Cover 1


Eon - Das letzte Zeitalter
Band 1
„Die Aggregation“

von Sascha Vennemann

 

Impressum

 

Cover: Arndt Drechsler
Autor: Sascha Vennemann
Lektorat: Christian Handel
Layout: Andreas Suchanek
Logodesign: Daniel Szentes
Innenillustrationen: Anja Dreher

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

(C) 2013 Greenlight Press
Herausgeber: Andreas Suchanek
Herstellung und Verlag:
Greenlight Press
Andreas Suchanek
Leopoldstr. 28
76275 Ettlingen

E-Mail-Kontakt: asuchanek@greenlight-press.de

ISBNs:

978-3-944652-31-3 (Mobipocket)

978-3-944652-32-0 (E-Book Epub)

978-3-944652-27-6 (E-Book PDF)


Sie finden uns im Internet unter:
http://www.greenlight-press.de
https://www.facebook.com/Welcome.to.EON


Nachwort I


Als Autor, der bisher hauptsächlich für Heftromanserien aktiv gewesen ist, hat man gelernt nach Vorgaben zu schreiben. Es gibt einen Serienkosmos, an dem man mit anderen Autoren arbeitet, hat viele Freiheiten, ist aber auch darauf angewiesen, sich auf gewisse Grundlinien zu einigen.

Als ich erstmals ernsthaft zusammen mit Andreas Suchanek darüber nachdachte, eine eigene Serie zu starten – nachdem seine Serie „Heliosphere 2265“ gut angelaufen war – konnte ich zum ersten Mal selbst ein Universum kreieren, ohne dabei auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen. Natürlich sollte es etwas aus dem Bereich der Phantastik sein, denn auf diesem Gebiet fühle ich mich sehr wohl und es passte ins Verlagsprogramm von „Greenlight Press“. Und plötzlich war EON geboren.

Ich sage bewusst „plötzlich“, denn manchmal überfällt einen die Idee dazu, was man erzählen möchte, einfach so. Das Grundexposé von EON ist aus mir herausgeströmt wie etwas, das schon lange Zeit in mir geschlummert hatte, dabei formte sich die Welt, in der die Serie spielt, fast wie von allein. Das Gefühl war überwältigend. Die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander, die einzelnen Handlungsstränge ergaben sich für mich völlig natürlich. Und da wusste ich, ich will diese Geschichte unbedingt erzählen.

Den Auftaktband habt ihr, liebe Leser, nun vor euch liegen und ihr habt sicher gemerkt, dass die Handlung von EON und die Welt, in der die Serie spielt, hochgradig variabel sind. Das ist natürlich Absicht. Ich wollte mir alle Wege offenhalten, immer wieder neue Schauplätze und Figuren etablieren zu können, ein persönlicher Spielplatz sozusagen. Vieles wird im ersten Band nur angedeutet und wird im Laufe der ersten Staffel, die auf sechs Bände ausgelegt ist, klar werden. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr wird sich auch herauskristallisieren, was es mit dem Zusatz „Das letzte Zeitalter“ auf sich hat. Aber dieses Geheimnis trage ich noch eine Weile mit mir herum, wahrscheinlich bis zu Band 6. 

Zugegeben: „Die Aggregation“ ist kein besonders langer Roman und vielleicht gibt es auch diejenigen unter euch, die denken, er sei vielleicht von Umfang her zu gering für den Preis, zu dem er angeboten wird. Ich kann euch jedenfalls versprechen: Kürzer werden die einzelnen Episoden auf keinen Fall! Ich habe vor, mich beim Schreiben von der Story des Bandes treiben zu lassen. Eine liebe Kollegin von mir, Claudia Kern, zu deren sehr empfehlenswerter Serie „Homo Sapiens 404“ ich neulich ein Podcast-Interview mit ihr führte, nahm mir dahingehend sozusagen die Wörter aus dem Mund. Sie sagte, für die Geschichten, die man im Format der Länge eines Kurzromans erzählen kann, sind die üblichen Zeichenzahlen im Heftroman manchmal schon etwas zu lang. Das geht ab und an zu Ungunsten der Dynamik und das wollte ich bei EON vermeiden. Zudem haben wir mit Arndt Drechsler einen Ausnahmekünstler für die Cover gewinnen können, der sonst hauptsächlich für größere Verlage und Serien arbeitet („Perry Rhodan“, „Sternenfaust“, Maddrax“), die Romane durchlaufen mehrere Lektoratsdurchgänge und werden durch die fantastischen Illustrationen von Anja Dreher zusätzlich aufgewertet. Ich denke, diese Highlights rechtfertigen nicht nur den Preis, sondern sprechen auch für das Herzblut und die Nachhaltigkeit, die bei „Greenlight Press“ in die Serien investiert werden. Und, wie gesagt: Die nächsten Folgen werden sehr wahrscheinlich umfangreicher ausfallen, denn je weiter die Story voranschreitet, desto komplexer wird sie sich gestalten. Das hier war nur der Anfang! 

Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Beteiligten bedanken, die es mir ermöglicht haben, EON wahr werden zu lassen! Ihr seid die Besten! Und natürlich bei euch, liebe Leser, dass ihr mir zuhört. Wenn ihr mir schreiben möchtet, dann könnt ihr das auf der Serienseite bei Facebook tun:


http://www.facebook.com/Welcome.to.EON


Ich bin schon sehr gespannt auf eure Meinungen und Diskussionen und würde mich freuen, falls ihr einen Blog, eine Homepage oder sonst etwas habt, wenn ihr auf die Serie hinweist oder sie besprecht. Für Fragen und Interviews stehe ich gerne zur Verfügung, also habt keine Angst, euch zu melden! 

So, und jetzt widme ich mich dem zweiten Band „Verloren & Gefunden“, dessen Cover ihr bereits bei www.greenlight-press.de bewundern könnt. Und falls euch die Wartezeit zu lang wird, lest doch in „Heliosphere 2265“ oder in „Homo Sapiens 404“ rein – Es lohnt sich!


Göttingen, den 09. August 2013

Sascha Vennemann




Die Crew der EON

Reb Eon
Descender (Artefaktjäger)


Bar Eon
Ex-Descender (Artefaktjäger)


Misa Constant
Biologin und Anthropologin


Cul Varian
Seismologe und Techniker



Eon - Das letzte Zeitalter

Inhaltsverzeichnis
Cover
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Nachwort I
Charaktere

 


 

Reb Eon richtete den Strahl seiner Stablampe in die vor ihm liegende Dunkelheit und beobachtete, wie sich nach und nach das Innere der Höhle aus den Schatten schälte. Der sandige Untergrund war feucht und eben. Und kalt war es hier unten, kälter als in den meisten unterirdischen Kammern, die Reb bisher besucht hatte.

„Das macht die Luftfeuchtigkeit“, murmelte er und kniff die Augen zusammen. Er zog die Funktionsweste enger um seine Schultern. „So nah am Meer waren wir lange nicht mehr.“

„Wie ist das Energieniveau da unten?“, drang eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher seines Headsets. Der kleine Apparat, der kaum einen Finger lang war und in seinem linken Ohr steckte, war so konstruiert, dass er selbst den stärksten Belastungen Stand hielt. „Irgendwelche Anzeichen dafür, dass noch jemand dort ist?“

Reb ließ den Lichtstrahl an den Wänden, der Decke und dem Boden der Höhle entlang wandern. Der Scanner an seinem Handgelenk zeigte nichts an, außer einer schematischen dreidimensionalen Karte des Ganges, der vor ihm lag. Laut den Aufzeichnungen war er nur etwa 250 Meter tief und verlief beinahe ebenerdig. Reb würde keine langwierigen Klettertouren hinter sich bringen müssen, um zu dem Tor zu gelangen.

„Nein, Misa. Alles ruhig und tot“, antwortete er. Die Xeno-Anthropologin saß irgendwo über ihm an Bord der EON, des Diggers der Firma Eon & Eon. Sie überwachte sein Vordringen in den aufgelassenen Stollen. Die EON war eine runde Plattform von etwa 40 Metern Durchmesser und wurde von Luftkissen getragen. Bei Bedarf konnte sie sich in schneller Geschwindigkeit über die Brachebenen bewegen. 

Der Digger war Rebs ganzer Stolz – und der seines Vaters, der ihn einst mit seinen hart ersparten und jahrelang verdienten Credits erworben hatte. Die Bohrer waren zwar nicht die neuesten und die Kabinen nicht die komfortabelsten, wie Reb zugeben musste, aber sie reichten aus. Kann ja nicht jeder von der Cave Miner Cooperation Zucker in den Arsch geblasen bekommen, dachte er grimmig. Das Konsortium versorgte seine Mitarbeiter gut, behielt aber unverschämt hohe Prozentsätze für Maschinen und Infrastruktur ein, die es ihnen bot. Außerdem forderte es ein Mitspracherecht in beinahe allen beruflichen Belangen. Für seine Freiheit war Reb daher gerne bereit, auf ein wenig Luxus zu verzichten.

