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Nr. 114

 

Traumlawine

 

von Hubert Haensel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt. Dann, nach einer relativ kurzen Zeit des Wirkens, in der er dennoch Großes vollbrachte, wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen inzwischen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone, wo sie mehr als einmal nur mit knapper Mühe einem schrecklichen Schicksal entgingen.

Nachdem selbst Darkon, der Herr der Finsternis, mit seinem Plan, den Sohn des Kometen durch Nottr ermorden zu lassen, gescheitert ist, hat Mythor mit seiner Schar Carlumen betreten, die fliegende Stadt des legendären Caeryll.

Dieses einstige Gefährt des Lichts ist jedoch zum Spielball dunkler Kräfte geworden. Im Leib der Schlange Yhr hat Carlumen eine Irrfahrt in phantastische Bereiche angetreten. Dabei bricht auch etwas über die Beteiligten herein, mit dem niemand gerechnet hat: die TRAUMLAWINE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen soll vom Liebeszauber befreit werden.

Fronja und Glair – Zwei Rivalinnen um Mythors Gunst.

Ambe – Die Erste Frau von Vanga sendet ihre Träume.

Joby – Ein kleiner Dieb erweist sich als Retter in der Not.

Trobus – Ein Pirat der Schattenzone.

1.

 

Der Nebel, der Carlumen seit kurzem einhüllte, wurde zunehmend dichter. Aus dem Nichts heraus griff er mit tausend gierigen Klauen nach der Fliegenden Stadt. Angespannt suchte Mythor die dräuende Finsternis zu durchdringen, aber er gewahrte nur seltsame Lichterscheinungen in unbestimmbarer Ferne.

Da war wieder der Hauch des Bösen, der von überallher zu kommen schien. Fast körperlich glaubte Mythor, die Nähe der Schlange Yhr zu spüren, denn Carlumen lag fest in ihrem Würgegriff.

Die Rechte auf dem Knauf des Gläsernen Schwertes, fuhr er herum, als hinter ihm Geräusche laut wurden. Leise Schritte waren es, die jetzt zögernd verhielten.

Der Nebel schien aufzuwallen. Mythor vermochte nur einige verschwommene Schatten auszumachen. Langsam tastete er sich am Rand des gut zehn Schritte durchmessenden Wurzelstocks vorwärts. Einst wuchs hier ein Baum des Lebens, doch die Dunkelmächte hatten ihn gefällt. Selbst der gut dreifach mannshohe Trieb war verdorrt. Es hieß, dass bessere Zeiten kommen würden, sobald der Lebensbaum neu erblühte.

Jemand atmete leise. Der Sohn des Kometen glaubte, nur einen Arm ausstrecken zu brauchen, um diesen Jemand zu berühren.

»Mythor ...«

Zögernd klang Fronjas Stimme, gänzlich anders als gewohnt. Vielleicht war es auch der Nebel, der ihr einen Hauch von Furcht verlieh.

Ein dumpfes Pochen erfüllte die Luft.

Dann war wieder Stille, nur unterbrochen vom gelegentlichen Knistern der Segel, wenn ein lauter Windstoß sie bauschte.

Haar von der Farbe reifen Sommerweizens wehte durch die Düsternis. Einem flüchtigen Schemen gleich glitt es vorüber.

»Fronja!«, rief Mythor.

Die Tochter des Kometen kam auf ihn zu. Ihre Lippen schenkten ihm ein Lächeln, das für einen flüchtigen Augenblick vergessen ließ, und in ihren Augen stand lodernde Glut.

Ehe sie etwas sagen konnte, ergriff Mythor ihren Arm und zog sie zu sich heran. Sein Mund war dem ihren nahe, als sie überraschend den Kopf zurückbeugte.

»Nicht«, hauchte sie. »Alles ist so sinnlos.«

Es war wie eine eisige Dusche, und es fiel ihm schwer, zu verstehen. Was hatte er getan, dass Fronja ihn zurückwies?

