Silke Schmidt

 

Culture Clash:

Business Coaching für (Geistes-)Wissenschaftler

 

Business Survival Guide

 

 

 

Kreutzfeldt digital

Impressum

Silke Schmidt: Culture Clash: Business Coaching für (Geistes-)Wissenschaftler

Erschienen in der Reihe: Business Survival Guides

Herausgegeben von Nina Kreutzfeldt

 

© 2014 Kreutzfeldt digital, Hamburg

Alle Rechte vorbehalten.

 

ISBN 978-3-86623-507-6

 

Unser gesamtes lieferbares Programm und weitere Informationen über die digitale Ratgeber-Reihe Business Survival Guides finden Sie unter: www.business-survival-guides.de

Inhalt

Vorwort: Gewinnerwartung!

 

  1.  Einleitung: Kultur – will ich darüber wirklich noch mehr lesen?

  2.  „Wi-Wi...“ – Was jetzt? Was heißt eigentlich Arbeit in der Wirtschaft?

  3.  Bewerben: Was, zehn Jahre Spitzenforschung für die Katz?

  4.  Argumentation und Sprache: Bullshit-Bingo für Einsteiger auf hohem Niveau

  5.  Äußerlichkeiten: Was – in der Business Class kein Birkenstock?

  6.  Hierarchien und Führung: Mein Boss ist mein Prof., oder?

  7.  Teamwork und Kommunikation: Das Feld „cc“ in der Mail muss ich noch finden

  8.  Projektmanagement: Auch work in progress sollte ein Ende haben

  9.  Präsenzarbeit: Die große Freiheit ist nicht überall – und das hat auch Vorteile

10.  Gender: Es lebe das Testosteron

 

Fazit – Bilanzschluss: Fit for Business?

Abschlussbilanz

Survival Kit: Zentrale Aussagen dieses Guides

 

Anhang

  Über die Autorin

  Rückkanal: Frage an die Autorin

  Weitere Business Survival Guides

Vorwort: Gewinnerwartung!

Achtung: Gewinnerwartung! Die meisten kennen diesen Begriff aus dem Wirtschaftsteil der Zeitung. Unternehmen geben Gewinnerwartungen heraus, bevor sie ihre Zahlen veröffentlichen. Ich benutze diesen Begriff in einem Kontext, der nichts mit finanziellem, aber hoffentlich mit ideellem Gewinn zu tun hat. Sie als Leser1 sollen aus diesem Buch einen Gewinn für sich und Ihren beruflichen Weg mitnehmen.

 

Damit oute ich mich gleichzeitig als untypische Geisteswissenschaftlerin, denn ich verfolge ein klares Ziel. Wie eine aktuelle Studie zur Personalentwicklung bei Nachwuchswissenschaftlern zeigt, ist diese Zielorientierung vor allem bei jungen Geisteswissenschaftlern problematisch.2 Sie wissen häufig nicht, wo genau sie mit ihrer Ausbildung abseits der Wissenschaft hinwollen und können. Die meisten starten zwar ihre Promotion mit dem Wunsch, später in der Wissenschaft zu bleiben. Doch oft kommt es anders. Nur jeder Dritte findet tatsächlich eine dauerhafte Position in der Uni. Nicht wenige sind aufgrund der schlechten Stellensituation gezwungen, in der vermeintlich freien Wirtschaft ihren Weg zu gehen. Andere dagegen entscheiden sich ganz bewusst gegen die wissenschaftliche Laufbahn.

 

Aus welchen Gründen auch immer: Fest steht, dass auch Wissenschaftler sich häufig in der Wirtschaft wiederfinden, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Oft haben sie dann zwar mehr Geld auf dem Konto als ihre Akademikerkollegen, doch das können sie häufig lange Zeit nicht genießen. Denn der Sprung aus der Wissenschaft in die Welt ‚da draußen‘ bringt oft einen Kulturschock mit sich. Der kommt meist unerwartet, und da genau setzt dieses Buch an.

 

Dieses Buch habe ich für all jene geschrieben, die entweder kurz vor dem Wechsel aus der Wissenschaft in ein Unternehmen stehen, ihn gerade gewagt haben oder mittendrin stecken im Karrierechaos und sich nach der Uni zurücksehnen. Viele denken, ihre wissenschaftliche Qualifikation und der hart erkämpfte Doktortitel befähigen sie zu vielen Tätigkeiten außerhalb der Hochschule. Fachlich ist das sicher meist der Fall. Das Problem aber ist, dass Karriere auch etwas mit Umfeld zu tun hat. Jedes Umfeld hat eine eigene Kultur. Ähnlich wie Länder eigene kulturelle Praktiken, Sprachen, Sitten etc. haben, so unterscheiden sich auch Wissenschaft und Wirtschaft kulturell voneinander. Wie wichtig das für die tägliche Arbeit ist, weiß jeder spätestens beim ersten Konflikt mit Vorgesetzten oder Kollegen im neuen Umfeld. Doch so weit muss es nicht kommen. Denn letztlich ist auch das Überleben in einer völlig anderen Kultur nicht nur möglich und erlernbar, es kann auch Freude bereiten. Voraussetzung ist jedoch erstens, dass man die kulturellen Unterschiede überhaupt wahrnimmt und zweitens, dass man sie versteht und ernst nimmt. Im Idealfall folgt dann drittens, dass man von beiden Kulturen lernt und damit persönlich und beruflich wächst.

