cover
Iris Witte

Hand in Hand durch die Liebe

Teil 1


Ja, dieses Buch schrieb ich für meine beste Freundin Claudia, mit der ich seit über dreißig Jahren befreundet bin. Wir gingen schon so manche verrückte Wege, doch diese Tage, wurden die Verrücktesten und ich denke sie sind es Wert in Erinnerung zu bleiben! *GRINS*Lachflash* ....einfach nur Crazy!!!!


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Vorwort

 

…ach ja die Liebe, sie lässt uns dahin schmelzen, vollkommen überfordert mit so vielen Gefühlen, beschreiten wir unbewusst, einen neuen Weg…

Was heißt das für uns??

 

Zu Jemanden gehören??

 

Sich zu Hause fühlen?

 

Wärme spüren zu dürfen?

 

Geliebt zu werden und diese Liebe weiter reichen zu dürfen?

 

Jemand der mir Geborgenheit schenkt?

 

Jemand der mich auffängt?

 

Jemand der mir Halt gibt?

 

Jemand der mit mir, seine Gedanken teilt?

 

Jemand der mir Sicherheit gibt?

 

Jemand der mir seine Schulter zum Anlehnen gibt?

 

Jemand der mir seine Nähe schenkt?

 

Jemand den ich spüren darf?

 

Jemand der mir den Weg zeigt?

 

Jemand der bereit ist, im Leben zu mir zu stehen?

 

Jemand der mich stärkt?

 

Jemand der mit mir Glück und Leid teilt?

 

Jemand der für mich da ist?

 

Jemand der mit mir die Verantwortung trägt?

 

Doch wo ist dieser JEMAND, fragt ihr euch sicher…schaut euch mal um und haltet die Augen offen, dann werdet ihr ihm auch begegnen. Nur wenn ihr offen und empfänglich für die Liebe seid, wird sie euch wiederfahren. Manchmal bewusst, manchmal unverhofft, sie poltert einfach mal so herein, ohne Klopfen und ohne ein Wort! Bis wir uns umdrehen, hat sie schon Besitz von uns ergriffen und nur unsere Impulse leiten uns noch.

 Die Namen, in diesem Roman wie auch die Handlungen sind frei erfunden!

 

 

1. Kapitel Die erste Begegnung

 

  1. Kapitel

Sophie war noch ganz verdattert von der Vollnarkose, als sie die Ärzte reden hörte. Doch ihr fiel es schwer, die Augen offen zu halten. So schloss sie sie einfach und lauschte nur den Worten der Ärzte.

 

„Dr. Bartl, ist die Frau nicht verheiratet?“ fragte Dr. Kunz.

 

Dr. Bartl nickte: „Sie lebt getrennt, aber sie ist seit fünf Tagen bei uns. Ein Mann hat ihr eine Tasche mit Klamotten gebracht und sonst war niemand mehr da. Also, so genau weiß ich es auch nicht, ob sie jemanden hat oder nicht!“

 

Kritisch sah Dr. Kunz auf Dr. Bartl: „Ist aber schon komisch, dass gleich gar kein Besuch kommt oder?“

 

Dr. Bartl zuckte mit den Schultern.

 

„Ist sie von hier aus der Nähe?“ hakte Dr. Kunz nach.

 

Dr. Bartl blickte in die Unterlagen und nickte: „Ja, aus der Umgebung.“

 

Dr. Kunz verschränkte seine Arme und sah auf Sophie, die immer noch von der Narkose leicht betäubt war. Leise setzte er sich zu ihr auf das Bett und sanft strich er ihr über das Haar.

 

Schließlich stand er wieder auf und sagte: „Dr. Bartl, schicken sie Tom zu ihr, er soll mal nach der Kleinen schauen.“

 

Dr. Bartl nickte und beide Ärzte verließen Sophies Zimmer. Es dauerte nicht lange, dann fiel Sophie wieder in den Tiefschlaf.

 

Irgendwann gegen Mitternacht schlug Sophie wieder die Augen auf und musste feststellen, dass ein dünner Schlauch aus ihrer rechten Brust ragte. Da floss Eiter mit Blut raus. Im rechten Arm hatte sie eine Infusion und auf ihrer Brust klebten so runde Dinger, die ihr Herz überwachten. Leider musste sie auch feststellen, dass sie einen Blasenkatheter hatte. Bewegen konnte sie sich nicht, da ihre rechte Brust schmerzte. Also blieb sie schweigend liegen und starrte zur Decke. Doch nach einer Weile bemerkte sie, dass sie nicht alleine im Zimmer war. Etwas entfernt saß ein gutaussehender Mann auf einem Stuhl und blätterte in einer Mappe. Sophie drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung und beobachtete ihn. Sie musterte ihn, er hatte einen Dreitagebart, wunderschöne blaue Augen, war sehr schlank und hatte sehr gepflegte Hände. Seine Haare waren schwarz, in die sich aber schon sehr viele graue Haare eingeschlichen hatten. Er war sehr groß und hatte irgendwie nette Grübchen. Sophie starrte immer noch auf ihn, als er über die Mappe sah.

