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Konzepte, Methoden und Praxis der Klinischen Psychiatrie

Begründet von:

Wolfgang Gaebel

Franz Müller-Spahn (†)

Herausgegeben von:

Wolfgang Gaebel

Peter Falkai

Wulf Rössler

Übersicht über die bereits erschienenen Bände:

•  Stefan Weinmann:
» Evidenzbasierte Psychiatrie«

•  Rolf-Dieter Stieglitz:
» Diagnostik und Klassifikation in der Psychiatrie«

•  Thomas Becker/Holger Hoffmann/Bernd Puschner/Stefan Weinmann:
»Versorgungsmodelle in Psychiatrie und Psychotherapie«

•  Hans Joachim Salize/Reinhold Kilian:
» Gesundheitsökonomie in der Psychiatrie«

•  Tillmann Supprian:
»Frühdiagnostik von Demenzerkrankungen«

•  Werner Strik/Thomas Dierks:
» Biologische Psychopathologie«

•  Sabine C. Herpertz/Knut Schnell/Peter Falkai (Hrsg.):
» Psychotherapie in der Psychiatrie«

•  Wulf Rössler/Birgit Matter (Hrsg.):
» Kunst- und Ausdruckstherapien«

•  Oliver Gruber/Peter Falkai (Hrsg.):
» Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie«

•  Jens Kuhn/Wolfgang Gaebel (Hrsg.):
»Therapeutische Stimulationsverfahren für psychiatrische Erkrankungen«

Oliver Gruber, Peter Falkai (Hrsg.)

Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie

Methoden und Anwendung in der Praxis

Verlag W. Kohlhammer

Pharmakologische Daten verändern sich fortlaufend durch klinische Erfahrung, pharmakologische Forschung und Änderung von Produktionsverfahren. Verlag und Autor haben große Sorgfalt darauf gelegt, dass alle in diesem Buch gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Gewährleistung können Verlag und Autor hierfür jedoch nicht übernehmen. Daher ist jeder Benutzer angehalten, die gemachten Angaben, insbesondere in Hinsicht auf Arzneimittelnamen, enthaltene Wirkstoffe, spezifische Anwendungsbereiche und Dosierungen anhand des Medikamentenbeipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen und in eigener Verantwortung im Bereich der Patientenversorgung zu handeln. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

1. Auflage 2014

Alle Rechte vorbehalten

© 2014 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher

Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-022001-0

E-Book-Formate:

