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Nr. 271

– ATLAN exklusiv Band 132 –

 

Das Seuchenkommando

 

Alarm für Pejolc – die großen Spiele sind gefährdet

 

von Peter Terrid

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine rund 12.000 Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Atlans geheime Zentrale, von der aus alle seine Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist der Planet Kraumon.

Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, dass es mit Orbanaschol nicht mehr zum Besten steht. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator endlich zu stürzen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kristallprinz nach Arkon gelangt.

Um sein Ziel zu erreichen, beginnt Atlan ein riskantes Spiel, indem er sich als Teilnehmer für die KAYMUURTES registrieren lässt.

Hilfestellung für diese Aktion leistet DAS SEUCHENKOMMANDO ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein Lehrmeister betätigen sich als Seuchenspezialisten.

Corpkor – Der ehemalige Kopfjäger erzeugt eine Seuche.

Rec – Kommandant der SLUCTOOK.

Karmina Arthamin – Die Sonnenträgerin soll ein Schiff abfangen.

Errelikon – Chefagent der POGIM.

1.

 

»Wenn eines von den Dingern einmal entwischt, können wir einpacken!«, prophezeite Fartuloon düster.

Mit den Dingern waren Corpkors Bakterien- und Virenkulturen gemeint, und ich wusste nur zu gut, dass Fartuloon mit seiner schwarzen Vorausschau Recht haben konnte.

Eine winzige Mutation hätte genügt, ein kaum merkbares Abweichen des Erbmaterials von den herkömmlichen Daten. Ein solches Bakterium wäre gegen unsere Heilmittel immun gewesen, hätte sich ungehindert ausbreiten und fortpflanzen können, ohne uns die geringste Chance zu lassen. Natürlich verfügten unsere Körper über immunbiologische Abwehrkräfte, aber die Zeit, die der Körper brauchte, bis er sich an den neuen, mutierten Gegner gewöhnt hatte, war viel zu lang. Ein unbekanntes Virus konnte Kraumon binnen weniger Stunden zur Ödwelt machen, alles tierische und pflanzliche Leben vernichten. Diese Gefahr war um so größer, als Corpkor seine biologischen Kampfmittel aus dem Material aufgebaut hatte, das er in und auf Kraumon gefunden hatte. Die Heimtücke lag darin, dass ein völlig fremdes Virus mit einem ebenfalls völlig fremden DNA-Datenmaterial uns wenig anhaben konnte. Wohl aber konnte eine kleine DNA-Verschiebung bei einem bekannten Bakterium aus einem harmlosen, vielleicht sogar nützlichen Kleinstlebewesen eine biologische Bombe machen, die uns alle vernichten konnte.

Mir war ebenfalls nicht wohl, als ich an Corpkors Experimente dachte. »Keine Aufregung, Leute«, wehrte Corpkor grinsend ab. »Ich kenne meine Freunde. In den nächsten Tagen wird das Spektakel auf Pejolc seinen Anfang nehmen. Ich habe die Inkubationszeiten genau berechnet. Meine Bakterien werden auf die Stunde genau mit ihrer Arbeit anfangen.«

»Und wie sieht diese Arbeit aus?«, wollte ich wissen. Wieder grinste Corpkor.

»Es fängt mit einem ganz harmlosen Juckreiz an«, berichtete er, »der von Tag zu Tag stärker wird.«

Unwillkürlich verkrallten sich meine Finger, als hätte ich es nötig, mich ebenfalls zu kratzen.

»Und anschließend?«, bohrte Fartuloon.

»Dann wird es lustig«, verkündete Corpkor. »Die Haut des Infizierten beginnt sich zu verändern. Es kommt zu einem braunen Hautausschlag. Manchmal verbindet er sich mit einer ziemlich unangenehmen Ausdünstung, aber das wird nur einzelne Personen betreffen.«

»Für eine Panik dürfte es reichen«, stellte Karmina Arthamin fest.

