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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2508

 

Unternehmen Stardust-System

 

Die Stardust-Chroniken – ein neuer Anfang für die Menschheit

 

Uwe Anton

 

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Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner, in der Perry Rhodan das Amt eines Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Der aufgefundene Polyport-Hof ITHAFOR stellt eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, dringt eine Macht, die sich Frequenz-Monarchie nennt, in diesen Polyport-Hof vor und kann zumindest zeitweilig zurückgeschlagen werden.

Doch auch andere Menschen geraten in Gefahr: So ereilt Rhodan ein Hilferuf der Terraner, die vor etwas mehr als hundert Jahren in die angeblich sicheren Fernen Stätten ausgewandert sind. Die Geschichte dieser Terraner im Kugelsternhaufen Far Away ist das UNTERNEHMEN STARDUSTSYSTEM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Timber F. Whistler – Der Administrator des Stardust-Systems muss sich gegen politische Gegner zur Wehr setzen.

Duncan Legrange – Ein TLD-Agent bietet seine Hilfe an.

Rabea Furtok – Eine Politikerin betätigt sich als Scharfmacherin.

Lotho Keraete – Der Bote von ES nimmt einen neuen Auftrag an.

Prolog

Stardust City, 13. November 1346 NGZ

 

Lotho Keraete war eigentlich schon gar nicht mehr dort.

Er hatte sich vor wenigen Minuten von den Menschen und anderen Wesen im Stardust-System verabschiedet. Aus dem Inneren der Silberkugel, die sein Herr und Meister, die Superintelligenz ES, ihm für diese Mission zur Verfügung gestellt hatte, hatte er sich per Hyperfunk an alle empfangsbereiten Geräte im Stardust-System gewandt.

»Meine Mission ist erfüllt, ich werde die Stardust-Menschheit nun verlassen«, waren seine Worte gewesen. »Wie der Kampf um das Solsystem, um die Milchstraße und die Lokale Galaxiengruppe auch zu Ende gehen mag, die Menschheit wird fortbestehen. Das Volk hier im Stardust-System wird von ES nicht mehr hören, weil kein weiterer Kontakt vorgesehen ist. Aber ihr werdet in Sicherheit sein.

Als Zeichen für die Stardust-Menschheit, dass die Superintelligenz es gut und ernst meint, hinterlässt ES ein Geschenk. Das Zweite Galaktische Rätsel wird hiermit eröffnet. Im Stardust-System warten zwei vakante Zellaktivatorchips auf die Finder, die sich der potenziellen Unsterblichkeit als würdig erweisen!«

Dann war er mit seiner Silberkugel verschwunden, und die Teletrans-Weiche, über die 804 Millionen Menschen vom Solsystem nach Stardust übergewechselt waren, hatte sich um 22.39 Uhr nach Terrania-Standardzeit geschlossen.

Aber der Bote von ES war nach Stardust City zurückgekehrt. Er hatte noch etwas zu erledigen. Sein Herr hatte einen letzten Auftrag für ihn. Einen wichtigen, von dem die Siedler im Stardust-System nichts erfahren durften.

 

*

 

Während die Silberkugel unsichtbar zur Oberfläche sank, ließ Keraete den Blick über Stardust City schweifen ... oder über das, was einmal Stardust City werden sollte. Die Stadt war noch in der Entstehung begriffen. Die Siedler hatten kaum Gelegenheit gehabt, ihre neue Heimat flüchtig zu erkunden. Sie hatten nur ein paar Blicke auf sie werfen und feststellen können, dass es sich auf einigen Planeten des Sonnensystems sehr angenehm leben ließ.

Auf anderen weniger.

Die Ansiedlung war zurzeit noch nicht die Umsetzung jener atemberaubenden Vision, die die Superintelligenz den Siedlern verheißen hatte, konnte es auch gar nicht sein, sondern ein Meer provisorischer Unterkünfte, die sich von Horizont zu Horizont spannten. Aber die ersten Skelettfinger gewaltiger Bauten stießen schon in den Himmel empor und ließen die kommende Pracht erahnen, an der sich zukünftige Generationen von Siedlern einmal würden erfreuen können.

Die Silberkugel landete auf einem abseits gelegenen Platz, der zu dieser Tageszeit verlassen dalag. Keraete sicherte das Fluggerät aus dem Technikarsenal einer Superintelligenz und trat hinaus.

