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Deutsche Erstausgabe (PDF) September 2016

Digitale Neuauflage (PDF) Februar 2022

 

Für die Originalausgabe:

© 2016 by Grace R. Duncan

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Patience«

Published by Arrangement with Grace Duncan

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2022 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Anne Sommerfeld

 

ISBN-13 (Print): 978-3-95823-606-6

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen
von Jessica Hartmann


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Werwolf Jamie Ryan hat sich damit abgefunden, niemals seinen vom Schicksal auserwählten Gefährten zu finden. Gefährten sind selten und einen gleichen Geschlechts zu finden, ist praktisch aussichtslos. Doch dann zwingt ihn der Stress zum Semesterende dazu, sich frühzeitig zu wandeln, und er bleibt in seiner Wolfsgestalt stecken. Als er vor Hundefängern fliehen muss, läuft er direkt in die Arme von Privatdetektiv Chad Sutton. Sofort erkennt er in ihm seinen Gefährten, doch Chad ist ein Mensch. Kann eine solche Beziehung funktionieren? Oder hat sich das Schicksal einen schlechten Scherz erlaubt und Jamie einen Gefährten zugeteilt, den er nicht haben kann?


 

Für meine Leser, die sich nach Jamies Geschichte gesehnt haben, danke schön.

Ich hoffe, dass er und Chad eure Erwartungen erfüllen.


 

Kapitel 1

 

 

Jamie kippte einen weiteren Drink hinunter und stellte das Glas auf die Bar. Es waren Tage wie dieser, an denen er sich wünschte, sein Stoffwechsel wäre nicht so verdammt schnell. Dank seines Wolfes, konnte er jedoch nicht viel dagegen machen. Sein Körper baute Alkohol beinahe so schnell ab, wie er ihn trinken konnte.

Es half nicht, dass er sich den ganzen Tag schon nicht gut gefühlt hatte. Nach seiner letzten Prüfung hatte er seine restlichen Sachen aus seinem Zimmer im Studentenwohnheim in sein Auto geladen. Dabei hatte er sich die ganze Zeit über... seltsam gefühlt. Er konnte es gar nicht erwarten, wieder auf Rudelgebiet und zu Tanners und Finleys Haus zu kommen. Sie bestanden beide darauf, dass er in einem der Gästezimmer wohnte, wenn er nicht auf dem Campus war.

Anfangs hatte er das nicht gewollt. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er herumsitzen und Finleys und Tanners liebevollen Gesten und ihre Berührungen mit ansehen wollte. Es lag nicht daran, dass er noch Gefühle für Finley hatte. Die waren Gott sei Dank Geschichte. Es war eher eine andere Art von Eifersucht. Jetzt, da er gesehen hatte, was es hieß, einen Gefährten zu haben, wollte er selbst einen – dringend.

Tanner und Finley hatten versucht, ihn mit ihrem Freund Miles, dem Arzt des Rudels, zu verkuppeln. Auch wenn Jamie zugeben musste, dass Miles mit seinem langen, roten Haar und dem schlanken Körper heiß aussah, war er einfach nicht sein vorbestimmter Gefährte. Sie verstanden sich gut, aber er fühlte sich zu Miles nicht einmal annähernd so hingezogen wie zu Finley. Zu ihrem Glück sah Miles das genauso. Sie hatten gelegentlich miteinander gevögelt und waren gute Freunde geworden, aber mehr war nicht drin.

Gott sei Dank waren Finley und Tanner nicht so schlimm, wie er angenommen hatte. Den Großteil ihres Körperkontakts hoben sie sich für ihr Schlafzimmer auf und küssten oder berührten sich nur hin und wieder in seiner Gegenwart. In den Ferien oder während der langen Wochenenden bei ihnen zu sein, war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte.

Jetzt wollte er nichts dringender, als auf die Straße zu kommen und die eineinhalbstündige Fahrt hinter sich zu bringen. Sein Wolf hatte ihn schon eine Weile gedrängt und er musste sich verwandeln, laufen und ihn rauslassen.

Jamie versuchte sich an das letzte Mal zu erinnern, als er sich abgesehen vom Vollmond verwandelt hatte. Als ihm bewusst wurde, dass er sich nicht sicher war, ergab seine Ruhelosigkeit plötzlich Sinn. Eigentlich war er schon überrascht, dass er nicht angefangen hatte, den Postboten die Straße runter zu jagen oder auf den Hausschuhen seines Mitbewohners herumzukauen. Ihre Spezies hatte bedauerlicherweise den Hang – auch in menschlicher Form –, schrecklich hundeartiges Verhalten an den Tag zu legen, wenn sie sich nicht oft genug verwandelten. Der schlimmste dieser Nebeneffekte war das Aufmerksamkeitsdefizit. Wenn man bedachte, dass er sich am Ende seines vorletzten Jahres am College befand und gerade so die Prüfungen hinter sich gebracht hatte, schätzte sich Jamie glücklich, es ohne derartige Probleme geschafft zu haben.

