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Nr. 238

– ATLAN exklusiv Band 99 –

 

Das Erbe der Akonen

 

Der Magnortöter greift ein – er bringt Atlan zur Transmitterwelt

 

von Harvey Patton

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hatte Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, kurzfristig eine neue wirksame Waffe gegen Orbanaschol. Doch dann, nach dem Abflug von Perpandron, der Welt der Goltein-Heiler, kommt es auf Atlans Raumschiff zu folgenschweren Ereignissen, von denen Besatzungsmitglieder der ISCHTAR betroffen werden.

Akon-Akon, der mysteriöse junge Mann, der auf Perpandron an Bord genommen wurde, entpuppt sich bei seinem Erwachen als Psycho-Tyrann. Mit seinen unheimlichen Fähigkeiten beherrscht er die Männer und Frauen der ISCHTAR und dirigiert sie nach seinem Willen.

Nachdem er Atlan und Fartuloon auf Ketokh zurückgelassen hat, zwingt er die Besatzung der ISCHTAR, Kledzak-Mikhon anzusteuern, den Planeten der Loghanen.

Aber auch Atlan und Fartuloon gelangten durch das Eingreifen des Magnortöters dorthin – und sie entdecken DAS ERBE DER AKONEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Klinsanthor – Der Magnortöter greift ein.

Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein Lehrmeister gelangen zur Transmitterwelt.

Akon-Akon – Herr der ISCHTAR.

Ra – Der Barbar fungiert erneut als Retter.

Rassafuyl, Tamoyl und Kenyol – Die Herrscher von Kledzak-Mikhon fürchten die Ahnen.

1.

 

»Ich könnte in die Luft gehen«, murrte Fartuloon und kraulte missmutig seinen Bart. Damit gab er ziemlich genau die Gefühle wieder, die auch mich beherrschten. Das Warten, die zwangsweise Untätigkeit, zerrte an unseren Nerven.

Scolaimon Nove war nicht mehr. Das Skarg des Bauchaufschneiders hatte den Gestaltwandler, der uns viele Schwierigkeiten bereitet hatte, erledigt. Der Magnortöter Klinsanthor hatte Lautsprecherkontakt zu uns aufgenommen. Ihm gehörte die riesige Raumstation, in der wir beide uns jetzt befanden. Unsere Überraschung war nicht gering gewesen, als wir plötzlich in einem Raum auf Bildschirme gestoßen waren, die uns die ISCHTAR zeigten, die gerade einen fremden Planeten anflog.

Das war aber auch alles gewesen. Die Schirme waren wieder erloschen, wir waren so klug wie zuvor. Klinsanthor hatte Hoffnung in uns aufkommen lassen, dass wir wieder zu unseren Gefährten gelangen würden. Doch nun ließ er uns schon eine ganze Weile warten.

»Wer weiß, was dieser Knabe inzwischen wieder aushecken mag!«, fuhr Fartuloon grimmig fort. »Wenn wir an Bord wären, könnten wir vielleicht manches verhindern. Die anderen können es ja nicht, sie müssen nach seiner Pfeife tanzen.«

Mit dem »Knaben« meinte er den jungen Akon-Akon, dessen Gabe der suggestiven Beeinflussung keine Gegenwehr zuließ. Nur wir beide konnten ihr bis zu einem gewissen Grade widerstehen, alle anderen waren ihm hilflos ausgeliefert. Kein Wunder, dass wir darauf brannten, wieder in die ISCHTAR zu gelangen.

Ich wollte etwas entgegnen, aber in diesem Moment geschah endlich etwas. Ein Türsegment glitt auf, und in der Öffnung erschien ein seltsames Gebilde. Es war ein Würfel aus Metall mit einer Kantenlänge von etwa einem Meter. Er schwebte frei einen halben Meter über dem Boden, eine Spitze zeigte nach unten. Aus den anderen Ecken des Würfels ragten tentakelartige Fühler hervor, die offenbar nach Bedarf ausgefahren und eingezogen werden konnten.

Wir sprangen auf, und der Bauchaufschneider griff instinktiv nach seinem Schwert. Doch der Robot machte keine Anstalten, uns etwa anzugreifen. Mit leisem Summen glitt er auf seinem tragenden Prallfeld auf uns zu. Einige Schritte vor uns hielt er an, und aus der linksseitigen Spitze fuhr elastisch der Tentakelarm aus. Damit machte er winkende Bewegungen zur Tür hin, und ich atmete auf. Die Einladung war eindeutig.