Sein Ziel war ihm genau bekannt. Oder besser gesagt, seine Ziele. Je näher er dem ersten kam, desto belebter wurden die Gassen zwischen den Containern, die die Siedler zu Behelfsunterkünften umgebaut hatten. Stardust City würde nicht organisch wachsen. Die zukünftige Stadt war bis ins kleinste Detail geplant worden. Ihre Bewohner würden praktisch für die Ewigkeit bauen – oder zumindest für die Zukunft. Sie würden kein Stückwerk betreiben, sondern von Anfang an ihre Vision umsetzen, auch wenn auf diese Weise die Bauphase wesentlich länger dauern würde.

Am Ende ihrer Anstrengungen würde eine fertige Stadt stehen.

Eine prachtvolle Stadt, die Verkörperung einer Vision.

Ein Mann kam Lotho Keraete entgegen, ein junger Terraner von vielleicht zwanzig Jahren. Ein Abenteurer, der – vielleicht etwas blauäugig? – eine neue Herausforderung gesucht hatte, oder ein Entkräfteter, der das Dauerfeuer der Terminalen Kolonne auf den TERRANOVA-Schirm um das Solsystem nicht mehr ertragen hatte?

Der Terraner stutzte kurz, blinzelte und setzte seinen Weg dann fort, genau auf den Boten von ES zu. Keraete trat zur Seite, und der junge Mann passierte ihn keinen halben Meter entfernt.

Er hatte Lotho Keraete nicht bemerkt.

Ausgezeichnet. So, wie es sein sollte. Der Bote von ES war für die Bewohner der entstehenden Stadt nicht sichtbar. Das Schleierfeld, das er von ES erhalten hatte, funktionierte einwandfrei.

Nicht, dass Keraete den geringsten Zweifel daran gehabt hätte. Die Superintelligenz wusste, was sie tat.

Noch.

Keraete erreichte sein erstes Ziel, den Wohncontainer eines Mannes, von dem kaum jemand wusste, dass er im Auftrag des Terranischen Liga-Dienstes ins Stardust-System übergesiedelt war, des Geheimdiensts der Liga Freier Terraner. Noch weniger Personen wussten, dass dieser Mann einer von drei getarnt agierenden TLD-Agenten war, die am 9. November 1346 NGZ von Sigurd Echnatom, dem Interims-Administrator der neuen Kolonie der Menschheit, drei Transportkisten beträchtlicher Größe in Empfang genommen hatten.

Beim Verwaltungsgebäude des vorläufigen Administrators war an jenem 9. November in einem Container eine spezielle Lieferung abgesetzt worden, die Echnatom persönlich quittiert hatte. Der Administrator hatte sämtliche Mitarbeiter angewiesen, die Lagerhalle zu verlassen, und mit einem Kode, der ausschließlich ihm bekannt war, den Verschluss des Containers geöffnet.

Sigurd Echnatom hatte den Abtransport der Kisten persönlich überwacht. Als die Behälter und ihre Adressaten verschwunden waren, hatte Echnatom eine Aufgabe in Angriff genommen, die ihm zwar nicht behagte, die er jedoch mit der für ihn typischen hingebungsvollen Akribie erledigte. Der Interims-Administrator hatte sämtliche Aufzeichnungen und Aktennotizen über und zu diesem Vorgang zusammengetragen und vernichtet.

Die Kisten und die Adressaten ... beides hatte es niemals gegeben.

Vor einer Superintelligenz wie ES ließen sich solche Aktivitäten natürlich nicht geheim halten, zumal sie ja die Teletrans-Weiche zur Verfügung gestellt hatte, über die der Transport des Containers von der Erde nach Aveda erfolgt war. ES wusste genau, was sich in den Kisten befand.

Außerdem kannte die Superintelligenz ihre Terraner.

Reginald Bull und Homer G. Adams, die während Perry Rhodans Abwesenheit auf Terra die Verantwortung trugen, waren nicht geneigt, über 800 Millionen Menschen aufs Geratewohl ins Stardust-System entschwinden zu lassen. Daher hatten sie Robotiker beauftragt, ein altes Konzept auszugraben, das einen kleinen Robotkörper und eine Vielzahl verschiedener Ganzkörpermasken beinhaltete. Das Vorbild des seinerzeitigen VARIO-500 wurde aufgewertet zum VARIO-1000, und in den Paketen hatten sich sämtliche notwendigen Bestandteile für drei VARIO-1000-Roboter einschließlich einiger Kokonmasken befunden.

