterkommando an Bord kommen zu lassen, andernfalls …

Du kennst dieses »andernfalls«, und du ignorierst es. Lanz Ahakin gibt Befehl, das Schiff maximal zu beschleunigen. Du nickst ihm zu.

Der regelmäßige Medizin-Check deines/seines Stuhls besagt, dass deine Körperwerte gesundheitsgefährdende Bereiche erreichen. Du ignorierst die Warnung, schaltest die Permanent-Kontrolle verärgert ab.

Die Beschleunigungswerte erscheinen in einem der dich umschwirrenden Holo-Bilder.

750 Kilometer pro Sekundenquadrat. Dann 820.850.

Bei 898 ist Endstation.

Die Traitanks reagieren zu schnell. Sie folgen der JULES VERNE, finden zu einem strategischen Abfangsystem, in dessen Zentrum sich dein Schiff befindet. NEMO extrapoliert feindliche Geschosskurven, die in zumindest vier Dimensionen ihre Wirkung tun sollen. Die meisten Schüsse zielen an der JULES VERNE vorbei, zwei werden von den Schutzschirmen abgefangen, ohne Schaden anzurichten. NEMO verbindet das Beschussfeuer mit akustischen Signalen. Es klingt, als ließe das Bordgehirn in der Mikrowelle aus Mais Popcorn entstehen. Immer mehr Schüsse, immer mehr Knaller, immer mehr Popcorn.

Ein Traitank explodiert. NEMO zeichnet die Explosionsblüte bunt nach. Die Zentralebesatzung soll, so böse es auch klingt, durch das Gefühl der Befriedigung zu weiteren Höchstleistungen angestachelt werden.

Ein zweiter Treffer, den die JULES VERNE setzt. Eine zweite Blüte.

Das Ploppen des Popcorns kommt nun stakkatoartig, fast ohne Pause.

Du atmest tief durch – jeder Atemzug könnte der letzte sein –, und versuchst, deinen Körper zu entkrampfen. Die Belastungsanzeigen der Schutzschirme sind erschreckend, liegen längst in einem höheren zweistelligen Bereich.

»Blindsprung!«, hörst du dich sagen, »wir können nicht mehr warten.«

Lanz Ahakin reagiert, Jason Colton reagiert, alle reagieren. Sie wissen, dass es nicht funktionieren kann, dass das Risiko gewaltig hoch ist. Die Geschwindigkeit ist zu gering, um einen passablen Metagrav-Vortex aufzubauen und sich von ihm verschlingen zu lassen.

Und dennoch entsteht er, schwankend und unscharf gezeichnet an seinen »Rändern«.

68 Prozent Lichtgeschwindigkeit.

Du willst, dass der Sprung geschieht. Egal, mit welchem Ausgang. Du willst, dass diese Ungewissheit endet. Du willst, dass eine Entscheidung über Leben und Tod getroffen wird. Damit dieses schreckliche Angstgefühl endlich vorübergeht.

Eintritt. Schlingern. Schwanken.

Ruhe.

Es ist geschafft.

Du holst tief Atem.

Und du wünschst dir, das alles mit Perry zu teilen.

2.

24. Dezember

Perry Rhodan

 

Achte stets auf die Augen, sagte sich Perry Rhodan. Sie sind der sicherste Anhaltspunkt.

Gut und schön; doch was konnte man aus Facettenaugen herauslesen? Es gab keine Iris, keine Lider, keinen Augapfel, kein verräterisches Zwinkern. Worin sich seine Blicke verloren, war kreisrund, schillerte grün, blau und rot und vermittelte seltsamerweise ein Gefühl der … Unschuld.

Die Unschuld war jedoch etwas, das die Cypron schon vor langer Zeit verloren hatten. Es war unmöglich, gegen die Hohen Mächte zu kämpfen und sich dabei Tugenden wie Anstand oder Ehrgefühl im Übermaß zu bewahren. Man lernte, ganz im Gegenteil, mit harten Bandagen zu arbeiten. Man erhielt sich sein Leben mit fiesen Tricks, mit Hinterhältigkeiten und Gemeinheiten. Man legte sich eine Lederhaut zu, die unnütze Emotionen weitgehend fern hielt. Man taktierte, man riskierte, man kalkulierte und man opferte.

