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Hans-Joachim Eckstein – Du bist Gott eine Freude | Glaubensleben – Lebenslust – SCM Hänssler

SCM Stiftung Christliche Medien

ICH FREUE MICH AN DIR

Wenn sich sogar der Himmel

an deinem Leben freut,

willst du ihm da die

Mitfreude verweigern?

Und wenn du dich schon

mit Gott freust,

warum nicht auch gleich

über andere Menschen?

VORWORT

In der überwältigenden Erfahrung, dass sich jemand von Herzen an uns freuen kann, gründet unser Selbstbewusstsein und unser eigener Lebensmut. Wenn wir Gott als dieses Gegenüber erkennen können, das sich uns zuwendet und unser Leben begründet, dann eröffnet uns das zugleich ein neues Glaubensleben wie auch eine ungekannte Lebenslust.

Zugegeben, es wird wohl nicht jeder den Begriff des »Glaubenslebens« ausgerechnet mit dem der »Lebenslust« verbinden. Ob eher von außen betrachtet oder aus der Perspektive eigener Frömmigkeitserfahrung – für viele bilden Glaube und Leben, noch mehr aber Glaube und Lebenslust oder Lebensfreude eher Gegensätze als innere Zusammenhänge. Nicht nur, dass der Glaube selbst oft lust- und freudlos gelebt wird, für das Glaubensverständnis vieler scheint mit ihm an sich schon eine gewisse Lebensferne und Lustfeindlichkeit verbunden zu sein.

Dabei sind die Motive der Freude und der Lebensfülle für die ersten Christen so zentral gewesen, dass sie darin das Ziel des Gekommenseins und der Verkündigung Jesu erkennen konnten. Und selbst der Begriff der »Lust« wird in den biblischen Schriften im Zusammenhang der Beziehung zwischen Gott und Mensch so positiv verwendet, dass es manche überraschen mag. Gott freut sich an seinen Menschen und hat Lust an ihnen – wie ein liebender Vater an seinen Kindern oder ein Bräutigam an seiner Braut. Die überschwängliche Zuneigung und Zuwendung Gottes wird von ihrer überwältigenden Wirkung auf die Menschen her beschrieben, die sich vollkommen freuen und im Überfluss leben sollen.

Um jedem Missverständnis vorzubeugen, es geht in diesen Zusammenhängen nicht um ein Überspielen von Wirklichkeit und ein Ausblenden eigener und fremder Leiderfahrung. Vielmehr finden sich die einfühlsamsten Zusagen des Trostes und die eindrücklichsten Einladungen zur Freude und Mitfreude gerade in Situationen der Verunsicherung und des Verlustes, des Scheiterns und der Schwachheit. Die Freude an Gott gewinnt nicht selten da ihre letzte Vertiefung, wo sich der Glaube nicht als vordergründig bestätigt und unangefochten erfährt.

Vielleicht liegt in der Fähigkeit zur ungeschönten Wirklichkeitswahrnehmung und zur zuversichtlichen Wirklichkeitsgestaltung gerade ein entscheidendes Merkmal der christlichen Lebensfreude. Sie lebt nicht davon, dass sie verdrängt, sondern dass sie das Wahrgenommene durchschaut. Sie freut sich nicht nur trotz der erfahrenen Wirklichkeit, sondern wegen der im Glauben schon wahrgenommenen Realität.

Als eine solche Einladung zur Freude und Mitfreude, als tröstender Zuspruch, aber auch als humorvolle Selbstkritik und ironische Wirklichkeitsbeschreibung wollen auch die folgenden Aphorismen, Gedichte und Meditationen verstanden werden. Ob sie alltägliche Erfahrungen umschreiben oder die biblischen Grundlagen des Glaubens nachzeichnen, sie sind bei aller Verschiedenheit von der einen Überzeugung getragen: Wenn der Glaube zum Leben wird, dann wird das Leben zur Lust. Denn die Lebensfreude gehört zum Glaubensleben wie das Wasser zur Quelle und wie der Lichtstrahl zum Licht.

Wer sich weitere anschauliche und persönliche Texte zu einem von Hoffnung und Liebe erfüllten Glauben wünscht, der wird in »Himmlisch menschlich« oder in der »Trilogie« zu den drei Wesensmerkmalen christlicher Existenz fündig werden – zu Glaube: »Ich habe meine Mitte in dir«, zu Liebe: »Du liebst mich – also bin ich« und zu Hoffnung: »Du hast mir den Himmel geöffnet«. Persönliche Vertiefungen und biblische Begründungen für die zentralen Gedanken des vorliegenden Buches finden sich vor allem in: »Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat«.

Wer eher zusammenhängende Grundlegungen des Glaubens und elementare Zugänge zu zentralen theologischen Fragen sucht, der wird in »Glaube, der erwachsen wird« oder in den Beiträgen zu der Reihe: »Grundlagen des Glaubens 1-4« eine sinnvolle Ergänzung sehen: »Zur Wiederentdeckung der Hoffnung«, »Glaube als Beziehung«, »Wenn die Liebe zum Leben wird« und »Gesund im Glauben«.

