»In uns existieren wunderschöne wie auch wilde Kräfte«

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Ist es möglich, dass in unseren tiefsten Verletzungen der Schlüssel zu einer kraftvollen Art des Betens verborgen ist, die uns vor 1700 Jahren verloren ging? Was können wir heute aus dem großen Geheimnis unserer wichtigsten Traditionen lernen?

"In uns existieren wunderschöne wie auch wilde Kräfte."

Mit diesen Worten beschrieb der Heilige Franziskus, worauf uralte Traditionen als die stärkste Kraft im Universum vertrauten - die Kraft des Gebets. Seit über 20 Jahren hat Gregg Braden nach Beweisen für eine vergessene Art des Betens gesucht, die der westlichen Welt verloren ging, als sie unter den Einfluss der frühchristlichen Bibelauslegungen geriet.

In den 1990er Jahren fand und dokumentierte er diese Art des Betens, die in abgelegenen Klöstern in Zentraltibet noch immer Anwendung findet. Ebenso fand er heraus, dass diese Art des Betens in heiligen Riten im gesamten Wüstenhochland im Südwesten der USA praktiziert wird.


In diesem Buch beschreibt Braden diese uralte Art des Betens, die sich weder Worten noch sonstigem äußeren Ausdrucks bedient. Er begleitet uns als erster Autor auf eine Reise, auf der wir entdecken, was unsere intimsten Erfahrungen uns über unsere tiefsten Überzeugungen verraten. Anhand von Fallbeispielen und persönlichen Aufzeichnungen ergründet Braden die Weisheit dieser ewig gültigen Geheimnisse und die Kraft, die jeden von uns erwartet ... direkt hinter unserem tiefsten Schmerz!

Gregg Braden | Verlorene Geheimnisse des Betens | ISBN: 978-3-37883-46-5

www.echnaton-verlag.de

Copyright


eBook
(1. Auflage Printversion 2006)



© EchnAton Verlag Diana Schulz e.K.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf
- auch teilweise - nur mit Genehmigung
des Verlages wiedergegeben werden.
Covergestaltung: Raphaela Näger
Coverbild: PixelQuelle.de
Lektorat: Angelika Funk
Gesamtherstellung: Diana Schulz
ISBN: 978-3-937883-51-9

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Die Kunst des Seins


Coaching für ErwachsenDE


Klaus Biedermann



Wenn sich eine Tür vor uns schließt,
so öffnet sich dafür eine andere.
Die Tragik jedoch ist, dass man meist
nach der geschlossenen Tür blickt
und die geöffnete nicht beachtet.
(André Gide)


Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Seminare, danke meinen Klienten, ohne die dieses Buch nicht hätte entstehen können, denn ich habe von ihnen lernen dürfen.

Ich danke allen, die mir bei der Organisation meiner Seminare und Praxis geholfen haben: Angelika Rückwald, Katharina Kolerus, Doris Schummer, meiner Schwester Sonja, Britta Müller-Sieben, Manuela Kaiser, Anke Lehmann, Gabriele Klaubert und Nicole Spitzenberg.

Folgende Titel des Autors Klaus Biedermann sind ebenfalls im EchnAton Verlag erschienen:

  • Steine brennen nicht - Band I der Romantrilogie | ISBN: 978-3-937883-52-6
  • Die Siegel von Tench'alin - Band II der Romantrilogie | ISBN: 978-3-937883-53-3
  • Das Erbe von Tench'alin - Band III der Romantrilogie | ISBN: 978-3-937883-83-0

  • Die Kunst des Seins - Coaching für ErwachsenDE | ISBN: 978-3-937883-51-9
  • Burn-In statt Burn-Out - Wie Sie wieder in Balance kommen | ISBN: 978-3-937883-85-4
  • Tarot als innerer Spiegel - Lebenshilfe aus dem Unbewussten | ISBN: 978-3-937883-12-0

  • CD - Reisen in Trance | ISBN: 978-3-937883-10-6
  • CD - Burn-In statt BurnOut | ISBN: 978-3-937883-80-9

Über den Autor

Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit 1989 die Coaching Akademie ascoach in Köln. Hier bietet er Aus- und Weiterbildungen zum Coach an und ist außerdem Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften ADG und der Steinbeis Hochschule.
In der vorliegenden Romantrilogie vereint er seine Erfahrungen und seine Visionen.

Weitere Informationen finden Sie auf seiner Webseite:
www.ascoach.de

www.echnaton-verlag.de

Auf ein Wort


Der Mensch ist dazu geboren, seinem Leben einen Sinn zu geben und es mit diesem zu erfüllen. Dabei kommt es ganz allein auf ihn selber an. Damit Ihr Leben mit dem Sinn erfüllt sein kann, von dem Sie träumen, ist es wichtig, dass Sie sich einige grundlegende Gedanken über sich selbst und Ihr Dasein in dieser Welt machen. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen.

Das bedeutet manchmal Arbeit, denn alles verändert sich Schritt für Schritt und es kann sein, dass Sie hin und wieder Geduld aufbringen müssen. Wer Ihnen erzählt, dass durch eine plötzliche Verwandlung, praktisch wie durch Zauberhand, das Schicksal ohne Arbeit auf einen phantastischen Streich verändert werden kann, den dürfen Sie getrost einen Scharlatan nennen, von denen sich viele unverdrossen unter uns herumtreiben. Sie versprechen den totalen Wandel ohne viel Aufwand - Reichtum, Gesundheit und Ekstase - und finden damit natürlich immer ihre Anhänger. Alles im Leben aber hat seinen Preis und dies spiegelt die tiefe Gerechtigkeit wieder, die das Leben bestimmt. Billige Lösungen schwächen, Schwierigkeiten stärken.

Kunst kommt von Können, und Coaching besteht aus Handeln. Mit diesem Buch möchte ich Sie zum Denken anregen, ob Sie dem Denken Handlungen folgen lassen, überantworte ich Ihrer Intelligenz.

Sie können dieses Buch lesen und es danach in ein Regal stellen - zu all den anderen. Sie haben die Wahl, es beim Wissen zu belassen. Ein berühmter Koch sagte einmal: »Wer lesen kann, kann auch kochen.« Im Unterschied zu einem Kochbuch gibt es hier allerdings keine Rezepte - nur Anregungen. Wie viel Sie von welcher Zutat nehmen, überlasse ich Ihrer Phantasie, Ihrer Kreativität und Ihrem guten Geschmack. Wenn Ihnen etwas, von dem was Sie hier lesen, nicht schmeckt, geben Sie es jemand anderem - bekanntlich sind die Geschmäcker ja verschieden.

Während meiner fast 30-jährigen Laufbahn als Therapeut, Coach und Seminarleiter habe ich die Erfahrung gemacht, dass man keinem anderen Menschen helfen kann, wenn es dieser nicht aus seiner Tiefe heraus wirklich will und geschehen lässt, erst recht nicht mit einem Buch.

