Strandhotel der sieben Schreie

 

 

 

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Band 3

 

Strandhotel der sieben Schreie

 

von Uwe Voehl

 

 

© Zaubermond Verlag 2013

© "Der Henker"

by Uwe Voehl

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

 

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Prolog

 

Frankreich, 1794

»Tötet die Hexe!«, schrie der grauhaarige Fischer hasserfüllt. »Sie hat mir meine beiden Söhne genommen.«

Er schüttelte die Fäuste, und hätten ihn zwei starke Männer nicht zurückgehalten, hätte er sich wohl auf das gefesselte Mädchen gestürzt.

In den Gesichtszügen des Mädchens mischten sich Stolz und Angst. Es war schwarzhaarig und den rassigen, gerundeten Gesichtszügen nach zu schließen keine Einheimische, vielmehr schien es aus den östlichen Ländern zu kommen.

Das Mädchen schrie auf, als sich hinter der wohl dreißigköpfigen Zuschauermenge drei Gestalten in langen weißen Kutten und Kapuzen hervorschoben. Mit einem flehenden Blick schaute das Mädchen hinauf zum Himmel, wo sich die Wolkentürme bedrohlich zusammenzogen. Noch war es hell, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Mond zu sehen war.

»Was schaust du hinauf ?«, fragte einer der weißen Kapuzenmänner. »Dort oben wird für dich kein Platz sein. Deiner war und bleibt die Hölle, Hexe!«

Bernadette, die sie die Hexe nannten, zitterte. Aber sie erniedrigte sich nicht, um Gnade und Vergebung zu flehen. Dazu war sie zu stolz.

»Im Namen aller anständigen Menschen auf dieser Welt wirst du verbrannt, wie alle Satansbräute deiner Art«, sagte ein anderer der Weißkapuzigen in feierlichem Ton. Er entzündete einen Holzspan an dem Feuer, das bereits neben dem Scheiterhaufen brannte. »Auf dass du nie mehr Unheil und Tod wirst bringen können!« Seine Hand mit dem Feuer näherte sich den trockenen Ästen.

»Halt!«

Der Befehl war so scharf und fordernd, dass der Mann in Weiß verhielt und sich umdrehte. Auch alle anderen Zuschauer schauten nun zum Waldrand, von wo die Stimme gekommen war. Aus dem Schatten der Bäume ritt eine riesige, muskulöse Gestalt. Auch sie trug eine Kapuze, wenngleich eine schwarze. Es war eine Henkersmaske, wie man sie in diesen Zeiten nur allzu gut kannte. Am Sattel des Pferdes baumelte ein schweres silbernes Beil.

»Ich kenne ihn!«, rief eine aufgeregte Stimme aus der kleinen Menge. »In Paris ist er das Stadtgespräch. Das ist La Fayette, der Henker!«

»Dann kann er ja zusehen und vielleicht noch etwas von uns lernen«, höhnte eine andere Stimme.

Und der grauhaarige Fischer, dem man die beiden Söhne genommen hatte, schrie: »Tötet sie endlich! Und wenn dieser Fremde uns stören will, dann bindet ihn gleich dazu!«

»Nur zu, alter Mann«, sagte die Gestalt auf dem Pferd. Die Stimme klang nach wie vor kalt und Furcht einflößend. Der Fischer senkte den Kopf unter dem eisigen Blick des Reiters.

»Wer bist du?«, fragte einer der weißkapuzigen Männer.

