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Nr. 62

 

Die schwimmende Stadt

 

von Hubert Haensel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Logghard, siebter Fixpunkt des Lichtboten und Ewige Stadt, hat auch am 250. Jahrestag der Belagerung allem standgehalten, was die Kräfte der Finsternis in einem wahren Massenangriff gegen die Bastion der Lichtwelt ins Feld führten. Somit haben die Streiter des Lichtes auf Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt, trotz des Debakels von Dhuannin und anderer Niederlagen gegen die vordringenden Heere der Caer eine gute Chance, sich auch weiterhin zu behaupten.

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held nach seinem Vorstoß in die Schattenzone die nördliche Hälfte der Welt durch das Tor zum Anderswo verlassen.

Anderswo – das ist Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, die lebend zu erreichen den wenigsten Reisenden vergönnt ist.

Mythor hat es jedenfalls mit Hilfe von Zahda, der Zaubermutter, geschafft. Er ist unversehrt nach Vanga gelangt, wo er schon von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wird. Mythors gegenwärtiger Aufenthaltsort ist Gondaha – DIE SCHWIMMENDE STADT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Er ist dem Geheimnis der schwimmenden Stadt auf der Spur.

Ramoa und Gerrek – Mythors Gefährten.

Scida – Eine Amazone.

Jerka – Ein Sklave.

Galee – Herrscherin von Gondaha.

Wenn die Winde vom Sonnenaufgang und vom Abend sich vereinen, wenn das Meer Städte unter sich begräbt und doch Land auf dem Wasser schwimmt, wie der laue Hauch des Frühlings den süßen Duft einer Blüte mit sich trägt, dann ist die Zeit gekommen ...

(Aus den geheimen Gesängen der Zaubermütter)

 

 

1.

 

Ein jäh aufzuckender greller Blitz schien das Firmament zu spalten. Für den Bruchteil eines angsterfüllten Augenblicks erhob sich düster und drohend eine steile Wand aus der See. Schäumend brachen sich die Wellen an ihr.

Die Gondel aus Drachenhaut wurde hochgewirbelt und glitt auf glitzernder Flut schnell dahin, bis ein heftiger Ruck unvermittelt Einhalt gebot. Teile der Bespannung rissen. In das Geräusch aus der Ferne heranrollenden Donners mischte sich ein wütender Aufschrei.

»Die Fische werden uns fressen!«

Solches war bezeichnend für Gerrek, den Mandaler. Eben noch überzeugt, dass die Schwimmende Stadt ihre Rettung bedeutete, konnte schon eine mannshohe Woge übelriechenden Wassers ihn wieder zur Verzweiflung bringen.

Der Einschlag eines zweiten Enterhakens erfolgte. Flüchtig glaubte Mythor, den Widerschein von Fackeln zu erkennen. Aber es mochten seine überreizten Sinne sein, die ihn narrten, denn der heftige Sturm würde jede offene Flamme sofort auslöschen.

Unaufhaltsam sank die Gondel des ehedem stolzen Zugvogels. Den Ballon hatten die Wellen längst unter sich begraben.

Immer näher schob sich die düstere Wand heran. Etliche dicht aufeinander folgende Blitze ließen den Sohn des Kometen erkennen, dass sie von Höhlen und Schrunden durchzogen war.

Stimmen wurden laut. Aber der Sturm riss sie mit sich fort, bevor jemand verstehen konnte.

»Weiber!«, krächzte Gerrek. »Es ist tatsächlich eine der Schwimmenden Städte. Vina mag sie auf unseren Weg geführt haben.«

Der Mandaler sah in der Dunkelheit ebenso gut wie am Tag. Er schien bereits erkannt zu haben, was seinen Begleitern noch verborgen blieb.

Die Gondel wurde herumgewirbelt; ein Wellental tat sich vor ihr auf. Mythor glaubte, in eine endlose Tiefe zu stürzen. Dann schlug die See über ihm zusammen. Ramoas Hand, die sich fest um die seine klammerte, löste sich.

