Fanny Lewald

 

Prinz Louis Ferdinand - Ein Zeitbild

 

Historischer Roman

 

Reese Verlag

 

 

Herausgegeben von Lothar Reese

 

Inhaltsverzeichnis
Prinz Louis Ferdinand - Ein Zeitbild
Widmungen
Erster Band
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Zweiter Band
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Dritter Band
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
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Prinz Louis Ferdinand - Ein Zeitbild

 

 

 

Widmungen

 

(Widmung der ersten Auflage)

 

Herrn

Varnhagen von Ense

 

Eine Dichtung, welche es wagt, Rahels edles Bild in ihren Kreis zu ziehen, muß Ihre Teilnahme erregen, und Ihre Zustimmung vor jeder anderen zu erlangen wünschen. In diesem Sinne gehört Ihnen mein Buch.

Nehmen Sie es freundlich auf, als ein Zeichen wahrhafter Verehrung.

 

Berlin, den 5. Juni 1849

Fanny Lewald

 

 

 

(Widmung der zweiten Auflage)

 

An

Moritz Hartmann

in Paris

 

Lieber Freund!

Ich hatte mir vorgenommen, Ihnen zu schreiben, um Ihnen die zweite Auflage meines Prinzen Louis Ferdinand zu senden. Nun ich mich zu dem Brief anschicke, dünkt es mir das beste, ihn lieber gleich dem Buch voranzusetzen, weil ich dasjenige, welches ich Ihnen bei dieser Gelegenheit über meine Arbeit zu sagen beabsichtige, auch dem größeren Publikum meiner Leser aussprechen möchte, und weil Vorreden zu schreiben sonst ebensowenig meine Sache ist, als das Lesen derselben die Sache des Publikums.

Bücher haben ihre eigene Fata! hat schon der alte römische Dichter gesagt, und ich finde dies nun auch in meiner eigenen Erfahrung bestätigt. Denn die erste meiner größeren Arbeiten, bei welcher die Gunst des Publikums eine zweite Auflage notwendig gemacht hat, ist gerade diejenige, für die ich vom künstlerischen Standpunkt aus dieses Schicksal am wenigsten erwartet hatte, obschon ich für dieselbe, als ich sie vor zehn Jahren der Öffentlichkeit übergab, eine besondere Vorliebe hegte. Diese Vorliebe gründete sich auf das psychologische Interesse, welches mir die Gestalt des Prinzen Louis Ferdinand, die Gestalt jenes unglücklichen preußischen Fürstensohnes einflößte, der zum Helden oder zum Künstler geboren, durch seine Lage zu gänzlicher Tatlosigkeit verdammt, für alle seine Irrtümer ein offenes Feld, für das, was er Großes und Edles erstreben mochte, keinen Raum im Leben fand.

Aus diesem Interesse, das durch die Zeit und die Zeitgenossen des Prinzen für mich noch wesentlich gesteigert wurde, weil auch in den meisten von ihnen sich Irrtum und Wahrheit, Materialismus und Idealismus in der rätselhaftesten Weise zusammenfanden, erwuchs in mir der Plan zu meiner Dichtung, der ich bei ihrem ersten Erscheinen den Titel eines Romans beilegen zu können glaubte. Aber ich habe nicht diese zehn Jahre nötig gehabt, um mich zu überzeugen, daß meine Arbeit diesen Titel nicht zu beanspruchen hat.

Der Roman ist, was auch immer die modernen Ästhetiker sagen mögen, eine bestimmte Kunstform. Er setzt eine freie, schöpferische Tätigkeit bei dem Verfasser voraus. Er verlangt Gestalten, welche sich von Anfang an und für einen bestimmten Zweck organisch heranbilden, und er soll und muß, soweit das dem Schaffenden eben erreichbar ist, ein in sich künstlerisch geschlossenes, in sich vollendetes Ganzes sein. Dies ist aber beides unmöglich bei Vorwürfen, welche von der Art sind, daß der Dichter es fast durchweg mit historisch und biographisch fertigen und bekannten Persönlichkeiten zu tun hat. Er gewinnt damit freilich, daß die Teilnahme, welcher der Leser für die ihm bekannten und vielleicht lieben Gestalten fertig an das Buch heranbringt, dem Buche ohne des Dichters Zutun zustatten kommt; aber der Dichter selbst ist gezwungen, sich beständig dem tatsächlich Gegebenen und der eigenen Erfindung, zwischen Dichtung und Wirklichkeit, zwischen Poesie und Realität zu bewegen, und unter diesen Verhältnissen ist ein befriedigender Abschluß solcher Dichtungen, im künstlerischen wie im sittlichen Sinne, wenn er nicht zufälligerweise in der Wirklichkeit selbst gegeben sein sollte, gradezu eine Unmöglichkeit.

Diese Einsicht war es, welche mich nach jenem ersten Versuch ein für allemal abgehalten hat, mich wieder an den sogenannten historischen Roman, an das dichtende Rechnen mit benannten Zahlen zu wagen, so verlockend dies ist, wenn man dabei nur an das eigene Interesse für irgendeine historische Gestalt, und an die Gunst der Leser denkt. Es ist aber, wie mir scheint, beweisgebend gegen die Zwittergattung des sogenannten historischen Romans überhaupt, daß schon sein Titel eigentlich einen Widerspruch in sich enthält, und daß man stillschweigend übereingekommen ist, diesen Titel ausschließlich jenen Dichtungen zu erteilen, die sich an berühmte Personen oder an merkwürdige Zeitpunkte knüpfen, während doch jeder Roman, dem es gelingt, das Bild eines Menschen im Zusammenhang mit der Zeit, in welcher er lebte, als Ganzes darzustellen, den Charakter und die Bezeichnung einer historischen Dichtung zu beanspruchen hat.

Wenn ich nun in eine neue Auflage und in das neue Erscheinen meiner Arbeit willigte, obschon ich wußte, daß sie ihrer Natur nach den Titel eines Romans nicht verdient, so geschah es, weil ich andererseits das Werk nach dem Ausspruch bedeutender, zum Teil noch lebender, zum Teil jetzt schon hingegangener Genossen jener Epoche, und nach meinem eigenen Urteil als Zeitbild und als Charakterbild des Prinzen Louis Ferdinand gelten lassen darf.

Als ein solches Bild jener bedeutenden und uns in vielem Betracht schon fremden Zeit und als ein Charakterbild des Prinzen Louis Ferdinand mag ich das Buch auch heute noch Ihrer Teilnahme und dem freundlichen Anteil anderer Leser empfehlen, und es mag denn unter dem ihm gebührenden Prädikat eines Zeitbildes aufs neue seinen Weg ins Publikum wagen.

Ihnen, liebster Freund, soll es aber noch im besonderen meinen Dank bringen für den Genuß, welchen mir Ihre vortrefflichen ›Erzählungen eines Unstetem bereitet haben, und Ihnen mit der Erinnerung an die letzten froh miteinander verlebten Tage ein Pfand baldigen Wiedersehens in der Fremde oder in der Heimat werden.