»Ich«, begann er, doch zwei Finger verschlossen ihm sanft die Lippen.

Wieder dieses Pochen, nur lauter diesmal. Es klang seltsam verzerrt durch den Nebel.

Ein klein wenig Verzweiflung zeichnete sich in Fronjas Augen ab. Aber auch ein Schimmer von Hoffnung.

»Was habe ich falsch gemacht?«, flüsterte Mythor. »Seit Tagen kann ich fühlen, dass sich etwas in dir verändert, Fronja. Du weichst mir aus, verschließt dich vor mir. Was ist los?«

»Weißt du es nicht längst?«

»Ich begehre dich, Fronja, wie keine andere Frau vor dir. Dich unglücklich zu sehen, würde mir das Herz brechen. Wenn ich einen Fehler begangen habe, sage es mir, aber weise mich nicht wortlos ab wie einen dummen Jungen.« Vorwurfsvoll klangen seine Worte. Die ehemalige Erste Frau Vangas zuckte merklich zusammen.

»Wenn ich mir deiner sicher sein könnte ...«

Anstelle einer Antwort zog er sie erneut an sich. Doch Fronja entwand sich seinem Griff; ein Schatten huschte über ihr ebenmäßiges Antlitz.

»Ich würde alles für dich geben. Verlangst du einen Beweis meiner Liebe?«

Sie schüttelte den Kopf. »Sind es wirklich deine eigenen Gefühle?«

Mythor schwieg betreten. Seine Gedanken begannen sich zu überschlagen.

»Dieser verdammte Liebeszauber«, platzte er schließlich heraus. »Ich könnte die Hexe verwünschen, die uns das angetan hat.«

»Du urteilst vorschnell, weil du glaubst, verzweifeln zu müssen. Versuche, nüchtern darüber nachzudenken. Hättest du ohne diesen Zauber jemals den Weg zu mir gefunden? Das ist der Preis, den wir beide dafür zahlen müssen.«

Er wollte noch soviel sagen, wollte ihr endlich klarmachen, dass sie sich täuschte, dass er längst in wirklicher Liebe zu ihr entflammt war und ihr Misstrauen ihn schlimmer quälte als der Gedanke an die Allgegenwart der Schlange Yhr, aber die Ereignisse ließen ihm keine Zeit mehr dazu.

Das laute Heulen des Windhorns bedeutete Gefahr.

Verzerrte Stimmen drangen durch den Nebel. Mythor hörte die Schreie der Amazonen, das Rufen von Caerylls Kriegern.

Das dumpfe Pochen hatte sich verändert. Es klang nun wie das Dröhnen wuchtiger Rammstöße gegen ein massives Burgtor. Und es kam aus allernächster Nähe.

Magische Feuer flammten auf, durchdrangen den Nebel wie glühende Augen. Trotzdem wurde die Sicht nur unwesentlich besser.

Entlang der Flugdrachen und Boote hasteten Mythor und Fronja zu den Barrikaden hinab. Hier war mehr Helligkeit, die gespenstische Schatten zeichnete. In einem eisernen Trog glomm ein Holzfeuer.

Das Dröhnen schien von dieser Seite zu kommen. War da nicht etwas? Ein Schemen, der unaufhaltsam näher glitt?

Der Hepton hatte seine Streitaxt in die Scheide gesteckt und bemühte sich, ein kleines Katapult schussbereit zu machen. Mythor konnte erkennen, was die Wälsen vorhatten, doch bezweifelte er, dass sie Erfolg haben würden.

Mit einer eisernen Gabel zerrte einer der Krieger ein glühendes Stück Holz aus dem Feuer. Funken stoben prasselnd auf, und es roch nach brennendem Harz.

Augenblicke später wurde das Holz davongewirbelt, eine feurige Spur durch die Düsternis ziehend. Kurz bevor die Glut erlosch, zeichnete sich flüchtig ein mächtiger Schatten ab.

»Ein fremdes Schiff?«, rief Fronja.

