Queerpass

von

Timm Seng

 

 

 

Von Timm Seng bisher im Himmelstürmr Verlag erschienen:

„Nichts bleibt wie es ist.”  ISBN print 978-3-86361-284-9  Frühjahr 2013

Auch als E-book

 

 

 

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

Himmelstürmer is part of Production House GmbH

www.himmelstuermer.de

E-mail: info@himmelstuermer.de
Originalausgabe, Juni 2014 

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage

 

Coverfoto: fotolia.de

Das Modell auf dem Coverfoto steht in keinen Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches und der Inhalt des Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Modells aus. 

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg. www.olafwelling.de

 

ISBN print 978-3-86361-373-0
ISBN epub
978-3-86361-374-7 

ISBN pdf:  978-3-86361-375-4

 

Die Handlung und alle Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig.

 

Für alle, die schon für etwas gekämpft haben

und ihrem Herzen gefolgt sind

 

 

Prolog

 

 

Nichts ist vollbracht. Aber mir reicht‘s. Ich gehe. Lasse die anderen alle stehen in ihrem Kreis, den sie sich selbst erschaffen haben. Soll ich mich dagegen noch wehren? Es ist zwecklos, das habe ich früh gelernt. Am besten einfach gehen und die anderen zurücklassen. Man kann immer noch sein Ding machen, ganz allein, ganz für sich. Davon hat man mehr. Himmel, Gott, bei denen weiß man nicht, wer Freund und Feind ist. Es gibt nur „so gut“ oder „so böse“. Zu viel für einen Einzelnen.

Also ging ich wirklich, auch wenn das hier nie passiert war. Irre! Es war gar nicht passiert, gar nicht real, ist alles nur Einbildung, pure Einbildung. Ein Kampf mit Rittern ohne Schwerter. Lauter Helden ohne Kampfgeist. Gott, wie ich die bemitleide! In der Tat haben sie noch nie gelitten. Sie wissen es nicht, sind dumm, Idioten. Und alle sind sich selbst genug. Und sie lieben sich dafür. Dabei leben wir alle auf einem Planeten und teilen uns diesen ganzen Mist, den wir uns selbst geschaffen haben. Und mittendrin muss immer einer stehen, mitten auf dem Schauplatz. Wo gleich ein imaginärer Kampf beginnt mit lauter imaginären Idioten. Aber davon leben wir. „Man muss da durch!“ Pah, alles Quatsch. Das Gegenteil ist der Fall: „Man“ muss gar nichts. Geh einfach außen rum, ohne dass die anderen es bemerken. Lass sie stehen und gucken. Ja, lass sie auf dich starren, bis ihnen die Augen aus dem Kopf fallen. Am besten bis sie platzen! So oder so, einer bleibt übrig. Helden sind zum Verdruss geboren. Bald stehen sie, bald fallen sie mit ihm. Geh nie durch die Mitte, nie! Die Widersacher stecken fest in ihrem Schlamm. Und der Teufel beginnt zu lachen.

 

Ein einziges Mal war es anders – oder besser gesagt: Es sollte alles ganz anders kommen…

 

 

Kapitel 1

 

 

Im Fußball-Fan-Chat:

Gaysoccer78: Becker ist schwul. Da wette ich meinen Arsch drauf :-) LG 

Fußballgott: Da solltest du aber vorher kräftig draufspucken. So schnell kriegst du von dem keinen rein!!!

Gaysoccer78: Woher weißt du das??? Wohl selbst Erfahrung mit ihm gemacht. Und das beweist dann das Gegenteil, oder wie?

Fußballgott: Ach Quatsch. Du suchst dir einfach die Falschen aus, weil du willst, dass sie schwul sind. Lass dir sagen: Das Auge eines richtigen Mannes kennt den Unterschied!

Master of socks: Na, da hat aber einer dick geladen, wenn ich mich da mal einmischen darf. Wenn zwei sich streiten … grins

CarloBultoni: Ich meine auch, er hat recht. Nicht jeder ist gleich schwul, nur weil er mal einen anderen Typ umarmt hat oder mal ein bisschen so und so aussieht. Da macht man sich schnell was vor!

Gaysoccer78: Er ist halt ein richtiger Mann, wie er schon selbst sagt. Ich hoffe, ich werde nicht sarkastisch, Leute! Der will doch genauso, dass die, auf die er steht, schwul sind. Also tut mal nicht so, ihr alle an euren einsamen Laptops und I-Phones, die ihr euch heimlich die Bilder zusammengoogelt, wenn unsere Jungs, besonders die von der Nationalmannschaft, mit nacktem Oberkörper posieren oder sich heimlich an den Schritt packen.

CarloBultoni: Ich will ihn ja auch gar nicht in Schutz nehmen. Ich glaub ja auch, dass Schwule bei denen dabei sind.

Gürtlerconnection: Also gut, wenn ihr drauf besteht: Dann reden wir jetzt über die Nationalmannschaft. Was haltet ihr von Torsten Beckers neuer Tussi. Blond, blauäugig, blöd? Oder ein Juwel, der ihm gut steht …

Geiler-:Kerl: Erstes ganz klar. Ich geh jetzt schlafen, und vorher hol ich mir noch einen runter, aber auf Norman Bricks, die geile Sau. Gute Nacht und bis die Tage!

Fußballgott: Gute Nacht! …und spritz nicht alles voll. Sonst merkt Mutti was!

Stürmerfaul: Du bist gemein, lass ihm doch seinen Schwarm!

Master of socks: Das meine ich auch :-) 

Gürtlerconnection: Also gut. Zurück zu Torsten, unserem süßen Fußball-Gott, ich höre!

Gaysoccer78: Die Tuss, na ja ich weiß nicht? Ich könnte, selbst wenn ich hetero wäre, nichts mit der anfangen. Wieder so ne‘ Modelkuh, die nichts in der Birne hat, und nur dazu dient, mit dem Porsche im Blitzlichtgewitter vorzufahren, wenn ihr mich fragt.

Stürmerfaul: Sie soll Jura studieren!!!

Fußballgott: Das muss nichts heißen. Die Frau von meinem Bruder ist auch Rechtsanwältin und auch doof!

CarloBultoni: Keine Vorurteile, Frauen sind manchmal sogar die besseren Fußballer und erfolgreicher. Früher hab ich nie Frauenfußball geschaut, aber mittlerweile immer öfter.

Fußballgott: Da hat sich einer geoutet. Hört, hört!!!

Gürtlerconnection: Aber er hat recht, lass uns beim Thema bleiben. Ich finde sie übrigens ganz apart, sage ich mal ganz provokativ!

Master of socks: Na was soll man darauf noch sagen? :-) 

Gaysoccer78: Also ich muss dir rechtgeben. Ich hab nichts gegen Frauenfußball usw, aber die Tuss ist dumm, tut mir leid, wenn ich das so sage!

Fußballgott: Was uns zu der Frage führt, warum sich geile Kerle wie Torsten Becker, Christian Schmalz oder Markus Zobrowski, um nur meine Favorites zu nennen, immer die dümmsten Hühner anlachen.

