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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2598

 

Tod einer Superintelligenz

 

Alles strebt einem tragischen Ende entgegen – Perry Rhodan und seine Verbündeten müssen ES retten

 

Marc A. Herren

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die Polyport-Höfe, der mehrere Galaxien umspannt.

Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, beanspruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und schlagen die Frequenz-Monarchie zuerst in Andromeda und später auch in der fernen Galaxis Anthuresta: Die Machtzentren der Vatrox werden ausgeschaltet. Doch den eigentlichen Sieg trägt eine Geistesmacht davon, die von den Vatrox abstammt und diese nun erbittert bekämpft: VATROX-VAMU.

Letztlich dreht sich aber alles um ES, die Superintelligenz von Wanderer und Mentor der Menschheit. ES braucht die Psi-Energie des PARALOX-ARSENALS, sonst droht der TOD EINER SUPERINTELLIGENZ …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner erhält ein unmoralisches Angebot.

ES – Der Mentor der Menschheit erscheint im moralischen Zwielicht.

Betty Toufry – Die Altmutantin befolgt ihre Befehle und erringt die Freiheit.

Lloyd/Tschubai – Das Konzept muss mit ansehen, wie alte Freunde sterben.

VATROX-VAMU – Das Geisteswesen nähert sich der Erfüllung all seiner Pläne.

Beim Go versuchen gleichsam zwei Kriegsherren, ein bisher unabhängiges Gebiet zu besetzen und streitig untereinander aufzuteilen.

Das Ziel ist dabei nicht, den Gegner vollständig zu vernichten, sondern einen größeren Gebietsanteil zu erlangen.

Aus einem altterranischen Nachschlagewerk zum Begriff »Go«

 

 

Prolog

 

Gespräche von Verdammten (1)

»Es ist vollbracht.«

»Ist es das, Eritrea?«

»Das Solsystem ist gerettet, die Feueraugen beseitigt.«

»Aber du weißt, dass …«

»Ich weiß es. Das war nur der erste Schritt.«

(Eritrea Kush und Betty Toufry kurz nach der Passage.)

 

Gespräche von Verdammten (2)

»Wir sind Verdammte.«

»Wir sollten uns auf unsere Aufgabe konzentrieren.«

»Son Okura ist bereits verweht. Endgültig.«

»Es heißt nicht, dass uns dasselbe Schicksal droht.«

»Noch haben wir eine wichtige Aufgabe vor uns, erst dann sehen wir weiter.«

»Oder auch nicht.«

(Kitai Ishibashi, Tako Kakuta, Ralf Marten, André Noir,

Wuriu Sengu und Tama Yokida in der Schaltzentrale von TZA'HANATH.)

 

Gespräche von Verdammten (3)

»Willst du zurück?«

»Wovon sprichst du?«

»Spürst du den Drang, zurückzukehren – zu ES?«

»Mehr als alles andere. Du?«

»Wie könntest du daran zweifeln? Ist es nicht so, dass die Zukunft des Individuums im Kollektiv liegt? Wie oft fühlten wir uns während unserer ersten, richtigen körperlichen Existenz einsam? Getrennt von unseren sterblichen Freunden, verdammt dazu, jung zu bleiben, während um uns der Tod sich nahm, was ihm der Plan des Lebens versprochen hatte.«

»Das klingt, als suchtest du nach Argumenten, alter Gefährte. Wohl überlegten Argumenten.«

»Tue ich das?«

»Ja.«

»Wie kommst du darauf?«

»Weil …«

»Weil du ebenfalls nach Argumenten suchst?«

»Vielleicht.«

Lange Stille.

»Nachdem ES uns ausgestoßen hatte, dachte ich, dass ich mit dieser Körperlichkeit nicht mehr leben könne. Dass mein Körper zu eng, zu warm, zu kalt, zu hungrig, zu schmerzhaft, zu zerbrechlich geworden sei.«

»Wie denkst du jetzt?«

»Jetzt frage ich mich, wie es wäre, barfuß über eine Wiese zu gehen, unbekümmert Guckys legendäre Silvesterparty zu besuchen und dabei jede Menge Vurguzz zu trinken. Wieder einmal den Geruch und die Verletzlichkeit einer Frau einzuatmen, während ich mit ihr schlafe.«

»Ich denke, ich kann dich gut verstehen.«

Längeres Schweigen.

