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Nr. 264

– ATLAN exklusiv Band 125 –

 

Der Mondträger

 

Er verlässt die Flotte des Imperiums – er ist bereit, an Atlans Seite zu kämpfen

 

von Harvey Patton

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Atlans geheime Zentrale, von der aus alle Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist der Planet Kraumon.

Mehr als 12.000 verschworene Anhänger des Kristallprinzen leben bereits dort, und Morvoner Sprangk, der Kommandant von Kraumon, sieht sich vor immer größere Schwierigkeiten gestellt, die Versorgung der dort befindlichen Arkoniden zu gewährleisten, zumal Kraumon selbst wenig an Nahrung bietet.

Da erscheint Mekron Dermitron als Retter in der Not. Dermitron ist DER MONDTRÄGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mekron Dermitron – Ein Mondträger desertiert.

Morvoner Sprangk – Kommandant von Kraumon.

Salmoon, Berkosch, Dermato, Olvan und Ventron – Dermitrons Gefährten.

Boraschkin – Agent der POGIM.

Corpkor – Der Tierfänger wird zum Menschenfänger.

1.

 

Als das Schiff aus der letzten Transition kam, wurde es fast zerrissen.

Der Transitionsschock überfiel die Männer und Frauen an Bord mit einer Stärke ohnegleichen. Sekundenlang wanden sie sich wie in Krämpfen, der Entzerrungsschmerz raste durch ihre Glieder. Als sie wieder sehen und hören konnten, fuhren sie schreckerfüllt zusammen. Das berstende Geräusch brechender Träger und Verstrebungen drang an ihre Ohren. Bildschirme implodierten mit lautem Krachen, die Alarmpfeifen gellten auf.

Doch dieses Inferno wurde von einem unerträglichen Dröhnen übertönt. Die Kugelzelle des Raumers erbebte unter heftigen Schwingungen, die sie wie eine riesige Glocke klingen ließen. Dann fiel auch noch die Beleuchtung aus – das Ende schien gekommen!

Laute Schreie gellten durch das Dunkel. Männer und Frauen, die als erfahren und diszipliniert galten, verloren unter den vielfältigen Belastungen die Nerven. Doch auch die Schmerzenslaute Verletzter mischten sich in die panikerfüllten Ausrufe. Die Andruckabsorber waren für wenige Augenblicke ausgefallen. Das hatte schon genügt, um jeden zu Boden zu schmettern, der keinen festen Halt besaß.

Nur der Pilot behielt die Nerven. Seine Hand zuckte vor und legte sich auf die Sensoren einer Notschaltung. Im nächsten Augenblick flammten die Lichter wieder auf. Das brachte alle wieder zur Besinnung, die nahe daran gewesen waren, durchzudrehen. Sie fingen sich wieder und eilten den Verletzten zu Hilfe, die sich aus eigener Kraft nicht mehr erheben konnten.

Allmählich verstummten auch die nervenaufreibenden Geräusche. Das hallende Dröhnen verging, die Lärmpfeifen stellten ihre Tätigkeit ein. Nun schaltete der Pilot den Interkom ein, und seine Stimme klang durch das Schiff:

»Trubato spricht. Achtung, Medostation: Alle Moderatoren auf den Weg bringen, alles zur Behandlung Schwerverletzter vorbereiten. Die Notfallkommandos: Mit voller Ausrüstung auf den Weg machen, Schäden feststellen und nach Möglichkeit beheben. Geben Sie Ihre Meldungen laufend an die Hauptzentrale durch, damit eine Kontrolle und eine Koordination möglich gemacht werden. Ende.«

Die nächste halbe Stunde war mit einem hektisch anmutenden, aber zielbewussten Treiben angefüllt. Medorobots, Ärzte und Helfer waren voll damit beschäftigt, fünfundvierzig Verletzte zu versorgen. Es gab Arm- und Beinbrüche, Gehirnerschütterungen und vielfältige Prellungen. Die Medostation füllte sich bis zur Grenze der Unterbringungsmöglichkeiten.

Ständig gingen neue Meldungen der Notfalltrupps ein. Durch die Brüche von Streben und Trägern waren vor allem die großen Räume betroffen worden. Mehrere Decken waren eingestürzt und einige Antigravschächte ausgefallen. Daneben gab es zahlreiche kleinere Schäden, an deren Beseitigung gearbeitet wurde. Die während einer Zwischenlandung auf einer unbewohnten Welt notdürftig geflickte Kugelzelle hatte jedoch standgehalten. Ein Druckverlust konnte nirgends festgestellt werden.