 

Er stand auf und reichte Sophie die Hand: „Hallo, ich bin Tom.“

 

Sophie streckte ihm die Hand entgegen: „Hallo, ...Sophie.“

 

Sophie grübelte und überlegte, wo sie den Namen schon einmal gehört hatte. Dann fiel ihr das Gespräch von den Ärzten ein. Das ist sicher so ein Psycho-Heini, schoss es ihr durch den Kopf. Die haben doch meistens die größte Klatsche von allen, dachte sie im Stillen. Dann starrte sie wieder an die Decke, in der Hoffnung, dass er sich wieder unsichtbar machen würde. Doch da hatte sie weit gefehlt, nicht Tom! Er spürte, wenn Menschen alleine waren und einen Kummer mit sich trugen. Nachdem Sophie nichts mehr sagte, setzte sich Tom mit der Hälfte seines Hinterteils auf ihr Bett, verschränkte seine Hände auf seinem Knie und sah sie schweigend an. Ein mulmiges Gefühl überflutete Sophies Körper. Doch sie war noch nicht kräftig genug, um ihm irgendetwas, an den Kopf zu knallen. So schloss sie ihre Augen wieder und hoffte darauf, dass er verschwunden war, wenn sie das nächste Mal ihre Augen öffnete. Mit diesem Gedanken schlief sie wieder ein.

 

Am nächsten Morgen weckte sie eine Schwester, die an der Infusion herumfummelte. Anschließend maß sie den Blutdruck von Sophie. Da scheinbar alles in Ordnung war, verließ sie das Zimmer wieder. Langsam drehte Sophie den Kopf in Richtung Tür und da saß Tom immer noch. Sie wusste nicht, ob sie einfach nur Lächeln oder ihn anschreien sollte. Sie drehte die Augen wieder zur Decke und schwieg.

Wie lange sollte dieses Spiel noch gehen? Langsam kamen ihre Gehirnzellen ins Leben zurück und die Narkose verblich. Was wollte er von ihr? Sie wusste nicht, was sie ihm erzählen sollte? Na ja außer…da gab es schon so manche Punkte in ihrem Leben, über die sie gerne mal mit jemanden geredet hätte, aber ausgerechnet mit einem Psycho-Heini? Das kam für sie ja gar nicht in Frage! So langsam kam wieder Leben ins Krankenhaus, man konnte es durch die Tür deutlich hören, dass sich da einiges bewegte. Doch Sophie traute sich gar nicht, den Kopf in Richtung Tür zu drehen, sie hatte Angst, dass Tom unangenehme Fragen stellen könnte. Doch eigentlich stellen die ja keine Fragen, sondern hören nur zu.

Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und mit einem freundlichen „Guten Morgen“ betrat die Schwester das Zimmer und brachte das Frühstück. Doch Sophie bekam keinen Bissen runter, die Narkose hatte immer solche Nachwirkungen bei ihr. Tom hingegen genoss sein Frühstück. Er schmierte sich ein Marmeladenbrötchen und trank dazu eine Tasse Kaffee. Oh Kaffee, den hätte Sophie auch gerne gehabt, aber sie konnte sich vor lauter Schmerzen nicht aufrichten. Und einen Fremden wollte sie nicht um Hilfe bitten. Also blieb sie liegen und starrte weiter an die Decke.

 

Tom sah Sophie an: „Willst du denn nicht was essen?“

 

Sophie schüttelte mit dem Kopf: „Nein, danke aber mir ist noch schlecht genug.“

 

Tom stellte sein Tablett auf die Seite und trat zu Sophie ans Bett: „Möchtest du etwas trinken?“

 

Sophie sah Tom an. Gerne hätte sie ja gesagt, aber sie konnte im Liegen nicht trinken.

Dann polterte es ihr über die Lippen: „Ja, gerne.“

 

Tom erkannte Sophies Problem, ohne dass sie etwas sagen musste. Er griff nach der Fernbedienung für das Bett und ließ das Kopfteil ein Stück in die Höhe gleiten. Dann stellte er ihr fürsorglich den Kaffee so hin, dass sie auch rankam. Sophie schenkte ihm ein Lächeln, als Dankeschön.

