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Nr. 161

 

Monument der Finsternis

 

von Hubert Haensel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, ist er sich seines Auftrags nicht bewusst, denn man hat ihn seiner Erinnerungen beraubt. Erst bei der Begegnung in der Drachengruft wird Mythor dieses klar, und schließlich sorgt das Duell mit Mythors anderem Ich dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit wieder ersteht.

Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen sind sein erklärtes Ziel. Deswegen sucht unser Held auch die Verständigung mit den verschiedenen Clans des Drachenlands, in das er und Ilfa nach vielen Abenteuern gelangten.

Mythors Vorgehen hat bereits Früchte getragen, und selbst Durang von Rudemoon, Clanführer der Wolfsbrüder, lässt sich »bekehren«, als er erfährt, was es mit dem »Heer der Ahnen« wirklich auf sich hat.

Somit sieht es aus, als würden alle Clans des Drachenlands eine gemeinsame Front gegen die drohende Invasion der Streitkräfte Xatans bilden können. Schauplatz des Zusammenschlusses der Clans soll Feenor sein, die von Gönner Amburst beherrschte 100.000-Seelen-Stadt. Aber die Versammlung der Clans steht unter einem Unstern, denn in Feenor befindet sich bereits das MONUMENT DER FINSTERNIS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Unser Held sucht Feenor auf.

Ilfa und Sadagar – Mythors Begleiter.

Gönner Amburst – Herrscher von Feenor.

Neira – Eine Fee.

Julia von Carragon – Tochter von Vanga und Helferin in der Not.

1.

 

Ein Lächeln umspielte Onias Mundwinkel – gleichwohl Freude wie Beklommenheit drückte sich darin aus. Sein Blick ruhte auf dem jüngsten Spross seiner Lenden, gerade einen halben Mond jung und eine Tochter wie die anderen sieben auch, mit großen, ausdrucksvollen Augen und goldenen Locken. Nachdem sie lautstark ihren Hunger hinausgeschrien hatte, war Engide eben erst eingeschlafen; ihr kleiner Körper zuckte, und die rauen Bretter der Wiege knarrten verhalten. Onias von Schwielen übersäten Hände deckten den Säugling mit einem Lammfell zu. Zögernd wandte er sich dann zu Rubena um, seiner Frau.

»Du hasst mich, weil ich nicht in der Lage bin, Engide zu ernähren«, sagte sie bitter. »Wenn du glaubst, dass ich Schuld auf mich geladen habe, dann tu, was sein muss.«

Trotz ihrer acht Kinder war Rubena nach wie vor begehrenswert. Lediglich ihre Hüften hatten sich in den vergangenen Jahren gerundet; sie besaß aber keineswegs das üppig dralle Aussehen manch anderer Bauernmaid. Die Entbehrungen seit ALLUMEDDON hatten zudem ihr Gesicht älter und härter werden lassen, als es ihren dreißig Sommern entsprach.

»Ich frage mich, wie es weitergehen soll«, erwiderte Onia.

Rubena ließ sich auf die steinerne Bank niedersinken, die den Raum teilte. Auf der einen Seite befanden sich mehrere aus Stroh geschüttete Schlafstätten, und ein schmaler, mit Flickenstoffen verhängter Durchgang führte in die Kammer der Eltern – in der anderen Hälfte befanden sich der gemauerte Backofen, in dessen Nähe die verfugten Feldsteinwände dick mit Ruß und Fett überzogen waren. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, die aus den Mauerritzen wuchernden Algen und Moose abzukratzen. Die halbe Fensteröffnung war noch mit dickem, von Blasen und Schlieren durchsetztem Glas ausgefüllt, das einstigen Reichtum erkennen ließ. Eine gegerbte Tierhaut überspannte den anderen Teil und hielt zumindest dürftig Wind und Kälte ab.

