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Kurzbeschreibung

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Auch in dieser Serie

Über die Autorin

Copyright

Cains Geheimnis

Scanguards Vampire – Buch 9

Tina Folsom

Kurzbeschreibung

„Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!“ Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie

Der Scanguards Bodyguard Cain leidet an einer Amnesie, doch der Vorhang zu seiner Vergangenheit beginnt sich langsam zu öffnen, als ein mysteriöser Fremder auftaucht und ihm offenbart, dass er das Opfer eines Attentatversuchs war. Cain findet nicht nur heraus, dass er ein mächtiger Vampirkönig ist, sondern auch, dass er mit der Vampirin Faye Duvall, die in seinen Träumen auftaucht, verlobt ist.

Faye, die glaubt, dass Cain tot ist, ist am Boden zerstört und kann nur weiterleben, weil sie weiß, dass ihr Clan sie braucht. Aus Loyalität und Liebe zu ihren Mitvampiren willigt sie ein, Cains Bruder Abel zu heiraten, und ist erschüttert, als Cain zurückkehrt, um seinen Thron zurückzufordern.

Cain ist entschlossen, die Liebe, die er einst mit Faye teilte, zurückzuerobern. Doch der Attentäter gibt nicht auf und seine Skrupellosigkeit kennt keine Grenzen. Unterstützt von seinen treuen Freunden bei Scanguards findet sich Cain plötzlich in einem Kampf auf Leben und Tod wieder und wird vor eine schwere Wahl gestellt: Entweder er rettet sein Königreich oder seine Königin.

* * * * *

Copyright © 2014 Tina Folsom

Scanguards® ist ein eingetragenes Markenzeichen.

* * * * *

1

Wenn die Sünde eine Frau wäre, gäbe es keinen Zweifel daran, wie sie aussehen würde.

Langes dunkles Haar fiel über ihre nackten Schultern und liebkoste das trägerlose elegante Kleid, das sie trug, ein Kleid, das ihre üppigen Brüste betonte. An den Hüften eng anliegend floss die rote Seide bis zu ihren Füßen hinab und über die hübschen Zehen, die aus ihren hochhackigen goldenen Sandalen hervor spitzten.

Als sie eine Bewegung machte, um aus den Sandalen zu schlüpfen, befahl Cain: „Lass sie an.“ Er machte eine Pause. „Zieh alles andere aus.“

Ein sanftes Lachen, so fein wie ein Flüstern im Wind, kam von ihr. „Oh, Cain“, sagte sie mit einem leichten Südstaatenakzent, der sofort ein Lodern in seinen Unterleib sandte und seinen ganzen Körper mit Verlangen erfüllte.

„Du weißt doch, wie sehr ich es liebe, wenn du für mich strippst.“ Er warf sein Anzugjackett auf einen Sessel und sah sich um.

Die Suite war groß und opulent und bestand aus einem Schlafzimmer und einem Wohnzimmer, die durch eine große Doppeltüre, die gerade offen stand, verbunden waren. Das Fehlen von Fenstern machte sie zum idealen Ort für eine Vampirresidenz und sorgte sowohl für Sicherheit als auch für Privatsphäre. Unbezahlbare Kunstwerke schmückten die Wände und elegante Möbel zauberten eine Atmosphäre, die wie für einen König geschaffen war. Dies war trotz der unterirdischen Lage keine Höhlenbehausung. Es war eine uneinnehmbare Festung.

Die Verführerin machte einen Schritt auf ihn zu und bewegte sich dabei mit der Anmut einer Tigerin, die sich an ihre Beute heranpirschte. Und Cain hätte genauso gut ihre Beute sein können, wenn auch ihre sehr willige Beute. Genauso, wie sie die seine war.

Als sie ihre Lippen öffnete, sah er, wie sich ihre Fangzähne verlängerten.

„Fängst du ohne mich an, meine Liebste?“, fragte er und schüttelte den Kopf als sanfte Rüge, obwohl dem Tier in ihm gleichzeitig ihre wilde Reaktion gefiel und sich darauf vorbereitete, ebenso zu reagieren.

Wenn ein Vampir seine Fangzähne zeigte, gab es dafür nur zwei Gründe: Hunger nach Blut oder nach Sex.

Und er war sich sicher, dass dieses schöne Wesen, das jetzt ihre Hände hinter ihren Rücken nahm, um den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen, keinen Hunger nach Blut verspürte. Obwohl Cain nichts dagegen haben würde, sie zu beißen, während er sie auf seinem Schwanz aufspießte. Die Erinnerung daran manifestierte sich jetzt auf seiner Zunge. So süß, so reichhaltig, so voller Leidenschaft. Ein seltsames Gefühl von Sehnsucht und Verlust durchfuhr ihn, doch letzteres verschwand ebenso schnell wieder und machte Platz für angenehmere Gedanken.

Sein Zahnfleisch juckte und er erlaubte seinen Fangzähnen, sich zu verlängern, und bereitete sich auf das vor, was kommen würde. Die Vorfreude erhitzte seinen Körper von innen heraus und vertrieb ein für alle Mal den Irrglauben, dass Vampire kalt waren. Indem er seine Lippen öffnete, ließ Cain sie seines Verlangens nach ihr gewahr werden, obwohl er sicher war, dass das rote Glühen in seinen Augen ihn schon verraten hatte.

Blut pochte in seinen Adern, als er zusah, wie sie den roten Stoff von ihrem Oberkörper streifte. Sein Atem stockte in seiner Kehle, als sie ihre rosigen Brustwarzen entblößte, die schon hart waren und stramm dastanden, während ihre Hände zwanglos ihre Haut streichelten, als sie das Kleid über ihre Hüften weiter hinab schob. Der Stoff bauschte sich dort einen Moment lang, weil er von ihren üppigen Proportionen, die dieser Tage vielleicht weniger verbreitet waren, dort festgehalten wurde. Frauen mit einer so kurvigen Figur wie der ihren waren selten und vielleicht war das einer der Gründe, warum Cain so fasziniert von ihr war. Und sich so zu ihr hingezogen fühlte.

Er stellte sich vor, wie sich seine Finger in diese Hüften gruben und sie festhielten, während er in ihre Weichheit stieß. Das Wissen, dass er sie so hart nehmen konnte wie er wollte, weil sie fast so stark war wie er, weckte in ihm den Wunsch, seine Finger in die Klauen des Tieres, das in ihm schlummerte, zu verwandeln. Aber er verdrängte dieses Verlangen, denn er wollte die makellose Haut, die sich über ihr verführerisches Fleisch spannte, nicht verunstalten. Und er wollte sie auch nicht an die Gewalttätigkeiten aus ihrer Vergangenheit erinnern, den Schmerz, den sie durch die Hände ihres grausamen Gebieters erfahren hatte. Cain würde niemandem erlauben, sie jemals wieder zu verletzen. Nicht einmal sich selbst.

„Mehr!“, verlangte Cain jetzt und bemerkte die Veränderung in seiner Stimme. Die Rauheit darin sprach für seinen erregten Zustand. Er senkte seine Augenlider und blickte auf die Vorderseite seiner Hose. Die Beule dort war schwer zu übersehen. Er versuchte nicht, sie vor ihr zu verstecken. Er wollte ihr zeigen, was sie ihm antat, wie groß das Ausmaß ihrer Macht über ihn war.

