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Andre Le Bierre

Gedankensalat

Gedichte, Gedanken und Kurzprosa


Den Text "Gegangen" widme ich dem Autor Polarbär! Die Drabblesammlung "Das Wasser steigt" widme ich den Fluopfern der Katastrophen von 2003 und 2013!


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Copyright

Andre Le Bierre

Gedankensalat

Gedichte, Gedanken und Kurzprosa

 

Deutsche Ausgabe

Dieses Buch ist erschienen bei

 

Bundesrepublik Deutschland

ISBN-13: 978-1490931012

ISBN-10: Bookrix Edition

Fotos by Josef T. Rezaie

Quelle: http://www.piqs.de

“Some rights reserved”

1. Ausgabe July 2013

All copyrights by Andre Le Bierre

 

Klappentext

Klappentext:

 Gedankensalat ist eine Sammlung meiner nicht-erotischen Texte. Die letzten Jahre bei Bookrix haben mir gezeigt, dass man sich auch in Form von Kurzprosa zu bestimmten Themen äußern kann. Charitybeiträge zu aktuellen Themen, Gedichte zu bestimmten Anlässen und Wettbewerbe, in denen es meist um Essays geht, gehören bei Bookrix zum täglichen Geschäft. Diese Anthologie ist ein grober Mitschnitt von dem, was ich anlässlich der oben genannten Angebote zur Verfügung stellen konnte.

 

Vorwort

Vorwort:

Die Sammlung ist ein besonderes Stück Arbeit, das sich im Laufe der Jahre bei Bookrix angesammelt hat. Geprägt durch einfache Gedanken, Kurzgeschichten, Gedichte und Essays habe ich stets Stellung bezogen und es hier ein Mal zusammengefasst. Neu, auch für mich, war die Kurzgeschichtenform „Drabble“. Ich habe den Aufruf gleich genutzt, um diese Form als Möglichkeit für Charityaktionen zu verwenden. Drabbles sind Kurzgeschichten mit exakt 100 Worten exklusive Titel. Ich habe dabei das Format von jeweils drei Drabbles beibehalten und setzte damit verschiedene Gesichtspunkte eines Themas. Danke an meine Leser, die auch diese Texte gerne kommentiert haben.

Der Autor

Zwischen dem Licht

Es war bitterkalt, als ich die Augen öffnete. Ein weißer Raum mit schrecklich kaltem Marmorfußboden. Eine eisige Stille lag in dem Raum. Ein kleines Kind nahm meine Hand und sagte freundlich:

 

"Hallo!"

"Hallo, wer bist den du?"

"Ich bin die Kira. Das ist aber schön, dass du mich besuchst!"

"Bist du allein? Wo sind deine Eltern?"

"Eltern? Was sind Eltern?"

"Bist du hier allein?"

"Ja, ganz allein. Aber jetzt bist du ja da!"

"Ich weiß gar nicht, wie ich hier hinkomme!"

 

Ich blickte auf den Fußboden und sah, dass das Mädchen weder Strümpfe, noch Schuhe trug. Nur Ihr weißes Kleid hatte sie an und die Haare waren zu zwei Zöpfen eingeflochten. Ich blickte an mir herunter und sah, dass auch ich barfuß war. Ich hatte nur ein Nachthemd an. Kira blinzelte mit ihren Augen und sagte:

 

"Was ist das für ein lustiges Hemd, was du trägst?"

"Das ist mein Lieblingsnachthemd, ich trage es gerne. Aber mir ist bitterkalt!"

"Kalt? Was bedeutet kalt?"

"Du weißt nicht, was kalt ist? Frierst du denn gar nicht?"

"Nein, ich weiß nicht, was das ist!"

"Wie lange bist du schon hier?"

"Ich weiß nicht, mir war langweilig. Wollen wir etwas spielen?"

"Was möchtest du denn spielen?"

"Ich weiß nicht. Oder sollen wir tanzen?"

"Tanzen? Ich mag gerne tanzen!"

 

Das kleine Mädchen nahm mich an die Hand und drehte sich mit mir im Kreis. Sie hatte sichtlich Spaß, doch ich hatte panische Angst.

 

"Kira? Wo sind wir hier?"

"Wir sind zwischen der Zeit?"

"Das geht doch gar nicht. Man kann nicht zwischen der Zeit sein."

"Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass wir hier sind!"

"Wo sind all die anderen?"

"Es gibt hier keine anderen!"

"Was sollen wir denn jetzt machen?"

"Willst du mit mir in das Licht gehen?"

"Kira, ich habe Angst und mir ist bitterkalt!"