Mit Wehmut dachten Onia und seine Gemahlin an vergangene Zeiten zurück, als ihre Äcker noch reichlich Frucht getragen und die Wiesen eine Herde von zwanzig Schafen und ebenso viele Kühe ernährt hatten. Das Chaos war nirgendwo spurlos vorübergezogen: Zur Steinwüste geworden, wuchsen auf den Feldern heute kaum Unkraut und Disteln. Der in unmittelbarer Nähe des Hauses gelegene Brunnen, einst ein sprudelnder Quell, brachte nur mehr schlammiges Nass an die Oberfläche, das zeitweise einen abscheulichen Verwesungsgeruch verbreitete. Zu solchen Zeiten schleppte Onia lieber mit Flusswasser gefüllte Eimer den weiten Weg von der Darda herüber. Mehrmals hatte er versucht, den Brunnen größer und tiefer zu graben, war aber immer wieder nur knapp nachrutschenden Geröllmassen entgangen.

Das Leben wurde zum unablässigen Kampf gegen Hunger und Verbitterung. Noch dazu hatte Rubena während der letzten Monde kaum mit zupacken können. Aber wohin sollte man gehen, falls man auch den letzten Besitz aufgab? Wenn Onia den gelegentlich in Richtung Feenor vorbeiziehenden Wanderern glauben durfte, sah es nirgendwo im Drachenland besser aus.

Trotzdem wurde es Zeit, dass Elisia, seine älteste, mittlerweile 13 Lenze zählende Tochter, auf eigenen Füßen zu stehen lernte. Sie musste das Haus verlassen, damit die kleine Engide ihren Platz am Tisch einnehmen konnte.

»Du willst sie wirklich ausstoßen?«, fragte Rubena verbittert, als könne sie in seinen Gedanken lesen. Beinahe schmerzhaft wurde dem Bauern bewusst, dass seine Empfindungen sich nur zu deutlich in seinem Gesicht widerspiegelten.

»Sie hat das Alter, um von den Feen aufgenommen zu werden«, nickte er.

»Du weißt, was das bedeutet?«

Nicht nur, dass ein solcher Schritt unwiderruflich war, zwei lange Jahre würde es Elisia verboten sein, ihre Eltern zu sehen. Gerüchte gab es viele, doch niemand wusste wirklich, was während dieser Zeit mit den jungen Mädchen geschah.

Onia nickte schwer. »Auf jeden Fall hat sie zu essen und zu trinken, und das ist mehr, als wir ihr bieten können. Ich werde heute Abend mit ihr darüber reden.«

»Meinst du nicht, wir sollten noch ...«

»Warten? Warum? Die Götter haben sich zurückgezogen.«

»Dann rufen wir sie eben wieder an, heute und morgen und ...«

»... schlachten unsere letzte Kuh zum Opfer für etwas, was nie mehr eintreten wird? Nein!« Onia vollführte eine herrische Bewegung, die keinen Widerspruch zuließ. »Alle Dämonen von Drachenland sind meine Zeugen, dass ich es oft genug versucht habe. Ich kann und will nicht mehr. Nur wenn ich unser Schicksal selbst in die Hand nehme, weiß ich, dass wirklich etwas geschieht.«

»Du lästerst die Götter!« Rubena erschrak. »Willst du, dass Gornar uns bestraft?«

»Ich fordere die Götter heraus zu beweisen, dass sie uns helfen können. Wenn sie das Ungemach dulden, das über Drachenland hereingebrochen ist, sollen sie nicht länger unsere Götter sein.« Onia war unwillkürlich laut geworden. Während das Kind in der Wiege zu schreien anfing, verließ er mit schnellen Schritten das Haus.