Diese drei VARIOS sollten im Stardust-System im Sinne der LFT wirken.

Der Bote von ES wusste ebenfalls, dass die drei VARIO-1000 von der USO stammten und womöglich leistungsfähiger als ihr Vorbild Anson Argyris waren. An sich hatten die Terraner ursprünglich erwogen, die drei Spezialroboter als Mor'Daer oder Ganschkaren in die Terminale Kolonne einzuschleusen, doch das hatte aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert.

Es war von Anfang an vorgesehen, dass Interims-Administrator Echnatom bei der Aktivierung der Roboter nicht zugegen sein sollte, genau wie er niemals erfahren würde, welche Kokonmasken die drei VARIO-1000 benutzten.

ES hingegen war die Identität der drei TLD-Agenten bekannt. Und für den Boten der Superintelligenz war es kein Problem, sie ausfindig zu machen.

 

*

 

Es war ihm ein Leichtes, den mit Geheimdienstmitteln verhältnismäßig aufwendig gesicherten Wohncontainer des TLD-Agenten zu öffnen, ohne Alarm auszulösen. Eine erste flüchtige Untersuchung hatte Keraete enthüllt, dass er verlassen war – zumindest von Lebewesen.

Der Bote von ES erzeugte mit einem Gerät aus dem Arsenal der Superintelligenz einen weiteren Schleier, diesmal jedoch nicht um sich selbst, sondern um den Wohncontainer. Keraete wusste aufgrund einiger Probeläufe, welcher Effekt nun entstand. Für einen außen stehenden Beobachter hatte es den Eindruck, als würde »die Zeit einfrieren«: Er sah den Container weiterhin so, wie er ihn in dem Augenblick gesehen hätte, in dem das Feld etabliert wurde – wenn auch vielleicht bei genauem Hinsehen in unmittelbarer Nähe leicht verschwommen. Von dem, was im Inneren des Schleiers geschah, würde er jedoch nichts mitbekommen.

Lotho Keraete betrat den Container.

Ein Großteil des Wohnraums wurde von der Transportkiste vereinnahmt, in der der VARIO-1000 verstaut war. Noch hatte der zuständige Mitarbeiter des Liga-Dienstes den Roboter nicht aktiviert.

Mit einem kleinen Gerät aus der Werkstatt von ES öffnete Keraete den Verschluss der Kiste. Trotz der ausgeklügelten LFT-Technik, die das Öffnen durch Unbefugte eigentlich verhindern sollte, wurde kein Alarm ausgelöst, weder lauter noch stiller.

Der Bote von ES betrachtete den Inhalt der Kiste. Die Pakete enthielten in der Tat sämtliche Bestandteile eines VARIO-1000-Roboters einschließlich der Kokonmasken.

Lotho Keraete öffnete mit seinem Spezialwerkzeug jenen Teil des Roboters, in dem die noch desaktivierte Hochleistungsbiopositronik untergebracht war, und legte einen Zugang zu deren Zellplasma frei. Dann injizierte er in das Plasma einen »Cocktail« aus Nanomaschinen und gentechnisch modifizierten Molekülketten und baute bei den Positroniken selbst zusätzliche vorgefertigte Schaltkreise ein. Schließlich setzte er die Bestandteile des Roboters wieder zusammen, legte alles in die Transportkiste zurück, verschloss diese und aktivierte die Sicherungssysteme wieder. Nachdem er deren Protokolle dahin gehend verändert hatte, dass keine Manipulationen mehr nachweisbar waren, verließ er den Wohncontainer und schaltete das Schleierfeld aus.

Nichts wies darauf hin, dass sich jemand an dem Inhalt der Transportkiste zu schaffen gemacht hatte. Es gab nicht die geringste Spur von Lotho Keraetes Eindringen. Niemand würde bemerken, dass der VARIO-1000 verändert worden war.