»Du bist an der Reihe.«

»Ich kann mich nicht darauf konzentrieren.«

»Ja?«

»Findest du es nicht seltsam, dass sich ES bei uns nie direkt gemeldet hat, seit wir als Konzept ausgestoßen wurden?«

»Darüber haben wir so oft diskutiert: Wir werden es wissen, sobald die Zeit gekommen ist. ES verfolgt einen Plan, und es ist besser, dass wir ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht in allen Einzelheiten kennen.«

»Und wenn es keinen Plan gibt?«

»Das glaubst du doch selbst nicht.«

»Ich beginne es zu glauben. Verflucht! Weshalb hat ES ausgerechnet uns beide ausgewählt? Es gab viele Mutanten, die talentierter und vielseitiger waren. Als Telepath bin ich nur bedingt einsetzbar und meine Orterfähigkeiten wurden bisher kaum gebraucht.«

»Wie sollen wir solche Fragen …«

»Warte, ich bin noch nicht fertig! Weshalb sieht ES einen Vorteil darin, uns aus einem einzigen Körper agieren zu lassen? Wäre es nicht klüger gewesen, uns zwei Körper zur Verfügung zu stellen? Und wenn ein einziger Körper so viele Vorteile bietet: Weshalb sind wir dann nur zu zweit und nicht zu dritt oder zu siebt wie die alten Konzepte? Oder gar zu zehnt?«

»Du stellst Fragen, die wir beide nicht beantworten können. Wollen wir uns nicht auf das Spiel konzentrieren? Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt.«

»Darum geht es ja gerade! Wie viel Zeit bleibt uns? Wann erfüllt sich unsere Bestimmung … falls wir eine Bestimmung haben und es nicht einfach ein … ein …«

»Komm, wir gehen zu Rhodan. Allzu viel grübeln tut uns nicht gut.«

(Fellmer Lloyd und Ras Tschubai, kurz vor den finalen Ereignissen.)

 

*

 

Das Konzept Lloyd/Tschubai erhebt sich. Das Brett mit den Go-Steinen des unvollendeten Spiels bleibt auf dem Tisch zurück. Ein geübter Go-Spieler würde mit einem einzigen Blick sehen, dass die schwarzen Steine klar besser liegen. Der Spieler mit den weißen Steinen hat bereits früh im Spiel mehrere gravierende taktische Fehler begangen und dadurch einige Steine eingebüßt.

Der Zweimetermann mit der ebenholzfarbenen Haut und den zwei Bewusstseinen im Körper will die Kabine verlassen, als er abrupt stehen bleibt.

Er blickt nach rechts, kneift die Augen zusammen, zwingt sich angesichts des aufkommenden Schocks zur Ruhe. Dann dreht er sich mit dem gesamten Körper dem Spiegel zu.

»Siehst du, was ich sehe, Fellmer?«, fragt Ras Tschubai.

Fellmer Lloyd zögert, bevor er sagt: »Ich sehe aus, wie ich mich in Erinnerung habe.«

Das Konzept bleibt unschlüssig vor dem Spiegel stehen. Anstelle des groß gewachsenen ehemaligen Afrikaners Tschubai spiegelt sich der Körper von Fellmer Lloyd auf der blanken Oberfläche. Helle Haut anstelle von Tschubais dunklem Gesicht.

Lloyds Spiegelbild trägt einen SERUN, genau wie der dunkelhäutige Konzeptkörper – nur dass seiner sich den Körpermaßen Lloyds angepasst hat. Etwas untersetzt, breitschultrig, kräftig, muskulös.

»Weshalb sehen wir deinen Körper im Spiegel, Fellmer?«

Ras Tschubai hebt den rechten Arm und kratzt sich am Hinterkopf. Lloyds Körper folgt der Bewegung in perfekter Synchronizität. Neben dem andersartigen Äußeren gibt es nur einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Konzeptkörper und seinem Gegenstück: Der Mund des Spiegelbilds bewegt sich nur, wenn Fellmer Lloyd spricht.

Ein unbeteiligter Beobachter, der die spiegelnde Fläche als durchsichtige Scheibe oder Energieschirm wahrnähme, ginge davon aus, dass er zwei Körper aus Fleisch und Blut vor sich sähe.