 

„Na geht doch“, antwortete er, dann nahm er wieder Platz auf seinem Stuhl und trank seinen Kaffee.

 

Sophie starrte aus ihrem Fenster. Draußen war der Herbst eingezogen. Alles war grau in grau, begleitet von heftigen Regenfällen. In Ruhe trank sie ihren Kaffee aus. Dann öffnete sich erneut ihre Zimmertür.

 

Es war wieder eine Schwester, die das Tablett abräumte mit den Worten: „Ach Kindchen, du solltest was essen.“

 

Sophie lächelte sie an: „Geht noch nicht.“

 

Die Schwester zwinkerte ihr zu: „Dann aber am Mittag, du bist eh so dürr!“

 

Sophie nickte und lächelte. Klar gegen die Schwester, mit ihren bestimmt hundert Kilo, war Sophie mit ihren fünfzig Kilo dürr. Sophie lehnte sich in ihr Kissen zurück und schloss wieder ihre Augen. Sie konnte den Regen, der an die Fenster prasselte, hören. Tom stand auf und setzte sich wieder zu Sophie aufs Bett. Sie riss ihre Augen wieder auf und sah ihn fragend an. Doch er sagte nichts, er sah sie einfach nur an.

Was sollte das werden? Sie verunsichern? Irgendein psychologisches Spiel? Ihr Schweigen brechen?

 

Doch als Sophie Tom ansah, fand sie ihn eigentlich ganz nett. Er erkannte wenigstens Situationen, ohne dass man etwas sagen musste. Außerdem fand sie es angenehm, wenn jemand bei ihr war, auch wenn dieser Jemand nichts sagte. Vor allem strahlte er Ruhe und Wärme aus. Das wirkte auf Sophie eher anziehend, als abstoßend.

Tom nahm die Hand von Sophie, doch sie zögerte und wollte ihre Hand zurückziehen, aber er hielt sie fest. Das war unfair! Sie hatte keine Möglichkeit, aus der Situation zu flüchten, denn sie konnte ihm ja nicht einfach auf die Hände hauen. Irgendwie machte Tom sie sehr nervös. Und mit nervösen Situationen konnte Sophie gar nicht umgehen. Entweder passierte gleich etwas fürchterlich Peinliches oder etwas sehr Unangenehmes. Das kannte Sophie schon aus vielen früheren Situationen.

 

2. Kapitel Die ersten Berührungen

 2. Kapitel

 

Was für eine unangenehme Situation, ein fremder Mann saß an ihrem Bett und hielt ihr die Hand. Auf der anderen Seite fand sie es wunderschön, ein innerlich warmes Gefühl durchzog ihren Körper. Es war mal jemand da, der Zeit für sie hatte und der ihr irgendwie ein Gefühl von Halt und Sicherheit gab. Dieses Gefühl hatte Sophie schon lange nicht mehr gespürt und es war herrlich. Nachdem sie so tief in Gedanken versunken war, entspannte sich auch ihre Hand und sie ließ es einfach zu.

 

Doch dann klopfte es an der Tür und Sophie wollte ihre Hand wieder wegziehen, doch Tom hielt sie fest und ließ sie nicht los.

 

Ein Arzt und eine Schwester betraten das Zimmer: „Na Frau Jensen, wie geht es ihnen heute? Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt? Sie hatten ja einen riesengroßen Abszess in ihrer rechten Brust. Deshalb mussten wir auch einen Schlauch legen, da wir nicht alles entfernen konnten. Der Schlauch bleibt noch vier bis fünf Tage drin. Des Weiteren bekommen sie Antibiotika. Heute bleiben sie bitte noch liegen und morgen, schauen wir dann weiter. Die Schwester verbindet sie noch und entfernt ihnen den Blasenkatheter.“

 

Der Arzt reichte Sophie die Hand und verschwand wieder durch die Tür. Sophie atmete auf, wenigstens diesen Katheter wurde sie los. Dann sah sie auf Tom. Er hielt immer noch ihre Hand.

