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Nr. 303

 

Die Straße der Mächtigen

 

Revolte gegen die Herren der Zwillingsstädte

 

von H. G. Ewers

 

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Sicherheitsvorkehrungen, die auf Atlans Anraten durch die SolAb, die USO und die Solare Flotte noch gerade rechtzeitig getroffen wurden, haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist.

Doch die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt und nicht bereinigt worden. Der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.

Atlan, Lordadmiral der USO, und Razamon, der Berserker – er wurde beim letzten Auftauchen von Atlantis oder Pthor zur Strafe für sein »menschliches« Handeln auf die Erde verbannt und durch einen »Zeitklumpen« relativ unsterblich gemacht – sind die einzigen, die die Sperre unbeschadet durchdringen können, mit der sich die Herren von Pthor ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Allerdings verlieren die beiden Männer bei ihrem Durchbruch ihre gesamte Kleidung und ihre technische Ausrüstung.

Und so landen Atlan und Razamon – der eine kommt als Späher, der andere als Rächer – nackt und bloß an der Küste von Pthor, einer Welt der Wunder und Schrecken.

Ihre ersten Abenteuer bestehen sie am »Berg der Magier«. Ihr weiterer Weg bringt sie in Kontakt mit dem »Gralshüter von Gorrick« und führt sie auf DIE STRASSE DER MÄCHTIGEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Razamon – Gefangene auf Pthor.

Mäjesto – Ein kleiner Dieb mit einem tapferen Herzen.

Elementemagier, Teilchenkenner und Phantasieritter – Herren der Zwillingsstädte.

Eisenkaiser und Aminomeister – Technos von Zbahn.

1.

Die Straße der Mächtigen

 

»Hierher!«, flüsterte Mäjesto.

Ich sah nur einen dürren braunen Arm, der sich in die kühle Morgenluft reckte und von dem der Umhang bis zur Schulter gerutscht war. Der kleine Dieb schien in einem Loch zu stecken, das ich von meinem Standort aus wegen der Dornensträucher und kniehohen Gräser nicht sah.

Ein Blick nach links bewies mir, dass Razamon sowohl den Ruf Mäjestos gehört als auch dessen Arm gesehen hatte. Wir nickten uns zu, dann sprangen wir auf und eilten geduckt zu der Stelle, an der sich der Kleine befand.

Sekunden später standen wir neben Mäjesto in einem zirka zwei mal zwei Meter großen und anderthalb Meter tiefen Loch. Mauerreste zeigten, dass es entstanden war, als die Decke eines unterirdischen Raumes einstürzte.

Mäjesto deutete zwischen zwei Sträuchern hindurch auf den freien Platz zwischen unserem Standort und der Vorstadt Emzig. Ich sah zuerst die beiden Zugors, aus denen sechs Technos gestiegen waren, danach entdeckte ich die drei reglosen Gestalten.

Bei ihnen handelte es sich ebenfalls um Technos. Ich erkannte es an den zweiteiligen Lederausrüstungen und den unterarmlangen Lähmwaffen, die in ihrer Nähe lagen. Die Körper selbst waren durch böse Verletzungen fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

»Opfer der Bestie«, stellte Razamon fest und presste fest die Lippen zusammen.

Ich nickte.

Zweifellos waren diese drei Bedauernswerten dem Amoklauf des Ungeheuers zum Opfer gefallen, das sich von den Horden der Nacht entfernt hatte und trotz eines strikten Verbotes in eine Stadt, nämlich Zbahn, eingedrungen war. Und das später den Gorrick Ichtbar getötet hatte!

Ich sah, dass die aus ihren Fluggleitern gestiegenen Technos die Leichen in Plastikplanen einwickelten und in die Zugors luden. Zu meinem Bedauern nahmen sie auch die Lähmwaffen mit.

Als die Zugors abhoben, duckten wir uns in unser Versteck, damit die beiden an den Instrumentensockeln stehenden Technos uns nicht zufällig entdeckten. In zirka fünfzig Metern Höhe beschleunigten die Fahrzeuge und hielten Kurs nach Nordwesten. Dabei flogen sie an dem riesigen Schneckenhaus des Patorghs vorbei und verließen das Stadtgebiet von Zbahn.