Stürmerfaul: Denen geht’s wie dir, die wollen auch nur ficken :-) 

Fußballgott: Ihr habt mich scheinbar nicht verstanden. Die sind geil, keine Frage! Aber Fußballer sind nicht umsonst oft aus der Unterschicht. Dumm gucken, dumm reden. Eine ernsthafte Beziehung könnte ich mit denen nicht führen. Klar, ich würd die Geilen alle der Reihe nach ficken, aber dann weg mit denen.

Gürtlerconnection: Äh … Keine Einwände? Hallo, will niemand was dazu sagen?

Fußballgott: Spiel nicht immer den Moderator! Wir kommen selbst klar.

CarloBultoni: Hey, du, mach mal halblang. Einer muss schließlich „die Stange“ halten bei euch Idioten!

Gaysoccer78: Alles klar, so lange du das nicht bist, ‚CarloBultoni‘. Wer seinen Chatname schon nach dieser Stürmerlusche benennt, dieser Heulsuse, der hat meiner Meinung nach nichts auf dem Kasten!

CarloBultoni: Na klar, du kannst wieder keine Kritik vertragen! Das hatten wir doch schon beim letzten Mal.

Stürmerfaul: Ihr lieben, ich wechsel mal das Thema, bevor‘s wieder Zoff gibt … Hab keinen Bock auf Kindergarten. Bundestrainer Gürtler hat Marek Nowak ins Gespräch gebracht. Ich finde es gut. Er hat es verdient!

Master of socks: Ich weiß nicht, er ist zwar ein guter Abwehrspieler in Düsseldorf, aber in der Nationalmannschaft?

Gaysoccer78: Außerdem passt er nicht gut in die Taktik von Gürtler, Alex Kramme ist besser rechts außen.

CarloBultoni: Du hast doch keine Ahnung! Nowak kann in das System genauso passen, es hängt davon ab, wie sie sich untereinander abstimmen.

Gaysoccer78: Hör mal, Bultoni, ich spiel, seit ich fünf bin, Fußball. Und Marek Nowak ist zu offensiv für unsere Nationalmannschaft.

Gürtlerconnection: Es wäre allemal einen Versuch wert!

CarloBultoni: Wäre auch übrigens ein Schwuler mehr in unserem Verein!

Fußballgott: Ich glaube, da liegst du wieder daneben. Das hatten wir doch vorhin schon. Er ist Single, aber er hatte eine feste Freundin. Das weiß ich aus ziemlich sicherer Quelle. Aber geil ist er :-) 

Stürmerfaul: Was meint ihr wohl, warum Gürtler ihn nominiert hat. Er geht nach demselben Muster vor. Und Marek wäre nicht der erste.

Master of socks: Wie meinst du das?

Fußballgott: Also Leute, ich dachte, wir sind hier unter Männern. Echt, so ein Weibertratsch. Das ist mir zu blöd! Unsere kleinen Traumtänzer sollten auch schlafen gehen. Ich tu‘s jetzt jedenfalls.

CarloBultoni: Gute Nacht, du Proll!

Stürmerfaul: Also nur noch wir drei oder vier. Hauptsache dieser Dummschwätzer ist weg.

Gaysoccer78: Pass auf, das liest er morgen!

Stürmerfaul: Kann er ruhig, ist mir egal …

Gürtlerconnection: Lasst uns nochmal schauen: Kevin Müller hat eine Freundin? Marcel Janik auch, Gürtler ist verheiratet mit dieser komischen Frau, Schmalz ist auch verheiratet, was nichts heißen muss, … aber Nowak? Also, ehrlich Leute, ich kann‘s mir vorstellen. Er hat dieses gewisse Etwas, gerade weil man nicht viel von ihm mitbekommt, außer auf dem Spielfeld.

Master of socks: Geil wär‘s schon, der ist auch hundert pro passiv.

Gaysoccer 78: Du hast schon immer dein Auge am richtigen Fleck, was? :-). … Aber er hat Recht. Marek ist schon `ne Schnitte! 

Stürmerfaul: Und dieses Gerücht um ihn gibt es, wird zwar immer schön unter der Decke gehalten. Aber ich hab schon mal gehört, dass die beim FCD das Outing thematisiert haben, wusste nur keiner, um welchen Spieler es sich handelte.

CarloBultoni: Ich werd‘ mal nachforschen. Habe da einen Bekannten, der beim FC ist, ob der was gehört hat.

Gaysoccer78: Erzählt das bloß nicht unserem Proll! Der tut zwar immer so, aber der würde Marek bespringen, wenn er das wüsste :-) 

Gürtlerconnection: Sein Problem. Darum geht’s doch gar nicht. Die Jagd ist das Eigentliche! Der erste schwule Bundesligaprofi! Also ihr Schwulenjäger, ich wander‘ jetzt zu meinem Schatz ins Bett. Danke, ihr habt mir  wieder genug Energie gegeben nach meinem langen Tag! Ich sag leise servus …

Master of socks: Ich mach auch nen‘ Abgang, bin gespannt, ob wir noch was rauskriegen. Schlaft gut und wichst nicht so viel!

Gaysoccer78: Kein Problem, alles ganz entspannt.

 

 

Marek wurde schlagartig wach. Es war, als habe jemand an ihm gerüttelt. Und mit einem Mal war er dort, wovon er eben noch weit entfernt war, zu Hause in seinem Wohnzimmer. Er brauchte einen Moment um zu sich zu kommen, lag da und starrte einfach durch die Gegend. Es war schon etwas dämmrig geworden, aber im Bereich hinter dem großen weißen Sofa schienen durch das Fenster noch die letzten Sonnenstrahlen herein und verloren sich im Raum. Marek strich sich durch seine kurzen braunen Haare. Er hatte sie sich beim Frisör an der Seite kurzschneiden und in der Mitte einen dickeren, leicht dunklen Streifen stehenlassen, der einem Irokesen ähnelte. Er fand, das betone sein schmales Gesicht und ließ es markanter aussehen. Ohnehin war er für einen Abwehrspieler nicht der Größte, nur 1,75m groß, und er war recht schmal gebaut. Dafür hatte er einen gut trainierten Körper, den er mit zwei Tattoos am Oberarm und am Rücken und einem zwischen Wade und Knöchel geschmückt hatte. Und ein interessanter, gut aussehender Typ war er sowieso – aber normal gutaussehend. Er war kein Beau, wie manche seiner Kollegen, und er legte es schon gar nicht darauf an, einer zu sein. Lieber machte er sein Ding und lebte sein Leben. Schönheit ist sowieso relativ und liegt in den Augen des Betrachters. Wenn ein einziger Mensch einen schön und unwiderstehlich findet, reicht das vollkommen aus! Aber Marek wusste, dass er mit seinen blau-grauen Augen, die sein taffes, gestandenes, aber auch sensibles und einfühlsames Wesen widerspiegelten, auf alle Fälle ein interessanter Typ war, den man sich durchaus zweimal ansah. Er merkte, dass jemand neben ihm war und wandte sich zur Seite. Marie saß vor dem Sofa, hechelte und sah ihr Herrchen treu und aufmerksam an. Marek rückte ein Stück näher zu ihr, um ihr die Hand auf den Kopf legen zu können und eine Weile schauten sie sich einfach nur an. Er streichelte ihr den Kopf. Wo war Benno? Er sah sich im Raum um und da klopfte auch schon der Schwanz des anderen Hundes irgendwo auf dem Boden. Benno lag vor dem Kamin und sah erwartungsvoll zu seinem Herrchen auf.  