Für einen reinblütigen Arkoniden musste es ein entsetzlicher Gedanke sein, mit einem dunkelbraunen Hautausschlag herumzulaufen. Meine Landsleute waren besonders dann, wenn sie sich hohe Abstammung zugute hielten, von dem Gedanken besessen, dass eine andere Hautfarbe als ein wächsernes Weiß eine Schande für den Träger sei. Ein Bürger Pejolcs, der auf seiner Haut einen dunklen Ausschlag entdeckte, der dazu vielleicht auch noch übel roch, würde mit Sicherheit in Panik verfallen. Mit Ruhe betrachtet, hatte dies sogar Vorteile. Eine ansteckende Krankheit, die sich derart deutlich zu erkennen gab und dazu noch mit dem Odium des Peinlichen behaftet war, musste weit publikumswirksamer sein als eine Seuche, die sich heimlich durch die Bevölkerung fraß und erst entdeckt wurde, wenn es fast schon zu spät war. Bereits der erste hohe Würdenträger, deren es auf Pejolc etliche gab, würde nach dem Seuchenschutz rufen, um seinen Ausschlag loswerden zu können.

»Und als Krönung des Ganzen treten zum Schluss Übelkeit und Halluzinationen auf, ebenfalls abhängig von der besonderen Kondition des einzelnen Patienten.«

»Spätfolgen?«, knurrte Fartuloon, dem dieses Verfahren ganz offensichtlich nicht sonderlich behagte.

Corpkor schüttelte den Kopf.

»Wenn wir mit unseren Medikamenten und der Ausrüstung rechtzeitig zur Stelle sind, wird es keine Spätfolgen geben«, versprach er. »Ich habe an alles gedacht, ihr könnt mir vertrauen.«

Fartuloon machte ein skeptisches Gesicht, aber er wusste so gut wie ich, dass wir kaum ein anderes Verfahren hatten, um unsere ersten Teilziele zu erreichen. Zunächst einmal musste ich feststellen, ob meine Meldung zu den KAYMUURTES überhaupt registriert worden war. War ich nicht in der Zentralkartei für die Amnestie-KAYMUURTES eingetragen, konnte mein Plan als gescheitert gelten. Auf der anderen Seite musste ich dafür sorgen, dass ich bei den KAYMUURTES nicht völlig auf mich selbst angewiesen war. Mit jedem treuen Freund und Helfer, den ich in das Dubnayor-System einschmuggeln konnte, stiegen meine Chancen bei den Kampfspielen. In jedem Fall mussten wir Pejolc und die anderen Welten des Dubnayor-Systems aufsuchen, um uns von meiner Eintragung in die Zentralkartei überzeugen zu können.

Ich sah nach draußen.

Auf dem Startfeld stand die gekaperte SLUCTOOK bereit zum Start. Es bedurfte nur noch meines Befehls, um sie in den Himmel rasen zu lassen. Startklar waren auch noch drei andere Schiffe, die technisch besten und hochwertigsten, die mir zur Zeit zu Gebote standen.

Diese drei Einheiten hatten in unserem Plan eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen, und als Befehlshaber für die drei Schiffe hatte ich keine Person gewusst, die besser als Karmina Arthamin dafür geeignet gewesen wäre. Von ihr, ihrer Schnelligkeit und Umsicht würde vieles abhängen.

Ich überlegte, wen ich mit der SLUCTOOK nach Pejolc mitnehmen sollte. Fartuloon stand als erster Begleiter naturgemäß fest. Er war mein Erzieher und Vertrauter, Leibarzt meines Vaters – einen besseren Ratgeber konnte ich mir nicht wünschen. Mitkommen musste natürlich auch Corpkor, für den Fall, dass sein Bakterien-Attentat nicht ganz so perfekt funktionierte, wie er sich das vorgestellt hatte.

Neben Corpkor stand Rec, der eigentliche Kommandant der SLUCTOOK. Er nickte, als mein Blick auf ihn fiel. Ich lächelte zurück. Dass sich dieser erfahrene Seuchenspezialist uns anschloss, war ein großer Gewinn. Er wusste schließlich sehr genau, wie es an Bord eines Seuchenschiffs zuging. Er kannte die stereotypen Redewendungen, er wusste, wie sich Seuchenbekämpfer für gewöhnlich gegenüber Kranken und vor allem den Behörden verhielten.

