cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 443

 

Das Urteil der Körperlosen

 

Die Magier von Oth rüsten zum Angriff

 

von Horst Hoffmann

 

img2.jpg

 

Nachdem der Dimensionsfahrstuhl Atlantis-Pthor im Randgebiet der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen war, hatte Atlan, wie erinnerlich, die Flucht nach vorn ergriffen. Zusammen mit Thalia, der Odinstochter, flog er ins Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wurde.

Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, bestanden Atlan und seine Gefährtin so manche tödliche Gefahr gemeinsam – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.

Nun, nach einer wahrhaft kosmisch anmutenden Odyssee, die Atlan letztlich mit seinen Freunden Razamon und Axton/Kennon zusammenführte und ihn sogar für kurze Zeit zurück nach Pthor gelangen ließ, befinden sich der Arkonide und seine Gefährten in der Gewalt von Duuhl Larx, dem Herrscher über das Rghul-Revier.

Pthor selbst kommt auch nach dem Abzug der Truppen des Duuhl Larx nicht zur Ruhe. Schuld daran sind diesmal die Bewohner der Höheren Welten, die eine Invasion ganz eigener Art auf den Dimensionsfahrstuhl gestartet haben.

Der Fehlschlag dieses »Überfalls aus dem Nichts« stellt Leenia, die auf Pthor befindliche Beauftragte der Höheren Welten, vor Probleme, die kaum lösbar sind. Dennoch bewältigt Leenia ihre Aufgaben, und danach erwartet sie DAS URTEIL DER KÖRPERLOSEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Leenia – Sie trifft eine schicksalsschwere Entscheidung.

Sator Synk – Ein wilder Mann aus Orxeya.

Diglfonk – Ein Roboter.

Atlan, Razamon und Axton/Kennon – Drei Männer auf dem Weg ins Ungewisse.

Kolphyr, Koy, Fenrir und Chirmor Flog – Sie verlassen die Barriere von Oth.

1.

Im Reich der Magier – das Ende der Hoffnung

 

Die Erleichterung darüber, allen Gefahren zum Trotz das Versteck wieder erreicht zu haben, wich namenlosem Entsetzen, als Kolphyr und Koy, der Trommler, die Höhle betraten. Sie sahen es in den Augen des Chirmor Flog, sie spürten es ihr Rückgrat herauf kriechen, sie fühlten, wie es ihnen die Kehle zuschnüren wollte.

Islars Anlage, das Gerät, in das sie all ihre Hoffnungen gesetzt und das zu vollenden sie das Wagnis auf sich genommen hatten, in den von den negativen Magiern beherrschten Bergen der Barriere weitere Elemente zu holen, war zerstrahlt – unrettbar zertrümmert. Kolphyr schrie schrill auf und kniete neben den glasierten Resten der Anlage nieder. Seine Hände fuhren über die wenigen Teile, die unversehrt geblieben waren, als weigerte sich sein Verstand, die bittere Wahrheit anzuerkennen.

Wer oder was auch immer für die Zerstörung verantwortlich war – er hatte ganze Arbeit geleistet.

»Ich konnte nichts tun«, war Chirmor Flogs weinerliche Stimme zu hören. »Sie ... sie tauchte wie aus dem Nichts in der Höhle auf. Sie war plötzlich da.«

»Sie?«, fragte Koy leise, während der Bera immer noch vor den Überresten des Geräts kniete. Fenrir war bei ihm und beschnupperte die Teile, die Kolphyr in die Hände nahm.

Der riesige Kinderkopf des Neffen bewegte sich hin und her, als wolle er sich auf den aus ihm herauswachsenden Stümpfen auf die Zurückgekehrten zu bewegen. Die Augen mit den drei Pupillen hatten einen fiebrigen Glanz angenommen.

»Es war eine Frau, ein ...« Flog bebte. »Ein Geist mit dem Körper einer Frau ... vielleicht eine Magierin. Sie kam und richtete ihre Augen auf die Anlage. Es waren furchtbare Augen. Ich versuchte, sie zurückzuhalten, aber ...«

Kolphyr stand auf und drehte sich zu Flog um.