 

Plötzlich hörte ich ganz weit entfernt ein paar Stimmen.

 

"Kira hörst du das?"

"Nein, was hörst du denn?"

"Ich höre Stimmen!"

"Was sagen denn diese Stimmen?"

"Ich soll zu ihnen kommen"

 

Kira verblasste ganz langsam und die Stimmen wurden lauter.

 

"Besuchst du mich wieder?"

"Ja, wenn du es willst?"

"Dann spielst du mit mir? Und wir tanzen?"

"Ja, gerne. Aber ich muss gehen!"

"Versprich es mir!"

"Ich verspreche es dir!"

 

Dann war Kira verschwunden und der Raum verdunkelte sich. Ich spürte eine Hand in meinem Gesicht. Als ich die Augen wieder öffnete, war alles in einem freundlich hellen Grün um mich herum. Ein Mann starrte mir ins Gesicht und sagte: "Gott sei Dank. Du bist wieder da!"

 

Ich kannte, de Mann. Es war mein Mann. Ich war noch ganz benommen und auch störten mich die ganzen Schläuche, die an mir hingen. Er setzte sich und trug ein Baby auf dem Arm.

 

"Darf ich vorstellen? Das ist deine Tochter Kira!", sagte er und legte mir das kleine Mädchen auf die Brust. "Aber?", stammelte ich noch benommen. Er sah mich mit einem Lächeln an und sagte: "Es ist alles gut. Du warst fast zwei Wochen weg!" Ich sah mein kleines Mädchen an und gab ihr Wärme. "Ich verspreche es dir!", flüsterte ich in ihr kleines Ohr.

Die schwere Schrift

Ich habe nur ein Blatt Papier und weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich habe meinen Bleistift angespitzt und will eigentlich losschreiben. Ich setze die Spitze auf das gebleichte Stück aus Holz und Wasser. Doch kommt kein Impuls an meine Finger, diesen Stift zu bewegen. Zu tief sitzt der Gedanke und will nicht auf das Papier gekritzelt werden.

 

Was andere für doch so unbemerkt jeden Tag tun, fällt mir so schwer in diesem Moment. Ich will es sagen, es schreiben. Doch kommt keine Motivation für das, was doch so nötig ist. Die Dringlichkeit der Worte überwältigt mich und lässt mich schweigen, über das, was unbedingt erzählt werden will. Okay, ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und versuche den ersten Buchstaben zu vervollständigen. Aber es gelingt mir nur schwer. Auch der Zweite ist eine Qual für sich. Endlich habe ich es geschafft und versuche mich an einer Zahlenkette.

 

Dann plötzlich höre ich die Stimme der jungen hübschen Apothekerin:

 

„Danke! Ich rufe sie dann an, wenn das Potenzmittel eingetroffen ist!“

Für immer weg

Ich war wohl kurz weg.

Aber das kam des Öfteren vor.

Doch war ich bei Weitem nicht mehr so offen.

Und nun? Nun sehe ich euch an.

 

Ich sehe meine Mutter, wie sie auf mein Grab weint.

Ach, Mama. Du musst nicht weinen!

Das Elend hat jetzt ein Ende.

 

Meine beiden Schwestern,

die schreien, weil ich nicht mehr da bin.

Sandra, Kristine, ich werde nie wieder da sein,

Um mit euch zu spielen.

Vergesst mich nicht, ja?

Bitte vergesst mich nicht.

 

Und du, Mama ...

Ich habe den schweren Weg auf mich genommen,

Um dir nicht zur Last zu fallen,

Um Ruhe zu haben.

 

Es war ganz einfach.

Ich hatte genug getrunken und auch ein paar

Tabletten genommen.

Es fühlte sich auf einmal so leicht an,

Als ich auf das Dach stieg.

Ja, Mama, ich stieg hinauf und genoss den Wind,

den ich nur vernebelt wahrnahm.

 

Ich sah auf die dreckige Stadt

und verabschiedete

mich von dem Sumpf,

der mich ins Leben geworfen hat.

All die Tränen waren

auf einem Male vergessen

und ich fühlte mich frei,

als ich mich von der Kante fallen ließ.

 

Es ging so schnell.

Ich fiel an den Fenstern vorbei

und drehte mich auf den Rücken.

Und dann kurz vorm Boden

hörte ich ein Knacken im Genick.

 

Und nun bin ich hier.

Keine Schmerzen mehr

Mama, ich kann meinen Körper nicht mehr spüren.

Alles ist so still.

 

Die Ruhe macht süchtig.

Jetzt wird endlich alles besser.

