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Nr. 341

 

Die Todeskarawane

 

Unter den Nomaden von Loors

 

von Horst Hoffmann

 

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Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war.

Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf die Reise durch Zeit und Raum – auf eine Reise, von der niemand weiß, wo sie eines Tages enden soll.

Doch nicht für lange!

Der überraschende Zusammenstoß im Nichts zwischen den Dimensionen führte dazu, dass der »Dimensionsfahrstuhl« Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde.

Und so geschieht es, dass Pthor auf Loors, dem Planeten der Brangeln, niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn von Tod und Vernichtung über die »Ebene der Krieger« gezogen hat.

Dass Atlan und seine Gefährten keinen Augenblick zögern, diese neue Welt auszukundschaften, ist nur zu verständlich. Im Zuge dieses ihres Unternehmens entdecken sie DIE TODESKARAWANE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Thalia, Razamon und Kolphyr – Der Arkonide und seine Gefährten unter Brangeln.

Gfluurt – Die alte Spitze der Karawane Jarsys.

Ponkorn – Ein Brangel übt schreckliche Rache.

Kryanur – Die neue Spitze der Karawane Jarsys.

Wommser – Kolphyrs Symbiont macht einen Kurzbesuch.

1.

 

Die drei Brangeln saßen mit bebenden Gliedern auf der obersten Latte der Umzäunung, hinter der sich die riesige Herde befand. Das Brüllen der Spyten ließ ihre wulstförmigen Gehörorgane auf dem oberen Ende des Körpers, der einer überdimensionalen Wurst glich, heftig pulsieren. Die Tiere waren unruhig und aggressiv. Seit nunmehr drei vollen Zeltlagern saß die Karawane hier am nördlichen Rand der Fläche Jell-Cahrmere fest.

Die Spyten drängten sich an den Zaun. Manchmal kamen sie so nahe, dass Kryanur und seine beiden Gefährten sich mit ihren langen Lanzen Respekt verschaffen mussten.

Noch gehorchten die Tiere den Brangeln, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihrem unbändigen Wandertrieb folgen würden.

Es hatte bereits die ersten Amokläufer unter den Spyten gegeben. Sechs Mitglieder der Familie Gastayer hatten bei dem Versuch, sie zu bändigen, den Tod gefunden.

Mit jeder Sonne wurden die Tiere gereizter. Nur ein Verrückter konnte sich allein unter sie wagen.

Solch ein Verrückter war für den jungen Kryanur Gfluurt, die unersetzliche Karawanenspitze.

Noch einmal versuchte Kryanur, Gfluurt zurückzurufen. Die drei Saugrüsselfinger seiner Hände schmatzten so laut, dass es ihm körperliche Schmerzen bereitete.

Aber Gfluurt hörte ihn nicht. Die unersetzliche Karawanenspitze war zwischen den mächtigen Leibern der Spyten verschwunden. Nur die in die Höhe ragende Lanze verriet, dass er sich genau auf Mierjot, den Leitbullen dieser Herde zubewegte.

Der Brangel rechts neben Kryanur gab einige schmatzende Laute von sich. Kein Mensch wäre bei dem Anblick der drei plump wirkenden Wesen auf den Gedanken gekommen, dass zwischen ihnen eine aufgeregte »Unterhaltung« im Gange war. Die Brangeln hatten keine Sprechwerkzeuge im menschlichen Sinne. Sie verständigten sich durch Schmatzlaute, die sie mit ihren Saugrüsselfingern produzierten.

»Das ist die Gelegenheit, ihn loszuwerden«, schmatzte Ponkorn. Kryanur bebte vor Erregung. Er war unsicher. Es war noch früher Morgen, und die anderen Brangeln schliefen noch in ihren Zelten.

Wenn Gfluurt von Mierjot zu Tode getrampelt oder aufgespießt wurde, würde niemand Kryanur die Schuld dafür geben können. Jeder wusste, dass Gfluurt schwer krank war und dass sich seine Sinne vernebelt hatten. Das Gift wirkte langsam, aber sicher.

