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Dritter Band der Illochim-Trilogie

 

Der Traum des Navigators

 

von Rüdiger Schäfer

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Kleines Who is Who

 

 

Atlan – der Lordadmiral der USO auf der Spur eines geheimnisvollen Volkes

Trilith Okt – die Psi-Kämpferin erfährt endlich mehr über ihre Herkunft

Waheijathiu – das Rudimentärbewusstsein des Navigators erhält einen Pseudokörper

Gasuijamuo – das Rudimentärbewusstsein des Illochim ebenso

Malotuffok – der Navigator träumt

Pawhikuthar – Illochimischer Lotse auf Shahimboba

Dahagmata – der Symbiontvater kennt nur ein einziges Ziel: zu wachsen

Shareen Deubtar – eine resolute Frau

Benjamin Deubtar – legendärer Widerstandskämpfer gegen die Illochim

Moltek Zess – der Ertruser auf Shahimboba hat eigene Pläne

Galt Rozek – Ertrusischer Leibwächter von Moltek Zess

Calvin Nuyken – Nachkomme der auf Interlude Gestrandeten

Decaree Farou – Atlans Stellvertreterin auf Quinto-Center

Josh Dirks – Kommunikationsspezialist auf Quinto-Center

Ronald Tekener – auch Smiler genannt, trainiert auf Quinto-Center

Homer G. Adams – Finanzminister des Solaren Imperiums und Zellaktivatorträger

Galbraith Deighton – Solarmarschall des Solaren Imperiums und Zellaktivatorträger

 

Die Besatzung der EX-856 im Jahre 2867:

Adrian Deubtar – Kommandant

Elvia daHuck – Pilotin, Anthropologin und Partnerin Deubtars

Gonzalo Pavaree – Zweiter Wissenschaftsoffizier und Astrophysiker

Darko Loevej – der Ortungsoffizier und Hobbygeologe macht eine wichtige Entdeckung

Monique Morizur – Erster Wissenschaftsoffizier

Thuram Rydberg – Cheftechniker

Lukas Bonfell-Heroe – der Funkoffizier beweist, dass Rauchen ernsthaft die Gesundheit fördern kann

Dr. Hektor Robertson – Bordarzt

Maurice O’Bannon – infiziert an tinae robertsonensis

Malinka Odonobe, William Palin, Zac Penrose, Timothy Blake, Sari Farasha – weitere Besatzungsmitglieder

1

 

 

2. Juni 3103

 

Atlan

 

Bleib stehen!

Die Stimme entstand direkt in meinem Kopf. Ein tonloses, irritierendes Flüstern, das sich wie ein schnell wirkendes Gift ausbreitete und meine Gedanken lähmte.

Du handelst unlogisch. Bleib stehen!

Ich hastete weiter, versuchte das Wispern in meinem Verstand zu ignorieren. Meine Augen brannten wie Feuer. Ich wischte mir mit dem Ärmel der zerfetzten Kombination über das feuchte Gesicht. Ein lautes Krachen drang an meine Ohren, so als würde in meinem Rücken ein großes Tier durch das Unterholz brechen, aber ich wusste, dass es kein Tier war, das mich verfolgte.

Vor mir wurde die Vegetation dichter. Zwischen den knorrigen Stämmen der überall in den grauen Himmel wachsenden Bäume wucherte verfilztes, dorniges Gestrüpp. Die nadelspitzen Stacheln setzten meiner ohnehin schon ramponierten Kleidung weiter zu und bohrten sich durch den dünnen Stoff in die Haut, doch ich hatte keine Wahl. Ich musste weiter. Mein Gegner war unmittelbar hinter mir und holte mit jedem Schritt auf.

Wie lange war ich bereits auf der Flucht? Ich wusste es nicht. Jeder Versuch, mich daran zu erinnern, wie das alles angefangen hatte, verwandelte meinen Kopf in eine dröhnende Glocke. Ich wusste nur, dass ich nicht aufgeben durfte, dass eine Kapitulation nicht in Frage kam, wie aussichtslos die Lage auch sein mochte.

Du musst stehen bleiben, drängte die fremde Stimme. Du musst dich beruhigen! Denk nach! Du kannst nicht …

Ich biss mir so fest auf die Zunge, dass der Schmerz für einen Moment alles andere überlagerte. Das Flüstern in meinem Schädel verstummte.

Wo war ich?

Die Bäume, der weiche, von welken Blättern und abgebrochenen Ästen bedeckte Boden, die nach Moder und frisch gefallenem Regen riechende Luft – all das deutete auf einen Wald hin, wie ich ihn von zahllosen Planeten her kannte. Aber wie war ich hierher gekommen? Und was tat ich hier?

Für einen Moment war ich unaufmerksam, achtete nicht auf den Weg, der nur eine schmale von Wildtieren ins Dickicht getrampelte Schneise war. Mein rechter Fuß verfing sich in einer aus dem lockeren Erdreich ragenden Wurzel. Ich kippte vornüber und konnte gerade noch die Arme vor der Brust anwinkeln, um den Sturz einigermaßen abzufedern. Dennoch trieb mir der Aufprall die Luft aus den Lungen.

Ich versuchte wieder auf die Beine zu kommen, wohl wissend, dass mich mein Fehler den letzten Rest an Vorsprung kosten würde, den ich noch hatte, doch die Schicht aus nassem Laub war spiegelglatt. Ich hatte mich kaum aufgerichtet, da glitt ich bereits wieder aus und fiel erneut zu Boden.

Zu der Erschöpfung und der Gewissheit, einen Kampf auszufechten, den ich nicht gewinnen konnte, gesellte sich nun auch die Angst. Was da durch das Zwielicht auf mich zu kam, war der Inbegriff des Bösen. Ein schwarzer Schatten, fiebrige, wimmelnde Bewegung, schwere Schritte, die die Erde zum Zittern brachten.

Mein Herz schlug bis zum Hals, pumpte kochendes Blei durch die Adern. Ich schob mich auf Händen und Knien vorwärts. Das Gelände fiel an dieser Stelle immer stärker ab. Ich kam ins Rutschen, nahm Fahrt auf und musste schon kurz darauf mit Armen und Beinen abbremsen, da ich zu schnell zu werden drohte.

Beruhige dich, bei allen Göttern Arkons, wisperte der Extrasinn. Du verdammter Narr bringst uns noch um!

Extrasinn? Was war ein Extrasinn? Der Begriff materialisierte sich urplötzlich in meinem Geist, doch ich war nicht in der Lage, ihm eine Bedeutung zuzuordnen.

Als ich die Abbruchkante sah, war es bereits zu spät. Hinter einer schmalen, von moosbewachsenen Felsen begrenzten Böschung, schien die Welt einfach aufzuhören und es ging übergangslos in eine unbekannte Tiefe. Täuschte ich mich, oder vernahm ich tatsächlich das stetig lauter werdende Rauschen eines Flusses?