»Ich habe keine Ahnung. Aber es scheint mir kein gutes Zeichen zu sein. Irgendetwas wird geschehen, ich fühle es«, sagt Fellmer Lloyd.

»Hältst du es für Zufall, dass dies genau jetzt geschieht? Es ist keine Minute her, seit du dich gefragt hast, wie viel Zeit uns bleibt.«

»Es gibt keine Zufälle. Nur Zusammenhänge, die man nicht auf den ersten Blick sieht.«

»Gehen wir zu Rhodan.«

»Okay.«

1.

Fuseki

 

In der Eröffnungstheorie des Spiels bezeichnet »Fuseki« die Phase, in der die Gebiete locker abgesteckt werden.

Aus einem altterranischen Nachschlagewerk zum Begriff »Go«

 

Perry Rhodan: an Bord von MIKRU-JON, 11. Mai 1463 NGZ, 18.09 Uhr Ortszeit Stardust City.

Rhodan zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Er gab sich Mühe, nach außen hin ruhig zu bleiben; er wollte die Männer und Frauen in der Zentrale von MIKRU-JON nicht nervöser machen, als sie es bereits waren.

Oberstleutnant Tanio Ucuz, die Mutanten Lucrezia DeHall, Shanda Sarmotte und Rence Ebion saßen in ihren Pneumosesseln im Halbkreis um die große Holosphäre. In den Mienen erkannte Rhodan Angespanntheit, mühsam kontrollierte Angst, aber nicht zuletzt auch tiefes Staunen über die Ereignisse kosmischer Tragweite, die sich direkt vor ihren Augen abspielten.

Einzig Mondra Diamond wirkte relativ unbeeindruckt. Neben ihr auf dem Boden saß Ramoz, hatte seinen luchsähnlichen Schädel auf ihren Schoß gelegt und genoss ihre Streicheleinheiten. Rhodans Partnerin blickte unverwandt auf die Darstellungen in der Holosphäre.

Neben ihr saß das Konzept Lloyd/Tschubai. Es schien weit weniger konzentriert. Nachdenklich betrachtete es den Rücken seiner rechten Hand.

Rhodan atmete ruhig ein.

Vor wenigen Sekunden hatte VATROX-VAMU die Bühne betreten.

Das Geisteswesen war als diffuse energetische Erscheinung in einiger Entfernung zu ihrem Standort materialisiert. Die Orter und Messinstrumente zeigten eminent hohe Werte im UHF-Bereich des Hyperspektrums. Sie waren vergleichbar mit jenen, als VATROX-VAMU am Rand des Stardust-Systems materialisiert war; nur dass die Werte jetzt durchgängig um eine Zehnerpotenz höher lagen.

Lauernd schwebte das Geisteswesen im freien All und schien die Szenerie erst einmal zu analysieren, bevor es sich seine Beute nehmen würde: das PARALOX-ARSENAL!

MIKRU-JON, verschmolzen mit einer Silberkugel, hatte zusammen mit den anderen fünf Silberkugeln, in denen Icho Tolot, Kardo Tarba, Björn Saint-Germain, Sergio Pepporani und die Flottillenadmiralin Miranda Fishbaugh saßen, in jenem Raumgebiet Aufstellung bezogen, das dem ins natürliche Psionische Netz ausgelagerten Standort des PARALOX-ARSENALS entsprach. Sie bildeten das letzte Bollwerk gegen VATROX-VAMU.

Das Toben des hyperenergetischen Gewitters hatte in seiner Intensität etwas nachgelassen, trotzdem war nach wie vor ein Sektor von unglaublichen 200 Lichtjahren Durchmesser davon betroffen.

Vom PARALOX-ARSENAL selbst gingen beträchtliche Emissionen im ultra- wie auch im superhochfrequenten Spektrum aus. Piet Rawland hatte sein Möglichstes getan, um diese gewaltigen Emissionen mittels seiner Sektorknospe QUEEN OF ST. LOUIS abzuschirmen, aber Rhodan wusste nicht, wie erfolgreich die Mission des ehemaligen Banditen gewesen war.

Das All wurde von allen Bereichen des Strahlungsspektrums durchstrahlt. Abermals registrierten die Instrumente MIKRU-JONS rasant in die Höhe schießende Strangeness-Werte, als bröckelten die Wände zwischen den Universen.