Dafür kam eine schlechte Nachricht aus dem Maschinendeck.

»Das Transitionstriebwerk ist hinüber!«, meldete der diensthabende Ingenieur. »Es ist restlos ausgebrannt, auch ein Teil der Normaltriebwerke ist ausgefallen. Wir können höchstens noch mit der Hälfte der sonstigen Kapazität beschleunigen, die ISCHTAR ist nur mehr ein halbes Wrack. War das wirklich nötig, Helos? Ich habe Sie dringend davor gewarnt, eine solche Gewalttransition vorzunehmen.«

Helos Trubato zuckte mit den Schultern.

Als Atlan mit der ISCHTAR von Kraumon aufgebrochen war, war er Erster Offizier gewesen. Nun lag jedoch die Verantwortung für Schiff und Besatzung ganz in seinen Händen. Akon-Akon, der junge Suggestor von Perpandron, war zusammen mit Karmina Arthamin, Fartuloon, Atlan und nahezu vierzig weiteren Besatzungsmitgliedern durch den Transmitter verschwunden. Zwölf weitere Männer waren bei den Kämpfen auf Kledzak-Mikhon gefallen, und auch zuvor hatte es schon Verluste gegeben. So war die Kopfstärke der Besatzung auf fünfhundertvierzig zusammengeschmolzen. Sie nach Kraumon zurückzuführen, war Atlans letzter Auftrag an Trubato gewesen. Keine einfache Aufgabe, denn die ISCHTAR war schon damals durch Kampfraketen beschädigt gewesen, und der Weg zur Stützpunktwelt war weit. Trubato hatte sie bewältigt und dabei viel Geschick bewiesen.

»Was wollen Sie, Hagor?«, fragte er nun. »Sie haben mich davor gewarnt, überhaupt noch zu transitieren, ganz gleich, über welche Entfernung. Wir waren aber noch dreihundert Lichtjahre von Kraumon entfernt und in einer vollkommen sternenlosen Zone. Ich musste das Risiko eingehen, sonst wären wir nie mehr in eine bewohnte Region der Galaxis gekommen. Hätte es Ihnen etwa besser zugesagt, so lange im leeren Raum dahinzutreiben, bis unsere Vorräte erschöpft waren? Nur ein paar Monate, und die ISCHTAR wäre nur noch ein Geisterschiff gewesen! Jetzt ist sie zwar ziemlich mitgenommen, dafür befinden wir uns jedoch dicht vor Kraumon, und das allein zählt.«

Hagor Quingallen winkte resigniert ab. »Schon gut, Helos, ich gebe mich geschlagen. Freuen kann ich mich aber trotzdem nicht sehr, denn wir kommen praktisch mit leeren Händen zurück. Atlan und Fartuloon sind mit unbekannten Zielen verschwunden und nach wie vor Spielbälle dieses verdammten Jungen, der sie weiter missbrauchen kann. Ob das die Stimmung auf Kraumon wohl heben wird?«

Er wartete die Antwort nicht ab, sondern schaltete sein Gerät aus. Trubato seufzte, aber bald hellte sich sein Gesicht wieder auf. Er sah den neben ihm sitzenden Navigator an.

»Atlan wird schon durchkommen«, meinte er überzeugt. »Dass er mit Akon-Akon zusammen ist, ist eigentlich kein Nachteil. Der junge Suggestor hat inzwischen viel gelernt und ist nun wirklich ein ›waches Wesen‹, das alle Widerstände meistert. Wir kommen aber auch nicht mit ganz leeren Händen nach Kraumon zurück – wir haben immerhin Gonozal VII. an Bord! Ihn hat dort bisher noch niemand zu sehen bekommen, nur Corpkor wusste, dass wir ihn aus der Karsehra geholt haben. Jetzt können wir ihn präsentieren, und das wird seine Wirkung nicht verfehlen. Er ist zwar kaum mehr als ein lebender Leichnam, aber sein Wert als Symbolfigur gegen Orbanaschol ist unschätzbar!«

Zwanzig Stunden später waren die schlimmsten Schäden behoben. Die ISCHTAR nahm langsam Fahrt auf und steuerte Kraumon an, das noch drei Lichttage entfernt war.

2.

 

Morvoner Sprangks Gesicht zeigte düstere Falten.