Instinktiv wollte er nach einem Halt greifen, doch da war nichts mehr. Begriffe wie unten und oben verwischten innerhalb eines einzigen Herzschlags. Wenn du in den Sog der Schwimmenden Stadt gerätst, bist du verloren, durchzuckte es Mythor. Ein eisernes Band legte sich schmerzhaft um seinen Brustkorb; die Luft wurde ihm knapp. Trotz der drohenden Gefahr konnte er nicht anders, als sich heftig abzustoßen.

Fronja!, schrie alles in ihm.

Er fühlte, dass die Tochter des Kometen auf ihn wartete. Ihr allein galt sein Sehnen und Hoffen – ihr Bild trug er im Herzen.

Unvermittelt vernahm Mythor wieder das Tosen der wild bewegten See. Der Sturm wirbelte die Gischt von den Wellen auf und peitschte sie vor sich her. Eisige Kälte stach ihm ins Gesicht.

Ein hastiger Atemzug verscheuchte die beginnende Schwäche.

Erneut wurden Stimmen laut. Diesmal waren sie so deutlich, dass Mythor unwillkürlich herumfuhr.

Keine zwei Schritte von ihm entfernt war Land. Der Kämpfer der Lichtwelt streckte die Arme aus, doch ein schwerer Brecher riss ihn abermals in die Tiefe.

Hart wurde er gegen die Klippen geschleudert, während eine heftiger werdende Strömung ihn mit sich zerrte.

Verzweifelt suchte Mythor nach einem Halt. An schroffen Kanten schürfte er sich die Arme auf, wohl wissend, dass der Sog ihn nie mehr freigeben würde, wenn es ihm nicht gelang, jetzt dagegen anzukämpfen.

Mit letzter Anstrengung schaffte er es, sich an der ausgewaschenen Wand festzukrallen. Die Sinne drohten ihm bereits zu schwinden, als er endlich wieder an die Oberfläche kam.

Im selben Moment klatschte etwas unmittelbar neben ihm ins Wasser.

»Worauf wartest du noch?«, rief eine heisere Frauenstimme. »Du solltest froh sein, dass wir dich nicht einfach ersaufen lassen.«

Mythor packte zu. Er fühlte ein Tau aus gedrehten Pflanzenfasern zwischen seinen Fingern.

Täuschte er sich, oder hatte das Heulen des Sturmes ein wenig nachgelassen?

Das Salzwasser brannte in seinen Augen und machte es schwer, Einzelheiten zu erkennen. Zwei Frauen streckten ihm lange Stangen entgegen, als er nur noch wenige Schritte von dem breiten Vorsprung, auf dem sie standen, entfernt war. Mit verblüffender Leichtigkeit zogen sie ihn zu sich hoch.

»Danke«, sagte Mythor, erhielt jedoch als Antwort nur einen Stoß in den Rücken, der ihn vorwärtstaumeln ließ.

»He«, protestierte er und wollte sich umdrehen, wurde aber daran gehindert.

»Sei still!«, zischte die heisere Stimme. »Da hinauf.«

Allmählich wich der Schleier von seinen Augen, und Mythor konnte deutlicher erkennen, wo er sich befand.

Eine schmale, steile Treppe führte durch den gewachsenen Fels. Die Stufen, überhaupt das ganze Gestein, wirkten wie großporige Lava. Algenbewuchs und kleine Muscheln verrieten, dass hier oft das Wasser bis zu zwei Schritt höher stand.

»Er sieht kräftig aus«, hörte der Sohn des Kometen hinter sich sagen.

»Als Sklave wird er wohl zu gebrauchen sein.«

»Und sonst?« Die Frau lachte rau.

»Niemals kann er die ersetzen, welche wir an der Großen Barriere verloren haben.«

Mythor wandte den Kopf, um zu sehen, mit wem er es zu tun hatte.

»Schau nach vorn!«, wurde er sofort angefahren. Die Spitze eines Schwertes in seinem Rücken machte es ihm leicht, dem Befehl nachzukommen.