»Es stimmt: Ich bin La Fayette. Victor La Fayette, aber überall nennt man mich nur den Henker. Und ich sehe gern eine Hexe brennen. Ich selbst weiß nur zu gut, wozu sie fähig sein können ...«

»Dann hast du sicherlich nichts dagegen, wenn wir fortfahren. Wenn erst der Mond aufgegangen ist, werden die Kräfte der Hexe erwachen.«

Der Henker auf dem Pferd beugte sich vor. »Ich sagte zwar, ich sähe gern eine Hexe brennen. Aber haltet ihr dort wirklich eine Hexe gefangen?«

Der alte Fischer hob den Kopf. Seine Stimme klang nun ruhig und beherrscht, als er sagte: »Sieh, Herr, ich bin ein alter Mann, und ich weiß sehr wohl zu unterscheiden zwischen Aberglaube und echter Magie. Diese Hexe dort kam vor einem Monat in unser Dorf und verdrehte nacheinander meinen beiden Söhnen den Kopf. Sie poussierte mit ihnen und lockte sie mit schwarzer Magie. Nach zwei Wochen verschwand plötzlich Alexandre, mein Jüngster. Ich unternahm nichts, weil sie damit drohte, mir auch noch Bernard zu nehmen, der ihr bereits verfallen war. Und jetzt ist auch er verschwunden.«

Der Henker warf dem gefesselten Mädchen einen langen Blick zu, den es verzweifelt erwiderte.

Nein, dachte er, dieses Mädchen ist keine Hexe. Es darf keine Hexe sein. Natürlich wusste er, dass es gefährlich war, allein seinen Gefühlen zu trauen. Er war damit schon einmal übel hereingefallen, damals, als er sich Charlotte Cordays wegen mit der alten Hexe Lubrina angelegt hatte, die ihn schließlich verflucht hatte. Ihretwegen war er auf ewiger Wanderschaft und durchstreifte ruhelos das Land, stets auf der Suche nach Unrecht und schwarzer Magie, gegen die er antrat, wann immer er auf sie traf. Er wusste, dass er unsterblich war, und diese Gewissheit verlieh ihm Mut und eine gewisse Todesverachtung.

Er zwang sich, den Blick von dem Mädchen zu reißen und ihn wieder den Sprechern in der Menge zuzuwenden. Der alte Fischer und die drei Männer in Weiß schienen ihm die Wortführer zu sein.

»Habt ihr sie der Hexenprobe unterzogen?«, fragte La Fayette.

»Ihre Schuld ist erwiesen. Was brauchen wir eine Hexenprobe?«

»Dann«, sagte der Henker in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, »kann ich euer Vorhaben nicht billigen, Männer.«

Aus der Menge antwortete ihm wütendes Gemurmel.

»Wer sind wir, dass wir uns von einem Dahergelaufenen Befehle erteilen lassen, wir, die Bewohner von La Ciotat?«, schrie jemand, und beifällige Bravorufe unterstützten ihn.

»Ihr seid ein erbärmlicher Mob!«, schrie La Fayette zurück. »Erbärmlich und feige! Euresgleichen macht sich jetzt überall breit und spielt sich als Richter auf. Wie viel Unrecht habt ihr schon verübt! Ihr seid nicht besser als Robespierre und seine Knechte, die Unschuldige zu Tausenden der Guillotine opfern. Wenige nur, die unter dem Mantel der Inquisition getötet werden, haben es wirklich verdient. Die Inquisition ist das eigentliche Verbrechen. Und wer jetzt von euch Strolchen noch etwas zu sagen hat, der spreche gefälligst in einem anderen Ton!«

Die Menge war sichtlich eingeschüchtert. Nur der Fischer gab noch keine Ruhe. Er trat vor und sah zu La Fayette auf.

»Ihr glaubt, die Weisheit für Euch gepachtet zu haben, Herr. Aber wir hier in La Ciotat haben uns schon immer selbst helfen müssen. Und wir haben bisher immer recht gehandelt. Aber wenn es bei Euch in Paris, wo Ihr ja herzukommen scheint, üblich ist, die Hexe einer Probe zu unterwerfen, dann stimme ich zu. Man soll uns nicht vorwerfen, wir würden hier an der Küste unschuldige Mädchen umbringen.«

Das waren besonnene Worte für einen Vater, dem man seine beiden Söhne genommen hatte.

