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Nr. 296

– ATLAN exklusiv Band 157 –

 

Orbanaschols Rache

 

Ein Planetenvolk soll ausgelöscht werden – der Imperator kennt keine Gnade

 

von Harvey Patton

 

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Das Geschehen im Großen Imperium der Arkoniden wird gegenwärtig durch innere Konflikte bestimmt – in höherem Maße jedenfalls als durch die Kämpfe gegen die Methans.

Es gärt auf vielen Welten des Imperiums. Und schuld daran ist einzig und allein Orbanaschol, der Brudermörder und Usurpator, der in seiner Verblendung und Korruptheit einen politisch völlig falschen Weg beschritten hat.

Die Tage Orbanaschols scheinen gezählt, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Gegenkräfte im Imperium stark genug sind, den Usurpator vom Thron zu stoßen.

Kristallprinz Atlan, der eigentliche Thronfolger, und seine verschworenen Gefährten, die Orbanaschol bisher schwer zu schaffen machten, sind augenblicklich nicht in der Lage, gezielt einzugreifen, denn Kraumon, ihre geheime Stützpunktwelt, wurde von den Methans zerstört.

Dennoch versuchen sie es – sowohl Atlan als auch seine Gefolgsleute! Während Atlan und Fartuloon, den Gefahren auf Celkar und der Beutewelt glücklich entronnen, auf ihrem Weg nach Arkon sind, verfolgt Getray von Helonk, die Rebellin, ebenfalls den Plan, eine Passage nach Arkon zu bekommen, wo Orbanaschol nach wie vor die Macht besitzt.

Der Usurpator nutzt die ihm verbliebene Macht, um brutal zuzuschlagen, wenn es ihm geraten erscheint. Dies beweist die Strafaktion gegen ein ganzes Planetenvolk – es spürt ORBANASCHOLS RACHE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mekron Dermitron – Der Mondträger auf der Suche nach Atlan.

Morvoner Sprangk und Karmina Arthamin – Ihre Evakuierungsflotte wird in einen Kampf verwickelt.

Zardok – Ein Opfer der POGIM.

Lengavor – Kommandant der SALVOOR.

Planc Gurtamyn – Ein Kommandoführer der POGIM.

»... geschieht es oft, dass geistig labile Menschen ihre innere Unsicherheit durch ein betont energisches äußeres Gebaren zu überspielen versuchen. Parallel dazu tritt meist auch ein übersteigertes Misstrauen gegenüber allen Personen in ihrer Umgebung auf. Gesellen sich außerdem noch Minderwertigkeitskomplexe dazu, kann sich ihr Verhalten bis zu einer psychotischen, grundsätzlich aggressiven Haltung gegenüber jenen Menschen steigern, die ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Gegner sind. In Stresssituationen neigen solche Personen besonders leicht dazu, die Kontrolle über sich gänzlich zu verlieren und regelrecht Amok zu laufen. Für sie existieren die allgemein gültigen Wertmaßstäbe einfach nicht mehr; dass sie sich dabei im Endeffekt selbst zerstören, kommt ihrem kranken Geist gar nicht zum Bewusstsein.

Diese verhaltenspsychologische Feststellung muss eingangs getroffen werden, um dem Betrachter die Vorgänge während der letzten Phase der Regierungszeit des Imperators Orbanaschol III. verständlich zu machen. Orbanaschol gehörte zweifellos zu der zuletzt erwähnten Kategorie. Sein starker Minderwertigkeitskomplex resultierte wohl vornehmlich aus der Tatsache, dass sein Bruder, Imperator Gonozal VII, eine hervorragende Persönlichkeit und ihm in allen Belangen überlegen war. Im Endeffekt führte dies dazu, dass er Gonozal ermorden ließ, um seine Stelle einnehmen und die eigene Person aufwerten zu können. Weitere negative Charaktereigenschaften können hier außer acht gelassen werden.

Das durch den Mord entstehende unterschwellige Schuldbewusstsein steigerte Orbanaschols geistige Labilität jedoch nur noch mehr. Als gegen Ende seiner Regierungszeit der Widerstand gegen sein diktatorisches Regime immer stärker wurde, nahmen sein Misstrauen und seine Aggressivität eindeutig krankhafte Formen an. Zuletzt litt er regelrecht unter Verfolgungswahn und ging wahllos mit äußerster Rigorosität gegen alle vor, die er als vermeintliche oder potentielle Gegner einstufen zu müssen glaubte. Das führte dann zu jenen Pogromen, die für die Nachwelt nur unter Berücksichtigung vorstehender Faktoren erklärbar sind.

