Dunkle Seiten

präsentiert

 

 

Zu

Dunkler

Stunde

Horror von Marc Hartkamp

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Verlag GbR

Redaktion „Dunkle Seiten“

Obertor 4

D – 98634 Wasungen

Deutschland

 

www.twilightline.com

 

1. Auflage, April 2013

ISBN 978-3944315157

 

© 2013 Twilight-Line Verlag GbR

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

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Für Oma, die mir mein erstes Buch schenkte

und mir damit Welten öffnete.
 

 

 

Inhalt

 

Vorwort      

 

Die Happy      

 

Lykanthropie      

 

Der Sandmann      

 

Der Seelen-Garten

 

Der Tramper            

 

Unterschwellig      

 

Furcht            

 

Flüsternde Schatten            

 

Herzblut      

 

Lisa            

 

Bis der Tod uns scheidet      

 

Mondkind      

 

Blacklight      

 

Das Buch der Schatten      

 

Dauerwerbesendung            

 

Das Totenhemdchen            

 

Connie            

 

Schnitte      

 

Samhain      

 

Der Seelenjäger      

 

Dingo            

 

@      

 

Die Schatten der Themse      

 

Succubi      

 

Monat 13      

 

Das dunkle Tal      

 

Der Autor      

Vorwort

 

 

Werte Freunde der Dunkelheit,

 

die Reihe Dunkle Seiten aus dem Twilight-Line Verlag ist eine Publikationsplattform für talentierte und ambitionierte Hobbyautoren im Bereich der phantastischen Literatur, die sich auf Kurzgeschichten spezialisiert hat. Gerade diese noch unbekannten Hobbyautoren finden in dieser Reihe eine Möglichkeit, um frei und themenungebunden ihre phantastischen Kurzgeschichten einzureichen. Themenungebunden daher, da die Reihe entgegen einem festen Oberthema einer Anthologie keine festen Regeln und Vorgaben gibt, sondern jedem Autoren größtmögliche Freiheit lässt. Wir versuchen von daher auch innerhalb der einzelnen Bände der Reihe ein möglichst großes Themenspektrum der Phantastik abzudecken, von einfachen Gruselgeschichten bis hin zum Hardcore-Horror mit vollem Splatterfaktor.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir auch jede eingereichte Geschichte in die Bände der Reihe mit aufnehmen. Vielmehr versuchen wir redaktionell die Spreu vom Weizen zu trennen und aus der Vielzahl der Einsendungen echte Perlen der Hobbyautoren herauszufiltern.

Und einer jener Autoren, welcher uns zu unserer Reihe seine Werke eingereicht hatte, ist Marc Hartkamp. Einige seiner dunklen Kurzgeschichten haben es bereits in mehrere Bände unserer Reihe geschafft, doch die wahre Vielfalt seiner schöpferischen Kraft in Form einer ganzen Reihe an Beiträgen für die Reihe konnte sich noch nicht entfalten, da wir inhaltlich je Band nur einen Beitrag eines Autoren veröffentlichen. Doch nunmehr ist es an der Zeit diese dunkle Macht in einem Sonderband der Reihe einzufangen und dem Leser zu dunkler Stunde das Grauen aus der Feder von Marc Hartkamp zu präsentieren. Erleben Sie dunkle Kurzgeschichten und düstere Gedichte, die den Weg in die Dunkelheit eröffnen.

 

Wir wünschen ein paar dunkle Stunden und ein düsteres Lesevergnügen…

 

 

Die Happy

 

 

Endlich bekam der aufdringliche Redakteur Zutritt in das Labor. Marc hatte einen Riecher für gute Storys und dies war eine, daran gab es für ihn keine Zweifel. Wenn jemand Dreck am Stecken hatte, dann dieser Professor Gruber. Niemals locker lassen und immer weiter bohren war sein Motto, und es erwies sich auch diesmal als erfolgreich.

Professor Gruber öffnete ihm persönlich die Tür und bat ihn herein. „Ich habe sie schon erwartet. Bitte kommen Sie doch herein.”

Die gespielte Höflichkeit war geradezu offensichtlich und Marc betrat das Labor. Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss.