Die Schwester ließ das Bett runter und stellte das Kopfende wieder flach. Dann zog sie Sophie das OP- Hemd runter. Nun wurde es peinlich. Sie zog es runter, obwohl Tom immer noch auf ihrem Bett saß. Sophie reagierte und löste ihre Hand. Sofort zog sie sich das Hemd wieder nach oben. Doch die Schwester wurde mürrisch, nahm das Hemd und legte es auf die Seite. Nun lag Sophie mit nacktem Oberkörper in ihrem Bett und konnte sich gar nicht wehren. Die Schwester bewegte den Schlauch in ihrer Brust und Sophie schossen die Tränen in die Augen vor lauter Schmerzen, doch sie sagte keinen Ton. Tom sah es und griff wieder nach ihrer Hand. Er merkte, dass Sophies Hände anfingen zu schwitzen. Oh Gott, wie gerne wäre sie in einem Loch im Boden versunken! Doch sie war dieser Situation hilflos ausgeliefert. Sie schluckte schwer. Schließlich wollte die Schwester die Decke von Sophie wegnehmen, doch Sophie hielt sie fest. Tom bemerkte es, drückte noch einmal ihre Hand und stand auf. Er drehte sich um. Die Schwester entfernte den Katheter und endlich hatte Sophie das Gefühl, wieder ein Stück Freiheit gewonnen zu haben.

 

„So Mädel, gleich biste wieder Mensch, wo sind denn deine Sachen?“ fragte die Schwester.

 

Sophie deutete auf einen Schrank an der Wand, neben der Tür. Die Schwester holte ein T-Shirt, eine dreiviertel lange Jogginghose und einen Slip heraus. Doch durch die OP konnte Sophie sich nicht allein anziehen. Also half die Schwester noch einmal. Das war auch so kompliziert mit Schlauch und Infusion, jede Bewegung schmerzte. Leise rollten die Tränen Sophie über das Gesicht. Das konnte sie gar nicht leiden, wenn sie nicht alles selbstständig erledigen konnte!

 

Die Schwester schüttelte noch das Kissen auf: „So und heute bleibst du noch brav liegen und morgen sehen wir weiter.“

 

Langsam versuchte sich Sophie hinzulegen, doch sie krachte eher wieder in die Liegestellung. Langsam und gekrümmt vor Schmerzen, versuchte sie, sich wieder gerade in ihr Bett zu legen. Als sie lag, schloss sie ihre Augen und Tränen drangen an die Oberfläche. Sophie wollte ihre Augen nicht mehr auf machen.

 

Nachdem die Schwester wieder gegangen war, kam Tom wieder an ihr Bett und setzte sich zu ihr. Doch Sophie öffnete ihre Augen nicht, war ihr das doch alles viel zu peinlich. Tom nahm seine Hand und trocknete sanft Sophies Tränen. Nach einer Weile schlief Sophie fest ein. Tom stand auf und verließ das Zimmer.

Gegen Mittag brachten die Schwestern das Essen, doch Sophie schlief noch und hörte es gar nicht. Erst nachmittags, als der Regen fest gegen die Fenster peitschte, wachte Sophie wieder auf. Als sie ihre Augen aufschlug, drehte sie ihren Kopf in Richtung Tür, aber Tom war schon weg. Sie atmete auf und Sophie versuchte sich aufzurichten, da sie mal auf die Toilette musste. Doch ihr war sehr schummrig zumute. Als sie endlich auf ihren Füßen stand, ging sie langsam Richtung Bad. Plötzlich, wurde ihr schwarz vor Augen und sie kippte um, es krachte und sie lag am Boden. Eine Schwester hörte es und holte Hilfe. Gemeinsam legten sie Sophie in ihr Bett. Nun kam noch eine Platzwunde am Kopf dazu. Der Arzt gab ihr ihre Medikamente über die Infusion und versorgte die Platzwunde, dann deckte er sie zu. Danach verließ er mit der Schwester das Zimmer.

Tom betrat leise das Zimmer von Sophie und setzte sich wieder, mit der Hälfte seines Hinterteils auf ihr Bett.

 

Er schüttelte den Kopf und leise flüsterte er: „Mensch, da ist man mal kurz zu Hause und dann passiert so was! Was ist nur los?“

…sanft streichelte er Sophie über den Kopf „So still alles runterschlucken, ist nicht gut! Was mir wirklich Sorgen macht, wieso besucht dich keiner?“

 

Sophie bekam die Worte von Tom mit. Sie versuchte, sich wirklich zusammen zu reißen, doch diese Fragen stimmten Sophie endlos traurig und die Tränen drangen durch die Augenlider. Tom bemerkte das natürlich. Er setzte Sophie langsam auf und nahm sie wortlos in seine Arme. Dankend nahm sie es an. Sie wollte sich am liebsten in seinen Armen vergraben. Doch irgendwann musste sie sich ja auch wieder lösen. Aber vorerst genoss sie es und schwieg. Tom ließ sie entscheiden, wann sie sich aus seinen Armen befreien wollte. Das dauerte Stunden.

