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Nr. 55

 

Luftgeister greifen an

 

von W. K. Giesa

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Logghard, siebter Fixpunkt des Lichtboten und Ewige Stadt, hat auch am 250. Jahrestag der Belagerung allem standgehalten, was die Kräfte der Finsternis in einem wahren Massenangriff gegen die Bastion der Lichtwelt ins Feld führten. Somit haben die Streiter des Lichtes auf Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt, trotz des Debakels von Dhuannin und anderer Niederlagen gegen die vordringenden Heere der Caer eine gute Chance, sich auch weiterhin zu behaupten.

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held nach seinem Vorstoß in die Schattenzone Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, durch das Tor zum Anderswo verlassen.

Zahda, die Zaubermutter, nimmt sich des Bewusstlosen an, der durch das unheimliche Tor in den Ozean der Dämmerzone gespült wurde, die bereits zu Vanga gehört, der vom weiblichen Geschlecht beherrschten Südhälfte der Welt.

Doch kaum hat Zahda den Gorganer aus ihrer Obhut entlassen, muss dieser bereits wieder um sein Leben kämpfen. Das gilt auch für Mythors neue Gefährten – denn die LUFTGEISTER GREIFEN AN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen begegnet der toten Zaubermutter.

Vina – Die Hexe interessiert sich für Mythor.

Gerrek – Vinas skurriler Gefährte und Diener.

Ramoa – Mythors Begleiterin.

1.

 

Da lagen sie oder lehnten kauernd an den Wänden! Sie alle waren einmal Männer gewesen. Ihre Kleidungsfetzen, halb vermodert und zerfallen, verrieten es Mythor. Und ihre bleichen, fleischlosen Totenschädel auf den kahlen Gerippen starrten ihn höhnisch grinsend an!

Mit ihrem Grinsen riefen sie ihm lautlos zu, welches Schicksal auch ihn erwartete in dieser heimtückischen Falle, in die er getappt war. Auch er würde in ein paar Monden hier liegen und aussehen wie sie – zerlumpt, verfault, eine beinerne Gestalt!

Tot!

Da lehnte sich alles in ihm gegen dieses Schicksal auf. Ein wilder, verzweifelter Schrei entrang sich seiner Kehle. Es musste doch eine Möglichkeit geben, aus diesem verfluchten Bauwerk zu entkommen, das ihn mit seiner Magie eingefangen hatte!

Aber er hatte alles versucht. Fingerbreite um Fingerbreite hatte er die Stelle der Wand abgetastet, an der er die Mühle betreten hatte, aber er hatte keine verborgene Öffnung finden können. Dabei war er sicher, durch eine breite Türöffnung eingetreten zu sein. Doch jetzt gab es nur eine massive Wand ohne Türen, ohne Fenster! Aber dennoch war es nicht dunkel. Bläulich war die schattenlose Helligkeit und rief den Eindruck von Kälte hervor – Helligkeit, die aus dem Nichts zu kommen schien und alles erfüllte!

Mythor lehnte sich an die weißgekalkte Mauer. Seinen Versuch, mit Alton sein steinernes Gefängnis aufzubrechen, wiederholte er kein zweites Mal. Es hatte ihm gereicht, dass ihm das zurückfedernde Schwert fast die Hand zerschlagen hatte. Die Fingerknochen schmerzten immer noch.

Es gab keine Fugen, in die er die Klinge des Gläsernen Schwertes hätte schieben und es als Hebel verwenden können. Es gab nicht die schmalste Fuge in der Wand. Nicht einmal ein Haar hätte man hindurchschieben können.

Seine Schultern sanken herab, und laut stieß er die Luft aus den Lungen. Wieder sah er die Toten, deren bleiche Schädel so teuflisch grinsten.

Wie lange hatte er Zeit? Wann würde er sich in Krämpfen auf dem Boden winden, weil der Hunger in ihm wühlte? Wann würde er dann sterbend auf dem harten, kalten Boden liegen und schließlich zu zerfallen beginnen?

»Nein«, keuchte er auf. Er wollte hier nicht elend umkommen! Er wollte wieder hinaus! Er ...

Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe. Gerade noch rechtzeitig hatte er erkannt, dass er sich in seiner Panik selbst in den Wahnsinn treiben wollte. Die Skelette wollten ihn dazu zwingen, und sie würden es auch schaffen. Lange bevor er vor Hunger starb, würde er seinen Verstand verloren haben! Und davor hatte er größere Angst als vor dem Sterben!

Ich darf nicht wahnsinnig werden!, rief er sich selbst zu. Ich muss Ruhe bewahren!

Ruhig bleiben, Mythor ... ganz ruhig! Und nachdenken! Bist du nicht der Sohn des Kometen? Hast du in den Fixpunkten des Lichtboten nicht gelernt, dass nicht Gewalt, sondern Denkvermögen der bessere Helfer ist?

Ruhig nachdenken!

Aber wie kann er ruhig bleiben im Angesicht des Todes, der ihn vieldutzendfach von allen Seiten angrinste?

»Tod, du hast mich noch nicht in deinen Klauen«, rief er den grinsenden Gerippen entgegen. »Noch lange nicht ...«

Aber war es nicht nur eine wahnwitzige Hoffnung, die sich niemals erfüllen konnte?

 

*

 

Vor der Ruine war auch Ramoa stehengeblieben. Die Feuergöttin betrachtete leicht verständnislos die Stelle der Wand, die ein paar Herzschläge zuvor noch eine Türöffnung gewesen war. Jetzt war sie es nicht mehr. Blitzschnell und geräuschlos hatte die Wand sich hinter dem Helden Honga geschlossen, für den sie Mythor immer noch hielt.

Langsam wandte sie sich um und strich mit der Hand durch das feuerrote Haar.

Mit den kleinen Fäusten hämmerte sie gegen die Wand. »Honga!«, rief sie ihn mehrmals an. Doch Honga antwortete nicht. Wahrscheinlich konnte er sie nicht hören.

Er hatte sie ja schon auf dem Weg in die Mühle nicht mehr hören können! Hatte auf ihre Warnungen nicht reagiert! Die Fischköpfe waren klüger gewesen. Sie waren weit zurückgeblieben. Vielleicht kehrten sie jetzt auch ganz um und gaben die Verfolgung endgültig auf, diese von Dämonen besessenen Männer, die man auf die Inselgruppe der Blutigen Zähne verbannt hatte und die als äußeres Zeichen große Masken aus ausgehöhlten Fischköpfen trugen, die sie bis zu ihrem Tod nicht mehr ablegen konnten.

Sie mussten gewusst haben, was es mit der Mühle auf sich hatte, deren Flügel sich langsam im Wind drehten. Eine Ruine war sie nur noch, vom Zahn der Zeit angenagt und verfallen, aber nicht verfallen genug, um ihre magische Wirkung zum Tragen bringen zu können. Und mit dieser Flügel-Magie musste Honga eingefangen worden sein. Als sie versucht hatte, ihn aufzuhalten und am Betreten der Ruine zu hindern, hatte er sie einfach zurückgestoßen. Und dann hatte sich die Falle hinter ihm geschlossen.

Die Falle, die nur für Männer bestimmt war. Und er war ein Mann, wenn er auch ganz anders war als die Männer, die Ramoa kannte.

Sein selbstbewusstes, manchmal herrisches Auftreten ... Er könnte eine Frau sein!, dachte sie und wusste selbst nicht, was sie auf diesen Gedanken brachte. Denn wie andere Männer hatte er doch auf die Magie der Mühle angesprochen.

Die musste zu der Reihe von Bauwerken gehören, die in noch nicht weit zurückliegender Zeit eine der Zaubermütter als Wall gegen das Böse auf den Blutigen Zähnen errichtet hatte. Lange hatten diese Bauten nicht vorgehalten, die meisten existierten bereits nicht mehr, weil hier alles schneller zu altern schien als anderswo. Aber dieses Bauwerk, die Mühle, erfüllte wohl noch seinen Zweck, wie auch die Regenbogen-Brücke noch heil sein sollte, die Hongas erklärtes Ziel war. Seit er wusste, wo er sich befand, legte er seine ganze Kraft in das Vorhaben, zur Regenbogen-Brücke zu gelangen, die die nördliche und südliche Kieferhälfte der Blutigen Zähne miteinander verband, diese Kette aus Inseln, die mit ihren schroffen Felszacken wie das Gebiss oder der Rückenkamm eines riesigen Drachen aus dem Wasser ragten.