Mein Blick wanderte durch den Raum. Alle meine Freunde waren anwesend, nur einer fehlte.

Ra, der Barbar.

 

*

 

Ra machte seiner Stimmung mit einem vergnügten Pfeifen Luft. Die Luft war klar und gut atembar, obwohl Kraumon mit seiner vergleichsweise geringen Schwerkraft von sieben Zehnteln der Norm wesentlich weniger Atemluft festhalten konnte, als der Planet, auf dem Ra geboren worden war.

Nur zu gern hätte der Barbar gewusst, wo in der weiten Galaxis er nach diesem Planeten zu suchen hatte. Er wäre sofort aufgebrochen, Atlan hätte ihm sicher ein kleines Boot zur Verfügung gestellt. Aber der Barbar wusste inzwischen, wie groß eine Milchstraße war, wie viele Millionen Sternensysteme sie enthielt. Eine Suche ohne den geringsten Anhaltspunkt war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Unter diesen Umständen blieb Ra lieber bei seinen neuen Freunden, auch wenn er dabei ab und zu auf etwas verzichten musste.

Wenn der Druck zu groß wurde, pflegte der Barbar allerdings auszubrechen und auf eigene Faust zu handeln – wie in diesem Fall. Die zahlreichen Vorbesprechungen für den Einsatz auf Pejolc hatten sich hauptsächlich um Begriffe wie DNA, Ribosomen, Messenger- und Transfer-RNA gedreht. Zwar wusste Ra mit diesen Begriffen etwas anzufangen, aber er empfand eine wesentlich größere Genugtuung darin, ein kapitales Wild zur Strecke zu bringen als darin, ein DNA-Teilstück in seine Bestandteile zu zerlegen und exakt nach Plan wieder neu zusammenzusetzen.

Das Wild, auf das der Barbar Jagd machte, war noch wenig bekannt. Genaugenommen gab es nur einige Gerüchte über den geheimnisvollen Sandfloh. Einige Streiftrupps hatten ein Lebewesen ausgemacht, das gelbbraun gefleckt war wie der Sand der Wüste und dazu atemberaubend hohe und weite Sprünge machte. Ob das Tier zu den Insekten zählte, war damals nicht festgestellt worden – den Namen Sandfloh hatte es trotzdem erhalten.

Den größten Teil seiner Ausrüstung hatte Ra in Gonozal-Mitte zurückgelassen. Er empfand es als unsportlich, einem Tier mit zu überlegenen Mitteln zu Leibe zu rücken. Warum Strahlenkanonen verwenden, wenn ein gutgeführtes Messer ausreichend war? Ra trug seinen Lendenschurz, im Gürtel ein Messer und über der Schulter den Bogen und den pfeilgefüllten Köcher. In diesem Punkt hatte der Barbar Zugeständnisse gemacht. Das Messer bestand aus hochwertigem Arkonstahl, der Bogen aus einem hochelastischen Kunststoffmaterial, desgleichen die Sehne. Die Befiederung der Pfeile entstammte ebenfalls modernen Werkstätten, bei den Pfeilschäften war Ra allerdings hart geblieben. Er hatte viel Zeit gebraucht, um die Hölzer zu schneiden, aber die Ergebnisse waren mit hölzernen Pfeilen erheblich besser gewesen als mit Schäften aus Metall oder Kunststoff. Fartuloon hatte etwas über Aberglauben und vorwissenschaftlichen Mystizismus in den Bart gemurmelt, aber Ra hatte sich nicht beirren lassen.

Es war heiß in diesem Teil der Oberfläche Kraumons. Rings um Ra erstreckte sich die Wüste. Aus seiner Erinnerung wusste Ra, dass er sich schon in wesentlich kahleren Regionen bewegt hatte. Damals, auf seinem Heimatplaneten. Vor seinem geistigen Auge erschienen die langen, bizarr geformten Dünen einer reinen Sandwüste.