In alter treuer Freundschaft die Ihre

Fanny Lewald

Erster Band

 

 

Erstes Kapitel

 

 

Einleitung

 

Das achtzehnte Jahrhundert hatte in heißen, blutigen Kämpfen geendet, und wie einst der tapfere Held Riwalin in seiner Sterbestunde dem männlichen Tristan das Dasein gegeben, so hatte das scheidende Jahrhundert noch in seinen letzten Momenten die Anerkennung der Menschenrechte erzeugt.

Wiedergeboren in dem Bewußtsein der Völker, mußte endlich die Freiheit aus dem Geiste einzelner in die Wirklichkeit treten für alle. Eine Gottheit erschien sie auf der Erde, aber die Menschheit war noch nicht vorbereitet, nicht rein genug für ihren Kultus.

Königtum, Adelsmacht, Priestergewalt wurden in Frankreich auf dem Altar der Freiheit geopfert, ohne daß diese heimisch werden konnte. Sie floh die bluttriefenden Kämpfer. Selbstsüchtiger Parteistreit, wilde Anarchie zerrissen das unglückliche Land und verbreiteten sich von dort über ganz Europa. Nicht den Frieden, nicht die Entsagung fordernde gleiche Berechtigung für alle schien man unter der Erklärung der Menschenrechte verstanden zu haben, sondern ein geistiges Faustrecht, nach dem jeder nur für den persönlichen Vorteil kämpfte. Die unausbleibliche Folge davon mußte der Sieg des Stärksten, die uneingeschränkte Herrschaft Napoleons sein.

Seit dem Anfang der neunziger Jahre bebte Europa unter diesen furchtbaren Erschütterungen. Man hatte einen König ermordet, Gott geleugnet, und ohne König, ohne den Glauben an Gott war der Sieg den französischen Fahnen treu geblieben. Das wies die Menschen auf sich selbst, auf die Kraft des Genius in dem Einzelnen. Bonapartes Beispiel, der sich aus der Dunkelheit zu irdischer Allmacht emporgeschwungen, entflammte den Ehrgeiz aller Strebsamen, während man andererseits die glänzendsten Erscheinungen schnell wie Meteore verschwinden sah.

Die Bedeutung, die Kürze des Daseins machten sich abwechselnd geltend. Die starken Geister strebten nach Ruhm und Macht; schwächere Naturen klammerten sich in dem schnellen Wechsel des Irdischen trostsuchend an das unwandelbare Jenseits; noch andere verspotteten Ruhm und Jenseits als Hirngespinste, vom Leben nichts begehrend als die Möglichkeit, es in verfeinerten Genüssen zu durchschwelgen.

Auch in Preußen, das mitten in den Kämpfen Europas eines nur wenig unterbrochenen Friedens genoß, zitterten diese Stürme nach. Unter Friedrichs des Großen Regierung mächtig gewachsen, hatte sich in Berlin des Königs religiöse Freisinnigkeit auf alle Stände ausgedehnt; hatten Toleranz und Bildung eine Verschmelzung der verschiedensten Klassen herbeigeführt, als sein Neffe den Thron von Preußen bestieg.

Friedrich Wilhelm der Zweite glich einem Boden, in den die Stürme der Zeit von allen Blüten in buntem Durcheinander Samen verstreut hatten, welcher wüst und ungezügelt aufsproßte, die Ernte erstickend, die sein Vorgänger fast bis zu ihrer Reife gepflegt. Eitle Ruhmsucht, blinde Orthodoxie, zügellose Wollust wucherten in ihm neben gutmütiger Schwäche. Die verunglückten Feldzüge in der Champagne, das Wöllnersche Religionsedikt, die Orgien der Gräfin Lichtenau waren die Früchte davon; und jene vorerwähnte Verschmelzung der Stände der Kanal, welcher die Wollust und Entsittlichung des Hofes durch alle Klassen der Gesellschaft leitete.

Unter der Regierung eines solchen Königs schrumpfte der Schatz Friedrichs des Großen schnell zusammen; der blanke Schild des preußischen Ruhmes ward durch den Rost des Zweifels angetastet, und Preußens hinterlistige Politik, die nur den eigenen Vorteil suchte, hatte sich bei der zweiten Teilung Polens genügsam kundgegeben, als der König starb. Kurz vor dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts fiel das gewichtige Szepter in die unbefleckten Hände seines Sohnes, Friedrich Wilhelms des Dritten.

Zwei Jahre später ward in Frankreich Bonaparte auf zehn Jahre zum Konsul erwählt. Der Glanz seiner Taten erfüllte die Welt. Die Schlachten bei Hohenlind und Marengo beugten auch Österreichs Fahnen vor ihm im Staub: Österreich und Preußen hatten sich in ehrvergessenen Verträgen einzelne Teile ihrer Erblande für den Preis anderweitig vergrößerten Besitzes ihrer Staaten an Frankreich abgetreten, der Frieden von Lüneville ward geschlossen. Das linke Rheinufer war zur französischen Provinz geworden, die Grundbasis deutscher Reichseinigkeit war zerstört. Die Treue der Fürsten untereinander, das Vertrauen der Untertanen, welche so gewaltsam vom deutschen Stamme abgerissen und einer feindlichen Nation einverleibt wurden, waren für immer erschüttert; der Weg für alle künftigen Siege der Franzosen in Deutschland durch die Unredlichkeit der beiden Großmächte des Landes mit Sicherheit vorbereitet.

Vergebens forderten Österreich, Rußland und England abwechselnd Preußen zu einem Bund gegen Frankreich auf. Preußen beharrte in einer vorgeblichen Neutralität, als es heimlich schon lange die Befehle des Konsuls vollzog. Diese abhängige Stellung Preußens ward gegen Ende des Jahrhunderts von den übrigen Mächten nicht mehr bezweifelt. Kaiser Paul betrachtete sie als eine Feindseligkeit gegen Rußland und ließ seine Heere an die preußische Grenze rücken; England, seit zehn Jahren mit Frankreich im Kriege, kaperte preußische Schiffe. Friedrich Wilhelm sah sich endlich genötigt, ein kleines Korps nach Ritzebüttel zu beordern, wohin die Engländer ein preußisches Schiff geführt hatten. Damit hoffte der König die Beleidigung der preußischen Flagge zu rächen und sich zugleich in Frankreichs Gunst durch dieses Auftreten gegen England zu befestigen.

Wohl erkannte ein Teil des Volkes in Preußen die unwürdige Schwäche seiner Regierung; indes, ohne allen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten strebten die Abhängigen, denen Änderung durch männliche Selbsthilfe unmöglich schien, nur nach Vergessenheit und Zerstreuung.