 

*

 

Der Bote von ES wiederholte dieses Prozedere im Wohncontainer des zweiten TLD-Agenten, ohne dass es zu einem Zwischenfall kam. Der ereignete sich erst, als er die zusätzlichen Schaltkreise in die Positronik des dritten VARIO-1000 einbaute.

Der TLD-Agent, der diesen Roboter abgeholt hatte, kehrte früher als erwartet zurück. Von einem konspirativen Treffen mit seinen beiden Kollegen, bei dem die drei Geheimdienstmitarbeiter ihr weiteres Vorgehen absprechen wollten, wie Lotho Keraete wusste. Er hatte die drei Personen überwacht und sich über ihre Pläne kundig gemacht. Offensichtlich waren sie jedoch schneller fertig geworden, als Keraete erwartet hatte.

Er war nachlässig gewesen, hätte sie weiterhin von einer Sonde beobachten lassen sollen.

Der Mann näherte sich dem Wohncontainer zielstrebig und schnellen Schrittes. Als er das behelfsmäßige Gebäude fast erreicht hatte, blieb er kurz stehen.

Keraete konnte sich den Grund vorstellen. Der Agent sah den Container aufgrund des Schleierfelds leicht verschwommen. Wenn er etwas von seinem Handwerk verstand, musste er nun Verdacht schöpfen. Er ahnte, dass etwas nicht in Ordnung war, konnte aber nicht genau sagen, was.

In der Tat, der Mann zog seine Waffe, einen Kombistrahler in Kleinstbauweise, den er verdeckt unter seiner Jacke getragen hatte, und machte nun wesentlich langsamere, fast zögernde Schritte. Wahrscheinlich überlegte er, ob er seine Kollegen benachrichtigen und um Unterstützung bitten sollte.

Lotho Keraete schaltete das Schleierfeld aus. Es hatte ihn vor einer zufälligen Entdeckung bewahren sollen, schützte ihn aber nicht vor einer gezielten Durchsuchung des Containers. Das Feld konnte zwar verhindern, dass der Agent den Container betrat, aber damit war Keraete nicht gedient. Der Mann würde Verdacht schöpfen und den VARIO-1000 auf Manipulationen überprüfen, und damit wäre der Plan von ES hinfällig geworden.

Der TLD-Agent beschleunigte seine Schritte. Er hatte den Armband-Kommunikator nicht aktiviert, seine Kollegen also noch nicht informiert.

In genau jenem Augenblick, in dem der Mann die Stelle erreicht hatte, an der sich der Rand des Schleierfelds bilden würde, aktivierte Keraete das Feld erneut. Einem normalsterblichen Menschen wäre ein derart präzises Vorgehen kaum möglich gewesen, für einen, der von ES in ein Geschöpf aus Metall ungewandelt und zu seinem Boten ernannt worden war, stellte es nur eine geringe Herausforderung dar.

Der Agent befand sich genau in der Peripherie des Schleierfelds.

Mitten in einem sechsdimensionalen Raum-Zeit-Gefüge, in dem eine Komponente – die Zeit – für ihn erstarrt war.

Er verschwand aus Lotho Keraetes Normalsicht. Erst als der Bote von ES zusätzliche Optiksysteme dazuschaltete, wurde er für ihn wieder sichtbar. Aber nur für ihn, nicht für einen normalen Menschen.

Die direkte Gefahr einer Bedrohung bestand nicht mehr. Dennoch beeilte Keraete sich damit, den Einbau der Positronik-Schaltkreise zu beenden, den Roboter wieder zusammenzusetzen, die Kiste zu verschließen und sämtliche Spuren seiner Anwesenheit zu verwischen.

Er benötigte keine drei Minuten dafür.

Keraete trat hinter den TLD-Agenten, holte aus einer Tasche seiner Kombination eine Injektionspistole, stellte die Abgabemenge ein und drückte den Waffenlauf dem Mann an den Hals. Mit einem leisen Zischen wurde die Substanz in die Blutbahn des Agenten gespritzt.

Auch sie bestand aus einer Kombination von Nanomaschinen und gentechnisch modifizierten Molekülketten. Ihre Aufgabe war es allerdings, die letzten fünf Minuten aus dem Kurzzeitgedächtnis des Mannes zu löschen.