Mythor zuckte mit den Schultern. Alles war zu schnell gegangen, um Einzelheiten erkennen zu lassen.

Wieder betätigte Berbus das Katapult, nachdem er dessen Richtung um mehr als eine Handbreit verändert hatte. Das brennende Holz stieg erst gut zwei Dutzend Schritte weit in die Höhe, um dann in weitem Bogen abzusinken.

Zerschlissene Segel wurden sichtbar, als Funken sich an dem schmutzigen Grau des verwitterten Stoffes brachen.

Das Pochen klang drohend und unheimlich. Vermutlich war die Quelle des Geräusches auf dem anderen Schiff zu suchen.

Eine dritte Flammenspur ... Diesmal hatte Berbus hervorragend gezielt. Das Holz schlug drüben auf dem Deck auf und zerbrach unter der Wucht des Aufpralls. Sofort züngelten winzige Flammen in die Höhe.

»Wenn da jemand wäre«, rief Lonsa, »hätte er sich längst gezeigt.«

Noch fünfzig Schritte Distanz zwischen Carlumen und dem fremden Schiff. Der Nebel war kaum mehr ein Hindernis, zumal inzwischen ein fahles Feuer an der Takelage emporleckte.

»Fliegen wir hinüber«, schlug Berbus vor. »Mag sein, dass jemand unsere Hilfe braucht.«

Der Sohn des Kometen nickte zustimmend. Zusammen bestiegen sie ein kleines Beiboot: Berbus, Hepton und Anführer der Siebenerschaft Wälsenkrieger; Agon und Lonsa, seine beiden Schwertkämpfer; Merbon, der mit der Lanze, und Huuk, der mit dem Bogen umzugehen verstand wie kein zweiter – und Mythor.

Nur das Prasseln des Feuers empfing sie. Sofort schwärmten die Wälsen aus, während ein auffrischender Wind die Flammen mannshoch auflodern ließ.

Das fremde Schiff mochte gut fünfzig Schritt lang sein und mindestens zwanzig breit. In gewisser Hinsicht erinnerte es an Burras Sturmbrecher, war es doch kaum minder wehrhaft gebaut.

Die Segel zerrten an ihren Halterungen. Rasch verglühende Stofffetzen wurden in Richtung auf Carlumen davongewirbelt.

Mythor fand den ersten Toten unmittelbar vor dem Bugkastell. Nichts deutete auf die Todesursache hin.

Wesen wie diesem war noch niemand begegnet. Selbst Berbus schüttelte verwundert den Kopf.

Der Fremde, gut sechs Schritt groß, lag zusammengekrümmt auf den Planken. Sein nahezu runder Schädel war ohne Behaarung. Ohren fehlten, vorausgesetzt, man bezeichnete die durch Häute verschließbaren Öffnungen an den Schläfen nicht als solche. Auch die Nase war nur andeutungsweise vorhanden. Aber nicht das fesselte Mythors Aufmerksamkeit, sondern das dritte Auge, das der Tote mitten auf der Stirn trug.

»Ein Wesen der Schattenzone«, vermutete Lonsa.

»Ich weiß nicht«, wehrte Mythor ab. »Angesichts dieses Schiffes kann ich nicht daran glauben.«

Das Dröhnen schien von unter Deck zu kommen. Schon wollte der Sohn des Kometen der Ursache nachgehen, als er die Narbe am Hals des Toten bemerkte. Zweifellos rührte sie von einer feinen Schlinge her.

Der Fremde war demnach erwürgt worden, und sein Tod lag kaum länger als einen Tag zurück.

»Ich fürchte«, sagte Berbus, »dass noch mehr solcher Überraschungen auf uns warten.«

»Wir sollten das Feuer löschen, um uns in Ruhe umsehen zu können. Wahrscheinlich gibt es Wasserfässer in den Laderäumen.«

Mit einem letzten Blick auf die bereits schwelenden Decksplanken stiegen sie die enge Treppe in den Bauch des Schiffes hinab. Nur Huuk blieb als Wache zurück.