Man versenkte sich in Kunst und Literatur, um sich vor dem traurigen Eindruck der Wirklichkeit zu bewahren. Goethes Einfluß auf die Gebildeten war mächtig, sein Beispiel verlockend. Die Religion absoluter Schönheit, genießender Ruhe, deren Priester er nach den stürmischen Jahren seiner Jugend geworden war, konnte in der kampfdurchwühlten, leidenschaftsvollen Wirklichkeit nicht ihre Stelle finden, nicht Gemeingut der Kämpfenden sein. Darum hielt sich Goethe fern von ihnen, in einem Bereich sorglich abgegrenzter Ausschließlichkeit, wohin weder der Lärm des Kampfes noch der Wehschrei der Völker zu dringen vermochte. Hier fühlte er sich behaglich und sicher; hierher, unter die Ägide seiner Abgeschlossenheit flüchteten alle, welche genießen und nicht aus dem Schlummer erweckt werden wollten, obschon Kant, Schiller und Fichte bereits mächtig an das Bewußtsein der Deutschen klopften und ihnen beim Beginn des Jahrhunderts ihr mahnendes ›Erwachet!‹ zuriefen.

Diese Zustände bilden den Boden dieser Dichtung. Sie mußten angedeutet werden zum Verständnis derselben; denn wie Erdreich und Pflanze sich gegenseitig fordern und bedingen, so erzeugen sich gegenseitig die Charaktere und die Ereignisse einer Zeit.

Zweites Kapitel

 

 

Der Sylvesterabend des Jahres 1800 näherte sich seinem Ende. Ein frischer Frost hatte am Tage den Regen und Schnee des Dezembers in den Straßen von Berlin getrocknet, der Mond stand hell am Himmel und leuchtete mit seinem ruhigen Licht wieder einem Jahrhundert zu Grabe.

Von dem Turm der Dreifaltigkeitskirche schlug es halb elf, als ein schlanker, in einen Offiziersmantel gehüllter junger Mann aus dem Palais des Prinzen Ferdinand hinaustrat auf die Rampe vor demselben. Ein zweiter Offizier begleitete ihn; Diener leuchteten ihm vor, die Wachen präsentierten, ein Jäger öffnete den wartenden Wagen. Aber im Augenblick des Einsteigens schien dem Erstgenannten ein anderer Gedanke zu kommen, er trat vor dem Wagen zurück.

»Fahren Sie ohne mich« sagte er zu seinem Begleiter gewendet, »ich bin erhitzt und werde zu Fuß gehen, um mich abzukühlen.«

Mit diesen Worten schritt er die Treppe hinab, bog von dem Wilhelmsplatz in die Wilhelmstraße und wanderte eilig die Linden entlang, einem Hause zu, das in der Friedrichstraße lag. Durch ein paar Fenster des ersten Stocks flimmerte ein blasses Licht; er stieg schnell die Treppe hinauf und trat in das Gemach.

Es war ein Krankenzimmer. An der Wiege ihres Kindes saß eine junge, zarte Frauengestalt. Sie winkte der Wärterin, sich zu entfernen und reichte dem Eintretenden, von ihrem Platz aus, die Hand entgegen.

»Ich wußte wohl, daß du noch -kommen würdest, obgleich du das Gegenteil gesagt hattest«, flüsterte sie und rückte in die Ecke des weiten Lehnstuhls, Raum zu machen an ihrer Seite für den Ankommenden, der sich neben ihr niederließ und sie in seine Arme zog.

»Ich mußte dich noch sehen«, entgegnete der junge Mann. »Mir wurde angst und bange unter den lachenden, heuchelnden Menschenlarven, die sich aus einem Jahrhundert in das andere lügen ... Ich sehnte mich nach deinen lieben Augen, ich wollte mit dir und unserm Kinde die Ankunft des neuen Jahrhunderts erwarten. Wie geht’s denn jetzt?« fragte er, sich zur Wiege neigend und die Hand behutsam auf die Stirn des Säuglings legend. »Das Fieber scheint nachgelassen zu haben.«

»Ja!« sagte die Mutter. »Er schläft seit einer halben Stunde. Der Arzt erklärt, es sei jede Gefahr vorüber; aber du mußt nicht so laut sprechen, sonst weckst du ihn auf.«

»So komm zu mir, damit ich dich nahe habe«, entgegnete der junge Mann und zog sie auf seinen Schoß, seinen Kopf an ihre Schulter lehnend.

Als sie eine Weile so beieinander gesessen hatten, das Bild glücklichster Häuslichkeit, schlug die Uhr halb zwölf. Ein Seufzer rang sich aus der Brust des Mannes, und mit ernster Stimme sprach er: »Noch dreißig Minuten, und das Jahrhundert ist vorüber!«

»In dreißig Minuten kannst du, Liebster, mir noch viele hundert Küsse geben! Komm, laß uns das alte Jahr mit Küssen begraben und das neue damit begrüßen, sonst wirst du mir wieder ernst und traurig, wie du es schon die ganze Zeit gewesen bist.«

»Mit Küssen begraben und mit Küssen begrüßen!« wiederholte der junge Mann. »Das ist’s! Das ist der Fluch! - Warum mußtest du das sagen, Henriette?« Er ließ die Geliebte aus seinen Armen, stand auf und ging lebhaft im Zimmer umher.

Die junge Frau blickte erschrocken und traurig zu ihm empor. Sie wollte ihm folgen, aber eine unruhige Bewegung des Kindes hielt sie an ihrem Platz zurück. Während sie sanft die kleine Wiege schaukelte, blickte sie sorglich bald nach dem Kinde, bald angstvoll nach dessen Vater. Endlich sagte sie: »Wie kann dich ein unschuldiger Scherz so ganz verstimmen! Was habe ich denn Schlimmes gesagt? -«

Der Angeredete blieb vor ihr stehen. »Was du gesagt hast? Ach! Du weißt es freilich nicht, armes Kind! Du weißt es nicht! Eine unsichtbare Macht legte es dir in den Mund. Wie eine Pythia hast du in der Scheidestunde der Jahrhunderte bewußtlos mir Vergangenheit und Zukunft meines elenden Daseins enthüllt.«

»Ich verstehe dich nicht«, klagte sie. »Wie magst du dein Dasein elend nennen!«

»Nein! Nein! Du verstehst es nicht! Und verständest du es, so könntest du nicht helfen«, rief er. »Du tust, was du kannst, du liebst mich, du bist sanft und gut, und ich quäle dich. Vergib mir, liebes Kind!«

Er fuhr mit der Hand über seine Stirn, als wolle er dort böse Gedanken verscheuchen, setzte sich wieder zu ihr nieder, küßte ihre roten, vollen Lippen, tändelte mit ihren goldblonden Flechten, aber seine Seele war offenbar mit anderen Gegenständen beschäftigt; er blieb zerstreut und düster.