Das Drängen war zweifellos der Grund, warum er sich so seltsam fühlte. Sein Wolf schlich knapp unter der Oberfläche herum und er zog in Erwägung, sich einfach von seinen Freunden zu verabschieden und zu gehen.

»Komm schon, Mann! Du bist heute eine echte Spaßbremse«, sagte sein Mitbewohner Dwayne, während er ihm einen weiteren Drink rüberschob. »Normalerweise trinkst du uns doch alle unter den Tisch.«

»Alter! Ich muss noch nach Hause fahren«, entgegnete Jamie. Er hatte nicht vor, zu erklären, dass es egal war, wie viel er trank, denn er wäre in null Komma nichts wieder nüchtern und könnte immer noch fahren.

»Kannst auf meiner Couch pennen«, bot Troy an.

Kopfschüttelnd wandte sich Jamie an seinen Freund. »Nee, ist schon okay. Ich denke, ein paar schaffe ich schon noch.«

Er nahm ein weiteres Glas und hob es an seine Lippen, doch als er die dünnen Härchen, die gar nicht mehr so dünn waren, auf seinem Handrücken sah, hielt er inne. Verwirrt blinzelte er, da seine Sicht immer noch normal war.

Kurz darauf wich alle Farbe aus seiner Umgebung und er sah schwarz-weiß. Jamie leerte schnell das Glas und schloss die Augen, während er so tat, als hätte er Probleme, den Schnaps runterzuschlucken. In Wahrheit kämpfte er jedoch damit, seinen Wolf zurückzudrängen.

Noch nicht. Nur noch ein klein wenig länger.

Als er seine Augen wieder öffnete, war die Farbe zurück, doch sein Wolf befand sich noch dichter unter der Oberfläche. Er warf einen Blick auf seine Uhr – eine digitale, die zur Sicherheit die Mondphasen anzeigte –, doch Vollmond war erst in zwei Tagen. Das Datum schien jedoch keine Rolle zu spielen. So langsam verlor Jamie den Kampf gegen seinen Wolf und er musste hier raus – schnell.

»Hey, Kumpel. Geht's dir gut?«, fragte Troy und blickte ihn von der Seite her an.

Dwayne grinste über das ganze Gesicht. »Ich glaube, er hatte jetzt doch einen zu viel.«

Jamie nutzte diese Ausrede zu seinem Vorteil. »Ähm, ja. Irgendwas war mit dem letzten Kurzen. Brauch frische Luft. Sorry.« Mit diesen Worten rannte er raus auf die Straße und atmete tief ein.

Leider war die Forbes Avenue im Herzen Oaklands – Pittsburghs College-Viertel – nicht der beste Ort für frische Luft. Alles, was er für seine Mühen bekam, waren zwei Lungen voll Abgase und eine brennende Nase. Er hätte es besser wissen müssen – er kämpfte seit zwei Jahren mit dem Gestank der Stadt – und verfluchte sich selbst dafür, dass er es trotzdem getan hatte.

Über sich selbst den Kopf schüttelnd, lief er an einem Dunkin' Donuts und der Tür zum The O vorbei, bog dann um die Ecke und sah sich hektisch nach einem ruhigen Platz für ein Versteck um. Seine Sicht wurde wieder schwarz-weiß und er kämpfte darum, seinen Wolf zumindest so lange unter Kontrolle zu halten, bis er sich verstecken konnte.

Jamie tauchte in eine Gasse direkt hinter dem Gebäude ab und atmete aus.

Bevor er darüber nachdenken konnte, wie er die Situation bewältigen sollte, übernahm sein Wolf die Oberhand und zwang Jamie zur Verwandlung. Sein Zahnfleisch juckte, als seine Fangzähne durchbrachen, während seine Klauen wuchsen und das Fell aus seiner Haut spross. Seine Knochen und Muskeln verlagerten sich und Sekunden später landete er auf vier Pfoten.

Jamie schüttelte sich kräftig und genoss es für einen Moment, wieder in seinem Fell zu sein. Aber das war nicht der richtige Ort, um in Wolfsgestalt zu bleiben. Er war zu weit weg vom Schenley Park oder eigentlich auch irgendeinem Park. Ganz zu schweigen davon, dass Wölfe nicht durch Stadtparks streiften. Sie waren in dieser Region nicht einmal heimisch und wurden noch viel weniger mitten im Stadtpark gesichtet.