»Eine Frau? Wirklich eine Frau?«

Flog verstand die Frage nicht.

»Es muss eine Magierin gewesen sein«, wiederholte er. »Sie blickte die Anlage einfach nur an, und dann fuhren diese Strahlen aus ihren Augen. Sie zerschmolzen das Gerät. Sie hatte keine Waffen, versteht ihr? Die Strahlen kamen direkt aus ihr.«

Kolphyr schüttelte den mächtigen Kopf.

»Du weißt so gut wie wir, dass kein Magier sich in die Höhle wagen würde, solange du darin bist. Es war keine Magierin.«

»Aber auch kein Mensch!«, beharrte der Neffe des Dunklen Oheims. »Kein Mensch, kein Wesen dieser Welt kann so etwas tun!«

»Nein«, sagte Kolphyr gedehnt. »Kein Wesen dieser Welt ...«

Koy sah den Gefährten forschend an, doch Kolphyr schien mit den Gedanken weit weg zu sein, so wie vor Stunden, als er plötzlich stehen blieb und auf etwas Bestimmtes zu lauschen schien.

Koy wusste, dass es sinnlos war, ihm Fragen zu stellen – ebenso sinnlos wie vorhin.

»Hat diese ... Erscheinung zu dir gesprochen?«, wollte er von Chirmor Flog wissen. »Hat sie vielleicht ihren Namen genannt?«

»Wer so wie sie kommt, um zuzuschlagen und sofort wieder zu verschwinden, nennt keinen Namen«, antwortete Flog finster. »Nein, Koy, sie zerstrahlte das Gerät und verschwand auf die gleiche Weise wieder, auf die sie gekommen war. Sie löste sich auf.« Heftig fügte er hinzu: »Ich verfluchte sie, und mein Fluch soll sie begleiten, egal wohin sie gegangen ist!«

Schweigen. Es gab nichts mehr zu sagen. Jeder der Anwesenden wusste, was die Vernichtung der Anlage bedeutete.

Nun gab es keine Hoffnung mehr, die Magier von Oth von ihrer negativen Aufladung befreien zu können, keine Hoffnung, sie wieder normal werden zu lassen und mit ihnen gegen die übermächtigen Gegner zu ziehen.

Früher oder später würden sie nun den magischen Knoten, der die Große Barriere von Oth noch vom übrigen Pthor abschnitt, abschalten und den Dimensionsfahrstuhl überschwemmen. Und es gab nichts, das sie dann noch aufhalten konnte, nichts, das sie daran hindern konnte, Pthor wieder in jenes Instrument des Schreckens zu verwandeln, das es vor dem Tod der Herren der FESTUNG gewesen war.

Kolphyr suchte fieberhaft nach einem Ausweg, doch kein Weg führte an der bitteren Erkenntnis vorbei, dass sie gescheitert waren. Und immer wieder musste der Bera an die von Flog geschilderte Erscheinung denken – an die Art und Weise, wie sie gekommen und wieder verschwunden war, und daran, wie sie das Gerät vernichtete.

Konnte es noch Zufall sein, dass er vor wenigen Stunden, draußen zwischen den zerklüfteten Gipfeln der Barriere, das Gefühl gehabt hatte, Wommser sei zurückgekehrt?

»Was werden wir nun tun?«, fragte Chirmor Flog.

Kolphyr gab keine Antwort.

2.

Das Ruinenschloss im Emmorko-Tal

 

Sie waren gekommen – alle, die in der Lage gewesen waren, den Signalen aus der Dunklen Region zu folgen. Sie standen dicht aneinander gedrängt und wie erstarrt vor der breiten Treppe, die zum eigentlichen Schloss hinaufführte.