Meine Wunden sind schon vergessen.

Die Kratzer auf meinen Armen verheilen.

Ich werde hier sein und euch beobachten!

 

Mama, warum musste es soweit kommen?

Hast du meine Schreie nicht gehört?

Hast du überhaupt etwas gehört?

Mama?

Der letzte Weg

Noch einmal möchte ich das Tannengrün riechen

und die Nelken und Kornblumen sehen.

Noch einmal am Wasser stehen

und das Salz in der Luft schmecken.

 

Dinge, die alltäglich sind und doch vergessen werden

In dieser Welt voller Zeit und Druck.

Da ist es doch schön, zu wissen,

dass es Menschen gibt, die lieben. Auch ohne viel Schmuck.

 

Was hat dich doch verändert, diese schlimme Zeit?

Und doch bist du gleich geblieben

und stehst bereit, deine letzte Liebe

unter deinen Liebsten zu verteilen.

 

Liebe Heidi,

uns fehlen etwas die Worte, um das auszudrücken,

was in uns vorgeht. Diese Endgültigkeit, welche dich

viel zu früh heimgesucht hat, macht den meisten Menschen Angst, sehr große Angst.

 

Es ist das Rad des Schicksals, welches sich immer weiter dreht. Das Rad des Schicksals, das den Menschen Angst macht und sie vor vollendete Tatsachen stellt. Eine Freundin fragte neulich, wie man damit umgehen soll, wie man damit umgehen kann. Mir fielen nicht die richtigen Worte ein. Wer in seinem Leben gelernt hat, die Gedanken anderer Menschen zu denken und in den Herzen anderer Menschen zu leben und zu lieben, der hat den Tod nicht zu fürchten.

Denn die Liebe und die Gedanken sind Dinge, die bleiben, wenn alles Andere gegangen ist.

 

Deine Liebe hast du weiter gegeben. Deine Gedanken nimmst du mit, um an deinem neuen Platz für uns da zu sein. Das, liebe Mutter und Schwiegermutter, werden wir antworten, wenn wir gefragt werden.

Wir wünschen dir einen friedlichen Schlaf!

 

Deine Tochter, dein Schwiegersohn und deine Enkelkinder ...

Gegangen

Irgendetwas reißt ein tiefes Loch in meine Gedanken,

und ich weiß nicht, was ich sagen soll.

 

Es ist eine eisige Stille um mich herum,

weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

 

Ich bin mit meinen Gedanken bei jemanden der sie braucht,

doch ich weiß nicht was ich sagen soll.

 

Du machst dich auf zu einem Kampf,

und ich weiß nicht was ich sagen soll.

 

Die Menschen fragen mich,

doch ich weiß nicht was ich ihnen sagen soll.

 

Ich warte auf deine Rückkehr,

damit ich weiß, was ich sagen soll,

damit du weißt, was du sagen sollst,

 

Damit auch die anderen wieder wissen,

was sie sagen sollen.

 

 

Gedankensalat

Ein Gedanke an etwas Gutes.

Das ist das Letzte, was mir Halt gibt.

Zu wissen, dass ich denken kann.

Das ist es, was mich beruhigt.

Ich habe es nie zu schätzen gewusst.

Niemand macht sich Gedanken darüber,

ob Gedanken das wahre Glück und der Lebensinhalt

aller Dinge sind.

 

Wenn man denkt, lebt man.

Wenn man lebt, kann man denken.

Wenn alles unwichtig geworden ist,

wird einem erst bewusst, wie wichtig Gedanken sind.

Gedanken, die oft vergraben, weggeschoben oder einfach ignoriert werden.

 

Ich will noch einmal ein Kind sein.

Noch einmal am Wasser stehen

und der Brandung zuhören.

Vielleicht noch einmal den Duft der Tulpen riechen?

Ich will noch einmal barfuß durch das Moos laufen.

Ich will noch einmal mein Stofftier fest an mich drücken und es gern haben.

Noch einmal will ich lachen, weinen

und die Stimmen meiner Liebsten hören.

 

Aber wie gesagt, es sind nur Gedanken.

Gedanken, die ich in mir trage.

Jetzt, wo es soweit ist und

ich in die Welt der Gedanken gehe,

beruhigt mich, dass ich alles gesagt

und alles gedacht habe.

So hoffe ich, dass auch meine Liebsten denken

Und mir den Traum meiner Gedanken erfüllen.

 

Denn wenn nichts mehr übrig bleibt,

will ich nur noch das Rauschen des Wassers hören

und meinen Gedanken freien Lauf lassen.