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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

1.

Dumpf dröhnten Axtschläge vom Vorschiff, auf dem Hauptdeck kreischte eine Handsäge. Ferris Tukker hatte sieben Männer der Besatzung abkommandiert, um ihm beim Ausbessern der Schäden zu helfen, welche die „Isabella“ im Gefecht mit einer sizilianischen Galeere erlitten hatte.

„Paß doch auf, du Walroß! Mußt du mir unbedingt die Bohle an die Birne knallen!“ rief Smoky empört.

„Selber Walroß!“ schrie der riesige Gambia-Neger Batuti zurück. „Erstens du laufen mir hinein, und zweitens ist kleines Brettchen nicht Bohle!“ Er warf die drei Zoll starke Planke, die er auf der Schulter trug, in die Luft und fing sie spielerisch wieder auf.

Smoky sprang erschrocken zurück. „Jetzt läßt er mir das Ding auch noch auf die Quanten fallen!“

Philip Hasard Killigrew grinste. Solange die Männer sich gegenseitig anschrien, war die Stimmung an Bord in Ordnung. Er trat an die Balustrade des Achterdecks und blickte auf das Hauptdeck hinunter. Der Segelmacher und zwei andere Männer waren dabei, das Großsegel zu flikken, das von einer Kettenkugel zerfetzt worden war. Eine Bresche, die von einer anderen Kugel der Galeere ins Schanzkleid gerissen worden war, hatte Ferris Tucker rechteckig zugeschnitten, und jetzt sägte er die Planken zurecht, mit denen sie ausgebessert werden sollte.

„Der Kutscher hat den Hammel geschlachtet!“ schrie jemand über das Deck. „Er sagt, es gibt Kohl dazu und richtige Klöße!“

Die Männer brüllten begeistert. Und auch Hasard wurde der Mund wässerig. Genau wie sie hatte auch er sich in den letzten Wochen hauptsächlich von Bohnen und Pökelfleisch ernährt. Und in den Bohnen steckten auch noch schwarze Maden, die das Essen auch nicht gerade bereicherten. Die Durchsuchung einer Galeone aus Ibiza, auf die Keymis und Burton Hasards Zwillinge gebracht hatten, hatte dem Kutscher endlich Gelegenheit gegeben, die mageren Bestände der „Isabella“ wieder aufzufüllen.

Aber seine entführten Kinder hatte Hasard auf dem Schiff nicht gefunden. Sie waren in der vorhergehenden Nacht von Keymis und Burton auf ein griechisches Kaiki umgeladen worden, das sich auf der Heimreise nach Piräus befand. Hasard und Philip, seine beiden Söhne, das einzige Vermächtnis, das Gwen ihm hinterlassen hatte, als sie starb.

Hasard und Philip …

Er sah die Zwillinge wieder vor sich: dunkelhaarig und blauäugig wir ihr Vater, mit dem helleren Teint ihrer Mutter.

Aber das Bild stimmte nicht mehr. Damals waren sie erst wenige Wochen alt gewesen, und inzwischen steuerten sie auf ihren ersten Geburtstag zu.

„Schiff voraus!“ rief Luke Morgan aus dem Großmars.

Hasard zog das Fernrohr auseinander und blickte zu dem Segler hinüber, dessen Rumpf gerade über der Kimm erschien. Es war eine arabische Dau, wie sie auch häufig von den Piraten der Barbarenküste benutzt wurde. Aber hier, im Seegebiet des Osmanischen Reiches, sollte es keine Seeräuber geben.

Angeblich. Aber auf solche Angaben verließ Hasard sich nie. Das war einer der Gründe, warum er noch lebte.

„Luv um drei Strich an, Sten“, sagte er zu dem blonden Schweden, der Ruderwache hatte. „Wir wollen dem Burschen lieber ein bißchen aus dem Weg gehen.“

„Aye, aye, Sir.“ Stenmark drehte das Rad nach Backbord.

Die „Isabella“ war eins der ersten Schiffe, bei dem der Kolderstock durch ein Radruder ersetzt worden war. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, hatte um das Rad einen stabilen Verschlag gebaut, wahrscheinlich das erste Ruderhaus der Seefahrtsgeschichte.