Als die Schwestern das Abendbrot brachten, lag Sophie immer noch in Toms Armen. Grinsend sahen sie Tom an. Auch für sie war das scheinbar ein ungewöhnliches Bild. Leise stellten sie die Tabletts ab und verließen das Zimmer.

 

Sanft streichelte Tom über Sophies Kopf und sagte mit einer sehr einfühlsamen Stimme: „Komm Sophie, du hast heute noch nichts gegessen. Dein Körper braucht aber etwas, damit er richtig arbeiten kann.“

 

Sophie löste sich aus den warmen Armen die ihr Schutz und Geborgenheit gaben. Dann sah sie in Toms blaue Augen.

Sanft lächelte sie ihn an: „Danke.“

 

Langsam lehnte sie sich zurück. Tom stand auf und sie verfolgte ihn mit ihren Blicken. Er ging zu seinem Stuhl und griff nach seinem Tablett. Nun hob er den Deckel hoch und darunter lagen zwei Scheiben Brot. Als Beilage gab es verschiedene Sorten Käse, eine Birne und ein Stück Butter. Für einen so großen Mann eigentlich eine mickrige Portion. Aber der bekommt bestimmt noch was zu Hause, dachte sich Sophie. Als sie ihren Deckel hochnahm, war Brot mit Wurst darunter. Sophie nahm nur die Birne, mehr brachte sie nicht runter. Nachdem sie die Birne fertig gegessen hatte, versuchte Sophie wieder, aufzustehen.

 

Tom sah es und eilte zu ihr: „Hey, wieso sagst du nichts?“

 

Erschrocken sah Sophie zu Tom, aber sie schwieg. Sie dachte nur, er ist ja sonst auch nicht da. Also würde sie es doch schaffen, wenigstens auf ihren Beinen zu stehen. Langsam schob Tom sie in die Senkrechte und klingelte einer Schwester. Gut ging es ihr nicht, sie wurde kreidebleich im Gesicht.

 

Die Schwester betrat das Zimmer: „Na Mädel, du schaust aber sehr blass aus! Wo möchtest du denn hin?“

 

Sophie sah die Schwester an: „Auf das WC und dann wollte ich mir gerne einen Tee holen.“

 

Die Schwester half ihr auf die Toilette und sagte: „Den Tee bringe ich dir, du bist mir zu blass. Du musst dich erst mal erholen und wieder zu Kräften kommen.“

 

Langsam brachte die Schwester Sophie wieder ins Bett. Doch das Hinlegen war für sie eine Tortur. Die Brust schmerzte fürchterlich und immer, wenn sie einen Muskel anspannte, zog es, da sie eine lange Narbe bis unter den Arm hatte. Nur ein kleines Loch war noch offen, da wo der Schlauch drinsteckte. Sophie versuchte, sich auf die Seite zu legen und presste ihr Kissen auf die Narbe, damit es nicht so weh tat. Als sie endlich lag, saß Tom wieder auf seinem Stuhl. Nun hatte sie ihn im Blickfeld, ohne dass sie sich umdrehen musste. Sie sah ihn nur an und viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wieso saß er den ganzen Tag bei ihr? Sie ist doch kein Sozialfall und noch weniger ist sie suizidgefährdet? Also was wollte er denn nur von ihr?

 

„Tom?“ sagte Sophie plötzlich. „Verraten sie mir, wieso sie hier sind?“

 

Tom nahm seinen Stuhl und stellte ihn neben ihr Bett, dann nahm er Platz. Sie redete ihn zwar mit dem Vornamen an aber siezte ihn, das geht gar nicht, dachte er.

 

Sanft streichelte er ihr über die Wange und antwortete: „Damit ich dich in meine Arme schließen kann!“

 

Sophie wurde rot und fiel wieder in ihr Schweigen zurück. Sie gab es auf, auf eine vernünftige Antwort zu warten. Eigentlich wusste sie es ja schon, weil alle dachten, sie bekommt keinen Besuch. Nun ja, so war es auch. Sie lebte von ihrem Mann getrennt und sie war froh, dass er noch ein Auge auf ihren jüngsten Sohn warf, sofern er überhaupt dazu in der Lage war. Sie war froh, wenn sie ihn nicht sehen musste! Ihre Freunde waren nicht in der Nähe, da sie erst vor kurzen hierhergezogen war. Aber das konnte ja niemand wissen! Mit diesen Gedanken schlief Sophie ein.