Dieser Teil Kraumons war spärlich bewachsen, heiß und kahl. Es war verständlich, dass sich niemand um diese Regionen kümmerte. Die Bewohner von Gonozal-Mitte und den anderen kleineren Siedlungen hatten mehr als genug zu tun. Sie mussten für ihren Lebensunterhalt sorgen und die Unternehmungen planen und vorbereiten, mit denen der Kristallprinz sein Ziel zu erreichen hoffte. Für Erkundungsexpeditionen in öde Gebiete blieb wenig Ehrgeiz übrig.

»Komm her, zeig dich!«, rief Ra gutgelaunt.

Es kostete wenig Mühe, die wenigen Geräusche zu übertönen, die von der Natur geliefert wurden. Ein sanfter Wind strich über die kahlen Hänge. Ab und zu rieselte etwas Sand, polterte ein kleiner Stein einen Abhang hinunter. Das einzige Geräusch, das Leben verriet, war das leise Wispern sich reibender Blätter. Es gab wenige Pflanzen, die sich in dieser Öde behaupten konnten. Meist handelte es sich um Gewächse, die mit extrem wenig Wasser auskommen mussten. Dementsprechend hart und zäh war ihre Außenhaut, oft mit Stacheln bewehrt.

Als Ra die Stacheln gesehen hatte, hatte er gegrinst.

Hätte ihm nicht schon sein untrüglicher Instinkt für die Zusammenhänge genug verraten, wäre ihm die Information von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen geliefert worden, die er seit seinem Abschied von seiner Heimatwelt gesammelt hatte.

Es lag auf der Hand, dass die Natur keine Pflanze nur aus dekorativen Gründen mit Stacheln ausstattete. Sie hatten nur dann einen Sinn, wenn es Lebewesen gab, die der Pflanze gefährlich werden konnten – also Tiere, die sich von den Pflanzen ernährten.

Ra kniete nieder.

Fast einen Quadratmeter groß war die flache Pflanze, die neben ihm den Boden bedeckte. Unterarmlange Dornen, nur millimeterdick, aber unerhört hart und zäh, ragten von der Pflanze in die Höhe. Ra war aufgefallen, dass an einer Stelle der Dornenteppich durchbrochen war. Bei näherem Zusehen waren die Bissspuren nicht zu übersehen. Irgendein Tier hatte versucht, die Pflanze zu fressen. Die feinen, eingetrockneten Blutspuren an den Spitzen der benachbarten Dornen verrieten Ra, dass der Fresser gestört worden war. Vielleicht hatte sich die Pflanze bewegt, vielleicht aber war auch der Räuber mit einer ungeschickten Bewegung in die Dornen geraten. In jedem Fall hatte er das Weite gesucht.

Ras geübte Augen fanden die Spur ziemlich schnell.

Sie führte zu einem nahen Höhenzug. Deutlich konnte Ra die Abdrücke in dem feinkörnigen Sand erkennen. Vorsichtig, das Messer stoßbereit in der Rechten haltend, folgte Ra der Spur. Als geübter Jäger hatte Ra erkannt, dass das Tier ziemlich groß sein musste. Wahrscheinlich reichte es, auf allen vieren stehend, bis an Ras Gürtel. Seine Länge schätzte Ra auf knapp eineinhalb Meter. Keine leichte Beute also.

Ra wusste nicht, ob er der Spur eines Sandflohs folgte. Es gab keine exakten Beschreibungen dieses Tieres, nicht einmal eine brauchbare Fotografie. Daher konnte der Barbar auch nicht wissen, mit welchen natürlichen Waffen sein Gegner ausgerüstet war.

Ra verharrte kurz. Er klemmte das Messer zwischen die Zähne, mit der Schneide nach außen. Dann griff er zum Bogen und nahm einen Pfeil aus dem Köcher. Bei einer Beute, die sich durch enormes Sprungvermögen auszeichnete, war es ratsam, keine Waffen zu verwenden, die nur auf kurze Distanz taugten.

»Langsam!«, ermahnte sich der Barbar.

Jagdfieber überkam ihn. Er hätte jederzeit umkehren und zu seinem Gleiter gehen können, der in der Nähe abgestellt war. Aber alles in ihm brannte darauf, eine Gefahr einzugehen, deren Größe er einstweilen überhaupt noch nicht einschätzen konnte.

