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Nr. 103

 

Meuterei auf der Luscuma

 

von W. K. Giesa

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt. Dann, nach einer relativ kurzen Zeit des Wirkens, in der er dennoch Großes vollbrachte, wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen.

Doch seit Mythor zum Hexenstern gelangt ist, dem Ort, an dem die Zaubermütter Fronja, die Tochter des Kometen, in Gefangenschaft halten, weil sie von einem Deddeth besessen ist, scheint sich das Schicksal unseres jungen Helden zum Schlechten zu wenden. Mythor, der für seine geliebte Fronja selbst das höchste Opfer zu bringen bereit ist, lässt sich von den Zaubermüttern in eine Hermexe versetzen, die in der Schattenzone deponiert wird.

Die Amazone Burra handelt ihren Befehlen zuwider und befreit die Gefangenen des Zaubergefäßes. Burra und alle anderen, die mit dem Transport der Hermexe befasst sind, erleben die vielfältigen Schrecken der Schattenzone – und die Geschehnisse führen zwangsläufig zur MEUTEREI AUF DER LUSCUMA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen stößt auf ein neues Rätsel.

Burra – Anführerin der »Meuterer«.

Lexa – Burras Gegenspielerin.

Robbin – Der Pfader findet seinen Treck wieder.

Phanus – Ein sterbender Weiser.

Der Deddeth – Der Unheimliche greift erneut nach Fronja und Mythor.

Prolog

 

Endlich bin ich in meinem Element. Hierhin gehöre ich, dies ist meine Heimat. Nur hier fühle ich mich richtig wohl, nur hier kann ich mich entfalten.

In der Schattenzone!

Nun macht es mir auch nicht mehr soviel aus, dass ich mein Ziel bislang nicht erreichen konnte – zumindest nicht in der Form, wie meine Schöpfer es von mir erwarteten.

Sie hatten mich zu Höherem bestimmt, als die Krieger der Lichtwelt in den Dhuannin-Sümpfen fielen und aus den sterbenden Geistern etwas wurde, das so mächtig ist wie kaum etwas anderes neben den Dämonen: Ich, der Deddeth.

Ich entstand, um eine große Aufgabe zu erfüllen: Mir und damit den Dämonen, die mich schufen, den Sohn des Kometen untertan zu machen.

Doch widrige Umstände hinderten mich daran, seinen Körper in Besitz zu nehmen und ihn selbst daraus zu verdrängen. Schon glaubte ich, ihn in meiner Gewalt zu haben, als ich wieder zurückgeschleudert wurde. Doch es gelang mir, über das Bildnis, das Mythor tief in seiner Seele trug, zum anderen Pol der Weißen Macht zu gelangen. Zu Fronja, der Tochter des Kometen. Und ich klammerte mich in ihr fest. Fortan sandte sie keine Träume mehr aus, sondern Albträume. Jene, die von ihrem Volk Gaidel genannt wurde, bekam es am heftigsten zu spüren.

Doch wiederum wurde ich aufgespürt. Diesmal jedoch zwang man mich nicht zum Verlassen des Körpers – sondern barg mich gemeinsam mit ihr in einer Hermexe. Fortan war es mir nicht mehr möglich, auf meine Umgebung einzuwirken, denn die Hexenmagie schirmte alles ab.

Doch lange blieb ich nicht allein. Die Dämonen, die mich schufen, hatten ihre Pläne geändert. Über mich als ihren schwarz-magischen Bezugspunkt wollten sie die Sperren durchbrechen und in die Welt Vanga eindringen. Als die Zaubermütter mich abschirmten, sahen sie ihre Pläne durchkreuzt und schlugen sofort zu.

Und doch hatten sie schon zu lange gewartet. Als sie eintrafen, befand ich mich bereits in der Hermexe – und die Dämonen mit mir. Auch sie waren jetzt in dem magischen Gefäß gefangen.

Wieder wurde alles anders. Die Hermexe zersprang – und nun weiß ich, dass ich in der Schattenzone bin. Hier gefällt es mir. Hier ist die Welt, in die ich gehöre. Und ich bin wieder frei.