Ich drehte mich zur Seite, versuchte mein Tempo durch Gewichtsverlagerung zu verringern. Erfolg hatte ich damit nicht. Im Gegenteil. Statt langsamer zu werden, versetzten mich meine ungelenken Bremsversuche in Drehung; ich verlor vollends die Orientierung, überschlug mich mehrfach und erhöhte noch meine Geschwindigkeit. Sekunden später hatte ich den Abgrund erreicht.

Ein hässliches Knacken, begleitet von einem scharfen Stechen in der Brust, zeugte davon, dass die Knochenplatte, die Arkoniden anstelle von Rippen besaßen, mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas abbekommen hatte. Immerhin war ich zum Stillstand gekommen.

Stöhnend wälzte ich mich herum, was die Schmerzen in der Seite noch einmal verstärkte. Ich biss die Zähne zusammen. Kalter Schweiß rann von meiner Stirn in die Augen und vermischte sich dort mit dem trüben, fast weißlichen Sekret aus den Tränendrüsen, das Angehörige meines Volkes von jeher in Momenten starker emotionaler Anspannung produzierten.

Ich drehte den Kopf und spähte den Hang hinauf, den ich gerade noch auf so unelegante Art und Weise hinter mich gebracht hatte. Der Anblick der schlanken Gestalt, die in diesem Moment aus dem Dunkel des Waldes trat, brachte die Angst mit unverhoffter Intensität zurück. Alle Schmerzen waren mit einem Mal vergessen. Dort oben, vielleicht fünfzig oder sechzig Meter entfernt, stand der Fleisch gewordene Teufel, und wenn er mich in seine Klauen bekam, würde er Dinge mit mir tun, die schrecklicher waren als alles, was ich mir selbst in meinen schlimmsten Phantasien auszumalen vermochte.

Wach auf! Das Wispern des Extrasinns klang nun geradezu panisch. Du bist in einem Traum gefangen! Die elektrische Aktivität deines Gehirns hat einen Umfang erreicht, der deine psychische und physische Stabilität gefährdet! Du musst aufwachen!

Ich verstand kein Wort. Das war kein Traum. In einem Traum empfand man vielleicht Angst, aber keinen Schmerz. Ich spürte den harten, kalten Fels in meinem Rücken. Ich schmeckte den kupfernen Geschmack des Blutes auf meiner Zunge. Nein, so real konnte ein Traum unmöglich sein.

Die Gestalt hatte sich in Bewegung gesetzt. Mit bedächtigen Schritten, langsam und ohne jede Hast, kam sie den Abhang hinunter, sorgfältig darauf achtend, nicht wie ich den Halt zu verlieren und auszugleiten. Erst jetzt erkannte ich das unterarmlange Messer mit dem von fremdartigen Symbolen verzierten Griff, das in einer am Gürtel befestigten Lederscheide steckte.

Mit aller Kraft die ich noch aufzubringen in der Lage war, quälte ich mich auf die Knie. Mir war klar, dass ich in meinem Zustand nicht aufstehen und weglaufen konnte, doch ich musste es zumindest versuchen. Meine Flucht war zu Ende, und ich hatte meinem Widersacher nichts mehr entgegenzusetzen.

Erst als die Gestalt mich beinahe erreicht hatte, konnte ich im herrschenden Dämmerlicht ihr Gesicht erkennen. Die blasse Haut war von zahlreichen Muttermalen übersät. Über einer schlanken Nase musterte mich ein Augenpaar, das an zwei hellrote Pfützen erinnerte. Die vollen Lippen schimmerten in einem intensiven Blauton.

Der Hals der Frau wirkte für den eher breiten, von einem deutlich sichtbaren Knochenwulst umrahmten Kopf zu lang und zu dünn. Zudem störte der übermäßig ausgeprägte Kehlkopf das ästhetische Empfinden – zumindest das meine. Dennoch zog mich ihre markante Erscheinung in ihren Bann. Da war etwas schwer fassbares, etwas, das man nicht beschreiben oder benennen konnte. Eine Art Aura, die mich gleichzeitig faszinierte und abschreckte.

Ich kannte diese Frau. Ihr Name war Trilith Okt und ich war ihr schon einmal begegnet. Sie war mir auf gewisse Weise ähnlich und doch standen Dinge zwischen uns, die sich nicht mit ein paar klärenden Worten aus der Welt schaffen ließen.

Triliths Mund verzog sich zu einem unmerklichen Lächeln und wechselte dabei die Farbe von Blau nach Grün, aber das war nicht die einzige Bewegung in ihrem exotischen Gesicht. Zunächst glaubte ich einer Sinnestäuschung aufzusitzen, doch die dunkle Verfärbung der Haut um Triliths rechtes Auge herum, deren Form an einen neunarmigen Kraken erinnerte, und von der ich nach wie vor nicht wusste, ob es sich um eine Tätowierung oder eine natürliche Pigmentierung handelte, bewegte sich. Die dünnen Tentakel zitterten und zuckten, als würden sie unter Strom stehen, als würden sie leben und einen eigenen Willen besitzen.

Das … Ding pulsierte. Ich wollte unwillkürlich zurückweichen, doch Trilith ließ das nicht zu. Ihre rechte Hand packte mich so fest an der Schulter, dass ich aufschrie, denn die Kraft, die sie dabei entwickelte, war mörderisch. Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter, als sie sich so weit zu mir hinunter beugte, dass die Spitzen unserer Nasen nur eine Handbreit voneinander entfernt waren.

»Warum läufst du vor mir davon, Lordadmiral«, hörte ich ihre sanfte Stimme. »Ich will dir helfen.«

Ich wollte etwas erwidern, mich gegen Triliths brutalen Griff stemmen, irgendetwas tun. Stattdessen konnte ich nur auf das pulsierende Etwas vor mir starren. Und dann – blitzartig und ohne Vorwarnung – geschah es: Der Krake löste sich von Trilith und katapultierte sich mitten in mein Gesicht!

Im ersten Moment fühlte es sich an, als hätte jemand ein feuchtes, kaltes Handtuch um meinen Kopf geschlungen. Dann spürte ich ein mit jeder Sekunde unangenehmeres Kribbeln, das sich schnell zu einem heftigen Zwicken steigerte. Millionen winziger Nadeln tanzten auf meinen Wangen, meiner Stirn, stachen in die empfindlichen Stellen unter den Augen und an den Schläfen. Klebrige Tentakel schoben sich in die Öffnungen von Ohren und Nase, bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg zwischen meinen zusammengepressten Lippen hindurch und legten sich wie eine hauchdünne Lackschicht über jeden Quadratzentimeter freier Haut.

Instinktiv hob ich die Hände, wollte das grauenhafte Monster in meinem Gesicht packen und herunter reißen, doch Trilith erlaubte es nicht. Sie ließ meine Schulter los und umfasste meine Handgelenke.

»Lass es geschehen«, flüsterte sie eindringlich. »Gleich geht es dir besser.«

Warum glaubte ich ihr nicht? Vielleicht lag es daran, dass ich auf einmal keine Luft mehr bekam, dass sich die dünne Membran um meinen Schädel immer enger zusammenzog. Vielleicht lag es an den grauenvollen, pochenden Kopfschmerzen, die mich wünschen ließen, endlich in eine erlösende Ohnmacht zu fallen und diese unwirkliche Situation einfach hinter mir zu lassen. Vielleicht machte es aber auch gar keinen Unterschied, ob das, was ich gerade erlebte, Wirklichkeit war oder nicht.