Ein Metallteil warf eine Reflektion zurück. Reb ging ein paar vorsichtige Schritte darauf zu und nahm es unter die Lupe.

„Es gibt hier einen Bewegungssensor, aber die daran gekoppelte Energiezelle ist komplett entladen. Das Ganze ist an einen Fluter angeklemmt, der früheren Descendern bei deren Eintreffen wohl Licht gespendet hat. Sieht aber aus, als wäre das schon ein paar Jahre her.“

„Kannst du überhaupt etwas sehen?“ Misas Stimme klang besorgt.

Reb grinste, obwohl die junge Frau es nicht sehen konnte. „Keine Sorge. Kein schwieriges Gelände und ich habe meinen Strahler. In wenigen Minuten bin ich am Tor.“ Er steckte die Lampe an einer Schulterlasche fest, kontrollierte noch einmal seine Ausrüstung und machte sich auf den Weg.

Je tiefer er in die Höhle vordrang, desto klammer wurde es. Der Boden war bearbeitet worden, wahrscheinlich von Laser-Ebenern planiert, wie die kaum vorhandenen Bruchkanten im Gestein vermuten ließen. Diese Roboter frästen einem Rasenmäher gleich die Böden von unterirdischen Hohlräumen aus und waren eines der wichtigsten Werkzeuge beim Erschließen einer Höhle. Natürlich waren sie störanfällig und teuer. Wie alles, was von der CMC entwickelt worden war. Wie gut, dass sein Vater und er jemanden wie den findigen Ingenieur Cul Varian an Bord hatten, der Geräte ohne Scheu auseinander nahm und wieder zum Laufen brachte. Sonst bliebe von den erwirtschafteten Prämien nicht viel übrig.

Reb stieß noch auf weitere Hinterlassenschaften früherer Descender. Einige Vakuumbehälter, wie man sie von Fertigmahlzeiten kannte. Die Labels waren verblasst, aber er konnte erkennen, dass sie sehr alt waren. Es mochte sogar sein, dass sie aus der Zeit vor Rebs Geburt stammten.

Seine Schritte verlangsamten sich, als das Tor in Sichtweite kam. Es war keine Standardgröße, sondern eines, durch das man sich bücken musste. Der gut anderthalb Meter große, ovale Riss in der Realität leuchtete an den Rändern hell und schwach. Verschwommen, wie durch dichten Nebel, erkannte man dahinter eine helle, gelbe Fläche.

„Misa, ich bin da“, sagte er laut. Die Höhle schluckte jedes Echo. „Spezifikationen?“

„Wüstenwelt, prä-industriell“, berichtete Misa. Gleichzeitig erschien der Text auf dem Schirm seines Scanners. „Zivilisation von Insektoiden mit sechs Extremitäten. Erstbesuch durch Descender der Cave Miner Cooperation vor etwa sechzig Jahren, verlief weitgehend friedlich.“ 

Ein leises Summen erklang aus dem Lautsprecher, als der Computer an Bord der EON noch eine weitere Information preisgab. 

Misa lachte überrascht. „Das hätte Bar ruhig mal erwähnen können! Dein Vater war ebenfalls schon dort. Laut seinen Aufzeichnungen ist er vor zweiundvierzig Jahren durch dieses Tor gegangen. Er war wohl auch einer der letzten, die dort drüben waren.“

„Ach! Bar Eon, mein werter Erzeuger. Na, so was.“ Reb überlegte. Vor zweiundvierzig Jahren war sein Vater noch kein selbständiger Descender gewesen, sondern hatte für die CMC gearbeitet. Vielleicht hatte er es deswegen ihm gegenüber nicht erwähnt, schon einmal die Dimension besucht zu haben, die er im Begriff war zu betreten. „Sonst noch etwas, das ich wissen müsste? Atmosphäre? Waffen? Siedlungen?“

„Die Luft ist ohne Hilfsmittel atembar. Keine Laser oder Energiewaffen. Die Daten sind zwar über vierzig Jahre alt, aber damals befanden sich die Einwohner irgendwo zwischen Mittelalter und Aufklärung.“ 

Ist es nicht bemerkenswert, wie die Evolution von Welten im Grunde immer gleich verläuft, so dass wir sogar allgemeingültige Epochen festlegen können, um ihren Entwicklungsstand planeten- und realitätsübergreifend zu beschreiben?, ging es Reb durch den Kopf.