Schlachten wurden geschlagen. Viele Schlachten. Solche, von denen man wusste, dass man sie verlieren würde, und solche, von denen man hoffte, sie zu gewinnen. Um irgendwann einmal, in einer der wenigen ruhigen Minuten, Bilanz zu ziehen, um Soll und Haben gegeneinander abzugleichen.

Wenn man sich denn traute.

War Randa Eiss ein Mann, der über derartige Dinge nachdachte? Oder machte er weiter, so lange er konnte?

In den facettierten Augen des Exponenten schimmerte die Wahrheit. Da meinte Perry Rhodan Unsicherheit und Kraft zu sehen. Ein wenig Wahnsinn, sehr viel Wagemut und noch mehr Sehnsucht.

All diese Dinge waren notwendig, um das Ziel nicht aus den Augen zu lassen.

»Du wirkst angespannt, Perry Rhodan«, sagte Randa Eiss, der seine Blicke wohl bemerkt hatte.

»Bestimmt nicht mehr als du, Exponent.«

Die Augen Randa Eiss’ schienen zu versprechen, dass er ihm unbedingt vertrauen sollte.

Aber Vertrauen setzte Verstehen voraus – und konnten sie das jemals? Mehr als die Kluft aus zwanzig Millionen Jahren trennte sie eine völlig unterschiedliche Biografie, die ihrer beider Ansichten, Weltbilder und Lebensgefühl schärfte: auf der einen Seite der Ritter der Tiefe, der seine Epoche prägte und viele Siege für das errang, was dem Universum Ordnung und Struktur gab, ein Lieblingskind der Kosmokraten, das sich den Luxus leisten konnte, diese zu bemäkeln und sich von ihnen zu distanzieren. Auf der anderen Seite der Krieger-Stratege, der an Ordnung glauben wollte und im Chaos ertrank, der zusehen musste, wie sein Volk starb, nicht im Krieg der Feuerwaffen, sondern im Feuer des Vibra-Psi mutierte und schwand oder sich so verzerrte, dass es alleine nicht mehr lebensfähig war. Ein vergessener Streiter für eine aufgegebene Sterneninsel. Auf der einen Seite jener, der eine Negasphäre beseitigt hatte, ohne sie je wahrhaft erlebt zu haben, auf der anderen einer, der in einer entstehenden Negasphäre leben und kämpfen musste.

Wie konnten sie einander jemals verstehen?

Es würde dauern, bis sie sich aneinander angepasst und die Begriffswelt des jeweils anderen verstanden hatten. Perry Rhodan konnte nur hoffen, dass ihnen dafür ausreichend Zeit blieb.

 

*

 

Das Kommandoschiff der Cypron hieß SHARKUVA. Es gehörte der Proqua-Klasse an und unterschied sich weder in Form noch Größe von seinen zehn Begleitern. 800 Cypron taten Dienst an Bord. Die Raumer wirkten wie leicht gewellte, vom Herbst gerötete Ahornblätter. Sie besaßen eine Spannweite von 890 und eine längste Ausdehnung von 710 Metern. Mehrere Ausleger des Schiffs liefen auf scharfzackige Enden zu. Die Cypron verzichteten in mancherlei Hinsicht auf Ökonomie und suchten in Ästhetik ihre kleine Befriedigung. Wassertanks, Strömungsbecken, Sprudel und Unterwasser-Katarakte vermittelten ihnen ein Gefühl des Wohlbefindens und der Heimat, auch wenn die Arbeit von nüchtern angelegten Decks aus erledigt wurde.

Perry Rhodan streifte mit der Hand durch ein kleines Auffangbecken, in das beständig Wasser träufelte. In anderen Teilen der Zentrale fanden sich Sprühnebel und winzige silberne Wasserfäden, die den Boden durchteilten. Die KI des Schiffs entzog dem Luftklima ausreichend Feuchtigkeit, sodass der Unsterbliche stets frische, etwas salzig schmeckende und angenehm kühle Luft atmete.

Er tastete über das kleine Terminal, das man ihm im hinteren Bereich der Zentrale zur Verfügung gestellt hatte. Die plasmaähnliche Flüssigkeit reagierte auf seinen Fingerdruck und bildete mehrere Informationskomplexe ab. Perry Rhodan ließ sich, der Cypron-Schrift noch längst nicht kundig, verstärkte optische Hinweise geben und derart durch ein Bildlabyrinth leiten. Intuitiv erfasste er die richtige Richtung und die passenden Abzweigungen.

Ekatus Atimoss erschien in einem winzigen Bildkubus, der aus dem zweidimensionalen Terminal herausragte. Perry Rhodan zog an der linken oberen Ecke des Bildes und vergrößerte es. Der Dual wuchs vor ihm empor, wie er von den Beobachtungskameras seiner Kabine erfasst wurde. Der Ekatus-Kopf blickte ins Kameraauge. Der Dual wusste, dass er – auch zu seiner eigenen Sicherheit – unter ständiger Beobachtung stand. Die Befreiung von der Kralle des Laboraten mochte auch nach mehreren Tagen noch unangenehme Nachwirkungen zeitigen. Cypron-Mediker kümmerten sich genauso um sein Wohlbefinden wie Psychologen und Verhaltensforscher.

Welchen Nutzen, so fragte sich Perry Rhodan, konnten sie aus diesem Verbündeten ziehen? War er eine Schlüsselfigur zur Retroversion oder nur ein winziger Kiesel auf ihrem steinigen, mitunter allzu steil nach oben führenden Weg?

»Ich fürchte mich vor diesem Wesen«, sagte Perry Rhodan leise.

»Ich nicht minder.« Randa Eiss trat näher. Die Mimik seines seltsamen Gesichts unterlag ständiger Bewegung und Veränderung. »Ich glaube nicht, dass wir jemals einen verlässlichen Verbündeten aus ihm formen können. Immerhin stammt eine seiner Körperkomponenten aus einer Negasphäre. Er hat deren Atem gefühlt. Wie sollte er sich jemals von dieser entarteten Form des Lebens und der Existenz abwenden können?«

»Ich hatte auch einmal eine ähnliche Entscheidung wie Ekatus Atimoss zu treffen«, sagte Perry Rhodan. »Sie war vielleicht noch schwerer, noch komplexer.«

»Und? Wie bist du damit umgegangen?« Teile der Gesichtsmuskulatur des Cypron entspannten sich, wurden teigig. Hautfalten fielen weit nach unten und überlappten den Mund.

»Ich habe mich dagegen entschieden, eine Entscheidung zu treffen«, sagte Perry Rhodan. »Es hat mich viel Kraft gekostet, und die Unsicherheit, womöglich das Falsche getan zu haben, ist geblieben. Sie wird mich wohl bis an mein Lebensende begleiten.«

»Ich … verstehe.«

Nein, tat er nicht. Niemand tat das. Seine Weigerung, die Dritte Ultimate Frage am Berg der Schöpfung zu beantworten, war hauptsächlich von Intuition getragen gewesen. Nicht von Logik, nicht von langwierigen Prozessen des Überlegens.

Perry Rhodan wandte sich wieder seinem Terminal zu. Er beobachtete, wie Ekatus Atimoss im Schmiegstuhl die Kabine verließ, sein Gefährt in einer Ecke parkte und sich dann zweikopfüber in ein nahe gelegenes Unterwasserdeck stürzte. Mit einer Fröhlichkeit, die so ganz und gar nicht zu dieser sinistren Gestalt passte, tauchte er durch die Fluten und stieß Töne des Wohlbefindens aus.

Nichts war mehr, wie es noch vor wenigen Wochen gewesen war.

 

*

 

»Wir befinden uns nun an den übermittelten Positionsdaten«, sagte Randa Eiss. »Tarquina ist ganz in der Nähe.«

»Ich kann nichts sehen.« Perry Rhodan war irritiert. »Lediglich das Vibra-Psi scheint an diesem Ort etwas schwächer zu wirken als anderswo.«

»Das mag sein. Es handelt sich aber lediglich um eine regionale Schwankung. Wir haben keinerlei Einfluss auf das Vibra-Psi.«

Unruhe befiel die in der Zentrale versammelten Cypron. Geschäftig bewegten sie ihre glitzernden, glänzenden Leiber hin und her, unterhielten sich, vermittelten das Gefühl wachsender Nervosität. Besaßen sie die falschen Koordinaten? Zweifelten sie?