»Es ist soweit, Fartuloon. Klinsanthor hat uns also doch nicht vergessen. Beeilen wir uns, vielleicht hat er etwas Entscheidendes vor.«

»Er hätte uns vorher wenigstens noch einmal unser Schiff zeigen können«, meinte der Bauchaufschneider zögernd. »Wer weiß, was dort in den vergangenen Stunden geschehen sein mag.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Das können wir vermutlich immer noch haben. Der Magnortöter hält die ISCHTAR und unsere Leute gewiss ständig unter Beobachtung. Vielleicht hat er dadurch etwas erfahren, das unser Eingreifen erfordert.«

»Das wäre möglich«, räumte der Bauchaufschneider ein. Wir setzten uns in Bewegung, und der Würfelroboter schwebte uns voran. Wir legten so mindestens dreihundert Meter zurück. Dann war der Korridor zu Ende, und eine große Tür glitt vor uns auf. Unser metallener Begleiter schwebte zur Seite und ließ uns beide passieren.

Wir kamen in einen großen Raum voller fremdartiger technischer Gebilde. Manche wirkten zierlich und zerbrechlich, andere wieder waren kompakt und riesig. Der größte Teil war in Betrieb, das bewiesen leise Arbeitsgeräusche und das Zucken bunter Kontrolllichter auf den dazugehörigen Armaturen.

Wir sahen uns aufmerksam um, denn wir hatten damit gerechnet, hier auf Klinsanthor zu treffen. Diese Annahme erwies sich als falsch, denn in diesem Raum befand sich kein lebendes Wesen. Nur einige passivierte Arbeitsroboter standen herum, und ihre blinden Sehorgane schienen uns anzustarren.

Mich befiel ein Frösteln, ein unbestimmbares Unbehagen. Ein Seitenblick zeigte mir, dass es Fartuloon nicht anders erging. Er hielt die Rechte dicht am Skarg, und seine Augen schweiften wachsam und misstrauisch umher.

»Fühlst du es auch?«, fragte er leise. »Irgendwie herrscht hier eine unheimliche Atmosphäre, als würde etwas oder jemand uns belauern. Verdammt, wo steckt denn Klinsanthor?«

Genau das fragte ich mich auch. Wir hatten ihn bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, nur seine eigentümliche knarrende Stimme aus Lautsprechern gehört. Ob er es wohl überhaupt ehrlich mit uns meinte? Wir wussten nichts von ihm, wir hatten keinen Grund, ihm zu vertrauen. Das vage Versprechen, das er uns gegeben hatte, konnte alles und nichts besagen.

Trotzdem solltest du ihm glauben, meldete sich mein Extrahirn. Er hat schließlich auch zum Ausdruck gebracht, dass es so etwas wie eine Hilfeleistung auf Gegenseitigkeit sein soll. Es wäre folglich auch zu seinem Nachteil, wenn euch hier etwas zustieße.

Diese Schlussfolgerung war einleuchtend. Sie änderte allerdings nichts daran, dass mein Unbehagen weiter wuchs. Das leise Surren der vielen Aggregate klang in meinen Ohren plötzlich schrill und feindselig. Eine vollkommen unmotivierte Angst ergriff mich, und ich sah mich gehetzt nach allen Seiten um. Ich hatte das Gefühl, dass sich außer uns noch jemand in dem Raum befinden musste. Unwillkürlich griff ich nach meinem Impulsstrahler, der früher zu Malthors Ausrüstung gehört hatte.

»Lass das«, wehrte Fartuloon ab. »Vermutlich fühlen wir beide dasselbe, aber wir sollten uns trotzdem beherrschen.«

»Du redest wie mein Extrahirn«, gab ich zurück. »Dabei spüre ich fast körperlich, dass wir belauert werden, wenn nicht gar bedroht. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn sich ein Unsichtbarer in diesem Raum aufhielte.«

»Du spinnst ja«, behauptete der Bauchaufschneider, aber im nächsten Moment verzerrten sich seine Züge. Gleichzeitig steigerte sich mein Angstgefühl zu einer regelrechten Panik. Schweißtropfen rannen über meine Stirn, jede klare Überlegung war mir unmöglich. Ich wollte davonlaufen, mich in Sicherheit bringen und irgendwo verstecken, wo ich diesem würgenden Zugriff entzogen war.