Der Kosmos kreißt, dachte Rhodan grimmig, als wolle er bald etwas gebären, ein Monstrum – ein Psi-Monstrum!

Tief in seinem Innersten hielt er sich am Glauben fest, dass sie und insbesondere ES diese Krise überstehen würden, wenn sie bloß alles in ihrer Macht Stehende getan hatten und weiterhin tun würden. Dass alles wieder gut würde, wie immer.

Aber der Gedanke um die unermesslich großen Mengen Psi-Materie ließ ihn erschaudern. Nicht nur eine Superintelligenz, sondern auch ein hoch potentes Geisteswesen und Figuren der niedrigeren Zwiebelschalen stritten sich darum, versuchten alles, um ihrer habhaft zu werden.

Dabei reichten wenige Gramm aus, um eine Sonne zur Supernova zu zünden. Das PARALOX-ARSENAL wies einen Energiewert auf, der das bekannte Universum buchstäblich aus den Angeln heben konnte. So etwas durfte es eigentlich gar nicht geben. Es war immaterielle Gigantomanie, potenzierte Hybris jener, die es gewagt hatten, ein solches Projekt überhaupt in Angriff zu nehmen.

Rhodan fühlte die Bedrohung, die dieser Ort ausatmete, als beinahe körperlich spürbare Schwingung. Als Druck, der auf seine Brust drückte.

Die nächste Etappe seiner Mission schien klar zu sein: Rhodan musste das ARSENAL via raumtemporalem Saugtunnel nach TALIN ANTHURESTA befördern.

Ein an sich simpler Plan, der in seiner Wirkung aber viele Unbekannte aufwies. War ein solcher Transport so ohne Weiteres überhaupt möglich? Wie würde sich die Versetzung ins Innere der Sphäre des »Wunders« auswirken? Drohte diesem dadurch gar der Untergang?

Durfte Rhodan überhaupt mit solchen Kräften hantieren, wenn es auf einem Niveau geschah, wie Kinder mit Bauklötzchen spielten? Konnte man die verstofflichte Psi-Materie beherrschen – oder löste man mit dem ersten Handgriff eine kosmische Katastrophe aus?

Der Terraner wischte sich über die brennenden Augen. Das Gefühl der Gefahr ließ sich nicht einfach so übergehen oder beiseitewischen.

Ramoz fauchte.

Rhodan sah auf und blickte direkt in Mondra Diamonds Augen. Ein seltsamer Ausdruck lag in ihnen. Sie analysierte ihn, als wolle sie seine nächsten Schritte antizipieren. Da war aber noch etwas anderes. Etwas Nachdenkliches. Unwillkürlich erinnerte er sich an seine Auseinandersetzung mit KOLTOROC, die er nur hatte überstehen können, indem er seine kosmokratische Ritter-Aura opferte.

Dachte Mondra gerade an dasselbe wie er?

Nahte die endgültige Entscheidung in der Auseinandersetzung zwischen VATROX-VAMU und der sterbenden Superintelligenz ES?

Das luchsähnliche Tier, das bis vor Kurzem entspannt Mondras Streicheleinheiten genossen hatte, sprang auf und fauchte erneut.

»Perry!« Mikrus dunkle Stimme klang alarmiert.

Rhodan sah hinüber zur großen Holosphäre, wo der Avatar MIKRU-JONS stand. Die junge Frau deutete auf das Symbol für VATROX-VAMU, das in der Sphäre schwebte.

»VATROX-VAMU hat einen Sprung gemacht!«

»Wie nahe kam er an das ARSENAL heran?«

»Das ist es ja, Perry«, antwortete Mikru. »Er ist nicht etwa näher gerückt – er hat sich zurückgezogen!«

Perry Rhodan erhob sich, ignorierte Mondras Blick und Ramoz' Knurren und besah sich die Lage, wie sie in der Holosphäre dargestellt wurde, aus der Nähe.

VATROX-VAMU hatte sich über annähernd zwanzig Lichtjahre entfernt und in einer Distanz von 145 Lichtjahren zum PARALOX-ARSENAL Stellung bezogen.