Während Atlans Abwesenheit befehligte er die rund zwölftausend Gefolgsleute, die in Gonozal-Mitte und Umgebung lebten. Der ehemalige Kopfjäger Corpkor und der Chretkor Eiskralle unterstützten ihn dabei nach besten Kräften.

Aus der einstigen Geheimstation des Bauchaufschneiders Fartuloon war ein beachtlicher Stützpunkt geworden.

Es gab einen großen Raumhafen, leistungsfähige subplanetare Hangars und starke Abwehrforts. Sie konnten jedem Gegner schwer zu schaffen machen, den Maahks genauso wie den Einheiten der Imperiumsflotte. Bisher hatte jedoch noch keine der gleicherweise unerwünschten Parteien Kraumon entdeckt. Eine einsame rote Sonne, die unaufhaltsam ihrem allmählichen Verlöschen zuging, war kein lohnendes Ziel für sie.

Trotzdem hatte der alte Haudegen Sorgen.

Die isolierte Lage des Planeten fernab aller bewohnten Welten brachte erhebliche Nachschubprobleme mit sich. Zwar verfügte Sprangk über fünf Kugelraumer von 100 und 200 Meter Durchmesser, aber mehr als zwei davon durften nie gleichzeitig abwesend sein. Die übrigen standen startbereit in den Hangars, um sofort eventuellen Angreifern entgegengeworfen werden zu können. Das Fehlen der großen ISCHTAR machte sich hier nachteilig bemerkbar.

Der wüstenartige Planet bot den Arkoniden nur spärliche Nahrungsquellen. Selbst der bewohnbare warme Gürtel rings um den Äquator bestand zum größten Teil aus weiten Steppen und ausgedehnten niedrigen Wäldern. Nur in einigen geschützten Tälern gab es Flüsse und kleine Seen, die die Entwicklung einer üppigeren Vegetation ermöglichten.

In einem dieser Täler befand sich die Station. Allerdings hatte sie inzwischen eine solche Ausdehnung bekommen, dass nur noch wenig Land zum Anbau von Nutzpflanzen übriggeblieben war. Jeder Fleck wurde ausgenutzt, aber das reichte bei weitem nicht, um alle zwölftausend Männer und Frauen zu versorgen. Da es auch nur wenige Tiere gab, die als Fleischlieferanten in Frage kamen, fehlte es an allen Ecken und Kanten.

Man behalf sich durch die Erzeugung synthetischer Nahrungsmittel, die fast zwei Drittel des Bedarfs deckten. Doch das war eben nur ein unzulänglicher Ersatz, den niemand gern mochte. Den meisten waren die in der arkonidischen Flotte verwendeten Konzentrate noch in unliebsamer Erinnerung.

Ähnlich verhielt es sich auch mit allen anderen Bedarfsgütern. Auf Kraumon gab es kaum Rohstoffe, fast alles musste von außerhalb herangebracht werden. Unter diesem Mangel litten vor allem die subplanetaren Fabrikationsanlagen, deren Kapazität nur zu einem kleinen Teil ausgenutzt werden konnte. So war ständig das eine oder andere Schiff unterwegs, um für Nachschub in jeder Form zu sorgen.

Bisher waren aber alle diese Unternehmungen wenig zufriedenstellend gewesen. Die Beschaffungskommandos waren in fast jeder Hinsicht gehandikapt.

Überfälle auf Flottendepots, wo es alles im Überfluss gab, waren zwar spektakulär, wurden aber nur im Notfall ausgeführt. Dabei bestand stets die Gefahr, das betreffende Schiff zu verlieren, und das konnte sich Atlans kleine Flotte einfach nicht leisten. Also hielt man sich meist an abgelegene Kolonialwelten, auf denen es nur selten militärische Garnisonen gab. Das erschien relativ leicht, war aber doch noch schwierig genug.

Der erste Grund war der Mangel an Zahlungsmitteln oder Waren, die man zum Tausch anbieten konnte. Auf diesen Planeten durch Gewaltanwendung Güter zu beschaffen, verbot sich aber von selbst. Es hätte die Sache des Kristallprinzen weit mehr geschadet als genützt. Orbanaschol hatte sich von je her bemüht, Atlan als Verbrecher und Piraten hinzustellen. Wenn man nun wirklich so verfahren wäre, hätte man ihm direkt in die Hände gearbeitet.