„Oh, ich weiß nicht, ob du noch mehr aushältst.“ Ein kokettes Lächeln unterstrich ihre Worte.

Er machte einen Schritt auf sie zu, während seine Hände damit beschäftigt waren, sich in Vampirgeschwindigkeit von seiner Fliege und seinem Hemd zu befreien. Er warf beides auf den Sessel, wo es seinem Jackett Gesellschaft leisten konnte.

„Sehr ungeduldig?“

„Tu, was ich dir sage!“, befahl Cain, während seine Brust sich bei der Anstrengung hob, ein Maß an Anstand zu bewahren, als der Vampir in ihm vor Verlangen, sie zu nehmen, sie sein Eigen zu machen, tobte.

Elegante Hände schoben das Kleid über ihre Hüften und ließen es mit einem leisen Rauschen zu Boden fallen. Aber Cain blickte nicht auf das, was jetzt zu ihren Füßen lag. Stattdessen starrte er auf das dunkle Dreieck von Haaren, das ihr Geschlecht verbarg.

Das Wasser lief ihm im Mund zusammen und er hob seine Augen zu ihrem Gesicht. „Du hast nichts darunter getragen.“

Sie bestätigte seine Beobachtung mit einem sündhaften Lächeln.

Sie stieg aus dem Kleid und schritt auf ihn zu, wobei ihre Stöckelschuhe auf dem Parkettboden klickten und in dem weitläufigen fensterlosen Raum widerhallten.

Sein Schwanz war jetzt steif und drückte schmerzhaft gegen den Reißverschluss. Instinktiv bewegte er seine Hand dorthin, doch sie war schneller. Die Wärme ihrer Hand hüllte ihn sofort ein und sandte einen Schauer durch seinen ganzen Körper, der seine Selbstbeherrschung auf Messers Schneide tanzen ließ. Verlangen erfüllte die Luft und brachte sie zum Vibrieren.

„Du hast ein Geschenk für mich?“, murmelte sie und rieb ihren Körper an seinen, während ihre Hand die Härte in seiner Hose drückte.

„Ein Geschenk, das immer gibt.“ Cain ließ seine Hand auf ihren Nacken gleiten und zog ihr Gesicht zu sich, sodass ihre Lippen nur den Bruchteil eines Zentimeters voneinander entfernt waren. So nah und trotzdem so weit entfernt. „Ich habe dich vermisst.“

Ihr Atem prallte gegen seinen, als sie ihren Mund öffnete. Er sog ihn ein und erlaubte ihrem Duft, seine Lunge zu füllen und ihn zu berauschen.

„Was hast du am meisten vermisst? Meine Lippen auf deinem Schwanz? Dass ich dich reite? Dass dein Schwanz in mich stößt?“

Obwohl er all ihre Vorschläge liebte, konterte er: „Ich glaube, du hast etwas vergessen.“ Seine Finger liebkosten die Seite ihres Halses und strichen die dicke Ader unter ihrer Haut entlang. Ihr Puls schlug gegen seine Fingerspitzen, als wollte sie ihm ihr Einverständnis signalisieren. „Meine Fänge in deinem Hals.“

Ein Einatmen drückte ihre Brust fester gegen seine. „Das habe ich nicht vergessen. Ich lasse immer Platz für ein Dessert.“

Bei ihrem letzten Wort fing Cain ihre Lippen ein und küsste sie. In seinem Kuss und ihrer Reaktion darauf lag nichts Zaghaftes oder Zögerndes. Er kostete ihre Süße auf seiner Zunge, als er in sie tauchte und ihr zeigte, wer ihr Gebieter war. Trotzdem war sie ihm nicht unterwürfig. Ihre Antwort auf seinen Kuss war die einer Ebenbürtigen, einer starken Vampirin, die wusste, was sie wollte. Er spürte es mit jedem Streicheln ihrer Zunge gegen die seine, mit jedem Gleiten ihrer Lippen über seinen Mund – und jedem Stoß ihrer Hüften gegen seinen Unterleib. Sie wollte ihn und dieses Wissen verstärkte sein Verlangen nach ihr nur noch mehr.

Cains Finger öffneten sich, glitten hinauf in ihr Haar und umfassten die Rückseite ihres Kopfes. Ihre dunklen seidigen Locken liebkosten seine Hand und erinnerten ihn an frühere Begegnungen wie diese. Erinnerten ihn daran, dass er schon früher Ekstase in ihren Armen erfahren hatte.

Ihr leises Stöhnen wehte an seine Ohren, während ihr schneller Herzschlag in seiner Brust widerhallte und ein Echo seines eigenen Herzschlags war. Seine andere Hand wanderte jetzt tiefer und glitt über die Wölbung ihres Rückens hinab zu ihrem wohlgeformten Po. Als er seine Hand darauflegte und sie fester an sich zog, stöhnte sie in seinen Mund, bevor ihre Zunge gegen seine Fangzähne leckte.

Schwer atmend riss Cain seine Lippen von ihren. „Verdammt!“

Die Fangzähne eines Vampirs zu lecken, war das Erotischste, was ein Vampir empfinden konnte – abgesehen vom Sex. Und obwohl sie seine Fangzähne schon zuvor geleckt hatte, raubte ihm diese intensive Empfindung, die durch seinen Körper raste, fast die Beherrschung.

„Ich weiß, du willst es“, drängte sie und sah ihn verführerisch an.

Er knurrte einen Fluch heraus, packte sie und machte ein paar Schritte in Richtung Wand und drückte sie dagegen, alle Geduld verschwunden, in Luft aufgelöst. „Wie du willst.“

Dann fing er ihre Lippen wieder ein. Es würde ein kurzes Intermezzo werden, wenn sie weiterhin so mit ihm spielte. Aber zum Teufel noch mal, er konnte sie nicht davon abhalten. Stattdessen versuchte er, seine Hose mit einer Hand zu öffnen, bis er ihre Hände spürte, die ihm halfen. Offensichtlich war sie genauso ungeduldig wie er.

Augenblicke später fiel seine Anzughose zu Boden. Er trug immer noch seine Schuhe, doch hatte er nicht die Geduld, sie oder seine Socken auszuziehen. Stattdessen schoppte sich seine Hose an seinen Knöcheln. Sie würde ihn nicht in seinen Bewegungen behindern – zumindest nicht in der Art von Bewegungen, mit denen er in Kürze beginnen würde.

Cain packte ihre Schenkel und hob sie hoch, während er ihren Rücken gegen die Wand drückte. Er öffnete ihre Beine weit und entblößte ihr feuchtes Geschlecht. Er blickte hinab, dann zog er seine Hüften zurück und passte seinen Winkel an. Als seine Schwanzspitze die äußeren Lippen ihres Geschlechts berührte, atmete er scharf ein. Er hatte recht gehabt: Dies würde nicht allzu lange dauern.

„Ich brauche es“, ermutigte sie ihn. „Ich brauche dich.“

Cain stieß ohne Vorwarnung in sie und drang so tief in ihre warme Scheide, bis seine Hoden gegen ihr Fleisch schlugen und von dem Kontakt brannten. Das erste Mal war immer so, intensiv, drängend. Im Laufe der Nacht würde er sich Zeit mit ihr lassen, aber jetzt musste er seinen Hunger nach ihr stillen.