Aber auch die anderen sind frei. Die Dämonen und – Fronja!

Denn ich musste sie freigeben, als die Hermexe zerbarst. Nun bin ich wieder ohne Körper, ein Zustand, der mir überhaupt nicht behagt. Nur die Wärme der Schattenzone hilft mir, nicht in Wut und Kummer zu ertrinken.

Doch ich will nicht länger körperlos bleiben. Nach wie vor werde ich von den Körpern Mythors und Fronjas angezogen – vor allem von dem der Tochter des Kometen, den ich einige Zeit besitzen durfte. Und ich weiß, dass sie in der Nähe sind.

Ich werde aufs Ganze gehen und einen Plan ausarbeiten, mich wieder in Besitz zumindest eines der beiden Körper zu setzen. Dafür wurde ich geschaffen, und dies ist mein Ziel. Diesmal werde ich mehr Erfolg haben. Denn hier ist die Schattenzone. Hier habe ich die Macht, die anderen sind hilflos. Wenn nirgendwo anders – hier werde ich Erfolg haben.

Ich weiß es.

Ich habe sie gesucht und gefunden. Dennoch werde ich vorsichtig zu Werke gehen müssen. Überaus vorsichtig, denn so, wie ich ihre Nähe spüre, können sie auch die meine wahrnehmen. Dies ist unser gemeinsames Schicksal, dass einer die Geister der anderen berührt.

Es wird ihnen nicht helfen.

Sie können mir nicht mehr entkommen.

1.

 

»Wo sind wir?«, schrie Gerrek und klammerte sich verzweifelt an einem armdicken Tau fest. »Hilfe! Ich stürze! Ich will sofort wissen, wo wir sind!«

Hörte ihn niemand? Der Beuteldrache jagte einen Feuerschwall aus seinen Nüstern, um auf sich aufmerksam zu machen. Zu seinem Befremden sah er, wie die Funken weiter tanzten, als sie es eigentlich durften. Sie machten sich selbständig und wirbelten über das ganze Deck der Luscuma, als wollten sie sich über den Beuteldrachen lustig machen. Komm doch, schienen sie zu rufen und zu locken. Komm doch und fang uns wieder ein!

»Nein!«, schrie Gerrek und klammerte sich noch fester an das Tau.

Die Luscuma wurde heftig durchgeschüttelt. Holz krachte und knirschte. Irgendetwas raste an Gerrek vorbei und ging über Bord.

»Ich will nicht!«, kreischte der Mandaler in das Toben und Brüllen des Orkans. »Sofort aufhören! Verdammt, hört mich denn keiner?«

Das Tau bewegte sich. Es musste an einem der beiden Ankerpunkte gerissen sein. Jäh ließ die Spannung nach. Gerrek verlor den Boden unter den Füßen und wurde vom jetzt frei schwingenden Seil quer über das Deck der heftig krängenden Luscuma getragen. Sein rattenartiger Schwanz schleifte dabei über die Decksplanken und riss noch so manches um, was bis zu diesem Moment gestanden hatte. Gleichzeitig schrie Gerrek verzweifelt um Hilfe.

»Nein!«, kreischte er, als das Seil ihn über die Reling hinaustrug und er unter sich gähnende Tiefe sah. Die Luscuma schwebte in der Luft und schüttelte sich. Dann schwang das Seil wieder zurück. Gerrek ließ los, schlitterte bäuchlings über das Deck und blieb, alle viere von sich gestreckt und die lange Drachenschnauze flach auf die Planken gepresst, liegen. Seine Glubschaugen erfassten einen riesigen dreizehigen Fuß direkt vor sich.

»Nanu!«, brummte er verwundert, drehte den Kopf leicht und sah an dem Fuß entlang. Ein wenig wundersam war das Wesen schon, das zu dem Fuß gehörte und auch noch einen zweiten besaß. Es war unglaublich breit; etwa so, als habe jemand einen Menschen zusammengedrückt.

Aus einem roten Zyklopenauge sah es grimmig auf Gerrek herab.