 

Diese Argumentation scheint nicht neu zu sein, doch gerade deshalb ist es verwunderlich, warum es zum kulturellen Clash zwischen Wirtschaft und Wissenschaft so wenig Literatur und Hilfestellung gibt. Mein Buch zielt darauf ab, dies zu ändern.

 

Doch „Gewinn“ ist hier gleich mit mehreren Warnungen verbunden. Wer pauschale Lösungswege erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Die folgenden Seiten zielen in erster Linie darauf ab, die bislang kaum thematisierten kulturellen Unterschiede zwischen Geisteswissenschaft und Wirtschaft systematisch und oftmals auch provokant auf den Punkt zu bringen und damit Sensibilität zu schaffen. Natürlich gehen damit auch Handlungsempfehlungen einher. Das soll nicht – niemals – heißen, dass ich mit Doktortitel und Spaß am Denken „die Weisheit mit Löffeln gefressen“ habe. Daher sind alle Beobachtungen und Anregungen in diesem Buch subjektiv, oftmals generalisierend und beschränkt durch meinen eigenen Blick auf die (Berufs-)Welt.

 

Hinter diesem Buch steckt kein wissenschaftlicher Anspruch. Ich muss also erneut warnen – wer hier eine Flut von wissenschaftlichen Studien erwartet, nur weil eine Wissenschaftlerin schreibt, wird ebenfalls enttäuscht. Dieses Buch ist bewusst keine trockene Analyse, die auf Vollständigkeit, Objektivität oder dem aktuellen Stand der Forschung zu „Berufskulturen“ basiert. Vielmehr geht es hier um das Erfahrungswissen einer Nachwuchswissenschaftlerin, die durch ihren bunten Werdegang immer mal wieder die Kultur der Unternehmen kennenlernen durfte. Diese Eindrücke möchte ich teilen, damit Bewusstsein schaffen und Mut machen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Am Ende dieses Vorworts zur Gewinnerwartung noch ein Wort zum Begriff „Business Coaching“ im Titel. Ich habe lange überlegt, ob dieser Titel den Kern meines Anliegens trifft. Letztlich scheint er die beste Alternative: Die Business-Komponente ist selbsterklärend, da es hier tatsächlich um den Kulturschock beim Übertritt von Wissenschaft zu Wirtschaft und nicht umgekehrt geht. Der Begriff „Coaching“ ist in diesem Zusammenhang dagegen problematischer, denn er allein wird heute für viele Angebote verwendet, die ausgebildete Coaches niemals als Coaching durchgehen lassen würden. Coaching ist in der Regel nichts, was man im stillen Kämmerlein für sich selbst erleben kann. Es braucht professionelle Anleitung und Unterstützung. Auch wenn dieses Buch offensichtlich kein Coach ist und auch nicht von einem Coach geschrieben wurde, so können die folgenden Kapitel hoffentlich trotzdem eine Coaching-Funktion erfüllen. Denn genauso wie Coaching auf ganzheitliche Weiterentwicklung der Persönlichkeit abzielt, so sollen auch die Schilderungen in diesem Buch helfen, Sie als Leser ganzheitlich für bestimmte kulturelle Eigenheiten der Wirtschaftswelt zu sensibilisieren. Mit diesem ganzheitlichen Blick auf unterschiedliche Aspekte des Arbeitslebens wird es möglich sein, gelassener und damit in gewisser Hinsicht „gecoacht“ und gestärkt mit neuen und oftmals fremd anmutenden Situationen im Berufsleben umzugehen.

 

Sollten Sie jetzt bereits enttäuscht sein, dass dieses Buch wenig Lösungen aber viele Probleme aufzeigen wird, dann legen Sie es gleich aus der Hand. Als (ehemaliger) Wissenschaftler haben Sie sich schon durch genügend Seiten gekämpft, die Sie vielleicht oft nicht aus wirklichem Interesse gelesen haben. Sollten Sie den möglichen Gewinn hinter der Warnung vor zu hohen Erwartungen doch spannend finden, so lassen Sie sich auf das kulturelle Coaching ein. Wie besonders Kulturwissenschaftler immer predigen, bringt allein der andere Blickwinkel auf die Dinge bereits neue Erkenntnisse. Was es dazu braucht, ist Neugier und eine gewisse Konflikttoleranz, gepaart mit ein wenig Selbstironie, um auch das eigene automatisierte Verhalten im Spiegel zu betrachten. Das wird alles nicht verhindern, dass die Kulturen ihre Eigenheiten behalten und ab und an aneinanderstoßen. Doch vielleicht hilft dieses Buch ein wenig, durch Bewusstwerdung und Achtsamkeit Reibungsverluste zu verringern.

 

Das gilt für diejenigen, die ich beim Schreiben dieses Buches vor Augen hatte – also Wissenschaftler, die in die Wirtschaft wechseln wollen bzw. diesen Schritt gerade getan haben – wie auch für alle anderen, die sich beruflich täglich mit den kulturellen Unterschieden zwischen vergeistigten „Akademikern“ und Yuppie-„BWLern“ auseinandersetzen. Dazu gehören also auch Menschen, die sich noch nie als Wissenschaftler gesehen haben, täglich aber mit ehemaligen Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Außerdem ist dieses Buch vielleicht besonders interessant für Menschen, die im Hochschulmanagement arbeiten und täglich vor neue kulturelle Herausforderungen im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches gestellt werden. Keine Angst vor hohen Erwartungen also – auch kleine Schritte können Gewinne bringen und sei es nur durch die Erkenntnis, dass das, was Sie täglich erleben, kein Einzelfall ist!

 

Viel Freude bei der Lektüre,

Silke Schmidt