Aber fast jeder Mensch kann sich selbst helfen. Auch das habe ich erfahren dürfen: Es bedarf dazu manchmal nur eines kleinen Hinweises, der im richtigen Augenblick gegeben, auf fruchtbaren Boden fällt. Der Begriff Coaching kommt von dem Wort ›Kutsche‹.

Der Kutscher hat die Aufgabe, die Kutsche mit Hilfe der Pferde sicher ans Ziel zu bringen. Ein guter Kutscher, der seine Pferde kennt, braucht dazu nur ab und zu eine kleine Korrektur mit den Zügeln vorzunehmen. Er weiß, er kann den Pferden vertrauen. Nur der Kutscher, der kein Vertrauen in seine Pferde hat, oder sie gar nicht kennt, wird an den Zügeln reißen und immer wieder viel Kraft aufbringen, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen.

Betrachten Sie den Kutscher als Ihr Ego, die Kutsche als Ihr Lebensgefährt und die Pferde als Ihre innere Weisheit, eine Ihnen innewohnende Kraft, die das Ziel kennt und Sie auch dort hin bringen kann.

Wenn Sie es wirklich wollen, dann wird es funktionieren, und dabei möchte ich Sie mit diesem Buch unterstützen. Vielleicht kann ich damit einen Teil von Ihnen erreichen, der die Fähigkeit besitzt, Ihr Leben als das zu verstehen, was es ist, nämlich IHR Leben.

Versetzen Sie sich in die Lage, Ihr Dasein so lebenswert zu gestalten, wie es für Sie gedacht ist. Manchmal kann das an Ihrem Verstand vorbei geschehen und ganz im Stillen wirken. Damit das so sein kann, ist ein Großteil dieses Buches auch metaphorisch zu verstehen. Oft sind die kleinen und zarten Veränderungen die stärksten und wirken am nachhaltigsten.

Das Weiche besiegt das Harte. Fragen Sie den Sand im Meer.

Der Verstand, der seit früher Kindheit programmiert wird, ist meist der große Verhinderer, der sich lieber mit dem zufrieden gibt, das er kennt, als sich auf Neues einzulassen. Wenn Sie dies spüren, kämpfen Sie nicht dagegen an, sondern beobachten Sie einfach seine Tricks. Er wird Ihnen wahrscheinlich pausenlos einreden, warum etwas nicht funktioniert und warum die heimische bekannte Küche die beste ist. Gründe dafür wird er genug finden und für Neues wird er Beweise fordern.

Es gibt Menschen, die über einer neuen Suppe so lange ihren Kopf schütteln, bis ein Haar hineinfällt.

Dies ist eine Folge der Programmierungen, aus denen im Laufe der Zeit sogar Überzeugungen werden. Um Programme löschen zu können, muss man sie aber kennen und man muss verstehen, wie sie entstanden sind. Ich werde auch darauf eingehen.

Wenn Sie ein skeptischer Mensch sind und hier von bestimmten ›Zutaten‹ zum ersten Mal lesen, seien Sie es getrost weiterhin - denn Skepsis bedeutet ja nichts anderes als genaues Hinschauen. Ein Skeptiker (griechisch: skeptikós) ist wörtlich übersetzt ein Ausschau haltender oder Untersuchender. Skepsis heißt also zunächst nichts anderes als eingehende Untersuchung. Im engeren Sinne wird damit eine erkenntniskritische Haltung bezeichnet, die der Möglichkeit endgültig gesicherten Wissens ›skeptisch‹ gegenübersteht.

Meist wird Skepsis allerdings mit Vorverurteilung verwechselt. Oft genug habe ich Menschen erlebt, die stolz auf ihre ›Skepsis‹ und überhaupt nicht bereit waren, etwas Neues aufzunehmen. Nach dem Motto: Was ich nicht verstehe, gibt es auch nicht, und ich kann nur die Dinge verstehen, die ich auch sehen und anfassen kann. Das ist schade, denn mit dieser Haltung versperrt man sich viele Wege. Und allen Ernstes - wer kann schon von sich behaupten, die Welt zu verstehen? Albert Einstein sagte einmal: »Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur in ihr zurechtfinden.«

Für das, was ich in diesem Buch schreibe, gibt es eine Regel: Glauben Sie nichts.

Glaube ersetzt immer Erfahrung. Erinnern Sie sich an Ihre innere Weisheit, denn ich ermutige Sie dazu, Erfahrungen zu machen und diese zu reflektieren. Weisheit kommt nämlich nicht durch Erfahrung, sondern durch die Reflexion darüber. Sonst wäre ja jeder

alte Mensch automatisch weise. Im Leben geht es aber nicht ums Älterwerden, das kann jedes Tier. Es geht um das Erlangen von Reife - und das ist alleine dem Menschen vorbehalten. Heranzureifen bedeutet, mehr und mehr in das Prinzip des Lebens hineinzutauchen.

Was Sie erfahren und reflektiert haben, brauchen Sie nicht mehr zu glauben. Geglaubt haben Sie in Ihrem Leben genug. Lassen Sie sich ein und betrachten Sie dieses Buch als Tür - vielleicht in eine neue Küche.

Nehmen Sie versuchsweise einmal an, dass Sie etwas in sich haben, das alles, was Ihr eigenes Leben betrifft, verstehen kann und nur für Sie da ist - und zwar jenseits des Verstandes. Nennen Sie es: Unbewusstes, Unterbewusstsein, kreative Intelligenz oder Höheres Selbst. Dieses Etwas gehört zu Ihnen wie ihr Herz oder Ihre Lungen.

Vielleicht werden beim Lesen einige Ihrer Glaubenssätze ins Wanken gebracht. Aber überlegen Sie einmal, wie oft Sie in Ihrem Leben schon Glaubenssätze verändert haben. Oder haben Sie als Kind etwa nicht an den Weihnachtsmann geglaubt? Auf ein paar mehr oder weniger kommt es da sicher nicht an.

Wenn Sie sich einlassen, kann dieses Buch ein Freund sein.

In jedem Menschen steckt die Schöpferkraft, ein lebenswertes Leben frei von Unterdrückung und Manipulation, ein Leben in Liebe, vollkommener Gesundheit und innerem und äußerem Frieden zu leben. Mögen Sie erkennen, dass Sie dazugehören!

Um den Lesefluss zu gewährleisten, habe ich meist die männliche Form der Anrede verwendet. Ich hoffe, verehrte Leserin, Sie verzeihen mir das.