pdf:     ISBN 978-3-17-023805-3

epub:  ISBN 978-3-17-025542-5

mobi:  ISBN 978-3-17-025549-4

Inhalt

  1. Verzeichnis der Herausgeber und Autoren
  2. Vorwort
  3. A   Methoden zur Untersuchung des Verhaltens
  4. 1   Verhaltensbezogene Methoden
    Wolfgang Wölwer und Wolfgang Gaebel
  5. 1.1   Mimik
  6. 1.1.1   Messmethodische Zugänge
  7. 1.1.2   Auffälligkeiten bei psychisch Erkrankten und deren neurobiologische Korrelate
  8. 1.2   Gestik
  9. 1.2.1   Messmethodische Zugänge
  10. 1.2.2   Auffälligkeiten bei psychisch Erkrankten und deren neurobiologische Korrelate
  11. 1.3   Visuomotorisches Verhalten
  12. 1.3.1   Messmethodische Zugänge
  13. 1.3.2   Auffälligkeiten bei psychisch Erkrankten und deren neurobiologische Korrelate
  14. 1.4   Diskrete Bewegungsstörungen
  15. 1.4.1   Messmethodische Zugänge
  16. 1.4.2   Auffälligkeiten bei psychisch Erkrankten und deren neurobiologische Korrelate
  17. 1.5   Ausblick
  18. B   Methoden zur Untersuchung von Gehirnstrukturen
  19. 2   Voxelbasierte Morphometrie
    Stefan Klöppel und Ludger Tebartz van Elst
  20. 2.1   MRT-Sequenzen
  21. 2.1.1   Vorverarbeitung
  22. 2.1.2   Modellierung und Statistik
  23. 2.2   Beispielstudien
  24. 2.2.1   Alzheimer Demenz
  25. 2.2.2   Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
  26. 2.3   Nosologische Überlegungen zur neuropsychiatrischen Forschung
  27. 3   Deformationsbasierte Morphometrie und Diffusion Tensor Imaging
    Stefan J. Teipel und Harald Hampel
  28. 3.1   Methoden
  29. 3.1.1   Bestimmung kortikaler und subkortikaler Atrophie mittels deformationsbasierter Morphometrie
  30. 3.1.2   Diffusion Tensor Imaging
  31. 3.2   Befunde zu DBM und DTI bei Alzheimer-Krankheit und Schizophrenie
  32. 3.2.1   Veränderungen von Hirnmorphologie und struktureller Konnektivität bei der Alzheimer-Krankheit
  33. 3.2.2   Strukturelle Hirnveränderungen bei der Schizophrenie
  34. 3.3   Zusammenfassung
  35. C   Methoden zur Untersuchung von Gehirnfunktionen
  36. 4   Funktionelle Magnetresonanztomographie in Ruhe (Ruhe-fMRT)
    Martin Walter
  37. 4.1   Die Unterscheidung von Resting-State- und aufgabenbasiertem fMRT
  38. 4.2   Resting-State-fMRT und Default Mode Netzwerk
  39. 4.3   Die Entwicklung der Resting-State-fMRT und wichtige Kritikpunkte
  40. 4.4   Resting-State-Netzwerke
  41. 4.5   Anwendung und Methoden der Resting-State-fMRT
  42. 4.6   Arten der Resting-State-Aktivität
  43. 4.7   Einfluss auf neurobiologische Krankheitsmodelle
  44. 5   Experimentelle fMRT
    Robert C. Wolf, Oliver Gruber und Sabine Herpertz
  45. 5.1   Grundlagen der experimentellen fMRT
  46. 5.1.1   Theoretische Grundannahmen und physiologische Grundlagen
  47. 5.1.2   Technische Voraussetzungen
  48. 5.1.3   Planung eines fMRT-Experiments, Möglichkeiten der Stimuluspräsentation und des Responsemonitorings
  49. 5.1.4   Experimentelle fMRT-Designs
  50. 5.2   Grundlagen der fMRT-Datenanalyse
  51. 5.2.1   Datenvorverarbeitung
  52. 5.2.2   Einzel- und Gruppenvergleiche
  53. 5.2.3   Explorative Datenanalyse
  54. 5.3   Klinische Anwendungen der experimentellen fMRT
  55. 5.3.1   Biomarker neurodegenerativer Erkrankungen
  56. 5.3.2   Kognition bei schizophrenen Störungen
  57. 5.3.3   Emotionsverarbeitung und Emotionskontrolle bei Persönlichkeitsstörungen
  58. 5.4   Zusammenfassung
  59. 6   Untersuchung funktioneller und effektiver Konnektivität mit fMRT
    Esther Diekhof und Oliver Gruber
  60. 6.1   Funktionelle vs. effektive Konnektivität
  61. 6.1.1   Psychophysiologische Interaktionen
  62. 6.1.2   Dynamic Causal Modelling
  63. 6.2   Beispiele aus der Grundlagenforschung
  64. 6.3   Anwendungen der Untersuchung von funktioneller und effektiver Konnektivität in der klinischpsychiatrischen Forschung und Praxis
  65. 6.3.1   Schizophrenie als Konnektivitätsstörung
  66. 6.3.2   Störungen funktioneller Konnektivität bei affektiven Störungen
  67. 7   Funktionelle Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS)
    Lena H. Ernst und Andreas J. Fallgatter
  68. 7.1   Methoden
  69. 7.1.1   Grundprinzipien: Neurovaskuläre Kopplung und Optisches Fenster
  70. 7.1.2   Validität und Reliabilität der Messungen
  71. 7.1.3   Sicherheitsaspekte
  72. 7.2   Messung kortikaler Aktivierung
  73. 7.2.1   Historische Entwicklung
  74. 7.2.2   Mehrkanal-Untersuchungen an gesunden Probanden
  75. 7.3   Einsatz bei psychischen Erkrankungen
  76. 7.3.1   Schizophrene Erkrankungen
  77. 7.3.2   Depressive Erkrankungen
  78. 7.3.3   Demenzerkrankungen
  79. 7.3.4   Abhängigkeitserkrankungen
  80. 7.3.5   Angsterkrankungen
  81. 7.3.6   Essstörungen
  82. 7.3.7   Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  83. 7.4   Ausblick
  84. D   Elektromagnetische Verfahren zur Untersuchung dynamischer Gehirnprozesse
  85. 8   Elektroenzephalographie
    Susanne Karch, Ulrich Hegerl und Oliver Pogarell
  86. 8.1   Grundlagen der Elektroenzephalographie
  87. 8.1.1   Modellannahmen zur Lokalisationsdiagnostik
  88. 8.2   Spezielle elektrophysiologische Verfahren
  89. 8.2.1   Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP)
  90. 8.2.2   Elektroenzephalographische Oszillationen
  91. 8.2.3   Vigilanzdynamik, Wachheits- und Schlafstadien im EEG
  92. 8.2.4   Kombination komplementärer Untersuchungstechniken – EEG und funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)
  93. 8.3   Elektrophysiologische Untersuchungen in der Psychiatrie
  94. 8.3.1   Einsatz ereigniskorrelierter Potentiale am Beispiel der P300
  95. 8.3.2   Frequenzbandveränderungen bei psychischen Störungen
  96. 8.3.3   Einsatz kombinierter EEG-fMRT-Untersuchungen
  97. 8.4   Zusammenfassung und Ausblick
  98. 9   Magnetenzephalographie
    Klaus Mathiak und Brigitte Rockstroh
  99. 9.1   Methodik
  100. 9.1.1   Messaufbau
  101. 9.1.2   Quellenanalyse
  102. 9.2   Sensorische Verarbeitung im auditorischen Kortex
  103. 9.2.1   P50-Suppression
  104. 9.2.2   N1 Komponente
  105. 9.2.3   Mismatch Negativity
  106. 9.3   Emotional-kognitive Verarbeitung
  107. 9.3.1   Early Posterior Negativity (EPN)
  108. 9.3.2   Valenz und Arousal
  109. 9.3.3   Oszillationen und Dipoldichte
  110. 10   Transkranielle Magnetstimulation
    Alkomiet Hasan und Thomas Wobrock
  111. 10.1   Transkranielle Magnetstimulation
  112. 10.1.1   Technik der transkraniellen Magnetstimulation (Physikalische Grundlagen)
  113. 10.1.2   Physiologische Grundlagen
  114. 10.1.3   Unterschiedliche Formen der TMS
  115. 10.1.4   Durchführung der TMS
  116. 10.1.5   Sicherheitskriterien für die TMS
  117. 10.1.6   Häufige unerwünschte Nebenwirkungen
  118. 10.2   Kortikale Exzitabilitäts- und Konnektivitätsuntersuchungen mittels TMS
  119. 10.2.1   TMS-Einfachpulsmessungen
  120. 10.2.2   TMS-Doppelreizmessungen
  121. 10.2.3   Konnektivitätsuntersuchungen
  122. 10.3   Anwendung von TMS-Untersuchungen zur kortikalen Exzitabilität bei psychiatrischen Störungsbildern
  123. 10.3.1   Schizophrenie
  124. 10.3.2   Depression
  125. 10.3.3   Abhängigkeitserkrankungen
  126. 10.3.4   Demenzen
  127. 10.3.5   Andere psychiatrische Erkrankungen
  128. 10.4   Zusammenfassung
  129. 11   Untersuchung kortikaler Plastizität mit repetitiver transkranieller Magnetstimulation und transkranieller Gleichstromstimulation
    Alkomiet Hasan und Oliver Gruber
  130. 11.1   Definitionen
  131. 11.1.1   Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
  132. 11.1.2   Gepaarte assoziative Stimulation (PAS)
  133. 11.1.3   Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)
  134. 11.1.4   Metaplastizität
  135. 11.2   Einflussfaktoren
  136. 11.2.1   Pharmakologische Einflussfaktoren
  137. 11.2.2   Nicht-Pharmakologische Einflussfaktoren
  138. 11.2.3   Inter- und intraindividuelle Variabilität
  139. 11.2.4   Ort der Stimulation
  140. 11.3   Experimentelle Untersuchungen der kortikalen Plastizität bei psychiatrischen Erkrankungen
  141. 11.4   Therapeutische Anwendungen der Stimulationsverfahren
  142. 11.4.1   Behandlung depressiver Erkrankungen
  143. 11.4.2   Behandlung der Schizophrenie
  144. 11.5   Ausblick
  145. E   Methoden der molekularen Bildgebung des Gehirns
  146. 12   Magnetresonanzspektroskopie
    Jürgen Gallinat und Simone Kühn
  147. 12.1   Methodologie
  148. 12.1.1   Grundlage des MRS-Signals
  149. 12.1.2   Die Bedeutung der einzelnen Metabolite
  150. 12.1.3   Notwendige Arbeitsschritte für die MRS
  151. 12.1.4   Nachverarbeitung und Quantifizierung
  152. 12.2   MRS bei psychiatrischen Störungen
  153. 12.2.1   Demenzen
  154. 12.2.2   Schizophrenie
  155. 12.2.3   Affektive Störungen
  156. 12.2.4   Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  157. 12.3   Klinische und wissenschaftliche Bedeutung der MRS
  158. 13   Positronen-Emissions-Tomographie und Single-Photon-Emissions-Computertomographie
    Ingo Vernaleken und Gerhard Gründer
  159. 13.1   Methodischer Hintergrund
  160. 13.1.1   Prinzip der Single-Photon-Emission-Computertomographie (SPECT)
  161. 13.1.2   Prinzip der Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
  162. 13.1.3   Bildverarbeitung
  163. 13.2   Anwendung der molekularen Bildgebung in der Psychiatrie/Neurobiologie
  164. 13.2.1   PET/SPECT-Darstellung des Dopamin-Systems
  165. 13.2.2   Veränderungen des Dopamin-Systems bei psychischen Störungen
  166. 13.2.3   Charakterisierung und Quantifizierung von Therapiestrategien
  167. 13.3   Diagnostik
  168. 13.4   Bewertung der molekularen Bildgebung und Ausblick
  169. 14   Pharmakologische fMRT
    Michael Czisch und Philipp G. Sämann
  170. 14.1   Methoden
  171. 14.1.1   BOLD-basierte funktionelle Bildgebung
  172. 14.1.2   Arterial Spin Labelling
  173. 14.1.3   Weitere Verfahren
  174. 14.1.4   Methodische Caveats
  175. 14.2   Anwendungsbeispiele
  176. 14.2.1   Paradigmengestützte phMRT bei Depression
  177. 14.2.2   Paradigmengestützte phMRT an Gesunden
  178. 14.2.3   Pharmakologische Effekte auf die funktionelle Konnektivität in Ruhe
  179. 14.3   Zusammenfassung
  180. F   Neuere methodische Ansätze und Entwicklungen
  181. 15   Multimodale Bildgebung
    Christoph Mulert, Saskia Steinmann und Gregor Leicht
  182. 15.1   EEG-fMRT
  183. 15.1.1   Methodik
  184. 15.1.2   Anwendung
  185. 15.2   EEG-DTI
  186. 15.2.1   Methodik
  187. 15.2.2   Anwendung
  188. 15.3   fMRT-DTI
  189. 15.3.1   Methodik
  190. 15.3.2   Anwendung
  191. 15.4   Zusammenfassung und Ausblick
  192. 16   Imaging Genetics
    Henrik Walter, Andreas Meyer-Lindenberg und Andreas Heinz
  193. 16.1   Was ist Imaging Genetics?
  194. 16.2   Meilensteine des Imaging Genetics
  195. 16.3   Kandidatengenstudien: 5-HTLLPR und COMT
  196. 16.3.1   Ein Polymorphismus im Serotonintransporter (5-HTTLPR)
  197. 16.3.2   COMT
  198. 16.4   Heredität, intermediärer Phänotyp, Quellen genetischer Varianz
  199. 16.4.1   Die Begründung eines Zusammenhangs von genetischer Varianz und Phänotyp
  200. 16.4.2   Die angemessene Auswahl des intermediären Hirnphänotyps
  201. 16.4.3   Die Quellen genetischer Varianz
  202. 16.5   Genomweit signifikante Risikovarianten von Psychosen: ZNF804A und CACNA1C
  203. 16.5.1   ZNF804A
  204. 16.5.2   CACNA1C
  205. 16.6   Komplexere Zusammenhänge und neuere Entwicklungen
  206. 16.6.1   Polygenetische Ansätze
  207. 16.6.2   Epistasis
  208. 16.6.3   Gen-Umwelt-Interaktionen und Epigenetik
  209. 16.6.4   Connectomics: Von der Lokalisation zum System
  210. 16.7   Schlussfolgerung
  211. 17   Tierexperimentelle MRT
    Alexander Sartorius und Wolfgang Weber-Fahr
  212. 17.1   Einführung
  213. 17.1.1   Translationale Bildgebung
  214. 17.1.2   Intraindividuelle Mehrfachmessungen
  215. 17.1.3   Multimodal z. B. DTI und rs-fMRI oder VBM und MRS
  216. 17.1.4   Interaktionale Messmöglichkeiten: »gene × environment × treatment«
  217. 17.1.5   Herausforderungen und Limitationen
  218. 17.2   Translationale strukturelle Methoden
  219. 17.2.1   Voxelbasierte Morphometrie (VBM)
  220. 17.2.2   Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI)
  221. 17.3   Translationale funktionelle Methoden
  222. 17.3.1   Arterial Spin Labeling (ASL)
  223. 17.3.2   Regionale zerebrale Blutvolumenmessungen (rCBV)
  224. 17.3.3   rs-fMRI
  225. 17.4   Translationale MRS
  226. 17.4.1   In-vivo-1H-MRS
  227. 17.5   Nicht translationale Methoden
  228. 17.5.1   Optogenetische fMRI
  229. 17.5.2   MEMRI, X-Kerne, Kryospulen
  230. 18   Multizentrische MRT-Studien
    Axel Krug, Benjamin Straube, Andreas Jansen und Tilo Kircher
  231. 18.1   Methodische Überlegungen
  232. 18.1.1   Zusammenfassung der methodischen Überlegungen
  233. 18.2   Strukturell-organisatorische Überlegungen
  234. 18.3   Qualitätskontrollen von fMRT-Daten
  235. 18.4   Multizentrische Verbünde
  236. 18.4.1   Verbundprojekt: Psychotherapie bei Panikstörungen
  237. 18.4.2   Verbundprojekt: »Psychotherapie von Positivsymptomatik psychotischer Störungen«
  238. 18.5   Zusammenfassung und Ausblick
  239. G   Farbteil
  240. Sachwortverzeichnis