»Ich habe das dumpfe Gefühl«, murmelte der Beuteldrache im Selbstgespräch, »dass du eine Täuschung bist. Dich gibt es nicht. Husch, weg da.«

»Urr!«, antwortete der breite Gnom mit den dreizehigen Füßen. Er hob die Hand, holte aus und schlug zu. Gerrek gelang es gerade noch, sich zur Seite zu wälzen. Die Faust des breiten Gnomen durchschlug mit einer furchtbaren Wucht die Decksplanken.

»Das ist aber gar nicht höflich«, bemerkte Gerrek missgestimmt und sprang auf. Das aber wollte ihm nicht sonderlich schnell gelingen, weil er sich mit seinen Beinen und dem Schwanz verhedderte und mehr als heftig um sein eigenes Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Zeit genug für den aggressiven Gnomen, gemächlich Maß zu nehmen und die Faust erneut heranrasen zu lassen.

»Ich protestiere«, zeterte Gerrek. Er duckte sich, und die Faust zischte dicht an ihm vorbei. Im nächsten Moment segelte etwas durch die Luft und fegte den Gnomen gegen eine der Anbauten. Die Luscuma wurde erneut erschüttert und drehte sich um die eigene Achse. Der Beuteldrache verlor endgültig den Halt und landete neben dem rotäugigen Gnomen.

»Urr«, stöhnte der Breite. Ein mächtiger Felsbrocken hatte ihn wohl getroffen und hierhergeschleudert. Der Gnom war kaum in der Lage, sich zu bewegen. Vielleicht war er verletzt. Gerrek raffte sich wieder auf, packte mit der Krallenhand zu und lupfte den Dreizehigen vom Boden.

»Zur Mannschaft gehörst du kaum«, brummte er nach ausgiebiger Musterung der eigentümlichen Gestalt. »Also bist du ein blinder Passagier! Ich sollte dich über Bord werfen!«

»Urr«, keuchte der Gnom.

»Ist das alles, was du zu sagen hast?«, entfuhr es Gerrek. Er sah sich um. Die Luscuma begann sich zu beruhigen. Der gewaltige Sog hatte nachgelassen. Das, was in Form von Trümmern, mancherlei Lebewesen und anderen, teilweise nicht deutbaren Dingen der Besatzung des Luftschiffs um die Ohren geflogen war, zog vorüber oder kullerte bis zum endgültigen Stillstand über das Deck.

Eine befehlsgewohnte Stimme schallte über das Deck, kaum dass die Luscuma ruhiger lag. Kriegerinnen tauchten aus ihren Deckungen auf, hinter denen sie verschwunden waren, als das Chaos einsetzte. Fluchend begannen sie die Schäden zu begutachten, die der Trümmerregen hervorgerufen hatte.

Den breiten Gnomen in der Hand – trotz seiner dürren Arme besaß Gerrek erhebliche Kräfte –, stiefelte der Mandaler auf eine der Amazonen zu. »Wo ist die Mumie?«, fragte er.

»Wen hast du denn da?«, fragte die Amazone mit großen Augen, den Gnomen anstarrend.

»Genau das«, sagte Gerrek nachdrücklich, »will ich ja von Robbin wissen!«

Die Amazone, die zu Lexa gehörte, streckte einen Arm aus. »Da sah ich ihn verschwinden.«

Ohne Dank schlurfte Gerrek weiter. Einmal schüttelte er den Gnomen kurz, um sich zu vergewissern, dass noch Leben in ihm wohnte. »Urr!«, machte der Breite sich bemerkbar.

Plötzlich tauchte Robbin auf. Der Pfader, dem Gerrek seines Aussehens wegen den Namen »Mumie« gegeben hatte, stolperte förmlich über Gerreks Schwanz.

»He! Das bin ich, du Irrer!«, kreischte der Mandaler. »Wirst du wohl loslassen, oder ich schlage dir dieses Ding um die Ohren!«

»Ach so«, winkte Robbin gelangweilt ab. »Du und dein Schwanz!«

»Schweif!«, fuhr Gerrek ihn an. »Dies ist ein edler Schweif, der einem noch edleren Mandaler gehört! Merke dir das!«

Robbin sah sich um. »Wo ist hier ein edler Mandaler? Ich sehe nur einen verlausten Betteldrachen.«

»Infamer, nichtsnutziger Schurke!«, fauchte Gerrek ihn an. »Wenn Mythor dich nicht brauchte, würde ich dich jetzt zum Duell fordern! Was ist das hier?« Er hielt Robbin den Gnomen entgegen.