Von irgendwoher erklang eine leise, getragene Melodie. Die schluchzenden Töne erinnerten mich an eine arkonidische Ghad-Flöte, aber wahrscheinlich war das schon der beginnende Wahnsinn.

 

»Wie fühlst du dich, Lordadmiral?«

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Das Licht in der Krankenstation der GAHENTEPE war auf ein Minimum herabgedimmt. Dennoch empfand ich das dämmrige Halbdunkel als zu hell.

Ich ruhte auf einer leidlich bequemen Liege, die – gemeinsam mit einer zweiten, baugleichen Konstruktion – etwa in der Mitte des Raums auf einem breiten Podest montiert war. Ein Schwarm erbsengroßer Medoeinheiten umschwirrte meinen nackten Oberkörper auf wirren Bahnen. Ab und an verließ eine der Maschinen die ungeordnete Formation um sich für ein paar Atemzüge auf meinem Bauch, der Hüfte oder einer Schulter niederzulassen. Was sie dort tat, konnte ich nicht erkennen.

Trilith Okt stand zu meiner Rechten und musterte mich mit undefinierbarem Blick. Seit unserem letzten Zusammentreffen im Ephelegon-System, das rund neun Monate zurück lag, hatte sie sich nur unwesentlich verändert. Sie trug die schwarzen Haare nach wie vor offen, doch eine Spur kürzer. Die Fältchen um ihre Mundwinkel hatten sich ein wenig tiefer eingegraben. Sie wirkte ernsthafter, gereifter.

Das Feuermal in ihrem Gesicht saß dort, wo es hingehörte und machte keinerlei Anstalten, sich auf mich zu stürzen oder anderweitige Aktivitäten zu entwickeln. Ich hatte tatsächlich nur geträumt. Was mir vor wenigen Minuten noch so real und bedrohlich erschienen war, kam mir nun albern und überzogen vor.

»Interessiert dich das wirklich«, gab ich zurück und erschrak vor dem rauen Klang meiner eigenen Stimme, »oder fragst du das nur aus Höflichkeit?«

Trilith antwortete nicht. Sie drehte sich von mir weg und kontrollierte die Anzeigen einer mit mehreren Monitoren ausgestatteten Messbatterie über meinem Kopf. Die langen, schlanken Finger ihrer rechten Hand huschten über matt leuchtende Sensorfelder, dann nahmen ihre Lippen einen sanften Olivton an.

»Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Puls, Atemfrequenz«, zählte sie auf. »Es gibt nicht einen Vitalparameter, der sich im für deinen Physiotyp geltenden Normbereich bewegt.«

»Das hast du wunderschön gesagt«, kommentierte ich spöttisch, obwohl ich alles andere als in heiterer Stimmung war. Der Zellaktivator auf meiner Brust hatte sich merklich erwärmt und die Impulse, die er in schneller Folge durch meinen Körper sandte, erreichten fast schon das Ausmaß schwacher Strömstöße. Es fühlte sich beinahe … unangenehm an, so als wolle sich das eiförmige Gerät in mein Fleisch hineinfressen.

Nein, ich musste mich irren. Ich litt nach wie vor unter den Nachwirkungen meiner Sucht.

»Offenbar bist du nicht zum Sprechen aufgelegt«, zeigte sich Trilith von meinem Charme unbeeindruckt. »Ich werde wiederkommen, wenn du …«

»Warte«, unterbrach ich sie. »Ich … es tut mir leid. Ich bin …«

»Du bist ein Opfer deiner grenzenlosen Unbesonnenheit und Arroganz«, vollendete sie den Satz für mich. »Ohne die medizinischen Möglichkeiten der GAHENTEPE und die Impulse deines Zellaktivators wärst du längst tot. Jeder, der sich einem Gatusain anvertraut, zahlt früher oder später den Preis dafür.«

»Ich hatte keine Wahl«, erwiderte ich trotzig.

Trilith Okt lachte humorlos.

»Natürlich nicht«, sagte sie. »Du bist schließlich etwas ganz besonderes, nicht wahr? Du bist der unsterbliche Lordadmiral Atlan, furchtloser Kämpfer für Recht und Ordnung in der Galaxis, ach was sage ich, im Universum. Hast du mir während unseres letzten Abenteuers nicht ständig gepredigt, dass jede Handlung Konsequenzen hat? Gilt das nur für andere, oder legst du deine hohen Maßstäbe auch an dich selbst an?«

»Ich habe nie behauptet, dass ich keine Fehler mache«, verteidigte ich mich. »Im übrigen bin ich dir für deine Hilfe dankbar, aber ganz bestimmt keine Rechenschaft über meine Handlungen schuldig.«

»Nein, das bist du nicht«, stimmte Trilith zu. »Aber sag mir eines, Arkonide: Hast du das Gefühl grenzenloser Überlegenheit nicht mit allen Sinnen genossen?«

»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte ich nach kurzem Zögern. Ich hatte plötzlich wieder Kopfschmerzen.

»Du weißt genau, was ich meine«, widersprach die Psi-Kämpferin. »Deine Besuche im Sarkophag haben dir etwas vermittelt, was dir der Zellaktivator nicht geben kann, nicht wahr? Grenzenloses Selbstbewusstsein. Die Überzeugung, dass dir nichts und niemand etwas anhaben kann. Und damit einhergehend die Fähigkeit, das dir verliehene ewige Leben in vollen Zügen zu genießen, es ohne Reue auszukosten.«

Ich leckte mir nervös über die Lippen, schmeckte salzigen Schweiß. Das Atmen fiel mir auf einmal schwer. Die Luft in der Krankenstation schien sich in zähen Sirup verwandelt zu haben und der Aktivator brannte wie ein glühendes Stück Kohle auf meinem Brustkorb.

»Bist du jetzt unter die Psychologen gegangen«, versuchte ich einen lahmen Scherz.

»Es tut manchmal weh, wenn man den Spiegel vorgehalten bekommt«, sagte Trilith leise. »Ich habe in den letzten Monaten einige interessante Details erfahren. Auch über mich selbst. Die Dinge werden nicht einfacher, wenn man ihnen auf den Grund geht.«

»Wie lange liege ich schon hier?«, wechselte ich das Thema. Ich war ganz sicher nicht stolz auf das, was ich in Bezug auf den Sarkophag der Illochim getan hatte. Mein Verhalten an Bord der AVIGNON und auf Orgoch war das eines Süchtigen gewesen, eines Getriebenen, der die meiste Zeit des Tages an nichts anderes denken konnte, als an den nächsten Schuss, die nächste Dosis seiner Droge.

Ja, ich hatte die Phasen der Euphorie und des Hochgefühls genossen. Es war ein Rausch gewesen, der alles überstieg, was ich bis dahin erlebt hatte. Es fiel mir nicht leicht, es zuzugeben, doch Trilith hatte recht. Der Übergang zwischen gesunder Selbstsicherheit und gefährlicher Überheblichkeit war fließend. Ein Zellaktivator und die damit verbundene Unsterblichkeit waren keine Garantie für einen ausgeglichenen und mit sich selbst im Einklang befindlichen Charakter, für die Entwicklung einer Persönlichkeit oder die Ausrichtung der eigenen Taten nach gängigen moralischen Prinzipien.