»Ein Sicherheitsabstand«, murmelte Rhodan gerade so laut, damit Mondra es hörte. »Er ist sich nicht sicher, was er von der Lage halten soll.«

Wie Rhodan wusste, hatte VATROX-VAMU schon einmal versucht, sich das PARALOX-ARSENAL zu schnappen. Damals hatte er sich ganz gehörig die geistigen Fühler verbrannt.

Hatte ihn diese Erfahrung vorsichtig werden lassen? Ängstlich?

Oder steckte etwas anderes dahinter?

Auf welche Art und Weise würde VATROX-VAMU das PARALOX-ARSENAL überhaupt nutzen? Obwohl sich das Geisteswesen neben VATROX-DAAG an 700 Millionen Vatrox gelabt hatte, verfügte es keineswegs über die Kapazität einer Superintelligenz. Wenn es für ES schwierig sein mochte, das riesige Reservoir aus Psi-Materie aufzunehmen und sich konstruktiv einzuverleiben, dürfte diese Aufgabe für VATROX-VAMU wahrscheinlich kaum zu bewältigen sein. Oder unterlag er einem grundlegenden Irrtum bei der Beurteilung der Situation?

Das PARALOX-ARSENAL schützte sich – wie VATROX-VAMU aus eigener schmerzlicher Erfahrung wusste – durch umfangreiche Sicherheitsvorrichtungen. Das Geisteswesen würde alles tun, um zu verhindern, dass sich das PARALOX-ARSENAL erneut seinem Zugriff entzog.

Ein kalter Schauer rieselte Rhodans Wirbelsäule hinunter.

Was, wenn es VATROX-VAMU nur darauf anlegte, dass jemand für ihn die Kohlen aus dem Feuer holte? Etwa ein williger und naiver Helfer einer angeschlagenen Superintelligenz?

Ein armer Narr aus der Welt der Körperlichen?

Ein armer Narr wie Rhodan?

Er fühlte, wie es ihm die Kehle zuschnürte.

Bisher hatte es nur den Anschein, dass VATROX-VAMU das PARALOX-ARSENAL – besser gesagt: dessen Inhalt – zu seinem eigenen Nutzen verzehren wollte. Aber stand ES nicht automatisch zwischen ihm und dem ARSENAL?

Würde es nicht so oder so auf einen direkten Zweikampf zwischen VATROX-VAMU und ES hinauslaufen?

Welche Rolle war ihm, Rhodan, in diesem Spiel zugedacht? Verfolgte ES einen Plan, den er zu diesem Zeitpunkt nicht begriff? Oder war es vielmehr so, dass die Superintelligenz auf der in Hyperkälte erstarrten Kunstwelt Wanderer schlicht gar keinen Plan mehr verfolgte?

Lief es nur darauf hinaus, wie schnell ES sich die Psi-Materie zuführen konnte?

Rhodan blickte auf die Stelle in der Holosphäre, an der das PARALOX-ARSENAL stand. Der mondgroße, grob kugelförmige Riesendiamant, der dank Myriaden von Facetten in allen Farben des Spektrums leuchtete und glomm, stellte ein Gefahrenpotenzial sondergleichen dar. Ultimative Zerstörung oder ultimative Rettung – dazwischen blieb nichts.

Vor dem PARALOX-ARSENAL schwebte die QUEEN OF ST. LOUIS, in der Piet Rawland auf neue Anweisungen wartete. Die Sektorknospe – immerhin mit einem Durchmesser von stattlichen 23 Kilometern – sah vor dem riesigen funkelnden Mond aus Psi-Materie vergleichsweise klein und harmlos aus.

Wie kannst du dir bloß so viel Psi-Materie zuführen wollen, alter Freund?, dachte Rhodan.

Unvermittelt drängten sich ES' Worte in seine Gedanken.

Du weißt, dass meine Mächtigkeitsballung nicht nur die Lokale Gruppe, sondern auch die Fernen Stätten umfasst. Ich bin nicht imstande, beide Bereiche zu halten. Sie sind extrem weit voneinander entfernt. Ich muss mich quasi aufteilen. Das droht mich zu zerreißen. Ich werde es eventuell nicht überleben. Und deshalb benötige ich deine Hilfe, Perry Rhodan. Ich brauche als Stärkung in absehbarer Zukunft Bewusstseinssubstanz – und zwar in großer Menge!