»Es ist zu früh«, gab Kryanur ausweichend zurück. »Niemand außer ihm ist imstande, die Karawane zu führen.«

»Du bist sein Nachfolger, Kryanur. Du kennst die Geheimnisse des Herdenzugs.«

»Einen Teil davon, Ponkorn – lange noch nicht alle.«

Gfluurt tauchte vor Mierjot auf. Nur noch wenige Hörnerlängen trennten ihn von dem schnaubenden Bullen. Kryanur musste erkennen, dass er die Karawanenspitze nicht mehr retten konnte – selbst, wenn er wollte.

Plötzlich bückte sich Ponkorn und hob einen Stein auf. Bevor Kryanur ihn daran hindern konnte, schleuderte er ihn auf den Bullen.

Kryanur musste sich beherrschen, um Ponkorn nicht mit der Lanze vom Zaun zu stoßen.

Der Leitbulle brüllte auf und fuhr herum. Als er keinen Angreifer fand, bäumte er sich auf und stampfte mit den Hufen. Gfluurt war jetzt bis auf zwei Hörnerlängen heran. Kryanur wollte dem Alten helfen, aber die Spyten würden ihn zertrampeln, bevor er Gfluurt erreicht hatte. Sie respektierten nur die Karawanenspitze.

Der Leitbulle wartete, bis Gfluurt direkt vor ihm stand.

Was macht er jetzt?, dachte Kryanur fast von Sinnen, als Gfluurt mit der Lanze ausholte und dem Bullen mit aller Wucht gegen die Hörner schlug. Kryanur blockierte die Sehorgane. Er hörte ein wildes Schmatzen, das ungestüme Schlagen von Hufen, das Gebrüll des Leitspyten. Instinktiv ließ er sich rückwärts vom Zaun fallen. Auch Ponkorn und Weljost brachten sich schnell in Sicherheit, als die Spyten am Zaun mit gesenkten Köpfen auf sie losgingen. Die ganze Herde war in Aufruhr.

Kryanur und seine beiden Gefährten schlugen mit ihren Lanzen gegen die Hörner der Tiere, die etwa die dreifache Körpergröße eines Schweins hatten. Die Spyten wichen langsam zurück. Kryanur hörte, wie jetzt von allen Seiten Brangeln herangestürmt kamen, die durch den Lärm geweckt worden waren.

»Lenkt sie ab!«, gab er ihnen zu verstehen. »Ich kümmere mich um Gfluurt!«

Jetzt blieb ihm keine Wahl mehr. Er musste versuchen, die unersetzliche Karawanenspitze zu retten. Kryanur stieg auf den Zaun und versuchte, Gfluurt irgendwo zwischen den mächtigen Leibern der Spyten auszumachen. Er achtete nicht auf das aufgeregte Schmatzen der Brangeln um sich herum, die mit ihren Lanzen die Tiere fernhielten.

Wo war die Karawanenspitze? Plötzlich teilte sich die Herde. Kryanur weigerte sich einige Augenblicke lang, zu glauben, was er sah. Gfluurt ritt auf Mierjot! Der Leitspyte vollführte wütende Sprünge, um Gfluurt abzuschütteln, aber der alte Brangel hielt sich mit beiden Saugfingerhänden an Mierjots Hörnern fest und glich die ruckhaften Bewegungen des Bullen mit einer Geschicklichkeit aus, die ihm niemand mehr zugetraut hätte.

Trotzdem hatte er keine Chance.

Der Bulle stürmte genau auf die Stelle zu, an der Kryanur wartete. Jetzt wurde die Karawanenspitze schwächer. Gfluurt hielt sich nur noch mit einer Hand fest, während er mit den Saugfingern der anderen klagende Schmatzlaute von sich gab.

Kryanur hatte schreckliche Angst, aber er konnte nicht mehr länger zögern. Er sprang vom Zaun und hob ein paar schwere Steine auf. Mierjot raste genau auf ihn zu. Gfluurt verlor den Halt. Seine Hände versuchten, eines der Hörner zu erreichen, aber Mierjot bäumte sich auf und schleuderte den alten Brangel in hohem Bogen vor den Zaun.

