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Nr. 298

– ATLAN exklusiv Band 159 –

 

Gegner des Imperators

 

Atlan auf Arkon – der Kristallprinz zwischen den Fronten

 

von H. G. Francis

 

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Das Geschehen im Großen Imperium der Arkoniden wird gegenwärtig durch innere Konflikte bestimmt – in höherem Maß jedenfalls als durch die Kämpfe gegen die Methans. Es gärt auf vielen Welten des Imperiums. Und schuld daran ist einzig und allein Orbanaschol, der Brudermörder und Usurpator, der in seiner Verblendung und Korruptheit einen falschen Weg beschritten hat.

Die Tage Orbanaschols scheinen gezählt, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Gegenkräfte im Imperium stark genug sind, den Usurpator vom Thron zu stoßen.

Während Orbanaschol in seiner Verzweiflung und Panik die ihm verbliebene Macht nutzt, um gegen echte oder vermeintliche Widersacher brutal vorzugehen, sammeln die Gegner seines Gewaltregimes – unter ihnen Atlan-Freunde, aber auch solche, die einen anderen als den Kristallprinzen an der Spitze des Imperiums sehen möchten – ihre Kräfte und ziehen sie in der Nähe des Arkon-Systems oder auf Arkon selbst zusammen.

Verschiedene Ansichten werden von den Rebellen vertreten, was die Vorgehensweise gegen den Usurpator betrifft. Doch alle sind sich darüber einig, dass ein Bürgerkrieg der Arkoniden unbedingt vermieden werden muss, da dieser die Position des Imperiums gegenüber den Methans entscheidend schwächen würde.

Dies sind die Probleme der GEGNER DES IMPERATORS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Orbanaschol III. – Der Usurpator kämpft mit dem Rücken zur Wand.

Lebo Axton – Ein Terraner wird Orbanaschols Geheimdienstchef.

Kelly – Axtons Robotgehilfe.

Atlan – Ein Gefangener wird entlarvt.

Spronthrok und Moira Erclac – Zwei Rivalen im Kampf um die Herrschaft auf Arkon.

Erst wenn es Winter wird, zeigt sich, dass Fichte und Zypresse immergrün sind.

 

1.

 

»Lange dauert es nicht mehr«, sagte der Mann, der in der offenen Tür zur Dachterrasse stand. »Einige Tage vielleicht. Dann ist alles vorbei.«

Der Mann trug eine blassgelbe Hose und eine leuchtend rote Bluse. Ein leichter Schal schützte seinen Hals. An seinen Fingern blitzten kostbare Ringe. Von ihnen ging ein wahres Feuerwerk von flammenden Reflexen aus, wenn er die Hände gestikulierend bewegte.

Sein Gegenüber wirkte dagegen unscheinbar. Er sah fast ärmlich aus in seiner dunkelbraunen Kombination und dem schlichten Ledergürtel, der sich um seine Hüften schlang.

»Von solchen Dingen rede ich lieber gar nicht erst«, sagte der Unscheinbare. »Für uns wird sich zweifellos überhaupt nichts ändern.«

»Orbanaschol, dieser verfettete Massenmörder, ist am Ende«, erklärte der andere. Er sprach langsam und hatte Mühe, seine Worte zu formulieren. Ebenso der Mann, der ihm gegenüber saß. Beide hatten offensichtlich ein überreichliches Quantum Alkohol zu sich genommen. Sie waren weit davon entfernt, nüchtern zu sein.

Dennoch verfolgte Trash Cordogon ihr Gespräch mit gespannter Aufmerksamkeit. Einen der beiden Männer kannte er – den Künstler Malok. Der andere war ihm unbekannt.

Er sah die beiden Männer durch den Spiegel seines Automatenrestaurants. Er saß in einer Kabine und überwachte von hier aus die Funktionen des Unternehmens. Aber nicht nur das. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, die Gespräche seiner Gäste abzuhören. Er zeichnete sie sogar auf, wenn sie ihm wichtig erschienen. Tag für Tag hockte er in dieser Kabine und sammelte Informationen. Auf diese Weise hatte er schon viel erfahren, denn die Gäste aus den verschiedenen Regierungsunterbereichen, die in diesem Trichterbau arbeiteten, unterhielten sich teilweise völlig offen. Sie waren überzeugt, dass ihnen niemand zuhörte.