Über die Regenbogen-Brücke hoffte Honga, die Inselkette wieder verlassen zu können, auf der sie mit ihrem Drachen abgestürzt waren. Und er hatte auch angedeutet, in dieser Brücke nach Wissen suchen zu wollen.

Was wollte er in Erfahrung bringen?

Manchmal kam es Ramoa vor, als stamme er nicht aus der Inselwelt, als sei er überhaupt fremd in Vanga. Dann wiederum benahm er sich so unglaublich selbstsicher, als lebte er seit Ewigkeiten hier, aber machte ihn das nicht wiederum noch fremder?

Wer immer er auch war – wenn es ihr nicht gelang, ihn herauszuholen, würde er die Regenbogen-Brücke niemals erreichen. Und Ramoa wusste, dass nur sie ihm Hilfe bringen konnte. Denn er selbst musste nach wie vor im Bann der Magie gefangen sein, und selbst wenn es einen Zugang gab, konnte er ihn nicht finden.

Aber sie, von außen!

Wie Mythor von innen, tastete sie die Wände der Mühle von außen ab. Sie musste aus mehreren Stockwerken bestehen, aber erst in den beiden oberen begann der Zerfall, der die Mühle von weitem als zerstörte Ruine aussehen ließ.

Die Windflügel, gut zwei Dutzend an der Zahl und zum Teil ebenfalls zerstört, drehten sich mit leichtem Rauschen im Wind. Sie waren ungeheuer groß und reichten bis zum Boden hinunter. Nur ein paar Ellen Raum blieben zwischen ihnen und dem harten Boden.

Über den bewegte sich Ramoa rund um die Mühle. Weder Tür noch Fenster fand sie, und doch war die Mühle für Honga geöffnet gewesen. Es gab auch keine Möglichkeit, an der glatten Wand emporzuklettern, um die Mühle von oben zu betreten, weil die Risse erst hoch oben begannen und die Wand darunter seltsam glatt war.

Es gab keinen Zugang.

Aber es musste eine andere Möglichkeit geben. Notfalls musste sie versuchen, einen der Fischköpfe gefangen zu nehmen und ihn, der ein Mann war, vor sich her in die Mühle schieben. Auf sein Nahen musste die Magie reagieren und eine Öffnung in der festen Wand schaffen. Dann konnte Honga an dem Besessenen vorbei ins Freie stürmen.

Im nächsten Moment verbannte sie diese Idee schon wieder ins Reich der Träume. Honga stand unter dem Bann der Magie und würde selbst nicht aus der Mühle kommen – und wenn, dann nur, um sofort wieder umzukehren und in ihr zu verschwinden. Außerdem würde sich kaum einer der Fischköpfe fangen lassen. Wahrscheinlicher war es, dass sie Ramoa den Garaus machten.

Verzweifelt senkte sie den Kopf.

Im nächsten Moment begann der Boden sich unter ihren Füßen zu bewegen.

 

*

 

Mythor hatte den Raum, in dem die Skelette lagen, verlassen. Als Schreckgespenst stand die Vorstellung in seinem Bewusstsein, dass er irgendwann, wenn es soweit war, wieder nach hier oben zurückkehren und sich zu ihnen legen würde.

Dann würde er auch wenig später ein Toter unter Toten sein! Sie, die jetzt seine Feinde waren, deren Anwesenheit genügte, ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben, würden dann seine Freunde sein! Freunde und Gefährten auf dem Weg durch die Ewigkeit!

Die Angst, vor dem Sterben wahnsinnig zu werden, war größer geworden als alles andere, und die Toten wollte er doch nicht zu Freunden haben!