Charakter zu haben bedeutet, sich selbst gegebene Versprechen unter allen Umständen zu erfüllen, hatte mein alter Lehrmeister Fartuloon oft gesagt. Niemand wird mit der dafür notwendigen Willenskraft geboren. Die höchsten Qualitäten des Charakters müssen jeden Tag aufs neue erworben werden.

Als ich mich dem Gatusain zum ersten Mal anvertraute, hatte ich nicht allein auf meine jahrtausendelange Erfahrung, meine Mentalstabilisierung und meinen starken Willen, sondern vor allem auf den Schutz des Zellaktivators gebaut. Das Gerät verhinderte üblicherweise nicht nur die normale biologische Zellalterung, sondern schützte mich auch vor jeder nur denkbaren Art von Gift. Im Falle des Sarkophags hatte ich mich gründlich verrechnet, vielleicht auch selbst überschätzt. Was immer die geheimnisvolle Auster auch mit mir gemacht hatte: Der Aktivator, und vor allem mein Geist waren nicht damit fertig geworden. Aber war mir das überhaupt jemals wirklich bewusst gewesen? Hatte ich mir meine Sucht in den vergangenen Tagen jemals ehrlich eingestanden? Die Antwort auf diese Fragen lautete Nein, denn andernfalls hätte ich etwas gegen meine fatale Abhängigkeit unternommen!

Warum überrascht es dich, dass auch deine Standhaftigkeit ihre Grenzen hat?, wisperte der Extrasinn. Mir musst du nichts vormachen, Arkonide. Helden waren schon immer kaum mehr als der Stoff für Tragödien. Sei dem Schicksal für deine Schwächen dankbar, denn sie führen dir ab und an vor Augen, dass du nicht besser als alle anderen bist. Den Unterschied machst nur du allein aus.

»Nach deiner Zeitrechnung schreiben wir heute den 2. Juni 3103«, hörte ich Triliths Stimme wie durch eine dichte Wand aus Watte. Es dauerte lange Sekunden, bis ich das Dröhnen in meinem Schädel so weit zurückgedrängt hatte, dass ich wieder klar denken konnte.

»Wir haben Orgoch vor gut dreißig Stunden verlassen und befinden uns derzeit am Rand der galaktischen Eastside, etwa fünftausend Lichtjahre entfernt von Gatas.«

»Die ESHNAPUR …?«, begann ich, doch Trilith ließ mich nicht ausreden.

»… ist wie abgemacht auf dem Weg nach Terra. Glaub mir, Lordadmiral, du hast im Moment ganz andere Sorgen.«

»Ich bin in Ordnung«, knurrte ich und wollte mich von der Liege schwingen. Trilith drückte mich ohne Mühe auf das Lager zurück und machte mir damit klar, dass ich noch längst nicht wieder bei Kräften war. Sie trat einen Schritt näher und beugte sich so tief zu mir hinunter, dass die Spitzen ihrer Haare meine Wangen berührten. Der herbe, nicht unangenehme Duft, der dabei in meine Nase stieg, ließ mich unwillkürlich an Decaree Farou denken. Als sei es erst gestern gewesen, dass ich mit dieser ebenso intelligenten wie betörenden Frau in Quinto-Center einen der wenigen entspannten Abende verbracht hatte, die mir meine Rolle als USO-Chef gestattete.

»Ich gebe dir den guten Rat, das hier sehr ernst zu nehmen, Lordadmiral.« Ihre bisherige Gelassenheit war auf einmal wie weggewischt. »Ich musste deine Behandlung für einige Zeit unterbrechen. Dein Kreislauf drohte zu kollabieren. Die Tatsache, dass wir überhaupt miteinander sprechen können, verdankst du lediglich den Schmerzmitteln, die ich dir injiziert habe – in Mengen, die einen normalen Menschen auf der Stelle töten würden. Du hast mit dem Feuer gespielt und stehst noch immer in Flammen. Glaub mir, ich beneide dich nicht um das, was dir in den nächsten Tagen bevorsteht.«

»Willst du mir … Angst machen?«, brachte ich mühsam hervor. Der dicke Kloß in meinem Hals wuchs mit beängstigendem Tempo.

»Nein.« Trilith schüttelte in einer vollendet terranischen Geste den Kopf. »Das muss ich gar nicht. Du hast genug Angst für uns beide.«

 

Als ich erwachte, war ich allein. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie viel Zeit seit dem letzten Gespräch mit Trilith Okt vergangen war und um ehrlich zu sein, war es mir auch egal.

Die Liege unter mir schien zu vibrieren und es dauerte eine Ewigkeit bis ich begriff, dass ich selbst es war, der diese Erschütterungen erzeugte. Meine Muskeln zuckten unkontrolliert, ver- und entkrampften sich in schneller Folge, so als fühlten sie sich in meinem Körper nicht mehr wohl und wollten sich mit Gewalt ihren Weg in die Freiheit bahnen. Mein Herz schlug ohne jeden Rhythmus, setzte immer wieder für mehrere Sekunden aus, nur um seine Arbeit dann von neuem und um so ungestümer und nachhaltiger aufzunehmen. Zumindest kam es mir so vor.

Ich hörte das entfernte Wispern des Extrasinns, doch ich verstand kein Wort. In meinen Ohren rauschte das Blut, eine zähe, ätzende Masse, die sich geradezu widerwillig durch meine Adern wälzte.

Die Zuckungen erinnerten an einen epileptischen Anfall, ein Leiden, das auf der Erde schon lange vor der Zeitenwende bekannt gewesen war. In den diversen Kulturen hatten die so Erkrankten wahlweise als von den Göttern auserwählt oder von Dämonen besessen gegolten. Ich musste unwillkürlich an meine Erlebnisse im alten Rom denken. Damals mussten angehende Soldaten bei ihrer Musterung durch ein rotierendes Wagenrad in die Sonne schauen. Erlitten sie einen Anfall, wurden sie aussortiert. Später hatte ich dem an Epilepsie leidenden Julius Cäsar mehrfach mittels geeigneter Medikamente aus den Arsenalen meiner Unterwasserkuppel bei schweren Anfällen Linderung verschafft.

Die Ursache epileptischer Anfälle waren wahllos feuernde Neuronen im Gehirn. In der galaktischen Medizin galt die Krankheit als ausgerottet beziehungsweise mit standardisierten und nahezu nebenwirkungsfreien Antikonvulsiva problemlos beherrschbar. Hatte Trilith nicht gesagt, dass ich Medikamente bekommen hatte? Wenn das der Fall war, taugten diese entweder nicht viel oder die letzte Einnahme lag schon so lange zurück, dass sie nicht mehr wirkten. Das war einer der wenigen Nachteile eines Zellaktivators: Die lebensverlängernden Impulse neutralisierten sämtliche körperfremden Stoffe im Organismus – auch jene, die in bester therapeutischer Absicht injiziert wurden.