Man fand mehrere Tote. Offenbar war die Mannschaft im Schlaf überrascht worden.

»Weiter!«, befahl der Hepton. »Hier kann niemand mehr helfen. Mögen ihre Götter ihnen gnädig sein.«

Mittschiffs führte eine weitere Treppe tiefer.

Quietschend flohen Ratten vor den herannahenden Kriegern in die Kielräume. Hier schienen Handelswaren gelagert zu haben. Aufgebrochene Kisten und zerschlagene Fässer zeugten davon. Es stank nach Unrat und vergorenem Wein. Auf dem geteerten Boden hatten sich Wasserlachen gebildet, in denen es von Ungeziefer nur so wimmelte.

»Das Schiff wurde geplündert«, stellte Mythor fest.

»Piraten?« Spielerisch anmutend wog Lonsa sein Schwert in Händen.

»Mag sein, dass sie mit ihrer Beute abgezogen sind. Ebenso besteht aber die Möglichkeit, dass sie noch in der Nähe lauern.«

Lonsa verzog sein Gesicht zu einem anzüglichen Grinsen.

»Sollen sie nur kommen, wenn sie sich blutige Köpfe holen wollen.«

Die Tür zu den hinteren Räumen hing schräg in den Angeln. Knarrend öffnete sie sich unter Berbus' Fußtritt.

Die Finsternis vor ihm gebar das dumpfe Dröhnen.

»Eine Fackel!«, rief Berbus. Einer seiner Krieger reichte sie ihm.

Ein kleines Fass war das erste, worauf sein Blick fiel. Der Inhalt mochte gut dreißig Liter betragen, und es hing an zwei kräftigen Tauen von der Decke herab.

»Versteht ihr das?«

Berbus drang weiter in den Raum ein. Schlagartig erkannte er die Ursache des steten Geräusches.

Eine zweischneidige Streitaxt war mit Hilfe von Gegengewichten so an den Balken befestigt worden, dass sie in ständiger Bewegung hin und her schwang. Und jedes Mal, wenn sie gegen das Fass schlug, entstand das dumpfe Dröhnen, das durch die Enge des Schiffshecks noch um ein Vielfaches verstärkt wurde.

Mit einem blitzschnellen Schwerthieb durchtrennte Agon die Taue, die die Streitaxt hielten. Dann löste er auch das Fass und fing es auf, bevor dieses auf den Planken zerschellen konnte.

»Es ist voll«, stellte er nachdrücklich fest. Seine Finger tasteten über die Kerben, die die Axt hinterlassen hatte. »Fehlt nicht viel, und es wäre kaputt. Möchte bloß wissen, wer sich diese Mühe gemacht hat. Soll ich es öffnen?«

»Warte!«, sagte Mythor. Er hieß Agon, das Fass auf den Boden zu stellen und mit seinem Dolch eine Öffnung hineinzubohren.

»Wenn du meinst«, murrte der Schwertkämpfer. »Aber weshalb nicht mit einem einzigen schwungvollen Hieb? Ich verspreche dir, kaum etwas vom Inhalt zu verschütten.«

»Nein!«

Agon seufzte ergeben.

»Wasser«, stellte er schließlich fest, als eine Flüssigkeit hochschwappte. Wie um die Richtigkeit seiner Behauptung zu beweisen, kippte er das Fass leicht an. Es war tatsächlich brackiges Wasser, das da auslief und das zum Trinken allein schon wegen seines üblen Geruchs nicht mehr geeignet war.

»Das verstehe wer will.« Berbus kratzte sich den Kopf. Dann sah er Mythor an.

»Aufmachen?«

»Meinetwegen«, nickte der Kometensohn. »Mag sein, dass doch etwas versteckt ist.«

Beidhändig geführt, zuckte Agons Schwert so schnell durch die Luft, dass niemand ihm mit den Augen zu folgen vermochte. Knirschend splitterte das Holz eine Handbreit unter dem oberen Rand. Wasser schwappte über und nässte die Planken.