Verzeichnis der Herausgeber und Autoren

Herausgeber

Prof. Dr. med. Oliver Gruber

Zentrum für Translationale Forschung in Systemischen Neurowissenschaften und Klinischer Psychiatrie

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsmedizin Göttingen

Von-Siebold-Str. 5

37075 Göttingen

ogruber@gwdg.de

Prof. Dr. Peter Falkai

Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-Universität München

Nußbaumstr. 7

80336 München

Peter.Falkai@med.uni-muenchen.de

Autoren

Dr. rer. nat. Michael Czisch

Arbeitsgruppe Neuroimaging

Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Kraepelinstr. 2–10

80804 München

czisch@mpipsykl.mpg.de

Prof. jun. Dr. Esther K. Diekhof

Universität Hamburg

Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum

Institut für Humanbiologie

Martin-Luther-King-Platz 3

20146 Hamburg

Esther.Diekhof@uni-hamburg.de

Dipl.-Psych. Lena H. Ernst

Psychophysiologie und Optische Bildgebung

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen

Calwerstraße 14

72076 Tübingen

lena.ernst@med.uni-tuebingen.de

Prof. Dr. Andreas J. Fallgatter

Psychophysiologie und Optische Bildgebung

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen

Calwerstraße 14

72076 Tübingen

andreas.fallgatter@med.uni-tuebingen.de

Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der HHU

Bergische Landstr. 2

40629 Düsseldorf

wolfgang.gaebel@uni-duesseldorf.de

Prof. Dr. Jürgen Gallinat

Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus

Große Hamburger Str. 5–11

10115 Berlin

juegen.gallinat@charite.de

Prof. Dr. med. Gerhard Gründer

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Universitätsklinikum RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

ggruender@ukaachen.de

Prof. Dr. med. Harald Hampel

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universität Frankfurt

Heinrich-Hoffmann-Straße 10

60528 Frankfurt am Main

Harald.Hampel@med.uni-muenchen.de

Dr. Alkomiet Hasan

Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-Universität München

Nußbaumstraße 7

80366 München

Alkomiet.Hasan@med.uni-muenchen.de

Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universität Leipzig

Semmelweisstr. 10

04103 Leipzig

ulrich.hegerl@medizin.uni-leipzig.de

Prof. Dr. med. Andreas Heinz

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Campus Charité Mitte

Charitéplatz 1

10117 Berlin

andreas.heinz@charite.de

Prof. Dr. med. Sabine C. Herpertz

Klinik für Allgemeine Psychiatrie

Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universität Heidelberg

Vossstr. 4

69115 Heidelberg

sabine.herpertz@uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Andreas Jansen