Mein Gehirn gab den Befehl dazu, aber meine Glieder wollten mir nicht gehorchen. Wie gelähmt stand ich da und wartete auf etwas Schreckliches, das sich jeden Moment ereignen musste. Der Tod wäre mir in diesem Moment förmlich als Erlösung erschienen. Unartikulierte Laute drangen aus meiner Kehle, und undeutlich hörte ich, wie auch Fartuloon aufstöhnte.

Und dann klang unvermittelt Klinsanthors knarrende Stimme auf.

 

*

 

»Ich weiß, wie euch jetzt zumute sein muss«, sagte der Magnortöter. »Ich konnte es euch aber nicht ersparen, in diesen Raum zu kommen, der ganz in meiner Nähe liegt. Versucht, euch zu beruhigen, es droht euch keine Gefahr. Ich bedaure es, mich euch nicht zeigen zu können, aber das wäre zuviel für euch. Meine geistige Ausstrahlung ist einfach zu stark.«

Ich vernahm diese Worte wie aus weiter Ferne, aber langsam klärte sich nun mein Geist. Mein Extrahirn unterstützte mich durch beruhigende Impulse, die Panik begann von mir zu weichen. Auch Fartuloon beruhigte sich zusehends, und nun sprach Klinsanthor weiter.

»Leider verfüge ich hier über keinen Vermittler, in dessen Gehirn ich einen Teil meines Bewusstseins transponieren kann. Das hätte meine Aufgabe um vieles erleichtert. Sie erinnern sich gewiss, dass es in Ihrer Gegenwart schon einmal geschehen ist. Das war nach dem Start von Perpandron, der Welt der Goltein-Heiler. Damals übernahm ich den Körper von Gonozal VII., um die ISCHTAR nach meinen Wünschen dirigieren zu können.«

»Sie waren das also!«, murmelte ich schwach. Bisher hatte ich darüber nur Vermutungen anstellen können, jetzt erst wurde mir alles restlos klar.

Das Überlegen fiel mir noch immer schwer, aber mein Extrahirn unterstützte mich dabei. »Wenn es sein muss, stelle ich mich dafür zur Verfügung«, erklärte ich. »Sicher wird Fartuloon ebenfalls dazu bereit sein.«

»Natürlich«, meinte der Bauchaufschneider, aber Klinsanthor wehrte ab.

»Ich erkenne Ihre gute Absicht an, aber leider kann ich mich Ihrer Person nicht bedienen. Sie beide besitzen gewisse Eigenschaften, die Sie für diese Aufgabe ungeeignet machen. Doch ich glaube, dass ich Ihnen vertrauen kann, Atlan. Ihr ganzes Verhalten hat gezeigt, dass Sie ein ehrenhafter Mann sind, eine heute nicht mehr alltägliche Eigenschaft.«

Er machte wieder eine Pause, und ich spürte, wie sich sein psionischer Einfluss weiter verringerte. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm um ein bestimmtes Anliegen ging, deshalb fragte ich: »Was können wir für Sie tun, Klinsanthor?«

»Ich werde Sie unterstützen«, sagte die Stimme des Magnortöters. »Dafür fordere ich allerdings das Versprechen, dass Sie gleichfalls zur aktiven Hilfeleistung für mich bereit sind, wenn ich Sie darum angehe. Wollen Sie es geben?«

Ich überlegte kurz, aber eigentlich gab es nicht viel zu überlegen. Wenn ich diese Form der Zusammenarbeit ablehnte, konnte das zur Folge haben, dass wir für den Rest unseres Lebens in dieser Raumstation festsaßen. Gegen Klinsanthors Willen konnten wir sie nicht wieder verlassen, das stand fest. Auch der Bauchaufschneider musste zur gleichen Schlussfolgerung gekommen sein, denn er nickte mir zu.

»Ich gebe das Versprechen«, erklärte ich. »Allerdings hoffe ich, dass Ihre Intervention nicht wieder zu einem ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt erfolgt. Sie wissen vermutlich, in welche Schwierigkeiten wir als indirekte Folge Ihrer ersten Handlung gekommen sind.«

»Ich bedaure das«, sagte Klinsanthors knarrende Stimme, und es klang aufrichtig. »Dafür hoffe ich, dass ich nun im Zuge unserer Zusammenarbeit einiges wieder gutmachen kann, Atlan. Ich bin bereit, Sie und Fartuloon zu jener Welt zu bringen, zu der das Schiff mit Ihrem Gefolge geflogen ist. Was Sie dort in der ersten Zeit tun, bleibt Ihnen und Ihren Fähigkeiten überlassen. Ich selbst habe noch gewisse Vorkehrungen zu treffen, die einige Zeit erfordern werden. Dann werde ich mich wieder bei Ihnen melden.«

»Auf welche Weise?«, fragte der Bauchaufschneider, der kein Freund von Unklarheiten war. Er hatte sich ebenfalls wieder gefangen, das bewies mir sein wacher Blick.

