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Nr. 534

 

Im Namen der SOLAG

 

Die Ränkespiele des High Sideryt

 

von Falk-Ingo Klee

 

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Seit Dezember des Jahres 3586, als die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Schließlich ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt.

Gegenwärtig schreibt man an Bord des Schiffes Ende August des Jahres 3791, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben – ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Demontage im Mausefalle-System rettete.

Sosehr auch Atlan und seinen Plänen die Sympathien eines Großteils der Solaner gehören, die meisten der herrschenden Kaste der SOL sehen in dem Arkoniden nach wie vor einen Störfaktor, den es auszuschalten gilt.

Das zeigt sich auch in den Maßnahmen Chart Deccons, als es an Bord des Schiffes zu Demonstrationen der Unzufriedenheit kommt. Der High Sideryt greift hart durch – er tut es IM NAMEN DER SOLAG ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide soll ausgebootet werden.

Chart Deccon – Der High Sideryt als Urheber übler Machenschaften.

Aksel von Dhrau und Zlava – Zwei Vystiden-Offiziere auf ihrer letzten Jagd.

Breckcrown Hayes – Der Solaner leistet Atlan Beistand.

Argan U – Ein Puschyde.

Sanny – Eine Paramathematikerin.

1.

 

Es war Nacht in der SOL. Die Maschinerie des mächtigen Raumschiffs arbeitete mit gedrosselter Leistung. Die Gänge waren nur notdürftig erhellt, es brannte lediglich eine Art Notbeleuchtung; dennoch schliefen nicht alle. Ein Gigant wie der Hantelraumer mit seinem komplizierten technischen Innenleben verlangte zu jeder Zeit Kontrolle und Überwachung, zumal SENECA noch immer nicht einwandfrei funktionierte.

Ein hundert Meter langer Korridor war taghell erleuchtet, vier Männer hielten sich auf dem Flur auf. Drei von ihnen waren an ihren schlichten dunkelblauen Kombis mit dem gelben Atomsymbol darauf sofort als Ferraten, oder, wie sie zuweilen verächtlich genannt wurden, als Rostjäger zu erkennen, der vierte trug eine Kampfkombination in stählernem Blauschwarz; wie poliert glänzten die silbernen Abzeichen, eine stilisierte Darstellung der SOL.

Der Haemate lehnte an der Wand, die Daumen hinter dem breiten Gürtel verhakt, und rümpfte die Nase. Der Gang war zentimeterhoch mit übelriechendem Abwasser bedeckt, das aus einer geborstenen Leitung ausgetreten war.

Die Ferraten hatten einen Teil der Verkleidung abgenommen und waren damit beschäftigt, das geplatzte Rohrstück herauszutrennen; zuvor hatten sie die in regelmäßigen Abständen angebrachten Schieber geschlossen. Sie verrichteten ihre Arbeit mechanisch und – so kam es dem Haematen jedenfalls vor – umständlich und langsam.

»Beeilt euch! Glaubt ihr, ich habe Lust, die ganze Nacht in diesem Gestank zuzubringen?«, fuhr er die drei an.

Die Männer duckten sich wie unter einem Peitschenhieb. Der vierschrötige Hüne mit dem eckigen Gesicht grinste spöttisch. In seinen Augen waren die Brüder der sechsten Wertigkeit armselige Kreaturen, doch immerhin gehörten sie zur SOLAG.

In den letzten Tagen war es öfters zu Zusammenstößen zwischen Angehörigen der SOLAG und den übrigen Solanern gekommen. Nachdem die Rebellen mehrmals Instandsetzungstrupps überfallen und zusammengeschlagen hatten, war die Anweisung ergangen, dass den Ferraten, die Reparaturen durchführten, Haematen beziehungsweise Vystiden-Offiziere, als Schutz vor den Aufsässigen zur Seite gestellt wurden.