Als ein besonders gravierendes Beispiel muss hier das Geschick des Planeten Aycua im Aycualle-System erwähnt werden, der ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen war. Nur ein kranker Geist konnte sich dazu versteigen, hemmungslos verbotene Kampfmittel zur kollektiven Bestrafung der dortigen Bevölkerung einzusetzen, ohne Rücksicht darauf, wie viel Unschuldige sich unter den vermeintlichen Schuldigen befanden ...«

Celkor Kaldyn – Auszug aus seiner »Historie des Großen Imperiums« – erschienen auf Arkon I im Jahre 10.530 (v.A.)

 

1.

 

»Ein persönlicher Befehl des Imperators, Sonnenträger«, betonte der schlanke Mann mit den harten Gesichtszügen. »Sie haben sofort ein Schiff bereitzustellen, das mit Anlagen zur Abregnung chemischer Kampfstoffe ausgestattet ist. Diese werden von einem Kommando meiner Dienststelle an Bord gebracht, das diesen Flug mitmachen wird. Ihr zartes Gewissen wird also durch das Geschehen nicht übermäßig belastet werden. Trotzdem haften Sie persönlich für den ordnungsmäßigen Ablauf dieser Aktion. Im Fall eines Fehlschlags wird Seine Erhabenheit Ihren Kopf fordern – denken Sie daran!«

Der Bildschirm erlosch, die heisere Stimme, die aus der Feldmembrane gekommen war, verstummte.

Der Geschwaderkommandant und zweifache Sonnenträger Zardok blieb trotzdem regungslos vor dem Gerät sitzen. Er starrte auf die dunkle Bildfläche, auf seinen Netzhäuten zeichneten sich noch die zerfließenden Konturen des Abbilds des Anrufers ab. Im Geist sah er jedoch ein ganz anderes Bild.

Er sah das feiste Gesicht jenes Mannes, der für den Befehl verantwortlich war, den er soeben erhalten hatte. Er glaubte das fistelnde, bei einsetzender Erregung heftig keifende Organ zu hören, das er von einigen Begegnungen im Kristallpalast auf Arkon I her kannte. Seit Monaten schon gab es solche Begegnungen nicht mehr, Orbanaschol III. war nur noch für wenige Vertraute persönlich zu sprechen. Der Kristallpalast glich nun einer Festung, selbst das legendäre Tekayl-Gefängnis konnte nicht besser abgeschirmt sein.

»Persönlicher Befehl des Imperators ...«, murmelte Zardok tonlos vor sich hin. »Wer sonst als dieser Mann hätte sich auch eine solche Gemeinheit ausdenken können! Und ich muss dazu schweigen und gehorchen, denn es geht um meinen Kopf.«

Dass es so war, daran konnte es keinen Zweifel geben. Der Anruf war direkt aus dem Hauptquartier der Politischen Geheimpolizei des Imperators, kurz POGIM genannt, gekommen. Ihre Männer würden die Strafaktion leiten und die wahren Befehlshaber an Bord des Schiffes sein. Sie würden dem Sonnenträger bei jeder Bewegung auf die Finger sehen und gnadenlos zufassen, sobald ihnen etwas verdächtig vorkam.

Der Zielplanet hieß Aycua. Dort wohnten mehrere enge Verwandte Zardoks; außerdem auch einige Freunde, Veteranen des Großen Methanskriegs, die ihn auf zahllosen Einsätzen begleitet hatten. Sie hatten sich verbittert dorthin zurückgezogen, denn der Imperator kannte keinen Dank für ihre aufopfernden Dienste.

»Wie kann ich sie nur warnen?«, fragte sich der einsame Mann.

Er schrak aus seinem Grübeln auf, als hinter ihm Geräusche hörbar wurden. Langsam wandte er sich um und sah seiner Frau entgegen, die nun den Wohnraum betrat.

Arvella war fünfzehn Jahre jünger als Zardok, schlank und gut gebaut. Er hatte sie erst vor einem Jahr geheiratet, als er nach einer Verwundung aus der Einsatzflotte ausgeschieden und nach Arkon III versetzt worden war. Als Kommandant eines Sicherungsgeschwaders des Arkon-Systems genoss er das Privileg, mit ihr zusammenleben zu dürfen. Sonst gab es auf dem Kriegsplaneten nur relativ wenig Frauen.

Sie kam heran und legte ihre Arme um seinen Hals. Das dünne Nachtgewand, das sie trug, ließ ihn ihre Körperwärme spüren.

»Weshalb hat man dich mitten in der Nacht geweckt?«, fragte sie mit ihrer melodischen dunklen Stimme. »Sind die Maahks durchgebrochen und stoßen ins Arkon-System vor?«

Es hatte sich auch auf Arkon III längst herumgesprochen, dass das Kriegsglück nicht mehr auf Seiten der Arkoniden war. Einige Fronten waren zusammengebrochen, ganze Sektoren hatten aufgegeben werden müssen. Auch die Gründe dafür waren bekannt, wurden aber nur im Kreise Vertrauter beim Namen genannt. Auf Befehl Orbanaschols wurden immer mehr Einheiten der kämpfenden Flotte abgezogen und für seine persönlichen Zwecke eingesetzt oder vielmehr missbraucht.

Zardok überlegte sekundenlang, ob er Arvella die Wahrheit sagen sollte. Ihre Großeltern wohnten auf Aycua – nein, es ging einfach nicht! Er konnte ihr unmöglich mitteilen, dass er es war, der Unheil über die alten Leute bringen musste ...

Er riss sich zusammen und strich über ihre Wange. Das matte Licht der Stehlampe verbarg, wie gequält das Lächeln war, das er sich nun abrang.

»Dienstgeheimnis, Liebe«, erklärte er. »Man hat mich mit der Durchführung eines Sondereinsatzes beauftragt, der in zwei Stunden gestartet wird. Ich muss mich gleich fertigmachen.«

»Gefährlich?«, erkundigte sich die junge Frau knapp. Zardok schüttelte den Kopf. »Allem Anschein nach eine reine Routinesache, Arvella. In spätestens drei Tagen werde ich wieder zurück sein.«

»Hoffentlich«, sagte sie und schmiegte sich enger an ihn. »Du hast genug für das Imperium getan, Lieber. Wenn nur der grässliche Krieg erst vorbei wäre! Dann könnten wir in meine Heimat gehen und uns dort ein nettes Haus einrichten. Dieser unnatürliche Planet, auf dem es nicht das kleinste Fleckchen Natur mehr gibt, ist mir unheimlich.«

Zehn Minuten später trug der Sonnenträger seine Uniform und brach auf.

Seine Unterkunft lag in einer der riesigen subplanetaren Wohnstädte von Arkon III. Diese befanden sich unterhalb der zahlreichen Landefelder und nahmen jeweils die Besatzungen der Schiffe auf, die sich darauf befanden. Auf diese Weise war gewährleistet, dass die Männer bei Einsatzalarm schnellstens zu ihren Fahrzeugen gelangen konnten.

Zur Zeit war es auf dem zur Gänze mit Metallplastik überzogenen Kriegsplaneten relativ ruhig. Die meisten Einheiten der Imperiumsflotte befanden sich weit draußen im Raum im Kampf gegen die Methans. Das Gros der anwesenden Raumer bestand aus den Geschwadern der Systemverteidigung, die umschichtig Patrouille flogen. Auch die Wohnstadt war nur zum Teil belegt, viele der kasernenartigen Gebäude standen leer.

Zardok bewohnte zusammen mit seinen Offizieren ein großes, komfortabel eingerichtetes Haus. Er schwebte im Antigravschacht drei Stockwerke tiefer und traf dort mit Filam Dekas zusammen, den er zuvor bereits angerufen hatte. Dekas war zweifacher Planetenträger und Kommandant des Schweren Kreuzers SENKKO. Dieses Schiff war, da sich ein Großteil des Geschwaders im Raum befand, zur Zeit das einzige, das für den befohlenen Einsatz in Frage kam.

Der Kommandant grüßte stramm und schlug die geballte Rechte gegen seine Brustplatte. »Wie befohlen zur Stelle, Erhabener«, schnarrte er. »Die Mannschaft ist bereits alarmiert und dabei, die SENKKO zu bemannen. Darf ich fragen, welcher Art unser Einsatz sein wird, Erhabener?«

Dekas war nur mittelgroß und etwas füllig; sein düsteres, asketisch wirkendes Gesicht passte überhaupt nicht zu seiner sonstigen Erscheinung. Zardok war gut einen Kopf größer als er, schlank und fast weißhäutig. Jetzt wirkte sein schmales Gesicht noch bleicher als sonst.

Er nickte Dekas zu. »Genug der Förmlichkeiten, Filam«, sagte er. »Der Imperator selbst hat uns aus den Betten holen lassen. Wir starten zu einer Strafexpedition, unser Ziel heißt Aycua. Wir werden dabei aber nicht allein sein – ein Kommando der POGIM kommt an Bord! Genügt Ihnen das?«

»Verdammt!«, entfuhr es dem Planetenträger. »Verzeihen Sie, Erhabener, ich wollte nicht ...«

Zardok unterbrach ihn mit einer müden Handbewegung.