Fünf Minuten würden reichen. Der Agent würde sich nicht mehr daran erinnern können, dass ihm an dem Wohncontainer etwas seltsam vorgekommen war. Und ein Mensch bemerkte im Allgemeinen nicht, dass ihm 300 Sekunden »fehlten«. Dafür war diese Zeitspanne zu knapp.

Lotho Keraete desaktivierte das Schleierfeld um den Container im selben Augenblick, in dem er das um seinen Körper wieder aufbaute, und ging langsam davon. Niemand bemerkte ihn.

Nun waren all seine Aufgaben im Stardust-System erledigt.

Aber er würde nicht lange untätig bleiben.

Der nächste Auftrag der Superintelligenz wartete schon auf ihn.

Und das war eine Mission ganz anderen Kalibers. Ein Einsatz, dessen Ausgang keineswegs so sicher war wie der des soeben abgeschlossenen Unternehmens.

Ein Einsatz auf Leben und Tod.

Sogar für ihn, den Boten einer Superintelligenz mit all seinen schier unvorstellbaren Machtmitteln.

 

*

 

Die Stardust-Chroniken, Band I: Ein neuer Anfang, kommentierte und bebilderte Ausgabe von Nowu Taen, Stardust City o. J., 7. durchgesehene und verbesserte Auflage

 

Im Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung stand das Überleben der Menschheit auf dem Spiel. Die Terminale Kolonne TRAITOR griff das Solsystem an und drohte Terra in das Kabinett eines Chaotenders zu verwandeln.

Im April jenes Jahres schickte die Superintelligenz ES ihren Boten Lotho Keraete in einer Silberkugel zu Perry Rhodan und bot ihm an, die Menschheit in den Fernen Stätten aufzunehmen, einem »anderen« Teil der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz, und damit in Sicherheit zu bringen. Rhodan überließ diese Entscheidung jedem Terraner und jeder Familie selbst. Wer das Angebot nutzen wollte, konnte es tun. Der Transport würde, so Lotho Keraete, über eine sogenannte Teletrans-Weiche stattfinden, die eine Verbindung zwischen dem Solsystem und dem in den Fernen Stätten befindlichen Stardust-System darstellte.

Am 17. August 1346 NGZ öffnete ES die Weiche, die nach insgesamt 88 Tagen, also am 13. November 1346 NGZ, wieder geschlossen werden sollte. Verteidigungsminister Reginald Bull war skeptisch und brach mit mehreren SKARABÄEN zur Erkundung des Stardust-Systems auf. Während des Transfers durch die Teletrans-Weiche erlebte er zwei Visionen, die ihm offenbar von ES geschickt wurden: In der ersten sah er eine florierende Großstadt in einem idyllischen Flussdelta auf dem Planeten Aveda, in der zweiten die Zerstörung des Solsystems durch die Terminale Kolonne.

Die von der Teletrans-Weiche überbrückte Distanz und Richtung blieben auch für ihre Benutzer unbekannt. In knapp drei Monaten verließen etwa 804 Millionen Bewohner das Solsystem Richtung Stardust, eine Zahl, die der gesamten Erdbevölkerung des ausgehenden 18. Jahrhunderts entsprach.

Als Starthilfe für die Siedler im Stardust-System wurde in der zur Verfügung stehenden Zeit so viel Material und Ausrüstung durch die Teletrans-Weiche befördert wie möglich. Neben dem »Nadelöhr« der Passage selbst und ihrer fatalen Wirkung auf Hyperkristalle galt stets zu berücksichtigen, dass es nach dem Erlöschen der Verbindung nicht mehr möglich sein würde, einen wie auch immer gearteten Nachschub zu verschicken.

Das oberste Gebot bei der Auswahl des Materials galt also zwangsläufig der größtmöglichen Robustheit und den besten Recyclingeigenschaften. Und auf keinen Fall durfte es passieren, dass hausgroße Aggregate über kurz oder lang nur deshalb unbrauchbar in der Ecke herumstanden, weil eine winzige integrierte Schaltung versagte.

Von Vorteil für die Umsetzung war selbstverständlich, dass die Menschheit inzwischen auf die Erfahrung mehrerer Jahrtausende intensiver Exoplaneten-Besiedlung und der ersten leidvollen Jahre nach der Erhöhung der Hyperimpedanz zurückblicken konnte.

 

*