Das Grinsen des Mannes vertiefte sich, er blickte auf seine gewaltigen Pranken. Sollten die Rebellen nur kommen – er würde ihnen ein paar Fausthiebe verpassen, die sie nicht so schnell vergaßen. Wenn es zu viele waren, hatte er ja immer noch seinen Paralysator; beinahe liebevoll klopfte er auf die schwere Waffe.

Ein leises Summen wurde hörbar. Lauernd drehte Bent Darson den Kopf, doch es war lediglich ein Robot, der aus einer Abzweigung kam und in den Gang einbog.

Der auf breiten Walzen laufende Automat war ein recht primitives Modell und bestand im wesentlichen aus einem riesigen Tank und einer Ansaugpumpe. Es blubberte und gurgelte, als der eckige Kasten damit begann, das Schmutzwasser aufzusaugen.

Mittlerweile war es den Ferraten gelungen, das beschädigte Teil auszutauschen. Bedächtig kontrollierten sie die Schweißnaht des Kunststoffrohrs, öffneten die Schieber und begannen damit, die Wandverkleidung wieder anzubringen. Missmutig sah der Hüne ihnen dabei zu.

Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung auf dem Gang. Mit einer Behändigkeit, die ihm keiner zugetraut hätte, fuhr er herum; automatisch griff er nach der Waffe, ließ sie allerdings stecken, als er erkannte, dass ihm keine Gefahr drohte. Drei schäbig gekleidete Gestalten waren vor ihm aufgetaucht: Zwei mager wirkende, junge Mädchen und ein gebeugt gehender Mann mit weißem Haar. Nein, vor diesem Trio brauchte er sich nicht zu fürchten.

»Was habt ihr um diese Zeit hier zu suchen?«, herrschte Darson sie an.

»Wir haben uns anscheinend verlaufen«, sagte der Mann mit brüchiger Stimme. »Wir suchen unsere Unterkünfte.«

Der vierschrötige Hüne kniff die Augen zusammen. Lauernd meinte er: »So, so, Alter, ihr habt euch verlaufen. Findest du das nicht komisch, wo doch überall Markierungen angebracht sind?«

»Er sieht nichts, er ist blind«, antwortete eins der Mädchen unterwürfig.

»Aber ihr – ihr könnt doch sehen, oder?«

Die in ihren nassen, verschmutzten Uniformen steckenden Ferraten nahmen von dem Gespräch keine Notiz. Schweigend arbeiteten sie weiter.

»Ja, wir können sehen!«

In diesem Augenblick sprangen die Solanerinnen auf den völlig überraschten Haematen zu. Bevor dieser wusste, wie ihm geschah, erhielt er einen Tritt vors Schienbein und einen Schlag gegen die Brust. Ein stechender Schmerz fuhr durch seine linke Seite, der ihn lähmte und es ihm unmöglich machte, sich zu wehren. Darson presste die Hände auf die Herzgegend und rang krampfhaft nach Luft.

Schon erfolgte die nächste Attacke. Eins der schmächtigen Mädchen rammte dem Hünen das Knie in den Magen, so dass er einknickte wie ein Taschenmesser. Darauf hatte die andere gewartet; sie brachte zwei gezielte Handkantenschläge auf die Halsschlagader an. Im Blick des Haematen lag ungläubiges Staunen, dann verdrehte er die Augen. Die Beine knickten weg, ächzend brach der Uniformierte zusammen.

Die Solanerinnen wirbelten herum, um ihrem Begleiter beizustehen, doch dieser hatte bereits ganze Arbeit geleistet. Die Ferraten waren außer Gefecht gesetzt und lagen bewegungslos am Boden. Unbeirrt davon kurvte der Roboter zwischen ihnen hindurch und verleibte sich die letzten Kubikdezimeter Abwasser ein.

Jetzt, wo sich der Weißhaarige aufgerichtet hatte, wirkte er keineswegs wie ein gebrechlicher Alter, sondern im Gegenteil sehnig und durchtrainiert. Er bückte sich und nahm den Paralysator Darsons an sich. Als er sich wieder aufrichtete und die Mädchen anblickte, strahlten seine blauen Augen; er mochte Anfang Dreißig sein und war keinesfalls blind.