»Wohin bringen sie die Toten?«, wandte ich mich an den Kleinen.

Mäjesto deutete nach Nordosten.

»Zur FESTUNG, Atlan. Alle toten Technos werden dorthin gebracht. Von dort kommt auch der Ersatz. Die beiden Zugors dürfen nur nicht direkt zur FESTUNG fliegen, weil der entsprechende Luftkorridor einen Bogen macht, der einen Teil der Ebene von Kalmlech überquert.«

Ich blickte nachdenklich hinter den Zugors her.

Nur zu deutlich erinnerte ich mich an das nächtliche Erlebnis, bei dem ein Techno im Schein des Erdmonds seltsam durchscheinend geworden war. Dabei hatte ich in seinem Innern ein stählernes Gerüst zu sehen geglaubt, um das klumpenähnliche Ballungen angeordnet waren. Der Schluss, dass es sich bei den Technos deshalb um Roboter oder Androiden handelte, war durch das Argument entkräftet worden, dass die Technos nicht nur normale Nahrung zu sich nahmen, sondern auch gefühlsbedingt reagierten.

Aber die Tatsache, dass alle toten Technos zur FESTUNG gebracht wurden, und dass von dort der Ersatz für sie kam, weckte den Gedanken an Roboter und Androiden erneut. Dazu kam, dass ich noch nie einen halbwüchsigen Techno gesehen hatte, ganz zu schweigen von Frauen und Kindern.

Frauen und Kinder können in der FESTUNG leben!, gab der Logiksektor meines Extrasinns zu bedenken.

Ich zuckte die Schultern.

In diesem Augenblick stieß Razamon eine Verwünschung aus. Ich blickte auf ihn und sah sofort, was den Atlanter erbitterte.

Von dem alles beherrschenden Patorgh aus näherte sich ein großer Schwarm jener schalenförmigen, offenen Fluggleiter, die von den Technos benutzt wurden. Sie flogen alle ungefähr in unsere Richtung.

»Wie können sie wissen, dass wir uns hier verbergen?«, fragte ich.

Sie suchen nicht nach euch, sondern nach der Bestie!, teilte mir der Logiksektor mit. Ihre Spur ist überdeutlich zu sehen. Wenn ihr nicht schnell verschwindet, werden die Technos euch allerdings aufgreifen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen.

Erst jetzt vermochte ich die breite Spur zu sehen, die das Ungeheuer bei seinem Amoklauf hinterlassen hatte. Sie bestand aus zertrampelten Sträuchern, herausgerissenen und fortgeschleuderten Grasfetzen und umgestoßenen Mauerresten.

Und diese Spur führte so dicht an unserem Versteck vorbei, dass die Technos, wenn sie einigermaßen gründlich suchten, praktisch über uns stolpern mussten.

»Wohin können wir verschwinden, Mäjesto?«, fragte ich.

Der Kleine zitterte vor Angst. Wahrscheinlich gingen die Technos von Zbahn nicht gerade sanft mit den Gesetzlosen um, wenn sie ihrer habhaft wurden.

»Wir kommen nicht mehr weg«, sagte er. »Der nächste Eingang in die Unterwelt ist dort drüben.« Er deutete nach Süden, wo sich ein von Schlingpflanzen überwucherter Turmstumpf emporreckte. Die Entfernung von uns aus betrug zirka dreißig Meter. Auf der Strecke gab es einige wenige Sträucher und dazwischen kniehohes vergilbtes Gras.

»Es ist nicht unmöglich«, erwiderte ich. »Wir müssen eben auf dem Bauch kriechen, dann bietet das Gras uns Deckung genug.«

Ich sah Mäjestos zweifelnde Miene. Der Dieb war eben nicht gewohnt, sich am Tage durchs Gelände zu bewegen. Deshalb kannte er in erster Linie die Deckung, die die Dunkelheit ihm bot.