„Wir gehen gleich, ihr zwei“, sagte Marek. Aber ihm war noch nicht danach, sofort aufzustehen und Gassi zu gehen. Er wollte noch einen Moment liegenbleiben und zu sich kommen. Mann, war das Training heute anstrengend. Nachdem sie die ersten beiden Spiele der Bundesligasaison verloren hatten, hatte man ihnen mehr Fitnesstraining verordnet. In den letzten Tagen hatte er stundenlang Gewichte gestemmt und allerlei Übungen mit dem Trainer und weiteren Mitspielern gemacht. Sie waren in Gruppen eingeteilt gewesen, er war natürlich mit Serkan, Christoph und leider auch mit Bojan zusammen gewesen. Serkan war Mareks bester Kumpel, seitdem sie beide beim FC Düsseldorf spielten. Er war ihr Kapitän und Regisseur im Mittelfeld, ein absoluter Klassetyp, der die Mannschaft allein mit seiner Haltung und seiner Leidenschaft für Fußball motivieren und puschen konnte und der zudem über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl verfügte, bei jedem Streit gleich in die Mitte ging um zu schlichten und sich stets als Captain in den Dienst der Mannschaft stellte. Marek und er waren sich von Anfang an sympathisch gewesen und auch im Training und im Spiel harmonierten sie bestens. Mareks Pässe aus der Tiefe in die Mitte oder wenn er mal über die Seite mit nach vorne ging und von Serkans Zuspiel in Szene gesetzt wurde, waren berüchtigt und wurden oft in der Presse gelobt. Auf dem Spielfeld waren sie fast wie ein Paar, bei dem, auch wenn sie mit verbundenen Augen spielen würden, jeder stets wusste, wo der andere war und was er vorhatte. Serkans Freundin Ceyda hatte sie schon als siamesische Zwillinge bezeichnet, allerdings ohne eifersüchtig zu sein. Dazu bestand auch kein Grund, sie waren einfach nur gute Freunde. Klar, Serkan war ein attraktiver Kerl, der eine super Ausstrahlung hatte, aber er war nicht Mareks Typ. Er fand es einfach klasse, einen guten Kumpel zu haben, mit dem man über alles reden konnte, der verständnisvoll und hilfsbereit war und mit dem man durch Dick und Dünn gehen konnte. Und dass sie auch auf dem Spielfeld so gut zueinander passten: Umso besser! Beruflich – besser gesagt: sportlich lief es für Marek blendend. Sie hatten letztes Jahr mit dem FC den 4. Platz in der Liga belegt und sich zum ersten Mal seit Jahren für den internationalen Wettbewerb qualifiziert. Marek hatte eine herausragende Saison gespielt und war sogar von Sport-Journalisten in die Top-Elf der Saison als rechter Verteidiger gewählt worden. In der Sommerpause hatte sich sogar der Bundestrainer Gürtler bei ihm gemeldet und dezent Interesse bekundet. Bisher hatte Marek keine Einladung zur Nationalmannschaft erhalten, aber er war sich sicher, dass er demnächst in den engeren Kreis rückte. 

Marek rappelte sich auf. Als er auf der Sofakante saß, stand Benno auf und kam auf ihn zu. Auch Marie wedelte mit dem Schwanz und legte ihren Kopf auf seine Beine. Er kraulte sie hinter den Ohren, wie sie es gerne mochte und klopfte Benno, während der sich mit der Schnauze an seinem Knie rieb, sachte auf den Rücken. Seine beiden Retriever waren sein ein und alles, sie waren seine beiden Schätze! Vor zwei Jahren hatte Marek Marie von Leuten abgenommen, die sich nicht um den Hund kümmern konnten. Sie war mittlerweile fünf Jahre alt. Und Benno kam nur wenige Wochen später dazu, aus dem Tierheim. Er wurde wohl in der Urlaubszeit abgegeben und Marek, der ab und zu, wenn er einmal Zeit hatte, ehrenamtlich im Tierheim mithalf, hatte sich sofort in ihn verliebt und konnte nicht mehr von ihm gelassen. Benno hatte damals mitgenommen und vereinsamt gewirkt. Langsam hatte Marek sich dem Hund genähert und Benno konnte zu ihm Vertrauen fassen. Er hatte ihn aufgenommen. Der Retriever war damals sechs Jahre alt und kam heute schon ins ruhige, gesetzte Hundealter. Er hatte hier bei ihm wieder ein schönes Zuhause gefunden, das hoffte Marek jedenfalls. Unglaublich, wie manche Leute mit ihren Tieren umgehen! Sie einfach auszusetzen oder wegzugeben wie einen Gegenstand. Wie kann man so etwas seinem Tier antun, fragte er sich. Solche lieblosen und egoistischen Menschen hasste Marek. Er konnte sie nicht verstehen und wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht. Sei es drum, so etwas war ohnehin zwecklos. Solche Leute sollte man einfach links liegenlassen oder - wie im Fußball - auskontern! Deshalb musste man ja nicht ungerecht zu ihnen werden, sie sollten einfach das zurückbekommen, was sie den anderen antun. So dachte Marek, aber da glitten seine Gedanken schon wieder ab. Was bringt es, sich mit solchen Leuten auseinanderzusetzen. Es gibt so viel Schönes, das man selbst schaffen kann. Das war das Wesentliche. Er war nicht tief gläubig, wenn auch, wohl aus seiner Kindheit, irgendeine Gottesvorstellung hängengeblieben war. Aber sie bedeutete Marek nicht viel. Er hatte nicht nur durch den Sport gelernt, dass er sein eigener Meister war, der zuerst nur sich selbst Rechenschaft schuldig ist und niemand anderem. Aber darüber hinaus war Marek klar, dass es Werte gibt, für die es lohnt zu kämpfen. Und das sollte man auch tun! Deshalb half er ja auch ehrenamtlich im Tierheim oder gab seine Autogrammstunden ausschließlich in Kindergärten und Schulen, wo er auch etwas von seinen jungen Fans mitbekam, wer sie waren und wie sie lebten, und nicht einfach eine wartende Schlange im Kaufhaus beim Trikotsignieren abfertigte. Überdies hatte er letzte Weihnachten im Behindertenheim gefeiert, wo seine geistig behinderte Schwester Christina lebte. Er hatte sich vorgenommen, sich mehr für solche und andere soziale Projekte zu engagieren – selbst wenn seine Hilfe lediglich darin bestand, dass er sein Gesicht für ein Werbeplakat oder einen Spendenaufruf hergab. Marek war klar, als Mensch kann man einiges tun und erreichen. Aber dafür brauchte er auch und vor allem einen Rückzugsort, sein Privatleben, ein Plätzchen im Stillen, wo er seine Kräfte sammeln und sich auf das Wesentliche besinnen konnte. Nur über diesen „kleinen Umweg“, das wusste Marek, konnte er sich entfalten und sich von neuem den Aufgaben seines Lebens stellen. Nichts liebte er mehr, als nach einem harten, anstrengenden Trainingstag oder, wenn er mit der Mannschaft unterwegs zu einem Spiel war, nach Hause zu kommen und von Marie und Benno begrüßt zu werden. Meine kleine Familie! Ja, es ist einfach schön, fand er, wenn du heimkommst, und jemand wartet auf dich. Jemand, der einfach nur treu und ehrlich ist, mit dem du keinen Streit und keine Reibereien hast. Marie und Benno sind wie meine beiden Kinder, kam es ihm in den Sinn und er musste lächeln. „Ihr seid meine beiden Kinder“, sagte er zu Marie und Benno, die mit großen, lieben Augen zu ihm aufschauten. „Meine beiden Allerliebsten!“ Warum auch nicht? Ich bin zwar erst 23, aber ich könnte ohne weiteres schon Papa sein und ich fühle mich auch reif genug. Kinder kann ich nicht haben, ok. Aber Hunde schon. „Auf ihr zwei“, rief Marek und war mit einem Satz auf den Beinen.  