Einer der Männer in den weißen Kapuzen sagte: »Ich habe einmal einer Hexenprobe beigewohnt. An einer Hexe in Nimes wurde öffentlich das glühende Eisen angesetzt, bis sie gestand.«

»Ich meine nicht so eine Probe«, sagte der Henker angewidert. »Auch du würdest gestehen, mit dem Teufel im Bund zu sein, wenn man dich mit dem Eisen bearbeitet.«

»Sie soll das Vaterunser hersagen!«, rief eine alte Frau. »Heißt es nicht, dass die schwarze Brut nicht weiter als bis zur siebten Bitte zu sprechen vermag?«

»Ja«, schrien andere. Sie soll das Vaterunser beten!« Alle Augen wandten sich nun wieder Bernadette zu, die trotzig zu Boden schaute.

La Fayette unterbrach sie. »Natürlich kennt sie es nicht. Ihr seht selbst, dass sie ausländischer Abstammung ist. Du hast einen anderen Glauben als den christlichen, nicht wahr?«, wandte er sich an das Mädchen, und zum ersten Mal reagierte es. Es nickte.

»Natürlich hat sie einen anderen Glauben«, sagte der alte Fischer wieder. »Den des Teufels und der Hölle. Ihr habt die Hexenprobe vorgeschlagen, und jetzt seid Ihr plötzlich nicht mehr damit einverstanden. Wie stellt Ihr Euch das vor?« Er schaute zum Himmel hinauf. »Seht Ihr die Wolken dort oben? Es wird gleich regnen und stürmen, und unsere Boote liegen noch unvertäut, weil wir glaubten, diese Sache schnell beenden zu können. Überhaupt: Es wird nicht mehr lange dauern, und der Mond wird hervorkommen ...«

»Die einzige Hexenprobe, die ich billigen kann, ist die Wasserprobe«, sagte der Henker.

»Erklärt sie uns, aber beeilt Euch.«

»Ihr alle seid Männer der See, daher müsste sie euch eigentlich zusagen«, begann der Henker zynisch. »Und da ihr so gut über Hexen informiert seid, werdet ihr wissen, dass Hexen im Wasser nicht untergehen, da sie leichter sind als die normalen Sterblichen.«

»Davon haben wir gehört, Herr.«

»Auch sagt man, dass das Wasser, geheiligt durch die Taufe Christi im Jordan, keine Hexe aufnehme.«

»Auch das stimmt.«

Der Henker fuhr fort: »Dann seid ihr also damit einverstanden, das Hexenbad bei ihr anzuwenden? Wenn sie auf dem Wasser schwimmt, so ist es erwiesen, dass ihr recht hattet, und ich werde mich nicht weiter in eure Angelegenheiten mischen. Sollte sie untergehen, so seht ihr hoffentlich ein, dass sie keine Hexe ist. Bindet das Mädchen los!«

Die Männer gehorchten. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle sich Bernadette auf ihre Peiniger stürzen, aber sie ließ es bleiben. Die starken Männerhände ließen sie keinen Augenblick los.

»Wie weit ist es bis zu euren Booten?«, fragte La Fayette.

»Zehn Minuten. Wir gehen voran, Henker.«

La Fayette folgte der Menge, die ihm immer wieder fragende Blicke zuwarf. Zu plötzlich war sein Auftritt gewesen, zu überraschend für sie alle. Für sie war die Hexe bereits so gut wie tot gewesen. Und nun wurde ihr noch einmal ein gefährlicher Aufschub ihrer Hinrichtung gewährt.

Es begann zu regnen. Die ersten Tropfen fielen auf die Menschen nieder. Die dunklen Wolken ließen den Tag noch später erscheinen. Windböen zerrten an den sommerlichen Kleidern der Leute.

Als sie das Meer erreichten, regnete es bereits. Die Boote der Fischer schaukelten wie Nussschalen in den ungestümen Wellen, die den primitiven Steg fast überfluteten. Bernadette wurde in eines der kleinen Boote geschubst. La Fayette sprang von seinem Pferd und drückte einem der Herumstehenden die Zügel in die Hand. Dann begab er sich ebenfalls in das Boot. Bis auf die drei weiß gekleideten Männer und den alten Fischer blieben die Zuschauer am Ufer zurück.