»Das hängt von den jeweiligen Umständen ab«, gab der Magnortöter wenig aufschlussreich zurück. »Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen. Warten Sie jetzt, bis mein Roboter Sie holen kommt. Er wird Sie an den Ort bringen, wo sich das Transportmittel befindet.«

Seine Stimme verstummte, und auch der letzte Rest seines geistigen Einflusses verschwand. Offenbar hatte er sich jetzt abgekapselt, in sich selbst zurückgezogen.

In sich selbst? Ich begann zu überlegen, in welcher Daseinsform er sich wohl in dieser Station aufhalten mochte. Er war eine uralte, sagenumwobene Gestalt. Ob er überhaupt noch einen Körper besaß? Oder war er vielleicht nur eine rein geistige Entität, die irgendwie an diesen Ort gebunden war? Es sprach einiges dafür.

Er lebte, aber es war keinesfalls ein normales Dasein mit seinen Freuden und Leiden. Das machte ihn in meinen Augen zu einer tragischen, bedauernswerten Figur. Gleichzeitig hatte ich aber auch das Gefühl, dass wir ihm vertrauen konnten, eben weil er nicht mit normalen Maßstäben zu messen war.

Vertrauen ist gut und schön, meldete sich die skeptische Stimme meines Extrahirns. Ob du aber damit weit kommen wirst, Kristallprinz? Vergiss nicht, wie oft du dabei schon hereingefallen bist!

Ich ignorierte diesen Einwurf, obwohl ihm eine leider nur zu unangenehme Wahrheit zugrunde lag. Falls sich auch Klinsanthor als unehrlicher Partner erweisen sollte, war das mein Pech. Immerhin wollte er uns irgendwie zur ISCHTAR zurückbringen, und das war für den Anfang schon eine Menge wert.

Diesmal brauchten wir nicht lange zu warten. Der Würfelrobot erschien und schwebte uns voran zu einer Tür am anderen Ende des Raumes. Sie glitt vor uns auf, und wir sahen in eine kleine Kabine, die bis auf die Beleuchtungskörper an der Decke völlig leer war. Die Tür schloss sich hinter uns, wir blieben allein, und sofort wirbelte Fartuloon herum.

»Hier stimmt etwas nicht!«, behauptete er und griff nach dem Skarg. »Bei allen Göttern, ich spüre es ganz deutlich: Eben geschieht etwas mit uns.«

Ich sah mich aufmerksam um, aber im ersten Moment konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Erst nach schärferem Hinsehen bemerkte ich, dass in diesem kleinen Raum nicht alles stimmte. Irgendwie schienen seine Proportionen nicht zu passen, die Wände und die Decke wirkten auf unbestimmbare Weise verzerrt und verschoben. Oder sollte das nur eine optische Täuschung sein, eine Rückwirkung von Klinsanthors geistigem Einfluss?

Dann sah ich wieder den Bauchaufschneider an, und nun wurde mein Eindruck bestätigt. Auch Fartuloons massige Gestalt bot einen sonderbaren, in alle Richtungen hin verzerrten Anblick. Er schien mich auf gleiche Weise zu sehen, das bewies mir sein erschreckter Ausruf.

Ehe wir jedoch irgendwie darauf reagieren konnten, ertönte aus unsichtbarer Quelle wieder die knarrende Stimme.

»Es besteht kein Grund zur Beunruhigung«, sagte der Magnortöter. »Die seltsamen Erscheinungen hängen mit der Art des Transports zusammen, dem Sie unterzogen werden. Dieser Raum ist der Kontaktpunkt zu einer Falte in den Dimensionen des Universums. Von hier aus kann ich Sie durch die Hilfe technischer Effekte nach Kledzak-Mikhon senden, auf jene Welt, bei der sich Ihr Schiff befindet. Der Transportvorgang ist bereits eingeleitet.«

Seine Stimme wurde immer leiser und undeutlicher, zuletzt erklang sie wie aus weiter Ferne. Auch meine Umgebung begann nun weiter zu verschwimmen, nahm völlig unmögliche Formen an und löste sich allmählich auf. Schließlich verschwand sie ganz und Fartuloon mit ihr. Ein rasender Wirbel schien mich zu umgeben, ich fühlte, wie mein Körper entstofflicht wurde und in diesem Wirbel durch Raum und Zeit fiel.