Er wird ihn zertrampeln!, durchfuhr es Kryanur. Mit aller Kraft schleuderte er die Steine auf den Bullen. Mierjot brüllte wild auf und stemmte die Vorderhufe in den weichen Boden. Wieder fuhr er herum und suchte nach Angreifern.

Die anderen Brangeln folgten Kryanurs Beispiel und bombardierten Mierjot mit Steinen. Der Leitspyte bäumte sich brüllend auf und stieß mit den Hörnern um sich. Die Hufe des Bullen zertrampelten das Gras wenige Hörnerlängen neben dem bewusstlosen Gfluurt.

Kryanur überwand die Angst und stieß sich vom Zaun ab. Ponkorn und Weljost begriffen seine Absicht und veranstalteten auf den Zaunlatten einen Höllenspektakel, um Mierjot abzulenken. Der Bulle hob den Kopf und raste auf den Zaun zu.

Kryanur lief auf Gfluurt zu und erreichte ihn, ohne dass Mierjot Notiz von ihm nahm. Erst als er nach den Armen des Alten griff, fuhr der Bulle herum.

Einen Moment lang sah Kryanur dem Spyten in die kleinen Augen. Mierjot wirkte erstarrt. Eine unheimliche Stille lastete über der Szene. Und dann griff Mierjot an.

Es war eines der größten Verbrechen, einen Leitspyten zu verletzen oder gar zu töten. Trotzdem hob Kryanur die Lanze und schleuderte sie dem Bullen entgegen. Sie traf ihn genau in eines der beiden großen Fettreservoire unter dem Hals. Mierjot brüllte auf und preschte auf Kryanur los. Der junge Brangel warf sich geistesgegenwärtig zur Seite und entging den tödlichen Hörnern. Mierjot stampfte an ihm vorbei und raste in den Lattenzaun. Kryanur packte die Karawanenspitze und zog Gfluurt unter den Latten hindurch, wo Weljost ihn in Empfang nahm.

Kryanur kroch hinterher und half Weljost, Gfluurt zu seinem Zelt zu schaffen. Alle Brangeln, die nicht um ihr Leben liefen, sahen zu. Niemand würde Kryanur einen Vorwurf machen können. Niemand würde glauben, dass Kryanur und die herrschende Familie Frotheyer die Hände im Spiel hatten, wenn Gfluurt, die unersetzliche Karawanenspitze, nach wenigen Sonnen an seiner »Krankheit« sterben würde.

Sie hatten Gfluurts Zelt bereits erreicht, als hinter ihnen die Hölle losbrach. Kryanur fuhr herum und erstarrte.

Die Herde des Leitspyten brach aus und folgte ihrem Bullen. Die Zäune wurden niedergewalzt, und die wenigen mutigen Brangeln, die versuchten, sie aufzuhalten, starben unter den Hufen der Spyten.

 

*

 

Alles hatte damit begonnen, dass die Fremden mit dem Himmelsfeuer über den Flächen erschienen waren und den Brangeln alle Karawanenzüge untersagt hatten.

Einige Karawanen hatten sich gegen die Anordnungen aufgelehnt. Die Fremden hatten sie furchtbar bestraft. Vor drei Zeltlagern hatten die Führer der Karawanen beschlossen, vorerst abzuwarten und sich der Macht der Eroberer zu fügen, um weitere Tote zu vermeiden.

Seitdem gab es so gut wie keine Verbindung mehr zwischen den einzelnen Stämmen der Brangeln. Die Spyten standen in ihren Umzäunungen und wurden von Sonne zu Sonne aggressiver. Viele von ihnen wurden krank und starben.

Die Karawane Jarsys bestand aus 12.000 Brangeln und 6500 Spyten. Sie war die größte Karawane der Fläche Jell-Cahrmere. Als die Fremden erschienen, lagerte sie am nördlichen Rand der Fläche, im Grenzgebiet zu Coll-Herest im Westen und Purgh-Simz im Osten, der berüchtigten Fläche des Todes.