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Philipps-Universität Marburg

Rudolf-Bultmann-Straße 8

D-35039 Marburg

jansena@med.uni-marburg.de

PD Dr. rer. biol. hum. Susanne Karch

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-Universität München

Nussbaumstr. 7

80336 München

Susanne.Karch@med.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Tilo Kircher

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Philipps-Universität Marburg

Rudolf-Bultmann-Straße 8

D-35039 Marburg

kircher@med.uni-marburg.de

PD Dr. Stefan Klöppel

Leiter Freiburg Brain Imaging

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie

Abteilung für Neurologie

Hauptstraße 5

79104 Freiburg

stefan.kloeppel@uniklinik-freiburg.de

Dr. Axel Krug

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Philipps-Universität Marburg

Rudolf-Bultmann-Straße 8

D-35039 Marburg

kruga@med.uni-marburg.de

Dr. Simone Kühn

Max Planck Institute for Human Development

Center for Lifespan Psychology,

Lentzeallee 94

14195 Berlin

kuehn@mpib-berlin.mpg.de

Dr. med. Gregor Leicht

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Forschungsbereich Bildgebung

Martinistr. 52

20246 Hamburg

g.leicht@uke.uni-hamburg.de

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Klaus Mathiak

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

UK Aachen

Pauwelsstr. 30

D-52074 Aachen

kmathiak@ukaachen.de

Prof. Dr. med. Andreas Meyer-Lindenberg

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J 5

68159 Mannheim

a.meyer-lindenberg@zi-mannheim.de

Prof. Dr. med. Christoph Mulert

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Forschungsbereich Bildgebung

Martinistr. 52

20246 Hamburg

c.mulert@uke.uni-hamburg.de

PD Dr. med. Oliver Pogarell

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-Universität München

Nussbaumstr. 7

80336 München

Oliver.Pogarell@med.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Brigitte Rockstroh

Fachbereich Psychologie, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion

Universität Konstanz

Universitätsstraße 10

Postfach D23

78457 Konstanz

brigitte.rockstroh@uni-konstanz.de

Dr. med. Philipp G. Sämann

Arbeitsgruppe Neuroimaging

Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Kraepelinstr. 2–10

80804 München

saemann@mpipsykl.mpg.de

Prof. Dr. med. Dipl. Phys. Alexander Sartorius

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Arbeitsgruppe Translationales Imaging

Medizinische Fakultät Mannheim/Universität Heidelberg

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, J5

68159 Mannheim

alexander.sartorius@zi-mannheim.de

Saskia Steinmann, M.A.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Forschungsbereich Bildgebung

Martinistr. 52

20246 Hamburg

s.steinmann@uke.uni-hamburg.de

Dr. Benjamin Straube

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Philipps-Universität Marburg

Rudolf-Bultmann-Straße 8

D-35039 Marburg

straubeb@med.uni-marburg.de

Prof. Dr. Stefan Teipel

Psychiatrische Klinik der Universität

Rostock und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Gehlsheimer Straße 20

18147 Rostock

stefan.teipel@med.uni-rostock.de

Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst

Stellvertretender Ärztlicher Direktor & Leitender Oberarzt

Abteilung für Psychiatrie & Psychotherapie

Leiter der Sektion Experimentelle Neuropsychiatrie

Universitätsklinik Freiburg Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Hauptstr. 5

79104 Freiburg

tebartzvanelst@uniklinik-freiburg.de

Dr. med.Ingo Vernaleken

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Universitätsklinikum RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

ivernaleken@ukaachen.de

Prof. Dr. Dr. Henrik Walter

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Campus Charité Mitte

Charitéplatz 1

10117 Berlin

henrik.walter@charite.de

Priv. Doz. Dr. Martin Walter

Clinical Affective Neuroimaging Laboratory

Leibniz Insitut für Neurobiologie & Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Otto von Guericke Universität

Leipziger Str. 44

39120 Magdeburg

martin.walter@med.ovgu.de

Dr. rer. nat. Dipl. Phys. Wolfgang Weber-Fahr

Abteilung Neuroimaging

Arbeitsgruppe Translationales Imaging

Medizinische Fakultät Mannheim/Universität Heidelberg

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, J5

68159 Mannheim

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Wobrock

Chefarzt des Zentrums für Seelische Gesundheit

Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg

Krankenhausstraße 7

64823 Groß-Umstadt

t.wobrock@kreiskliniken-dadi.de

PD Dr. med. Robert Christian Wolf

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universität Heidelberg

Voßstr. 4

D-69115 Heidelberg

Christian.Wolf@med.uni-heidelberg.de

Univ.-Prof. Dr. phil. Wolfgang Wölwer

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – LVR- Klinikum Düsseldorf

Bergische Landstraße 2

D-40629 Düsseldorf

woelwer@uni-duesseldorf.de

Vorwort

Systemische Neurowissenschaften beschäftigen sich mit den Funktionen von weit verzweigten Netzwerken von Gehirnregionen, die den Leistungen des Gehirns in Denken, Fühlen und Handeln zugrunde liegen. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Untersuchungsmethoden entwickelt, die faszinierende Einblicke in das lebende menschliche Gehirn erlauben. Durch die Entwicklung dieser Methoden und ihre Anwendung in der Grundlagenforschung haben wir ein tieferes Verständnis der Funktionsweise des wahrscheinlich komplexesten Organs unseres Universums, dem menschlichen Gehirn, erhalten. Aber nicht nur in der Grundlagenforschung, sondern auch in der biologischpsychiatrischen Forschung spielen diese systemisch-neurowissenschaftlichen Untersuchungsmethoden eine zunehmend große Rolle und werden die Psychiatrie des 21. Jahrhunderts sicher maßgeblich prägen, indem sie die Funktionsstörungen bei psychischen Erkrankungen erstmals zugänglich und sichtbar machen. Im hier vorliegenden Buch geben führende Wissenschaftler einen Einblick in diese faszinierenden Untersuchungstechniken und stellen beispielhaft dar, wie diese in der klinisch-psychiatrischen Forschung und Praxis auch heute schon Anwendung finden.