2.

 

Snayssol zitterte an allen Gliedern. Das, was in den letzten Stunden auf den Loghanen eingestürmt war, war einfach zuviel für ihn gewesen.

Er war einer der »Erben« des loghanischen Volkes auf dem Planeten Kledzak-Mikhon, mithin also eine wichtige Person. Das hatte ihn jedoch nicht davor bewahrt, als Teilnehmer beim »Spiel der Schwarzen Tore«, bestimmt zu werden. Dabei handelte es sich um eine abenteuerliche Reise durch ein planetenweites Transmittersystem. Sie war mit so zahlreichen Gefahren und Fallen aller Art verbunden, dass von den jeweils 3000 Teilnehmern an diesem »Spiel« immer nur dreißig überlebten!

Um sein Leben zu retten, hatte er gegen die Regeln verstoßen und war zur Strafe nochmals auf die lange Reise durch die Tore geschickt worden. Das kam einem Todesurteil gleich, denn er war bereits zu Tode erschöpft gewesen. Seine Chancen, diese Tortur und die Kämpfe gegen die anderen Spieler zu überstehen, war gleich Null gewesen.

Doch dann war ein Wunder geschehen! Fremde Wesen waren ganz plötzlich auf dem Kampfplatz erschienen und hatten ihn aus höchster Bedrängnis gerettet. Sie hatten ihn in einem seltsamen Fahrzeug an einen anderen unbekannten Ort gebracht, wo es noch viele von ihnen gab. Sie hatten ihn vor dem sicheren Untergang bewahrt, und dafür musste er ihnen dankbar sein. Doch im Moment war er nichts weiter als ein verängstigtes, vor Furcht schlotterndes Geschöpf.

Er hatte auch allen Grund dazu.

Nach seinem Verstoß gegen die Regeln der Spiele hatte man ihn vor das regierende Triumvirat der Loghanen gebracht. Tamoyl, Kenyol und Rassafuyl hatten ihn nicht sehr zartfühlend behandelt, aber das war zu erwarten gewesen. In ihren Augen war er ein Rebell gegen die herrschende Ordnung, und für solche Männer hatte keine Regierung des Universums Verständnis. Der eigentliche Schock war jedoch erst über ihn gekommen, als man ihm das Bild eines Vorfahren gezeigt hatte, von dessen Rasse die Loghanen angeblich abstammen sollten.

Dieses Wesen hatte gänzlich anders ausgesehen als er selbst und seine Rassegefährten. Snayssol hatte schon immer gewisse Zweifel in Bezug auf das offizielle Geschichtsbild der Loghanen gehabt. Dass sie jedoch von diesen Fremdlingen abstammen sollten, hatte er nicht wahrhaben wollen. Er war eher bereit gewesen, zu glauben, dass ihn das Triumvirat nur in die Irre führen wollte. Dieses eine Bild konnte nicht als Beweis dafür gelten, dass es derartige Wesen wirklich einmal gegeben hatte.

Jetzt hatte er den Beweis: Es hatte sie nicht nur gegeben – es gab sie noch! Drei von ihnen hatten ihn gerettet, und nun stand er einer ganzen Schar dieser Fremden gegenüber. Es war kein Zweifel möglich, sie ähnelten dem Bild in geradezu beängstigender Weise.

Kein Wunder also, dass Snayssols Geist von heilloser Verwirrung und Angst beherrscht wurde ...

Die Männer und Frauen in der Zentrale der ISCHTAR betrachteten ihn mit unverhüllter Neugier. Sie sahen ein aufrecht gehendes Wesen mit je zwei Armen und Beinen, aber damit endete auch die Ähnlichkeit mit den Arkoniden schon. Wie alle Loghanen war auch Snayssol nicht größer als 1,60 Meter und von oben bis unten mit einem dunkelgrünen Pelz bedeckt. Sein Gesicht wies eine breite stumpfe Schnauzform auf, die Ohren waren spitz, die Augen nach Katzenart geschlitzt.