 

Draußen vor der Tür ließen sich die beiden Retriever brav ihre Leine anlegen. Das und anderes hatte er anfangs gerade bei Marie öfter üben müssen. Mittlerweile gehorchten beide Hunde aufs Wort. Es war noch warm, obwohl es bereits kurz vor acht war. Man konnte ohne weiteres noch mit kurzen Hosen und im ärmelfreien T-Shirt draußen sein. Marek ging die Einfahrt hinunter. Sein blauer Mini-Cabrio war von dem vielen Staub, der in diesem heißen und regenarmen Augustmonat umhertrieb, ziemlich dreckig. Aber er hatte gerade überhaupt keine Lust, in die Waschstraße zu fahren. Manchmal hatte er solche Tage, an denen er zwar seinen Dingen nachging, Fußballspielen und im Tierheim helfen, Freunde oder Familie treffen, aber alles andere stehen und liegen ließ. Und mitunter mied er gerade Situationen, in denen er der Öffentlichkeit wie ein Normalbürger ausgesetzt war. Natürlich war er mitunter als bekannter Sportler solchen Situationen in seinem Alltag ausgesetzt, denen man nicht flüchten konnte, etwa wenn man in der Stadt beim Shoppen, im Supermarkt oder im Park erkannt und angesprochen wurde. Aber vielleicht hatte diese gewisse Scheu, die ihn manchmal überkam, gar nichts mit seinem Promistatus zu tun. Im Grunde, erinnerte sich Marek zurück, war er schon als Kind nicht anders gewesen. Schon damals hatte es Tage gegeben, an denen er einfach nicht mit den anderen Fußballspielen wollte und lieber in seinem Zimmer geblieben war. Es hatte auch Zeiten gegeben, als er keine Freunde hatte und sich von der Außenwelt abgekapselt gefühlt hatte. Wie ein Geist war er sich vorgekommen, wenn er durch die Schule schlich, als ob er hier gar nicht existierte und die anderen ihn gar nicht wahrnahmen. Er hatte seine Pflicht getan, in den Unterricht zu gehen, und war dann wieder verschwunden. Für Marek war es normal, einfach mal abzutauchen und er machte sich nichts daraus, verteidigte diesen Wesenszug sogar gegenüber anderen. Der Coach hatte ihn neulich maßregeln wollen, als er nicht zu einer Präsentation des neuen Sponsors mitgehen wollte, aber er konnte ihn nicht zwingen. Und Marek war einfach zu Hause geblieben. Man musste nur bei sich bleiben und sein Ding machen. Ganz entspannt!  

