Vielen Dank,

liebe Spinne! #4

 

 

 

von

Niklaus Schmid

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Foto: Faisal Akram from Dhaka, Bangladesh

© 110th / Chichili Agency 2015

EPUB ISBN 978-3-95865-574-4

MOBI ISBN 978-3-95865-575-1

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

 

INHALT

 

Topinambur

Todschick und sexy

Zuschauerpost

 

KURZINHALT

 

Niklaus Schmid in Bestform! Immer 3 Top-Kurzkrimis.

 

TOPINAMBUR: Rogers Freundin Anne bedient in einem italienischen Restaurant, wo sie per Zufall ein Gespräch zweier zwielichtiger Typen belauscht. Sie ist sich sicher, dass es um Schutzgelderpressung geht. Zwanzigtausend wollten sie von Annes Chef. Sie erzählt Roger davon, der aus einer Laune heraus Annes Chef anruft und sich als einer der Erpresser ausgibt, mit fatalen Folgen.

 

TODSCHICK UND SEXY: Die 46-jährige Innenarchitektin Vera Lenz hegt den Wunsch ihr Leben zu beenden. In ihrer Verzweiflung ruft sie die Telefonseelsorge an. Der Mann am anderen Ende rät ihr etwas Verrücktes zu tun. Kurze Zeit später treibt sich ein fremder Mann in ihrem Garten herum. Da trifft sie einen Entschluss…

 

ZUSCHAUERPOST: Edda Burgas schreibt eine E-Mail an Georg Schenk, dem Moderator der Sendung „Das andere Fenster“. Eigentlich will sie nur mitteilen, wie sehr ihr die Sendung gefällt. Doch Georg antwortet ihr und es entwickelt sich ein folgenschwerer Briefwechsel.

 

TOPINAMBUR

 

Jetzt mal unter uns, dass ich mich auf diese Mafia-Sache eingelassen habe, war eine Scheiß-Idee. Ich meine das sogar im wörtlichen Sinne. Denn es war so:

Ich saß gerade vor einer Portion Topinambur-Auflauf mit Speck, als Anne an meinen Tisch trat. Mit hochrotem Kopf, was aber, wie ich später erfuhr, nicht vom Küchendunst herrührte, sondern mit ihrer Aufregung zusammenhing.

„Na, hat der Dicke dich wieder angegrabscht?“, wollte ich wissen.

Sie ging nicht darauf ein, sagte nur: „Pass auf, Roscher, ich hab wenig Zeit, muss gleich wieder zurück in die Küche. Du glaubst ja nicht, was ich gerade auf dem Klo erlebt habe. – Grins nicht so blöd!“

„Entschuldige.“ Ich legte die Gabel beiseite.

„Also, das ist der Hammer: Mein Chef wird erpresst.“

„Was du nicht sagst!“

„Doch, Roscher, ist so. Zwei Typen haben sich eben darüber unterhalten. Entweder der alte Sack zahlt, hat der eine gesagt, oder wir machen ihm den Laden platt.“

„Moment mal, Anne? Wird Schutzgelderpressung jetzt auf der Damentoilette ausgehandelt?“

„Quatsch! Ich war mal kurz für kleine Jungs – du weißt doch, bei den Mädels dauert’s immer länger, bei Damen standen sie schon Schlange. Ich aber hatte wenig Zeit, eine Bedienung war ausgefallen, die Gäste warteten, und da bin ich eben mal auf die Herren gegangen, machen andere auch.“

„Weiter, Anne, mein Essen wird kalt.“

„Nun, ich setz mich gerade, da höre ich Männer kommen, verdammt, dachte ich, die können doch unter der Tür durch meine roten Schuhe sehen, und da bin ich schnell auf die Brille gestiegen. Noch rechtzeitig. ‚Die Luft ist rein’, sagt einer der Männer, und der andere legt auch gleich los, von wegen wie sie meinem Chef die Hölle heiß machen wollen. Mit ’nem Truck inne Schaufensterscheibe, sagt der erste; nee, Molotowcocktail ist geiler, meint der zweite, am besten noch heute, der muss wissen, dass wir’s ernst meinen. Ja, nee, gib ihm noch ein, zwei Tage, schlug der eine vor, vielleicht hat der die zwanzig Mille tatsächlich nicht flüssig. Na schön, sagt der andere, geben wir ihm noch eine letzte Chance.“

Ich nahm einen Schluck Wein. „Und dann?“

„Danach hörte ich Schritte, es kam noch jemand, und es wurde still. Na ja, bis auf die bekannten Geräusche.“ Sie zog die Nase kraus, sprach dann aus dem Mundwinkel: „Schau dich gleich mal unauffällig um, die beiden da an der Theke, das könnten sie sein.“ Ich zuckte die Achseln. Anne nahm mein Weinglas, laut sagte sie: „Darf ich Ihnen noch einen Silvaner bringen?“

„Aber gerne.“