Luft entwich ihrer Lunge. „Cain! Ja!“

Sie war perfekt, besser als alles andere in seinem Leben. Als wäre sie die Lösung für all seine Probleme und seine Sorgen. Als könnte sie alles wieder in Ordnung bringen.

Seine Augen trafen ihre und langsam begann Cain, in sie zu stoßen. Ihre grünen Augen glühten jetzt rot, ein Zeichen, dass ihre Vampirseite nun die Oberhand gewonnen hatte. Ein besitzergreifendes Gefühl kam über ihn und der Gedanke, dass sie irgendwann wieder in den Armen eines anderen Mannes sein könnte, hetzte die Bestie in ihm auf. Wut kochte aus seinem Magen hoch und er brüllte wie ein Tier.

„Du gehörst mir!“

Ihre Augen blitzten hell auf, bevor sie ihren Kopf zur Seite neigte und ihren blassen Hals entblößte. „Dann mach mich zu deiner.“

Ohne nachzudenken, trieb er seine Fänge in ihren Hals und durchstach ihre heiße Haut. Reichhaltiges Blut berührte seine Fangzähne und füllte seinen Mund. Als das Blut seinen Rachen hinunterlief, pochte weiter unten sein eigenes Blut in seinen Adern und ließ seinen Schwanz noch weiter anschwellen. Und mit jedem Zug aus ihrer Ader und jedem Stoß in ihr Geschlecht wuchs die Wildheit in ihm.

Für einen Augenblick zog er seine Fänge aus ihr, um ihr zu sagen, was sie ihm bedeutete. Er öffnete seinen Mund und wollte sprechen, doch ihr Name kam nicht über seine Lippen. Er versuchte es erneut, aber da war nur Leere. Er starrte in ihre Augen und sah die Verwirrung darin.

„Wer bist du?“, flüsterte er.

Ungläubigkeit lag in ihren Augen, doch bevor ihm ihre Lippen eine Antwort geben konnten, durchbohrte ein stechender Schmerz seinen Schädel. Immer noch in ihr erstarrte er in seinen Bewegungen.

Vor seinen Augen wurde es dunkel. Cain tastete über sein Gesicht und spürte die klebrige, warme Flüssigkeit, die über seine Haut lief. Und er roch sie. Der metallische Duft war unverkennbar.

Blut! Blut sickerte aus seinem Kopf. Er brachte seine Hand nach oben und ertastete das Loch in seinem Schädel. Blut quoll heraus.

„Nein!“, schrie er. „Nein! Verlass mich nicht!“

Er konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen und plötzlich fassten seine Hände ins Leere, als ob sie seinem Griff entglitten war. Er suchte in der Dunkelheit nach ihr, doch alles, was er fühlte, war eine Leere. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit.

War er tot?

„Neeeeeeeein!“, schrie Cain.

Aber sie antwortete ihm nicht. Sie war verschwunden.

Plötzlich klarte sich sein Blick auf und eine Lichtquelle zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Etwas blinkte rot. Er fokussierte seine Augen. Zahlen tauchten vor ihm auf. 07:24. Er starrte auf den Apparat. Es dauerte eine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass er auf eine Digitaluhr sah.

Cain schoss in eine sitzende Position hoch.

Der Raum, in dem er sich befunden hatte, war verschwunden, und hatte einem Schlafzimmer mit wenigen persönlichen Dingen Platz gemacht. Keine Opulenz. Kein Luxus. Nur ein einfaches Schlafzimmer mit einem großen Bett und einem Stuhl mit Freizeitkleidung, die jemand darüber geworfen hatte. Kein Smoking in Sicht.

Cain fuhr mit zitternder Hand durch sein extrem kurzes Haar und bemerkte, dass er schweißgebadet war.

Bedauern erfüllte ihn. Es war ein Traum gewesen, alles: die Frau, der Raum, das Blut.

Nichts war echt. So wie Cain selbst. Denn wie konnte er echt sein, wenn er sich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnerte?

Er hatte diese Träume nun schon mehrere Monate. Verschiedene, aber alle drehten sich um dieselbe Frau und alle endeten auf dieselbe Art und Weise: mit Blut, das aus seinem Kopf quoll. Als wären die Träume eine Warnung, die ihm jemand zu schicken versuchte. Oder eine Nachricht aus seiner Vergangenheit.

Cain schwang seine Beine aus dem Bett und schüttelte den Kopf. Wunschdenken! Vor etwas über einem Jahr war er eines nachts ohne Erinnerung aufgewacht. Alles, an das er sich erinnerte, war eine männliche Stimme. Dein Name ist Cain, hatte der Mann gesagt. So sehr Cain auch versuchte, etwas über seine Vergangenheit herauszufinden, er hatte keinen Erfolg dabei.

Die Träume suchten ihn heim, ließen Informationsfetzen vor ihm baumeln, ihn jedoch nie nahe genug herankommen, um etwas packen und ansehen zu können. Es machte ihn gereizt und unberechenbar. Seine Kollegen bei Scanguards, wo er als Bodyguard arbeitete, hatten angefangen, es zu bemerken, und gingen ihm immer aus dem Weg, wenn er in einer seiner düsteren Stimmungen war.

Und gerade jetzt spürte er eine dieser düsteren Launen über sich hereinziehen, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gegen ihn peitschte wie ein Folterknecht, der ihn geißelte. Schmerz verzerrte seinen Körper und weckte den Drang in ihm, anderen denselben Schmerz zuzufügen. Aber es war niemand da, an dem er seine Wut auslassen konnte.

Ein Klingeln durchdrang plötzlich die Stille seines Schlafzimmers. Er drehte sich zum Nachttisch und griff nach seinem Handy.

„Ja?“

„Wo zum Teufel bist du?“ Die tiefe, angepisste Stimme gehörte Amaury, einem seiner Vorgesetzten bei Scanguards.

Wut kochte in Cain hoch. Er mochte Amaurys Tonfall nicht, genauso wenig wie er es mochte, bezüglich seines Verbleibs hinterfragt zu werden. Er hasste es, herumkommandiert zu werden.

„Was zum Teufel willst du?“, antwortete Cain mit erhobener Stimme.

„Du solltest heute auf Patrouille gehen!“, knurrte Amaury. „Und spar dir diese verdammte Haltung mir gegenüber. Ich bin dein Boss!“

Cain sprang auf, schlug seine Faust gegen die Wand und hinterließ eine Delle in dem Gips. „Ich brauche keinen Boss! Ich bin mein eigener Herr!“ In dem Moment, als er es sagte, wusste er, dass es wahr war. Er war es nicht gewohnt, dass ihm jemand vorschrieb, was er tun sollte. Er war es gewohnt, die Befehle zu erteilen.

Am anderen Ende der Leitung atmete Amaury schwer ein, bevor er antwortete: „Gut! Du willst es also ausfechten, ein für alle Mal? Ich habe genug von deinem Benehmen in letzter Zeit. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir eine Unterhaltung führen, damit du verstehst, wer hier das Sagen hat.“

Die Art, wie er sprach, machte Cain klar, dass es eine sehr körperliche Unterhaltung sein würde.