Außerdem mussten die Männer stets mehr als vorsichtig sein. Auch wenn sie als harmlose Händler auftraten, bestand noch immer die Gefahr der Entdeckung. Die meisten waren Deserteure und standen auf den Fahndungslisten der Flotte und der POGIM. Schon Kleinigkeiten konnten dazu führen, dass sie erkannt wurden oder sich selbst verrieten. Sobald aber einer in die Hände der Häscher des Imperators fiel, würde man ihn mit allen Mitteln ausquetschen. Dann war die Entdeckung und Aushebung des Stützpunkts auf Kraumon so gut wie sicher!

All diese Überlegungen gingen Morvoner Sprangk nun durch den Kopf. Er war achtzig Arkonjahre alt, groß und schlank, aber körperlich gut in Form. Sein Gesicht wirkte grob, denn es war von zahlreichen Narben übersät, den Spuren seiner Einsätze für das Imperium.

Er war ein ausgezeichneter Organisator in allen militärischen Dingen und ein ruhiger, fast bedächtig wirkender Mann. Doch jetzt war er nervös, das zeigte die Art, wie er wiederholt über seinen vollkommen haarlosen Schädel strich. Schließlich sah er auf und richtete seine Blicke auf den Mann, der ihm an seinem von zahlreichen Monitoren und sonstigen Instrumenten bedeckten Schreibtisch gegenübersaß.

»So kann es hier nicht weitergehen, Bragos«, sagte er entschieden. »Einmal fehlt es hier, dann wieder da, und das alles hemmt unsere Arbeit für Atlan. Wir müssen alles tun, um hier eine Wendung zu schaffen. Deshalb habe ich sie rufen lassen.«

Bragos Neschbar neigte zustimmend den Kopf. »Sie sprechen mir von der Seele, Kommandant. Täglich erhalte ich Anforderungen von allen Seiten, die ich fast nie befriedigen kann. Wir könnten weit größere Fortschritte machen als bisher, wenn hier Abhilfe geschaffen würde.«

Neschbar war etwas kleiner als Sprangk, dafür aber breiter gebaut. Sein Gesicht war rundlich, zwischen den rötlichen Augen saß eine ausgesprochene Stupsnase. Er trug das weißblonde Haar halblang, seine Stimme klang ruhig und kultiviert. Er war 42 Jahre alt und entstammte einer angesehenen Händlerfamilie auf Arkon II. Ehe er zu Atlans Gefolge gestoßen war, war er Beschaffungsmeister auf einem Flottenstützpunkt gewesen. Nun nahm er auf Kraumon eine ähnliche Stellung ein.

»Gut, wir beide sehen das Problem am besten. Sie sind aber derjenige, der es am ehesten meistern kann. Ich bin immer nur Soldat gewesen, Verwaltungsarbeit ist nicht meine Stärke. Sie dagegen kennen sich in solchen Dingen aus und haben den entsprechenden Überblick. Was schlagen Sie vor, um unsere unbefriedigende Situation zu bessern?«

»Wir müssen mehr System in die Sache bringen, Kommandant. Bisher sind unsere Beschaffungskommandos meist sozusagen ins Blaue geflogen und haben uns gebracht, was sie gerade auftreiben konnten. Den Männern kann man daraus keinen Vorwurf machen, sie haben stets getan, was sie konnten. Wir hätten schon früher daran denken sollen, sie gezielt und auf jene Dinge anzusetzen, die gerade am dringendsten benötigt wurden.«

»Fehler sind dazu da, dass sie gemacht werden, wie das alte Wort sagt. Gut, ich gebe Ihnen hiermit alle Vollmachten, um sie zu korrigieren. Richten Sie einen zentralen Planungsstab ein, in Gebäude 17 sind einige Räume und ein Computer frei. Wann kann ich mit ersten Ergebnissen rechnen, wenn Sie sofort mit der Arbeit beginnen?«

Bragos Neschbar wiegte den Kopf.

»Zwei oder drei Tage müssen Sie mir schon zugestehen, Kommandant. Ich werde Offgur und die Computerspezialistin Retsa Dolischkor hinzuziehen, die jetzt schon für mich arbeiten. Zuerst müssen wir eine Rundfrage bei den einzelnen Sektionen veranstalten, um einen umfassenden Überblick über alle Mängel zu bekommen. Das wird neue Probleme aufwerfen, denn natürlich wird jeder Sektionsleiter sein spezielles Problem als besonders dringend ansehen. Darauf können wir allerdings kaum Rücksicht nehmen, sondern werden eine Selektion nach den Gesichtspunkten der höheren Interessen vornehmen. Anschließend werde ich wieder zu Ihnen kommen, um Ihnen das Ergebnis vorzulegen.«

Sprangk nickte und erhob sich.