Als er auf der Straße war, sah er nochmal kurz zurück zu seinem Haus. Es war ein Flachdachbungalow aus den siebziger Jahren mit einer breiten Einfahrt und einer großen gläsernen Tür, die in einer Art verspieltem Mosaik zusammengesetzt war. Das Erdgeschoss war groß und weitläufig, der erste Stock nahm nur einen Teil der Fläche ein und war weiter nach hinten gesetzt. Von der Straße waren nur die Haustür und die Garage sichtbar. Die Fenster der unteren Zimmer gingen alle nach hinten oder zur Seite raus. Das hatte den Nachteil, dass man besonders abends nicht so viel Licht abbekam. Aber es war Marek so lieber. Er wollte nicht, dass man von der Vorderseite aus in sein Haus Einsicht nehmen konnte. Eigentlich war es früher sein Wunsch gewesen, dort zu leben, wo Menschen waren, wo etwas los war. Aber je mehr Erfolg er hatte, desto mehr fühlte er sich auch privat von seinem Beruf als Fußballspieler eingespannt und vereinnahmt und brauchte einen Rückzugsort. Und das Haus hatte ihm sofort gefallen. Die Räume waren größtenteils licht und großzügig. Über den Flur gelangte man sofort in ein riesiges Wohn- und Esszimmer, das allein so groß war wie eine Zweizimmerwohnung. In der Mitte lag ein großer heller Teppich, zur rechten das riesige Ecksofa mit Fernseher, Stereoanlage und allem, was man so brauchte. Dahinter hatte er viele große Topfpflanzen stehen. Zur Linken befand sich der große Esstisch aus Glas und Chrom, den Marek eigentlich nie nutzte. Aber er passte gut hinein, fand er. Auch in diesen Bereich hatte er einige größere und kleinere Pflanzen gestellt und sich als Sahnehäubchen im letzten Jahr ein paar antike Möbel gekauft, einen schweren Schrank aus Kirschbaumholz, eine Biedermeierkommode und einen halbhohen Sekretär. Mit diesen Möbeln fühlte er sich auf einmal reifer und irgendwie angekommen. Es war an der Zeit gewesen, dass er sich nicht mehr so einrichtete wie ein Jugendlicher. Neben dem Wohnbereich befanden sich noch eine Küche und ein kleines Zimmer, das er gar nicht nutzte. Über eine Treppe gelangte man nach oben. Hier gab es ein großes Schlafzimmer, ein Gästezimmer und ein geräumiges Bad, das Marek nach seinen Vorstellungen, mit großer Dusche, Whirlpool und Dachfenster, hatte gestalten und umbauen lassen. Zudem war hinter dem Haus ein großer, geschützter Garten mit hohen Bäumen nach hinten. Davor gab es jede Menge Büsche und verschiedene Pflanzen, so dass in jeder Jahreszeit etwas blühte. Der Rasen war breit und großflächig und Marek überlegte sich, vielleicht im nächsten Jahr für sich und die Hunde noch ein Schwimmbad, am besten eines, das wie ein großer Teich mit Pflanzen am Rand bewachsen war, bauen zu lassen. Ja, das hier war sein Reich – und er freute sich jedes Mal, wenn er hierher zurückkam. Er drehte sich wieder um, setzte seine Sonnenbrille auf und  rief: „Kommt!“ Dann zog er mit Benno und Marie los. Die Luft in der untergehenden Abendsonne war noch herrlich warm und er schwang die Arme beim Laufen. An der nächsten Ecke blieb Marek stehen, um sich einen Kaugummi aus der Tasche zu ziehen. Er sah sich um. Dort drüben wohnten die Neumanns, die hatten auch einen Hund, einen Cockerspaniel. Mit anderen Hundebesitzern kommt man schnell in Kontakt, hatte er erfahren. Nicht selten leben sie ansonsten auch etwas zurückgezogen und grüßen nicht jeden auf der Straße. Aber die Hunde vermitteln die Kontakte und so treffen auch ihre Herrchen oder Frauchen ganz von selbst aufeinander. Die kleine Welt der Hunde und ihrer Besitzer! Mit Frau Neumann unterhielt er sich ab und zu beim Gassigehen und Herr Neumann hatte ihn neulich um ein Autogramm für sein Enkelkind gebeten. Für nette Menschen machte Marek das gerne. „Für Jannis, liebe Grüße … Dein Marek“ hatte er geschrieben, auch wenn er dem Kleinen noch nie begegnet war. Er wohnte gerne in dieser einfachen, friedvollen Wohngegend am Rand von Düsseldorf. Gleich dort hinten begannen die Felder, man konnte bei einem Spaziergang gut abschalten und entspannen. Auch die anderen Leute, zumindest seine unmittelbaren Nachbarn, waren in Ordnung. Sie kannten ihn und grüßten ihn, waren aber nicht aufdringlich oder störend. Alles andere hätte Marek auch schnell an seinem Wohnort genervt. Er stand ohnehin durch seinen Beruf als Bundesligaprofi genug im Rampenlicht. Bei einigen seiner Kollegen war das anders, wie Marek aus ihren Erzählungen wusste. Thorsten Becker wohnte in einem Penthouse in der Innenstadt und wurde oft von Fans vor seiner Haustür oder auf der Straße belagert und abgepasst. Aber er liebte das, und seine neue Flamme genauso, von daher nur recht so! Serkan wohnte in einem großzügigen Haus mit riesigem Garten in einem kleinen Ort draußen auf dem Land. Genauso wie Marek schätzte er ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit, wohl auch wegen seiner kleinen Tochter. Christoph wohnte noch bei seinen Eltern im ausgebauten Dachboden. Der gab ohnehin genug Geld für teure Autos aus. Den Vogel schoss Bojan Mresic ab, der neue Stürmerstar, den der FC in der Sommerpause für schlappe 10 Millionen Euro von einem serbischen Verein geholt hatte. Marek mochte ihn nicht. Er selbst war halber Pole, aber Slaven müssen nicht zwangsläufig Slaven mögen. Mresic war eitel und eingebildet und nutze jede Gelegenheit, um sich vor den Kameras zu profilieren und in den Medien zu positionieren. Wenn er nicht gerade auf dem Platz war, stylte er sich wie eine Diva aus dem Ostblock, trug gerne Seidenhemden, Kaschmir, Goldschmuck und alles, was aus seiner Sicht auf den ersten Blick edel und elegant wirkte. Zudem hatte er eine riesige Sonnenbrille mit fettem Goldrand, an deren Bügel dick und fett „Versace“ stand und die ihn mit seinen ölig-schmierigen Haaren mal wie ein riesiges Insekt, mal wie einen zurückgebliebenen Spinner aus den 70ern aussehen ließ. Marek wusste, dass Leute wie Bojan Mresic sich zwar äußerlich gern schmückten, aber innerlich auch eine sehr schmucklose Seite haben konnten. Er war ein äußerst reizbarer, intriganter und roher Charakter, wie Marek gleich bei ihrer ersten Begegnung erfahren hatte. Er klopfte nur zu gerne derbe Sprüche, spukte beim Reden in der Gegend herum und hielt das offenbar für besonders cool und männlich. Im Training ging er hart ran und war bereits in den ersten Tagen häufiger vom Coach gemaßregelt worden. Dabei hatte er schon zweimal einen Wutanfall bekommen und wie eine Furie wild in seiner Sprache umhergeflucht - ziemlich durchschaubar, wie Marek fand - stets in der Absicht, daraufhin besänftigt zu werden und dass sich die anderen bei ihm entschuldigen mögen. Ein reiner Ego ohne Benehmen. Schon kurz nach seiner Ankunft in Düsseldorf kursierten Gerüchte, dass er Kontakte zur Mafia und ein Bordell für Minderjährige besucht habe. Wer weiß, was einer wie der alles auf dem Kerbholz hat? Jedenfalls war auch Bojan kein großer Fan von Marek geworden. Schon bei ihrer ersten Begegnung im Trainingslager auf Mallorca hatte er ihn von unten bis oben gemustert und seltsam verkniffen angeschaut. Marek hatte sich nicht irritieren oder gar provozieren lassen. Gleich im ersten Trainingsspiel hatte er ihm als Verteidiger die Kante gegeben und die Stirn geboten. Das hatte dem eitlen Pfau gar nicht gefallen, dass er sich mit einem einfachen und unauffälligen Spieler wie Marek messen und sich obendrein noch Grenzen aufzeigen lassen musste. Hinzukam, dass Marek nie Sympathie oder Bewunderung für Mresic gezeigt hatte, im Gegensatz zu einigen anderen seiner Mitspielern. Das musste eine zusätzliche Kränkung für jemanden wie ihn sein, der so viel Wert darauf legt, im Mittelpunkt zu stehen und hofiert zu werden. Seitdem mochte er Marek nicht, ging ihm aus dem Weg oder warf ihm aus der Distanz einen verstohlenen Blick zu. Marek wusste, dass er Bojan im Verein, was das Sportliche und die Spielermoral anging, standhalten konnte und nicht vor ihm zurückstecken musste. Dennoch strahlte der egozentrische und zudem von seiner Statur hünenhafte Prolet eine Bedrohung aus. Schon sein stechender Blick aus dunklen schwarzen Augen, fand Marek und ertappte sich dabei, wie ihm ein kurzer Schauer hinunterlief, hatte etwas Kaltes und Unbarmherziges. Mit dem ist nicht gut Kirschenessen, sagt man wohl zu so jemandem. Und so kam es dann auch: Nach dem letzten Spiel, das sie in Berlin mit 1:2 verloren hatten, stand Mresic mit zwei anderen Mitspielern in der Kabine in einiger Entfernung zusammen. Und während sie miteinander übertrieben herumflachsten und dumme Witze rissen, war nicht laut, aber unüberhörbar, das Wort „Schwuchtel“ gefallen. Dabei hatte Bojan in seiner ordinären Art zu Marek herübergeschielt und abfällig gegrinst. Im ersten Moment dachte Marek noch, er habe sich verhört, aber Mresic hatte ein zweites Mal zu ihm gesehen und es damit eindeutig gemacht. Marek war wie vor den Kopf gestoßen! Wie erstarrt stand er da und war außer Stande, irgendwie zu reagieren. In seinem Kopf lief alles durcheinander, wilde Blitze schlugen in ihm ein, von allen Seiten und an allen Stellen, und über allem erhob sich der Zorn des Donners, der grollte, um sich zu entladen - über diese halb versteckte, halb offene Demütigung. Danach kamen das Eis und die Kälte über ihn, als ob sich in einem Zug das Klima in der Kabine komplett gedreht hätte. Und alles gefror. Marek hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder Gedanken darüber gemacht. Hatte er richtig gehandelt in dieser Situation? Er hatte geschwiegen – aber was hätte er auch sagen sollen. Er hatte das Wort „Schwuchtel“ gehört und für ihn war offensichtlich gewesen, dass er gemeint war. Aber Mresic stand weit entfernt und hatte ihn nicht direkt angesprochen. Hätte Marek ihn konfrontiert, hätte er sich nur zu leicht herausreden können und dann hätte Marek als Idiot dagestanden. Das wäre es auch nicht wert gewesen. Es hatte keinen Sinn: Solche Vorfälle, in denen man nichts klar auf den Tisch legen konnte, musste man schlucken und am besten wegstecken. Marek musste weiter und konnte sich nicht daran aufhalten. Etwas wegstecken – das konnte er! Er hatte es früh gelernt und wusste, welchen Knopf er drücken, welches Signal er in sich abrufen musste. Im Fußball lernt man das früh und ganz von selbst. Und wenn man weiter kommen und ganz oben mitspielen will, kommt man nicht umhin, auch das Unangenehmste in sich abzustellen und sich ihm nicht preiszugeben. Durch das Fußballspielen hatte Marek gelernt, sich auf eine Sache zu konzentrieren und nur sie zu verfolgen. Und er hatte nicht vor, sich von einem Idioten wie Mresic aus der Fassung bringen zu lassen. Er überging den Vorfall einfach und schob ihn weit weg. Er zeigte Bojan weiterhin die kalte Schulter und ging professionell mit ihm um. Darin war er ihm ohnehin meilenweit voraus. Aber in Marek nagte es seitdem. Seit diesem Tag, dieser Stunde saß ein Pfropf in ihm. Seine Gefühle waren irgendwie seltsam blockiert. Bisher hatte er mit niemandem über seine Homosexualität einmal richtig gesprochen. Die Leute, gegenüber denen er sich geoutet hatte, wussten Bescheid. Serkan, sein bester Freund, wusste es und hatte kein Problem damit. Auch Christoph und seinen anderen Kollegen, Jan und Thore, mit denen er in der Abwehr spielte und zu denen er sowieso den besten Kontakt hatte, hatte er es erzählt. Marek hatte sich im Frühjahr sogar dem Coach und der Vereinsführung anvertraut. Es war ihm wichtig gewesen, dass diejenigen, mit denen er als Fußballspieler stand und fiel, Bescheid wussten. Allerdings gab es Leute, auch unter seinen Mitspielern, die es nichts anging, dass er schwul war. Die sagen mir auch nicht, dass sie hetero sind. Warum soll ich ihnen sagen, dass ich schwul bin? Liebe und Sexualität sind etwas Privates, damit geht man nicht hausieren. Von daher bestand für ihn auch kein Grund, mehr Menschen einzuweihen als unbedingt nötig. Marek hatte so ein Gleichgewicht austariert, mit dem er gut leben konnte. Wäre er „normal“, hätte er sich nicht geoutet. Aber er hatte gespürt, dass er diesen Schritt zu seiner Sicherheit gehen musste, damit man ihn in Ruhe ließ. Er war unfrei geoutet, hatte dadurch aber immerhin genug Freiheit, um sich auf das Wesentliche, den Fußball, konzentrieren zu können, und nicht belästigt zu werden. Die Sorgen, was ein Coming-out auslösen könnte, möglicherweise ein Ende seiner Karriere, waren seitdem in den Hintergrund getreten. Aber etwas anderes war hervorgekommen und Marek fühlte, wie es an ihm klebte und an ihm zehrte. Er hatte sich verhandelbar gemacht, zwischen seinem Berufs- und seinem Privatleben. Beides konnte damit stehen oder fallen. Es gab etwas, das man gegen ihn benutzen konnte, dem gegenüber er ausgeliefert war. Marek war einen Pakt eingegangen, nicht nur mit den anderen - sondern mit sich selbst. Denn wenn es darauf ankam, saß er selbst in der Falle. Dann konnte man sein Schwulsein gegen ihn benutzen. Etwas Widerliches und Schleimiges haftete an ihm, und nicht wegen ihm, sondern wegen den anderen! Er hatte sich selbst geoutet, aber die anderen hatten ihm das Outing übergestülpt. Es war eine Bedingung, für die sie allein gerade standen. Marek hasste es, an diese Abhängigkeit, in die er sich da begeben hatte, nur zu denken und ein Schauer überfiel ihn. Was diese gefährliche Mischung zwischen seinem Berufs- und seinem Privatleben anging, stand er geschlagen und gebändigt in der Ecke. Und dabei war er Sternzeichen Löwe. Aber nun: Ein Sklave der Normalen. Hinzukam, dass, wenn es einmal so weit kommen sollte, hinterher immer alles ganz einfach war, beziehungsweise aussah. Denn Schuld waren in so einem Fall nie die anderen, er selbst aber umso mehr! Es war dieser seltsam ungerechte Verlauf, den die Dinge stets in den Augen der anderen, denjenigen, die nicht betroffen sind, die nie betroffen sind, nahmen. Bevor er sich weiter hineinsteigerte, hatte er sein gezwungenes Outing sich selbst gegenüber als Kompromiss verkauft– einen faulen Kompromiss, der mit Trug gepaart war. Und nun bestätigte sich, was Marek ins Geheim befürchtet hatte. Es gab einen Punkt, an dem die ganze Sache ins Wackeln geraten konnte. Die Schlange war da. Bojan Mresic. Hüte dich vor ihm! 