Der vom Meer her landeinwärts wehende Wind kühlte seine brennenden Wangen. Einen Moment lang blieb der Bauer stehen, als ihm schlagartig klar wurde, was er in seinem blinden Eifer angerichtet hatte. Doch dann zuckte er nur mit den Schultern und ging weiter. »Wenn schon«, murmelte er. »Ich will es einfach wissen.«

Hinter dem Haus und den halb verfallenen alten Stallungen erstreckte sich ein schmaler Streifen urbaren Landes. Salat und Bohnen waren dort ausgesät. Onia winkte seinen Töchtern zu, die mit Eifer Unkraut zupften. Sein Ziel war der scheinbar in endlose Tiefen hinabreichende Graben, der sich zu ALLUMEDDON quer durch seine Felder aufgetan hatte. Die mehr als doppelt mannshohen Verwerfungen zu beiden Seiten des Abgrunds wirkten mit ihren blutroten und schwarzen Schichtungen und den düster gähnenden Schründen und Höhlen wie ein endloser Befestigungswall.

Hier hatte Onia angefangen, den einst fruchtbaren Ackerboden unter der darauf lastenden Schicht aus Sand und Geröll freizulegen. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte er sich an die tagelang währenden Stürme, die das Land weithin verwüsteten. Selbst heute noch schreckte er nachts schweißgebadet auf, weil Albträume ihn erdrückten.

Der große geflochtene Korb war rasch gefüllt. Onia schleppte ihn auf dem Rücken die Böschung hinauf und kippte den Inhalt in die Tiefe. Da er stets denselben Weg wählte, hatten sich inzwischen regelrechte Stufen in dem Wall gebildet, die ihm das Hinaufkommen erleichterten. Dennoch war es eine mühselige Arbeit, die nicht lohnte. Aber was sollte er sonst tun? Schon sein Vater und der Vater seines Vaters hatten ihr Leben lang diese Äcker bestellt und waren dabei glücklich gewesen.

Wie ein Besessener schuftete Onia, bis die Sonne sich endlich anschickte, in Richtung des Toten Sees hinter dem Horizont zu versinken. Im Osten zog bereits die sternenlose Schwärze der Nacht herauf, als der Bauer schweißgebadet zu seinem Gehöft zurückkehrte. Seit mehreren Menschenaltern trotzte das Haus mit den dicken Steinmauern, den mächtigen Balken und dem weit herabgezogenen, schindelgedeckten Dach allen Unbilden der Natur.

Rauch kräuselte sich aus der Kaminöffnung in den Abendhimmel; es roch nach frischem Brot.

 

*

 

Nachdem er seine Hände im feinkörnigen weißen Sand so gut wie möglich gesäubert hatte, setzte Onia sich zu Frau und Töchtern an den Tisch. Eine seltsam beklemmende Stimmung ergriff plötzlich von ihm Besitz. Der Geruch des Gebackenen machte ihm bewusst, wie sehr der Hunger in seinen Eingeweiden wühlte.

Es gab dünne Fladen aus Sauerteig, die zumindest für den Moment sättigten. Onia wartete, bis ihm der Brotkorb gereicht wurde. »Wo ist eigentlich Elisia?«, wollte er wissen.

»Fort!«, sagte seine Frau.

»Was heißt das?« Er sah überrascht auf, aber die Gesichter um ihn herum blieben unbewegt. Sogar Rubenas Miene wirkte wie versteinert.

»Du wolltest, dass sie geht, also ist sie gegangen.«

Der Bauer schien noch immer nicht zu begreifen. Sein hastig hervorgestoßenes »Wohin?«, klang wütend.

»Nach Feenor«, versetzte Rubena hart. »Als ich ihr sagte, was du verlangst, ging sie ohne Abschied. Obwohl es ihr schwerfiel.«

»Ich muss sie zurückholen!« Onia wollte aufspringen, aber seine Frau hinderte ihn daran.

»Es ist finstere Nacht, außerdem hat Elisia die Stadt längst erreicht.«

»Bei allen Dämonen der ...« Der Bauer brach abrupt ab, als aufheulender Wind ums Haus fuhr und das dumpfe Poltern stürzender Balken laut wurde. Zugleich war ein Prasseln und Knistern zu vernehmen; flackernder Feuerschein fiel durch das Fenster herein und tauchte den Raum in ein bedrohliches Licht. Bis Onia das Haus verlassen hatte, loderten die Flammen schon hoch auf – in dem trockenen Gebälk der Stallungen griffen sie schnell um sich. Sinnlos, zum Brunnen zu rennen und mit einigen Eimern Wasser löschen zu wollen. Zum Glück war das Wohngebäude nicht unmittelbar angebaut. Wenn der Wind nicht umsprang, würden die Flammen es verschonen.