Ich öffnete den Mund, wollte die GAHENTEPE respektive den Bordrechner des Diskusschiffes auf meinen Zustand aufmerksam machen, aber ich brachte keinen Laut heraus. Ich hatte jegliche Kontrolle über meinen Körper verloren, und dieses Gefühl war schlimmer als die bestialischen Schmerzen, die mich in Wellen durchliefen und mit jedem Mal heftiger wurden.

Beim Versuch mich zu zwingen, eine kontrollierte Bewegung auszuführen, konzentrierte ich mich einzig und allein auf meinen rechten Arm, der wie ein großer Fisch im Netz eines Anglers hin und her zappelte. Nichts! Ich spürte lediglich einen sanften Widerstand. Vermutlich lag ich unter einem flexiblen Prallfeld, das verhinderte, dass ich von meinem Lager fiel und mich selbst verletzte.

Ein neuer Schmerzorkan fegte durch meinen Körper. Ich schrie, das hieß, ich glaubte zu schreien, denn nach wie vor war alles, was ich hören konnte, ein monotones Rauschen und das asynchrone Wummern meines Herzens.

Warum versetzte mich die GAHENTEPE nicht in einen künstlichen Heilschlaf? Sie musste über ihre Sensoren und Diagnostikfühler genau über mein aktuelles Befinden informiert sein. Warum griff sie nicht ein und verschaffte mir Erleichterung?

Vor meinen Augen erschienen wirre Muster. Mir war, als würde ich aus großer Höhe auf eine riesige Menschenmenge herabschauen. Meine Gedanken verwirrten sich. Ich wusste plötzlich nicht mehr, wer und wo ich war. Die Bilder, die schlaglichtartig vor mir auftauchten, ergaben keinen Sinn, zeigten Szenen, die mir Angst einflößten.

Irgendwann war das Schlimmste vorüber – zumindest vorläufig. Ich öffnete die von getrocknetem Sekret verklebten Augen. Sofort waren zwei der winzigen Medoroboter zur Stelle und entfernten die Sekretreste innerhalb weniger Sekunden. Ich war nach wie vor allein in der Krankenstation. Mit äußerster Anstrengung hob ich den Kopf und sah an mir herunter. Außer einer eng anliegenden, dünnen Hose, die mir bis knapp über die Knie reichte, war ich nackt.

Etwas war nicht so wie es sein sollte!

Ich wartete auf einen Hinweis des Logiksektors, doch der kam nicht. War mein zweites Ich von meinem Entzug ebenfalls betroffen? Für einen schrecklichen Augenblick durchzuckte mich der Gedanke, dass die Hölle, durch die ich ging, meinen Extrasinn so stark geschädigt hatte, dass er für immer verstummt war. So sehr mich die flüsternde Stimme in meinem Kopf manchmal zur Weißglut trieb, so sehr hatte ich mich an sie und ihren in so vielen Situationen wertvollen, ja manchmal sogar lebensrettenden Rat gewöhnt.

Das Schicksal erlaubte es mir nicht, dieser Befürchtung länger nachzuhängen, denn in diesem Moment wurde mir bewusst, was mich die ganze Zeit gestört hatte.

Fassungslos starrte ich auf meine blanke Brust.

Der Zellaktivator war verschwunden!

2

 

 

4. Juni 3103

 

Trilith Okt

 

Trilith Okt beobachtete schweigend den Nebelschirm über der ovalen Befehlskonsole. Auf der Projektionsfläche drängten sich die zahllosen Sterne der Eastside; im Hintergrund schimmerten die Sonnenmassen des galaktischen Zentrums wie ein Meer vollendet geschliffener Edelsteine. Es war ein Anblick, dessen sie nicht müde wurde.

Seit den Ereignissen im Sphärenrad und auf Rudyn war viel geschehen. Dennoch spürte Trilith diese Unruhe, die sie schon so lange mit sich herum trug. Das quälende Gefühl der inneren Leere, die Gewissheit, wichtige, die eigene Existenz betreffende Informationen nicht zu besitzen, machten ihr unverändert zu schaffen.

Hinzu kamen die Alpträume. Fast jede Nacht sah sie das schmerzverzerrte Gesicht Lalia Birs vor sich, die furchtbare Wunde, die das gewaltsame Entfernen des Zellaktivators in die Brust der Freundin gerissen hatte. Dabei war das Gerät ihre ganze Hoffnung gewesen, eines jener schmucklosen, aus einem unbekannten, bläulichrot schimmernden Material bestehenden Eier, um die sich in der Milchstraße mehr Legenden rankten, als um jedes andere Objekt.

Lalia hatte auf den Aktivator geradezu allergisch reagiert, etwas, das sich Trilith bis heute nicht erklären konnte, auch wenn sie vermutete, dass die GAHENTEPE etwas damit zu tun hatte. Sie selbst hatte danach fast zwei Wochen gebraucht, um sich zu überwinden und sich die dünne Kette mit dem Gerät wieder über den Kopf zu streifen. Nach allgemeiner Auffassung dauerte es üblicherweise acht Tage, bis sich der Körper so sehr auf die lebensverlängernden Impulse eingestellt hatte, dass ein Ablegen des Aktivators nach spätestens 62 Stunden zu einem explosiven Zellverfall und somit unweigerlich zum Tod führte. Für Trilith waren es die längsten acht Tage ihres Lebens gewesen.

Zu einer Abwehrreaktion wie bei Lalia kam es bei ihr – warum auch immer – nicht. Im Gegenteil. Das Gerät sorgte dafür, dass sie sich so gesund und fit fühlte, wie niemals zuvor in ihrem Leben. Schnell stellten sich weitere körperliche Veränderungen ein. Plötzlich genügten schon zwei bis drei Stunden Schlaf pro Tag, um frisch und ausgeruht zu sein. Das nervtötende Jucken, das sie manchmal an der Nahtstelle zwischen ihrem linken Bein und ihrer Unterschenkelprothese verspürte, verschwand. Es fiel ihr zudem leichter als früher, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken, und selbst die komplexen mathematischen Formeln, die ihr die GAHENTEPE einst im Rahmen ihrer Ausbildung vorgesetzt hatte, bereiteten ihr mit einem Mal keine Probleme mehr.

Trilith zog an einigen der von der Decke der Zentrale hängenden Quastenschnüren. Sofort stieg ein süßlicher Duft in ihre Nase und signalisierte, dass ihr Steuerbefehl empfangen und umgesetzt worden war. Das Diskusschiff erhöhte die Geschwindigkeit und veränderte den Kurswinkel um einige Grad.

Sie hatte kein klares Ziel vor Augen, steuerte die GAHENTEPE nun bereits seit vielen Stunden auf willkürlichen Flugbahnen durch die Weiten der Milchstraße. Das Fliegen half ihr beim Nachdenken. Das komplizierte System der Quastenschnüre beherrschte sie längst blind. Sie musste sich nicht mehr konzentrieren, um die diversen Routinemanöver auszuführen, einen neuen Zielstern in Peilung zu nehmen oder die ständig eingehenden Ortungsdaten zu filtern. Sie betrachtete die GAHENTEPE inzwischen als ihr Schiff, und auch wenn der Raumer noch eine Reihe von Geheimnissen barg und ihr beharrlich den Zutritt zu bestimmten Bereichen verwehrte, so war sie doch einigermaßen sicher, dass sich der Bordrechner ihren Befehlen unterordnete.