Kurz entschlossen kletterte ich aus dem Loch und machte den Anfang. Als ich nach wenigen Metern zurückblickte, sah ich, dass Razamon mir folgte. Er bewegte sich ebenso rasch und sicher durchs Gelände wie ich – oder wie ein erfahrener Kämpfer, der auch die kleinste Deckung zu nutzen wusste. Dadurch wurde ich wieder daran erinnert, dass der Atlanter rund zehntausend Jahre auf der Erde und zwischen Menschen gelebt hatte. Seine diesbezüglichen Abenteuer mussten noch viel reichlicher gewesen sein als meine, denn ich war nur ab und zu aus meiner Tiefseekuppel gekommen.

Irgendwann musste ich ihn auffordern, etwas aus seinem bewegten Leben zu erzählen ...

 

*

 

Razamon und ich schafften es, ungesehen von den Technos, die inzwischen in unserer Umgebung gelandet waren und ausschwärmten, zu dem Turmstumpf zu gelangen.

Mäjesto dagegen hatte Pech. Er bewegte sich zu ungeschickt. Offenkundig wusste er nicht, wie man durch hohes Gras kriecht, ohne dass die Halme in heftige Bewegung geraten. Infolgedessen zog er so etwas wie eine Bugwelle aus schwankenden Halmen hinter sich her.

Er war noch rund drei Meter von dem finsteren Loch in der Turmmauer entfernt, als mehrere Technos ihn gleichzeitig erblickten. Ohne Warnung hoben sie ihre Lähmwaffen und feuerten auf den Kleinen. Mäjesto schnellte einen halben Meter hoch, dann fiel er reglos ins Gras zurück.

Die Technos riefen sich gegenseitig Worte zu, die wir nicht verstanden. Aber sie kümmerten sich nicht weiter um den Gelähmten, da sie offenbar erkannt hatten, dass er nicht mit dem Wild identisch war, das sie jagten.

Ich bedachte die Technos mit einer gemurmelten Verwünschung. Sie wussten bestimmt genau, dass jemand, der gelähmt und daher hilflos einige Stunden lang in diesem Gelände lag, unweigerlich das Opfer der kleinen räuberischen Tiere wurde, die es hier überall gab. Am schlimmsten war dabei, dass die Lähmwaffen der Technos nicht betäubten, so dass ein Gelähmter bei vollem Bewusstsein alles hörte, sah und fühlte, was mit ihm geschah. Die Technos setzten den Kleinen also absichtlich einem grauenvollen Schicksal aus.

Selbstverständlich ließen Razamon und ich Mäjesto nicht im Stich. Wir krochen behutsam zu dem kleinen Kerl und zogen ihn hinter uns her zum Turmstumpf.

Als wir ihn durch das finstere Loch hoben, mussten die Technos dennoch etwas gemerkt haben. Jedenfalls hörten wir das charakteristische Knistern, das auftrat, wenn Lähmstrahlen sich an einem Hindernis entluden. Glücklicherweise wurden weder Razamon noch ich getroffen. Wir duckten uns jenseits des Mauerlochs und lauschten angespannt auf Geräusche.

Nach einer Weile hörten wir die Geräusche von Schritten und eine leise Unterhaltung.

»Sie kommen«, meinte der Atlanter trocken.

»Dann müssen wir uns weiter zurückziehen«, erwiderte ich und spähte in die Dunkelheit, die uns gleich einer Mauer umgab – abgesehen von dem Loch, durch das etwas Licht hereindrang, soweit die Schlingpflanzen es zuließen. »Mäjesto bezeichnete den Turmstumpf als einen Eingang in die Unterwelt, folglich gibt es hier so etwas wie eine Treppe.«

»Ich habe es satt, mich immer nur zu verkriechen!«, stieß der Atlanter zornig hervor. »Wenn der erste Techno seinen Kopf durch das Loch steckt, drehe ich ihm den Hals um!«

»Das wäre idiotisch!«, gab ich zurück. »Wenn wir einen von ihnen umbringen, ziehen wir die ganze Bande auf uns. Tauchen wir dagegen unter, geben die Technos sicher bald auf und konzentrieren sich wieder auf die Suche nach dem Ungeheuer.«

»Niemand nennt mich ungestraft einen Idioten!«, begehrte Razamon auf. »Auch du nicht, Atlan!«

Ich seufzte.

