Cover

PROLOG

Dieses Buch ist eine Reise. Nicht nur für Euch, meine Leser, sondern auch für mich, denn ich habe das besondere Vergnügen, zugleich Protagonist und Herausgeber dieses Werks zu sein. Doch zunächst ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte: Das Arschlochglas geht auf das Jahr 2005 zurück, eine Zeit, in der mein Körper und mein Geist eine gewaltige Veränderung durchmachten. Heute mag man es sich kaum vorstellen, aber noch am Ersten Mai 2004 hatte ich einen Body-Mass-Index von über 40 und enorme Wissenslücken im Bereich Popkultur, durch die man ein ganzes Peloton hätte durchjagen können. Doch dann begann meine Metamorphose: Sechs Monate lang konsumierte ich ausschließlich Diät-Shakes und Klatsch-News auf E! Entertainment. Und heraus kam der Mann, den Ihr jetzt vor Euch seht: durchtrainiert, wohlgeformt und äußerst bewandert auf den Gebieten Ernährung, Mode, Schönheit, Vögeln und Kunst.

Aus diesen Entwicklungen wurde Das Arschlochglas geboren. Wie ein Teenager, der innerhalb von einem Sommer 25 Zentimeter wächst, war bei mir von einem Tag auf den anderen Mucki-, Mojo- und Mädels-Alarm angesagt. Meine Mitbewohner reagierten natürlich panisch und erfanden das Arschlochglas (ehemals Arschlochschüssel, ehemals Arschlochschälchen), um, wie sie behaupteten, meinen Hang zur Selbstzerstörung zu zügeln. Auch wenn wir uns über Arschloch-Dos und Arschloch-Don’ts nicht immer einig sind, habe ich doch eingesehen, dass mir ein bisschen Bescheidenheit ganz gut steht. Insofern betrachte ich das Glas in meinem unbeirrten Streben nach Selbstvervollkommnung, Babes und Kohle als einen hilfreichen Wegweiser.

Was Ihr nun lesen werdet, ist ein schriftliches Protokoll über jeden (mutmaßlichen) Griff ins Klo von 2005 bis 2010. Nach meinen Strafzahlungen habe ich keine Mühe gescheut, sowohl den Verstoß selbst als auch die Umstände, die dazu führten, festzuhalten. Doch da die Rechtsprechung auf dem Gebiet dämlicher Handlungen extrem subjektiv ist, darf dieses Werk als ein strittiges, ja, anfechtbares Dokument verstanden werden. Es ist ein Stück Geschichte, das wie ein Prisma je nach Lichteinfall unterschiedlich farbige Lichtstrahlen projiziert. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich eine Zukunft auszumalen, in der meine Heldentaten und Aphorismen als visionär und meine regelmäßigen Spenden als das Opfer eines Märtyrers gelten werden.

Dieses Buch ist nicht zuletzt eine Liebesgeschichte.

Ich hoffe, Ihr findet die folgenden Seiten ebenso erleuchtend, lehrreich, amüsant, subversiv, provokativ, kompromisslos und moralisch wertvoll wie ich.

Auch wenn es vielleicht nicht immer gelingt, sind meine Worte der Versuch, diese geniale kosmische Leere, in der wir alle schweben, kämpfen, lieben und sterben, greifbar zu machen.

S.
Coronado Island
Juni 2012

VORWORT ZUM ERSTEN BAND

Von Nick Miller*

Datum: 8.6.2012
Zeit: 20:03
An: nmiller34@aol.com
Von: thebigs@me.com
Betreff: Vorwort zum Arschlochglas

Nick – Ich weiß nicht, ob Du schon davon gehört hast, aber meine Tagebücher stehen kurz vor der Veröffentlichung. Aufgrund des zu erwartenden Welterfolgs werden der zweite, dritte und vierte Band höchstwahrscheinlich Vorwörter aus der Feder der bedeutendsten politischen und geistlichen Oberhäupter der Welt enthalten. Doch Dir möchte ich die Ehre erteilen, das Vorwort zum ersten Band zu schreiben – das ist nur fair, immerhin hast Du dieses schicksalsträchtige Glas ins Leben gerufen.