„Ein Dorf müsste sich keine halbe Stunde Fußmarsch nördlich vom Tor entfernt befinden“, fuhr Misa fort. „Sieh nach, ob es dort etwas für uns zu holen gibt und komm dann für einen Bericht zurück. Dann sehen wir weiter.“

Reb atmete einmal tief durch. „Alles klar. Ich mache aus und gehe rein.“

„Viel Glück, Reb!“

Der Descender antwortete nicht, sondern deaktivierte das Headset und zog es sich aus dem Ohr. Er verstaute es in einer seiner Westentaschen. Drüben würde es ihm nichts nutzen. Der Funk konnte nicht zwischen den Dimensionen aufrecht erhalten werden.

Reb Eon blickte auf die wabernde gelbe Fläche, die hinter dem Nebel im Tor zu sehen war. Noch einmal atmete er die feuchte, schwere Luft der Höhle ein.

Dann bückte er sich und machte er einen Schritt vorwärts – und betrat eine andere Welt.


*


Das Gelände, auf dem er sich wiederfand, war das genaue Gegenteil zu der Höhle, die er gerade verlassen hatte. Mit einem einzigen Schritt und ohne irgendetwas von dem Übergang zu spüren, hatte Reb Eon seine angestammte Wirklichkeit verlassen und war an einen völlig anderen Ort gekommen. 

Es war heiß. Sehr heiß. Reb schmeckte die trockene Luft und atmete feinen Staub und Sand ein. Schnell nestelte er eine Sonnenbrille aus seinem Rucksack hervor und setzte sie auf, um in dem gleißenden Licht zweier Sonnen überhaupt etwas erkennen zu können. Auch einen leichten Atemschutz legte er an, damit er nicht ständig auf dem eingeatmeten Staub herumkauen musste. Es knirschte bereits zwischen seinen Zähnen und sein Hals fühlte sich rau an.

„Schnuckeliges Plätzchen!“, murmelte er. Wie immer, wenn Reb eine andere Dimension betrat und der Kontakt zur EON abriss, fühlte er die Einsamkeit wie einen Stich. Um sich zu beruhigen hatte er sich angewöhnt, mit sich selbst zu sprechen. Zumindest, wenn niemand sonst in der Nähe war.

Er stand tatsächlich in einer Sandwüste. Der Wind malte wellenförmige Muster in die hohen Dünen, die sich vor ihm ausbreiteten. Reb ließ den Blick schweifen und erkannte, dass er inmitten einer leichten Senke herausgekommen war. Das Tor selbst stand auf einem vom Sand befreiten, kleinen Plateau. Er wusste, die Umwelteinflüsse konnten der Dimensionspassage nichts anhaben. Sie würde nicht verweht oder verschüttet werden. Das Tor war eine Konstante zwischen den Realitäten, die sich selbst schützte. Sein Standort in der Herkunfts- und in der Zielwelt war unveränderbar. Keiner wusste, warum das so war. Aber es erleichterte die Arbeit der Descender ungemein.

Reb kniete sich hin und tippte auf den Eingabeflächen seines Armbandscanners herum. Das Gerät registrierte die neben dem Tor im Stein verankerte Datenbarke und lud sich die gespeicherten Informationen herunter. Der interne Kompass eichte sich auf das Magnetfeld der Welt, sodass Reb wusste, in welcher Richtung von hier aus gesehen Norden lag. Dorthin, wohin er sich wenden sollte, um auf die Siedlung zu treffen, die auch sein Vater vor über vierzig Jahren besucht hatte.

 Während er sich durch den feinen Sand vorwärts bewegte, studierte er die weiteren Files, die ihm die Datenbarke überspielt hatte. Das Gerät hatte vor etwa fünfzehn Jahren, gerechnet in den Einheiten, die auf Rebs Planet in seiner Heimatdimension benutzt wurden, einen starken Anstieg des Energieniveaus registriert. Dabei hatte es sich allerdings nicht um elektrische, sondern um Wärmeenergie gehandelt. 

„Explosionen“, las Reb laut, was sein Scanner anhand der Daten analysierte. Er verzog abschätzig den Mund unter dem Atemschutz. Das verhieß nichts Gutes. Entweder deutete es auf vulkanische Aktivität hin, auf einen Atmosphärenbrand oder auf kriegerische Auseinandersetzungen.

Reb vermutete, dass es sich um den letzteren Fall handelte. Beinahe alle von intelligenten Wesen bewohnten Dimensionen und Planeten waren periodenweise vom Krieg betroffen. Eine weitere Konstante, die sämtliche Existenzen offensichtlich gemeinsam hatten.