Plötzlich, als müsse er seinen Gedanken durchaus Worte geben, sagte er: »Was ist in diesen hundert Jahren geleistet! Welche Männer, welche Taten hat das Vaterland gesehen! Und jetzt! Diese Wolken, welche den Flug des Adlers hemmen! Diese Verblendung, diese schmachvolle Schwäche! - Und ich stehe da, tatenlos, gefesselt, unfähig zu helfen. Ich -«

Da dröhnten zwölf mächtige Schläge durch die Stille der Nacht, alle Glocken der Stadt läuteten, von den Türmen wurden geistliche Lieder geblasen, ein verworrenes Getöse von Menschenstimmen erklang in den Straßen, und der Donner der Kanonen rief dem Jahrhundert den Scheidegruß nach, während es in den Schoß der Ewigkeit versank.

Der junge Mann hielt inne, hob das schlafende Kind aus der Wiege, legte es in die Arme seiner Mutter, und, Weib und Kind umfassend, rief er: »Das wenigstens ist mein eigen.«

Der Knabe erwachte weinend. Die Mutter nahm ihn an ihre Brust. Der junge Vater kniete vor sie nieder; küßte das Kind und sagte: »Weine nicht, mein Sohn! Dein Stern steht nicht so hoch am Horizonte, als der deines Vaters, du wirst glücklicher sein!«

Dann küßte er nochmals die Mutter und verließ das Gemach.

Drittes Kapitel

 

 

Niemand hatte von Friedrichs des Großen Wahlspruch In meinen Staaten kann jeder auf seine Façon selig werden größeren Vorteil gezogen als die Juden, welche, unter der Regierung seines Vorgängers noch vielfach eingeschränkt und bedrückt, sich jetzt einer größeren Duldung erfreuten.

Die gute Wirkung davon blieb nicht aus, die Früchte zeigten sich bald. In verschiedenen jüdischen Familien traten bevorzugte Naturen in hoher Geistesentwicklung hervor. Besonders waren es die Frauen, welche, ungehindert durch die Sorge für den Erwerb und die praktischen Verhältnisse des täglichen Lebens, sich schnell auf den geistigen Höhepunkt ihrer Zeit zu schwingen gewußt hatten.

Indes, alles Gewaltsame hat seine Gefahren. Selbst der Luftballon, der den Äther durchschiffen soll, darf nur langsam steigen, sich nur allmählich des Ballastes entledigen, der ihn an die niedere Region der Erde kettet. Der plötzliche Aufschwung der Jüdinnen Berlins zu Ende des vorigen Jahrhunderts entbehrte der wohltätigen Fessel, des Zusammenhangs, welcher das Neue mit dem Alten verbindet. Ausnahmsweise, selbst innerhalb ihrer Familien, sahen sie sich gezwungen, die Anerkennung, deren sie sich mit vollem Recht würdig fühlten, außerhalb derselben zu suchen, und hier trat ihnen in den Mittelständen hart und schroff das alte blinde Vorurteil gegen ihr Volk hindernd in den Weg. Sie mußten eine andere Region für sich entdecken.

Diese fand sich bald. Die französische Revolution, die Enzyklopädisten hatten ihnen vorgearbeitet. In den Seelen der Aufgeklärten war die Gewalt der Vorurteile zerstört oder doch mindestens ein Ringen bemerkbar, sich davon zu befreien. Man hatte die christlichen Dogmen, die christliche Askese als Fesseln erkannt, von der Hierarchie zur Knechtung der Menschheit erschaffen; man fühlte sich wieder der Natur eingeboren, geistig zu freiem Forschen, sinnlich zum Genuß berechtigt. Philosophische Prüfung trat an die Stelle des religiösen Glaubens; man warf, um das frühere Bild aufzunehmen, allen Ballast aus dem Ballon der aufsteigenden Gedanken und das leichte Fahrzeug ward ein Spiel des Sturmes.

Die Berechtigung der Leidenschaft, dieses Hebels aller großen Taten, die Berechtigung der verschiedenartigen Menschennaturen zu freier, angemessener Entwicklung wurde anerkannt. Man machte Gebrauch davon ohne Bedacht auf die Rückwirkung, welche dies notwendig auf andere haben mußte. Man sprach von dem Fortschritt der Menschheit, aber jeder liebte die Menschheit, ihren Fortschritt, ihre Freiheit nur in sich selbst. Unter dem Deckmantel der Freiheit, dieser Religion allumfassender und darum sich selbst verleugnender Liebe, überließ man sich einem verfeinerten Egoismus, der um so genußbringender war, je weniger er schöne Regungen der Seele ausschloß, und je mehr erhabene Empfindungen er zuließ, welche dem Ich schmeicheln konnten.

Jeder war der Gott und der Priester seines Egoismus, jeder wählte die ihm angemessenste Form für seinen Kultus der Selbstsucht. Sinnliche Ausschweifungen, verhüllt unter der Anbetung des vollendet Schönen, des unerforschbaren Mystischen; religiöse Spielereien mit dem Urchristlichen; kindische Lust an dem ursprünglich Volkstümlichen gingen geschätzt, beachtet und bewundert einher, neben edlen Bestrebungen und ernstem Forschen nach Wahrheit. Die Toleranz des Egoismus, welcher Duldung gewährt, um sie für sich zu erhalten, verband Männer und Frauen in Liebe und Freundschaft zu einer gesonderten Gesellschaft in der Gesellschaft.

Den Mittelpunkt dieses Kreises bildeten jene Jüdinnen, deren wir gedachten. Marianne und Sarah Meier, Dorothea Mendelssohn, die Tochter Moses Mendelssohns, Rahel Levin und andere hatten zu schwer von Vorurteilen gelitten, waren zu sehr von Unduldsamkeit gequält worden, um nicht frei von diesen Fehlern zu sein. Jedem geistig bedeutenden Menschen, der ihnen die Abstammung von dem mißachteten Volke verzieh, wurde alles gestattet, was er seiner Persönlichkeit nach an Freiheit zu bedürfen glaubte, und vieles vergeben, worüber man in anderen Kreisen streng den Stab gebrochen hätte. Einzelne Frauen der Adelsaristokratie, denen vielleicht gerade diese selbst zu einer hemmenden Schranke geworden war, geistvolle Schauspielerinnen schlossen sich jenen Jüdinnen an, und wußten Männer wie Gentz, Schlegel, die Humboldts und andere um sich zu vereinen und dauernd zu fesseln.

Ein Teil dieses Kreises hatte sich in der Sylvesternacht bei Marianne Meier versammelt, die seit Jahren an einen Kurländer, Baron von Grotthuß, verheiratet war und ihr gastliches Haus gern und oft den Freunden öffnete.

Dorthin richtete der junge Mann seine Schritte, den wir an der Wiege seines Kindes verlassen haben.

Tief in Gedanken versenkt, durchschritt er eilig die Straßen, als plötzlich vor der Kaserne des Regiments von Romberg ein Volkshaufen seine Aufmerksamkeit erregte, der, von den Schildwachen schimpfend zurückgewiesen, sich dennoch der Kaserne zu nähern versuchte.

»Was geht hier vor?« fragte er den Nächststehenden.

»Ein Soldat hat, als es zwölf Uhr schlug, seine Liebste in der Kaserne erstochen«, antwortete ihm dieser und begann eine Erzählung seiner Vermutungen.