Marek leinte Marie und Benno ab. Beide liefen sogleich los und vorneweg. Marek band sich die Leinen um den Oberkörper und ging auf den Feldweg zu. Bojan Mresic …, Marek durchlief ein Schauer und er spürte, wie sich sein Körper anspannte, wenn er daran dachte, dass dieser Typ ihm alles kaputt machen könnte. Ich muss ihn aus meinem Kopf verbannen. Einfach an etwas anderes denken. Und das gelang ihm, als sein Handy piepste. Marek holte es aus der Tasche und schaute neugierig nach, wer ihm geschrieben hatte: „Tschechow!“. Marek entspannte sich augenblicklich. Er drückte auf „Ansehen“: „Hab Lust auf dich heute Abend! Komme um acht vorbei.“ Wenn Tschechow um 20h kam, musste er sich beeilen. Dann gehen wir nur die kurze Runde, beschloss Marek und rief nach seinen vorausgelaufenen Hunden. Tschechow war genau der richtige für heute. Marek liebte es, wenn er sich nach einem körperlich anstrengenden Tag nochmal auspowern konnte, wenn sein Körper durch die sexuelle Spannung kurz mit Energie aufgeladen wurde und sich dann wieder entlud, bis nichts mehr da war, nur die Leere und das Glück. Beim Sex verstanden sich Marek und Tschechow blind. Tschechow konnte ihm alles geben, was er brauchte, ein kurzer Fick und die Welt war wieder in Ordnung. Und sie kannten sich schon lange genug, um es nicht persönlich zu nehmen, wenngleich Marek immer schon ein bisschen mehr für ihn empfand als umgekehrt. Tschechow hieß eigentlich Karel Holdentrau, gebürtiger Tscheche, und war, so sagte er jedenfalls, in Düsseldorf als Anwalt für internationales Wirtschaftsrecht tätig. Ihn Karel zu nennen, fand Marek albern und kitschig, es erinnerte ihn, … nun ja, an den Typ von der Biene Maja, an Karel … Und dieser Vergleich war manchmal gar nicht so weit hergeholt. Der berühmte Sänger und sein Namensvetter hatten beide in ihrer Gestik dieses Einnehmende und gleichzeitig weit Ausschweifende. Und Tschechow war trotz seiner distanzierten und ruppigen Art auf eine eigentümliche Weise subtil und wenn er sich in gehobenem Stil ausdrücken wollte, wirkte es immer etwas gekünstelt und verdreht. Zudem mochte Karel Gedichte gerne. Das schien das einzige zu sein, wofür er sich interessierte neben dem Sex und seiner Arbeit. Ihn nach einem berühmten Dichter, Ivan Tschechow, zu nennen, fand Marek irgendwie passend! Marek und Karel hatten sich auf einer Gay-Party in der Düsseldorfer Szene kennengelernt. Marek hatte getanzt, Karel hatte im Anzug und mit halb geöffnetem Hemd an der Theke gestanden und einen Longdrink geschlürft. Er war groß und stämmig gebaut, wenngleich er etwas schlaksig wirkte und nicht immer ein stimmiges Gefühl für seinen Körper und seine Bewegungen besaß. Er hatte dunkelblonde kurze Haare und die typischen slawischen Wangenknochen, die Marek, gerade weil er auch Slawe, aber sein Gesicht ebenmäßig war, mochte. Karel wirkte etwas angetrunken und unterhielt wild gestikulierend eine ganze Gruppe von Anzugträgern, die sich um ihn versammelt hatte. Dabei hatte er immer wieder verstohlen zu Marek hinübergeschaut, war wohl aber zu schüchtern, dass sich ihre Blicke auf Dauer hätten begegnen können. Marek wurde neugierig, Tschechow wirkte nach außen mit seinem Anzug in der Disco aufgeblasen und etwas spießig. Aus seinen Augen sprach aber etwas Kerniges und Rassiges und ein Funke von Leidenschaft sprang direkt zu Marek über. Es zog Marek zu ihm hin und er suchte förmlich seinen Blick, versuchte Karels Interesse auf sich zu lenken. Es gelang ihm nicht. Tschechow hatte nun wieder Abstand genommen und sah ununterbrochen in eine andere Richtung. Irgendwann hatte Marek aufgegeben. Erst später auf dem Parkplatz in der stockfinsteren Nacht und weit ab von der nächsten Laterne hatte er ihm auf einmal gegenüber gestanden und ohne ein Wort zusagen, hatte er Marek an die Wand gedrückt, sich die Hose geöffnet und ihn genommen. 