Der Vater der toten Söhne bediente das Steuer, während sich die vier anderen Männer mit vereinten Kräften in die Ruder stemmten. Bernadette saß zwischen ihnen, an den Händen noch immer gefesselt.

Mit jeder Welle schwappte Wasser ins Boot, und sie kamen kaum vorwärts. Der Fischer hatte alle Mühe, das Boot geradeaus zu steuern, da es einen starken Linksdrall hatte.

Er muss unglaubliche Kräfte haben, dachte der Fischer und beobachtete La Fayette, der eines der Ruder auf der linken Seite bediente. Unter der Lederweste spannten sich seine gewaltigen Muskeln.

»Hier ist es tief genug«, sagte der Fischer endlich. »Helft mir!«

Mit vereinten Kräften hoben sie den Anker hoch und warfen ihn in das Wasser. Als er auf dem Meeresboden aufkam und sich festgesetzt hatte, gab es einen Ruck. Dann warfen die Männer den zweiten Anker aus.

Die Zuschauer am Ufer waren hinter der schwarzgrauen Regenwand kaum mehr auszumachen.

»Beginnen wir endlich«, sagte der alte Fischer. »Es sieht so aus, als würde es noch stürmischer werden.«

Mit einem starken Tau band er Bernadette die Arme an den Leib. Das andere Ende befestigte er an der Ruderöse.

»Nun, Hexe, springst du freiwillig? Oder sollen wir dir behilflich sein?«

Einen Augenblick lang spiegelte sich in den Gesichtszügen des Mädchens blanker Schrecken, und es warf La Fayette einen flehenden Blick zu.

Eine erneute Sturmbö ließ das Boot beinahe kentern, und von einem Moment zum anderen war es dunkel. Die düsteren Wolken ballten sich noch dichter zusammen, als wollten sie die Unruhe des Meeres widerspiegeln. Doch dann schien eine geheimnisvolle Macht sie wieder auseinanderzuziehen, und als sie ein Stück des Himmels freigaben, lag auf Bernadettes Lippen ein befreites Lächeln.

Der Mond war zu sehen.

»Wir sollten sie gleich umbringen!«, schrie der Fischer. »Immer wenn der Mond aufging, kam sie zu meinen Söhnen, die verdammte Hexe!«

Er wollte sich auf Bernadette stürzen, aber eine warnende Handbewegung des Henkers ließ ihn davon Abstand nehmen.

»Ich werde ins Wasser gehen«, sagte Bernadette leise. Sie hielt den Kopf gesenkt. Es war das erste Mal, dass La Fayette sie sprechen hörte. Ihre Stimme hatte einen angenehmen ausländischen Akzent, den der Henker im ersten Moment dem Russischen zuordnete.

»Dann spring schon endlich, Hexe!«

Bernadette erhob sich. Sie hatte Mühe, in dem schwankenden Boot nicht wieder auf ihren Platz zu stürzen. Bevor Victor es verhindern konnte, gab ihr der alte Fischer einen Stoß, und sie fiel kopfüber in die schwarzen, brodelnden Fluten.

»Ich sollte dich ebenfalls hineinstoßen«, sagte La Fayette wütend. Er beugte sich über den Rand und versuchte, irgendetwas von Bernadette auszumachen. Das Seil, an dem sie hing, war straff gespannt.

»Nun?«, brüllte La Fayette. »Schwimmt sie, ihr verdammten Narren?«

Auch die anderen Männer beugten sich über den Bootsrand, sodass das Boot in Gefahr geriet, zu kentern. Von Bernadette war nichts zu sehen.

»Aber sie ist eine Hexe!«, brüllte der Fischer zurück. »Nun gut, sie geht unter, aber das beweist nichts! Ihre teuflischen Künste ...«

La Fayette hatte die Schultern des Mannes ergriffen und schüttelte ihn unbarmherzig. »Jetzt hör zu, du alter Idiot: Ihr alle habt euch einverstanden erklärt mit dem Hexenbad. Also akzeptiert gefälligst die Regeln, sonst ...«

Der alte Mann nickte, und La Fayette ließ ihn wieder los.