Aber der junge Mann hörte sie nicht mehr. Er eilte in die Kaserne. Seine Uniform bahnte ihm den Weg.

In der Wachstube herrschte eine unheimliche Verwirrung. Die Lichter waren niedergebrannt, die Flammen glimmten matt auf den langen Schuppen. In einzelnen Haufen standen die Soldaten beisammen, leise miteinander flüsternd. Die Schauer einer furchtbaren Tat lagen auf ihnen. Sie hatten nicht den Mut, laut zu sprechen, nicht die Ruhe, zu schweigen. Halbgeleerte Bierkrüge und Karten, mit denen man die Sylvesternacht hatte feiern wollen, sahen zwischen den Feldmützen hervor, die sich auf den Tischen befanden; dicke Rauchwolken erfüllten das Gemach.

Seitwärts auf einer Bank lag, mit einem Soldatenmantel bedeckt, die Leiche des jungen Mädchens. Man hatte nicht gewagt, sie vor der Ankunft des Regiments-Auditeurs zu entfernen.

Bei dem Eintritt des jungen Mannes malte sich ein allgemeines freudiges Erstaunen auf den Gesichtern der Soldaten. Die Mehrzahl schien ihn zu kennen. Der Mantel war ihm von der Schulter herabgeglitten, eine Generalsuniform wurde sichtbar; auf seiner Brust funkelte der schwarze Adlerorden.

Lebhaft schritt er auf die Bank zu, auf welcher sich die Ermordete befand. Es war ein hübsches Mädchen der dienenden Klasse in ärmlicher, aber sauberer Kleidung. Unter der Haube stahl sich hellblondes Haar hervor, das über den entblößten Busen niederfloß und sich in dem Blut tränkte, welches noch frisch von der Wunde entquoll. Der Messerstoß hatte das Herz getroffen, die Züge der Toten waren vollkommen ruhig.

Unweit davon in einer Ecke des Gemachs saß, an Händen und Füßen gekettet, ihr Mörder, still und ruhig nach der Leiche hinüberblickend. Das blutige Messer, mit dem er die Tat verübt hatte, lag noch neben der Toten.

Einen Augenblick betrachtete der junge General die Ermordete, dann wandte er sich an den Mörder. »Was hat dir das Mädchen getan?« fragte er ihn.

»Sie hat mir nichts getan, sie war meine Liebste!«

»Und du hast sie ermordet?«

»Ich hab’s nicht aus Haß getan«, antwortete jener, »sondern aus Liebe. Weil ich sie nicht in dieser Welt heiraten sollte, wollte ich mit ihr in die andere Welt. Sie hat mich darum gebeten; ich hab’s ihr zu Lieb’ getan und ich folge ihr ja nun auch nach.« Er fing bei diesen Worten zu weinen an und wollte sich der Leiche nähern, die Soldaten aber, welche ihn bewachten, hielten ihn davon zurück.

Währenddessen war der wachhabende Offizier herbeigerufen. An diesen wandte sich der General mit der Frage, wie das Frauenzimmer in die Kaserne gekommen sei?

»Sie ward mit dem Füselier Kugler vom Regiment Kanitz eingebracht, mit dem sie von Prenzlau ins Mecklenburgische entflohen war, weil man ihnen keinen Trauschein geben wollte«, antwortete der Lieutenant. »Da sie ihn auch dort nicht erhielten, kamen sie zurück. Ein Werbeoffizier unseres Regiments begegnete ihnen, und der Kugler ließ sich wieder anwerben, da man ihm im Pardonbrief einen Trauschein versprach.«

»Und warum hat man ihm nicht Wort gehalten? Warum ist er denn als Gefangener eingebracht?«

»Es ist gerade in den Tagen eine Konvention zwischen den Regimentern geschlossen worden, die Deserteure gegenseitig auszuliefern, und Lieutenant von Heldrich vom Regiment von Kanitz traf gestern hier ein, den Kugler zu reklamieren.«

»Ja! Der ist schuld! Der ist an allem schuld!« rief der Gefangene in einem Ton so tiefen Grimmes, daß der General aufmerksam darauf wurde, und den Soldaten in ein anderes Zimmer zu führen befahl, wohin er ihm folgte. Sein Wink entfernte die Wachen.

Als er allein mit dem Mörder war, setzte er sich ruhig nieder und sagte: »Kugler! Du hast dein Leben verwirkt, man wird dich hinrichten, das weißt du selbst. Besinne dich, was hat das Mädchen dir getan? Was hat der Lieutenant Heldrich damit zu schaffen? Kein Mensch ermordet ja seine Liebste aus Liebe. Hat dich das Mädchen betrogen? Besinne dich, vielleicht gibt es eine Entschuldigung für deine Tat, die dir das Leben retten kann.«

»Sie hat mir nichts getan«, wiederholte der Soldat, »ich hab’s ihr versprochen, weil uns alle verfolgten und weil es uns zu schlecht ging. Ich will auch keine Gnade haben, sondern ich will sterben, um mit meiner Liebsten vereint zu werden; aber Ihnen, Herr General, will ich erzählen, wie das alles gekommen ist, denn ich seh’s, Sie haben Mitleid mit dem Armen, Sie denken, daß ein armer Gemeiner doch auch ein Mensch sei.«

»Ja! Bei Gott! Das denke ich!« rief jener mit Wärme und ermunterte den Soldaten zum Sprechen, der also anhub.

»Dazumal vor Jahren, wie ich mich anwerben ließ in Prenzlau bei dem Regiment Kanitz, da war ich auf der Wanderschaft, denn ich bin meines Zeichens ein Kürschner aus Nürnberg. Wenn ich nun nicht im Dienst war, so suchte ich mir ein paar Groschen zu verdienen, und half bei einer Frau, die eine Rolle hatte, das Weißzeug rollen. Dabei habe ich die Friederike kennengelernt, die bei dem Obrist von Heldrich als Hausmädchen diente. Wir haben uns geliebt und wollten uns heiraten, und die Friederike wollte selbst die Frau Obristin um einen Trauschein für uns bitten. Die wird ihn schon vom Obristen zu schaffen wissen, sagte sie, denn ihr wird lieb sein, daß ich heirate, weil mir der Lieutenant Heldrich, das war der Sohn vom Obristen, nachstellt. Die Obristin wollte ihn auch gleich besorgen, aber der Lieutenant sagte dem Obristen, ich sei ein Taugenichts, ich würde Weib und Kinder sitzenlassen und meine Löhnung versaufen, und so bekamen wir keinen, und die Friederike wurde aus dem Haus getan, weil der Lieutenant immer dreister wurde und ihr den Trauschein versprach, wenn sie ihm zu Willen sein wollte.«

Der Soldat hielt inne, bis der General fragte: »Und was wurde dann weiter aus deiner Liebsten? Wie kamt ihr denn hierher?«