Krachend brach ein Teil des Dachstuhls in sich zusammen, ein wahrer Funkenregen stob auf und wirbelte als glühendes Fanal davon. Für die Dauer eines flüchtigen Augenblicks glaubte der Bauer, die Umrisse einer feurigen Gestalt zu erkennen, die ihm hämisch zugrinste, doch dann war der Spuk so schnell vorbei, wie er begonnen hatte.

Aus der Flammenwand drang das panische Brüllen der Kuh. Ohne sich zu besinnen, stürmte Onia vor. Er musste das Tier retten – wie sonst sollte seine Familie auch nur die nächsten Wochen überleben?

Die Hitze raubte ihm schier den Atem, er kniff die Augen zusammen und schützte sein Gesicht dürftig mit dem linken Unterarm. Die Heuvorräte brannten lichterloh; übereinandergestürzte, glosende Balken versperrten ihm den Weg. Er trat mit aller Kraft dagegen, dass sie funkenstiebend zur Seite kippten. Irgendwo vor ihm brach eine Wand ein. Teile des Daches folgten. Glühende Schindeln regneten aus der Höhe herab. Onia taumelte blindlings vorwärts – der dichte Qualm ließ seine Augen tränen und reizte ihn zum Husten. Das Stück eines Balkens traf seine Schulter, siedendheißer Schmerz breitete sich aus. Vorübergehend musste er gegen eine würgende Übelkeit ankämpfen, doch plötzlich brach ein Schatten aus dem Rauch hervor und stürmte mit gesenktem Schädel auf ihn zu. Onia reagierte zu langsam. Die Kuh hatte es irgendwie geschafft, sich loszureißen. Ihre Hörner wirbelten ihn herum. Er stürzte. Keine fünf Schritt entfernt sah er die dunkle Öffnung des Tores inmitten der tosenden Feuerwand. Sein Wams begann zu glühen. Funken fraßen sich unaufhaltsam durch den groben Stoff und brannten sich in die Haut ein. Zugleich wusste er, dass er es nicht mehr schaffen würde.

Dämonisches Gelächter raubte ihm die letzte Kraft – in Wirklichkeit mochten es die Geräusche einstürzender Bretterwände sein –, und tausend glühende Augen starrten ihn von allen Seiten her an. Der dichte Qualm machte Onia benommen.

Erst ein Schwall eisiger Kälte schreckte ihn auf. Verschwommen erkannte er Rubena vor sich. Sie schleuderte den hölzernen Kübel von sich, dessen Inhalt sie gerade über ihn ausgegossen hatte, bückte sich und begann wie besessen an seinen Armen zu zerren. Onia sah, dass sie auf ihn einredete, verstand aber kein einziges Wort. In seinen Schläfen pochte das Blut wie ein gigantischer tosender Wasserfall.

Dann versank er in einem Meer von Stille.

Als er wieder zu sich kam, schien sein ganzer Körper eine einzige schwärende Wunde zu sein. Von den Stallungen waren nur verkohlte Grundmauern und glimmende Aschereste geblieben. Tränen zogen zwei helle Spuren in Rubenas rußgeschwärztes Gesicht.

»Die Kuh ...?«, stieß Onia mühsam hervor.

»Wir haben sie eingefangen, ihr ist nichts geschehen«, seufzte die Frau. »Wahrscheinlich wird sie einige Tage keine Milch geben, aber die Zeit müssen wir eben überstehen.«

Was sie noch sagte, hörte Onia nicht mehr, weil ihn erneut eine tiefe Bewusstlosigkeit umfing.