Zum guten Überblick über die vielfältigen Untersuchungsmethoden richtet sich die Gliederung des vorliegenden Buches hierarchisch nach verschiedenen Organisationsebenen des menschlichen Gehirns. Im ersten Kapitel werden Methoden zur Untersuchung verhaltensbezogener Prozesse bei Patienten mit psychischen Störungen vorgestellt. Die Images Kap. 2 und 3 beschäftigen sich mit den hirnbildgebenden Methoden zur Untersuchung von Gehirnstrukturen. Insbesondere Images Kap. 3 befasst sich hierbei auch mit der Untersuchung der strukturellen Verbindungen innerhalb weit verzweigter anatomischer Netzwerke, deren koordinierte Aktivität höheren Hirnleistungen zugrunde liegt. Die anschließenden Images Kap. 4 bis 7 wenden sich dann der Untersuchung ebensolcher Gehirnfunktionen und ihrer Störungen bei psychischen Erkrankungen zu. In Images Kap. 4 wird dabei die in neuerer Zeit zunehmend beliebte Ruhe-fMRT-Untersuchung funktioneller Konnektivität dargestellt, die zu den einfachsten und praktikabelsten Methoden gehört, um Informationen über Dysfunktionen des Gehirns bei psychischen Störungen zu erhalten. Die Images Kap. 5 und 6 stellen experimentelle, d. h. aufgabenbezogene Untersuchungen mit funktioneller Magnetresonanztomographie vor. Basierend auf experimentell überprüften Modellen sensorischer, kognitiver, emotionaler, motivationaler und volitionaler Prozesse kann hier die gesunde oder gestörte Modulation von regionaler Gehirnaktivität (Images Kap. 5) oder aber auch die Modulation von funktionellen Interaktionen in pathophysiologisch relevanten neuronalen Netzwerken gezielt untersucht werden. Images Kap. 7 wendet sich schließlich einem weiteren komplementären Verfahren zur Untersuchung von Gehirnfunktionen zu. Die funktionelle Nahinfrarot-Spektroskopie nimmt eine interessante Zwischenposition zwischen der funktionellen Magnetresonanztomographie und elektromagnetischen Verfahren ein, indem sie – zumindest für gezielte Fragestellungen im Bereich kortikaler Hirnregionen – eine zeitliche Auflösung im Bereich von 10 bis 100 ms bei einer räumlichen Auflösung um einen Zentimeter erlaubt. Die Images Kap. 8 bis 11 widmen sich den elektromagnetischen Verfahren, die insbesondere für die Untersuchung hochdynamischer Gehirnprozesse besonders geeignet sind. Hierzu gehören mit der Elektroenzephalographie (Images Kap. 8) und der Magnetenzephalographie (Images Kap. 9) Verfahren, mit denen intrinsische Signale des Gehirns analysiert werden können. Diese Verfahren erlauben insbesondere eine zeitlich hochaufgelöste und zudem kostengünstige funktionelle Diagnostik, die sich komplementär zu den funktionell-magnetresonanztomographischen Verfahren darstellt. Die Magnetenzephalographie wird insbesondere auch zur Untersuchung abnorm oszillierender neuronaler Zellverbände eingesetzt. Die Images Kap. 10 und 11 befassen sich dagegen mit der Applikation von Magnet- und Gleichstromstimulation, mit der insbesondere neuronale und kortikale Plastizität oder aber auch reversible funktionelle »Läsionen«, beispielsweise zur Untersuchung von Konnektivität, erzielt werden können. Mit der Magnetresonanzspektroskopie (Images Kap. 12) kann die chemische Zusammensetzung des Gehirns untersucht werden. Insbesondere können hierbei Metabolite, wie N-Acetylaspartat, Cholin und Creatin, und die Neurotransmitter Glutamat und GABA quantifiziert werden sowie der zelluläre Energiestoffwechsel mittels phosphorhaltiger Metabolite bestimmt werden. Mit den in Images Kap. 13 dargestellten nuklearmedizinischen Verfahren der Positronen-Emissions-Tomographie und der Single-Photon-Emissions-Computertomographie können räumlich hochauflösend molekular spezifische Informationen über Gehirnstrukturen und Enzymaktivitäten, aber auch über Neurotransmittersysteme im menschlichen Gehirn gewonnen werden. In Images Kap. 14 wird die pharmakologische funktionelle Magnetresonanztomographie dargestellt, die einen Einblick in die Modulation neurofunktioneller Systeme durch Pharmaka erlaubt und somit auch eine wesentliche Rolle für die zukünftige Entwicklung und Prüfung neuartiger Pharmaka spiele dürfte. Images Kap. 15 verschafft einen Überblick, wie verschiedene der in den vorangehenden Kapiteln dargestellten bildgebenden Methoden miteinander sinnvoll kombiniert werden können, um ggf. sogar simultan komplementäre Informationen über den strukturellen und funktionellen Zustand des Gehirns mit möglichst hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erhalten. Images Kap. 16 beschäftigt sich mit dem Forschungsfeld Imaging Genetics, d. h. dem Brückenschlag zwischen Systemischen Neurowissenschaften und Genetik, in dem Effekte genetischer Varianten auf die Struktur, Biochemie oder Funktion des menschlichen Gehirns untersucht werden. Die in Images Kap. 17 dargestellte tierexperimentelle MRT zeigt ihrerseits den Brückenschlag zwischen Neuroimaging- und Tiermodell-Forschung in der Psychiatrie auf, von dem wichtige neue Erkenntnisse über die Ursachen psychischer Störungen zu erwarten sind. Das abschließende Images Kap. 18 widmet sich insbesondere methodischen Aspekten bei den in der klinisch-psychiatrischen Forschung zunehmend wichtiger werdenden multizentrischen MRT-Untersuchungen.

Besonderer Dank gilt neben den hervorragenden Autoren der einzelnen Buchkapitel auch den Mitarbeitern des Kohlhammer-Verlags sowie Eiko Lajcsak von der Universitätsmedizin Göttingen für ihre Arbeit und Unterstützung zum Gelingen dieses Buches. Sie alle haben dazu beigetragen, dass nun erstmals ein umfangreiches deutschsprachiges Standardwerk zur Verfügung steht, das die Systemischen Neurowissenschaften in der Psychiatrie übersichtlich und fundiert zukünftigen Generationen von Klinikern, Wissenschaftlern und Studenten der Medizin, Psychologie und angrenzender Fächer nahebringt.

Göttingen, im August 2013

Prof. Dr. med. Oliver Gruber

A   Methoden zur Untersuchung des Verhaltens

1          Verhaltensbezogene Methoden

Wolfgang Wölwer und Wolfgang Gaebel

Einführung

Verhaltensbezogene Methoden werden eingesetzt, um das breite Spektrum der äußerlich direkt beobachtbaren, aktiven Bewegungen und Handlungen eines Menschen sowie deren Störungen abzubilden. In Bezug auf die Komplexität der betrachteten Charakteristika reicht dieses Spektrum vom »molaren« Makroverhalten, z. B. im Sinne sozial kompetenten Verhaltens, über weniger komplexe Komponenten verbalen und nonverbalen Verhaltens, z. B. Mimik, Gestik, paraverbale Merkmale, Blickkontakt und andere explorative Blickbewegungen, bis hin zu »molekularen« Merkmalen auf der Mikroebene, wie z. B. spezielle Augenbewegungscharakteristika (Sakkaden, langsame Augenfolgebewegungen) und diskrete Bewegungsstörungen. Das Spektrum umfasst damit sowohl willkürliche, intentionale Ziel-/Zweckbewegungen als auch meist eher unwillkürliche Ausdrucksbewegungen und sowohl der visuellen Perzeption dienende (Augen-)Bewegungen als auch expressives Verhalten. Je nach Komplexitätsgrad des betrachteten Verhaltens liegen diesem damit auf neurobiologischer Ebene häufig viele beteiligte Systeme sowohl auf der primären und sekundären sensorischen und motorischen Ebene als auch auf der handlungssteuernden Ebene zugrunde.