Die Karawane Jarsys wurde ebenso wie alle anderen Karawanen von einer Familie beherrscht, die während der Lagerperioden über die Geschicke der Brangeln zu bestimmen hatte. Während der Züge über die Flächen führte Gfluurt, die Karawanenspitze, die Eingeborenen und die Spyten. Nur die Karawanenspitze, die die Geheimnisse der Herdenwanderung von ihrem jeweiligen Vorgänger erfahren hatte und ihrem Nachfolger weitergeben würde, war in der Lage, den Wandertrieb der Spyten zu lenken.

Unter normalen Umständen deckten sich die Interessen der herrschenden Familie und der Karawanenspitze. Diesmal aber war das anders.

Gfluurt weigerte sich, in die Fläche Jell-Cahrmere zurückzukehren oder die Brangeln auf den Spyten in eine andere der sieben Flächen ihrer Welt, die die Eingeborenen Loors nannten, zu führen. Gfluurt fürchtete den Zorn der Fremden, die Loors besetzt und Jell-Cahrmere zu ihrem Hauptquartier gemacht hatten. Er hatte auf ihren Befehl hin die gewaltige Herde in eine kleine Senke zwischen den Hügeln geführt, die die Fläche im Norden begrenzten. Der Boden war schlecht, und die Jäger kehrten meist ohne Beute ins Lager zurück.

Zu allem Übel wurde Gfluurt nach einem Zeltlager krank und war kaum imstande, die Herde und den Stamm weiterzuführen, selbst wenn er gewollt hätte.

Gfluurt erholte sich von seiner Krankheit. Er litt darunter, die Karawane stillstehen zu sehen, aber lieber wartete er darauf, dass die Fremden wieder von Loors verschwanden, als dass er die wertvollen Spyten und die ihm anvertrauten Brangeln der vernichtenden Strafe der Eroberer preisgab.

Die Familie Frotheyer verschärfte ihre Forderungen. Als Gfluurt auch weiterhin »uneinsichtig« blieb, begann die Familie, das Problem auf ihre Weise aus der Welt zu schaffen.

Die Karawanenspitze musste sterben, wenn sie sich weigerte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Andererseits musste sie so lange leben, bis sie Kryanur, ihrem designierten Nachfolger, auch die letzten Geheimnisse der Herdenwanderung anvertraut hatte.

Gfluurts Krankheit verschlimmerte sich wieder ...

 

*

 

Die drei führenden Mitglieder der Familie Frotheyer saßen im Halbkreis um das kleine Feuer in ihrem Spitzzelt herum, als Kryanur, Ponkorn und Weljost das Ledertuch vor dem Eingang zurückschlugen.

Ein schmatzender Laut forderte die drei auf, einzutreten.

Kryanur setzte sich ans Feuer und starrte in die Flammen, während seine Begleiter hinter ihm stehen blieben.

»Du hast deine Sache gut gemacht, Kryanur«, begann schließlich Taslyn, das Familienoberhaupt. »Gfluurts Dummheit kann die entscheidende Wende bedeuten. Niemand wird jetzt Verdacht schöpfen, wenn sich sein Zustand plötzlich abrupt verschlechtert. Von nun an mischst du ihm die doppelte Menge Gift in den Heilbrei. Du hast endgültig sein Vertrauen gewonnen. Jetzt wird er nicht mehr zögern, dir alle Geheimnisse zu verraten. Vielleicht können wir schon in wenigen Sonnen aufbrechen.«

»Wenn es nicht vorher zur Katastrophe kommt«, warnte Kryanur düster. Taslyn schmatzte ärgerlich.

»Wenn wir uns ruhig verhalten, werden wir die Spyten noch ein paar Sonnen lang bändigen können. Nur Narren beschwören das Chaos herauf. Sie werden ihre Strafe erhalten.«

Ponkorn fuhr zusammen, als Taslyn seinen Körper hob und ihn direkt ansah.