»Gut gemacht, ihr beiden. So langsam zahlt sich eure Nahkampfausbildung aus.«

Die Brünette rieb sich die schmerzenden Handkanten.

»Wenn ich gewusst hätte, dass der Kerl einen Hals wie aus Stahl hat, hätte ich ihn dir überlassen«, beschwerte sie sich.

»Ihr seid zwei gegen einen gewesen, ich musste gegen eine dreifache Übermacht kämpfen.«

»Das ist keine Kunst. Die Rostjäger sind keine ernstzunehmenden Gegner«, widersprach das Mädchen. »Sie sind weder geistig noch körperlich wendig und untrainiert.«

»Dumm und stark.« Der Basiskämpfer lächelte. »Bevor sie wussten, was überhaupt los war, hatten sie bereits das Bewusstsein verloren.« Er beugte sich über den Hünen und untersuchte ihn oberflächlich. »Der Mann ist unverletzt, wird aber bald wieder zu sich kommen. Es wird Zeit für uns, zu verschwinden. Kommt!«

Wie Schemen huschten die drei davon. Als sie in einer nur spärlich erleuchteten Abzweigung untergetaucht waren, erkundigte sich das zweite, dunkelhäutige Mädchen:

»Was bedeutete dieser Einsatz? War das ein Test?«

»Nein.« Der Mann schüttelte entschieden den Kopf. »Es sollte ein Denkzettel für den Vystiden sein. Die Rostjäger mussten wir dabei notgedrungen ausschalten, weil sie sonst Alarm geschlagen hätten.« Er zuckte die Schultern. Mit ernster Stimme fuhr er fort: »Gestern habe ich diesen Darson erlebt, als er gegen eine Gruppe vorging, die gegen den Verlust der Korvette demonstrierte und protestierte. Selbst Frauen und Kinder hat er nicht verschont und grundlos niedergeschlagen; es gab insgesamt fast zwanzig Verletzte, manche haben Rippen- oder Knochenbrüche erlitten.«

Eine Weile herrschte betroffenes Schweigen. Impulsiv sagte die Brünette:

»Wenn ich das gewusst hätte, wäre dieser Kerl nicht mit einer harmlosen Ohnmacht davongekommen.«

»Niemand, der Juka-Do beherrscht, verletzt oder tötet einen anderen ohne Gefahr für sein eigenes Leben«, wies der Weißhaarige seine Begleiterin zurecht. »Wir bekämpfen die SOLAG, aber nicht mit deren Mitteln. Welche Legitimation hätten wir, wenn wir Unrecht mit Unrecht vergelten? Willst du eine Diktatur durch eine andere ersetzen? Du kennst unsere Ziele, aber ich glaube, du musst noch viel lernen, bis du selbständig arbeiten kannst.«

Beschämt senkte das Mädchen den Kopf. Es erkannte, dass es nicht genügte, sich im Recht zu fühlen, man musste es auch beachten, obwohl die Gegenseite keinerlei Spielregeln anerkannte; es war nicht leicht, diese Unverhältnismäßigkeit der Mittel einzusehen.

»Ich habe es nicht so gemeint«, sagte sie rau.

»Schon gut.« Der Mann lächelte freudlos. »Jeder von uns hatte anfangs seine Zweifel, ob es sinnvoll ist, einen Paralysator zu benutzen, wenn die anderen Energiewaffen einsetzen.«

 

*

 

Als Bent Darson zu sich kam, hatte er das Gefühl, einem durchgedrehten Massagerobot zwischen die stählernen Klauen gekommen zu sein. Sein Kopf dröhnte, der Hals schmerzte, und der Magen rebellierte.

Allmählich kam die Erinnerung wieder. Er hatte drei Ferraten schützen sollen, dann war dieser Trupp aufgetaucht – der Alte und die zwei Mädchen. Die Mädchen! Der Hüne stöhnte unterdrückt. Waren es wirklich die beiden schmächtigen Geschöpfe gewesen, die ihn besiegt hatten?