Teil 1


Die elementaren Geistigen Gesetze



»Es gibt nur zwei Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit des Menschen ... und beim Universum ist man sich noch nicht sicher ...« (Albert Einstein)



Selbstverständlich können Sie denken, was immer Sie wollen. Mein Vorschlag für ein Leben, das Sie selbst weitgehend in der Hand haben und gestalten können, ist die Verinnerlichung und das Befolgen der folgenden Geistigen Gesetze oder ›Prinzipien‹, die ich zunächst einmal nur erkläre, damit Sie sie dann beim Weiterlesen immer wiederfinden werden. So kann dieses Buch einem aufmerksamen Leser auch ein Arbeitsbuch auf seinem ganz persönlichen Weg zur Erleuchtung sein.

Die italienische Renaissance war ein fruchtbarer Nährboden für die Synthese platonischer Ideen und spätantiker okkulter Philosophien.

So ist zum Beispiel die umfangreiche Zahlenmystik in der Alchemie auf das Einfließen der Kabbala in den Neuplatonismus zurückzuführen. Den ›elementaren‹ Grundstein zur spirituellen Suche nach dem Stein der Weisen aber legte die Tabula Smaragdina.

Sie spielte seit Jahrhunderten bereits eine zentrale Rolle und wurde Hermes Trismegistos, dem dreimal großen Hermes, einem mystischen Weisen aus Ägypten, zugeschrieben, welcher schon Platon maßgeblich beeinflusst haben soll. Hermes soll vor oder zu Moses Zeit gelebt haben, daher galten im alchemistischen Umfeld die hermetischen Texte als gleichwertig mit der Genesis - also auch mit der biblischen Schöpfungsgeschichte und den Zehn Geboten.

Große Gelehrte wie Paracelsus und der Neuplatoniker Marsilio Ficino, dem wir die Übersetzung des ›Corpus Hermeticum‹ ins Lateinische und damit die Verbreitung der hermetischen Lehren im Abendland verdanken, wussten um die Bedeutung dieser universellen Lehre für den Menschen. Angeblich wurde dieses Wissen im Grab des Hermes gefunden.

Schon in der Antike sahen viele Gelehrte den Hermes Trismegistos als jemanden an, der die Menschen belehrt und geheimnisvolle Bücher verfasst habe. Ferner entstand durch die Vermischung griechischer und ägyptischer Anschauungen eine große Anzahl von Schriften, welche ihm zugeschrieben wurden und teilweise noch erhalten sind, darunter eben die Tabula Smaragdina, die die sieben Hermetischen Axiome enthält und die das Zusammenwirken des gesamten Universums erklärt. Diese wurden auch als das ›Kybalion‹ bekannt. Hermes Trismegistos galt ebenso als Erfinder der Alchemie und der Magie, wie die Bezeichnung ›Hermetische Kunst‹ für Alchemie belegt.

Als Bewahrer der altägyptischen Legenden um Hermes Trismegistos wirkten griechische Gelehrte bis zur Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken. Auch im Judentum wurden Teile davon weitergegeben - zwar nicht im Talmud, wohl aber in der Kabbala und insbesondere im Sohar. Auch im Islam fanden diese griechisch-ägyptischen Anschauungen Eingang und blieben dort in mehrfachen Fassungen und vermischt mit anderen Traditionen lange erhalten.

Vom alten Ägypten aus ging das Wissen in den arabischen Raum und wurde über Córdoba aber auch über Harran, der Stadt Abrahams, in das Europa des ersten Jahrtausends gebracht. Durch den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche jedoch wurde die Lehre der Hermetik – und die damit verbundene Lehre der Magie – als teuflisch bezeichnet: Die katholische Kirche konnte und wollte es nicht zulassen, dass es Weisheiten und Wahrheiten außerhalb ihrer eigenen Organisation gab. Der erste Einschnitt in dieser Richtung erfolgte 325 auf dem Konzil von Nicäa, wo die Reinkarnationslehre aus dem Kontext der Bibel gestrichen wurde. Ein zweiter Einschnitt erfolgte 1227, als die Astrologie als ›teuflisch‹ gebannt wurde. Aufgrund dieses Verhaltens seitens der katholischen Kirche wagten viele Weise und Gelehrte nicht mehr, ihr Wissen um die hermetische Lehre offen darzulegen, sondern ›versiegelten‹ es buchstäblich – woraus sich die Bezeichnung ›etwas ist hermetisch verschlossen‹ entwickelte.

Und dies sind die sieben Hermetischen Axiome:
1. Ein Schöpfergeist ist die Quelle des Lebens. Dieses Prinzip enthält die Wahrheit: ›Alles ist Geist.‹ Es besagt, dass das All die substanzielle Realität ist, welche allen äußerlichen Manifestationen und Erscheinungen zugrunde liegt, die wir unter den Bezeichnungen ›materielles Universum‹, ›Erscheinungsformen des Lebens‹, ›Materie‹, ›Energie‹ kennen, kurz allem, was für unsere materiellen Sinne in Erscheinung tritt, dass alles materialisierter Geist ist, der selbst unerkennbar und unerklärbar ist, der aber als universal und schöpferisch angesehen und gedacht werden kann.

Das erklärt auch, dass die ganze Erscheinungswelt oder das Universum eine geistige Schöpfung des Alls ist, unterworfen den Gesetzen aller geschaffenen Dinge, und dass das Universum als Ganzes und auch in seinen Teilen seine Existenz dem Geist verdankt. Ebenso wie auch unser Leben.

Dieses Prinzip erklärt, indem es die geistige Natur des Universums festlegt, alle verschiedenen geistigen und seelischen Phänomene, die die öffentliche Aufmerksamkeit in so großem Maße beschäftigen und die ohne solche Erklärung unverständlich sind und sich einer wissenschaftlichen Behandlung entziehen. Das Verständnis dieses großen Hermetischen Prinzips der Geistigkeit befähigt den Menschen, die Gesetze des geistigen Universums leichter zu begreifen und sie zu seinem Wohlbefinden und Vorwärtskommen anzuwenden. Damit ist er in der Lage, die großen Geistigen Gesetze verständnisvoll anzuwenden, anstatt ihre Anwendung dem Zufall zu überlassen. Mit dem Hauptschlüssel in der Hand kann jeder die vielen Tore des geistigen und psychischen Tempels des Wissens öffnen und ihn frei und verständnisvoll betreten. Dieses Prinzip erklärt die wahre Natur von ›Energie‹, ›Kraft‹, ›Stoff‹ und warum und wie alles der Herrschaft des Geistes unterworfen ist.