„Mein Haus. In zehn Minuten, oder du bist auf dich alleine gestellt.“

„Darauf kannst du zählen!“, antwortete Cain auf die offene Herausforderung.

Ein Faustkampf mit einem Vampir, der die Größe eines Footballspielers hatte, war genau das, was er jetzt brauchte. Vielleicht würde er sich dann besser fühlen.

2

Der Wintergarten war nachts so schön, wie er tagsüber tödlich war. Auf drei Seiten mit kugelsicherem Glas eingefasst, bot er keinen Schutz vor der Sonne.

Faye sah zum Sternenhimmel über dem Glasdach hinauf. Beobachtete er sie von irgendwo dort oben? Oder waren Vampire dazu verdammt, in der Hölle zu schmoren, wenn sie dem wahren Tod begegneten?

Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie oft sie seit seinem Tod in den Nachthimmel hinaufgestarrt und sich diese Fragen gestellt hatte. Jedes Mal, wenn sie es tat, fühlte sie dieselbe Sehnsucht, dieselbe Leere. Aber das Leben musste weitergehen. Das wusste sie. Die Trauerzeit war fast zu Ende.

Der Klang von Schritten bedeutete ihr, dass sie nicht mehr alleine war. Noch bevor sie sich umdrehte, wusste sie bereits, wer den Wintergarten vom Haus aus betreten hatte. Obwohl es nicht wirklich ein Haus genannt werden konnte. Es war eine Festung.

Faye neigte ihren Kopf leicht, bevor sie ihre Augen zu dem Besucher hob. „Eure Hoheit.“

„Faye, Faye, wie oft habe ich dir gesagt, dass es zwischen uns keine Formalitäten gibt. Ich bin für dich immer noch Abel. Und werde es immer sein. Außerdem bin ich noch nicht König.“

„Natürlich.“ Sie erlaubte ihren Augen, über ihn zu schweifen. Es gab Tage, an denen sie ihn kaum ansehen konnte, so sehr erinnerte er sie an den Mann, den sie verloren hatte. Den Mann, den sie geliebt hatte.

Abel deutete auf eine Bank und gab ihr ein Zeichen, dort Platz zu nehmen. Sie setzte sich und er gesellte sich zu ihr.

„Ich muss mit dir reden.“

Ihr Magen verkrampfte sich sofort. Sie wusste, worum es ging. Sie hatte auch die Tage gezählt, aber aus einem anderen Grund als er.

„Wir vermissen ihn alle“, fing Abel an.

Faye presste die Lippen zusammen und unterdrückte die Gefühle, die drohten, sie zu überwältigen und ihr die Fähigkeit zu rauben, klar zu denken. Sie musste stark bleiben.

„Die Zeit ist fast vorbei.“

Sie nickte. „Ein Jahr, ein Monat und ein Tag. Ich habe es im Kalender markiert.“ Auch wenn sie das nicht musste. Sie würde sich immer an den schrecklichen Tag erinnern, als sie der Liebe ihres Lebens beraubt worden war.

„Ja, in weniger als zwei Wochen wird seine offizielle Herrschaft enden und der neue König wird gekrönt.“

„Ich habe nie verstanden, warum der Zeitraum nach dem Tod eines Königs so lang ist, bevor sein Nachfolger den Thron besteigen kann“, sagte Faye, um die Luft zwischen ihnen mit Worten zu füllen.

Abel griff nach ihrer Hand und nahm sie in seine. Sie erschauderte innerlich, ließ es jedoch geschehen. Er würde bald ihr König sein und ihr Schicksal lag in seinen Händen. Die Privilegien, die sie als Verlobte des toten Königs genoss, würden nach der Krönung des neuen Königs enden. Sie würde ihr Heim, ihren gesellschaftlichen Stand und ihren Einfluss verlieren. Auch wenn davon nichts wirklich zählte. Nur die Liebe zu den Vampiren, die ihre Untertanen gewesen wären, wenn ihr Verlobter noch leben würde, hatte sie zum Bleiben veranlasst. Ansonsten hätte sie den Clan längst verlassen.

„Es dient dazu, den Leuten Zeit zum Trauern zu geben, ohne dem neuen König ihre Treue schwören zu müssen, solange sie noch um den alten weinen“, erklärte Abel.

„Aber das muss für den zukünftigen König schwer sein.“

„Als Regent habe ich schon einen Großteil der Macht, die der König hat. Und es gibt mir die Chance, meine Untertanen besser kennenzulernen und herauszufinden, was sie von mir erwarten.“ Er hob ihre Hand an sein Gesicht. „Oder was ich von ihnen will.“

Faye stockte der Atem. „Ja, ja, natürlich.“ Sie stand auf, wodurch er ihre Hand fallen lassen musste, und ging zu einem erhöhten Blumenbeet. Sie griff nach der Schere und fing an, die Pflanzen zu stutzen.

Seit jenem schrecklichen Tag vor mehr als einem Jahr hatte kein Mann sie berührt. Und der Gedanke, die Hände oder Lippen eines anderen Mannes auf sich zu spüren, ließ einen kalten Schauer ihren Rücken hinunterlaufen. Sie wusste, sie musste etwas dagegen tun, aber heute Nacht war nicht der richtige Zeitpunkt.

Hinter ihr stand Abel von der Bank auf. Sie hörte seine Schritte, als er sich ihr näherte.

„Entscheidungen müssen getroffen werden. Wie du weißt, ist bald–“

„Ich weiß“, unterbrach sie ihn. „Darüber habe ich nachgedacht. Ich bereite mich darauf vor zu gehen.“ Sie wäre wieder schutzlos. Das letzte Mal, als das passiert war, war sie dem grausamsten aller Vampire zum Opfer gefallen.

Als Abel ihre Schultern von hinten umfasste, atmete sie tief ein und versuchte, sich zu beruhigen.

„Ich bin nicht gekommen, um dich zu bitten zu gehen. Ich bin gekommen, um dich zu bitten zu bleiben.“

Faye drehte ihren Kopf halb zu ihm um. „Aber das Clangesetz schreibt es vor.“

„Das Clangesetz ist mir scheißegal. In zwei Wochen wird mein Wort Gesetz sein.“

Überrascht von seinem scharfen Ton beschleunigte sich ihr Herzschlag sofort. Sie wusste, dass er es bemerken würde. Das Gehör eines Vampirs war empfindsam genug dafür. Außerdem lagen seine Hände immer noch auf ihren Schultern und da er sie berührte, würde er nicht nur ihren Herzschlag spüren, sondern auch das Blut wahrnehmen, das wie ein Schnellzug durch ihre Adern schoss.

„Vergiss, was ich gesagt habe“, fügte Abel schnell hinzu. „Hier geht es nicht um das Gesetz. Es geht um dich. Du warst bestimmt, Königin zu sein. Die Mitglieder unseres Clans lieben dich. Dein Traum muss nicht mit meiner Krönung enden.“

Die Bedeutung seiner Worte war ihr sofort klar. Als er sie zu sich drehte, wollte sie seinem Blick ausweichen, aber aus Respekt für die Position, die er innehatte, tat sie es nicht.