Nach den Ereignissen auf Rudyn und dem Tod Lalias war Trilith erneut nach Fauron geflogen, jenem Planeten, auf dem sie damals ihre Abschlussprüfung gemeistert und den Kampf gegen die mutierte Springerin Morchete gewonnen hatte. Die Dschungelwelt erschien ihr ein passender Ort zu sein, um den Leichnam ihrer Gefährtin zur letzten Ruhe zu betten. Sie landete auf jener Lichtung, auf der die GAHENTEPE sie einst abgesetzt und ihr dann den linken Unterschenkel mit einem Schuss aus einer der Bordkanonen abgetrennt hatte. Es war der Beginn eines einzigartigen Martyriums gewesen.

Aus Triliths Rückschau hatte hier ein neuer Abschnitt ihrer an Schicksalsschlägen reichen Lebensgeschichte seinen Anfang genommen. Während der dreitägigen Gewaltmarsches durch den Urwald hatte sie viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Damals war ein Großteil jenes Hasses entstanden, den sie seitdem in ihrem Herzen trug und der sich gegen jene richtete, die sie von Geburt an gegängelt und immer wieder getestet hatten. Eines Tages, davon war sie nach wie vor fest überzeugt, würde sie die Verantwortlichen finden und zur Rede stellen.

Doch zunächst hatte sie Abschied von ihrer einzigen Freundin genommen und zum letzten Mal deren dem eigenen in vielen Details so ähnliche Gesicht betrachtet. Von den Verletzungen, die die Frau davongetragen hatte, war dank der gründlichen Arbeit der Medoroboter nichts mehr zu sehen. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass Lalia lediglich schlief, dass sie jeden Moment aufwachen würde, verwirrt und erschöpft vielleicht, doch ansonsten auf dem Weg der Genesung.

Trilith Okt wusste es besser. Lalia Bir würde nie mehr aufwachen, und als sich der schlichte Stahlplastsarg mit dem leblosen Körper in das Erdreich Faurons senkte, ließ es der in ihr brodelnde Hass nicht zu, dass sie auch nur eine einzige Träne vergoss. Später vermochte sie nicht mehr zu sagen, wie lange sie am Grab ihrer Schwester ausgeharrt hatte, doch als sie schließlich in die GAHENTEPE zurückkehrte, brach bereits die Nacht über Fauron herein.

Trilith verließ die Zentrale, um sich in einem der angrenzenden Aufenthaltsräume einen Becher Hanjak zu holen. Schon nach dem ersten Nippen an dem dampfend-heißen, schneeweißen Gebräu breitete sich eine wohlige Wärme in ihrem Magen aus. Sie ließ sich auf einen der leidlich komfortablen Sessel fallen, die neben einem schlichten Tisch die einzige Einrichtung des Raums bildeten.

»Wie geht es ihm?«, fragte sie laut. Die GAHENTEPE reagierte sofort.

»Nicht gut«, erklärte sie mit ihrer geschlechtslosen und stets ein wenig unpersönlich klingenden Kunststimme. »Lordadmiral Atlan befindet sich unverändert in einem kritischen Zustand. Gemäß deiner Anweisungen erhält er aber noch immer die mit seiner Konstitution maximal vereinbare Strahlungsmenge. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um noch einmal nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass …«

»Spar dir deine Bedenken für jemanden auf, der sie hören will«, unterbrach Trilith das Bordgehirn schroff. Sie betrachtete die Steuereinheit der GAHENTEPE schon lange nicht mehr wie eine gewöhnliche Positronik, auch wenn sich das Schiff als solche bezeichnet hatte – vermutlich um sie damals nicht zu überfordern. Inzwischen wusste Trilith allerdings, dass sich hinter den metallenen Wänden weit mehr verbarg als Schaltkreise, Speicherbänke und ein paar Hyperkristalle.

»Wie du willst«, tönte es aus unsichtbaren Akustikfeldern, die den Eindruck vermittelten, dass die Stimme des Bordrechners aus allen Richtungen zugleich kam. »Ich befürchte jedoch, dass du die Kräfte deines Gastes überschätzt. Er war dem Einfluss des Gatusains zwar nicht allzu lange ausgesetzt, aber es handelte sich um den Sarkophag eines Navigators. Du weißt, was das bedeutet.«

»Weiß ich das?«, fragte Trilith.

»Darauf erwartest du hoffentlich keine Antwort von mir.«

Für einige Sekunden herrschte absolute Stille. Die in der GAHENTEPE installierten Maschinen arbeiteten weitgehend lautlos. Nur wenn man bewusst darauf achtete, konnte man ein leises Summen hören, so als wäre irgendwo in den verwinkelten Tiefen des Diskusschiffes ein Schwarm Schnacksen auf Nahrungssuche.

»Natürlich nicht«, sagte Trilith spöttisch lächelnd. »Ich bin es gewohnt, mir die Antworten auf meine Fragen hart erarbeiten zu müssen.«

Das Schiff schwieg und sie wusste nur zu gut warum. Auch wenn die GAHENTEPE streng genommen nur ein Werkzeug gewesen war, wenn es lediglich Anweisungen ausführte, so konnte Trilith das, was es ihr angetan hatte, nicht einfach vergessen. Dazu waren die Wunden zu frisch, und viele davon würden wahrscheinlich niemals verheilen.

Trilith hatte sich angemessen revanchiert. Sie hatte gesucht und tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, dem Diskus Schmerzen zuzufügen. Große Schmerzen. Und die Tatsache, dass die GAHENTEPE am Ende einen Punkt erreichte, an dem sie nicht mehr in der Lage gewesen war, diese Schmerzen zu ertragen, ließ sie auf groteske Weise menschlich erscheinen.

Hatten sie die durch die Gänge und Räume hallenden Schreie des Bordgehirns berührt? Hatten das tagelange Wimmern und Klagen, die schluchzend hervorgebrachten Appelle an ihr Mitgefühl den Zorn in ihr mildern können? Nein!

Das Diskusschiff – das wusste Trilith jetzt mit Sicherheit – war weit mehr als nur ein unbelebtes Konglomerat aus Stahl und technischen Bauteilen. Es besaß ein eigenes Bewusstsein und somit die Fähigkeit, seine Handlungen nach ethischen Prinzipien zu bewerten. Es war die GAHENTEPE gewesen, die Lalia Bir getötet und sie, Trilith Okt, verstümmelt hatte. Dafür gab es keine Entschuldigung, höchstens Vergebung, und letztere war Trilith nicht bereit gewesen zu gewähren.

Vergebung ist die letzte Hoffnung des Verlierers, hörte sie die Stimme ihres einstigen Lehrers Romeus Abrom sagen. Vergeltung dagegen ist das erste Recht des Siegers.