Aber heute stand Stenmark ungeschützt am Rad. Bei dem Gefecht in der Straße von Messina war der Besanmast in Trümmer gegangen und hatte das Ruderhaus unter sich zerquetscht. Das ebenfalls stark beschädigte Rad hatte Hasard sofort, erneuern lassen, aber für das Ruderhaus war jetzt keine Zeit, und bei dem milden Südwestwind, der in diesem Herbst 1581 im östlichen Mittelmeer wehte, war es auch nicht so wichtig.

Sie hatten die Straße von Kythera hinter sich gelassen und segelten auf Kurs Nordnordost in Richtung Piräus.

Backbord voraus lag die Insel Paralóla, ein schroffer Felsenkegel, die aus dem Wasser ragende Spitze einer unterseeischen Landschaft.

Die Dau lag jetzt gut drei Meilen vor dem Steuerbordbug. Sie schien auch etwas abgedreht zu haben, um die fremde Galeone mit reichlich Abstand zu passieren. Wahrscheinlich ein Frachtkahn auf dem Weg von Piräus nach der Insel Melos, überlegte Hasard.

„Nichts von dem Kaiki zu sehen?“ rief er zu Luke hinauf.

„Keine Spur!“

Es war auch eine rein rhetorische Frage gewesen. Durch den Zusammenstoß mit der Galeere in der Straße von Messina hatten sie zuviel Zeit verloren, und mit dem Besanmast hatten sie auch einen guten Teil ihrer Geschwindigkeit eingebüßt. Hasard wußte, daß sie das Kaiki vor Piräus nicht mehr einholen würden. Erst an Land konnte er versuchen, die Entführer und seine Kinder wiederzufinden, falls es Keymis und Burton nicht gelang, ihre Spuren sehr gründlich zu verwischen. Sie hatten jetzt immerhin einige Stunden Zeit dazu.

„Der hält direkt auf uns zu“, sagte Dan O’Flynn empört.

„Das merke ich auch.“ Hasard warf einen raschen Blick in die Segel. „Luv noch ein bißchen an, Sten. Mal sehen, ob er wirklich was von uns will.“

Während das Schiff nach Backbord drehte, starrte er durch das Fernrohr zu dem anderen hinüber. Es war eine Karavelle, offensichtlich in Spanien erbaut, aber an ihrem Besanmast wehte die grüne Flagge des Propheten. Ein Schiff der Osmanen, also. Ein Kriegsschiff der Osmanen, berichtigte er sich sofort, als er die Stückpforten ihrer Backbordseite gezählt hatte.

„Sie meint wirklich uns“, sagte Dan. „Soll ich Gefechtsbereitschaft geben?“

„Ja. Aber niemand feuert ohne meinen Befehl, verstanden!“

Dan schwirrte ab, und kurz darauf dröhnten die Kommandos von Al Conray, des Stückmeisters der „Isabella“, über Deck.

Die Männer liefen zu den sechzehn Culverinen, rissen die Stückpforten auf und luden die plumpen Rohre der Kanonen. Blacky und Sam Roskill hängten Luntenschnüre neben die Culverinen und stellten Becken mit glühender Kohle bereit, in denen sie angezündet werden sollten.

Der schwarze Riese Batuti und der fast genauso gigantische Shane, früher Schmied und Waffenmeister auf Arwenack, machten ihre gewaltigen Bogen schußbereit und legten Brandpfeile zurecht.

Andere Männer liefen zu den Drehbassen, von denen je zwei auf dem Bug- und Achterkastell montiert waren.

Die Männer beherrschten ihre Rollen im Schlaf, stellte Hasard zufrieden fest. Jeder wußte genau, was er zu tun hatte. Jeder Handgriff saß, jede Bewegung war hundertmal erprobt.

„Schiff hat Geschützpforten geöffnet!“ rief Luke Morgan.

„Der will wirklich was von uns“, knurrte Ben Brighton, der Erste Offizier auf der „Isabella“. Er war ein etwas untersetzter, schweigsamer Mann. Aber er handelte lieber, als lange darüber zu reden.

Die Karavelle war jetzt nach Steuerbord abgefallen, stellte Hasard grinsend fest. Mit dem letzten Anluven hatte er die Türken dazu gezwungen, gegen den Wind anzukreuzen. So würde es etwas länger dauern, bis sie die „Isabella“ erreichte. Aber das war nur ein Aufschub, wußte Hasard. Mit dem fehlenden Besan würde er der Karavelle nicht weglaufen können. Wenn die Leute etwas von ihm wollten, würde er kämpfen müssen.