Seine dunklen Augen sahen sie mit einer Intensität an, die sie bei seinem Bruder immer geliebt hatte. Aber bei Abel jagte es ihr Angst ein. Oder fürchtete sie sich einfach, weil sie sich schlussendlich eingestehen musste, dass es Zeit war, die Erinnerungen, an denen sie festhielt, die Erinnerungen an die wahre Liebe, loszulassen?

„Ich brauche eine Königin. Eine Frau wie dich, eine, die von ihren Untertanen geliebt wird. Ich weiß, ich bin nicht wie er. Ich könnte nie der gerechte Herrscher sein, der er war. Aber mit dir an meiner Seite, die mir zeigt, was er an meiner statt getan hätte, kann ich ein guter König sein. Ich brauche dich.“

Faye blickte in seine Augen und versuchte, hinter seine Worte zu sehen, hinter das Gesicht, das er ihr zeigte. Meinte er es wirklich? Brauchte er sie wirklich, um der König zu sein, den ihr Clan brauchte? Und könnte sie ihm wirklich helfen, dieser Mann zu sein? War das ihre Bestimmung? Königin zu sein, damit er König sein konnte?

Ihre Brust hob sich, als sie einatmete. „Ich weiß nicht, Abel. Ich habe deinen Bruder geliebt.“

Abel presste einen Finger auf ihre Lippen. „Und er hat dich geliebt. Er würde das für dich wollen. Er würde wollen, dass du bekommst, was für dich bestimmt war. Er würde wollen, dass du weiterlebst und wieder glücklich wirst. Dass du wieder lächelst. Ich erinnere mich an dieses Lächeln. Aber ich habe es so lange nicht mehr gesehen.“

Sie senkte ihre Augenlider und nickte. „Es ist schwer, den Tod von jemandem zu verarbeiten, der so…“ Sie konnte ihren Gedanken nicht einmal weiterführen, geschweige denn seinen Namen sagen, ohne zu riskieren, in Tränen auszubrechen.

„Gib mir eine Chance“, bat Abel sanft.

„Das kommt alles so unerwartet. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken“, antwortete sie schnell, verzweifelt bemüht, sich Zeit zu erkaufen und ihn gleichzeitig nicht zu verärgern. Das war eine Entscheidung, die sie nicht so schnell treffen konnte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Sie liebte Abel nicht. Er war in vielerlei Hinsicht nicht wie sein Bruder. Wo sein Bruder gütig und nachsichtig gewesen war, war Abel harsch und streng. Ihre Persönlichkeiten konnten nicht unterschiedlicher sein.

Faye wollte schreien, um zu beklagen, dass der falsche Bruder gestorben war. Wenn sie ihn in jener Nacht doch nur nicht aus ihren Armen gelassen hätte! Dann würde er noch leben. Er würde immer noch König sein und sie würde seine blutgebundene Gefährtin und seine Königin sein.

„Tu es für den Clan, wenn schon nicht für mich.“

Faye sah an ihm vorbei und ihre Augen spähten in die Dunkelheit hinter dem Palast. Er war riesig, ein gewaltiges Gebäude wie eine Festung, uneinnehmbar und furchteinflößend. Ein großer Palast für einen großen Clan, der sich über ganz Louisiana erstreckte und sogar darüber hinausging. Ein Clan, der so geheim und dennoch auch über seine physischen Grenzen hinaus so einflussreich war, dass nur wenige Vampire außerhalb von seiner Existenz wussten. Alle vorherigen Könige hatten es so gewollt, weil sie wussten, dass in der Anonymität Sicherheit lag.

Die alten Sitten waren im Clan immer noch stark verankert. Die Gesetze, nach denen sie lebten, waren von den Gründern weitergegeben worden, auch wenn die Unterkünfte modern waren und der Palast – versteckt in einem abgelegenen Waldstück nördlich von New Orleans – mit den neuesten Sicherheitssystemen ausgerüstet war. So, wie es für einen König angemessen war. Wachen und weitere wichtige Mitglieder des Clans lebten im Palast, während andere Vampire sich in Häusern rund um die gepflegte Anlage niedergelassen hatten.

Fayes Augen schweiften wieder zu Abel. „Du verdienst eine Gefährtin, die dich liebt.“

Er lächelte. „Ich gebe mich auch mit einer zufrieden, die vielleicht eines Tages lernt, mich zu lieben.“

Sie seufzte. „Ich weiß nicht.“

„Wir könnten zusammen in zwei Wochen gekrönt werden, wenn du ja sagst.“

Sie schluckte schwer. „Ich werde dir meine Antwort mitteilen. Bald.“

Dann drehte sie sich schnell um und eilte durch die offene Tür in den dahinter liegenden Korridor. Sie stieß fast mit jemandem zusammen und sah schockiert auf.

„Entschuldigung, Faye“, sagte der Mann. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“

„John, äh, das hast du nicht“, log sie, weil sie so schnell wie möglich von ihm weg wollte.

John war groß und breit, ein starker Vampir mit einer schnellen Reaktion und einem scharfen Verstand. Es waren diese Qualitäten, die ihn zum Anführer der Elitegarde des Königs gemacht hatten, einer handverlesenen Truppe von Vampiren, die den König und die Königin beschützten.

Aber John hatte versagt, seinen König zu beschützen. Unter seinem Schutz war der König einem Attentat zum Opfer gefallen. Als Faye die verräterische Asche und den Siegelring – die Überreste ihres Geliebten – auf dem Boden gesehen hatte, hatte sie John beschuldigt, seine Pflicht vernachlässigt zu haben. Er hatte den Kopf hängen gelassen und ihre hasserfüllten Worte in stoischer Ruhe ertragen und nie versucht, eine Ausrede oder Entschuldigung vorzubringen.

Sie hatte nie verstanden, warum Abel John nicht bestraft hatte. Wäre sie in der Position gewesen, Befehle zu erteilen, hätte sie Johns Exekution für sein Versagen, den König zu beschützen, verlangt.

Einen Moment lang hielt sie inne. Vielleicht hatte Abel doch ein gütigeres Herz, als sie ihm zugestand, und sie war die Böse, weil sie sich wünschte, den Anführer der Königsgarde zu bestrafen.

3

Amaury lebte nicht nur in einem der schäbigsten Viertel von San Francisco, er besaß dort sogar ein ganzes Wohngebäude, dessen Penthouse er und seine sterbliche Gefährtin Nina ihr Zuhause nannten. Als Cain einmal seinen Vampirkollegen gefragt hatte, warum er das Gebäude gekauft hatte, hatte Amaury einfach gesagt, dass niemand sonst es gewollt hätte und es günstig gewesen wäre.

Cain blickte nun das sechsstöckige Wohngebäude hinauf und bemerkte Licht, das aus der obersten Etage schien. Ein breiter Schatten bewegte sich hinter einem der großen Fenster, dann kam ein kleinerer dazu und beide verschwammen zu einem Umriss. Eine Sekunde später zogen sie sich vom Fenster zurück.

Cain musste nicht lange warten. Es schien, als ob Amaury genauso erpicht darauf war wie er, die Sache hinter sich zu bringen. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür drang zu seinen Ohren und einen Augenblick später trat Amaury heraus.