Der Jähzorn meines pthorischen Freundes würde mir noch oft zu schaffen machen. Er konnte vor allem dann gefährlich werden, wenn seine Erregung das böse Erbe aus der Zeit in ihm erweckte, in der er noch ein Berserker gewesen war.

»Ich habe nicht dich einen Idioten genannt, sondern nur deine Absicht, den Helden spielen zu wollen, als idiotisch bezeichnet«, erklärte ich. »Das ist ein fundamentaler Unterschied.« Da meine Augen sich unterdessen an die hiesigen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, entdeckte ich in der Mitte der Turmruine die abgebrochene steinerne Spindel einer Wendeltreppe.

»Es müssen mindestens zwei Gesetzlose gewesen sein«, hörten wir von draußen die harte Stimme eines Technos. »Da einer von ihnen gelähmt ist, können sie nicht schnell fliehen.«

»Was kümmern uns die Gesetzlosen!«, entgegnete eine andere Stimme.

»Es sind Mörder und Diebe«, erklärte der erste Techno. »Hole Verstärkung. Wir werden die Burschen einholen und mitnehmen. Aminomeister kann Versuchstiere gebrauchen.«

»Ich helfe euch!«, flüsterte Razamon heiser.

»Sei kein Narr!«, flüsterte ich ihm zu und zog Mäjesto in Richtung der Wendeltreppe. »Wir wollen die Herren von Atlantis bekämpfen und uns nicht damit aufhalten, untergeordneten Helfern eine Prügelei zu liefern.«

Das half, denn Razamon befand sich plötzlich wieder in meiner Nähe. Er fasste den Kleinen an den Füßen. Inzwischen hatte ich die Treppe erreicht. Sehr wohl fühlte ich mich nicht, als ich die Steinstufen rückwärts hinabstieg. Unter uns konnten Gesetzlose lauern, die nicht so harmlos waren wie Mäjesto. Oder es gab eine Lücke in der Treppe, die ich vielleicht nicht rechtzeitig erkannte.

Aber vordringlich mussten wir uns so weit wie möglich zurückziehen, damit die Technos, die in den Turmstumpf eindrangen, uns mit ihren Lähmwaffen nicht erreichten.

Als wir fünf Windungen hinter uns gebracht hatten, hörten wir von oben das Knistern von Lähmwaffenentladungen. Offenbar feuerten mehrere Technos von draußen gleichzeitig durch das Mauerloch. Wenn sie sich geschickt anstellten, hätte niemand, der sich oben aufhielt, eine Chance gehabt, sich gegen sie zu wehren – jedenfalls nicht mit bloßen Fäusten.

Das schien auch Razamon einzusehen, denn er sagte nichts weiter von Widerstand. Er erklärte sich sogar bereit, Mäjesto allein auf den Schultern zu tragen, damit ich mich darum kümmern konnte, dass wir nicht plötzlich von Gesetzlosen angegriffen wurden.

Während wir Windung um Windung hinabstiegen, hörten wir von oben etwa zehn Minuten lang die Schritte der Verfolger und ab und zu ein paar Schüsse. Da die Technos aber anscheinend keine Lampen bei sich trugen und sich deshalb ebenfalls durch die Finsternis zu tasten hatten, kamen sie nicht schneller als wir vorwärts. Und nach zehn Minuten entfernten sich die Schritte nach oben.

Razamon und ich aber tasteten uns noch mindestens eine halbe Stunde lang die gleiche Wendeltreppe abwärts. Als wir ihr Ende erreichten, fanden wir einen schmalen Korridor – und irgendwo in ihm erblickten wir einen blassen Lichtschimmer.

Da wir es satt hatten, noch länger im Dunkeln zu tappen, wandten wir uns in diese Richtung. Etwas anderes blieb uns ja auch nicht übrig.

 

*

 

Als ich den ersten Blick in die Halle warf, holte ich unwillkürlich tief Luft.

Razamon hörte es und drängte sich begierig neben mich.

»Eine Bahnhofshalle für Eisenbahnschienen!«, sagte er überrascht.