Vor langer Zeit schrieb einer der hermetischen Meister: »Derjenige, der die Wahrheit der geistigen Natur des Universums begreift, ist weit auf dem Wege zur Meisterschaft fortgeschritten.«

Der Geist ist also der Schöpfer aller Dinge. Alles, was Sie in Ihrer Umgebung, in Ihrem Heim und in der Welt sehen können, jeder Gegenstand Ihres Haushaltes, Ihr Auto, die Straße, durch die Sie fahren, die Häuser – kurz alles, was von Menschen geschaffen wurde – war irgendwann einmal zunächst in der geistigen Vorstellung vorhanden. Wenn Sie wissen, dass Sie der Schöpfer Ihrer Welt sind, können und brauchen Sie sich nicht mehr vor der Verantwortung zu drücken. Selbst die großen Dinge wie Frieden oder die Erhaltung der Umwelt, die man scheinbar alleine nicht verändern kann, beginnen beim Individuum selbst.

2. Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre
Ursache; alles geschieht gesetzmäßig. Zufall ist nur der Name für ein unbekanntes Gesetz. Es gibt viele Ebenen der Ursächlichkeit, aber nichts entgeht dem Gesetz. Mit der ›Schwarz-Weiß-Brille‹ werden Sie dieses Gesetz nicht entdecken.

Das Prinzip besagt: Alles geschieht gesetzmäßig, nichts ereignet sich zufällig, es gibt keinen Zufall. Es gibt verschiedene Ebenen von Ursache und Wirkung, die höheren beherrschen die niederen Ebenen und nichts kann völlig dem Gesetz entgehen. Beispiele für so genannte Zufälle finden Sie im Kapitel über Zufall. Diejenigen, die dieses Prinzip verstanden haben und danach leben, verstehen die Kunst, sich über die gewöhnliche Ebene von Ursache und Wirkung zu erheben. Indem sie sich geistig auf eine höhere Ebene erheben, werden sie Ursache statt Wirkung. Solche Menschen werden nicht mehr von äußeren Ursachen wie Figuren auf dem Schachbrett des Lebens bewegt, sondern haben Selbstbeherrschung erlangt und werden Spieler statt Figur. Sie haben gelernt, das Spiel des Lebens zu spielen, anstatt dass mit ihnen gespielt wird und sie durch einen anderen Willen oder durch ihre Umgebung bewegt werden. Wer diesen Gedankengang zu Ende denkt und das Erkannte anwendet, verfügt über einen unermesslichen Reichtum an hermetischem Wissen.

3. Die Dinge hängen über Analogien zusammen: wie oben, so
unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen. Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass es zwischen den Gesetzen und Erscheinungsformen der verschiedenen Ebenen des Seins und Lebens eine Entsprechung gibt. Der alte hermetische Grundsatz lautete: ›Wie oben, so unten; wie unten, so oben.‹ Und das Begreifen dieses Prinzips gibt einem die Mittel an die Hand, manchen Widerspruch zu lösen und manch verborgenes Geheimnis der Natur zu lüften. Es gibt Ebenen jenseits unseres Wissens, aber wenn wir das Prinzip der Entsprechung auf sie anwenden, können wir vieles verstehen, was sonst unbegreiflich für uns wäre.

Dieses Prinzip tritt auf den verschiedenen Ebenen des materiellen, geistigen und rein geistigen Universums in Anwendung und Erscheinung – es ist ein universales Gesetz. Die alten Hermetiker (Anhänger der hermetischen Lehre) betrachteten dieses Prinzip als eines der wichtigsten geistigen Werkzeuge, mit denen der Mensch die Hindernisse beiseite räumen konnte, die das Unbekannte dem Blick entzogen. Wie die Kenntnis des Prinzips der Geometrie den Menschen befähigt, weit entfernte Sonnen und ihre Bewegungen – in seinem Observatorium sitzend – zu erkennen, so befähigt die Kenntnis des Prinzips der Entsprechung den Menschen, verständnisvoll vom Bekannten zum Unbekannten seine Schlüsse zu ziehen.

4. Gleiches hängt mit Gleichem zusammen und verstärkt sich,
Ungleiches stößt sich ab. Nichts ist in Ruhe, alles bewegt sich, alles ist in Schwingung.

Tatsachen, denen die moderne Wissenschaft beipflichtet und die jede neue wissenschaftliche Entdeckung bestätigt. Und doch war dieses hermetische Prinzip schon vor Tausenden von Jahren von den alten Meistern verkündet worden. Dieses Prinzip besagt, dass alle Unterschiede zwischen den verschiedenen Manifestationen des Stoffes, der Energie, der Gedanken und sogar des Geistes im weitesten Sinne von den verschiedenen Graden der Schwingung abhängen.

Vom reinen Geist bis hinunter zur gröbsten Form der Materie ist alles in Schwingung – je höher die Schwingungszahl, desto höher ihre Position auf einer gedachten Skala. Die Schwingung des Geistes hat einen so unendlichen Stärkegrad und eine solche Schnelligkeit, dass sie sich praktisch in Ruhe befindet – genauso wie ein sehr schnell rotierendes Rad bewegungslos zu sein scheint. Am anderen Ende der Skala finden sich die groben Formen der Materie, deren Schwingungen so langsam sind, dass auch sie in Ruhe zu sein scheinen.

Zwischen diesen Polen gibt es Millionen über Millionen verschiedener Grade von Schwingung. Vom Körperlichen im Elektron, Atom und Molekül bis hin zu Welten und Universen ist alles in schwingender Bewegung. Dies ist auch auf den Ebenen von Energie und Kraft – die nur verschiedenartige Grade von Schwingung sind – wahr, ebenso auf den geistigen Ebenen – deren Zustände von der Schwingung abhängen – und schließlich auf den rein geistigen Ebenen. Das Verständnis dieses Prinzips befähigt Sie‚ Ihre eigenen geistigen Schwingungen zu beherrschen.

Die Meister wenden dieses Prinzip auch in verschiedener Weise an, um Naturphänomene zu überwinden. So ging Jesus über Wasser.

Ich selbst habe auf einer Indienreise Folgendes erlebt: In der Nähe von Bombay lebte eine alte Frau in einem Dornbusch. Von ihr hieß es, sie sei eine erleuchtete spirituelle Meisterin und Heilerin. Mit einigen Freunden besuchte ich diese Frau, deren Namen ich inzwischen vergessen habe. Viele Leute waren dort versammelt und hörten ihren Ausführungen zu, die wir nicht verstanden, da sie Hindi sprach. Sie verbot allerdings, sie zu fotografieren, was auch auf einem Schild in englischer Sprache stand. Heimlich taten wir es aber dennoch, weil es wirklich faszinierend war, wie sie dort lebte. Als wir in Deutschland unsere Fotos vom Entwickeln abholten, war zwar der Dornbusch auf den Bildern, kein einziges Foto zeigte aber die Frau.

»Derjenige, der das Prinzip der Schwingung versteht, hat das Zepter der Macht ergriffen«, schrieb einer der alten Meister.