Ein zweites Mal war er durch die Mühle geirrt und hatte versucht, in den oberen Etagen einen Ausweg zu entdecken. Aber auch in der oberen Etage gab es weder Türen noch Fenster, und der Weg in die nächste, in der die Mühle zur Ruine geworden war, war versperrt!

Zugemauert!

Auch hier hatte er das Gläserne Schwert nicht als Hebel ansetzen können, um Steine aus der Wand zu brechen. Auch hier riefen ihm die kalkweißen Wände ihr unerbittliches Halt zu und zeigten ihm die Grenzen seiner Macht.

Du musst ruhig bleiben! Nur durch Nachdenken kannst du aus dieser Falle wieder entkommen – wenn überhaupt!

Oben hatte er keinen Ausweg finden können. Aber dann hatte er plötzlich an Theran denken müssen, die Orakelstadt mit ihren unterirdischen Gängen, die für ihn einer der Fixpunkte des Lichtboten gewesen war.

Warum sollte es nur in Theran unterirdische Gänge geben – in Theran und in Sarphand, wo Luxon als Meisterdieb aufgetreten war? Warum konnte es solche Gänge nicht auch hier geben?

Je länger er darüber nachdachte, um so sicherer wurde er, dass es solche Verbindungen geben musste. Wenn diese Mühle zu den Bauwerken gehörte, die jene Zaubermutter als Wall gegen das Böse erbaut hatte, lag es nahe, all diese Bauten durch unterirdische Gänge miteinander zu verbinden, weil der Weg über die Inseln zu gefährlich war!

Er hatte die Gefahren der Oberfläche kennengelernt, die mörderischen Pflanzen, die bizarren Landschaften, die ständig wechselten und in kurzen Abständen dürre Sandwüsten, Dschungelstreifen und Gletscherfelsen präsentierten. Warum sollte die Zaubermutter, von der Ramoa ihm erzählt hatte, nicht den einfacheren Weg beschritten haben?

Er hatte doch keine Ahnung! Was wusste er von der Magie Vangas und den Kräften der Zaubermütter und der Hexen?

Jetzt befand er sich unten. Er hatte die Steintreppe gefunden, die nach unten führte, und glaubte sich auf der richtigen Spur. Unter der Eingangsetage befanden sich ausgedehnte Kellerräume, in denen der Staub fingerdick lag und bewies, dass seit vielen Sommern und Wintern kein Mensch mehr hier unten gewesen war. Auch Spinnen und anderes Ungeziefer hatte sich nicht hierher getraut.

Aber es gab keinen Gang, der weiter führte!

Hier, unter der Erde, waren die Wände so massiv und fest wie oben und bereiten ihm damit die nächste große Enttäuschung.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Kurz nur legte er den Kopf in den Nacken und sah die Decke über sich, vier Mannslängen hoch über ihm. Riesig waren die Kellergewölbe der Fallen-Mühle, aber seine Idee, dass man beim Bauen hier in anderen Größenordnungen geplant und gedacht hatte, verflog sofort wieder. Von Riesen auf den Inseln hatte er nichts gehört, und die brauchten auch eine Tür, die zum Boden reichte. In zwei oder drei Mannslängen Höhe konnte es keine Tür in den Wänden geben.

Oder ...?

Die Höhe der Staubschicht unter seinen Füßen gab ihm plötzlich zu denken. Seine Phantasie machte Riesensprünge.

Konnte diese Staubschicht der Überrest einer zerstörten Zwischendecke sein, die diese Kellergewölbe geteilt hatte?

Aber war es nicht uninteressant für ihn? Ob Zwischendecke oder nicht – wenn es dort oben, knapp unter der Decke Türen gab, konnte er sie nicht erreichen, weil die Wände zu glatt waren, um hinaufzuklettern. Es gab keine Möglichkeit, sich zu halten. Und Hilfsmittel wie Tische und Bänke, die man übereinanderstapeln konnte, gab es in der Mühle nicht. In keinem Raum hatte er Einrichtungsgegenstände entdecken können. Nur die Skelette in dem Eingangsraum.