»Was ist aus meinen Freunden geworden?«, wollte er trotzdem wissen.

»Freunden?«, echote es. »Die Hexe kann nur deine Meisterin gewesen sein. Sie ist in Sicherheit. Und diese Bestie mit dem Drachenmaul – nun, Galee wird wissen, was mit ihr zu geschehen hat.«

»Wer ist Galee?«

Mythor erhielt keine Antwort mehr.

Die Treppe schien endlos zu sein. Manchmal waren die Stufen weich und nachgiebig und von einer dünnen Schicht Erde überzogen. Dann wieder zeigten sich scharfe Kanten und Bruchstellen. In gewisser Weise war das Gestein den Schwämmen ähnlich, die Mythor erstmals bei Nyala von Elvinon gesehen hatte. Die Erinnerung schmerzte ihn.

Endlich bemerkte er über sich ein Stück blauen Himmels. Die Wolkendecke riss auf.

Der Krieger der Lichtwelt trat hinaus auf einen von Büschen gesäumten Platz. Etliche Frauen starrten ihm entgegen. In ihren Gesichtern stand Neugierde geschrieben, aber auch eine nicht zu übersehende Verachtung. Für sie war ein Mann vor allem Sklave.

In der Ferne geisterten Lichtfinger über das Meer, das noch immer stürmisch war und bewegt. Ein Regenbogen schien wie die Verheißung eines neuen Anfangs.

Mythors Blick wanderte weiter. Zu beiden Seiten erhoben sich schroffe, von schimmernden Adern durchzogene Klippen. Auch sie bestanden aus dem schwammigen Material, das trotz einer gewissen Nachgiebigkeit fest und widerstandsfähig war. Im Hintergrund erhoben sich einfache, zweckmäßige Bauten, und weiter entfernt gab es sogar eine größere bergartige Erhebung.

»Du«, eine der beiden Frauen, die ihn gerettet hatten, stieß Mythor recht unsanft zwischen die Rippen, »woher kommst du?«

Er zögerte mit der Antwort, weil er Gerrek und Ramoa entdeckte, die von einer Schar heruntergekommen wirkender Weiber umringt wurden. Die Feuergöttin war eben im Begriff, sich aufzurichten, während der Beuteldrache noch ohne Bewusstsein war.

»Rede gefälligst!«, zischte die Frau und hob in unmissverständlicher Geste ihr Schwert. Mythor bemerkte, dass es schartig war und einen wirklich scharfen Schliff vermissen ließ.

»Tau-Tau ist meine Heimat«, sagte er.

»Die Insel im Dämmerland, im Einflussbereich der Zaubermutter Zahda?«

»Honga ist mein Sklave«, erklang Ramoas wütender Ausruf. »Lass deine fetten Finger von ihm.« Aber nur wenige achteten auf sie.

Die Bewohnerinnen der Schwimmenden Stadt, soweit sie sich hier versammelt hatten, machten durchweg einen schlechten Eindruck. Sie wirkten wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus den verschiedensten Völkern Vangas. Fast allen zu eigen war eine nicht unbeträchtliche körperliche Fülle, die nur Folgeerscheinung üppiger Völlerei sein konnte. Amazonen schienen nicht unter den Frauen zu sein, von denen die größte kaum sechs und die kleinste nicht viel mehr als viereinhalb Fuß maß. Sie trugen die verschiedensten Kleidungsstücke, die zweckmäßig und auf größte Bewegungsfreiheit ausgerichtet waren.

Auf Mythor machten sie den Eindruck von Piratinnen. Sie mochten wild sein, rau und verwegen. Ihre Gesichter waren zumeist von Wind und Wetter gegerbt und trugen die Spuren manchen Kampfes.

Ein gellender Schrei zerriss die entstandene Stille. Gerrek kam schwankend auf die Beine, wobei er natürlich über seinen Schwanz stolperte und der Länge nach hinschlug.

»Das Wasser«, kreischte er. »Hiiilfeee!«

»Öffne die Augen, du Tölpel«, rief jemand.

Das Gezeter verstummte schlagartig.