5. Alles unterliegt einem Kommen und Gehen, alles hat Gezeiten.
Alles fließt aus und ein, alle Dinge steigen und fallen, das Schwingen des Pendels zeigt sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das Maß für dessen Ausschlag nach links.

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene Bewegung zeigt, hin und her; ein Hin- und Zurückfließen, eine pendelgleiche Bewegung, eine gezeitengleiche Ebbe und Flut, ein hoher und ein niedriger Stand, und zwar immer zwischen den beiden Polen, die gemäß dem Prinzip der Polarität bestehen, das soeben beschrieben wurde. Es gibt immer eine Aktion und eine Reaktion, ein Vorwärtsschreiten und ein Zurückgehen, ein Steigen und ein Fallen. Dies gilt für die Geschehnisse des Universums, die der Sonnen, der Welten, der Menschen, Tiere, des Geistes, der Energie und der Materie.

Dieses Gesetz offenbart sich im Entstehen und Vergehen von Welten, im Aufstieg und Untergang von Nationen, im Leben aller Dinge und auch in den geistigen Zuständen der Menschen. Im Hinblick auf letztere finden die Hermetiker das Verständnis dieses Prinzips ganz besonders wichtig. Wenn Sie dieses Prinzip erkannt haben, können Sie lernen, es auszunutzen, statt von ihm ausgenutzt zu werden. Auf dieser und ähnlichen Methoden beruht die Kunst der Hermetiker. Der hermetische Meister polarisiert sich selbst an dem Punkt, wo er zu ruhen wünscht, und dann neutralisiert er den rhythmischen Schwung des Pendels, der ihn sonst zum anderen Pol hintragen würde. Alle Menschen, die ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung erreicht haben, tun dies bis zu einem gewissen Grade mehr oder weniger unbewußt, der Meister aber tut das bewusst und unter Anwendung seines Willens und erreicht damit eine Gewichtigkeit und geistige Festigkeit, die nahezu unmöglich erscheint.


6. Alles besitzt jeweils ein Paar von Gegensätzen oder Polen; Gleich und Ungleich ist dasselbe; Gegensätze tragen nur entgegengesetzte Vorzeichen.

Alles ist zwiefach, alles hat zwei Pole; Gleich und Ungleich ist dasselbe; Gegensätze sind identisch in der Natur, nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich; alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten; alle Widersprüche können miteinander in Einklang gebracht werden.

Dieses Prinzip enthält folgende Wahrheit: ›Alles ist zweifach; alles hat zwei Pole; alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten.‹ Es erklärt die alten Paradoxe, die so viele in Erstaunen versetzt haben und die folgendermaßen aufgestellt wurden: These und Antithese sind identisch in der Natur; Gegensätze können in Einklang gebracht werden; Extreme berühren sich; alles ist und ist nicht zu gleicher Zeit; alle Wahrheiten sind bloß halbe Wahrheiten; jede Wahrheit ist zur Hälfte falsch; jedes Ding hat zwei Seiten.

Dieses Prinzip besagt, dass in allem zwei Pole sind oder gegensätzliche Aspekte und dass die Gegensätze in Wirklichkeit nur die Extreme ein und desselben Dinges sind mit verschiedenen Graden dazwischen. Beispielsweise Hitze und Kälte, obgleich ›Gegensätze‹, sind in Wirklichkeit dasselbe, der Unterschied besteht lediglich in den verschiedenen Graden desselben Dinges.

Betrachten Sie ein Thermometer und schauen Sie, ob Sie entdecken können, wo die ›Hitze‹ aufhört und die ›Kälte‹ beginnt. Es gibt nicht so etwas wie ›absolute Hitze‹ oder ›absolute Kälte‹, die beiden Ausdrücke ›Hitze‹ und ›Kälte‹ bezeichnen lediglich verschiedene Grade desselben Dinges und dieses ›eine Ding‹, das als ›Hitze‹ bzw. ›Kälte‹ in Erscheinung tritt, ist nur eine Form, ein Grad der Schwingung. So stellen ›Hitze‹ und ›Kälte‹ nur die beiden Pole dessen dar, was wir ›Wärme‹ nennen – und die Erscheinungen, die sich daraus ergeben, sind nur Manifestationen des Prinzips der Polarität.

Wo hört die Dunkelheit auf und beginnt das Licht? Was ist der Unterschied zwischen ›groß‹ und ›klein‹, zwischen ›hart‹ und ›weich‹, zwischen ›schwarz‹ und ›weiß‹, zwischen ›scharf‹ und ›stumpf‹, zwischen ›laut‹ und ›leise‹, zwischen ›hoch‹ und ›niedrig‹, zwischen ›positiv‹ und ›negativ‹? Das Prinzip der Polarität erklärt diese Widersprüche – und kein Prinzip kann es ersetzen.

Dasselbe Prinzip wirkt auf der geistigen Ebene. Lassen Sie mich das Gesagte anhand des Beispiels von Liebe und Hass verdeutlichen: Liebe und Hass sind für uns extreme Begriffe für zwei augenscheinlich völlig unterschiedliche geistige Zustände. Und doch stellen auch sie nur Grade eines einzigen Zustandes dar, denn zwischen den beiden Extremen kennen wir auch einen ›mittleren Punkt‹, von dem ausgehend wir Ausdrücke wie ›Zuneigung‹ und ›Abneigung‹ gebrauchen. Zwischen diesen ›Graden‹ besteht ein solch allmählicher und fließender Übergang, dass wir manchmal unsicher werden und nicht wissen, ob wir ›gern mögen‹ oder ›nicht mögen‹ oder ob vielleicht keine von beiden Aussagen zutrifft. Bei alldem handelt es sich demnach lediglich um Grade derselben Sache, was bei näherem Hinsehen erkennbar wird. Und was von den Hermetikern für noch wichtiger gehalten wird: Es ist sogar möglich, die Schwingungen von Hass in Schwingungen von Liebe zu verwandeln, bei sich wie bei anderen.

Sicher haben auch Sie schon persönliche Erfahrungen mit dem unfreiwillig schnellen Übergang von Liebe in Hass und umgekehrt gemacht. Und Sie werden daher die Möglichkeit erkennen, dass dies durch Einsatz des Willens bewirkt werden kann, durch Anwendung der hermetischen Formeln. ›Gutes‹ und ›Böses‹ sind nur die Pole ein und desselben Dinges, und der Hermetiker versteht die Kunst, Böses in Gutes zu verwandeln durch Anwendung des Prinzips der Polarität. Kurz, die ›Kunst der Polarisation‹ ist ein Teil der ›geistigen Alchemie‹, gekannt und angewandt von den alten und neuen Meistern. Das Verständnis dieses Prinzips befähigt einen Menschen, seine eigene Polarität zu ändern sowie die von anderen.

Und zeigt uns nicht auch unsere Erde dieses Prinzip durch ihre zwei Pole, zwischen denen alles liegt?