Ja, Du hast richtig gehört. Klapp den Mund wieder zu – und mach Dich an die Arbeit!

Was ich mir wünsche, ist eine Art Rahmen für die Geburt und Entwicklung des Arschlochglases. Der Ton sollte locker, unterhaltsam und zugleich intelligent sein. Aber bitte verausgabe Dich nicht zu sehr. Das kann ich gar nicht genug betonen. Es gibt keinen Grund, ein Fünfzig-Dollar-Wort zu benutzen, wenn es ein Zehn-Cent-Wort auch tut.

Apropos Wörter, Du hast etwa achtzig – mach was draus.

Wir sind im Begriff, Geschichte zu schreiben. Wirst Du mich auf diesem Weg begleiten und meine Hand halten?

S


Datum: 24.6.2012
Zeit: 02:14
An: thebigs@me.com
Von: nmiller34@aol.com
Betreff: Re: Vorwort zum Arschlochglas

nein


Datum: 24.6.2012
Zeit: 02:17
An: nmiller34@aol.com
Von: thebigs@me.com
Betreff: Re: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Zunächst einmal danke für Deine Antwort.

Ich kann verstehen, dass man sich einer so großen Verantwortung nicht gewachsen fühlt, und weiß Deine Bescheidenheit angesichts einer derartigen Herausforderung wirklich zu schätzen.

Aber Deine Ängste sind unbegründet – Du kannst mich nicht enttäuschen.

Der Verlag hat eine kleine Armee von Lektoren und Redakteuren. Sie können jeden noch so verschwurbelten Wortsalat gerade biegen und in ein wohlklingendes, überzeugendes Lob meiner Worte verwandeln. Du musst also keine Angst davor haben, Dich, oder wichtiger noch: mich, zu blamieren.

Nun, da ich Deine Ängste aus der Welt geschafft habe, überlasse ich Dich Deinem Schreibtisch.

Sei kreativ!

S


Datum: 29.6.2012
Zeit: 10:42
An: thebigs@me.com
Von: nmiller34@aol.com
Betreff: Re: Re: Re: Vorwort zum Arschlochglas

lass mich in ruhe schmidt


Datum: 29.6.2012
Zeit: 11:15
An: nmiller34@aol.com
Von: thebigs@me.com
Betreff: Re: Re: Re: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Nick, Du solltest jetzt mal ganz lange in den Spiegel schauen und Dir folgende Frage stellen: »Warum habe ich Angst vor Erfolg?«


Datum: 1.7.2012
Zeit: 01:41
An: thebigs@me.com
Von: nmiller34@aol.com
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Vorwort zum Arschlochglas

kann nich. hab zu tun.

übrigens: ich weiß noch nicht, wie viel du für dieses buch ins arschlochglas einzahlen musst, aber es wird teuer. dreistellig oder so. nur dass du bescheid weißt.


Datum: 1.7.2012
Zeit: 01:43
An: nmiller34@aol.com
Von: thebigs@me.com
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Was hältst Du davon, wenn ich einfach selbst eines schreibe und Du Deinen Namen daruntersetzt?


Datum: 1.7.2012
Zeit: 01:43
An: thebigs@me.com
Von: nmiller34@aol.com

Betreff: Automatische Antwort: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Ich bin aus persönlichen Gründen auf unbestimmte Zeit nicht im Büro erreichbar.

Mit freundlichen Grüßen - NM


Datum: 2.7.2012
Zeit: 08:13
An: nmiller34@aol.com
Von: thebigs@me.com
Betreff: Re: Automatische Antwort: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Das stimmt doch gar nicht! Außerdem hast Du gar kein Büro, Großer!

Datum: 2.7.2012
Zeit: 8:13
An: thebigs@me.com
Von: nmiller34@aol.com
Betreff: Automatische Antwort: Re: Automatische Antwort: Re: Vorwort zum Arschlochglas

Ich bin aus persönlichen Gründen auf unbestimmte Zeit nicht im Büro erreichbar.

Mit freundlichen Grüßen - NM

* Per E-Mail


2005

Streifzüge

■ ■ ■

VERSTÖßE INSGESAMT: 27
BETRAG INSGESAMT: 381 $

»Wenn dein Jahresbudget für Feuchtigkeitscremes keine Kommastelle enthält, machst du was falsch.«

■ ■ ■

Ort: An der Haustür.
Anlass: Shoppingtriumph in der Parfümerie Sephora.
Betrag: 5 $.
Anmerkung: Warum sollte ich Geld in ein Einmachglas stecken???
Einmachgläser sind zum Einmachen da!

»Die Fadenzahl dient nur als Ablenkungsmanöver bei der Ermittlung der perfekten Bettwäsche.«

■ ■ ■

Ort: Macy’s Kaufhaus.
Anlass: Nicks Laken haben ihren tapferen Kampf nach einem halben Jahrzehnt verloren und sich endgültig aufgelöst.
Betrag: 18 $.
Anmerkung: Dummerweise erledigte Nick seinen Einkauf, ohne meinen Rat zu beherzigen:

1. Steht diese Bettwäsche für Verführung am Abend, Geborgenheit in der Nacht und Bestärkung am Morgen?

2. Ist dieses Laken steif genug, dass es sich an den Ecken widerstandslos und glatt einschlagen lässt?

3. Ist diese Bettwäsche champagnerabweisend?

4. Ist diese Bettwäsche vollkommen auf mein Wesen zugeschnitten, kann aber vorübergehend auch andere Wesen aufnehmen?

5. Wie ist das Angebot an passenden Bettrüschen und Kissen für den Fall, dass ich aufstocken will?

6. Kann diese Bettwäsche das Ergebnis eines normalen bis heftigen feuchten Traums vertuschen?

7. Lenkt diese Bettwäsche die Aufmerksamkeit auf meine Bettrüschen oder davon ab?

8. Ist diese Bettwäsche die teuerste im ganzen Laden und wenn nicht, warum?

9. Ist das Laken weich und bietet gleichzeitig genügend Widerstand, sodass keiner der Beteiligten in mein edel verziertes Kopfende rammt?

10. Wurde diese Bettwäsche in den USA hergestellt?

»Ihr lasst aber auch nichts anbrennen, Jungs!«

■ ■ ■

Ort: Im 3-Sterne-Restaurant.
Anlass: Auf einer Wohltätigkeitsauktion ersteigerte Küchenführung »mit Begleitung« (einem furchtbar undankbaren Winston).
Betrag: 22 $.
Anmerkung: Da macht man mal jemandem ein Kompliment und wird zum Dank mit einem Messer bedroht!

»Ich kleide mich nicht für den Job, den ich habe. Auch nicht für den Job, den ich will. Ich kleide mich für den Job, den irgendein Typ an der Uni Stanford gerade erfindet.«

■ ■ ■

Ort: Vor dem Spiegel.
Anlass: Den dreifachen Windsorknoten üben.
Betrag: 9 $.
Anmerkung: Wie soll ich jemals ordentlich Krawatten binden lernen, wenn nicht an Nick?

»Wer hat meine Oakley-Sonnenbrille mit Sehstärke geklaut? Ach nee, warte mal, sie ist mir in den Nacken gerutscht.«

■ ■ ■

Ort: An der Haustür.
Anlass: Fahrradausflug.
Betrag: 11 $.
Anmerkung: Witzige Geschichte: Was ich im Nacken spürte, war bloß mein Kragen, der sich aufgestellt hatte – meine gute Rx Oaks steckte noch in ihrem Etui am Gürtel. Verrückt!

»Seit wann bezeichnet man Hosen als ›schmal zulaufend‹? Das ist, als würde man Babynahrung als ›ungiftig‹ bezeichnen. Ich meine, das sollte sich ja wohl von selbst verstehen.«

■ ■ ■

Ort: Kundenservice-Schalter im Bekleidungsladen Nordstrom Rack.
Anlass: Samstag.
Betrag: 14 $.
Anmerkung: Was die »Boot-Cut-Lobby« verschweigt:

Es gibt
nichts Boot-Feindlicheres
als den Boot Cut.
Wenn es wirklich um die Stiefel ginge, würde man sie wohl kaum in so viel Stoff hüllen.