Er drängte seinen Wolf, versuchte, ihn zurückzuschieben, sodass er seine menschliche Gestalt wieder annehmen konnte. Sein Wolf weigerte sich jedoch, die Kontrolle abzugeben. Jamie stritt mit ihm, versuchte, ihm klarzumachen, dass er als Mensch nach Hause zum Wald fahren und sich dort für eine Weile verwandeln konnte. Sein Wolf wollte es nicht hören. Langsam begann er sich wirklich Sorgen zu machen, als seine menschliche Seite seine wölfische nicht zurückpfeifen konnte.

Egal was er tat, er schien keine Kontrolle zu bekommen. Schnaubend setzte sich Jamie und wägte seine Möglichkeiten ab, auch wenn es nicht viele waren. Er könnte weiter versuchen, sich zurückzuverwandeln, vermutete aber, dass es ein fruchtloses Unterfangen wäre. Er könnte versuchen, zu seinem Auto zu kommen... außer, dass er die Tür nicht würde öffnen können, selbst wenn er es unbemerkt die Straße runter und ins Parkhaus schaffen würde.

Mit der Nase voran wühlte er sich am Boden durch die Jeansfetzen, die mal seine Hose gewesen waren. Es gelang ihm, mit dem Maul sein Handy hervorzuholen, doch der Bildschirm erkannte die Berührung durch seine Pfote nicht.

Nicht, dass er überhaupt gewusst hätte, was er tun sollte. Finley anrufen, vielleicht. Aber das war offensichtlich keine Option.

Jamie blickte in Richtung Straße, wusste jedoch, dass es eine blöde Idee war, egal wie gern er hier wegwollte. Bis er wieder ein Mensch war, würde er das Risiko, die Gasse zu verlassen, nicht eingehen. Daher blieb nur die andere Richtung übrig.

Jamie warf einen letzten Blick auf seine Klamotten, dann ließ er sie liegen, um die kurze Strecke bis zur hinteren Wand zu erkunden. Er fand Milchkartons, eine riesige Müllpresse, das derzeit hochgeklappte Ende einer Feuerleiter, eine paar Abfalltonnen und das war es dann auch schon. Eine Tür, die wahrscheinlich in die Küche des The O führte, befand sich in der Wand zu seiner Rechten. Am Ende der Gasse führte eine L-förmige Abbiegung zu einem winzigen Parkplatz, von dessen Existenz Jamie nichts gewusst hatte.

Er entschied, dass es an dieser Stelle das Beste war, sich in eine Ecke zu verkriechen und zu warten. Glücklicherweise war es dunkel genug, sodass niemand ihn sehen konnte. Hoffentlich würde sein Wolf, nach ein wenig Ruhe und Zeit in dieser Gestalt, nachgeben, damit er sich wieder in einen Menschen verwandeln konnte.

Vorher schob er eine der Abfalltonnen mit der Nase auf und deponierte Kleidung, Schuhe, Uhr, Telefon und Geldbörse darin. Selbst wenn sie irgendwo auf einer Deponie endeten, wollte er sie nicht einfach so offen auf dem Boden rumliegen lassen, wo jemand sie würde stehlen können. Wenn er erst mal wieder ein Mensch war, konnte er alles rausfischen, aber bis dahin waren seine Habseligkeiten wenigstens außer Sichtweite.

Unter der Feuertreppe fand er ein ruhiges Plätzchen, an dem er sich niederlassen konnte. Seufzend legte er den Kopf auf seine Pfoten und wartete.

 

Er hatte nicht vorgehabt einzuschlafen. Als Jamie erwachte und die Gasse nicht mehr im Dunkeln lag, geriet er in Panik. Vor allem, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer in seinem Fell steckte.

Warum bin ich weiterhin ein Wolf?

Innerlich stupste er seinen Wolf an, doch diese Seite von ihm war noch nicht bereit nachzugeben. Jamie erkannte, dass der Vollmond noch näher gerückt war und er möglicherweise in dieser Gestalt festsaß, bis er vorüber war. Verdammt. Das könnten drei, vielleicht mehr Tage sein! Er erinnerte sich daran, was seine Uhr in der Nacht zuvor angezeigt hatte. Noch zwei Tage. Das hieß, dass der Vollmond spätestens in der nächsten Nacht sowieso angefangen hätte, auf ihn zu wirken. Was wiederum bedeutete, dass er zumindest während der nächsten vier Tage nicht damit rechnen konnte, seine menschliche Gestalt anzunehmen, da sie gewöhnlich in den zwei Tagen um den Vollmond herum als Wölfe unterwegs waren. Verdammt.