Seine Füße wirbelten den Staub auf, der rascher wieder niedersank als normaler Staub und damit seinen Verdacht erhärtete, in ihm Reste einer zerfallenen Zwischendecke vor sich zu haben. Aber damit wurde eine weitere Frage in ihm groß:

Welche Macht hatte festen, massiven Stein zu Staub zerreiben können?

 

*

 

Unwillkürlich sprang Ramoa einen Schritt zurück. Sofort hatte sie wieder festen Boden unter ihren bloßen Füßen.

Sie ging in die Hocke. Die Stelle, die sich bewegt hatte, interessierte sie plötzlich brennend.

Mit den Händen tastete sie ab, fand aber nur feste Erde, die zum Teil von hartem Gras bewachsen war. An den Kanten waren die Halme hart wie Glas, und wer nicht aufpasste, konnte sich wohl leicht daran schneiden.

Ramoa schnitt sich nicht. Das Gras interessierte sie auch erst, als sie versuchte, die Grenzen der Fläche zu erkennen, die sich unter ihr bewegt hatte. Als sie wieder aufstand und mit einem Fuß diese Fläche betrat, fühlte sie wieder, wie diese sich bewegte.

Eine Falltür im Boden, dicht neben der Mühle?

Sie tastete das Gras ab. Unter den zum Teil flach liegenden Halmen fühlte sie plötzlich den schmalen Spalt und verfolgte ihn. Ihr Verdacht, es mit einer Falltür zu tun zu haben, bestätigte sich. Sie maß etwa fünf Schritte in jeder Richtung und war dabei knapp zwei Ellen von der Außenwand der Mühle entfernt.

Und von Erde bedeckt, also gut getarnt! Nur, weil sie direkt mit beiden Füßen darauf getreten war, hatte sie sie überhaupt durch die schwache Zitter-Bewegung bemerkt.

Eine Falltür, die nach unten führte ... Sie musste zur Mühle gehören. Eine andere Möglichkeit konnte Ramoa sich nicht vorstellen.

Aber unter ihrem Gewicht hatte die Falltür nur gezittert, war aber nicht nach unten weggeklappt. Um sie zu öffnen, wurde also ein größeres Gewicht benötigt.

Das schlanke Tau-Mädchen erhob sich wieder und begann zu überlegen. Vielleicht bot sich ihr mit dieser Falltür eine Möglichkeit, die Ruinen-Mühle zu betreten und Honga herauszuholen oder ihm anderweitig zu helfen. Ein starkes Gewicht musste also her, das in der Lage war, die Falltür zu öffnen, und möglichst noch ein Gegenstand, um die geöffnete Tür zu verkeilen, damit sie nicht selbsttätig sofort wieder hochschwang, wie das die meisten Falltüren so an sich haben.

Ramoa sah sich um. Die Mühle befand sich auf einer Ebene, die nur mit Gras und niedrigen Büschen bewachsen war. Größere Bäume, deren Äste man verwenden konnte, gab es erst in größerer Entfernung, und dort würden wohl auch die Fischköpfe lauern. Es war also fast unmöglich, Hilfsmittel von dort zu holen.

Aber größere Steinbrocken lagen ringsum, die aus der oberen, teilzerstörten Hälfte der Mühle heruntergekracht sein mussten. Einer davon hatte das passende Gewicht, das Ramoa benötigte. Blieb nur noch etwas, um die Falltür im geöffneten Zustand festzukeilen.

Nachdenklich sah sie zu, wie sich die Flügel der Mühle drehten. Einige von ihnen existierten nur noch zur Hälfte, andere waren aufgesplittert.

Holz von ihnen ...

Da hatte sie schon einen Steinbrocken aufgehoben, der gut in der Hand lag, wartete, bis ein Flügel herunterkam, der schon ziemlich zerstört aussah, und hieb mit dem Stein kraftvoll zu.

Holz splitterte und flog krachend davon!

Fast hätte sie einen triumphierenden Schrei ausgestoßen, weil der Flügel sich leichter von einem Teil seines Materials getrennt hatte, als sie geglaubt hatte.