Leenia öffnete die Augen und ließ ein letztes Mal den Blick über sie schweifen. Es waren Tausende – Pthorer und von ihren Artgenossen zurückgelassene Trugen. Tausende von Wesen, die eines gemeinsam hatten: In ihren Bewusstseinen eingebettet, befanden sich die Bewusstseine der Körperlosen, die sich dem von Islars Gerät erzeugten, bis in die Höheren Welten hineinreichenden Sog anvertraut hatten und auf Pthor gestrandet waren. Ihre Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt. Sie hatten keine von negativer Aura freie Zone gefunden, nicht die Insel, die es ihnen gestatten sollte, sich nach vielen Jahrtausenden wieder im Universum der Körperlichen zu manifestieren und von dort aus gegen die Dunklen Mächte zu wirken, die diese Welteninsel versklavten.

Sie waren in Pthorer und Nichtpthorer gefahren, doch die Träger wehrten sich gegen sie. Chaos war die Folge gewesen. Wer das fremde Bewusstsein in sich spürte, lief Amok oder verfiel in Trance. Die Körperlosen aber waren gefangen. Der Weg zurück in ihre eigene Daseinsebene war ihnen versperrt, solange sie nicht aus ihren Trägerbewusstseinen befreit waren.

Diese Befreiung herbeizuführen, war Leenias Aufgabe. Eine Aufgabe, die ihre eigenen Kräfte bei weitem überstieg und sie dazu gezwungen hatte, alles auf eine Karte zu setzen und das Risiko einzugehen, dass die Gestrandeten hier auf Pthor den Tod fanden.

Sie bedurfte ihrer Hilfe und musste sie der Gefahr aussetzen, ohne den Schutz, den ihnen (vom Wölbmantel abgesehen, der die Aura der Schwarzen Galaxis filterte) offensichtlich die Trägerbewusstseine boten, an der negativen Aura zugrunde zu gehen.

Leenia konnte als einzige Bewohnerin der Höheren Welten darin leben. Zu viele unbekannte Faktoren lagen ihrem Vorhaben zugrunde, doch sie hatte keine Wahl. Ihr Entschluss stand fest, und der Augenblick des Handelns war gekommen.

Noch war das Tal frei von der negativen Aura. Noch wurden die Signale ausgestrahlt. Noch arbeiteten die Maschinen unter dem Ruinenschloss. Doch Leenia war inzwischen davon überzeugt, dass diese für eine eventuelle Rückkehr der Lunen getroffen Vorkehrungen befristet waren.

Ein letzter Blick auf die aus allen Teilen Pthors herangekommenen Scharen. Die Sicht reichte auch bei Tag in der Dunklen Region kaum mehr als vierzig Meter weit. »Befallene«, so weit der Blick reichte.

Leenia schloss die Augen. Ihr ganzer Körper wurde von einem violetten Flimmern umspielt. Die ungeheuren Energien, die sie im Lauf der Nacht in sich aufgebaut hatte, drängten nach draußen. Sie musste sie abgeben, wenn sie nicht daran ersticken wollte.

Leenia konzentrierte sich auf eine Gruppe von zehn Trägern, die unmittelbar vor der Treppe standen, auf der Leenia sich befand. Vorsichtig schickte sie ihre psionischen Fühler aus, drang in die Bewusstseine der Träger ein und lokalisierte die Körperlosen in ihnen. Mit unendlicher Behutsamkeit schälte sie sie aus den Trägerbewusstseinen heraus, doch diesmal befreite sie sie nicht völlig, sondern lediglich soweit, dass sie mit ihnen Kontakt aufnehmen konnte, ohne von den Trägern gestört zu werden.

Könnt ihr mich empfangen?, dachte sie intensiv.

Zehn Wesen, die vor Jahrtausenden den Schritt zur vergeistigten Intelligenz vollzogen und Aufnahme in die Gemeinschaft der Körperlosen gefunden hatten, antworteten fast gleichzeitig. Sie flehten.

Befreie uns, Leenia! Wir können uns noch nicht völlig lösen.

Einen Augenblick lang empfand Leenia so etwas wie stillen Triumph. Die darum baten, von ihr in ihre Daseinsebene zurückgeschickt zu werden, hatten sie noch vor kurzem dazu verurteilt, für unabsehbare Zeit in den Höheren Welten gefangen zu sein.

Leenia verdrängte diese Gedanken.

Allein kann ich euch nicht alle retten. Ich brauche eure Mithilfe.