Danach hatte es erst mal gedauert, bis sie sich wiedergesehen hatten. Es war fast grotesk, eine ähnliche Situation, nur auf einem Parkplatz. Die sexuelle Lust hatte Marek gepackt, nachdem sie von Karel geweckt worden war. Und auch das Anonyme hatte ihn gereizt, es lag ihm gut. Aber ehrlich gesagt: Er wusste nicht, welche Pferde ihn in diese Ecke getrieben hatten, nachts in der Dunkelheit zwischen Bäumen und LKWs herumzuirren. Und wie es der Zufall so wollte … Marek stand an einem Baum, er spürte den Atem in seinem Nacken und wie zwei Arme ihn umschlangen und ihn packten, als wollten sie sagen: Du bist mein! Mit einem Ruck drehten sie seinen Körper und zogen ihn zu sich heran. Marek sah Tschechow an, aus seinen Augen sprachen die bloße Lust und Gier, die in wilder Raserei auf ihn einstürmen wollte. Karel griff ihn am Hals, hielt ihn auf Distanz und dominierte ihn gleichzeitig mit seinem Körper. Marek hielt den Atem an und spürte, wie die eigene Lust seinen Körper schwach und gefügig machte. Tschechow starrte ihn an, als warte er nur auf den Moment, loszulegen. Mareks Herz fing an, bis zum Hals zu schlagen. Karel strich ihm mit seiner verschwitzen, leicht klebrigen Hand über die Wange. Dann ließ er ab und packte Marek fest im Schritt. Marek fuhr im ersten Moment zusammen, aber dann stöhnte er auf. Tschechow zog seinen Kopf am Schopf nach hinten und presste ihm seinen Mund entgegen. Seine Zunge stieß nach vorne und bohrte sich in Marek hinein. Marek war kaum mit seiner Zunge nachgekommen, da ließ er schon ab. Er zog sich einen Moment zurück und betrachtete Marek lauernd und abschätzend. Der spürte, wie er unter diesem Blick zusammenzuckte und wie ihn ein Schauer durchfuhr. Wie die Schlange vor dem Kaninchen hielt Tschechow ihn in Schach, kontrollierte ihn und bohrte sich tief in sein Inneres. Aber Mareks Lust steigerte sich gleichsam. Karel merkte es. Er kam ihm näher und presste sich erneut gegen ihn. Dann schnappte er zu. In einem Ruck wurde Marek gepackt, gedreht und mit aller Gewalt gegen den Baumstamm gedrückt. Er stieß mit dem Kopf an, aber der kurze stechende Schmerz verging in der Lust und Spannung, die sich in ihm aufbaute. Tschechow riss seinen Gürtel ab und die Hose nach unten. Er spuckte dreimal auf seinen harten Schwanz, dann stieß er in einem Akt in Marek hinein, er stieß härter und immer härter zu.  

 