Sein Verstand klärte sich immer mehr. Deutlich wie ein Film lief vor seinem geistigen Auge das Ereignis ab, das sein Gehirn zuletzt gespeichert hatte. Die Mädchen!

Wütend richtete sich der Haemate auf, sank aber sogleich wieder zurück, als ihn Übelkeit zu übermannen drohte; vor seinen Augen tanzten farbige Ringe. Ächzend ließ er sich wieder zurücksinken. Was war mit den Ferraten?

Beinahe widerwillig hob er die bleischweren Lider und blinzelte, als das grelle Licht in seine weit geöffneten Pupillen fiel.

Die drei saßen nebeneinander auf dem Boden und betrachteten ihn; sie waren sichtlich verwirrt, aber keiner sprach. Eine Situation wie diese überforderte sie einfach.

»Was seht ihr mich so an? Geht an eure Arbeit!«, stieß der vierschrötige Mann hervor.

Das war ein Befehl, der eindeutig war. Gehorsam standen die Reparateure auf und begannen, als wäre nichts geschehen, die restlichen Platten der Verkleidung anzubringen.

Bent Darson erkannte, dass ein Gehenlassen seine Autorität untergrub. Mühsam stemmte er sich hoch, kämpfte mannhaft gegen den aufkommenden Schwindel an und lehnte sich aufatmend gegen die Gangwand. Er war doch noch sehr wackelig auf den Beinen. Nachdem er mehrmals tief Luft geholt hatte, fühlte er sich besser.

Reflexhaft tastete er nach seiner Waffe und stellte fest, dass sie nicht mehr da war. Eigentlich war das auch nicht zu erwarten gewesen, aber er hatte es immerhin gehofft. Fieberhaft überlegte er.

Er musste eine Meldung machen, allein schon wegen des gestohlenen Paralysators. Gewiss, das würde Ärger geben, aber wenn er die Wahrheit sagte, hatte er nicht nur Repressalien, sondern auch Hohn und Spott der anderen zu ertragen. Wenn er dagegen berichtete, dass ihn sechs Bewaffnete überfallen hatten, konnte ihm niemand einen Vorwurf machen. Gegen eine solche Übermacht kam keiner an. Ein gewisses Risiko waren die Ferraten, doch dieses Risiko war kalkulierbar.

»Wie viel Leute habt ihr gezählt?«

Die Männer drehten sich um und starrten ihn verständnislos an.

»Nun seid doch nicht so schwer von Begriff! Ich meine die Gruppe, die uns überfallen hat!«

Ein Ferrate mit flachem Gesicht und eng zusammenstehenden Augen öffnete zögernd den Mund.

»Drei – glaube ich.«

»Und ihr beiden – glaubt ihr das auch?«

Sie sahen sich an und nickten dann zustimmend.

»Die drei haben uns bloß ablenken sollen. Was ist mit den sechs Bewaffneten, die ihnen folgten? Habt ihr die gesehen oder einen von ihnen erkannt?«

Man sah den Rostjägern förmlich an, wie sie krampfhaft nachdachten, dann schüttelten sie die Köpfe.

»Was heißt das?«

»Wir haben die anderen nicht gesehen«, gestand der Sprecher des Trupps kleinlaut. »Es ging alles so schnell. Der Greis griff uns an und dann ...«

»Ihr seid wirklich zu nichts zu gebrauchen.« Bent Darson gab sich Mühe, empört und zornig zu wirken, innerlich triumphierte er. »Seid ihr fertig? Dann los!«

Die Ferraten nahmen ihre Werkzeuge auf. Unter Führung des Haematen marschierten sie zurück zu ihrem Stützpunkt. Die Laune des Anführers besserte sich zusehends, denn er glaubte, dass er von Seiten seines Vorgesetzten nichts zu befürchten hatte. Wie er die Brüder der sechsten Wertigkeit kannte, würden sie seine Aussage voll bestätigen. Zwar hatten sie nichts gesehen, aber wenn ein Haemate das sagte, musste es stimmen.