„Lunten anstecken!“ hörte er die Stimme Al Conroys rufen. Die Männer an den Culverinen hielten die Enden der langen Luntenschnüre in die Kohlebecken.

„Wollen wir noch etwas anluven, Hasard?“ Ben Brighton starrte zu dem Türken hinüber, der jetzt hart am Wind kreuzend hinter die „Isabella“ zu gelangen suchte, um vor den Wind gehen zu können.

„Nein, Ben. Wir laufen auf ihn zu, bevor er uns den Windvorteil genommen hat.“ Er wandte sich an Stenmark. „Kurs Nordost.“

„Nordost, Sir.“

Die Männer auf dem Achterdeck der Karavelle steckten aufgeregt die Köpfe zusammen, und einer deutete mit ausgestrecktem Arm auf die „Isabella“, die jetzt auf sie zudrehte.

Hasard grinste und setzte das Fernrohr ab.

„Steuerbordbatterie klar zum Feuern!“ rief er zum Hauptdeck hinunter. „Aber kein Schuß ohne meinen ausdrücklichen Befehl, ist das klar!“

Die Männer starrten an den Rohren ihrer Culverinen vorbei durch die offenen Stückpforten zu dem Türken, der jetzt noch knapp eine halbe Meile entfernt war.

Aus einer der Stückpforten quoll Rauch. Zwei Sekunden später hörten sie den dumpfen Abschußknall der Kanone, und im selben Moment sprang weit vor ihrer Bordwand eine kleine Fontäne aus dem Wasser.

„Ein Warnschuß“, murmelte Ben Brighton. „Der will, daß wir stoppen.“

Hasard nickte. Er hatte etwas Ähnliches erwartet. England war zur Zeit nur an der Neuen Welt interessiert, die vor knapp hundert Jahren entdeckt worden war, und seine Feinde waren nur die Mächte, die ihr den Zugang zu den Schätzen des neuen Kontinents verwehren wollten, vor allem Spanien. Hier im Osten Europas hatte die Krone überhaupt keine Interessen und deshalb auch keine Konflikte mit dessen Herrschern.

„Segel in den Wind brassen!“ rief er ins Hauptdeck. „Steuerbordkanonen bleiben feuerbereit!“

„Na los, ihr langschwänzigen Affen!“ dröhnte die Stimme Edwin Carberrys. „An die Brassen, und rum mit dem Holz! Holen nennt ihr das? Ihr Muselmänner braucht wohl ein Gangspill, um die Zahnstocher herumzubringen, was?“

Die Rahsegel standen in Windrichtung, die „Isabella“ verlor an Fahrt. Nur die stehengebliebene Blinde hielt sie noch vor dem Wind und im Ruder.

Hasard starrte durch das Fernrohr zu der türkischen Karavelle hinüber. Es wirkte etwas seltsam, auf dem Achterdeck Männer mit wallenden Bärten und Turbanen zu sehen. Das Schiff lag jetzt etwas achterlich und drehte vor den Wind, genau wie es Hasard erwartet und berechnet hatte.

„Schade, wir nicht dürfen schießen“, sagte Batuti zu Shane und spannte seinen gewaltigen Bogen, der die Pfeile vierhundert Yards weit trug. „In zwei Minuten könnten machen schönes, warmes Feuer aus Segel.“

„Ist dir noch nicht warm genug?“ knurrte der frühere Schmied von Arwenack. Aber auch ihm schien es nicht zu passen, daß die Karavelle sich jetzt von achtern in ihren Feuerbereich schob, ohne daß sie etwas unternehmen konnten – bis es vielleicht zu spät war.

Jetzt wurden auch drüben die Rahsegel herumgebraßt. Auch die Türken wollten ihr Schiff innerhalb von Sekunden wieder in Fahrt bringen können, falls die Umstände es erfordern sollten, und sie hielten sich gut vierhundert Yards von der Steuerbordseite der „Isabella“ entfernt, außerhalb der Reichweite ihrer Kanonen.