»Gut, ich verlasse mich ganz auf Sie. Im Augenblick sind unsere Schiffe alle hier, wir können also ...«

Er unterbrach sich, denn auf dem Tisch leuchtete eine Ruflampe auf. Rasch drückte er auf einen Schalter, und auf einem Monitor erschien das erregte Gesicht eines Mannes aus der zentralen Funk- und Ortungsstation.

»Kommen Sie bitte so schnell wie möglich zum Raumhafen, Kommandant. Eben hat sich die ISCHTAR gemeldet, sie wird in einer halben Stunde auf Kraumon eintreffen.«

Morvoner Sprangks Gesicht erhellte sich schlagartig. Er bestätigte kurz und wandte sich dann an Neschbar.

»Das ist die beste Nachricht seit langem! Kommen Sie mit, Bragos – Atlan kehrt zurück, und wir wollen ihn entsprechend empfangen.«

 

*

 

Als die beiden Männer den Hafen erreichten, wimmelte es dort bereits von Leuten. Die Nachricht hatte sich mit Windeseile verbreitet, jeder war gekommen, der irgendwie abkömmlich war. Die Posten hatten Mühe, die Männer und Frauen zurückzuhalten und eine Gasse für den Kommandanten zu schaffen.

Sprangk eilte in den Funkraum, wo das Gesicht von Helos Trubato auf einem Bildschirm stand. Er setzte sich und nickte dem Offizier lächelnd zu.

»Ich begrüße Sie, Trubato. Sie können kaum ermessen, wie sehr ich mich freue, dass die ISCHTAR endlich zurückkommt. Wenn die Nachrichten stimmen, die aus dem Imperium bis zu uns gedrungen sind, müssen Sie eine Menge erlebt und durchgemacht haben. Wie geht es Atlan?«

Das Gesicht des Offiziers verdüsterte sich. »Ich gäbe viel darum, wenn ich das wüsste, Kommandant. Wir kommen ohne ihn zurück, auch Fartuloon und Karmina Arthamin sind nicht an Bord.«

Sprangks Züge waren starr geworden. Diese Nachricht machte ihm zu schaffen, das merkte man deutlich.

»Würden Sie das bitte etwas eingehender erklären?«, forderte er fast barsch. »Wo sind die drei jetzt, droht ihnen Gefahr? Und warum sind Sie nicht mit dem Schiff bei ihnen geblieben, um sie zu schützen?«

Helos Trubato seufzte und rieb sich die übermüdeten Augen. »Das ist eine lange Geschichte, die sich nicht mit wenigen Sätzen erzählen lässt. Erlassen Sie mir vorerst eine ausführliche Schilderung, es gibt wichtigere Dinge zu tun. Vorerst nur soviel: Alles hängt mit unseren Stammvätern, den Akonen, zusammen. Atlan ist mit vierzig weiteren Leuten durch einen ihrer Großtransmitter gegangen – wohin, das mögen allein die Götter wissen. Das geschah unter dem Einfluss eines Suggestors, der die Herrschaft über die ISCHTAR übernommen hatte. Wir waren geistig unterjocht und hatten keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Atlan gab mir zuletzt den Auftrag, das Schiff nach Kraumon zurückzuführen, und hier sind wir nun.«

Sprangk kniff die Augen zusammen. »Also wieder einmal eins jener verrückten Abenteuer, die Atlan geradezu nachzulaufen scheinen. Das gefällt mir gar nicht, Helos, er würde hier dringend gebraucht. Sonst noch etwas von Belang?«

Trubato nickte. »Leider ja, Kommandant. Sorgen Sie dafür, dass das Hospital von Gonozal-Mitte für die Aufnahme einer größeren Anzahl von Verletzten vorbereitet wird. Wir hätten den Rückweg fast nicht geschafft, weil die ISCHTAR beschädigt war. Schon bei der ersten Transition kam es zu Anomalien, und dann wurde es laufend schlimmer. Zuletzt musste ich alles auf eine Karte setzen, und bei dem Sprung wäre das Schiff fast geborsten. Es hat schwere Schäden erlitten und ist nur noch beschränkt manövrierfähig. Ach ja, noch etwas: Die Ärzte sollen sich darauf einstellen, dass sie einen Patienten besonderer Art betreuen müssen. Wir haben Gonozal VII. an Bord.«