Inhaltsverzeichnis

Titelseite

DER ERSTE KUSS

DER ZWEITE KUSS

DER DRITTE KUSS

DER VIERTE KUSS

DER FÜNFTE KUSS

DER SECHSTE KUSS

DER SIEBENTE KUSS

DER ACHTE KUSS

DER NEUNTE KUSS

DER ZEHNTE KUSS

DER ELFTE KUSS

DER ZWÖLFTE KUSS

DER DREIZEHNTE KUSS

DER VIERZEHNTE KUSS

DER FÜNFZEHNTE KUSS

DER SECHZEHNTE KUSS

DER SIEBZEHNTE KUSS

DER ACHTZEHNTE KUSS

DER NEUNZEHNTE KUSS

EPILOG

An den Geist des Johannes Secundus

Über den Autor

Der Übersetzer

E-Books im Reese Verlag:

Hinweise und Rechtliches

 

 

Johannes Secundus

 

Die Küsse

 

 

 

Aus dem Neulateinischen übersetzt von Franz Blei. Mit Goethes Gedicht „An den Geist des Johannes Secundus“.

 

 

 

Reese Verlag

 

 

DER ERSTE KUSS

 

Schlafend lag Askanius. So trug ihn Venus

Nach Cythere, bettete ihn auf ein Lager

Von zarten Veilchen und streute Rosen darum,

Weiße Rosen, die dufteten köstlich.

Immer wie sie ihn ansah,

Immer mußte sie an Adonis denken,

Ihre letzte Zärtlichkeit Adonis.

Und immer wollte sie ihn

An sich drücken, und immer wieder:

So war Adonis!

Doch des Knaben Schlaf zu stören

Fürchtete sie - so gab sie Küsse,

Tausend Küsse den Rosen,

Die seines Leibes Lager.

Und wo ihre Lippen die Rosen trafen,

Da wurden die Rosen zu Lippen und gaben der Göttin

Lust zurück ...

Dann flog von schneeigen Schwänen getragen

Dione über die Erde hin

Und säte Küsse in die lechzende Scholle,

Rosenküsse ohne Zahl.

Dreimal tönte die Erde da,

Wie man es nie noch vernommen.

Und den Äckern der Menschen entsproß

Eine selige Saat,

Meiner Schmerzen Heilkraut.

Gepriesen seid, ihr Tröster des Kummers,

Ihr feuchten Küsse aus kühlen Rosen,

Lob und Ehre will ich euch singen,

Ihr heißen Küsse aus weißen Rosen.

 

DER ZWEITE KUSS

 

Wie die Rebe verliebt um die Ulme sich windet,

Der Efeu die Eiche mit schlingenden Armen umklammert,

So mit deinen gelenken Gliedern

Umschließe du mich, Geliebte!

So möchte ich dich umarmen, Geliebte,

So an mich pressen die weißen Brüste

Ewig und deinen Lippen geben

Den Kuß ohne Ende.

Darüber vergaß ich Ceres und Bacchus und Morpheus,

Nichts könnte von deinem Purpurmund

Lösen mich, du mein Leben!

Und dann -

eine langsame Barke trüge

Das Paar hinab in die bleiche Welt,

Vorbei an duftströmenden Wiesen.