Trotz dieser Komplexität hat der Einbezug verhaltensbezogener Charakteristika bzw. Methoden in systemisch-neurowissenschaftliche Betrachtungen der Psychiatrie dennoch allein dadurch seine Berechtigung, da interaktionelle (und darüber hinaus auch weniger komplexe motorische) Störungen ein wesentliches Charakteristikum insbesondere schizophrener Erkrankungen sind. Das Spektrum psychopathologischer Auffälligkeiten ist in der Regel nicht direkt zugänglich, sondern wird vom Therapeuten aus der Erlebensschilderung des Patienten oder anhand von Verhaltensbeobachtungen erschlossen. So spielen verhaltensbezogene Merkmale eine entscheidende Rolle bei der Diagnostik von Affektstörungen, für die das nonverbale Ausdrucksverhalten üblicherweise als wesentlicher Indikator herangezogen wird (Gaebel und Wölwer 1996). Das Zustandekommen von Kommunikation ist somit Voraussetzung für eine adäquate Erfassung und Abbildung psychopathologischer Merkmale (wenngleich auch das Nicht-Zustandekommen von verbaler und/oder nonverbaler Kommunikation – z. B. beim katatonen Stupor – diagnostisch wegleitend sein kann).

In theoretischen Kommunikationsmodellen werden nonverbale Verhaltensmerkmale – neben den Sprachinhalten – als wesentliche Signalträger in der sozialen Kommunikation zwischen zwei Interaktionspartnern aufgefasst, die ähnlich wie in der Nachrichtentechnik als »Sender« und «Empfänger« bezeichnet werden. D. h., es wird explizit zwischen einem Enkodierungs-/Ausdrucks- und einem Dekodierungs-/Eindrucksprozess unterschieden. Damit kann ein misslingender Kommunikationsprozess auf einer Enkodierungs- und/oder einer Dekodierungsstörung beruhen. Dies ist bei den in den folgenden Kapiteln dargestellten »Verhaltens- oder Bewegungsstörungen« jeweils zu beachten. Der vorliegende Beitrag fokussiert jedoch aus Platzgründen wesentlich auf die beobachtbaren und/oder messbaren Ausdruckskomponenten. Diese werden auf der Makroebene sozialer Interaktionsprozesse oft auch als soziale Fertigkeiten (»social skills«) bezeichnet, während die Dekodierungsprozesse, wie das korrekte Erkennen mimischen Ausdrucksverhaltens, zu den als soziale Kognition bezeichneten mentalen Prozessen gerechnet werden. Gemeinsam begründen sie die soziale Kompetenz zur Gestaltung sozialer Interaktionen. Hieraus abgeleitet werden nonverbale Ausdrucksmerkmale, wie situations- und zustandsadäquate mimische und gestische Reaktionen, paraverbale Sprechcharakteristika (Stimmintonation, Sprechdynamik) und das Herstellen und Aufrechterhalten des Blickkontakts zur Signalisierung von Aufmerksamkeit und/oder Sprechbereitschaft während sozialer Interaktion, als Indikatoren sozialer Kompetenz angesehen. Mangelnde soziale Kompetenz, wie sie bei vielen psychiatrischen Störungsbildern in Form von einem in Intensität oder Quantität verminderten oder qualitativ veränderten nonverbalen Ausdrucksverhalten der Patienten, fehlenden prosozialen nonverbalen Signalen, der Missinterpretation des emotionalen Ausdrucksverhaltens des Gesprächspartners und/oder eines schlechteren Einfühlungsvermögens vorzufinden sind, tragen dabei erheblich zu einem eingeschränkten sozialen Funktionsniveau bei (Brüne et al. 2009; Couture et al. 2006).

Sofern im Rahmen des diagnostischen Prozesses besonderes Augenmerk auf die soziale Kompetenz gelegt werden soll, werden zu deren Erfassung häufig Rollenspiele eingesetzt, die eine standardisierte Untersuchung des verbalen und nonverbalen Verhaltens ermöglichen (Bellack et al. 2006; Helbig-Lang und Klose 2011). In der Regel beschränkt sich die Erfassung von verhaltensbezogenen Auffälligkeiten bei psychiatrischen Patienten jedoch auf deren mehr oder weniger explizite Beurteilung anhand von klinischen Fremdbeurteilungsskalen. So wird zur Erfassung der Negativsymptomatik bei schizophrenen Erkrankungen zum Beispiel die SANS (Scale for the Assessment of Negative Symptoms) (Andreasen 1989) eingesetzt, in deren Rahmen eine Affektverflachung wesentlich über das nonverbale Ausdrucksverhalten definiert und erfasst wird. Als Bezugspunkt für neurowissenschaftliche Untersuchungen dürften allerdings Messmethoden besser geeignet sein, die sich auf einzelne Teilkomponenten des nonverbalen Ausdrucksverhaltens beschränken und diese dann mittels möglichst objektiver Methoden erfassen. Hierzu stehen in der Zwischenzeit eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, die in den folgenden Abschnitten für einige der am häufigsten untersuchten Verhaltensbereiche detaillierter vorgestellt werden sollen. Die mit diesen Messverfahren gewonnenen Ergebnisse zu Auffälligkeiten bei psychischen Störungen und deren neurobiologische Korrelate werden dabei schwerpunktmäßig für Patienten mit Schizophrenie berichtet, für die hierzu die meisten Ergebnisse vorliegen.

1.1       Mimik

Mimik bezeichnet die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche, die auf der Kontraktion der Gesichtsmuskulatur beruhen. Mimische Reaktionen spielen eine entscheidende Rolle im Rahmen des nonverbalen emotionalen Ausdrucks (»Affektausdruck«). Dabei werden die als universell vorhanden und genetisch angelegt angesehenen »Grundemotionen« Angst, Ärger, Ekel, Trauer, Freude und Überraschung bei allen Menschen weitgehend kulturunabhängig im Gesichtsausdruck enkodiert und dekodiert, was als Hinweis auf die humanspezifische neurobiologische Basis von Ausdruck und Eindruck gewertet wird (Ekman 1992). Neuere Ergebnisse zeigen allerdings auch deutliche interkulturelle Unterschiede (Brekke et al. 2005; Marsh et al. 2003), wobei insbesondere positive Emotionen wie Freude und Überraschung über kulturspezifische Signale kommuniziert werden (Sauter et al. 2010). Affektausdruck ist normalerweise das Resultat unwillkürlicher (»emotionaler«) und modulierender willkürlicher (»display rules«) Innervationen, denen unterschiedliche neuronale Strukturen zugrunde liegen (Rinn 1984). Da die einzelnen Gesichtsmuskeln allerdings nicht nur in anderen emotionalen Funktionsbezügen innerviert werden können (z. B. als Sprachillustratoren und Kommunikationsregulatoren, aber auch beim Sprechen und Kauen) und häufig auch affektive Mischbilder auftreten, ist eine differenzierte Erfassung der muskulären Aktivität für detailliertere Analysezwecke erforderlich.