Was verlangst du von uns, Leenia? Erschrecken und aufkommende Panik. Befreie uns! Wir können in dieser Welt nicht leben!

Ihr müsst es können, für kurze Zeit. Bis die letzten der hier befindlichen Brüder und Schwestern in der Lage sind, mit euch heimzukehren!

Leenia dachte kurz daran, dass es nicht allen Gestrandeten gelungen sein konnte, den Signalen zu folgen, und dass ihr auch dann, falls sie hier Erfolg haben sollte, noch eine Menge Arbeit bevorstand.

Du bringst uns in Gefahr. Leenia! Du spielst mit unserer Existenz!

Der Vorwurf in den Impulsen war nicht zu überhören. Und Leenia antwortete: Ich habe nicht die Absicht, eure Lage auszunutzen. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, und nur mit eurer Hilfe kann ich dies tun.

Wieder die bange Frage:

Was erwartest du von uns?

Ihr werdet entweder alle den Weg zurück in unsere Heimat finden, oder keiner von euch. Ich werde euch befreien, wenn ihr mir versprechen könnt, dass ihr so lange mit mir arbeiten werdet, bis auch der letzte von euch befreit ist.

Was sollen wir tun?

Jeder von euch wird wie ich unsere in den Fremdbewusstseinen gefangenen Brüder und Schwestern befreien. Diese werden uns ebenfalls helfen. Es ist nicht schwer, aber es braucht viel Zeit. Je mehr von uns frei sind und uns unterstützen, desto schneller werden alle befreit sein.

Verstehen – doch in gleichem Maße Angst und Ablehnung.

Macht es uns allen nicht schwerer, als es ohnehin schon ist!

So sei es, Leenia, kam es dann von zehn Bewusstseinen zugleich. Wir versprechen, zu bleiben, aber wir könnten sterben.

Ich weiß es.

Du aber wirst leben!

Im Fall eures Todes hätte mein Leben keinen Sinn mehr, antwortete Leenia. Sie öffnete sich den Artverwandten, und diese erkannten, dass sie aufrichtig zu ihnen war.

Befreie uns, Leenia. Wir werden tun, was du verlangst.

Und auch in diesen Gedanken las Leenia nichts als Aufrichtigkeit.

Sie konzentrierte sich erneut und schälte die gefangenen Bewusstseine nun vollständig aus ihren Trägerbewusstseinen heraus. Noch einmal überkam sie der Zweifel. Doch dann spürte sie die Artverwandten neben sich.

Noch arbeitete die Maschinerie der Lunen ...

Leenia erklärte den Körperlosen, wie sie vorzugehen hatten. Die zehn wandten sich den vor der Treppe Stehenden zu. Während Leenia sich auf eine weitere kleine Gruppe konzentrierte, spürte sie, wie die Befreiten ein Bewusstsein nach dem anderen erlösten und die aus ihren Gefängnissen Gerissenen in Leenias Sinn instruierten. Kein einziger Körperloser entschwand in die Höheren Welten.

Bald waren es Hunderte, die frei und dabei waren, Leenias Beispiel zu folgen. Es war ein faszinierendes Erlebnis für Leenia. Sie kamen schneller voran, als sie zu hoffen gewagt hatte, und doch nicht schnell genug.

Es stellte sich heraus, dass die Energien der befreiten Körperlosen im Höchstfall dazu ausreichten, drei Artverwandte aus den Trägerbewusstseinen herauszuschälen. Auch Leenias Kräfte ließen nach, nachdem sie etwa fünfzig Körperlosen den »Sprung« aus ihren Trägern ermöglicht hatte.

Immer mehr Pthorer und Trugen brachen ohnmächtig vor dem Schloss zusammen. Doch die anderen, in denen noch die körperlosen Bewusstseine steckten, drängten nach, stiegen über die am Boden Liegenden, wollten so nahe wie möglich an Leenia herankommen.

Immer langsamer kamen sie und ihre Helfer voran. Leenia entband jene, deren Kräfte verbraucht waren, von ihrem Versprechen und schickte sie auf den Weg in die Höheren Welten.