Der Bodyguard mit dem schulterlangen dunklen Haar war gebaut wie ein Panzer. Eigentlich war Amaury gar kein Bodyguard mehr; er war einer der Direktoren von Scanguards, aber trotz seiner Stellung in der Firma liebte Amaury es, sich seine Hände schmutzig zu machen.

Mit einer Kopfbewegung marschierte Amaury in die Gasse neben dem Gebäude. Cain folgte ohne ein Wort und stoppte ein paar Schritte vor Amaury, der vor einem Müllcontainer stehen blieb.

„Was zum Teufel ist mit dir los?“, fragte Amaury ohne Begrüßung.

Cain zog seine Schultern instinktiv zurück und stellte sich breitbeinig hin. Er war bereit für diesen Kampf. „Mir gefällt dein Tonfall nicht.“

„Sieht so aus, als hätten wir das gemeinsam. Weil mir deiner nämlich auch nicht gefällt.“ Amaury funkelte ihn finster an. „Was ist mit dir passiert? Als wir dich an Bord genommen haben, hatte ich gedacht, wir wären auf Gold gestoßen! Von allen Bodyguards, die ich kenne, hast du dich als der mit den besten Instinkten herausgestellt. Als wärst du dafür geboren! Und jetzt sieh dich an!“

Cain machte einen Schritt auf ihn zu und ballte seine Hände zu Fäusten. „Nichts hat sich geändert!“

„Das hat es verdammt noch mal schon! Seit Olivers Hochzeit vor drei Monaten hast du nachgelassen! Du tauchst nicht zu deinen Schichten auf. Und wenn du es doch tust, hast du eine Scheißlaune!“

„Meine Laune geht nur mich etwas an, nicht dich!“, knurrte Cain zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

Amaury kniff die Augen zusammen. „Das tut es eben doch, wenn du dich zu einem befehlsverweigernden Arschloch entwickelst!“ Er fletschte seine Fangzähne. „Es gibt Regeln, wenn du weiterhin für Scanguards arbeiten willst. Und du folgst ihnen besser, oder–“

Cains Hand schoss wie von selbst hervor und schlug Amaury gegen den Müllcontainer, als hätte jemand anders die Kontrolle über seinen Körper übernommen. „Du glaubst, du kannst mich herumkommandieren?“ Sein Instinkt sagte ihm, dass er es nicht gewohnt war, Befehle zu befolgen. Er war dafür bestimmt, sie zu erteilen.

Amaury drückte ihn von sich und benutzte beide Hände, um Cain gegen die Wand des Gebäudes zu katapultieren. „Du hörst mir jetzt zu, du Mistkerl! Samson und ich sind uns darüber einig. Entweder befolgst du die verdammten Regeln, oder du bist raus. Haben wir uns verstanden?“

Sie hatten sich also alle hinter seinem Rücken verschworen. Das war einfach perfekt! „Fick dich, Amaury! Fickt euch alle!“ Aber Amaury nur zu beschimpfen war nicht genug. Ihm die Worte entgegenzuwerfen, gab Cain nicht die Genugtuung, die er brauchte. Nur eine Sache konnte das jetzt bewirken.

Cain hob seine Fäuste und verpasste Amaury einen Kinnhaken, was den hünenhaften Vampir zurücktaumeln ließ. Er fing sich genauso schnell wieder und warf Cain einen wütenden Blick zu.

„Du willst dich prügeln? Na gut“, biss Amaury heraus. „Lass uns kämpfen.“

Noch bevor das letzte Wort heraus war, schlug eine Faust in Cains Gesicht und schleuderte seinen Kopf zur Seite. Schmerz durchfuhr seinen Körper und ließ Cain sich lebendiger fühlen, als er sich das ganze letzte Jahr gefühlt hatte. Es war tausendmal besser als die Taubheit und die Leere, die er gespürt hatte.

Mit einem Knurren zielte Cain mit seinen Fäusten auf Amaury und teilte Schlag um Schlag aus. Aber der riesige Vampir war kein bereitwilliger Sandsack. Er gab zurück so gut er konnte und wechselte zwischen Tritten und Schlägen. Trotz seiner Größe war Amaury viel agiler als erwartet.

Cain erlaubte seinen Instinkten, die Kontrolle zu übernehmen. Er wusste, dass er ein ausgezeichneter Kämpfer war, doch in diesem Faustkampf mit Amaury wurde Cain mit einem Mal klar, dass seine Fähigkeiten besser als die seines Bosses waren. Eine Sache, die Amaury gesagt hatte, war wahr: Cain war zum Kämpfen geboren. Er war kein Anfänger, und er bewies es, indem er Amaury mit seinen Fäusten zusetzte und ihn mit gekonnten und blitzschnellen Bewegungen traf, während Amaury in die Defensive gezwungen wurde.

Genugtuung stieg in Cain hoch. Dies hier fühlte sich richtig an. Einen anderen Vampir dazu zu bringen, sich ihm zu unterwerfen, ihn niederzuschlagen und ihm zu zeigen, wer stärker war, entzündete einen Funken in ihm. Als erleuchtete eine kleine Kerze etwas in seiner Vergangenheit. Etwas, das noch außerhalb seiner Reichweite lag. So nah und doch so fern.

Amaurys nächster Schlag traf Cain in den Magen und ließ ihn kurz zusammenklappen. Ein weiterer Schlag folgte dem ersten, und bestätigte, dass Cains Moment der Erkenntnis ihn die Oberhand gekostet hatte.

„Verdammt!“, knurrte Cain und verdrängte die Gedanken aus seinem Kopf.

Er wich Amaurys nächstem Schlag aus, indem er sich zur Seite drehte und hinter seinen Gegner sprang. Cain trat mit seinem Bein in Amaurys Kniekehle. Der Vampir mit der Größe eines Footballspielers verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten und landete auf dem harten Asphalt.

Ein Keuchen kam aus Amaurys Brust, doch er versuchte, sofort aufzuspringen. Cain war schneller. Er landete auf ihm und hielt ihn am Boden, als Amaurys Augen ihn plötzlich schockerfüllt anstarrten.

Es dauerte eine Sekunde, bis Cain bewusst wurde, was Amaury sah.

Erschrocken wich Cain zurück und ließ Amaury los, während er ungläubig seine eigene Hand anstarrte. Er hielt einen Pflock. Ein unregelmäßiger Atemzug entriss sich seiner Brust. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Pflock aus seiner Jackentasche gezogen hatte.

„Scheiße!“, fluchte Cain und ließ ihn zu Boden fallen.

Amaury setzte sich auf. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell ist wie du.“

Cain rieb mit zitternder Hand über sein Gesicht. „Ich hatte nicht vor–“

Das gleichzeitige Pingen zweier Handys bewahrte ihn davor, den Satz zu beenden. Automatisch zog Cain sein Telefon aus der Tasche und schaute auf das Display.

Ärger im End Up. Beteiligung von Vampiren vermutet, lautete die Nachricht. Annahme oder Ablehnung?, blinkte es einen Augenblick später.

Das End Up war ein beliebter Nachtclub in der South of Market Gegend. Cain wusste aus Erfahrung, dass der Ort ein Hotspot für Ärger sein konnte. Verdammt, die meisten Nachtclubs in der Stadt waren das.