Dann entdeckte er das Tier.

Es hockte hinter einem Fels und leckte sich die kleinen Wunden, die die Dornen hervorgerufen hatten. Vier Augen starrten Ra an, angeordnet in der Form eines auf die Spitze gestellten Quadrats. Darunter war eine weit vorgestreckte Schnauze zu erkennen, daran eine mit zahlreichen feinen Härchen umwachsene Nase, die aufgeregt die Witterung prüfte. Ra wusste, dass der Sandfloh ihn nicht riechen konnte. Ra hatte selbstverständlich darauf geachtet, dass ihm der Wind ins Gesicht wehte.

In die acht Beine des Tieres kam Bewegung.

Interessiert sah Ra, wie sich unter dem gelbbraunen Fell des Sandflohs die Muskeln bewegten. Das Gesicht des Sandflohs wurde noch schmaler, als die großen Kiefermuskeln sich verschoben und ziemlich rasch am Körper entlangwanderten. Ra konnte genau erkennen, wie die Muskeln einen neuen Standort einnahmen – sie waren zu den Sprungbeinen gewandert, die am vorderen Ende des Rumpfes lagen. Am hinteren Ende hatte die frühere Rückenmuskulatur das zweite Paar Sprungbeine verstärkt, während die Bauchmuskulatur zu zwei beeindruckend gefährlich aussehenden Reißarmen gewandert war.

Ra wusste nicht, wie viel Zeit dieser Prozess beansprucht hatte. Eines aber wurde ihm blitzartig klar. Der Sandfloh war überaus gefährlich. Ein Tier, das in der Lage war, seine Muskulatur den jeweiligen Bedingungen anzupassen, war anderen Tieren weit überlegen. Der Sandfloh konnte, wenn er wollte, weiter springen als jedes andere Tier, schneller rennen, härter zuschlagen und zuschnappen wie ein Stahlschott.

Ra spannte den Bogen, zielte und ließ den Pfeil davonschwirren.

Mit einem hässlichen Geräusch zersplitterte der Pfeil auf dem Fels. Der Sandfloh war verschwunden.

Instinktiv verließ auch Ra seinen Standort. Er kippte vornüber und ließ sich abrollen. Hinter ihm prallte ein Körper dumpf auf seinen alten Standort. Ra fuhr in die Höhe.

Genau auf der Stelle, auf der er vor Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte, war der Sandfloh heruntergekommen. Er musste mindestens zwanzig Meter in die Höhe gesprungen sein und hatte obendrein präzise gezielt.

Wieder rollte Ra sich ab, gerade noch rechtzeitig, um dem pfeifenden Schlag eines blitzartig verlängerten Reißarms zu entgehen. Der Sandfloh fauchte leise. Seine Augen verdunkelten sich, dann setzte das Tier zu einem neuen Sprung an. Dieses Mal sprang der Sandfloh weniger hoch, um das Opfer schneller erreichen zu können.

Im Abrollen wurde Ra von dem Tier erwischt. Ein harter Schlag traf seine rechte Schulter und gab seinem Fluchtreflex eine andere Richtung. Diese Änderung seiner Bewegungsrichtung rettete das Leben des Barbaren, denn dicht neben seinem Ohr fegte die Pranke des Sandflohs durch die Luft und zermalmte einen faustgroßen Stein. Ras Schädel wäre bei einem solchen Treffer zerschmettert worden.

Ra wusste, dass er mit dem Bogen keine Chance hatte. Das Band, das den Köcher über seiner Schulter gehalten hatte, war bei dem Sturz zerrissen, zerstreut lagen die Pfeile auf dem felsigen Boden. Dicht neben dem Barbaren lag das Messer auf dem Boden.

Ra zögerte keinen Augenblick.

Mit einer fließenden Bewegung griff er nach dem Messer. Gleichzeitig stieß er sich mit den Füßen ab und machte eine Rolle über die linke Schulter. Wieder verfehlte der Sandfloh ihn nur knapp.

Sobald Ra auf den Füßen stand, holte er aus und warf.