»Schon gut, Filam, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich sehe Geheimpolizisten auch bedeutend lieber von hinten und aus größerer Entfernung. Kommen Sie jetzt, wir müssen uns beeilen. Man könnte es uns verübeln, wenn wir später im Schiff eintreffen als unsere ›Gäste‹.«

Sie verließen das Gebäude und traten ins Freie. Hoch über ihnen wölbte sich die durch Antigravprojektoren abgestützte Decke, von der herab zahlreiche Kunstsonnen strahlten. Die Straßen der Stadt waren fast leer, nur wenige Raumfahrer bewegten sich auf ihnen zu ihren Quartieren.

Der Sonnenträger trat zu einem der vor dem Haus abgestellten Elektrowagen und schob seine Dienstmarke in einen seitlich angebrachten Schlitz. Geräuschlos glitten daraufhin die Türen des Fahrzeugs auf, die beiden Männer konnten Platz nehmen. Dekas setzte sich ans Steuer und lenkte den Wagen auf den nächsten Pfortenbunker zu.

Zardok lehnte sich zurück, schloss die Augen und überlegte.

 

*

 

Das Aycualle-System mit dem Planeten Aycua lag nur achtzehn Lichtjahre von den drei Zentralwelten Arkons entfernt. Seine helle Sonne konnte aber trotzdem von dort aus nicht gesehen werden. Sie ging in der gleißenden Lichterfülle der anderen Gestirne unter, die hier im Mittelpunkt des Kugelsternhaufens dicht an dicht standen, oft nur wenige Lichtmonate voneinander entfernt.

In früheren Zeiten war Aycua ein beliebtes Ausflugsziel für die arkonidische Oberschicht gewesen. Der Planet besaß nur einen großen Kontinent, auf dem aber infolge seiner günstigen Lage das ganze Jahr über ein frühlingshaftes Klima herrschte. Er gehörte zu den so genannten Paradieswelten, seine Bevölkerungszahl wurde absichtlich gering gehalten. Dafür gab es um so mehr Luxushotels mit allem Komfort und zahlreiche Ferienhäuser für die gut zahlenden Gäste. Auch der frühere Imperator Gonozal VII. verbrachte in jedem Jahr dort seinen Urlaub.

Das alles hatte sich im Verlauf des langen Krieges vollständig geändert.

Es begann damit, dass Orbanaschol III. Aycua geflissentlich mied. Die dort ansässigen Familien, in deren Händen sich die meisten Hotels befanden, waren als treue Anhänger des in seinem Auftrag ermordeten Bruders bekannt. Sie bekannten sich auch nach seinem Tode noch zu ihm, und Orbanaschol strafte sie dafür auf seine eigene Weise. Ein Planet, den er gewissermaßen ächtete, wurde auch für die adeligen und reichen Familien Arkons indiskutabel.

Die Zahl der Erholungssuchenden nahm in jedem Jahr weiter ab. Die großen Hotels sahen kaum noch Gäste, die Ferienhäuser standen leer. Das bedeutete den finanziellen Niedergang für ihre Besitzer, die auf diese Einnahmequellen angewiesen waren. Sie fanden auch keine Käufer für diese Objekte, obwohl sie bald zu wahren Schleuderpreisen angeboten wurden. Niemand wagte sie zu erstehen, um nicht bei dem ohnehin bekannt misstrauischen Imperator in Misskredit zu geraten. So wurde es bald vollkommen still um diese früher blühende Welt.

Auch Orbanaschol schenkte ihr nun keine Aufmerksamkeit mehr. Er hatte sein Ziel erreicht, der Krieg und anderweitige Intrigen beanspruchten ihn ganz. So entging ihm über Jahre hinweg eine Entwicklung, die sich ganz im Stillen vollzog.

Er selbst trug das meiste dazu bei, um sie zu forcieren.

Immer mehr Adelige und Angehörige früher einflussreicher Familien fielen bei ihm in Ungnade und wurden von Arkon I verbannt. Viele wanderten auf Randwelten des Imperiums aus, wo sie zwar verarmt lebten, aber seinem direkten Zugriff entzogen waren. Viele siedelten sich jedoch auch auf Aycua an, dem Planeten, auf dem es nun genügend billigen Wohnraum gab.

Die meisten hatte Orbanaschol enteignet und ihr Besitztum für sich selbst beansprucht. Die Reichen hatten aber schon immer, zumeist der Steuern wegen, verstanden, ihre wahren finanziellen Verhältnisse zu verschleiern. So gelang es ihnen meist doch, wenigstens einen kleinen Teil ihres Besitzes zu retten. Damit verschwanden sie von Arkon und setzten sich heimlich auf den nahe gelegenen Planeten ab.

Sie wurden dort mit offenen Armen empfangen. Den Besitzern der Hotels und Ferienbungalows waren sie direkt ein Geschenk der Götter. Schlecht zahlende Dauergäste waren weit besser als leerstehende Quartiere, die laufend Kosten verursachten und ihnen nichts mehr einbrachten ...

Zehn Jahre nach Orbanaschols Machtübernahme sah es auf Aycua schon wieder erheblich besser aus. Die maßgeblichen Männer des Planeten hatten sich auf die geänderten Verhältnisse eingestellt, und das mit gutem Erfolg. Die neu eingekommenen Gelder wurden dazu verwendet, eine leistungsfähige Farmwirtschaft auf die Beine zu stellen. In dem ausgezeichneten Klima brachten alle Kulturgewächse mehrere Ernten pro Jahr. Man war jetzt nicht mehr darauf angewiesen, die meisten Nahrungsmittel von anderen Welten einzuführen, wie es früher der Fall gewesen war. Im Gegenteil, es wurden Überschüsse erzielt und vorzugsweise an die Raumflotte verkauft, die die besten Preise zahlte.

So erlebte der fast vergessene Planet eine neue, wenn auch relativ bescheidene Blütezeit. So manches Luxusgericht, das der Imperator zu sich nahm, wäre ihm vermutlich in die falsche Kehle geraten, hätte er von seiner Herkunft gewusst.

Auf die Dauer konnte es jedoch seinen verschiedenen Geheimdiensten nicht verborgen bleiben, wie es nun auf Aycua aussah. Sie folgten den Spuren missliebiger Personen, und diese führten immer öfter dorthin. Schließlich berichteten eingeschleuste Spitzel in allen Details, was auf dieser Welt vorging.

Als Orbanaschol davon erfuhr, erlitt er einen seiner berüchtigten Tobsuchtsanfälle.

Schon damals war er drauf und dran gewesen, ein Exempel zu statuieren und die ganze »Verräterclique« ausheben zu lassen, die sich auf dem Planeten versammelt hatte. Nur dem Bemühen des von ihm hochgeschätzten Geheimdienstmanns Lebo Axton war es zu verdanken gewesen, dass es nicht soweit kam.

Der kleine verwachsene Kosmokriminalist, über dessen wahre Herkunft niemand etwas wusste, war gerade zur Stelle gewesen. Er hatte geduldig abgewartet, bis dem verhassten Imperator die Luft weggeblieben war. Dann hatte er sich behutsam eingeschaltet und seine eigenen Vorschläge gemacht. Sie klangen durchaus annehmbar, und so war Orbanaschol schließlich auch darauf eingegangen.

Von diesem Tag an wurde Aycua von allen Arkonplaneten aus vollständig boykottiert. Jeder Flugverkehr zu diesem Planeten wurde eingestellt, alle Handelsverbindungen unterbunden. Für seine Bewohner war es ein harter Schlag gewesen. Jeder Versuch, die Blockade zu durchbrechen, wurde von patrouillierenden Flotteneinheiten bereits im Keim erstickt. Schließlich mussten die Bewohner froh sein, dass man sie auf ihrer eigenen Welt noch in Ruhe ließ. Für einige Zeit ging auch alles gut.

Doch jetzt war es auch damit vorbei! Der bereits halb wahnsinnige Orbanaschol hatte sich aus einem vollkommen nichtigen Anlass wieder an die Existenz Aycuas erinnert. Niederträchtig grinsend hatte er seine Befehle gegeben, und seine willigen Kreaturen in den Reihen der POGIM zögerten nicht, sie umgehend in die Tat umzusetzen.

Über all das dachte der zweifache Sonnenträger nun nach.

Der Plan des Imperators war einfach teuflisch, einen anderen Ausdruck fand er nicht dafür. Die ahnungslosen Menschen von Aycua waren dem sicheren Tod ausgeliefert, wenn seine Durchführung gelang. Gab es nicht doch einen Weg, ihn zu sabotieren?

Zardok überlegte hin und her, dann schüttelte er mutlos den Kopf. Wäre er noch wie früher Kommandant eines eigenen Raumschiffs gewesen, hätte er vielleicht etwas ausrichten können. Jetzt sah jedoch alles ganz anders aus, er kam praktisch als Gast an Bord der SENKKO. Er kannte keinen der ihm unterstellten Offiziere gut genug, um ihn ins Vertrauen ziehen zu können.