„Jetzt bin ich neugierig, wie es weitergeht“, murmelte Stenmark gespannt.

„Das kann ich dir genau sagen. Sie werden uns einen von den Turbanheinis herüberschicken“, antwortete Jeff Bowie, der seine Gefechtsstation bei den Heck-Drehbassen hatte.

Und genau das geschah auch. Auf der Karavelle wurde ein Langboot zu Wasser gelassen, das auf die „Isabella“ zuhielt. Die Männer mußten sich mächtig in die Riemen legen. Selbst mit gebraßten Hauptsegeln liefen die beiden Schiffe noch erhebliche Fahrt.

Im Heck des Bootes, neben dem Mann an der Pinne, saß ein feister Kerl mit einem bestickten Turban.

„Klar bei Jakobsleiter!“ schrie Ed Carberry.

Die Jakobsleiter wurde ausgebracht, und kurz darauf lag das Boot längsseits.

Dan und drei andere Männer hatten sich mit Pistolen und Säbeln bewaffnet und standen für alle Fälle bereit. Batuti und Shane hielten ihre Bogen in den Händen, und es sah wie zufällig aus, daß sie dabei mit einem Pfeil spielten, den sie innerhalb von Sekunden auf die Sehne spannen und abfeuern konnten.

Die Männer der Backbordwache standen bei den Brassen, bereit, die Rahen herumzuwuchten. Und die Crew an den Steuerbordkanonen starrte durch die offenen Stückpforten zu ihren türkischen Kollegen hinüber, die genau wie sie ihre Rohre gerichtet hatten und glimmende Lunten in den Händen hielten.

„Bon jour“, sagte der fette Mann, der jetzt an Deck kletterte. „Ich hoffe, Sie sprechen französisch, Monsieur?“

Soweit reichte es bei Dan O’Flynn gerade noch. „Der Kapitän kommt gleich.“

Hasard ließ sich bewußt ein wenig Zeit. Er hatte von Kennern des Ostens erfahren, daß es als würdelos galt, einen Besucher sofort zu empfangen oder ihn gar zu erwarten. Je wichtiger sich die Herren einschätzten, desto länger ließen sie andere warten. Und deshalb stieg er erst den Niedergang hinunter, als der Turban an Bord geklettert war, und ließ sich auch dann noch reichlich Zeit dabei.

„Selamun aleykum“, sagte der Dicke, als Hasard auf ihn zutrat. „Ich bin Hassan ben Iskander, Vertreter des Paschas von Athen und Piräus.“

„Selamun“, sagte Hasard kurz. „Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Was wünschen Sie?“

„Ich bin beauftragt, Sie bei uns willkommen zu heißen, Monsieur. Es ist nicht häufig, daß Gentlemen aus England uns besuchen, und darum wollen wir alles tun, um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.“

„Danke. Sehr aufmerksam von Ihnen und von Ihrem Pascha.“ Er sah den Fetten aufmerksam an. Sein Turban verlieh dem Kopf das Aussehen einer Ameise. Der Bauch wurde von einer grünseidenen Schärpe zusammengehalten, in der ein breiter, krummer Dolch in einer Silberscheide steckte. Die Steine, mit der sie verziert war, wirkten echt, sah Hasard mit Kennerblick, waren aber nicht groß und von minderer Qualität. Aber der Dicke war ja auch nur ein Vertreter. „Sie haben sicher nichts dagegen, daß wir unsere Fahrt jetzt fortsetzen, nicht wahr?“

„Sie wollen nach Piräus, nehme ich an?“ erkundigte sich der Dicke mit dem Turban.

„Allerdings.“ Er blickte zu der Karavelle hinüber, die sich in respektvollem Abstand auf gleicher Höhe hielt. „Sie haben hoffentlich nichts dagegen?“

„Aber nein, mon Capitain“, sagte Hassan ben Iskander mit einem breiten Lächeln. „Ich bitte Sie, sich als unser Gast zu betrachten. Wir möchten, daß Sie recht lange bei uns bleiben.“

Hasard wechselte einen raschen Blick mit Dan O’Flynn. War diese Einladung eine Falle oder lediglich der Ausdruck einer etwas übertriebenen, orientalischen Gastfreundschaft?

„Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn wir wieder vor den Wind gehen, Monsieur“, sagte Hasard. „Natürlich werden wir warten, bis Sie wieder an Bord Ihres Schiffes sind.“

„Nicht nötig. Ich werde Ihnen selbstverständlich Gesellschaft leisten, mon Capitain.“

„Und die Karavelle ist unsere Ehreneskorte, nicht wahr?“

„So ist es, mon Capitain.“

„Verstehe.“ Hasard wandte sich um. „Ed, laß die Segel …“

„Sie haben etwas vergessen, Monsieur“, unterbrach ihn Hassan ben Iskander mit einem öligen Lächeln.

„Und das wäre?“

„Unsere Gesetze der Etikette erfordern, daß ein fremdes Schiff Salut schießt, wenn es in einen fremden Hafen einläuft.“

Der Brauch bestand in den westlichen Ländern ebenfalls, und er hatte weniger etwas mit Höflichkeit zu tun als mit dem Wunsch nach Sicherheit: Das einlaufende Schiff sollte seine Rohre freischießen.

„Al!“

„Sir?“ Conroy blickte Hasard erwartungsvoll an.

„Laß die Geschütze Salve feuern. Zuerst die Steuerbordseite.“

Al Conroy blickte Hasard ein paar Sekunden fragend an. Erst als er sicher war, sich nicht verhört zu haben, sagte er: „Aye, aye, Sir.“

Hasard wandte sich an Dan O’Flynn, der mit mißtrauisch gerunzelter Stirn seitlich hinter dem fetten Türken stand.

„Dan“, sagte Hasard mit seinem freundlichsten Grinsen und in breitestem schottischen Dialekt. „Sage Shane und Batuti, sie sollen ihre Brandpfeile bereithalten, für den Fall, daß die Muselmänner irgendwelche Tricks aus dem Ärmel ziehen.“

„Geht klar.“ Dan war erleichtert, daß die „Isabella“ ihre Geheimwaffe als As im Ärmel behielt.

„Feuer!“ schrie Al Conroy. Die Steuerbordbreitseite donnerte.

„Feuer!“ Sekunden später waren auch die Backbordrohre frei.

„Zufrieden, Monsieur?“ Hasard grinste den dicken Hassan an.

„Sehr zufrieden, mon Capitain.“

„Bringt das Schiff vor den Wind, Ed!“ rief Hasard dem Profos zu. „Darf ich Sie jetzt zu einem Begrüßungsschluck in meine Kammer bitten, Monsieur?“

Der fette Türke schüttelte den Turban. „Aber nicht doch, Monsieur. Ich bin der Gastgeber und werde Sie sofort zu einem Bankett bitten, wenn Sie vor Anker liegen. Und jetzt wollen wir doch lieber an Deck bleiben. damit ich Ihnen die Schönheiten von Piräus zeigen kann.“

Das war natürlich genauso eine Finte wie dieses Salutschießen, erkannte Hasard. Der Dicke wollte nur an Deck bleiben, um darauf zu achten, daß die Culverinen nicht wieder neu geladen wurden.

„Es wird mir eine Ehre sein, Monsieur“, sagte er lächelnd.

Hassan ben Iskander grinste über sein ganzes, ölig glänzendes Gesicht, und dann begann er Konversation zu machen. Das heißt, die Unterhaltung blieb sehr einseitig. Hasard hörte kaum zu, und der Türke schien es auch nicht zu erwarten.

Vor dem Bug der „Isabella“ lag jetzt die Reede von Piräus. Zwei große Galeeren kreuzten ihren Kurs. Kaikis und Fischerboote wichen dem größeren Schiff aus.

„Entschuldigen Sie, Monsieur“, unterbrach Hasard den Redeschwall des Dicken. Er wandte sich um. Sechs, sieben Männer der Mannschaft standen wie zufällig in seiner Nähe, zum sofortigen Eingreifen bereit, falls es notwendig werden sollte. Hasard schüttelte unmerklich den Kopf.

„Klar bei Buganker“, sagte er dann zu Ed Carberry.

„Aye, aye, Sir.“ Die Situation war für den Profos so unverständlich, daß er sowohl Vokabular als auch Stimme verloren zu haben schien. Schweigend gab er den Männern einen Wink, zum Ankerspill zu traben.

„Schon gut, Ed“, sagte Hasard beruhigend. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“