»Ha«, machte der Mandaler verwirrt. »Wo bin ich?« Er wälzte sich auf die Seite, stierte für einige Augenblicke unverwandt zum blauen Firmament empor und richtete sich dann vorsichtig halb auf.

»Wenn ich tot bin«, murmelte er erschrocken, »müssen Dämonen mich in ihre Gewalt gebracht haben.«

»Was redest du für Unsinn?«, fuhr Ramoa ihn an. »Wir leben und sind gerettet.«

»Du meinst, diese ... die ... sie haben uns ...?« In einer verlegen wirkenden Geste rieb Gerrek sich die Nüstern.

»Die Frauen haben uns aus dem Wasser gezogen.«

»Puh«, platzte der Beuteldrache heraus und kam mit einer Schnelligkeit, die wohl niemand ihm zugetraut hätte, auf die Beine. »Sie haben nichts Gutes mit uns im Sinn. Lieber will ich jämmerlich ersaufen, als ...« Sein Blick bekam etwas Gehetztes, und er brach gurgelnd ab. Bevor jemand ihn zurückhalten konnte, sprang er wieder hoch und hastete auf die Klippen zu.

Gerrek bot einen überaus traurigen Anblick, wie er, vor Nässe triefend, sich einen Weg durch das halbhohe Gestrüpp bahnte.

»Nein«, kreischte er. »Ich will mich nicht von solchen Weibern retten lassen.«

Als der Mandaler schließlich sah, dass niemand ihm folgte, blieb er stehen.

»Ich werde diesem Leben ein Ende setzen«, rief er pathetisch. »Alle haben mich enttäuscht – selbst du, Honga. Ich glaubte, in dir einen Freund gefunden zu haben, aber das war ein Irrtum. Lass dich zum Sklaven machen – pah.« Zwei kleine Rauchwölkchen ringelten sich aus seinen Nüstern empor. Gerrek schickte sich tatsächlich an, über die Felsen zu klettern.

»Bleib, du Narr!«, schrie Ramoa. »Bist du toll?« Aber der Beuteldrache hörte nicht auf sie.

Plötzlich lag ein leises Schwirren in der Luft. Eine der Frauen schleuderte eine seltsam anmutende Waffe, die aus drei doppelt ellenlangen Schnüren bestand, an deren Enden faustgroße Kugeln befestigt waren. Diese wickelten sich um Gerreks Beine und brachten ihn zu Fall. Stumm vor Schreck, machte er nicht einmal den Versuch, sich von den ineinander verschlungenen Fesseln zu befreien.

»Schafft das Monstrum her!«

Mythor, der sich vom Geschehen vorübergehend hatte ablenken lassen, bemerkte erst jetzt die Frau, die fast die Größe einer Amazone besaß. Sie wirkte weit weniger aufgeschwemmt als die meisten anderen und war trotz ihrer noch muskulös zu nennenden Statur überaus anziehend. Eine gewisse Schönheit zeichnete ihre Züge aus, wenngleich düstere Schatten über ihren Augen lagen. Zweifellos war sie die Anführerin der Frauen.

»Ich bin Galee«, wandte sie sich an Ramoa, die sie ihrer Kleidung wegen für eine Hexe halten musste. »Wer seid ihr, und woher kommt ihr?«

Die Feuergöttin nannte ihren richtigen Namen. »Honga, der Tau, und jenes Geschöpf, das einem Drachen ähnlich sieht, sind meine Begleiter. Von Korum kommend, befanden wir uns auf dem Flug nach Süden, als der Sturm mein Luftschiff aufs Meer drückte.«

Galee schürzte die Lippen. Ihre Haltung war einigermaßen freundlich, aber doch bestimmt.

»Tragt ihr Dinge von besonderem Wert mit euch herum?«

Ramoa schüttelte den Kopf. Ihr fiel auf, dass Galees Blick vorübergehend auf den Ringen ruhte, die sie an jedem Finger trug. Aber nicht einmal eine Amazone würde es wagen, die mit Magie behafteten Schmuckstücke einer Hexe gewaltsam an sich zu bringen. Solches konnte nur Unheil heraufbeschwören.