»Ein breiter Gnom, würde ich sagen«, überlegte Robbin und starrte das seltsame Wesen mit den riesigen Füßen an. »Wer hat ihn dir verkauft?«

»Er ist mir zugeflogen«, behauptete Gerrek.

»Um so besser. Er ist nämlich nichts wert. Das nur, falls du ihn weiterverkaufen willst. – Im Ernst, ich weiß es nicht. Ich habe so einen Burschen noch nie gesehen. Aber in der Schattenzone gibt es allerlei Leben und Unleben. Man kann ja nicht alles im Kopf behalten.«

»Vor allem, wenn er so dumm aussieht wie deiner«, stellte der Mandaler fest.

Im gleichen Moment kam wieder Leben in den Gnomen. Er besaß nicht nur riesige Füße, sondern sogar ein riesiges Maul mit einem noch riesigeren Zahn. Mit diesem biss er kräftig zu, nachdem er sich in Gerreks Hand gedreht hatte wie eine Schlange.

»Au!«, kreischte der Mandaler. »Ist das der Dank dafür, dass ich mich so rührend um dich kümmere?«

»Du scheinst schmackhaft zu sein«, überlegte Robbin laut. »Ich werde mich daran erinnern, falls wir einmal mit Nahrung knapp werden sollten.«

»Närrischer, ungebildeter Tropf«, schrie Gerrek, ließ offen, ob er damit Gnom oder Pfader meinte und warf ersteren nach dem zweiten. Robbin duckte sich, der Gnom flog über ihn hinweg, ging über Bord und wurde fortan nicht mehr gesehen.

»Seid ihr endlich fertig mit eurem Blödsinn?«, fragte eine Stimme hinter ihnen.

Gerrek fuhr herum und hielt dem hochgewachsenen Gorganer den blutenden Finger entgegen, in den der Gnom seinen Zahn versenkt hatte. »Schau dir das an, Mythor!«, regte er sich auf. »Ich, der friedlichste und zuvorkommendste aller Beuteldrachen, werde von einem unhöflichen Gnomen einfach gebissen! Ich verblute! Hilfe! Rette mich! Denke daran, welchen Verlust die Welt erleidet, wenn ...«

Mythor hob die Arme, umfasste Gerreks Kiefer mit den Händen und drückte sie zusammen.

»Sei still«, verlangte Mythor. »Wir haben Wichtigeres zu tun als uns deine Gesänge anzuhören. Robbin ...«

Er ließ Gerreks Maul wieder los. »... uaaaah!«, setzte der Mandaler sein Protestgeschrei fort. »Du ...«

»Ruhe!«, brüllte der dunkelhaarige Gorganer mit den hellen Augen. »Beuteldrachen haben zu schweigen, wenn erwachsene Männer sich unterhalten!«

»Oh«, flüsterte Gerrek erschüttert und taumelte rückwärts. »Oh!«

Es war das erste Mal, dass Mythor ihn wirklich sprachlos erlebte.

»Robbin, was war das gerade für ein Durcheinander? Wurden wir angegriffen? War es ein Erdbeben? Kann es sich wiederholen?«

Der Pfader zuckte mit den Schultern.

»Ich hatte mich wohl geirrt«, gestand er. »Das hier ist keine Grotte.«

»Was dann?«, wollte Mythor wissen. »Lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!«

Robbin sah an ihm vorbei in die Düsternis ringsum.

»Wir befinden uns«, sagte er, »im Bauch eines Schattenwals.«

 

*

 

»Das ist nicht wahr«, keuchte Gerrek entsetzt und verdrehte die Glubschaugen. »Sag, dass das nicht wahr ist! Im Bauch eines Schattenwals? Mittendrin?«

»Ja«, erwiderte Robbin einsilbig.