»Zieht sie rein!«, befahl er den anderen drei Männern. »Sonst habt ihr sie noch wirklich auf dem Gewissen.«

Die drei Weißgekleideten kamen seiner Aufforderung nach. Plötzlich schrien sie auf.

»Das Seil, es ist gerissen!« In ihren Händen hielten sie das zerfaserte Ende des Taues.

»Die Gerechtigkeit hat gesiegt«, murmelte der Alte. La Fayette hörte nicht auf ihn. So rasch er konnte, entledigte er sich der ledernen Weste, seiner Hose und der Schuhe. Allein ein wollenes Beinkleid behielt er an, und die Henkersmaske verbarg nach wie vor seinen Kopf.

Ohne zu zögern, stürzte er sich mit einem Kopfsprung in die eiskalten, schäumenden Fluten, und die Wellen schlugen über seinem Kopf zusammen.

 

 

1. Kapitel

 

Frankreich, 1981

Fred Bester war verrückt. Jedenfalls hatte ich den Eindruck. Wie ein Wahnsinniger raste er durch den dichten Nebel, der vom Meer herüberkam.

»Bist du wahnsinnig?«, schrie ich, als er wieder einmal fast im Graben gelandet war.

Die Scheinwerfer unseres Chryslers vermochten kaum zehn Meter weit zu leuchten. Seit einer halben Stunde rasten wir jetzt schon so durch den Nebel.

Seit der alte Bentley vor uns aufgetaucht war.

»Mein Traumauto!«, hatte Bester gerufen und war seitdem hinter dem Wagen hergefahren. Wusste der Teufel, was sich Bester, der verrückte Autonarr, davon versprach, dem Wagen zu folgen.

»Seit Jahren versuche ich schon, diesen Typ zu ergattern«, erklärte Bester.

»Glaubst du, du kannst den Besitzer überreden, dir sein Sammlerstück zu verkaufen?«, fragte ich, aber Bester war zu aufgeregt, um zu antworten.

Obwohl wir schon so rasten, fuhr der Bentley zeitweise noch schneller, sodass wir die roten Rückleuchten erst nach gefährlichen Aufholjagden wieder vor uns sahen.

»Mach wenigstens die Musik aus«, bat ich, da mir das Gedudel aus den hinteren Boxen auf die Nerven ging.

»Verdammt«, brummte Bester, »er ist mir irgendwie entwischt.« Seit einigen Minuten waren die Rückleuchten nicht mehr zu sehen gewesen.

Ich atmete auf, als Bester den Chrysler endlich am Straßenrand anhielt. Er schaltete den Kassettenplayer aus und öffnete die Fahrertür.

Kein Laut war zu hören.

»Alles wie tot«, sagte Bester düster. Er horchte. »Jedenfalls ist er nicht irgendwo vor uns«, sagte er. »Sonst würden wir durch den Nebel wenigstens das Motorgeräusch hören. Entweder hat er auch angehalten, oder er ist in eine Seitenstraße verschwunden. Die Felsen verschlucken jeden Laut.«

»Hast du eine Seitenstraße gesehen?«, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf und kam wieder in den Wagen. Er startete und wendete auf der Straße. Langsam fuhr er zurück. »Du schaust rechts, ich links«, sagte er.

»Und wer geradeaus?«, fragte ich, obwohl mir nicht gerade nach Scherzen zumute war.

Ich versuchte, einen eventuellen Weg neben der Hauptstraße zu erkennen.

»Stopp!«, rief ich, nachdem wir etwa fünfzig Meter dahingerollt waren. Bester bremste.

»Tatsächlich, ein Weg. Er muss zum Meer hinunterführen, schätze ich.«

»Passt dein Chrysler da überhaupt durch?«, zweifelte ich.

»Das will ich ja gerade ausprobieren.«

Bester lenkte seinen Wagen zwischen die Felsen. Hier war der Nebel so dicht, dass man nicht einmal mehr sah, ob der Weg nicht unvermittelt in die Tiefe abfiel.