„Scheiße!“, fluchte Amaury, der offensichtlich dieselbe Nachricht erhalten hatte.

Ihre Blicke trafen sich.

„Bist du dabei?“, fragte Amaury.

Es war kein Befehl, sondern eine Bitte, die er in den Augen seines Vampirkollegen sah. Das machte den Unterschied.

„Lass uns ein paar Typen vermöbeln.“ Cain sprang auf die Beine und reichte Amaury seine Hand.

Amaury grinste. „Sie werden nicht mal wissen, was sie getroffen hat.“

4

Aus der Tür des End Up, die von einem Türsteher mit viel zu vielen Tattoos auf Gesicht, Hals und Armen bewacht wurde, drang laute Technomusik. Eine Gruppe junger Leute stand in einer Schlange an und wartete darauf, hineingelassen zu werden.

Ohne Zögern folgte Cain Amaury, als dieser an der Schlange vorbeimarschierte und vor dem Türsteher stehenblieb, während er die verbalen Proteste der wartenden Clubgänger ignorierte.

„Hey, ihr müsst euch anstellen!“, beschwerte sich einer.

Cain drehte sich um und ließ Amaury seine Sache mit dem Türsteher durchziehen, während er den Kerl, der es gewagt hatte, sich aufzuführen, böse anblickte. „Offizielle Geschäfte. Also halt dich da raus, du kleiner Punk.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich gerade wieder um, als der Türsteher ihn und Amaury hinein winkte.

Die Sache, die Amaury gemacht hatte, war ein kleiner Trick, den man Gedankenkontrolle nannte. Jeder Vampir besaß diese Fähigkeit, von der gesagt wurde, dass sie nur bei Menschen wirkte. Doch erst vor kurzem hatten sie auf schmerzliche Weise herausfinden müssen, dass es Vampire gab, die in der Lage waren, Gedankenkontrolle bei anderen Vampiren anzuwenden. Soweit Cain wusste, waren alle Vampire, die diese Fähigkeit besaßen, ausgelöscht worden. Bis auf einen: Thomas, Scanguards‘ IT-Chef. Doch glücklicherweise war Thomas einer der gutmütigsten Vampire, die Cain je getroffen hatte, und Scanguards absolut treu ergeben. Fast so treu ergeben wie seinem blutgebundenen Gefährten, Eddie.

Cain betrat den Club. Seine Augen passten sich sofort an die düstere Umgebung an. Die Sehkraft eines Vampirs war der eines Menschen weit überlegen und so konnte er alles so deutlich erkennen, als wäre der Club beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Der Lärm war ohrenbetäubend und leider nichts, was Cain so leicht ausblenden konnte.

Es war nicht schwer zu erkennen, warum Scanguards einen Anruf von einem ihrer Informanten bekommen hatte. Ihre Informanten waren vertrauenswürdige Menschen und Vampire, die ihre Augen und Ohren offenhielten, um Scanguards bei allen Problemen, die sofort beseitigt werden mussten, zu alarmieren.

Obwohl Scanguards zu allererst ein Unternehmen war, das Politikern, Berühmtheiten, ausländischen Würdenträgern und anderen reichen Personen Bodyguards und Sicherheitspersonal zur Verfügung stellte, hatte der Bürgermeister von San Francisco – selbst ein Hybrid, halb Mensch, halb Vampir – sie kürzlich als Untergrund-Sicherheitseinheit angestellt, von der nicht einmal die Polizei etwas wusste. Als solche war Scanguards nun dafür verantwortlich, die Probleme aus dem Weg zu schaffen, für die die menschlichen Polizeibeamten nicht ausgerüstet waren.

Amaury zeigte in die hintere Ecke des Clubs, die fast komplett im Dunklen lag.

„Ich sehe sie“, antwortete Cain.

Sie bahnten sich einen Weg durch die Tänzer, die sich auf der Tanzfläche in der Mitte des Clubs drängten. Amaury eilte voraus, Cain auf seinen Fersen. Er ignorierte die einladenden Blicke, die er von ein paar Frauen erhielt, an denen er vorbeieilte.

Die drei Punks wirkten high, aber in dem Moment, als er sie genauer ansah, wusste Cain, dass es weder Alkohol noch Drogen waren, die für ihren berauschten Zustand verantwortlich waren. Schließlich hatten Alkohol und Drogen keine Wirkung auf Vampire. Nur Blut – große Mengen Blut – konnte einen Vampir high werden lassen. Das, oder besonderes Blut. Die Art von Blut, die durch die Venen von Ursula, der Gefährtin seines Kollegen Oliver, floss. Aber Cains Wissen nach waren alle Frauen mit diesem speziellen Blut, das einen Vampir high machen konnte, aus San Francisco befördert worden und hatten neue Identitäten bekommen.

Es sah so aus, als hätten sich die drei jungen Kerle zu viel von dem guten Zeug reingezogen.

Cain tauschte einen schnellen Blick mit seinem Kollegen aus. „Die wollen uns wohl verarschen.“

Amaury knurrte. „Warum bekomme ich immer die Babysitter-Jobs? Sehe ich aus wie ein verdammter Kindergärtner?“

„Nun, lass sie uns mal rausschaffen, bevor sie noch mehr Ärger verursachen.“

Die drei Vampire hatten sie immer noch nicht bemerkt, weil sie zu beschäftigt mit ihrer Beute waren: drei knapp bekleidete Frauen, die nicht älter als achtzehn oder neunzehn waren. Und die offensichtlich nicht wussten, worauf sie sich einließen. Sie hatten in diesem Club nichts verloren. Wie sie an dem Türsteher vorbeigekommen waren, der eigentlich die Ausweise hätte überprüfen sollen, war Cain schleierhaft.

Cain musste es den drei Vampiren zu Gute halten. Sie warnten ihre potenziellen Opfer. Ihre schwarzen T-Shirts sagten es in hellroten Buchstaben: Ich bin ein Vampir. Komm näher und ich beiße dich.

Offensichtlich hatten die drei Frauen die Warnung nicht ernst genommen.

„Solche Idioten“, fluchte Cain, packte einen der Blutsauger und zog ihn hoch, sodass dieser die Frau loslassen musste, in die er gerade seine Fänge senken wollte.

Ein erschrockener Aufschrei des Vampirs war die Antwort, während das Mädchen mit trüben Augen wieder auf die Couch fiel, ein Zeichen dafür, dass der Vampir Gedankenkontrolle benutzt hatte, damit sie nicht bemerkte, was mit ihr geschah.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Cain, dass Amaury die beiden anderen auf ähnliche Weise gepackt hatte und dabei kaum Kraft aufwenden musste, während die zwei Vampire wild strampelten.

„Was zum Teufel?“, fluchte der eine, den Cain bändigte.

„Ja, ich könnte dasselbe sagen!“, knurrte Cain. „Zieh deine verdammten Fangzähne ein, Idiot!“

Als der Kerl nicht unverzüglich gehorchte, trat Cain ihm mit dem Knie in den Rücken und zwang ihn somit zu Boden, während er seine Arme nach hinten zog, sodass der Dummkopf das Gleichgewicht verlor und mit dem Gesicht voraus auf den Fußboden fiel. Cain trat ihm mit seinem Stiefel gegen den Hals und drückte seine Wange auf den Boden.