1.1.1     Messmethodische Zugänge

Das Facial Action Coding System

Das bekannteste Verfahren zur Erfassung mimischen Ausdrucks ist das Facial Action Coding System (FACS) (Ekman und Friesen 1978). Im FACS werden auf anatomisch-muskulärer Grundlage 44 Grundkomponenten bzw. Aktionseinheiten (Action Units, AU) definiert, die das Basisrepertoire mimischen Ausdrucks darstellen und durch geschulte Beobachter anhand von Videoaufnahmen kodiert werden. Komplexere Ausdrucksmuster werden entsprechend als Kombination und Überlagerung solcher Einzelelemente verstanden. Durch die getrennte Erfassung der Grundkomponenten werden die Beschreibung mimischen Verhaltens und daraus abzuleitende Inferenzen voneinander unabhängig vorgenommen, allerdings erfordert das Verfahren einen sehr hohen Zeitaufwand.

Eine Variante des FACS, das Emotional Facial Action Coding System (EMFACS) notiert nur nachweislich emotionsrelevante mimische Ereignisse (Friesen und Ekman 1984). Im Zuge der Entwicklung des EMFACS wurden Kombinationen von Aktionseinheiten beschrieben, die üblicherweise spezifische Emotionen indizieren.

Computergestützte Ansätze

Angesichts des hohen Trainings- und Kodieraufwands bei der Anwendung von FACS und EMFACS wurden in der Zwischenzeit automatisierte Verfahren entwickelt, die neben einer Zeitersparnis auch den Vorteil höherer Präzision haben sollten (Bartlett et al. 1999). Erste computergestützte Ansätze zur Mimikanalyse arbeiteten mit lichtreflektierenden Punkten, die auf die Gesichtsmuskulatur aufgebracht waren. Die Bewegungen dieser Punkte wurden in Weg-Zeit-Kurven aufgezeichnet und hinsichtlich physikalischer Bewegungsparameter analysiert (Himer et al. 1991; Kaiser und Wehrle 1992). Aufgrund der Applikation von Punkten im Gesicht war diese Methode allerdings nur für begrenzte Fragestellungen geeignet und nur bedingt für den Einsatz bei Patienten. In der Weiterentwicklung computergestützter Ansätze zur Mimikanalyse wurden daher Gesichtsmerkmale für die Auswertung manuell in den Videoaufnahmen markiert und anschließend computergestützt ausgewertet (Cohn et al. 1999), oder die mimischen Reaktionen wurden unmittelbar durch die Kombination einer holistischen räumlichen Analyse der Gesichtsaktivität, einer Analyse spezieller Gesichtsmerkmale (z. B. Falten) und der Analyse von Bewegungsabläufen berechnet (Bartlett et al. 1999). Beide Methoden gründen auf dem FACS und verwenden dessen AUs zur automatischen Analyse, wobei hohe Übereinstimmungsraten von über 80 % im Vergleich mit einer manuellen Auswertung erzielt wurden. Insbesondere die Einbeziehung dynamischer Merkmale von Gesichtsbewegungen erwies sich in der Folgezeit als vorteilhaft gegenüber Ansätzen, die nur die Konfiguration von Merkmalen im Gesichtsausdruck nutzen und die einzelnen Komponenten isoliert und nicht in Form einer zeitlichen Entwicklung des gesamten Emotionsausdrucks betrachten. Daher sind bewegungsbasierte Analysen heute Bestandteil nahezu aller aktuellen computergestützten Mimikanalyseverfahren (Brick et al. 2009; Hamm et al. 2011). Die Klassifizierungsgenauigkeit solcher Verfahren im Vergleich zum FACS liegt mittlerweile bei über 90 %, wobei allerdings nicht in allen Verfahren das komplette Repertoire von 44 AUs abgebildet wird, sondern nur ausgewählte AUs der wichtigsten Gesichtsregionen (Augenbrauen, Mund) verwendet werden.

Elektromyographie

Alternativ zu videogestützten Analysesystemen stehen auch Methoden zur Verfügung, die auf Basis der Elektromyographie (EMG) die mimische Aktivität erfassen (Wolf et al. 2006). In Weiterentwicklung der herkömmlichen EMG-Ableitungen wird dabei die Erfassung und Diskrimination der Aktivität einzelner, nah beieinanderliegender Muskeln im Gesicht ermöglicht. Die Notwendigkeit zur Applikation entsprechender Ableitelektroden im Gesicht schränkt jedoch sowohl die Einsatzmöglichkeiten – insbesondere bei psychiatrischen Patienten – als auch die Anzahl gleichzeitig erfassbarer Muskeln ein, wenngleich deren Aktivität mit hoher Sensitivität und Selektivität erfasst werden kann.

1.1.2     Auffälligkeiten bei psychisch Erkrankten und deren neurobiologische Korrelate

Phänomenologische Auffälligkeiten

Schon früh wurde die Ausdrucksgestaltung von Patienten mit Schizophrenie als »maskenhaft-natürlich« und »versunken-bedrängt« beschrieben und ein Ausdruckssyndrom der »mimischen Desintegration« im Sinne bizarrer Innervationen oder Innervationskombinationen angenommen (Spoerri und Heimann 1957). Vielfältige neuere Untersuchungen weisen nach, dass schizophren Erkrankte – insbesondere solche mit ausgeprägter Negativsymptomatik – deutlich veränderte mimische Reaktionen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen zeigen. Am häufigsten beschrieben ist eine in Häufigkeit, Umfang und Intensität eingeschränkte mimische Aktivität insbesondere in der oberen Gesichtshälfte (Gaebel und Wölwer 2004; Krause et al. 1989; Kring und Moran 2008; Trémeau et al. 2005; Wolf et al. 2006). Diese Auffälligkeiten betreffen sowohl die spontane mimische Reaktivität in Gesprächssituationen als auch die durch emotionale Bilder oder willentlich evozierte Aktivität, z. B. in Experimenten, in denen mimische Reaktionen nachgeahmt oder nach Aufforderung imitiert werden sollten (Kring und Moran 2008). Eine reduzierte mimische Aktivität lässt sich bei schizophren Kranken auch im remittierten Stadium nachweisen und tritt vergleichbar auch bei Patienten mit einer Depression auf, bei diesen jedoch insbesondere in akuten Erkrankungsphasen (Trémeau et al. 2005). Zudem scheint die Fähigkeit schizophren Kranker, sich in einer Interaktionssituation auf den Gesprächspartner affektiv einzustellen, vermindert: Während sich Gesprächspartner üblicherweise den mimischen Reaktionen der Patienten anpassen (Krause et al. 1989), fällt es schizophren Kranken schwerer als gesunden Kontrollpersonen, dem Gesprächspartner ähnliche mimische Reaktionen zu zeigen, sich also »emotional anstecken« zu lassen (Falkenberg et al. 2008). Dies könnte einerseits im Sinne eines protektiven Mechanismus, i. e. einer Schutzreaktion der Patienten verstanden werden, nicht mit negativen Emotionen belastet zu werden (Falkenberg et al. 2008). Andererseits passt dies ebenso zu Befunden eines beeinträchtigten Empathievermögens schizophren Kranker (Derntl et al. 2009), wie Befunde, wonach eine reduzierte mimische Expressivität korrelativ mit Beeinträchtigungen in »Theory of Mind«-Funktionen einhergeht, d. h. mit einer verminderten Fähigkeit, sich in Gedanken und Gefühle anderer Personen hineinversetzen zu können (Brüne et al. 2009). Hierzu dürfte beitragen, dass schizophren Erkrankte über ihre Schwierigkeiten bei der Enkodierung mimischer Reaktionen hinaus auch erhebliche und verlaufsstabile Beeinträchtigungen aufweisen, mimischen Affektausdruck richtig zu dekodieren (Kohler et al. 2010).