7. Alles hat männliche und weibliche Prinzipien. Sie offenbaren sich auf allen Ebenen.

Diesen Prinzipien begegnen wir nicht nur auf der physischen, sondern auch auf der geistigen Ebene. Auf der physischen Ebene offenbart sich das Prinzip als Geschlechtlichkeit und auf den höheren Ebenen nimmt es höhere Formen an, aber das Prinzip bleibt immer dasselbe. Keine Schöpfung physischer, geistiger oder rein geistiger Art ist möglich ohne dieses Prinzip. Das Verständnis dieses Gesetzes wirft Licht auf manche Frage, die die Menschen in Erstaunen versetzt hat. Dieses Prinzip arbeitet stets nach den Gesetzen der Schöpfung im Wechselspiel zwischen Entstehen und Vergehen, Leben und Tod. Wir finden es in unserem Ein- und Ausatmen, in Ebbe und Flut, in den Jahreszeiten mit dem Blühen und Vergehen der Pflanzen. Wir finden es im Rhythmus der Tage im Wechsel zwischen Sonne und Mond.

Harmonie und Ausgleich zwischen diesen beiden Kräften sind in der chinesischen Philosophie ein zentraler Punkt und als die Elemente Yin (weiblich-passiv) und Yang (männlich-aktiv) bekannt.

Auch in der traditionellen chinesischen Medizin finden wir diese Prinzipien wieder. Yang steht dort für die Fülle und Hitze, Ying für Leere und Kälte. Wenn man die Philosophie der geistigen und rein geistigen Schöpfung, Zeugung und Wiedererzeugung verstehen will, muss man dieses hermetische Prinzip kennen. Es enthält die Lösung vieler Mysterien des Lebens. Die größte Kraft, die diese Welt so sein lässt, wie sie uns erscheint, ist Bewusstsein.

Zu Beginn der meisten Bibelübersetzungen steht: ›Am Anfang war das Wort, und aus dem Wort wurde Fleisch‹, was nichts anderes meint, als dass jeder Gedanke die Tendenz hat, sich zu materialisieren.

Vor jedem Wort muss aber ein Gedanke stehen, denn das Wort ist ja bereits der materialisierte Gedanke, der wiederum Bewusstsein voraussetzt.

Wenn man das weiß und befolgt, schützt man sich vor unbewussten Äußerungen. Wie oft sagen Sie: ›Das habe ich ja nicht so gemeint.‹ Das mag zwar stimmen, aber die Macht, die alles erschaffen kann, hat nicht die Aufgabe, zu kontrollieren und zu bewerten, sondern eben nur die Aufgabe, zu materialisieren.

Diese Energie ist die stärkste Kraft im gesamten Universum und gilt für den Makrokosmos wie für den Mikrokosmos. Vielleicht ist diese Kraft so groß, weil sie nicht denkt, sondern nur ausführt.

Es gibt zwei wichtige Instanzen in Ihnen.

Den Denker – er kann denken, was er will – und den Beweisführer – er wird alles daransetzen, Beweise für die Richtigkeit des Denkens zu erbringen. Die neuere Hirnforschung ist zwar dabei zu beweisen, dass wir in Wirklichkeit gar nicht denken, aber ich lade Sie ein, davon auszugehen, dass wir es manchmal doch tun. Was immer der Denker also denkt, wird der Beweisführer beweisen. In der Psychologie nennt man dieses Phänomen in Anlehnung an die griechische Mythologie den ›Pygmalion-Effekt‹.


Einst lebte auf Zypern ein großartiger Bildhauer mit Namen Pygmalion. Er beschloss, sich ganz und gar seiner Kunst zu widmen, da er keine Frau finden konnte, die seiner Vorstellung von Schönheit entsprach. Bald darauf hatte er in seinem Atelier ein Stück sehr reinen weißen Marmors, aus dem er eine wunderschöne Frau formte – eine Gestalt, die all das verkörperte, was er für schön hielt. Pygmalion war so ergriffen von seiner eigenen Schöpfung, dass er die Göttin Aphrodite bat, ihm bei der Suche nach einer Frau zu helfen, deren Schönheit seiner Skulptur ebenbürtig war. Aphrodite wusste, dass nur die Statue selbst Pygmalion genügen würde, und so hauchte sie dem Marmor das Leben ein, nach dem Pygmalion so glühend verlangte. Pygmalion nannte sie Galatea und heiratete seine eigene Schöpfung.


Die Geschichte des Pygmalion wurde von Ovid, einem der bedeutendsten römischen Schriftsteller der Nachwelt überliefert.

Sie finden sie aber auch in der moderneren Fassung zum Beispiel in dem Musical ›My fair Lady‹ wieder.

Professor Higgins, der sich mit Phonetik beschäftigt, trifft auf dem Blumenmarkt in London die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, die ihn wegen ihrer kraftvoll-vulgären Sprache fasziniert und gleichzeitig abstößt. Er überredet sie, sein Sprachlabor aufzusuchen und verspricht dort, ihr den Weg zu den besten Kreisen zu bahnen, wenn sie bei ihm Sprachunterricht nähme. Sie müht sich mit nur mäßigem Erfolg ab und provoziert bei dem von Higgins inszenierten Versuch, die nur oberflächlich angelernte ›feine Lebensart‹ beim Pferderennen in Ascot den Leuten vorzuführen, einen Skandal. Higgins findet trotzdem immer mehr Gefallen an seinem ›Objekt‹. Auf dem Diplomatenball im Buckingham Palace kann sie sich aber beweisen, obwohl ein Phonetiker anwesend ist, der für Geld die wahre Herkunft von Personen errät. Er denkt allerdings wegen ihres reinen Englisch, dass sie eine Ungarin mit königlichem Blut sei. Am gleichen Abend beglückwünschen sich Higgins und Colonol Pickering, aber keiner beglückwünscht Eliza.

Sie jedoch sagt dem Professor sehr deutlich, wie sehr sie sich vorgeführt und erniedrigt fühlt und verschwindet am nächsten Morgen. Professor Higgins fordert Eliza erfolglos auf, zurückzukommen, dann erst versteht er: Er vermisst sie, weil er sie trotz der großen Unterschiede zwischen sich und ihr gelernt hat als Person zu schätzen, sogar zu lieben. Professor Higgins hatte, wie auch Pygmalion, versucht, eine Frau vollkommen nach seiner Vorstellung zu schaffen, glücklicherweise aber noch die ›Kurve bekommen‹.

Wir sehen an diesen Beispielen, dass man keinen anderen Menschen nach seinen eigenen Idealvorstellungen formen kann.