Zwei Männer in Lendenschurzen, die abgestumpft und einfältig wirkten und allem Anschein nach geringer geachtet wurden als anderswo Sklaven, schleppten Gerrek herbei. Sie sprangen recht unsanft mit dem Mandaler um, der leise jammerte. Hin und wieder drang auch ein wütendes Fauchen aus seinem Rachen, nur schaffte er es nicht, Feuer zu speien. Die Anstrengung ließ seine ohnehin vorstehenden Glubschaugen noch weiter aus ihren Höhlen hervorquellen.

»Nehmt ihm die Schlingen ab und stellt ihn auf die Beine«, befahl Galee. »Und du«, fuhr sie Gerrek an, »sei endlich still.«

Die beiden Männer waren in ihrer Begleitung gekommen. Mittlerweile zählte Mythor fünfundzwanzig Frauen, von denen die Mehrzahl überaus schlampig wirkte. Ein verlorener Haufen, der vom Schicksal nicht mehr viel zu erwarten hatte. Ihr Interesse galt vor allem Gerrek und der Hexe – ihn, Mythor, hielt man wohl für einen Sklaven.

»Wo befinden wir uns?«, wollte Ramoa wissen.

»Dies ist die schwimmende Stadt Gondaha«, erklärte Galee, und ein eigentümliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.

Jemand stöhnte laut und herzerweichend. Es war Gerrek.

»Gondaha!«, schnaufte er. »Ausgerechnet uns muss das passieren. Gondaha, die Verdammte.« Er schien es nicht fassen zu können und schüttelte in deutlicher Verzweiflung den Schädel.

Die Weiber in seiner Nähe stimmten ein höhnisches Gelächter an. Ehe der Beuteldrache es sich versah, hatten sie ihn gepackt, zerrten seine Arme auf den Rücken und fesselten ihn.

»Ihr heimtückisches Pack«, kreischte er. »Ich werde euch zeigen, was es bedeutet, sich mit einem Mandaler anzulegen. Sofort bindet ihr mich wieder los. Der Hintern soll euch brennen, als wäre ein Vulkan ausgebrochen.«

Tief holte Gerrek Luft, blies seine Backen auf, bis deutlich die Fangzähne hervortraten. Zitternd spreizten sich seine Barthaare ab. Er schloss die Augen, um sich richtig ausmalen zu können, welch Gezeter anheben würde.

Eine flüchtige Berührung und das Geräusch aufeinanderschlagenden Eisens schreckten ihn jedoch auf. Was er sah, brachte ihn an den Rand der Verzweiflung. Er wollte schreien, aber nur ein klägliches Ächzen drang über seine hornigen Lippen.

Gleich einer Zwinge lag ein breites Band um sein Maul und bedeckte selbst seine Nüstern. Mit fliegenden Fingern ließ Galee soeben den Verschluss einrasten.

Gerreks Augen drohten einander zu berühren, als er entsetzt auf den Beißkorb stierte. Langsam färbte sein Gesicht sich blau, bis er zischend die angehaltene Luft zwischen den Zähnen hervorstieß und nach Atem japste. Die Vorrichtung hinderte ihn sowohl daran, Feuer zu spucken, wie auch zu beißen.

Außerdem konnte Gerrek nur noch nuscheln.

»Dasch ischt eine grosche Schemeinheit«, brachte er kaum verständlich hervor.

Galee stutzte, versetzte ihm dann aber einen herzhaften Schlag auf die Schulter, der ihn in die Knie sinken ließ, und platzte lauthals heraus.

»Fürwahr, an dir sollen alle Spaß haben. Es gibt einen Ort auf Gondaha, der wie geschaffen ist für dich.«

Alles war so schnell gegangen, dass Mythor keine Gelegenheit fand, einzugreifen. Ramoa wurde überwältigt, bevor ihr zwingender Blick die Angreiferinnen verunsichern konnte.