Also hatte sie von ihrem Recht Gebrauch gemacht und den Willen des Diskusschiffes letztendlich gebrochen. Ihre Belohnung war eine Reihe von höchst aufschlussreichen Daten gewesen, die die GAHENTEPE preisgab, und die sie ihrem Ziel, der Klärung der eigenen Herkunft, ein gutes Stück näher brachten.

Kurz darauf hatte sich ihr Weg erneut mit dem des Lordadmirals gekreuzt, und zu ihrer nicht geringen Überraschung musste sie erkennen, dass sich auch der USO-Chef auf der Spur der Illochim befand. Mehr noch: Atlan war im Besitz zweier Gatusain, und einer davon hatte offenbar einst einem Navigator gehört!

Trilith wartete geduldig und beobachtete die Entwicklungen auf Orgoch aus sicherer Entfernung. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass sich der Arkonide einem der beiden Sarkophage anvertraut hatte – anscheinend ohne sich der entsprechenden Folgen bewusst zu sein. Die Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Die Gedankenlosigkeit des Lordadmirals spielte ihr einen unerwarteten Trumpf in die Hände, den sie in der Folge ohne zu Zögern einsetzte.

Atlan und seinen Begleitern blieben keine Alternative. Die Abhängigkeit von seinem Gatusain würde den Unsterblichen früher oder später umbringen, und ihr Angebot war eindeutig gewesen: Das Leben des Arkoniden gegen die Sarkophage!

Trilith leerte den immer noch halb vollen Becher in einem Zug und stellte ihn auf den Tisch. Dann erhob sie sich, durchquerte die Zentrale ohne auf die dort auf sie einströmenden Düfte zu achten und machte sich auf den Weg in die Krankenstation.

 

 

Atlan

 

»Beruhige dich«, sagte Trilith Okt. Sie hob beschwichtigend beide Arme, ging zu einem Schrank an der meinem Lager gegenüberliegenden Wand und schlug mit der rechten Faust auf eine Stelle an dessen Frontseite, die sich in nichts von allen anderen Stellen unterschied. Eine Schublade öffnete sich und fuhr automatisch heraus. Trilith griff hinein, holte meinen Zellaktivator hervor und legte mir das Gerät um.

»Es tut mir leid, wenn ich dir einen Schrecken eingejagt habe«, sprach sie weiter, »aber ich wollte kein Risiko eingehen. Die Technik der GAHENTEPE und die Impulse von Zellaktivatoren vertragen sich nicht immer. Frage mich nicht warum. Es ist einfach so.«

Sie sah mich dabei nicht direkt an, sondern kontrollierte einmal mehr die Anzeigen der Messbatterie über mir. Ihr Mund leuchtete dabei in einem für meine Augen geradezu schmerzhaften Rot, und ich hatte den Eindruck, dass hinter den Worten meiner Gastgeberin weit mehr steckte, als ich ahnte.

Ich horchte in meinen Körper hinein. Zum ersten Mal seit Beginn meiner Entwöhnung war ich halbwegs schmerzfrei. Dennoch erforderte jede noch so geringe Bewegung gewaltige Anstrengungen. Trilith strich mit dem Finger über eine Sensorfläche. Ein Prallfeld bildete sich in meinem Nacken und hob meinen Kopf behutsam an.

»Trink«, befahl sie knapp und steckte mir einen dünnen Plastikschlauch zwischen die Lippen. Sofort begann ich gierig daran zu saugen. Die herrlich kühle und leicht süßlich schmeckende Flüssigkeit kam mir vor wie der Nektar der antiken griechischen Götter.

»Das Schlimmste hast du hinter dir«, sagte Trilith. »Allerdings wird es noch ein paar Tage dauern, bis du endgültig wieder auf den Beinen bist.«

Ich nickte nur und saugte so lange weiter, bis mir die Frau den Schlauch mit Gewalt entzog.

»Wie geht es dir?«, wollte sie wissen.

»Abgesehen von einigermaßen erträglichen Kopfschmerzen ganz gut«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

»Du hast unverschämtes Glück gehabt, Lordadmiral.« Trilith trug einen eng anliegenden, schwarzen Hosenanzug, dessen Material an Leder erinnerte und ihre üppigen Formen überaus vorteilhaft zur Geltung brachte.

Kein Zweifel, wisperte der Extrasinn. Dein Heilungsprozess schreitet mit Riesenschritten voran.

Ich war zu müde, um auf den kümmerlichen Scherz des Logiksektors zu reagieren. Trilith Okt war gewiss eine auf ungewöhnliche Weise attraktive Vertreterin ihrer Art und strahlte eine ebenso fremdartige wie aufregende Sinnlichkeit aus, doch ich hatte mich nie zu ihr hingezogen gefühlt. Unter all der vordergründigen Verlockung und der herben Weiblichkeit lauerte noch etwas anderes, etwas, das alle meine Alarmglocken schrillen ließ und mich davor warnte, mich dieser rätselhaften Frau zu nähern.

Dass Trilith eine voll ausgebildete und äußerst fähige Kämpferin war, hatte ich bereits am eigenen Leib erfahren dürfen, aber das war es nicht, was mich zur Vorsicht gemahnte. Nach meiner Rückkehr aus dem Ephelegon-System hatte ich sämtliche Quellen angezapft, die der USO zur Verfügung standen. Ohne Erfolg. Trilith Okt war ebenso aus dem Nichts aufgetaucht wie ihr Raumschiff, die GAHENTEPE. Nirgendwo gab es Hinweise, woher sie gekommen war oder aus welcher Werft der 40-Meter-Diskus entstammte. Und ausgerechnet dieses unbekannte Wesen besaß nun einen Zellaktivator und zählte damit zu einem höchst elitären Kreis von Persönlichkeiten, deren Vertreter in vielerlei Hinsicht beachtenswert waren.

Sie weiß über die Illochim Bescheid, gab der Extrasinn zu bedenken. Außerdem besitzt die GAHENTEPE die nötigen Voraussetzungen, um die schädliche Wirkung eines Gatusains zu neutralisieren. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand.

Zwischen Trilith, ihrem Raumschiff und den Illochim gibt es eine Verbindung, führte ich die Überlegungen des Logiksektors fort.

So ist es, stimmte dieser zu. Wir wissen so gut wie nichts über dieses seltsame Volk. Selbst die spärlichen Fakten, die dir Waheijathiu geliefert hat, müssen nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Der Navigator hat dich manipuliert und dir womöglich genau das erzählt, was du hören wolltest oder was am besten zu seinen Plänen passte.

»Was kannst du mir über die Illochim sagen?«, fragte ich laut.

Trilith wich erneut meinem Blick aus. Ich konnte sehen, wie es hinter ihrer glatten Stirn arbeitete.