Schnaubend überlegte Jamie, was er tun sollte. Ärgerlicherweise machte seine Blase genau zu diesem Zeitpunkt auf sich aufmerksam, sodass er sich schnüffelnd einen angenehmen Platz aussuchte, um sich zu erleichtern. Als ihm bewusst wurde, was er getan hatte – wie typisch hundeartig er sich verhalten hatte –, verdrehte er über sich selbst die Augen und ging zu seinem Schlafplatz zurück.

Da er sich nicht zurückverwandeln würde, versuchte er herauszufinden, was er als Nächstes tun sollte. Hier konnte er definitiv nicht bleiben, nicht für weitere drei oder vier Tage. Zunächst einmal brauchte er etwas zu essen und er würde dabei nicht den Abfall des The O nach Essensresten durchwühlen.

Jamie kroch zum Ende der Gasse und riskierte einen Blick. Es war offenbar sehr früh, denn ein Großteil von Oakland schien noch zu schlafen. Natürlich war das an einem Samstagmorgen im Sommer keine große Überraschung.

Sein Blick wanderte die Bouquet Street hinauf Richtung Fifth Avenue, dann hinunter in die andere Richtung. Er war nicht weit vom Schenley Park entfernt – höchstens anderthalb Kilometer. Wenn schon nichts anderes, dann könnte er vielleicht Eichhörnchen jagen und außer Sichtweite bleiben, bis er sich zurückverwandeln konnte.

Außer, dass er die Forbes Avenue überqueren, an der juristischen Bibliothek und mindestens zwei weiteren Gebäuden der Uni vorbeikommen und das Gewächshaus umgehen müsste, bevor er sich halbwegs frei bewegen könnte. Unschlüssig schnaubte er und setzte sich wieder. Was zum Teufel sollte er tun?

Während er versuchte, eine Lösung zu finden, bog das wirklich allerletzte Auto, das er sehen wollte, von der Fifth Avenue in die Bouquet Street ein. Jamie war vielleicht nicht in der Lage, Gold von Weiß zu unterscheiden, aber auf der Seite des Transporters konnte er deutlich Animal Care & Control lesen. Statt hektisch die Flucht zu ergreifen, zog er sich langsam zurück und hoffte, dadurch keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Als der Transporter der Tierschutz- und Tierrettungsorganisation an der Gasse vorbeifuhr, atmete er erleichtert aus, versteifte sich jedoch, als dieser ein Stück die Straße runter langsamer wurde und rechts ranfuhr. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt.

Jamie hatte ganz und gar nicht vor, sich einfangen zu lassen. Er wusste genau, wie es in diesen Tierheimen ablief. Zuerst würden sie ihm mit Spritzen auf den Leib rücken – wovon er definitiv kein Fan war. Anschließend würden sie ihm die Eier abschneiden und Jamie mochte sie ganz genau da, wo sie waren.

Er sah wieder die Straße hinauf, dann zum Transporter, dessen Tür nun offen stand. Während er sich Richtung Gasse umwandte, war ihm klar, dass er sich dort nirgendwo würde verstecken können. Konnte er über den Parkplatz entkommen? Wohin dann?

Mittlerweile war der Officer ausgestiegen und kam mit einer langen Stange, an deren Ende sich eine Schlaufe befand, auf ihn zu. Jamie selbst hatte diese noch nie zuvor gesehen, aber er wusste, wofür sie war. Er drehte sich um, rannte die Gasse entlang und auf den winzigen Parkplatz, bevor er einen Blick zurück riskierte, um zu sehen, ob der Officer ihm folgte. Als der Mann in der Gasse auftauchte, rannte Jamie ans andere Ende des Parkplatzes und den Euler Way hinunter Richtung Bouquet Street.

In dieser Situation musste er versuchen, den Park zu erreichen. Es war seine einzige Chance, den Officer loszuwerden. Jamie erreichte die Straße und sah die Gasse hinunter, wo der Mann gerade auf den Parkplatz abbog. Jamie wartete nicht länger und rannte zur Straßenecke.

Die Ampel war natürlich rot und selbst zu dieser Tageszeit herrschte viel zu viel Verkehr, um die Forbes Avenue einfach so zu überqueren. Er wandte sich um und sah die Straße hinauf. Der Officer kam gerade aus der Gasse.

Jamie kämpfte gegen die aufkeimende Angst an. Er musste hier weg. Er durfte nicht eingefangen werden. Angespannt sah er die Straße hinunter in der Hoffnung, der Verkehr würde wenigstens etwas nachlassen, als ihm ein atemberaubender Duft in die Nase stieg. Gras, Leder und etwas schlichtweg Reines.