»Es ging uns so elend, daß wir fortmußten«, sagte Kugler. »Die Friederike konnte keinen Dienst bekommen, weil es hieß, sie habe Liebschaften; sie mußte sich also kümmerlich mit Nähen und Stricken durchbringen. Ich hatte auch schlechte Tage bei der Kompanie. Sah mich der Feldwebel mit ihr, so steckte er es dem Lieutenant und drohte mir, er werde sie zur Stadt herausjagen und mich einsperren lassen. Das Einsperren geschah auch. Ich dachte, ich könnts nicht überleben, meine Braut so lange nicht zu sehen, und der Friederike ging es ebenso. Wie ich nun freikam, beschlossen wir davonzugehen, es war nicht mehr auszuhalten. Im schlechtesten Wetter schlichen wir uns durch das Land bis über die Grenze und baten in Mecklenburg um den Trauschein. Aber wir bekamen keinen, und hatten nichts mehr zu beißen und zu brocken, da wir all unsere Sachen schon verkauft hatten. Da ließ ich mich denn wieder anwerben von einem preußischen Offizier, denn von den zwanzig Talern konnte sie lange leben, und ich erhielt einen Pardonbrief und das Versprechen, ich sollte auch einen Trauschein haben.

Kaum aber kamen wir nach Berlin, so nahmen sie mich fest und sagten, ich könnte nicht bei dem neuen Regiment bleiben, sondern müßte gleich nach Prenzlau an mein altes Regiment abgeliefert werden. Wie die Friederike das hörte, bat sie mich vor Gott und nach Gott, ich sollte ihr das Leben nehmen. Nach Prenzlau zurück könnte sie einmal nicht, und ohne mich leben, das könnte sie auch nicht. Ich redete es ihr aus, aber sie blieb dabei. Nun kam vor einigen Tagen gar mit dem Feldwebel der Lieutenant Heldrich selbst, mich zu holen, und wie der mich sah, sagte er: Dir kann nichts geschehen, denn du hast den Pardonbrief; aber einen Trauschein kriegst du nun nimmermehr, und der Friederike lasse ich in Prenzlau die Röcke abschneiden und sie vom Profoß zum Tore hinauspeitschen, so wahr ich Heldrich heiße.

Wie ich nun hier in der Arreststube saß, schlich sich die Friederike ein paarmal an das Fenster auf den Hof und zeigte mir mit einem Messer auf ihre Brust, daß ich sie totstechen sollte; denn der Feldwebel hatte sie ausfindig gemacht und ihr gesagt, was der Lieutenant ihr zugedacht habe. Ich wollte gar nicht darauf hören, aber wenn ich schlief, dann sah ich im Traum den Lieutenant bei meiner Liebsten, oder den Profoß, der sie auspeitschte und ich dachte, da sei doch sterben besser. Und wie sie nun vorgestern früh die Friederike auch festnahmen, weil sie in Prenzlau von meiner Flucht gewußt hatte, und sie hierherbrachten, damit wir gleich nach Neujahr abgeführt würden, da warf sie sich mir an die Brust und sagte: Peter! Jetzt mußt du es tun. Ein Messer habe ich mitgebracht, und besser treu und ehrlich gestorben, als mit Schande gelebt.«

Ein neuer Tränenstrom unterbrach die Erzählung; der junge General stand auf und ging heftig erregt im Zimmer umher. Plötzlich blieb er stehen und fragte: »Hast du denn nicht versucht, dem Mädchen den Gedanken auszureden, Kugler? Wie war es dir denn möglich, ihr das Messer in die Brust zu stoßen?«

»Es kam mir hart genug an«, seufzte der Unglückliche. »Den ganzen Tag, die ganze Nacht redete ich es ihr aus und bat sie zu warten, bis wir auf dem Wege wären, weil ich dachte, sie sollte sich doch noch anders besinnen. Aber sie sagte: ›Bilde dir doch nicht ein, daß sie uns auf dem Transport zusammenlassen werden. Dich nimmt der Feldwebel auf seinen Wagen, mich wird wohl der Lieutenant zu sich kommen lassen; und nachher sehen wir uns nicht wieder. Ich bin mein Leben satt, die Nacht ist das Jahrhundert aus, für uns wird’s aber in alle Ewigkeit nicht anders, und wenn du ein braver Kerl bist und mich liebst, so machst du selbst dem Elend ein Ende!‹ Sie küßte mich und weinte und bat den ganzen Tag. Gegen Abend faßte sie mich unter, ging mit mir die Stub’ auf und ab und erzählte mir alles, was wir schon gelitten hatten, und stellte mir alles vor, was uns noch an Elend und Schimpf und Schande begegnen mußte. Darüber wurde es elf Uhr, sie zog mich auf die Bank hinter den Ofen, da legten wir uns nieder und sie sagte mir, wie wohl ihr sein würde, wenn sie erst tot wäre und wie sie mir es ewig danken und mich im Himmel wie ihren Retter ansehen wollte. Auch wie ich sie zum Begräbnis anziehen sollte, befahl sie mir, und gab mir eine schwarzes Band, mit dem sie um ihre Mutter getrauert hatte, das sollte ich ihr im Sarge umbinden. Und wie es nun zwölf schlug, da machte sie ihre Jacke auf, gab mir einen Kuß und sagte: Nun, Peter, leb wohl! Nun ist’s genug; hier stoß zu, dann ist’s schnell vorbei.‹ Dazu gab sie mir ihr Messer in die Hand, und - so hab ich’s denn getan, so schwer mir’s wurde, weil ich sie doch nicht in Elend und Schande allein verlassen konnte. Sie hat mich fest umschlungen gehalten und keinen Laut von sich gegeben. Ich dachte auch immer, sie lebte noch, bis ihr die Hände und Lippen kalt wurden, da merkte ich erst, daß sie tot sei, und sagte dem Feldwebel: ›Herr Feldwebel! Ich habe meine Liebste totgestochen.‹«

Der Soldat hatte mit ruhigster Rechtsüberzeugung gesprochen, wie jemand, der eine schwere Pflicht erfüllt hat. Der General war tief erschüttert. Er fragte, weshalb sich Kugler nicht bei den Vorgesetzten des Lieutenants beschwert habe? Warum er nicht den König um einen Trauschein gebeten?

»Des Lieutenants Vorgesetzter, das war sein Vater«, entgegnete Kugler, »und den König bitten? Wir konnten beide nicht schreiben, in Prenzlau waren wir ganz fremd, wer sollte sich da unserer annehmen, und wer glaubt denn einem Gemeinen gegen seinen Feldwebel und gegen seinen Lieutenant? Für unsereins ist keine Hilfe; es ist hier wie in Mecklenburg, in Mecklenburg wie hier! Uns hilft nur der Tod, die Friederike hatte ganz recht; ich bin auch froh, daß es bald mit mir vorbei sein wird.«

Der General sah ihn lange an, und mit Tränen in den Augen sagte er: »Ich kann dir deine tote Liebste nicht wieder verschaffen, aber ich will sehen, was ich für dich zu tun vermag, denn dir ist schweres Unrecht widerfahren.«

»Machen Sie, Herr General, daß ich ihr bald nach- komme; leben ohne sie kann ich nicht; ich hab’s mir schwer genug erkauft, daß ich ihr nachkommen kann; aber wollen Sie mir eine Gnade erzeigen, so schaffen Sie der Friederike ein ehrliches Begräbnis. Ich werde doch nicht bei ihr zu liegen kommen, mich scharren sie am Galgen ein.«

Der Gedanke überwältigte ihn, er weinte laut und rang die Hände, als der General das Zimmer verließ, mit dem Versprechen, nach besten Kräften für den Unglücklichen zu sorgen.