»Das war es einmal«, erwiderte ich und musterte die teilweise eingebrochene Decke, die unter Hitzeeinwirkung verfärbten und verbogenen Schienen sowie die Trümmerhügel, in denen man nur noch mit einer gehörigen Portion Phantasie ehemalige Einschienenwagen erkannte.

Ich blickte den Atlanter an, dessen Gesicht im Schein der birnenförmigen Lampe lag, wie ich sie in Zbahn schon mehrmals kennen gelernt hatte. Da sie teilweise an Träger geheftet waren, die erst durch den Absturz von Deckenteilen freigelegt worden sein konnten, mussten sie erst lange nach der Katastrophe angebracht worden sein.

Die Falten in Razamons Gesicht schienen sich vertieft zu haben. Er wirkte so, als dächte er angestrengt nach – und ich konnte mir denken, was ihm Kopfzerbrechen bereitete.

»Dieser Anblick holt keine Erinnerung ans Licht, wie?«, erkundigte ich mich.

Razamon schüttelte den Kopf.

»Ich scheine nie etwas von dieser zerstörten Anlage gewusst zu haben«, sagte er tonlos. »Allmählich gewinne ich den Eindruck, dass Pthor unterhalb seiner Oberfläche mehr Geheimnisse birgt als oberhalb. Hochwertiges Metallplastik rostet natürlich nicht; aber auch hier unten kommt es zu Ablagerungen von Feuchtigkeit und Staub, an denen man auf die Zeit schließen kann, die seit der Zerstörung der Anlage vergangen ist.«

Er trat in die Halle, legte den Kleinen auf den Boden und ging zu einem der Bahnwracks. Mit einem herumliegenden Metallkeil kratzte er an einer Strebe herum.

Als er sich umwandte, blickten seine schwarzen Augen unergründlicher als jemals zuvor.

»Fünf Zentimeter!«, sagte er. »Das ist für diese Umgebung ein enormer Wert. Ich schätze, dass seit der Katastrophe oder der gewaltsamen Zerstörung dieses Bahnhofs viele Jahrtausende vergangen sind – vielleicht sogar viele Jahrzehntausende.«

Ich erschauderte und trat ebenfalls in die Halle.

»Vielleicht hat Pthor nicht immer den Herren der FESTUNG gehört«, sprach ich meine – allerdings spekulativen – Gedanken aus. »Sie könnten es den früheren Besitzern gewaltsam entrissen haben – und bei den Kämpfen kamen die Zerstörungen zustande. Während hier unten alles so gelassen wurde, haben die Herren der FESTUNG die Spuren der Kämpfe an der Oberfläche beseitigen und neue Bauwerke errichten lassen.«

»Das ist aber weit hergeholt, Atlan«, meinte der Atlanter. »Ebenso gut könnten die Zerstörungen von Machtkämpfen früherer Beherrscher Pthors unter sich zeugen – oder davon, dass Pthor irgendwann vor langer Zeit einmal fast besiegt worden ist.«

Er sah mich durchdringend an.

»Wenn du dich nur daran erinnern könntest, was du in der dritten Kristallhöhle fandest! Grundlos hast du bestimmt nicht von einem Gral und einem Gralshüter gesprochen. Du musst etwas sehr Wichtiges erfahren haben.«

Ich zuckte hilflos die Schultern.

»Ich sagte schon, dass die Erinnerungen in meinem Unterbewusstsein zu schlummern scheinen, dass ich sie aber einfach nicht hervorholen kann«, erwiderte ich. »Möglicherweise gelingt mir das später einmal. Jetzt ist es unmöglich.«

Ich deutete in den Tunnel, der von der Halle nach rechts führte und der ebenfalls beleuchtet war.

»Wenn wir uns in diese Richtung wenden, kommen wir sicher irgendwo heraus, wo sich keine Technos aufhalten. Ich schlage vor, wir gehen weiter. Ich möchte endlich die Straße der Mächtigen erreichen, die nach Mäjestos Aussage einst von Odin beherrscht worden sein soll.«

Razamon lächelte.

»Du brennst natürlich darauf, konkrete Spuren von Odin, Sleipnir und anderem Beiwerk zu finden, Atlan. Schön, du sollst deinen Willen haben!«

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