„Dann lass mich das in eine Sprache übersetzen, die du verstehst: Zieh deine verdammten Fangzähne ein oder ich reiße sie dir aus deinem Kiefer!“

„Das kannst du nicht tun“, drückte sein Gefangener mühsam heraus.

„Das wirst du dann schon sehen!“

„Wenn du mir ein Haar krümmst, zieht dir der Bürgermeister das Fell über die Ohren!“, behauptete der Idiot, während er Cain mit roten Augen finster anstarrte.

Cain blickte zu Amaury. „Kennst du diesen Punk? Er behauptet, er steht unter dem Schutz des Bürgermeisters.“

Amaury warf ihm einen flüchtigen Blick zu, während die anderen beiden Vampire immer noch in seinem Griff strampelten. „Wollt ihr verdammt noch mal damit aufhören?“, befahl er ihnen. „Ach, scheiß drauf.“

Amüsiert beobachtete Cain, wie Amaury einfach die Köpfe der beiden Vampire zusammenschlug, was ihren Widerstand sofort brach.

„Ihr solltet lernen, wann man gehorcht. Hat euch eure Mutter nichts beigebracht?“, fragte Amaury, bevor er seinen Kopf wieder zu Cain wandte. „Also, was hast du gesagt?“

Aber bevor Cain antworten konnte, wurde der Vampir auf dem Boden laut. „Mein Onkel wird euch in den Arsch treten, wenn ihr mir wehtut.“

Cain tauschte einen Blick mit Amaury aus. „Willst du es unserem Gast sagen oder soll ich?“

Amaury täuschte eine Verbeugung an. „Nur zu. Ich sehe gerne zu.“

Cain bückte sich zu dem jungen Vampir hinunter. „So läuft das hier, Kumpel. Der Bürgermeister hat uns geschickt, um aufzuräumen, und weißt du was: Du bist hier der Müll.“

Die Augen des Vampirs weiteten sich.

„Ich bin noch nicht fertig, also denk nicht mal daran, mich zu unterbrechen“, warnte Cain, auch wenn seine Stimme nicht mehr so eiskalt war wie zuvor. Er musste zugeben, dass er jetzt Spaß hatte. Für Scanguards zu arbeiten hatte seine Vorteile, wie etwa ein paar Idioten eine Lektion zu erteilen. „Du und deine zwei nutzlosen Freunde–“ Er drehte seinen Kopf in die Richtung der beiden Vampire, die jetzt ihre Köpfe hängen ließen wie Hunde, die den Schwanz einzogen. „– werdet heute Nacht in eine nette, gemütliche Zelle gebracht werden, wo ihr euch ausschlafen könnt. Und wenn ihr wieder nüchtern seid, wird euch der Bürgermeister einen Besuch abstatten und über eure Bestrafung entscheiden.“ Er zog den Trottel an seinem Shirt hoch. „Denn, ob du’s mir glaubst oder nicht, dumme T-Shirts zu tragen, die sagen, dass ihr Vampire seid, und Leute in der Öffentlichkeit zu beißen, tolerieren wir hier in San Francisco nicht. Vielleicht könnt ihr das in dem Dreckloch tun, aus dem ihr kommt, aber nicht bei uns hier.“

„Er würde mich nie bestrafen!“, behauptete der Vampir voller Missachtung.

„Oh, ich sehe, du wettest gerne.“ Cain grinste zu Amaury hinüber. „Willst du dir schnell mal zwanzig Dollar verdienen?“

Amaury schmunzelte. „Das wäre ja wie einem Baby den Lutscher zu klauen. Ich habe Prinzipien.“

Cain zwinkerte ihm zu. „Das vergesse ich immer wieder.“ Dann wischte er sich das Lächeln aus dem Gesicht und funkelte seinen Gefangenen an. „Jetzt beweg deinen Arsch hier raus, bevor ich wirklich angepisst bin.“

Die anderen beiden Vampire schienen bei seiner kommandierenden Stimme zu zittern, aber der Neffe des Bürgermeisters biss seinen Kiefer zusammen. Sein Blick flog an Cain vorbei, als ob er nach einem Fluchtweg suchte.

„Denk nicht mal dran.“

Als der Idiot nach einem der Mädchen griff, in einem törichten Versuch, sie als Schutzschild oder Geisel zu benutzen, hatte Cain genug. Er sprang auf den Kerl zu, schlang seinen Arm um dessen Hals und nahm ihn in den Würgegriff. Ein paar Augenblicke lang kämpfte der Neffe des Bürgermeisters dagegen an und versuchte mit seinen Händen, Cains Arm von sich zu hebeln, aber nicht einmal seine Klauen, die sich in Cains Unterarm bohrten, hielten Cain davon ab, dem aufsässigen Vampir die Luft abzudrücken.

Erst als der Typ in seinen Armen schlapp wurde, ließ Cain von ihm ab. Vampire konnten zwar das Bewusstsein verlieren, wenn ihnen der Sauerstoff fehlte, sie konnten jedoch an Sauerstoffentzug nicht sterben.

Amaury zuckte mit den Achseln. „Du hast ihn ausgeknipst, du trägst ihn.“

Cain schüttelte den Kopf. „Ich habe eine bessere Idee.“ Er zeigte auf die beiden anderen Vampire. „Ihr zwei tragt ihn.“

„Ihr habt ihn gehört“, stimmte Amaury zu und zeigte zum hinteren Teil des Clubs. „Hinterausgang. Jetzt.“

Cain hatte noch nie zwei junge Vampire so schnell und ohne Murren einen Befehl befolgen sehen. Es dauerte nur Augenblicke, bis sie die Tür erreicht hatten, die zum Hinterausgang führte. Cain öffnete sie, blickte hinaus und scannte die Umgebung ab.

„Die Luft ist rein.“

Als sie draußen waren, zog Amaury sein Handy aus der Tasche. „Ich lasse uns einen Van kommen.“

Cain nickte und behielt die drei Delinquenten im Auge. „Ihr seid eine Schande für unsere Rasse.“

„Es war seine Idee“, sagte der kleinere, wobei er auf seinen ohnmächtigen Freund deutete. „Ich schwöre es.“

Wahrscheinlich war es die Wahrheit, da der, den Cain ins Land der Träume geschickt hatte, derjenige war, der den meisten Widerstand geleistet hatte. „Das ist keine Entschuldigung für euer schlechtes Benehmen!“

Der Vampir senkte den Kopf. „Nein, Sir.“

„Nenn mich nicht Sir!“, knurrte Cain.

„Nein, nenn ihn nicht so. Er verdient mehr als das“, sagte eine ruhige Stimme vom anderen Ende der Gasse.

Cain wirbelte seinen Kopf in Richtung des Mannes. Aufgrund seiner Aura war es sofort offensichtlich, dass dieser ein Vampir war. Doch nicht nur das. Er sah wie ein Krieger aus, wie einer, der unzählige Schlachten gesehen hatte und als Sieger hervorgegangen war. Ein ernst zu nehmender Kämpfer.

„Wenn ihr ihn ansprechen müsst, zollt ihm den Respekt, der ihm gebührt. Nennt ihn Eure Majestät.“

5