 

*

 

Mogi Loftis hatte es eilig. An der Spitze von zwanzig mit Schlagstöcken bewaffneten Ferraten eilte sie durch den endlos wirkenden Gang, von dem in regelmäßigen Abständen Korridore abzweigten. Ihr Ziel war eine der SOL-Farmen. Man schrieb den 5. September 3791, 9.34 Uhr. Vor vier Minuten hatte sie der Alarm erreicht, dass das biologische Produktionszentrum überfallen worden war. Sie hatte wenig Hoffnung, die Täter noch an Ort und Stelle fassen zu können.

Man hätte das betreffende Gebiet sofort abriegeln müssen, doch dazu fehlten einfach die Leute. Seit es an Bord der SOL infolge der Produktionsausfälle durch fehlende Rohstoffe überall brodelte und gärte, waren die SOLAG-Kommandos nahezu pausenlos im Einsatz. Die Haematen waren größtenteils dazu abgestellt worden, die Instandsetzungstrupps der Brüder der sechsten Wertigkeit zu beschützen; sie und die anderen fünfundzwanzig Offiziere als Führer der Vystiden mussten sich daher mit den untrainierten Ferraten als Kampftruppe begnügen.

Wie die anderen hochrangigen Brüder und Schwestern der zweiten Wertigkeit trug sie eine hochglänzende Kombination aus silberner Metallfolie, golden prangten darauf die Abzeichen der stilisierten SOL.

Der hautenge Anzug unterstrich die Figur der vierunddreißigjährigen, mandeläugigen Frau. Sie war schlank und sportlich, das Gesicht ebenmäßig und makellos. Nussbraunes, gewelltes, bis zur Schulter reichendes Haar umrahmte ihr Antlitz. Man hätte sie schön nennen können, wenn da nicht dieser hochmütige Zug gewesen wäre, der sie kalt, unnahbar und herzlos erscheinen ließ.

Plötzlich sprang aus einem Flur ein Mann hervor und verstellte ihr und den nachfolgenden Ferraten den Weg. Aus anderen Abzweigungen drangen ebenfalls Menschen auf den Gang, Massen von Menschen beiderlei Geschlechts, und bildeten mit ihren Körpern eine lebende Barrikade. Die Übermacht beeindruckte die Schwester der zweiten Wertigkeit nicht.

»Macht Platz, wir haben es eilig!«, herrschte sie die Solaner an. Drohend fügte sie hinzu: »Es macht mir nichts aus, mir den Weg freizuschießen.«

Anders als die Haematen trugen die Offiziere Energiewaffen. Demonstrativ zog Mogi Loftis ihren Strahler und richtete ihn auf den Mann. Düster glomm das Abstrahlfeld auf.

Der asketisch wirkende Solaner mit dem schütteren Haar, den tief in den Höhlen liegenden Augen und der scharfrückigen Nase bewies Nervenstärke; er tat, als bemerkte er die Waffe nicht.

»Fürchtest du dich vor Unbewaffneten?«, fragte der Hagere spöttisch. Seine Stimme war erstaunlich tief. »Wir tun euch nichts, wir haben nur ein Anliegen vorzubringen.« Er deutete hinter sich. »Uns wurde ausreichend Nahrung und Kleidung versprochen. Sieh dir die ausgemergelten Gestalten an, betrachte die Fetzen, die sie tragen. Wir wollen, dass ihr eure Zusage erfüllt. Wir wollen uns satt essen und anständige Kleidung.«

»Ist das alles?«, fragte die Frau kalt.

»Ja, mehr verlangen wir nicht.«

»Eure Probleme interessieren mich nicht, ich habe einen Auftrag zu erfüllen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Jetzt macht gefälligst Platz, oder ...« Sie ließ die Drohung unausgesprochen.