Auch an diesem Abend hatten sie wilden Sex, wenngleich im Wohnzimmer. Tschechow war wieder im Anzug erschienen, wie meist. Marek selbst hatte ihn absichtlich nur mit Shorts bekleidet empfangen. Karel hatte sich das Hemd aufgerissen, was er schon mal getan hatte. Marek hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, ob seine Hemden wohl teuer waren. Tschechow selbst gab sich so, als lege er viel Wert auf Stil und hielt offensichtlich auch etwas auf seine Garderobe. Marek dagegen fand, dass Karel kein richtiges Gefühl für Stil besaß. Er wusste nicht warum, es passte einfach nicht so richtig. Er wollte lässig und weltgewandt daherkommen, wirkte aber gleichzeitig immer merkwürdig angepasst und im Detail etwas zu bieder. Farben und Muster wirkten in ihrer Kombination manchmal regelrecht merkwürdig und aufgezwungen. Einmal hatte Marek ihm einen seiner Anzüge gezeigt, dessen Blazer im Stil eines Smokings gearbeitet war. Er hatte gemerkt, wie Tschechow merklich die Augen aus dem Kopf gestiegen waren, er aber schnell wieder umschaltete, um sich sein Staunen nicht anmerken zu lassen. Es war Marek hinterher unangenehm gewesen. Er hatte eine Ahnung, dass er selbst weit mehr Geld besaß als Karel. Vielleicht war es falsch gewesen, ihm meinen teuren Anzug vorzuführen, dachte er sich. Es bedeutete im Prinzip schließlich nichts, welche Klamotten jemand trug. Es bedeutete aber definitiv etwas, wenn jemand in einer bestimmten Situation nichts, oder sagen wir: fast nichts, trug! Tschechow hatte Marek in Shorts vor sich her bis ins Wohnzimmer gedrängt und auf das große weiche Sofa geworfen. Er hatte ein Band dabei, mit dem er Mareks Hände und Füße fesselte. Dann zog er sich die Hose nach unten, kniete sich über ihn und kam ihm mit seinem Schwanz ganz nah an den Mund. Marek konnte nicht widerstehen. Aber er hatte auch gelernt, wie er mit Tschechow umgehen musste, wenn dieser ihn unterwürfig machte. Langsam ließ er seine Zunge vorschnellen und um Karels Eichel kreisen, dann zog er sie zurück und grinste Tschechow an. Der wollte mehr, das sprach klar aus seinen Augen. Aber Marek wollte spielen und auch wenn er gefesselt war, hatte er durchaus seine Möglichkeiten, mitzubestimmen. Und er wusste, welche Mimik als Würze dazu nötig war: Tschechow musste mitspielen. Und auch wenn er langsam ungeduldig wurde, Marek zögerte es hinaus. Er machte es extra und er merkte, wie es ihm heute besonders Spaß machte. Aber am Ende war wieder das Tier in Karel herausgekommen. Er hatte Marek rücklings überrascht: Plötzlich nahm er ihm die Fußfesseln ab, packte ihn und zog ihn vor zum Esstisch. Mit einem Ruck landete Marek mit dem Oberkörper auf der Tischplatte. Karel murmelte etwas auf Tschechisch, was Marek nicht verstand. Es klang wie etwas Romantisches, das man in bestimmten Situationen sagt, das aber derb und lüstern ausgesprochen wurde und dadurch herrisch und abfällig klang. Karel packte ihn am Hals und presste ihn nach unten. Marek drückte sein Kreuz durch und Karel nahm ihn kurz und hart. Tschechow war danach auf dem Sofa eingeschlafen. Früher hatten sie sich danach auch mal unterhalten, sich in den Armen gehalten und sogar mal verliebt angeschaut. Karel hatte auch eine romantische Seite. Er konnte von Kunstausstellungen und von tschechischen Gedichten erzählen und dabei schwärmen. Marek hörte ihm gerne zu. Und er gab die Hoffnung nicht auf, aber für heute hatte auch er genug und war nach oben in sein Bett gegangen. Die Hunde mussten immer weg, wenn Karel zu ihm kam. Er mochte keine Hunde. Marek holte sie zu sich ins Schlafzimmer. Er hatte noch ein wenig gedöst. Nach dem Sex mit Tschechow fühlte er sich immer wie geschlagen. Hauptsache es schlug ihn niemand im Fußball. Es war der Ausgleich, den er brauchte, der gute Kompromiss, der gute Kompromiss … Plötzlich war er weg. 

 

Am nächsten Morgen fuhr Marek um kurz vor neun auf das Trainingsgelände des FC. Mehrere Autos standen schon vor dem Hauptgebäude, die meisten waren große Luxuswagen, BMW, Mercedes, Porsche, ein Lamborghini. Nur wenige seiner Kollegen begnügten sich nicht mit dem größten Modell der Automarke, für die sie sich entschieden hatten. Auch Marek hatte sich vom ersten großen Geld zunächst einen BMW X5 gekauft. Mittlerweile hatte er keine Lust mehr auf den bulligen Jeep. Der Wagen stand bei seinen Eltern und wurde von seinem Vater gefahren. Marek holte ihn nur selten, wenn er die beiden Hunde auf eine Fahrt mitnahm und den großen Kofferraum brauchte. Er stellte seinen Mini neben Serkans Mercedes, nahm seine Tasche und stieg aus. Die Sonne strahlte ihm ins Gesicht und er freute sich schon auf das Training. Marek fühlte sich gut und war voller Energie. In den letzten Tagen hatte er sich überlegt, wie die Mannschaft möglichst schnell wieder ihre Form finden konnte. Sie mussten hinten straffer organisiert sein, durften nicht so häufig ihre Positionen wechseln. Beim letzten Spiel in Berlin hatte die Abwehr phasenweise wie ein Hühnerhaufen gewirkt. Besonders in der zweiten Halbzeit hatten sie Chance um Chance des Gegners zugelassen und schon vor der Mittellinie viele Ballverluste gehabt. Marek war selbstkritisch. Auch er hatte Fehler gemacht und nicht immer sicher gestanden. Ein ums andere Mal war ihm sein Gegenspieler, ein nur 1,65m großer, quirliger Flügelflitzer, davongelaufen. Nach dem 2:1 der Berliner hatte Marek ihn kurz vor der Strafraumgrenze mit einer Grätsche niedersäbeln müssen, sonst hätte der Kleine seelenruhig in die Mitte vors Tor flanken können. Marek hatte Glück gehabt, dass er nur gelb vom Schiedsrichter gesehen hatte. Überhaupt war ihr Problem im Team, dass sie sich zu viel für die Saison vorgenommen hatten. Sie wollten den hervorragenden vierten Platz der letzten Saison unbedingt wiederholen, wenn nicht sogar noch toppen. Dabei lautete die Devise des Coachs und der Vereinsführung: Einfach weiter so! Und sie hatten das Team verstärkt und dafür etliche Millionen ausgegeben. Marek hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt. Einfach Geld hineinzupumpen ist keine Lösung. Man muss auch im Kopf mitgehen. Daran, fand Marek, hakte es momentan im Team. Jeder versuchte mit den Mitteln der letzten Saison, die sich damals bewährt hatten, weiterzumachen. Aber zwischendrin lag die lange Sommerpause, sie waren nicht mehr im Rhythmus und im Lauf und die anderen Teams waren mittlerweile gut auf ihr System eingestellt. Es musste etwas geändert werden. Darüber wollte Marek heute mit Serkan, dem Kapitän, sprechen und wenn möglich, dann zum Coach gehen.  

Als er sich dem Spielereingang näherte, stürmten ein paar Kinder auf ihn zu. Sie riefen seinen Namen und hielten ihm Karten zum Unterschreiben hin. Marek nahm sich gerne die Zeit für seine Fans, besonders für die kleinen, die noch richtig schwärmen und träumen konnten, auch einmal ein Fußballprofi zu werden. Er beantwortete geduldig einzelne Fragen, warum sie das letzte Spiel verloren hätten oder seit wann er selbst wusste, dass er Fußballspieler werden wollte. Dann stand er noch bereit für ein paar Fotowünsche mit dem Idol, bedankte sich und ging auf den Eingang zu. Als er sich der Kabine näherte, hörte er schon die Stimmen einiger Mitspieler und als er in der Tür stand, sah er das Grüppchen, das sich um Serkan gebildet hatte.

„Wir müssen das Pressing verstärken. Jungs, das hat doch letzte Saison auch alles geklappt“, sagte Christoph Pollar, der im Mittelfeld neben Serkan agierte.