Was Malok und sein Gegenüber zu bereden hatten, interessierte Cordogon eigentlich nicht. Er wusste selbst, wie es um den Imperator aussah. Das war allzu gut bekannt. Die Niederlagen, die Orbanaschol III. in der letzten Zeit hatte hinnehmen müssen, häuften sich. Und sie waren bekannt geworden. Nie zuvor hatte man im Imperium so oft und so ausführlich über das diskutiert, was sich im Kristallpalast ereignete.

Dennoch hätte Cordogon kaum zugehört, was Malok und der andere zu besprechen hatten, wenn das Restaurant besser besucht gewesen wäre. Außer diesen beiden Männern waren jedoch keine Gäste mehr da.

»Das sind gefährliche Worte«, sagte der Unscheinbare ärgerlich. »Ich würde mich hüten, den amtierenden Imperator mit solchen Worten zu belegen.«

»Warum?«, fragte Malok. »Orbanaschol ist ein Massenmörder. Das weiß mittlerweile jedes Kind. Wenn ihm irgend etwas nicht passt, lässt er die Leute verhaften und zum Tode verurteilen. Ich wette mit dir, dass er sie liebend gern auch selbst hinrichten würde, wenn sich dies mit den Pflichten eines Imperators vereinbaren würde.«

Maloks Gegenüber sprang auf und ging torkelnd auf die Dachterrasse hinaus. Cordogon blickte ihm gelangweilt nach. Malok erhob sich kopfschüttelnd.

»Was ist los, Beyze?«, rief er.

Als dieser nicht antwortete, folgte Malok ihm auf die Terrasse hinaus. Cordogon lehnte sich enttäuscht in seiner Kabine zurück. Die beiden Männer verließen den Bereich der versteckt angebrachten Mikrophone. Jetzt konnte er sie nur noch sehen, aber nicht mehr hören.

Malok legte Beyze die Hand auf die Schulter und sprach gestikulierend auf ihn ein. Cordogon glaubte zu erkennen, dass er seinen Gesprächspartner davon zu überzeugen suchte, dass er Recht hatte. Doch Beyze war offensichtlich nicht damit einverstanden, was Malok über den Imperator sagte. Sein Gesicht rötete sich, und er antwortete Malok in einer Weise, die diesen sichtlich ärgerte.

Nun wurde Cordogon aufmerksam.

Die Auseinandersetzung versprach interessant zu werden. Er beugte sich vor und beobachtete genüsslich, wie eine Meinungsverschiedenheit zum Streit eskalierte. Malok und Beyze erregten sich immer mehr. Sie schrien aufeinander ein, bis sich der wohlhabende Malok verärgert abwandte und die Terrasse verlassen wollte. Das jedoch gefiel Beyze nicht. Er packte Malok am Arm und wirbelte ihn herum.

Zornig schlug ihm Malok dafür die flache Hand ins Gesicht. Das wiederum provozierte den anderen zu einem wütenden Faustangriff, mit dem er Malok bis an den äußersten Rand der Dachterrasse zurückdrängte. Die beiden Streitenden prügelten wild aufeinander ein. Mal versuchte der eine, den anderen mit den Armen zu umschlingen und zu Boden zu werfen, mal versuchte der andere, den Kampf mit einem überraschenden Fußtritt zu beenden.

Als Malok Beyze mit einem solchen Trick fast überwältigt hätte, verlor Beyze die Kontrolle endgültig über sich. Er packte den anderen bei den Hüften, hob ihn hoch und schleuderte ihn über die Kante der Dachterrasse hinweg.

Unwillkürlich sprang Cordogon auf.

Damit hatte er nicht gerechnet. Es hatte schon häufig Schlägereien in seinem Restaurant gegeben, aber noch nie einen Totschlag.

Beyze stand sekundenlang wie erstarrt. Er stierte auf die Kante der Dachterrasse, als erwarte er, dass Malok wie durch ein Wunder sogleich dort wieder erscheinen würde.