»He, was ist das für ein weißes Zeug?« Der Krieger schien verblüfft. Mit der Rechten packte er zu und zerrte ein wenig von der seltsamen weichen Masse heraus, die im Wasser schwamm. »Eingepökeltes Fleisch? Nein!« Er rieb das Weiße, das noch immer triefte, ratlos zwischen den Fingern und roch daran. »Hm. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Was mag das sein?«

»Zeig her!«, forderte Berbus ihn auf.

Aber dazu kam es nicht mehr. Die Masse trocknete schnell, und völlig unverhofft zuckten zwischen Agons Fingern grelle Flammen auf. Er stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, tauchte die Hand ins Wasser und riss dabei das ganze Fass um.

»Weg hier!«, rief Mythor, der das Unheil kommen sah.

»Dämonenzauber!«, kreischte Agon.

Das Nass versickerte zwischen den Planken, zurück blieben mehrere Handvoll der weißen Masse.

»Werft das Teufelszeug über Bord!«, brüllte Berbus. Aber schon entfachte sich fauchend eine Feuerwand.

Die Krieger taumelten zurück. Obwohl Mythor sich rechtzeitig abgewandt hatte, spürte er eine unerträgliche Hitze über sich hinwegrasen.

Flüche wurden laut und Schreie. Jemand rempelte ihn an, stieß ihn zu Boden.

»Ihr hirnlosen Narren, wovor flieht ihr?« Berbus streckte dem Kometensohn seine Hände hin, half ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Ringsum loderte das Feuer, leckten Flammen gierig über die Bordwand. »Ich werde jeden auspeitschen lassen«, tobte der Hepton.

»Sie sind geblendet«, sagte Mythor. »Du kannst ihnen keinen Vorwurf machen.«

Merbon taumelte tastend umher, schien die Treppe nicht finden zu können. Kurz entschlossen zog Agon ihn hinter sich her; beide stürzten die Stufen förmlich hinauf.

Aber auch vom Oberdeck schlug ihnen beißender Qualm entgegen. Unmöglich, auf diesem Weg noch ins Freie zu gelangen.

»Zusammenbleiben!«, brüllte Berbus. Er riss seine Waffe aus der Scheide und begann, mit wuchtigen Hieben auf die Schiffswand einzuschlagen. Balken zersplitterten, Planken wurden aus ihren Verankerungen gerissen. Schwere Luft strömte herein und drängte den Rauch zurück. Trotzdem griff das Feuer rasend schnell um sich.

Berbus führte die Axt wie ein Besessener. Rasch entstand eine Öffnung, durch die man sich hindurchzwängen konnte.

»Huuk!«, brüllte er. »Hierher mit dem Drachenboot!«

Sie versuchten, außen am Schiff entlangzuklettern, jedoch gab es kaum eine Möglichkeit, wirklichen Halt zu finden. Aus den wenigen engen Luken schlugen bereits die Flammen hervor.

Es fiel dem Bogenschützen schwer, das kleine Boot so nahe heranzuführen, dass es nicht gleichzeitig ein Raub des Feuers wurde. Carlumen war inzwischen kaum mehr dreißig Schritt entfernt. Die aufgeregten Rufe, die von dort kamen, vermischten sich mit dem lauter werdenden Knistern und Prasseln der Flammen.

»Wer immer die Fremden überfallen und ausgeraubt hat«, sagte Berbus schließlich, »hat gewusst, welch dämonisches Zeug in dem Fass war. Seine Absicht muss gewesen sein, sämtliche Spuren auszulöschen.«

Mythor nickte stumm. Das fremde Schiff war zur lodernden Fackel geworden, deren Feuerschein ihnen voraneilte.

 

*

 

Es war unmöglich, Carlumen auf einen neuen Kurs zu bringen. Die Fliegende Stadt unterlag wieder dem Einfluss der Schlange Yhr.

Eine Zeitlang sah es so aus, als wäre ein Zusammenprall mit dem flammenden Wrack unvermeidlich –Carlumen