„Ich habe mich nach langen Überlegungen schließlich doch dazu entschieden, Ihnen einen Einblick in meine derzeitigen Forschungen zu gestatten. Sie lassen sich sowieso nicht davon abbringen, wie ich festgestellt habe. Wie die Fliege am Arsch der Kuh, wenn Sie mir diesen Vergleich erlauben. Sie müssen verstehen, dass mich Ihre Aufdringlichkeiten extrem nerven.”

Marc wunderte sich nicht im Geringsten über die Gereiztheit des Forschers, denn er hatte es wirklich etwas übertrieben, aber so wurde das Spiel nun mal gespielt.

„Bitte entschuldigen sie, Professor, aber um meine Ziele zu erreichen muss ich manchmal etwas energischer vorgehen. Ich lebe von guten Storys und von Ihren Arbeiten erhoffe ich mir eine.”

„Nun gut. Sie wollen Antworten, ich gebe Ihnen welche.” Gruber führte den Reporter durch eine weitere Tür und schaltete das Licht ein. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Dieser Raum enthielt lediglich einen Schreibtisch und zwei Stühle. Ein schwarzer Vorhang zierte eine der kahlen, weißen Wände, hinter dem Marc aus Erfahrung einen Venezianischen Spiegel vermutete, welcher bei Verhören benutzt wird.

„Bitte, nehmen Sie Platz.”

Der Professor bot ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Gruber platzierte sich hinter seinem Schreibtisch.

„Nun, wie soll ich sagen. Ich wurde von den hohen Herren unseres Landes um Hilfe in einer speziellen Sache gebeten. Da sich keiner der Herren die Hände schmutzig machen will, und ich voller Überzeugung hinter meiner Forschung stehe, habe ich mich bereit erklärt dieses Problem zu beseitigen.”

Der Professor wirkte nun sichtlich nervöser, rieb sich ständig die Hände und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.

„Von welcher speziellen Sache reden wir, wenn ich fragen darf?” Marc blickte immer wieder in Richtung des Vorhangs.

„Darf ich Ihnen vorher etwas zu trinken anbieten?” Gruber zog eine Schublade des Schreibtisches auf, holte zwei Gläser und eine kleine Flasche Whiskey hervor.

„Ja, sehr gern.” Marc setzte das Glas an und leerte es in einem Zug.

Mit zitternden Händen nahm der Forscher ebenfalls einen kräftigen Schluck und fuhr fort. „In unserem schönen Land gibt es ein sehr berüchtigtes Dörfchen, zu dem, wie es scheint, sämtlicher Abschaum seinen Weg gefunden hat. Dieses Dorf steht schon seit einigen Jahren unter Beobachtung und wird bereits von der Außenwelt abgeschirmt. Niemand kommt heraus, geschweige denn hinein. Die Normal-Bürger werden durch Umleitungen und inszenierte Baustellen an diesem Dreckloch vorbeigeleitet. Drogensucht und Prostitution stehen dort auf der Tagesordnung. Geschlechtskrankheiten aller Art. Außerdem stellten wir Inzest in der dritten Generation fest. Die Erbschäden können Sie nur erahnen und wollen Sie auch nicht sehen. Die hohen Herren des Landes kamen nun zu dem einstimmigen Beschluss, dieses Geschwür am Arsch unserer Gesellschaft zu entfernen. Wir nennen dieses Dorf übrigens Gomorrha.”

„Wie passend. Und dieses Fleckchen Erde soll nun samt Einwohner vernichtet werden? Wie stellen Sie sich das vor? Das wäre Mord! Von wie vielen Menschen reden wir denn hier eigentlich?” Marc goss sich nach und nahm noch einen Schluck.

„Schätzungsweise fünfhundert Personen. Ständig werden Kinder geboren, die kaum lebensfähig sind. Gott weiß wie viele schon irgendwo verscharrt wurden. Verstehen Sie nicht! Das muss ein Ende haben! Ich habe nun etwas entdeckt, mit dem sich dieses Problem praktisch von selbst löst. Wie Sie vielleicht wissen, ist das Zwischenhirn des Menschen der Bereich in dem Gefühle wie Freude, Angst, Wut oder Enttäuschung entstehen. Das Zwischenhirn ist die Zentrale des Nerven- und Hormonsystems, welches durch sogenannte Rezeptoren oder Sinneszellen gesteuert wird. Mir ist es in jahrelanger Forschung gelungen ein geruchloses und nicht nachweisbares Gas zu entwickeln, das diese Rezeptoren irreführt und einige Empfindungen des Zwischenhirns ins Gegenteil verkehrt. So wird zum Beispiel Wut als Freude interpretiert oder Schmerz als Lust.”