Wer schließlich daran Interesse hat, zentrale biblische Aussagen leichter aufzufinden und zu erfassen, der mag im »Bibel-Anstreichsystem« und in »Du hast Worte des Lebens. Bibel-Lernsystem« ganz praktische Hilfestellungen finden. Sie alle – die lyrischmeditativen wie die sachlich-theologischen Bücher – laden auf je eigene Weise zu einer lebensorientierten Entfaltung des Glaubens in der Freude der Beziehung ein.

Hans-Joachim Eckstein

LEBENSENTFALTUNG
ES DARF AUSGEPACKT WERDEN

Selbst das Leben

will gelebt sein,

und auch das

schönste Erleben

noch erlebt!

So liegt das Glück

der Lebensgestaltung

wohl weniger im

unbeteiligten und

untätigen Abwarten

als im gespannten

Entwickeln und

hoffnungsfrohen

Entfalten.

DRAUSSEN VOR DER TÜR

Stell dir vor,

das Leben steht

vor deiner Tür

und klopft an,

um zu dir

zu kommen –

würdest du

es hören?

Und wenn du

es hörtest,

würdest du

ihm öffnen

und es zu dir

hereinlassen?

Du sagst:

»Warum nicht?

Es ist ja das Leben!«

Eben!

Offb 3,20

GLÜCKSERFÜLLUNG

Die Hoffenden genießen

schon gegenwärtig das Glück

der zukünftigen Erfüllung,

von der Hoffnungslose

nicht einmal ahnen,

dass sie kommen wird.

Denn Hoffende sind

bereits zu Beginn

so zuversichtlich,

wie es sich

vom guten Ende her

als begründet erweist.

Wer nicht hofft,

der hat sich im Fall

des guten Ausgangs

um die Hoffnung auf

das Glück gebracht,

in jedem Fall aber um

das Glück der Hoffnung.

AUS DEM TAGEBUCH EINER EINTAGSFLIEGE
ODER: WIE »EINSEITIG«!

Nichts spricht dagegen,

dass wir täglich ganz

im Hier und Jetzt leben.

Das bedeutet aber nicht,

dass wir unseren Blick so

auf den jeweiligen Tag

beschränken sollten,

als gäbe es für uns –

wie für eine Eintagsfliege –

kein Gestern und kein Morgen.

Wäre ein Tagebuch nicht

zwangsläufig »einseitig«,

das nichts als einen Tag und

eine Seite zu beschreiben hätte?

Wie vielseitig und inspirierend

könnte unser Leben heute sein,

wenn wir es zugleich

in der dankbaren Erinnerung

an alles Glück und Gelingen

der vergangenen Tage

und mit der zuversichtlichen

und vertrauensvollen Perspektive

noch vor uns liegender Tage

genießen und gestalten würden.

Gibt es eine

bessere Grundlage

für ein erlöstes und

versöhntes Leben

im Hier und Jetzt

als das gewisse

Fundament

eines erlösenden

und versöhnenden

Dort und Dann?

DAS LEBEN ANZÄHLEN
ODER: 10, 9, 8, 7 …

Für die Hoffenden

geht die Uhr rückwärts.

Ihre Zeit läuft nicht ab,

sondern an.

DAS KLEINE PARADIES
ODER: EIN STÜCK HIMMEL AUF ERDEN

»Können wir sonst noch

etwas gebrauchen?«,

rufe ich im Weggehen

und erhalte die unerwartete,

aber eindrückliche Antwort:

»Ja, ein Paradieschen

Stimmt, denke ich bei mir,

das ist es, was wir letztlich

in allem suchen:

Ein Stück Himmel auf Erden,

etwas Bleibendes in

der Vergänglichkeit,

etwas Wesentliches bei

aller Oberflächlichkeit,

einen Vorgeschmack auf

die kommende Erfüllung,

der uns Mut macht und

uns in Vorfreude motiviert.

»Denkst du auch an die

Radieschen?«, höre ich,

in Gedanken versunken,

vom Balkon her. –

»Welche Radieschen?«

Ach so! Ein

paar Radieschen

sollen es also sein. –

Wenn es uns denn an

den Himmel erinnert?!

UND OB ICH SCHON WANDERTE IM FINSTERN TAL

Die Welt ist ein Jammertal,

aber der Glaube bietet

Hilfe und Trost,

es leichter zu ertragen.

Man könnte meinen,

einige Gläubige erlebten

es gerade umgekehrt.

Ps 23,4

SELBST-VERSTÄNDLICH

Was immer wir auch allein

und losgelöst von anderen

über uns selbst wissen und

erkennen mögen,

letztlich werden wir uns

erst durch die Liebe anderer