 

*

 

Er hatte schwere Brandwunden davongetragen, die nur langsam heilten. Seine Hüfte eiterte, und Rubena musste mehrmals täglich den Verband wechseln und das schwärende Fleisch abschaben, um den bösen Geistern ein Eindringen in den geschwächten Körper zu verwehren. Sicher hätte sie einen Heilkundigen aus Feenor holen können – doch womit ihn bezahlen?

Onia schlief tagelang, ohne ein einziges Mal aufzuwachen. Hin und wieder schlug er im Fiebertraum um sich und murmelte Worte, die niemand verstand.

Endlich, nach zehn Tagen, begann seine Hüfte zu verschorfen, nachdem Rubena sie mit warmer Kuhmilch bestrichen hatte. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis der Bauer zum ersten Mal wieder schwankend auf den Beinen stand. Er hatte viel von seiner kräftigen Statur verloren, aber er ließ es sich nicht nehmen, bald hinauszugehen. Verbissener als zuvor rang er um jeden Fußbreit fruchtbaren Boden.

Der Korb mit den Steinen drückte schwer, als er den Erdwall hinaufstieg, und ein einziger Fehltritt ließ ihn straucheln. Sich überschlagend, stürzte Onia den Hang hinunter, wo er benommen liegenblieb. Das Gefühl klebriger, feuchter Wärme verriet ihm, dass seine Hüftwunde erneut aufgebrochen war.

»Karuda!«, stieß er lautstark hervor. »Ich will verdammt sein, wenn ich es nicht schaffe, meine Felder wieder zu bestellen.«

Von irgendwoher erklang leises Donnergrollen.

Ein Gewitter? Verwirrt suchte Onia den Himmel ab, der bis zum Horizont klar und wolkenlos war. Eine kühle Brise machte sich zwar unangenehm bemerkbar, dennoch sah es nicht so aus, als würde bis zum Abend etwas anders werden.

Onia zitterte. Die Schwäche steckte noch immer in seinem Körper.

»Ich hasse sie alle«, zischte er wütend. »Die Götter, die schuld daran sind, dass die Reichen immer mehr Reichtum scheffeln, und wir, die wir vom Schicksal gezeichnet sind, manchmal nicht mehr wissen, was wir beißen sollen.« Vorsichtig stützte er sich auf dem Gestein ab, um sich aufzurichten. Mit einem heiseren Aufschrei zog er seine Hand jedoch sofort wieder zurück und betrachtete entsetzt die sich bildenden Brandblasen. Die Steine strahlten plötzlich eine schier unerträgliche Hitze aus.

Seltsame Geräusche ließen ihn herumfahren. Mit sattem Schmatzen zerplatzten Luftblasen inmitten einer sich ausdehnenden Lache glutflüssigen Gesteins. Aber nicht das raubte Onia jäh den Atem, sondern die kaum fünf Fuß große, dämonische Gestalt, die sich inmitten der Glut recht wohl zu fühlen schien.

Zwei kreisrunde, stechende Augen glotzten ihn herausfordernd an. Die dicken, roten Brauen zogen sich bis über den Ansatz der Knollennase mit den aufgeblähten Nüstern hinab; an den Schläfen endeten sie an jeweils eine Handspanne langen, nach innen gebogenen Hörnern. Der kahle Schädel wirkte wie polierter, von blutroten Einschlüssen durchzogener Marmor.

»Wer bist du?«, stieß Onia ächzend hervor.

Der Dämon öffnete seinen Rachen mit der gespaltenen Oberlippe, der die gesamte untere Schädelhälfte einnahm. Gebogene Hauer ragten aus beiden Kiefern hervor. Ein Hauch von Schwefel breitete sich aus.

»Du selbst hast mich gerufen, Onia«, fauchte er.

»Karuda?« Unwillkürlich machte der Bauer einen Schritt rückwärts, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. Das furchterregende Geschöpf mit dem dürren, von Schuppen übersäten Körper folgte jeder seiner Bewegungen.