Dann bewegte er sich vorsichtig vorwärts, nachdem er sich hastig umgesehen und sich davon überzeugt hatte, dass er allein war. Er kniete nieder und streckte sich schließlich flach auf dem Boden, um über die Dachkante hinwegsehen zu können. Dahinter befand sich noch ein Sicherheitsgitter, das alles auffing, was über die Kante fiel. Malok war jedoch mit einem solchen Schwung hinausgeschleudert worden, dass er über das Sicherheitsgitter hinausgeflogen sein musste.

Die Haltung Beyzes verriet Cordogon, dass das der Fall war.

Beyze sprang auf. Wiederum blickte er sich nervös um. Dann eilte er zu dem Tisch zurück, an dem er zusammen mit Malok gesessen hatte. In aller Eile beseitigte er Spuren, die auf ihn hinwiesen. Danach untersuchte er die Dachterrasse und hob einen Knopf auf, den er bei dem Kampf mit Malok verloren hatte. Als er sich davon überzeugt hatte, dass es weitere Spuren nicht mehr gab, verließ er fluchtartig das Restaurant.

Cordogon stoppte das Bandaufnahmegerät seines Videos, mit dem er alles aufgezeichnet hatte. Dann kam er aus seinem geheimen Versteck hervor. Er ging zur Dachkante und legte sich so auf den Boden, wie es Beyze zuvor auch getan hatte. Das Haus war nur zweihundert Meter hoch. Daher konnte er die Leiche Maloks deutlich erkennen. Der Tote lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf einem mit Gras bewachsenen Spielplatz.

Cordogon wartete etwa eine Minute. Dann landete ein Gleiter neben dem Toten. Beyze sprang aus der Maschine heraus, nahm Malok auf und legte ihn in die Kabine. Danach beseitigte er hastig die Spuren, die das Opfer der Schlägerei auf dem Rasen zurückgelassen hatte. Das dauerte etwa drei Minuten. Danach startete er und raste mit hoher Beschleunigung davon.

Cordogon erhob sich. Er rieb sich die Hände und kehrte zu seiner Beobachtungskabine zurück.

Beyze schien kein besonders wohlhabender Mann zu sein, aber das spielte keine Rolle. Cordogon vermutete, dass Beyze dennoch irgendwo eine Bedeutung hatte. Die galt es, herauszufinden. Und sobald er wusste, wo sie lag, konnte er den Hebel ansetzen.

 

*

 

Die beiden Wutspinnen umkreisten einander lauernd. Beide Tiere streckten die Beißzangen weit vor, um sofort zustoßen zu können, wenn sich beim Gegner eine Blöße bot.

Ein Aufraunen ging durch die Menge, als die beiden Tiere plötzlich angriffen. Sie überwanden eine kurze Distanz so schnell, dass das Auge kaum folgen konnte. Zwei rote Schemen schienen aufeinander loszurasen und erst wieder körperliche Gestalt anzunehmen, als sie einander erreicht hatten.

Schnaubend und kreischend krallten sie die Beißzangen ineinander, wobei jedes Tier versuchte, die tödlichen Waffen des anderen zu neutralisieren, während es sich zugleich bemühte, mit Verdauungssäften den Außenpanzer des Gegners aufzuweichen und zu durchbrechen. Doch das gelang nur, wenn es gegen die Feinde anderer Arten oder gegen eine Beute ging.

Dolf tippte einem Mann auf die Schulter, der den Kampf der beiden Tiere mit fiebrig glänzenden Augen beobachtete.

»Krama, ich habe Ihnen etwas zu sagen«, flüsterte er.

Der andere drehte sich nervös um.

»Doch nicht jetzt, Mann«, rief er.

»Er ist aber wichtig.«

»Nichts ist wichtiger als der Kampf.«

Er drehte sich wieder herum und sah gerade noch, wie eines der beiden Tiere unter der Wirkung des Giftes zusammenbrach, das das andere verspritzt hatte. Eine tiefe Wunde zwischen den Augen zeigte überdies an, dass die Beißzangen das Gehirn erreicht hatten.