»Kein Grund zur Beunruhigung, Perry Rhodan.«

Randa Eiss’ Gesichtszüge entglitten einmal mehr und verwirrten die Sinne des Unsterblichen. Auf die Augen konzentrieren, sagte er sich, nur auf die Augen …

»Wir arbeiten mit Strukturfeldern, wie du bereits weißt«, fuhr der Exponent fort. »Einerseits verhelfen sie unseren Schiffen zu einer ansatzlosen Ent- oder Rematerialisation, andererseits erschaffen wir damit sichere Häfen im Halbraum. Und in einer dieser Blasen …«

Die zentrale Holosäule verdunkelte sich für den Augenblick eines Blinzelns. Als Perry Rhodan seine Blicke verwirrt auf sie richtete, tauchte wie aus dem Nichts die Abbildung eines grünblau marmorierten Planeten auf.

»… haben wir Tarquina geparkt«, vollendete Randa Eiss seinen Satz.

 

*

 

Nur allzu gerne hätte sich Perry Rhodan durch die Grundlagen der cypronschen Hypertechnologie gewühlt und gedacht. Der ansatzlos erfolgte Sprung in einen nebendimensionalen Zwischenraum bedurfte spezieller Kenntnisse, nach denen sich terranische Wissenschaftler alle zehn Finger abgeleckt hätten.

Doch wie so oft scheiterte es an der zur Verfügung stehenden Zeit. Vorerst musste es ihm genügen, dass die Cypron eine ausnehmend wirkungsvolle Kombination von Transitions-, Halbraum- und Paratron-Technik verwendeten, die durch exzellente Kenntnisse von Teilbereichen des ultra- und superhochfrequenten Spektrums aufgepeppt wurde. Das Vibra-Psi, so obszön es auch klingen mochte, hatte den Cypron geholfen, ihre diesbezüglichen Kenntnisse durch Erfahrungen am eigenen Leib und Geist zu ergänzen.

»Gefällt dir, was du siehst, Perry Rhodan?«, fragte der Exponent. Stolz klang in seiner dunklen, rauchigen Stimme mit. Stolz, Sehnsucht und Trauer.

»Die Tauchende Welt«, murmelte der Unsterbliche. »Jetzt erst verstehe ich. Ihr habt Tarquina in eine Halbraumblase versetzt.«

»… in eine bewegliche Halbraumblase«, ergänzte Randa Eiss. »Unsere Heimatwelt wird darüber hinaus auf einem Kurs gesteuert, der immer nur für wenige Wochen im Voraus festgelegt wird. Wir trachten danach, unseren Feinden so wenige Anhaltspunkte wie nur möglich über unseren Verbleib zu geben.«

»Tarquina streift also durch Tare-Scharm; scheinbar völlig unmotiviert. In einer Hyperraumblase verhangen, die wohl nur aus Orientierungsgründen verlassen wird.«

»Es gibt … irrationale Gründe, die uns dazu bewegen, in einem kugelförmigen Bereich mit einer Ausdehnung von zehntausend Lichtjahren zu bleiben.«

»Irrational? Ich verstehe nicht …«

»Du weißt, dass wir die Nähe der alten Heimat suchen und in einem kugelförmigen Bereich mit einer Ausdehnung von zehntausend Lichtjahren bleiben. Cyprona, die Göttliche. Heutzutage ein lebloser Steinhaufen … Seit jetzt 650 Jahren taumelt Cyprona durch den Raum und befindet sich noch dazu im Einflussbereich eines Chaotischen Geflechts. Niemals wieder werden wir dorthin zurückkehren können. Unsere Heimat ist verloren, aber nicht vergessen …« Randa Eiss ballte die Hände. Die Finger klebten nun flach aneinander wie eine durchgehende Fleischmasse.