»Ponkorn und Weljost, ihr werdet euch einen Spyten geben lassen und helfen, die entlaufene Herde Mierjots einzufangen.«

»Erlaubt mir, sie zu begleiten«, bat Kryanur.

Taslyns Organwülste bebten abweisend.

»Ponkorn hat sich schuldig gemacht. Er gehört nicht mehr zu unserem Kreis. Es ist eine Gnade für ihn, dass er nicht alleine reiten muss. Du musst hierbleiben, Kryanur, und dich um Gfluurt kümmern. In wenigen Sonnen wirst du uns als neue Karawanenspitze in eine Fläche führen.«

Einer der Frotheyers stand auf und gab Ponkorn und Weljost ein Zeichen.

»Ihr werdet es bereuen!«, verkündete Ponkorn mit wütendem Schmatzen. »Ihr werdet es bitter bereuen – alle!«

»Hinaus!«, schmatzte Taslyn ungeduldig.

»Hoffentlich habt ihr keinen Fehler gemacht«, meinte er nachdenklich. »Ponkorn ist ein guter Kämpfer und treuer Gefährte, aber er wird sich für die Schmach rächen wollen.«

Taslyn machte eine unwillige Geste mit den Saugrüsselhänden.

»Wir können uns keine Unbeherrschtheiten leisten, Kryanur.«

Kryanur schwieg lange. Er spürte ein bedrückendes Gefühl, für das er keine Erklärung fand.

»Du musst jetzt gehen, Kryanur«, schmatzte Taslyn. »Gfluurt wird mittlerweile bei Bewusstsein sein und auf dich warten. Er braucht die Medizin.«

»Und das Gift«, fügte Fernog, der neben Taslyn saß, hinzu.

Kryanur betrachtete den Brangel ihm gegenüber. Er fühlte sich plötzlich angeekelt von Fernogs Gefühlskälte.

»Ich weiß, was in dir vorgeht«, hörte er Taslyns Stimme, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien. »Gfluurt war immer dein väterlicher Freund, aber die Karawane ist jetzt wichtiger. Du musst sie retten, Kryanur.«

Der junge Brangel erhob sich und verließ schweigend das Zelt, auf dem in grellen Farben das Symbol der Familie Frotheyer prangte. Mehrere Brangeln standen zwischen kleinen Feuern und sahen ihn abwartend an. Als Gfluurts Nachfolger war es für Kryanur eine Selbstverständlichkeit, sich mit der herrschenden Familie zu beraten. Dennoch hatte er das Gefühl, dass ihm eine Welle von Misstrauen entgegenschlug.

Die Karawane ist jetzt wichtiger ...

Der Gedanke an die vierzehn Brangeln, die bei dem Ausbruch von Mierjots Herde den Tod gefunden hatten, gab den Ausschlag. Widerstrebend machte Kryanur sich auf den Weg zu Gfluurts Zelt.

Die Lebensgefährtin der Karawanenspitze erwartete ihn bereits, als er mit der Schale, in der sich das Gift befand, Gfluurts Zelt betrat.

Er kam als Meuchelmörder, aber Selnga trat auf ihn zu und presste voller Dankbarkeit für Gfluurts Rettung ihre drei Saugrüsselfinger gegen eine besonders empfindliche Stelle an seiner Organverdünnung. Dann führte sie die andere Hand nahe an eines von Kryanurs Hörorganen.

»Es geht ihm sehr schlecht«, berichtete sie, und aus den Schmatzlauten war ihre ganze Verzweiflung und ihr Schmerz herauszuhören. »Sein Geist ist verwirrt. Er verlangt nach dir, Kryanur. Ich glaube, dass die Zeit gekommen ist.«

Der junge Brangel wäre am liebsten aus dem Zelt gelaufen, weit weg von der Karawane, wo er sein bohrendes Gewissen vergessen konnte.

Aber immer wieder hämmerten die Worte Taslyns in seinem Bewusstsein: