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Wilfried A. Hary

GAARSON-GATE 065: Der Ausbruch


Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

GAARSON-GATE 065

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE – das Original!

 

Titel:

Der Ausbruch

- von Wilfried A. Hary: »Sie halten ihn für die Plage des Universums und er entkommt ihnen!«

 

Das Computergenie Georg Haimes nutzt das Machtvakuum, das durch die abgeschottete Erde entstanden ist, und hält den Planetenbund in Atem. Bis man ihn gefangen nimmt und auf den Strafplaneten 500 verbannt. Dort trifft er auf Sven Steinkühler, der hier mit seinem Raumanzug notlandet – nach einer Havarie mit seinem Raumschiff.

Aber er hat sein Gedächtnis verloren und weiß gar nicht, in welcher Hölle er sich hier befindet...

 

 

Impressum

ISSN 1614-3299 - Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2016 by HARY-PRODUCTION, Canadastr. 30, D-66482 Zweibrücken, Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de eMail: wah@HaryPro.de

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Karl-Heinz R. Friedhoff

Logo: Gerhard Börnsen

Diesen Roman gibt es auch im Printformat. Mehr Infos hier:

http://www.hary.li

Die Serie ist uneingeschränkt geistiges Eigentum des Autors Wilfried A. Hary: www.hary-production.de !

 

1

 Sie mussten eine Weile suchen, bis sie den Raumanzug fanden. Er war praktisch unbeschädigt.

»Ein Prachtstück«, murmelte Haimes vor sich hin.

»Was wollen Sie damit anfangen? Ich weiß gar nicht, was es ist.«

Besser, das bleibt so, dachte Haimes.

Laut sagte er: »Vielleicht sollten wir nicht mehr bei dem schrecklich förmlichen Sie bleiben, Sven. Wir sitzen schließlich im gleichen Boot.«

»Was sagen Sie da?«, entfuhr es dem entgeisterten Fremden.

Haimes gab sich irritiert.

»Ich sagte, wir sollten nicht mehr bei dem...«

»Nein, nicht das! Ich meine den Namen.«

Haimes grinste.

»Sie heißen Sven Steinkühler und kommen von der RUHRPOTT.«

Er deutete auf den Raumanzug. An der Außenseite befand sich eine etwas verwischte Aufschrift. Sven Steinkühler las sie und griff sich an den Kopf. Ihn schwindelte.

»Ein Privatraumer, wie mir scheint«, meinte Haimes nachdenklich. »Möchte bloß wissen, was der hier zu suchen hat. Der Fallschirm ist nur für den Notfall bestimmt. Wie man aber schon auf den ersten Blick sehen kann, ist der Anzug praktisch unbeschädigt - abgesehen vom Funkgerät. Der Fallschirm sollte wohl nur zur Täuschung der Bewachungsstation dienen.« Er konnte die Sache drehen und wenden, wie er es wollte. Er kam zu keiner vernünftigen Erklärung.

Steinkühler war seinen Ausführungen verständnislos gefolgt.

»Was - was werden wir jetzt tun?«, fragte er stockend.

Georg Haimes hob seine Waffe.

»Zuerst einmal werden wir unsere Zaungäste vertreiben!«, empfahl er grimmig.

Erschrocken wirbelte Sven herum. In einer Entfernung von jeweils etwa hundert Metern standen zwei mächtige Tiere, an jeder Flanke eines. Unbemerkt hatten sie die Männer in die Zange genommen.

»Sie scheinen vorerst noch nichts von uns zu wollen, verhalten sich abwartend«, überlegte Haimes laut.

Es stimmte. Die beiden Tiere zeigten keinerlei Regung.

Haimes kam die Erkenntnis wie ein Schlag. Die Tiere standen auf Posten! Die eigentliche Gefahr drohte von anderer Seite.

Gehetzt sah er sich um. Sein Strahler deutete nach allen Himmelsrichtungen. Nichts.

Seine Gedanken jagten sich. Vielleicht sollten die beiden Kolosse ein Ausbrechen verhindern?

Georg Haimes beschloss, nicht mehr länger zu warten. Er stellte den Strahler auf starke Streuwirkung. Der Energiestrahl zischte in ein paar Metern Entfernung in den Boden. Absichtlich hatte Georg mit dem Wind geschossen. Sofort entstanden erste Flammen. Das trockene Steppengras brannte wie Zunder. Das Feuer leckte gierig um sich, wurde vom Wind weg getrieben.

Haimes sah nach den beiden wartenden Kolossen. Sie wurden sichtlich unruhig.

Dann erkannte der Pirat die eigentliche Gefahr: Hunderte von kaninchengroßen Tieren, mit Mäulern, die Zweidrittel ihres Körpers ausmachten und mit messerscharfen Zähnen bestückt waren. Sie wirkten wie Piranhas auf dem Land. Wieselflink flohen sie dem Feuer.

Eine seltsame Ähnlichkeit bestand zwischen den kleinen Tieren und den beiden Kolossen. Nur ihre Größe unterschied sie. Offenbar lebten sie in einer Art Symbiose miteinander.

Schier im letzten Augenblick kam Haimes zu Bewusstsein, dass zweifelsohne auch von der anderen Seite Gefahr drohte. Er hatte selbst für eine Falle gesorgt. In Richtung Feuer gab es keine Fluchtmöglichkeit und die Kolosse hielten an den Flanken immer noch Wache.

Haimes warf sich herum. Fast waren die Tiere mit den geifernd aufgerissenen Mäulern heran. Sie bewegten sich nahezu geräuschlos, vom Buschgras größtenteils verborgen und vergaßen erst ihre Vorsicht, als sie nur noch wenige Meter von ihren Opfern entfernt waren und die Gier sie übermannte.


2


Michael Gordon kannte nur eines: Rache.

Seine Rechte umschloss fest die Energiewaffe.

Nein, er würde den beiden nicht folgen. Es hätte die Möglichkeit bestanden, dass sie ihm auflauerten. Er durfte nicht vergessen, dass sie bewaffnet waren. Es war ihm zu riskant. Wahrscheinlich befanden sich auch bei jenem ominösen Raumanzug Waffen. Diese Möglichkeit war für Gordon schließlich der Hauptgrund dafür gewesen, dass er Haimes hatte ausschalten wollen.

Er hatte einen Plan. Sie wollten zum Stamm. Sollten sie auch. Den Weg hatte er ihnen ausführlich genug beschrieben. Allerdings waren sie vorerst in eine andere Richtung gegangen - dorthin, wo man den Raumanzug finden konnte.

Gordon war das nur recht. Blieb ihm doch so genug Zeit, seine Vorbereitungen zu treffen. Am Fuße der Berge würde er ihnen auflauern. Haimes würde seinen Entschluss, ihn laufen zu lassen, noch einmal bitter bereuen. Gordon würde die beiden nicht sofort töten. Dafür war die Ausrüstung zu kostbar. Sie könnte etwas bei einem raschen Schusswechsel abbekommen. Immerhin musste Gordon damit rechnen, dass sie den Raumanzug mit sich führten, um ihn dem Stamm vorzuführen.

Michael Gordon unterdrückte den höllischen Schmerz in seinem Gesicht. Offenkundig hatte ihm dieser Haimes das Nasenbein zerschmettert.

Eilig machte er sich auf den Weg. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Unterwegs hielt er die Augen offen. Es entging ihm nicht, dass ihm eine Gruppe von Aasfressern folgte. Doch sie waren relativ harmlos. Sie rochen nur das Blut. Gordon war für ihre Begleitung fast dankbar. Sie waren ein Garant für seine Sicherheit, so seltsam das auch klang. Sobald sie von ihm abließen, drohte akute Gefahr. Dann hieß es, auf der Hut sein. Von sich aus würden sie nie angreifen - erst wenn sie sicher sein würden, dass er völlig hilflos war. Ein feiges Pack.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Fast hatte Michael Gordon die Berge erreicht. Die Sonne stand immer noch am Himmel. Der Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf HAPPY DEVIL dauerte aufgrund der langsamen Planetenrotation fast vierundzwanzig Stunden interplanetarer und ehemals irdischer Zeitrechnung.

Plötzlich zeigte sich Unruhe in den Reihen der Aasfresser, die unterwegs immer mehr geworden waren. Noch aber wichen sie nicht von seiner Seite. Die Gefahr war offenbar nicht so groß für sie.

Gordon trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Gehetzt sah er sich um. Er hielt nach Deckung Ausschau. Ein mannshoher Felsbrocken erschien ihm gerade richtig. Nach allen Seiten sichernd lief er hin. Bevor er sich flach hinlegte, untersuchte er sorgfältig den Boden, um vor jeder Überraschung sicher zu sein. Er war durch das Blut in seinem Gesicht besonders gefährdet.