»Hör zu«, versuchte ich es noch einmal, nachdem sie auch nach einer Minute noch nicht geantwortet hatte. »Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Dir muss klar sein, dass ich dir den Zellaktivator nicht mehr streitig machen werde, auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, dass er dir nicht zusteht. Ebenso weißt du, dass ich zu meinem Wort stehe. Ich garantiere dir also hiermit, dass ich dir alles erzähle, was ich bislang über die Illochim in Erfahrung gebracht habe – vorausgesetzt du tust das Gleiche.«

Trilith strich sich langsam mit beiden Händen über die Haare am Hinterkopf. Dort verbarg sie ein zweites Augenpaar, das sie allerdings nur benutzte, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Es ermöglichte ihr praktisch eine Rundumsicht, was insbesondere in Kampfsituationen ein nicht zu unterschätzender Vorteil war.

»Die Gatusain und die GAHENTEPE entstammen der selben Technik«, begann sie dann übergangslos und sprach zunächst nur das aus, was ich bereits geargwöhnt hatte. »Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass auch ich meine Existenz den Illochim zu verdanken habe. Im letzten halben Jahr habe ich nach den Spuren dieser mysteriösen Wesen gesucht. Viel Erfolg hatte ich nicht dabei. Du kannst dir meine Überraschung sicher vorstellen, als ich die Information erhielt, dass ausgerechnet du im Besitz zweier Illochim-Artefakte bist.«

»Ich vermute, es hat keinen Sinn nach der Quelle dieser Information zu fragen«, warf ich ein.

»Ebenso wie du erfahre ich gewöhnlich alles, was ich wissen muss«, erwiderte Trilith. »Allerdings steht mir dafür kein galaxisweit arbeitender Geheimdienst zur Verfügung.«

»Ich bevorzuge die Bezeichnung unabhängige Polizeiorganisation«, sagte ich.

»Ich nicht.«

»Wie auch immer«, kam ich auf unser eigentliches Thema zurück. »Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Illochim vor fast zehntausend Jahren auf Terra aufgehalten haben. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden Sarkophage und die in ihnen gespeicherten Rudimentärbewusstseine. Was genau die Illochim auf der Erde wollten, ist unklar. Das Fehlen sämtlicher Hinweise auf weitere Aktivitäten dieses Volkes in der Milchstraße ist höchst ungewöhnlich und lässt befürchten, dass es die Galaxis entweder verlassen hat oder einer Katastrophe zum Opfer fiel.«

Trilith lachte und schüttelte dabei den Kopf. »Das ist typisch für dich und deine terranischen Freunde, Arkonide. Was nicht in den Datenbanken der USO gespeichert ist, das gibt es auch nicht.«

Sie hat recht, fuhr mir der Extrasinn in die Parade, und du weißt es. Selbst Optimisten unter den Astronomen schätzen, dass wir aktuell höchstens zehn Prozent der Milchstraße erforscht haben. Sogar weitaus größere Sternenreiche, als die der Terraner oder der Arkoniden, könnten zwar existieren, aber womöglich noch für Jahrhunderte unentdeckt bleiben.

Ich kenne die entsprechenden Hochrechnungen, widersprach ich. Sie beziehen sich lediglich auf die optisch-energetische Erfassung im unmittelbaren Näherungsbereich von wenigen Parsec. Die Milchstraße ist kartographisch vollständig erschlossen und messtechnisch nach allen Regeln der Kunst durchleuchtet.

»Na schön«, lenkte ich Trilith gegenüber ein. »Ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Was hat es deiner Meinung nach mit den Illochim auf sich?«

»Wir haben zwei ihrer Vertreter an Bord«, sagte die Psi-Kämpferin. »Warum fragen wir sie nicht?«

»Wie meinst du das?«, erkundigte ich mich erstaunt. »Ich werde mich ganz sicher nicht noch einmal in einen Gatusain legen, und ich vermute, du stehst für ein solches Vorhaben ebenfalls nicht zur Verfügung.«

Trilith lächelte süffisant und strich sich eine Strähne ihres langen schwarzen Haares aus der Stirn. »Du unterschätzt mich schon wieder, Lordadmiral. Ruh dich aus und komm zu Kräften. Wenn du wieder auf deinen eigenen Beinen stehen kannst, werden wir ein kleines Experiment veranstalten.«

Mit diesen Worten drehte sich Trilith um und verließ die Krankenstation. Das leise Zischen des sich schließenden Schotts hörte ich schon nicht mehr, da ich bereits tief und fest schlief.

3

 

 

6. Juni 3103

 

Atlan

 

Zwei Tage später führte mich Trilith von meinem Krankenlager in eines der in der Nähe der Zentrale gelegenen Quartiere, wo ich mich ausgiebig duschte und frische Kleidung anzog. Außer einem leichten Schwindelgefühl und einem Brennen in Knie- und Ellbogengelenken, verspürte ich keinerlei Nachwirkungen der Behandlung. Inwieweit meine Psyche bleibenden Schaden genommen hatte, vermochte ich im Moment noch nicht zu sagen.

Drei Beutel mit jenem grünlichgrauen Nährbrei, den ich bereits bei meinem ersten Besuch an Bord der GAHENTEPE kennen und schätzen gelernt hatte und der auch diesmal köstlich schmeckte, brachten die letzten Lebensgeister zurück. Ich hätte sogar noch ein oder zwei weitere Portionen essen können, doch meine Gastgeberin riet mir davon ab. Mein Magen, so Trilith, müsse sich erst wieder an normale Kost gewöhnen. Schließlich hatte ich fast eine volle Woche auf der Medostation verbracht und war dabei ausschließlich künstlich ernährt worden.

»Wäre es zuviel verlangt, Quinto-Center oder wenigstens einen USO-Außenposten anzufunken und meine Leute zu informieren, dass ich gesund und am Leben bin?«, fragte ich, als ich schließlich hinter Trilith neben der Steuerkonsole stand. Sie zog an mehreren der vor ihr baumelnden Schnüre, die allesamt in verschiedenfarbigen Quasten endeten. Sofort stieg mir ein scharfer Geruch nach verbranntem Maschinenöl und Essig in die Nase.

»Wozu?« Trilith wandte kurz den Kopf und sah mich an. »Ist deine unabhängige Polizeiorganisation so sehr von dir abhängig, dass sie nicht mal ein paar Tage ohne dich auskommt?«

»Keineswegs.« Ich blieb gelassen. »Und wie ist es bei dir? Ist deine Paranoia so ausgeprägt, dass schon ein kurzer Funkspruch genügt, um dich nervös zu machen?«

»Wir arbeiten zusammen, weil wir im Moment die gleichen Interessen verfolgen, Arkonide«, sagte Trilith scharf. »Das heißt aber nicht, dass ich dir vertraue. Du würdest es niemals eingestehen, aber wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du mich auf der Stelle in Gewahrsam nehmen und in deinem geliebten Quinto-Center so lange weichkochen, bis ich dir meinen Aktivator freiwillig übergebe. Vielleicht bin ich paranoid, aber lieber das als tot.«

»Ich habe es dir schon einmal gesagt«, sagte ich. »Du kennst mich nicht annähernd so gut wie du glaubst. Aber ich respektiere dein Misstrauen, wenn du mir dafür verrätst, warum ich nach wie vor an Bord bin.«

»Du sprichst wie so oft in Rätseln«, entgegnete sie wenig überzeugend. »Du bist hier, weil ich dein Leben gerettet habe.«