»Aaahhh!«, schrie Gerrek. »Welcher Frevel! Man stelle sich vor: der Welt wichtigster Beuteldrache – verschlungen von einem dummen Wal, der nicht einmal lesen oder schreiben kann!«

Robbin stemmte die Fäuste gegen die dürren Hüften. »Kannst du etwa lesen und schreiben?«

»Zweifelst du daran?«, fuhr Gerrek auf.

»Ja.«

»Ich manchmal auch«, gestand Gerrek unsicher, wurde aber sofort wieder laut und verlangend. »Man muss sofort etwas dagegen tun! Ich will nicht gefressen werden!«

»Dafür, dass du gefressen wurdest, bist du noch ganz schön munter«, stellte Mythor gelassen fest.

»Wichtiger ist es, ob uns Gefahr droht. Was ist ein Schattenwal? Was war das gerade für eine Erscheinung, die wir hinter uns haben?«

Robbin setzte sich auf einen Steinbrocken, der verdächtig grün schimmerte.

»Schattenwale«, sagte er, »sind sehr große und gefräßige Wesen, die es nur in der Schattenzone gibt – wie der Name schon sagt. Mit besonderer Vorliebe hängen sie sich mit ihren Rachen an die Austrittsstellen von solchen Wirbeln, wie wir durch einen geschleudert wurden. Einfacher können sie es nicht haben, denn sie brauchen bloß das Maul aufzusperren und können alles einfach verschlingen, was ihnen hineingeblasen wird.«

»So wie uns«, murmelte Mythor.

Der dürre Pfader nickte.

»Trifft man diese freundlichen Tiere eigentlich öfters?«, wollte der Gorganer wissen.

»Eigentlich nicht«, gestand Robbin. »Sie sind halbwegs selten, wahrscheinlich, weil sie so immens groß sind. Sie durchstreifen die Schattenzone und sind mal hier, mal dort – erfreulicherweise einzeln, nicht in Rudeln.«

Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort:

»Besser hätten wir es gar nicht treffen können!«

 

*

 

Ein durch Mark und Bein gehendes Heulen erscholl über das Deck der Luscuma und ließ die fieberhaft an der Behebung der Schäden arbeitenden Amazonen erschrocken aufsehen. Sie fürchteten eine neuerliche Gefahr.

Indessen handelte es sich lediglich um Gerrek. Der Beuteldrache wedelte heftig mit den Armen, als versuche er zu fliegen.

»Ich habe immer gewusst, dass er verrückt ist«, rief er. »Wer so mit Binden umwickelt ist, muss einfach krank sein.« Er stampfte auf Robbin zu. »Du redest wohl im Wahn, Mumie! Über Bord mit dir!«

»Das würde ich mir an deiner Stelle zweimal überlegen«, sagte Robbin leise. Aber obwohl er dabei aussah wie eine Trauergestalt, schrak Gerrek unwillkürlich zurück. Der Mandaler hatte die Warnung erkannt, die in Robbins Worten mitschwang. Nicht nur, dass Robbin ein Pfader war – bislang hatte er noch nicht gezeigt, was wirklich in ihm steckte.

»Du solltest das ein wenig näher erklären«, verlangte Mythor jetzt. »Nicht jeder hat einen so eigenartigen Humor wie du.«

Robbin schüttelte heftig den Kopf. »Ich meine es vollkommen ernst«, sagte er. »Es ist nicht nur so, dass wir im Bauch des Schattenwales bequem reisen können, sondern wir finden in seinem Körper auch alles, was wir zum Leben brauchen. Vor allem auch Gas, um den Ballon zu füllen.«

»Dies dünkt mir einleuchtend«, knurrte der Beuteldrache. »Gase, schön. Aber was finden wir sonst?«

»Jagdbares Wild möglicherweise«, überlegte Robbin. »Denn der Wal hat bestimmt nicht nur uns verschlungen.«

»Sondern auch gewisse breitfüßige Gnomen«, empörte sich Gerrek. »Wer gibt uns die Sicherheit, dass das jagdbare Wild sich nicht über uns hermacht?«

»Das«, sagte Robbin matt, »ist natürlich unser Risiko. Duck dich mal eben.«