Die Deckung gab ihm die alte Selbstsicherheit zurück. Jetzt brauchte er nur noch herauszufinden, von wo ihm Gefahr drohte. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Wieder einmal halfen ihm die Aasfresser ungewollt. Sie waren äußerst feige. Da sie deutlich zurückblieben, wusste Gordon, dass er seine Aufmerksamkeit nur nach vorn zu richten brauchte.

Ein Gedanke war ihm gekommen.

Näherten sich etwa Menschen seinem Standort? Das war gut möglich. Es gab nur wenige gefährliche Tiere in den Bergen.

Michael Gordon lauerte gebannt.

Er musste nicht lange warten, bis er seinen Verdacht bestätigt sah: Vier Männer näherten sich ihm. Sie waren völlig ahnungslos, was allerdings nicht heißen sollte, dass sie nicht auf der Hut waren.

Michael Gordon packte seine Waffe fester. Sollten sie nur kommen. Er würde seine ehemaligen Gefährten - er hatte sofort erkannt, dass es sich nur um solche handeln konnte - gebührend empfangen. Nur gut, dass ihm dieser Haimes die Waffe zurückgelassen hatte. Gordon verstand die Beweggründe nicht, doch war er recht froh darüber. Unbewaffnet wäre er ziemlich hilflos gewesen.

Die vier Männer waren bis auf etwa dreißig Meter herangekommen. Sie sicherten ständig nach allen Seiten, bewegten sich in der Formation einer Raute, die mit einer Spitze nach vorn zeigte.

Der Vorderste entdeckte die Aasfresser und machte die anderen darauf aufmerksam. Gordon fluchte in sich hinein. Die Männer waren misstrauisch geworden. Verdammtes Pech. Er hätte sie einfach an seinem Versteck vorbeimarschieren lassen und sie dann mit ein paar raschen Feuerstößen niedergestreckt. Im Moment allerdings sah es nicht gut für ihn aus. Was konnte er letztlich gegen vier kampferprobte Männer allein ausrichten?

Er wagte kaum zu atmen. Die Spannung zehrte an seinen Nerven. Der Schmerz im Gesicht schien sich ständig zu steigern. Die Grenze des Erträglichen hatte er längst überschritten. Aber Michael Gordon blieb ruhig.

Er wagte einen vorsichtigen Blick. Verdammt, die vier Männer hatten sich getrennt. Er hätte nicht mehr länger warten sollen, nachdem sie misstrauisch geworden waren. Fieberhaft überlegte er. Irgend etwas musste geschehen, sonst war er verloren. Das Überraschungsmoment war nicht mehr auf seiner Seite. Der Gegner war gewarnt und hatte im Moment alle Vorteile für sich.

Wieder riskierte Gordon einen Blick. Sie waren nur noch zu zweit. Er kannte sie. Peter Sumer und Charles Saga. Sumer hasste er. Der Mann war Zeuge gewesen, als er einen im Streit getötet hatte. Seiner Aussage hatte er es zu verdanken, dass man ihn verbannt hatte.

Gordon hob die Waffe.

Unsicher kamen sie auf den Felsbrocken zu. In ihren Gesichtern arbeitete es.

»Willst du es darauf ankommen lassen? Lasst die Waffen fallen und hebt die Hände!«

Charles Saga begann zu zittern und ließ seine Waffe fallen. Sein Gesicht war käsig.

»Nein, es gibt nur nicht mehr viel, was ich zu verlieren habe. Komm hinter den Felsen!«

»Mann, was haben sie denn mit dir gemacht?«

»Bleibt, wo ihr seid!«, brüllte Saga. »Er wird auch euch töten.« Ein furchtbarer Schlag warf ihn zu Boden. Michael Gordon stand breitbeinig über ihm.

Ein Geräusch ließ ihn herumwirbeln. Zwei Strahler deuteten auf ihn. Bevor er zum Schießen kam, zuckten Energieblitze auf. Michael Gordon verging in einer wabernden Lohe, die seinen Torso einhüllte. Seine Waffe fiel zu Boden.

»Die Patrone ist frisch«, sagte er verständnislos.

Rebel gab ihm die Waffe.

Saga kratzte sich am Hinterkopf.

»Vielleicht hängt alles mit dem Kondensstreifen zusammen, den du gesehen hast?«, vermutete Puhl. »Wir sollten versuchen, endlich der Sache auf den Grund zu gehen.«