Sie selbst kapselte sich für einige Minuten ab, um neue Energien aufzubauen.

Als sie sich dann auf die nächste Gruppe konzentrierte, stellten die Maschinen der Lunen ihre Arbeit ein.

Die Signale verstummten.

Die negative Aura kehrte in das Emmorko-Tal zurück.

Die um sie herum ausbrechende Panik drohte Leenia zu ersticken. Dutzende von befreiten Körperlosen katapultierten sich aus der Daseinsebene der Körperlichen heraus. Ihre stummen Schreie drohten Leenias Bewusstsein zu sprengen. Sie geriet ins Taumeln. Vor ihren Augen begannen die Pthorer und Trugen zu toben.

Aus!, dachte Leenia. Tränen der Verzweiflung und Enttäuschung traten in ihre Augen. Nicht einmal die Hälfte der Gestrandeten war frei!

Leenia verlor ihr Gleichgewicht und stürzte die Treppenstufen hinab – hinein in die Menge der Bewusstlosen.

3.

Orxeya

 

In Orxeya war nach dem Abzug der Besatzer Ruhe eingekehrt. Die Händler, die ihre Stadt verlassen hatten, um in der Umgebung in Verstecken darauf zu warten, Orxeya zurückzuerobern, waren in ihre Häuser zurückgekehrt und halfen den anderen, die geblieben waren, beim Wiederaufbau.

Ein Großteil der Verwüstungen, die beim Kampf gegen die Scuddamoren entstanden waren, war inzwischen behoben. Die Trugen, die nach den Scuddamoren gekommen waren, hatten selbst mit Hand angelegt. Die Kühlhallen arbeiteten wieder, das Goldene Yassel stand in alter Pracht am Rand des großen Marktplatzes, auf dem nun wieder Stände aufgebaut waren.

Doch die Orxeyaner, die an diesem Tag ins Zentrum ihrer Stadt gekommen waren, dachten nicht daran, zu kaufen oder zu verkaufen. Zwischen den Ständen saßen sie an langen Tischen und feierten die Befreiung Orxeyas.

Frauen tranken ebenso aus den riesigen Krügen wie ihre Männer. Selbst Kinder durften herumtoben, soviel sie wollten. Der Wirt des Goldenen Yassels sorgte dafür, dass die Krüge nie leer wurden. Er bedankte sich auf diese Weise für die Hilfe beim Wiederaufbau seiner Schenke. Braten wurden aufgefahren. Dröhnendes Gelächter und laute Trinksprüche waren bis zu den Stadtmauern zu hören, wo die Wachen in den Türmen sich ebenfalls einen guten Tag machten.

Je mehr Krüge geleert wurden, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Der Wirt des Goldenen Yassels hielt eine Rede, bis schließlich ein Hüne mit funkelnden Augen und schwarzem Bart auf den Tisch schlug.

»Das ist alles leeres Geschwätz!«, polterte er los. Sein Name war Braker Hoyt, und er war nicht nur einer der reichsten Händler der Stadt, sondern seit dem Abzug der Besatzer auch neues »Gewicht« Orxeyas und somit eine Art Bürgermeister.

»Was ist leeres Geschwätz?«, brüllte ein anderer vom Ende des Tisches. »Dass wir es den Kerlen gezeigt haben?«

Hoyt stand schwerfällig auf. Er schwankte schon ein wenig und musste sich mit den Händen auf die Tischplatte stützen.

»Leeres Geschwätz!«, wiederholte er. »Wie sollen wir richtig feiern, wenn er nicht bei uns ist?«

»Wer?«

»Wie kannst du so dumm fragen, Rogank? Synk natürlich!«

»Der Angeber?«, kam es von einer Zweizentnerfrau.

»Der, dem wir alles zu verdanken haben!«, brüllte Hoyt. Er hob seinen Krug, stellte fest, dass er leer war, und nahm sich kurzerhand den seines Tischnachbarn. Nachdem er ausgetrunken hatte, knallte er das Gefäß mit solcher Wucht auf die Platte, dass es zerbrach.