»Jetzt ist es vorbei«, sagte Krama klagend. »Sie haben alles verdorben.«

»Entschuldigen Sie, aber es ist wirklich wichtig, was ich Ihnen zu sagen habe.«

»Mitten in der spannendsten Szene des Kampfes mussten Sie stören. Sie sind schuld, dass ich verloren habe.«

»Seien Sie nicht albern«, meinte Dolf. »Die Spinne mit dem Kreuz auf dem Rücken hätte fraglos auch gewonnen, wenn ich Sie nicht gestört hätte. Es tut mir leid, dass Sie Geld verloren haben. War es viel?«

»Es reicht«, antwortete Krama ärgerlich. Er zog seine Kreditkarte aus der Tasche und schob sie betrübt wieder zurück. »Jedenfalls kann ich keine Wette mehr eingehen. Ich kann nichts mehr setzen.«

»Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Dolf. »Kommen Sie. Wir gehen nach draußen. Dort können wir uns ungestört unterhalten.«

Krama folgte Dolf auf die Dachterrasse des Gebäudes.

»Können Sie mich nicht in Ruhe lassen?«, fragte er, als sie unter freiem Himmel in einem blühenden Garten auf und ab gingen. »Wir leben in einer gefährlichen Zeit, und wenn jemand erfährt, dass ich ... Nun, Sie wissen schon.«

»Krama, gerade jetzt benötige ich Informationen. Sie wissen, dass sich alles im Umbruch befindet. Der Imperator ist am Ende. Es ist ziemlich sicher, dass er innerhalb der nächsten Tage zurücktritt, ermordet wird oder zu einer der Randwelten flüchtet. Auf jeden Fall kann er sich nicht mehr länger als Imperator halten. In dieser Situation kommt es für uns alle darauf an, dass der richtige Mann Nachfolger Orbanaschols wird. Wir müssen endlich wieder einen sauberen und anständigen Imperator haben. Die Diktatur muss beendet werden. Wenn wir nichts tun, wird diese Diktatur durch eine andere abgelöst werden, und für uns ändert sich überhaupt nichts.«

»Hm, vielleicht haben Sie Recht«, entgegnete Krama zögernd.

»Ich habe von Freunden gehört, dass zwei Spione verhaftet worden sind, die in einem Container nach Arkon II gekommen sind. Ich muss wissen, wer diese Männer sind.«

»Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Krama verblüfft. »Was geht Sie das Schicksal von zwei Spionen an?«

»Wir befinden uns im Umbruch. Das sagte ich schon. Aus allen Teilen des Imperiums versuchen Gegner Orbanaschols nach Arkon zu kommen. Mittlerweile hat der Imperator das System jedoch hermetisch abriegeln lassen. Niemand kommt mehr durch.«

»Einige doch. Diese Spione beispielsweise.«

»Eben. Sie sind ein hohes Risiko eingegangen. Ich frage mich, warum sie das getan haben.«

»Woher sollte ich das wissen?«

Dolf ging nicht auf diese Frage ein, sondern fuhr fort: »Sie sind Feinde Orbanaschols, und damit Freunde aller, die ebenfalls gegen den Imperator sind. Vielleicht sind sie extrem wichtig für uns alle. Deshalb muss ich wissen, wer sie sind.«

»Ich weiß nur, dass jemand verhaftet worden ist. Zwei Männer. Das ist richtig.«

»Wo sind sie?«

»Im Militärgefängnis.«

»Könnten Sie für mich herausfinden, wer sie sind?«

Krama schüttelte entsetzt den Kopf.

»Das ist unmöglich«, erwiderte er. »Wenn ich mich bemühen würde, diese Informationen zu bekommen, würde ich mich sofort verdächtig machen. Und dann wäre es aus mit mir. Nein, Sie müssten versuchen, einen der höchsten Offiziere des Gefängnisses auszuquetschen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«

»Wer sind diese Offiziere?«

»Was zahlen Sie?«

»Soviel, dass Sie einige Tage lang spielen und wetten können.«

»Einverstanden. Schreiben Sie sich die Namen auf.«

Dolf nahm einen Zettel und einen Stift hervor und wartete ab. Dann schrieb er, was Krama ihm diktierte: »Estopül, Lerctomr, Pharle, Ärxthrom, Beyze, Kra, Pittelkay.«

»Haben Sie eine Idee, wie man diese Offiziere anpacken könnte?«, fragte Dolf.