Neurobiologische Korrelate

Die in vielen Studien nachgewiesene Reduktion von Muskelaktivität im oberen Gesicht der Patienten wird vor dem Hintergrund diskutiert, dass aufgrund der unterschiedlichen Innervation von Ober- und Untergesichtsmuskulatur das Untergesicht über die Bindung an das motorische Sprachzentrum sowie an die Kaumuskulatur besser willentlich kontrollierbar ist, während das Obergesicht aufgrund eines engeren Zusammenhangs mit der Formatio reticularis und emotionssteuernden Zentren (Rinn 1984) stärker unwillkürlich innerviert ist. Die reduzierte Obergesichtsaktivität von Patienten mit Schizophrenie (oder auch Depression) erscheint daher am ehesten im Sinne einer verflachten emotionalen Reaktivität interpretierbar.

Unter den an der Emotionsregulation beteiligten neuronalen Strukturen wird insbesondere der Amygdala eine Schlüsselrolle bei der beeinträchtigten Dekodierung und Enkodierung emotionaler Reaktionen schizophren Kranker beigemessen (Aleman und Kahn 2005). Die Amygdala fungiert als zentrale Struktur in einem Netzwerk, bestehend aus dem medialen, präfrontalen und orbitalen Kortex sowie dem anterioren Cingulum und dem Inselkortex (Pinkham et al. 2003); hinzu kommen der Gyrus fusiformis, der Sulcus temporalis superior und der ventrolaterale präfrontale Kortex für die Dekodierung emotionaler Reaktionen im Rahmen sozial-kognitiver Prozesse (Pinkham et al. 2008). Mittels struktureller Magnetresonanztomographie (sMRT) konnte gezeigt werden, dass schizophren Erkrankte in der Amygdala eine bilaterale Reduktion der grauen Substanz im Umfang von 6–10 % im Vergleich zu Kontrollpersonen aufweisen (Aleman und Kahn 2005; Pinkham et al. 2003). In vielen funktionell bildgebenden Studien (fMRT) (Images Kap. 5) wurde zudem deutlich, dass schizophren Kranke bei der Dekodierung von Gesichtern mit negativem Emotionsausdruck einhergehend mit einer schlechteren Erkennensleistung eine verminderte Amygdalaaktivierung zeigen. Bei einer ausgeprägten Affektverflachung – die sich üblicherweise vor allem in einer verminderten mimischen Expressivität widerspiegelt – fand sich bei den Patienten zudem eine dauerhafte Aktivitätsreduktion in der Amygdala, den medial präfrontalen Strukturen und im Hippocampus (Aleman und Kahn 2005). Auch in weiteren an der Emotionsregulation beteiligten neuronalen Strukturen finden sich im Vergleich zu gesunden Personen Volumenreduktionen (z. B. Inselkortex) oder eine reduzierte Aktivität bei der Dekodierung mimischer Reaktionen (z. B. anteriores Cingulum, Orbitofrontalkortex) (Aleman und Kahn 2005). Aus diesen Forschungsergebnissen leiten die Autoren ab, dass strukturelle Veränderungen in der Amygdala, in Kombination mit einer verminderten Interkonnektivität (Images Kap. 6) mit präfrontalen Regionen sowie einer Imbalance im Dopaminsystem, zu einer Abschwächung der Kontrolle des präfrontalen Kortex als übergeordneter Schaltstelle auf die Amygdala führen und damit der beeinträchtigten emotionalen Expressivität (Affektverflachung) und den schlechteren Leistungen beim Erkennen von mimischem Affektausdruck zugrunde liegen.

1.2       Gestik

Gesten wie Arm-, Hand- und Fingerbewegungen übernehmen im Rahmen des nonverbalen Verhaltens vielfältige Funktionen. Sie unterstützen und illustrieren Sprache, können diese gar ersetzen, sind soziale Signale und nicht zuletzt auch Ausdruck emotionaler Prozesse (Ellgring 1989). Der Effekt von Gesten ist am größten, wenn diese motorische Aktionen beschreiben anstatt abstrakte Themen und nicht völlig redundant zum Gesprochenen auftreten. Zudem scheinen Kinder stärker von Gesten zur Untermalung des Gesprochenen zu profitieren als Erwachsene (Hostetter 2011). Fehlt die Gestik zur Untermalung des Gesprochenen, wird die Sprache als nicht so effektiv erlebt und die semantische Information wird schlechter kommuniziert (Beattie und Shovelton 2002).

1.2.1     Messmethodische Zugänge

Zur Erfassung von Gestik und, allgemeiner, auch von Körperbewegungen, werden in der Regel indirekte Beobachtungsmethoden im Sinne von Kodier- oder Kategoriensystemen verwendet. In den insgesamt sehr ähnlichen Notationssystemen werden »körperfokussierte« (selbstmanipulative) von »objektfokussierten« Bewegungen abgegrenzt (Ekman und Friesen 1969; Freedman 1972; Wallbott 1982). Erstere sind sprachunabhängig und werden auch als Adaptoren oder Manipulatoren bezeichnet. Letztere sind im Wesentlichen sprachbegleitend oder – unterstützend und werden als Illustratoren bezeichnet. Davon abgegrenzt werden nochmals symbolische Gesten mit eindeutiger Bedeutung (Embleme) sowie die Kommunikation steuernde Regulatoren. Andere Systeme unterscheiden ähnlich zwischen ikonischen Gesten, die die Semantik des Gesprochenen widerspiegeln, deiktischen Bewegungen oder auch Schlagbewegungen zur Betonung des Gesprochenen sowie metaphorischen Gesten zur Repräsentation abstrakter Inhalte (McNeill 1992). Neben dieser funktionalen Klassifikation wurde auch verschiedentlich versucht, auf der Grundlage physikalischer Merkmale großräumige Gesten unter der Beteiligung von Ober- und/oder Unterarm gegenüber kleinräumigen Gesten der Hand oder der Finger abzugrenzen (Ellgring 1989). Als Grundlage für solche Kodiersysteme dienen üblicherweise Videoaufnahmen gestischer Aktivität z. B. in dyadischen Interaktionssituationen. In Beurteilungsskalen zur Erfassung von Negativsymptomatik wird die Gestik vereinzelt, jedoch ebenfalls separat im Rahmen eines klinisch-psychopathologischen Interviews erhoben, so z. B. in der SANS und der Motor Affective Syndrome Scale (MASS) (Trémeau et al. 2008).