Er befahl sogleich, daß man ihn nicht wieder in das Zimmer bringe, in welchem die Leiche sich befand und wo es schon wieder ganz munter herging.

Man hatte die Tote auf die Bank hinter den Ofen gelegt, die Soldaten saßen wieder bei den Karten, mit Tabak und Bier; das erstochene Mädchen lag verlassen unter all den fremden Männern. Kein Herz gedachte der Unglücklichen, keine Träne floß für sie; nur der General trat noch einmal an sie heran, legte seine Hand auf ihre kalte Stirn und sagte, leise für sich selbst sprechend, während er das todbleiche Antlitz betrachtete: »Armes, treues Weib!« Dann verließ er die Kaserne, nachdem er dem wachhabenden Offizier die Anweisung gegeben, das Mädchen auf seine Kosten anständig beerdigen zu lassen, wie der Soldat es gewünscht hatte.

Viertes Kapitel

 

 

Der Festjubel in den Straßen war verstummt, die Menschen waren in ihre Wohnungen zurückgekehrt, auch der General schlug den Weg nach der seinigen ein; aber ihm graute vor der Einsamkeit seiner Gemächer. Eine Welt von Schmerzen, das Leid jedes Unterdrückten schien sich über seine Seele zu wuchten, jede Träne auf Erden ihn anzuklagen, daß er sie nicht trockne. Die einsamen Straßen, die Dunkelheit bevölkerten sich mit Leidensgestalten, die von ihm Hilfe erflehten, die bittend aus der Tiefe zu seiner Höhe die Hände emporstreckten. Er wollte zu ihnen eilen, aber dämonische Gestalten hielten ihn zurück, drängten sich zwischen ihn und die Menschheit. Seine Hände waren gefesselt, selbst seine Seele war in Banden, die er nicht zu zerreißen vermochte, so sehr die Notwendigkeit der Tat in ihm kämpfte, sich zu befreien. Die gewaltigste Verzweiflung ergriff ihn, seine Brust drohte zu zerspringen, wenn er dem Wehschrei seiner Seele nicht Worte geben konnte; sein Herz verlangte nach einem Menschenherzen, tief und fest genug, den ganzen Strom seines Schmerzes darin zu ergießen. Aber er hatte keines. Er stand allein, einsam mit diesem Schmerz, mitten unter den frohen Gefährten seiner lachenden Stunden.

Indes, die innere Trauer war zu mächtig; er mußte sie mit einem Menschen teilen, oder sie zu übertäuben suchen. Da fiel ihm die Gesellschaft bei, die er aufzusuchen gedachte, als er in der Kaserne zurückgehalten ward. Dorthin lenkte er seinen Schritt. Es war zwei Uhr, und doch glänzten die Lichter noch so hell aus dem gastlichen Haus der Frau von Grotthuß, als könnten dorthin niemals die Dämonen dringen, welche den Geängsteten verfolgten.

Oben im Saal erklang lautes, fröhliches Lachen. Die dampfende Punschbowle erhob ihre Rauchwolken durch den erwärmten, behaglichen Raum. Die feinen Hände der Frau von Grotthuß füllten die Gläser aufs neue, und sein Glas gegen die schöne Schauspielerin Unzelmann neigend, rief der Kriegsrat Friedrich Gentz, einer der geistvollsten und elegantesten Männer Berlins: »Den Frauen, die uns lieben!«

Die Unzelmann lachte hell auf und sagte: »Hört nur, wie Gentz sich vorsieht; er sagt nicht, die wir lieben, sondern, die uns lieben, das ist seiner würdig!«

»Gewiß!« meinte Gentz. »Denn ich dachte an ein Glück. Geliebt werden ist ein immer neuer Genuß; Lieben eine Arbeit, eine Krankheit, die ein vernünftiger Mann wie alle Kinderkrankheiten nur einmal durchmachen darf. Nur die leichte Empfänglichkeit der Frauen setzt sie wiederholten Rückfällen aus, die aber auch, je öfter sie sich zeigen, um so gefahrloser werden.«

»Nein!« rief Friedrich Schlegel dazwischen. »Das ist falsch, grundfalsch. Jedes Menschenherz ist wie die Mutter Erde zu unablässigem Blühen bestimmt; aber wir Männer haben in der philisterhaften Verzopfung unseres Lebens die Naturfrische verloren, die allein noch in den Weibern glüht und ihnen die Möglichkeit immer neuer heftiger Leidenschaft gewährt. Weil die Natur lebhafter auf ihre zarteren Nerven einwirkt, weil die Luft ihnen in ihrer schönen freien Kleidung unablässig Brust, Schultern und Arme umfächelte sind die Frauen Menschen geblieben, die noch gesund mit den Sinnen empfinden.«

»Und womit empfinden Sie, lieber Schlegel?« fragte die Unzelmann.

»Gewöhnlich nur durch Kombination!« entgegnete er. »Legt sich im täglichen Leben ein frischer Arm um meinen Nacken, preßt sich ein klopfendes Herz an meine Brust, nicht mich, nur mein unelektrisches Tuchkleid berührt die magnetische Wärme, ich selbst fühle sie nicht, und muß mir aus der Seele die wonnige Empfindung kombinieren, welche mir der frische Kontakt mit der Schönheit hervorrufen würde!«

Da legte sich leise ein Arm um seinen Nacken, eine kleine Frauengestalt lehnte sich an ihn, und lächelnd fragte ihn seine Gattin, Dorothea Mendelssohn, die sich eben von dem Kaufmann Veit hatte scheiden lassen, um Schlegel zu heiraten: »Und was kombinierst du in diesem Augenblick, mein Friedrich?«

Er antwortete mit einem Kuß auf ihre Hand, während der schöne Graf Tilly, ein französischer Emigrierter, in die Worte ausbrach: »Welch wunderbares Volk, diese Deutschen! Philosophen, Skeptiker bis tief in die Mysterien des Kusses hinein. Wie kommt Ihr nur einmal in eurem Leben zum Genießen, wenn Ihr die Präliminarien desselben so gewissenhaft zergliedert?«

»Il ny a que le premier pas qui compte!« (allein der erste Schritt zählt!) meinte Gentz. »Es geht uns mit der Liebe wie den Insekten mit der Flamme. Wir starren sie an, umkreisen sie, möchten ihr Wesen ergründen, werden von der lieblichen Wärme, die uns anmutet, näher und näher angezogen, bis plötzlich das verräterische Element unsere Flügel erfaßt hat. Dann ist Flucht unmöglich, und süß betäubt, halb willenlos, versinken wir in die Glut, die uns verzehrt, indem sie uns erwärmt. Nicht wahr, Rahel?«