Viele Beziehungen scheitern an diesem Irrglauben. Aber es gibt eine gute Nachricht: Sich selbst kann man sehr wohl verändern. Die Sozialwissenschaftler Ellen Key, Robert King-Merton und Robert Rosenthal haben sich intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt und teils spektakuläre Versuche unternommen.

Es gab unter anderem ein Schulexperiment, in dem mehreren Lehrern einer für sie neuen Klasse gesagt wurde, mit wem sie es in der nächsten Zeit zu tun haben würden. Die Klasse wurde ihnen gegenüber aufgeteilt in die sehr motivierten intelligenten und in die eher faulen oder dummen Schüler.

Tatsache aber war, dass diese Einteilung rein willkürlich vorgenommen worden war, was die neuen Lehrer natürlich nicht wussten.

Das Ergebnis beeindruckte sogar die Versuchsleiter. Beim nächsten Zeugnis waren die Noten der vermuteten guten Schüler besser, die der angeblich schlechten Schüler schlechter. Die Schüler hatten sich also ›erwartungsgemäß‹ verhalten, und die Lehrer hatten wiederum darauf reagiert.

Das Erstaunlichste beim Pygmalion-Effekt ist also, dass sich die Menschen in Ihrer Umgebung so verhalten werden, wie es Ihrer Einstellung entspricht. Glauben Sie das nicht?

Machen Sie doch einmal den folgenden Versuch: Gehen Sie an einem beliebigen Tag aus dem Haus mit der Einstellung, dass Sie liebenswert und erfolgreich sind und viele gute Begegnungen haben werden. (Das müssen Sie aber wirklich glauben, versprochen?)

An einem anderen Tag denken Sie das Umgekehrte. Ich wette mit Ihnen, dass Sie den zweiten Versuch nach kurzer Zeit abbrechen werden – es sei denn, es spiegelt Ihre normale Haltung wider. Der Engländer Sir Francis Galton brach den Versuch jedenfalls ab, nachdem er von Passanten angerempelt und beschimpft worden war.

Er war im Selbstversuch eines Morgens aus dem Haus gegangen mit dem Glaubenssatz: ›Ich bin der meist gehasste Mann Englands.‹

Sie erleben Ihr Leben so, dass es Ihrem Glauben Recht gibt. Wie ein Radio empfangen Sie das, worauf Sie eingestellt sind. Sie empfangen das, mit dem Sie in Resonanz sind. Seien Sie mutig, und drehen Sie an dem Einstellknopf!

Unsere Welt ist unendlich bunt und vielfältig. Unermesslich viele einzelne Teile ergeben die gesamte Welt, und alles ist miteinander verwoben, niemand ist eine Insel.

Glauben Sie das auch? Wenn nicht, tun Sie so, als würden Sie es glauben. Es ist längst eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass sich der Mikrokosmos vom Makrokosmos kaum unterscheidet.

Dass jede ihrer Millionen Zellen die Informationen des gesamten Organismus in sich trägt – und vieles darüber hinaus. Das hieße also, dass die gleiche bunte Vielfalt in Ihnen ist.

Jesus sagte einmal: »In meines Vaters Haus sind viele Räume.« Das Haus Gottes auf dieser Erde sind Sie. Sie sind der lebendige Tempel Gottes. Das zu wissen, ist wichtig.

Lassen Sie mich an dieser Stelle den Talmud zitieren:


Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.


Ist es nicht erstaunlich, dass ein solch altes Wissen, das sich seit Jahrtausenden durch alle Weisheitslehren zieht und auch noch die nächsten Tausend Jahre wahr sein wird, heute so wenig öffentliche Beachtung erfährt?

Schritte zur Erleuchtung



Ich glaube, dass wir einen Funken
jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und das unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht. (Johann Wolfgang von Goethe)



Alle paar Jahre wird uns suggeriert, dass es wieder einmal um die
›entscheidende Wahl‹ geht. Als wenn wir dann wirklich eine Wahl hätten – da lachen ja sogar die Hühner. O.K., wir können wählen, ob wir die Bohnen mit Speck oder mit Zwiebeln mögen.

Aber einmal Spaß beiseite: Sie haben tatsächlich eine Wahl – immer – nicht nur alle vier Jahre. Ihr Leben hat nämlich immer nur den Sinn, den Sie ihm geben.

Wenn Sie mit Ihrem Leben zufrieden sind, werden Sie mir wahrscheinlich zustimmen; sind Sie aber unzufrieden, wird Ihr Verstand protestieren, wenn Sie hören, dass Sie sich dieses Leben ausgesucht haben, dass Sie es genau so gewählt haben, wie es ist. Sie haben es gewählt, um erleuchtet zu werden.

Sie kamen auf diese Welt, um sich zu entwickeln, um zu entdecken, dass Sie erleuchtet sind. Um dieses Ziel zu erlangen, erhielten Sie einen Körper, oder besser gesagt, Sie suchten sich einen aus. Vorher waren Sie reines Bewusstsein, unkörperlich, eine Seele. Diese Seele trägt die Erfahrungen aller vorherigen Inkarnationen in sich. Sie ›weiß‹, was sie gelernt hat und was sie noch lernen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Die Menschheit ist in ihrer Entwicklung an einem entscheidenden Punkt angekommen. Der Weg, auf dem wir gehen, gabelt sich in zwei Richtungen, und wir haben die Wahl. Entweder gehen wir den Weg in den globalen Selbstmord oder wählen den Weg zu einer Veränderung des Bewusstseins.

Die Welt steckt in einer Energie-Blockade, die sich in der Verknappung der Rohstoffe auch im Außen zeigt. Alle schauen auf das Symptom und die Folgen, aber kaum jemand sucht die Ursache dort, wo sie ist: Im menschlichen, schöpferischen Bewusstsein selbst.

Wir können den Weg der Symptombehandlungen und vermehrten Ausbeutung, den Weg immer zahlreicherer und härterer Konflikte weitergehen. Wir können beschließen, noch mehr Leid in dieser Welt zu verbreiten und die wenigen Reichen noch reicher werden zu lassen. Wir können noch mehr Armut produzieren, weiterhin Menschen verhungern lassen – und das bei einem täglichen Militärbudget von mehreren hundert Millionen Dollar! Wir können diese Erde weiterhin als unser Eigentum betrachten, mit dem wir machen können, was wir wollen, oder wir können sie als eine wunderschöne Leihgabe für unsere gewählte Daseinsform ansehen.

Zwar führen viele Wege nach Rom, aber wir haben leider nicht so viele Wahlmöglichkeiten.

Der Weg, den wir gehen können – und wir haben das Potenzial dazu –, ist der des Friedens und der Liebe, der Erleuchtung und des Wissens. Erleuchtung ist das eigentliche Ziel unseres Seins. Wir sind auf dieser Welt, um unser gesamtes Potenzial kennen zu lernen und daraus zu schöpfen. Die Schritte dahin sind so simpel und so klar. Es sind nur wenige. Sie sind wirkungsvoll, weil sie so einfach sind. Die Lösungen für die schwierigsten Probleme sind meist einfach.