„Und nun sollen diese Leute sich totlachen, oder was?” Marc schenkte sich nochmals nach. Der Whiskey zeigte bereits seine Wirkung.

„Nein, Sie verstehen nicht. Wie könnten Sie auch. Sie müssen es mit eigenen Augen sehen. Ich habe das Gas bereits des Öfteren in klassischer Form an Ratten getestet. Das Männchen zerfleischte das Weibchen während des Paarungsaktes und es hielt die ganze Zeit still. Es hat ihr offensichtlich gefallen.”

„Wollen Sie es an Menschen aus diesem Dorf weiterentwickeln? Was haben sie vor?” Wieder blickte Marc auf den Vorhang.

„Ich habe es bereits an Menschen getestet! Es war ein voller Erfolg! Ich nenne es die happy!”

Der Vorhang zog sich durch einen elektrischen Impuls, offensichtlich von Gruber gesteuert, beiseite und machte den Blick durch den Einwegspiegel frei und zeigte eine Zelle, in der zwei Personen am Boden kauerten. Offensichtlich schliefen sie oder waren betäubt worden.

„Niemand wird die beiden vermissen oder jemals danach fragen. Zwei obdachlose Junkies, die meine Helfer mir besorgt haben. Sie werden gleich wach. Wollen Sie noch Whiskey? Ich hole schnell welchen.”

Gruber verließ den Raum und ließ Marc allein zurück, der die nun beginnende Szenerie beobachtete. Der Zellenboden war mit einer Folie ausgeschlagen. Die weibliche Person erwachte als erste. Kaum war das geschehen, ertönte ein zischendes Geräusch und eine neblige Substanz erfüllte den Raum. Der Mann erwachte nun ebenfalls und hielt sich den Kopf. „Was ist das hier für eine Scheiße. Wo bin ich zum Teufel?”

Das Gas zeigte augenblicklich seine Wirkung. Die Personen lächelten sich an, gingen aufeinander zu und umarmten sich. Die Umklammerungen, gefolgt von heftigen Griffen und Küssen, steigerte sich nun. Alles schien wie ein beginnender Liebesakt, bis die Frau sich in die Unterlippe des Mannes verbiss und heftig daran riss. Einem wilden Tier gleich, schlug sie den Kopf hin und her und stöhnte voller Wonne. Schließlich gelang es ihr die Lippe zu durchbeißen und spuckte sie zu Boden. Der Mann schrie kurz auf, doch nicht vor Schmerz, sondern vor Lust. Der halb lippenlose Mund ließ ihn grotesk grinsend erscheinen. Er verbiss sich nun in die Wange der Frau, die vor Freude auflachte. Er fetzte ein grobes Stück heraus und spie es aus. Dann begannen sie sich gegenseitig die Kleidung herunterzureißen, wobei sie lachend und stöhnend zu Boden fielen. Alles passierte so schnell und überraschend. Marc starrte angewidert und fassungslos auf die Spiegelwand. Sein Magen begann zu rebellieren und er übergab sich in eine Ecke des Raumes. Die Stimme des Professors ertönte hinter ihm.

„Und, habe ich zu viel versprochen? Was sagen Sie dazu?”

„Sie sind krank, Gruber! Das sage ich dazu! Menschen so etwas anzutun nenne ich pervers und unmenschlich!” Erneut meldete sich sein Magen zu Wort und er kotzte eine bräunliche Flüssigkeit.

„Schauen Sie nur hin! Es ist noch nicht vorbei! Sie wollten die Wahrheit, hier ist die Wahrheit!” Der Professor war offensichtlich begeistert von seiner bestialischen Vorstellung. Noch immer zerrten und bissen die beiden Versuchsobjekte aneinander herum. Marc wagte keinen Blick mehr in die Zelle zu werfen. Allein die Geräusche, das Stöhnen und Schreien und diese schmatzenden Laute reichten ihm, um zu wissen was dort passierte. Schließlich wurde es still in diesem blutigen Gefängnis.