Rahel Levin, an die jene Worte gerichtet waren, lehnte schweigend in der Ecke des Sofas. Sie war die älteste Tochter eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns; ihr Geist, ihre Bildung hatten ihr eine Art von Berühmtheit verschafft, und obgleich sie dreißig Jahre zählte und man sie eigentlich nicht schön nennen konnte, war sie der Gegenstand vielfacher Bewunderung und Bewerbung. Ihr etwas bleiches, ernstes Gesicht war auf die Hand gestützt, ihre mächtigen dunklen Augen glitten in ruhiger Prüfung von einem zum andern. Als Gentz sich mit jener bestimmten Frage an sie richtete, hob sie den Kopf empor, sah ihm fest in das Antlitz und sagte: »Was sprecht Ihr doch von der Liebe, die Ihr nicht versteht! Ihr lebt nicht einmal für Eure Liebe, und für die rechte Liebe muß man in sich ganz und gar sterben können, um wiedergeboren zu werden für sie. Aber das versteht Ihr auch nicht; also trinkt nur weiter Punsch und freut Euch, daß wieder ein neues Jahrhundert für eure Sorte Liebe beginnt. Meine Zeit ist’s noch nicht, ich muß warten, bis sie kommt.«

Plötzlich, als besinne sie sich eines anderen, strich sie das volle schwarze Haar, das über ihre Stirn gefallen war, mit lebhafter Bewegung zurück und rief: »Pfui! Rahel! Schäme dich und krächze nicht deine Kassandralieder, die ganz aus der Mode sind, in gebildeter Gesellschaft. Ihr alle habt Recht, und ich allein bin eine Törin; denn meine Liebe gleicht schweren Goldbarren, die niemandem nützen im täglichen Verkehr, die niemand begehren kann, weil das Prägen nur Königen zusteht. Eure Liebe ist schöne, gangbare Münze, die Lebensgenuß verschafft. Gentz, Tilly, Schlegel, wer will mich Eure Sorte Liebe lehren, ich bin auch jung und will auch das Jahrhundert genießen, so gut als - der Prinz!« - rief sie, als sich plötzlich die Tür öffnete und der junge General hereintrat, dem wir schon zweimal begegnet sind.

Es war Prinz Louis Ferdinand, der Neffe Friedrichs des Großen, der Vetter des regierenden Königs, eine jugendliche Heldengestalt in voller Schönheit und Majestät.

Frau von Grotthuß ging ihm entgegen, alle standen auf, ihn zu begrüßen; er war vertraut in diesem Kreise. Man wünschte ihm Glück zum neuen Jahr und er erwiderte es freundlich, während sein Auge jemand zu suchen schien. Endlich fragte er: »Ist Vetter nicht hier?«

»So wissen Sie es nicht, Hoheit«, sagte Rahel lebhaft, »daß heute bei der Geheimrätin Cäsar Paulines Verlobung gefeiert wird?«

»Mit Vetter?« fragte der Prinz.

»Nein, mit Wiesel!«

»Oh! Das ist unmöglich, denn Vetter selbst hat mir gesagt, sooft er von Mademoiselle Wiesel sprach, daß er sie anbete.«

»Niemand begreift es«, sagte Gentz. »Pauline, das reizendste Geschöpf, das die Erde trägt, voll Geist, voll Herz und Phantasie, umschwärmt, begehrt von aller Welt, behauptet plötzlich, Wiesel zu lieben, der gar nicht an eine Heirat mit ihr dachte, um so weniger, als er Vetters Leidenschaft für sie kannte, der sein Freund ist. Indes zu klug, die Hände nicht zusammenzuschlagen, wenn der Zufall ihm eine Krone zuwirft, hat Wiesel Paulines Gunst angenommen. In wenigen Wochen ist die Hochzeit, und das junge Paar geht in Vetters Begleitung auf Reisen.«

»Ihrem Mann eine Krone zu verschaffen, ist Pauline die rechte Natur!« meinte Tilly.

»Und Sie würden gern der erste sein, der das nötige Material dazu liefert«, warf Gentz hin.

»Torheit!« fiel Dorothea Schlegel ihnen ins Wort. »Pauline kann wohl wie die Julia des Shakespeare sagen: ›Doch glaube, Mann, ich werde treuer sein, als die, die fremd zu tun geschickter sind.‹ Hoheit kennen Pauline doch?«

»Nein!« antwortete der Prinz, der währenddessen neben Rahel Platz genommen hatte. »Ich erinnere mich ihrer nur als eines Kindes, aus der Zeit, in welcher ihr Vater noch in Diensten meines Vaters stand; später habe ich sie wohl noch einmal als heranwachsendes Mädchen gesehen, ehe ich zur Kampagne an den Rhein ging. Dann starb ihr Vater, sie verließen ihre Wohnung im Schlosse, waren auf Reisen und ich ebenfalls oft abwesend von Berlin, so daß ich sie nicht wiedererkennen würde. Sie soll sehr schön sein.«

»Sich ewig verdammen zu lassen für sie!« rief Tilly, und Gentz fügte hinzu: »Besonders, wenn man nicht an die ewige Verdammnis glaubt.«

Paulines Vorzüge und Mängel, ihr Verhältnis zu Wiesel und ihre beabsichtigte Reise zu dreien wurden nach allen Richtungen hin besprochen und zergliedert, während der Prinz, gegen Rahel gewandt, beklagte, den Referendarius Vetter nicht hier gefunden zu haben, den er unter allen Personen des Kreises, um seiner Offenheit und Frische willen, besonders wert hielt.

Er erzählte Rahel, wie er den ganzen Abend mit sich gekämpft unter dem Druck einer unüberwindlichen Schwermut, er schilderte ihr sein Verweilen am Lager seines Kindes, das entsetzliche Ereignis in der Kaserne, die wilden Phantasiegebilde, vor denen er Zuflucht gesucht in diesem Kreise, er legte einen Teil seines Schmerzes in ihre Seele nieder.

Sie hörte ihm mit tiefem Verständnis zu, während die Worte geflügelten Scherzes und munterer Laune von den Lippen der anderen strömten. Pläne und Wünsche für die nächste Zukunft wurden ausgesprochen, und alle lachten, als die Unzelmann sich nur ewige Jugend und ewige Schönheit wünschte, weil diese für sie der Zauberstab zu allem Glück der Erde wären.

»Eine Schauspielerin und ein Prinz bedürfen nur dies, alles andere haben wir«, sagte sie neckend; »darin, Hoheit, bin ich Ihresgleichen.«

»Prinz Louis hat nicht seinesgleichen!« rief Frau von Grotthuß schmeichelnd .

»O doch!« meinte Rahel. »Ich bin seinesgleichen!«