Zufällig waren meine Frau und ich zum Zeitpunkt der Papstwahl in Rom. Als Kardinal Ratzinger als Papst auf den Balkon trat, konnte man sehen, dass er angekommen war. Ich bezweifle allerdings, ob die katholische Kirche weiß, dass sie einen Erleuchteten zum Papst hat, und ich hoffe, dass er sich gegen die konservativen Politiker, von denen er ja auch einer war, durchsetzen kann, um der Kirche die Reformen zu bescheren, die notwendig geworden sind. Ein schönes Wort: notwendig. Es heißt nichts anderes, als dass man aus einer Not heraus eine Wende nehmen sollte. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob seine Erleuchtung ausreicht, Jahrtausende alte Machtstrukturen derart aufzuweichen, wie dies nötig wäre. Derjenige, auf den sich die Kirche aufbaut und beruft, Jesus Christus, hat es ja auch nicht geschafft. Auch er fiel diesen Strukturen letztlich zum Opfer.


Kennen Sie den?

Der Papst stirbt und kommt an das Himmelstor, um Einlass ins Paradies zu erlangen. Petrus kommt an die Tür und fragt nach seinem Begehr. »Ich möchte ins Paradies, denn ich bin der Papst.«

»Papst?«, überlegt Petrus. »Das sagt mir jetzt im Moment nichts. Wer oder was soll das sein?«

»Ich bin das Oberhaupt der katholischen Kirche«, antwortet der Papst.

»Katholische Kirche? Sagt mir auch nichts, tut mir wirklich Leid. Aber warten Sie bitte einen Moment hier, ich muss den Chef fragen.«

»Draußen steht jemand, der behauptet, Papst und Oberhaupt der katholischen Kirche zu sein. Sagt dir das etwas?«, fragt Petrus den Lieben Gott. Gott überlegt und sagt: »Tut mir Leid, habe ich noch nie gehört. Aber lass uns Jesus fragen, immerhin war der schon einmal auf der Erde, vielleicht weiß er etwas.« Jesus wird gerufen und mit dem Auftrag zum Himmelstor geschickt, doch nachzusehen, ob er etwas herausbekomme.

Nach zehn Minuten kommt Jesus laut lachend zurück, sich die Tränen aus den Augen wischend. »Was ist los?«, fragen Petrus und der Liebe Gott wie aus einem Munde. Nachdem er nach Luft geschnappt hat, kann Jesus endlich sagen: »Erinnert ihr euch an den Fischerverein, den ich vor ungefähr 2000 Jahren gegründet habe? Den gibt es immer noch.«

Wie viel wurde und wird in Jesus hineininterpretiert! Es wird
noch lange Zeit dauern, bis die Menschen die Wahrheiten um und über diesen Mann erfahren dürfen. Was in seinem Namen geschaffen wurde – dieses heute so mächtige und reiche Kirchengebilde – resultiert nicht aus seinem Wirken und lag sicher nicht in seiner Absicht. Jesus, der gekommen war, den Menschen Licht zu bringen, wurde missbraucht, um ein Trugbild aufzubauen, das Trugbild einer Märtyrerschaft und des Leids. Jesus wird in der Regel in seiner wohl leidvollsten Stunde angebetet, am Kreuze hängend, und es wird erzählt, dass er für uns dort auch gestorben sei. Kann man jemandem ein schlechteres Gewissen machen als mit solch einer Aussage?

Wer ein schlechtes Gewissen hat, wird sich immer schuldig fühlen und wird gerne alles tun, was angeblich nötig ist, um von seiner Schuld befreit zu werden.

Es gibt genügend Hinweise darauf, dass Jesus nicht dort auf Golgatha am Kreuz gestorben ist. Den Menschen aber wurde gesagt: »Leiden sind Lehren«, und man predigte ihnen Entsagung. Damit konnte man sie ausbeuten und unterjochen – zu allen Zeiten. Die Prachtbauten der Kirche wurden nur dadurch möglich, und niemanden kümmerte es, wenn bei diesen Bauten Hunderte von Arbeitern ums Leben kamen und viele ihr letztes Hemd gaben, damit die Kuppeln auch noch mit Gold verkleidet werden konnten. Das hätte dem Mann, der die Händler aus dem Tempel vertrieb, sicher nicht gefallen, das hätte er nicht gewollt. Kein Religionsgründer hätte so etwas gewollt. Und wer Jesus so versteht, hat ihn nicht verstanden.

Er kam, um die Liebe zu bringen und uns erkennen zu lassen, dass Gott auch in jedem von uns ist, dass der Schöpfer und sein Geschöpf Eins sind – er kam, uns zu erleuchten. Er wollte sicher nicht, dass wir ihn anbeten. Er hätte gewollt, dass wir ihn in uns selbst finden.

Wie weit der Weg zur Erleuchtung ist, bestimmt jeder ganz allein für sich. Es ist ein Weg mit vielen großen und kleinen Stationen.

Manchmal halten wir uns länger auf, wie in einer erfüllenden Beziehung, die manchmal sogar ein Leben lang dauern darf. Oder wir verweilen kürzer, zum Beispiel in einem Job, den wir nur machen, weil wir eine Fähigkeit lernen müssen, die wir gerade dort lernen können. Jede dieser Stationen ist wichtig auf dem Weg zu Ihrer Erleuchtung – auch die Stationen, die sie nicht so mögen. Aber auch diese haben Sie sich – meist unbewusst – ausgesucht, um aus ihnen zu lernen. Dass diese Behauptung wahr ist, können Sie daran erkennen, dass so genannte ›negative‹ Umstände sich oft im Nachhinein als durchaus ›positiv‹ herausstellen. Wenn wir zurückblicken, sagen wir oft: »Damals war es schlimm, aber heute kann ich das Gute darin sehen und bin im Nachhinein froh, dass es genau so passiert ist.« Der bekannte deutsche Fußballtrainer, der wegen seiner Kokainaffaire hierzulande keinen Job mehr bekam, ist nach eigener Aussage in dem Land, in dem er heute zu den erfolgreichsten Trainern gehört, sehr zufrieden. Sicherlich muss man aber kein Kokain nehmen, um sein Glück zu finden – wenn auch viele das zu glauben scheinen.

Das, was Sie am meisten daran hindert, erleuchtet zu sein, ist einesteils Ihre Vorstellung davon, was Erleuchtung ist, und auf einer anderen Ebene Ihre Angst davor. Wie bei vielen Ihrer Vorstellungen handelt es sich auch hierbei um übernommene Darstellungen eines anderen Menschen, dem Sie glauben. Eine Vorstellung oder Erwartung