Krama schüttelte grinsend den Kopf. Er wühlte sich mit den Fingern im Bart herum.

»Das müssen Sie schon selbst herausfinden«, sagte er und tippte sich gegen die Tasche, in der die Kreditkarte steckte. »Ich warte, dass meine Karte ein Konto-Pluszeichen registrieren kann.«

»Das wird erledigt«, versprach Dolf. Er ging zu dem Zentralcomputer des Spielsalons, schob seine Kreditkarte in einen Zahlschlitz und tippte die Kombination Kramas ein. Als dieser etwa zwei Minuten später kontrollierte, zeigte seine eigene Karte an, dass er weiterspielen konnte. Dankend nickte er Dolf zu, gab seine Wette ein und kehrte an den Kampfplatz zurück.

 

*

 

Cordogon öffnete die Servomatik an dem Tisch, an dem die beiden Gäste gesessen hatten. Dafür benötigte er einen Spezialschlüssel, damit er das Banksiegel umgehen konnte. Doch diesen hatte er sich schon vor Jahren besorgt. Das war nicht weiter schwierig.

Vorsichtig entfernte er die Signalgeber, die normalerweise in der Zentralkontrolle einen Alarm ausgelöst hätten. Dann nahm er das Magnetband heraus und legte es in seinem Beobachtungsraum in ein Abspielgerät. Sekunden später kannte er die Kodenummer von Beyze.

Nachdem er diese herausgefunden hatte, gab er sie in den öffentlichen Informationsabruf ein. Danach brauchte er nur noch einige Minuten zu warten, bis er alle bekannten Daten von Beyze hatte. Diese Daten standen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Werbeagenturen, die verschiedenen Verwaltungsapparate und Behörden, die Informationsdienste und Verkaufsagenturen nutzten sie.

Auf diese Weise erfuhr Cordogon, dass Beyze 38 Jahre alt, Offizier der Militärpolizei mit untadeligem Werdegang und zur Zeit im zentralen Militärgefängnis von Arkon II eingesetzt war. Darüber hinaus waren Angaben über seine Wohnung, sein Einkommen und seine geschäftlichen Beziehungen enthalten, die allerdings kaum erwähnenswert waren.

Immerhin wusste Cordogon nun, dass Beyze ziemlich viel zu verlieren hatte.

Cordogon brachte die Magnetspule wieder an und schloss den Tisch. Dann überlegte er, wie er Beyze erpressen konnte.

Es gab zwei Möglichkeiten für ihn. Entweder zwang er ihn, Geld herauszurücken, oder er nutzte ihn für politische Zwecke aus. Cordogon hatte noch keine Entscheidung getroffen, als sich ein verspäteter Gast bei ihm meldete. Er gab das vereinbarte Summzeichen an der verschlossenen Tür, mit der er sich als Freund zu erkennen gab.

Cordogon ließ ihn ein.

»Dolf«, sagte er überrascht. »So spät noch. Hast du nur Durst, oder gibt es etwas, was ich wissen sollte?«

»Beides«, erwiderte Dolf. »Zunächst bin ich innerlich fast vertrocknet. Wenn du dir Mühe gibst, kannst du eine Katastrophe verhindern. Aber, bitte, ich möchte etwas von deinem privaten Vorrat, nicht aus dem öffentlichen Hahn.«

Cordogon ging in seinen Beobachtungsraum und kam mit einer bauchigen Flasche zurück. Er stellte zwei Gläser auf einen der Tische und schenkte ein. Dolf ließ ein paar Tropfen der grünlichen Flüssigkeit auf seine Zunge rinnen und verdrehte verzückt die Augen.

»Ich wusste doch, dass es bei dir einen ganz besonders guten Schluck gibt«, sagte er zufrieden und trank das Glas halb aus. »Aber jetzt hör zu. Heute sind zwei Spione verhaftet worden. Ein Verbindungsmann von mir deutete an, dass sie wirklich wichtig für uns sein könnten. Ich habe meine Beziehungen genutzt und herausgefunden, dass sie im zentralen Militärgefängnis sitzen.«

»Du meinst, wir sollten uns um sie kümmern?«