Gerade als er sich in die Richtung wandte, aus der der Geruch kam, sah er einen Mann aus dem Dunkin' Donuts kommen. Jamie konnte von seiner Position aus dessen Größe oder Statur nicht genau einschätzen, aber der Mann hatte dunkle Haare und Augen und trug eine Jeans sowie ein schlichtes dunkles T-Shirt. Als er in Jamies Richtung sah, begegneten sich ihre Blicke. Jamie spürte, dass ihn etwas zu diesem Mann hinzog und sie miteinander verband. Er war absolut überwältigt, als ihm klar wurde, wen er sah und roch und woher diese Gefühle kamen.

Dieser Mann war sein Gefährte.

Jamie starrte ihn kurz an. Er schnupperte wieder, doch seine Sinne täuschten ihn nicht. Es war ganz gewiss sein Gefährte und dazu noch ein Mensch! Er hatte noch nie von Menschen als vorbestimmte Gefährten gehört, obwohl er annahm, dass es möglich war.

Jetzt war jedoch nicht direkt der richtige Zeitpunkt, um diesen Mann zu treffen oder weiter darüber nachzudenken. Er sah zwischen seinem Gefährten und dem Officer hin und her und traf eine Entscheidung, wobei er zu allen Göttern betete, dass das Schicksal ihm einen pfiffigen Gefährten geschenkt hatte.

Er rannte auf den Mann zu, ließ seinen Hintern auf den Bordstein plumpsen und bellte.

Sein Gefährte blieb stehen und sah blinzelnd zu ihm hinunter. »Äh, hallo.«

Jamie bellte wieder, dann sah er über seine Schulter zu dem Officer, der gerade um die Ecke bog. Winselnd sah er seinen Gefährten an.

»Hey! Hey! Komm zurück!«, rief der Officer, während er mit der Stange wedelte.

Jamie huschte hinter seinen Gefährten, spähte vorsichtig zwischen dessen Beinen hindurch und stieß dabei ein leises Wimmern aus.

Sein Gefährte sah zu ihm herunter, dann zurück zum Officer, der schließlich vor ihnen stand.

»Ist das Ihr Hund, Sir?«

Jamie setzte seinen mitleiderregendsten, süßesten Blick auf, als sein Gefährte ihn kurz ansah. »Ja, ist er. Gibt es ein Problem?«, fragte er grinsend.

»Nun, zuerst einmal trägt er kein Halsband und keine Hundemarke und ist nicht angeleint. Außerdem ist er in der Gasse dort hinten rumgerannt«, erwiderte der Officer und deutete mit dem Daumen über seine Schulter.

Kopfschüttelnd sah sein Gefährte Jamie an. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du draußen neben der Eingangstür warten solltest.«

Jamie ließ seinen Schwanz und die Ohren hängen. Er winselte leise, als eine Art Entschuldigung.

»Und wo ist denn dein Halsband? Hast du das wieder abgemacht?«

Diesem Mann würde er einen riesigen Gefallen schulden. Er winselte noch einmal.

Sein Gefährte schüttelte wiederholt den Kopf und wandte sich an den Officer. »Es tut mir leid.«

Der Officer hatte seinen Notizblock hervorgeholt und schrieb bereits etwas auf. »Ich werde es bei einer Verwarnung und einer Strafe für die fehlende Marke belassen, aber stellen Sie sicher, dass Sie ihn sofort anleinen. Name?«

Jamies Gefährte warf ihm einen Blick zu, durch den Jamie sich wirklich mies fühlte. Ihre kleine Scharade würde seinen Gefährten nun Geld kosten. Er ließ den Kopf hängen. »Chad Sutton«, antwortete er.

Der Name meines Gefährten! Obwohl er sich schlecht fühlte, weil er Chad hineingezogen hatte, freute er sich über dieses Wissen.

Der Officer sah auf, dann wieder auf seinen Block. »Anschrift?«

Chad seufzte und warf Jamie erneut einen bösen Blick zu. »Vierzig, einundvierzig Bigelow Boulevard, 15213.«

Der Officer notierte noch ein paar Kleinigkeiten, ehe er den Strafzettel abriss und Chad übergab. Nachdem er ihn sich kurz angesehen hatte, faltete er ihn zusammen und steckte ihn in seine Tasche. »Ähm, ich muss erst mal los und ihm ein neues Halsband und eine Leine kaufen, da er seine anscheinend verloren hat. Wieder mal.«

Der Officer nickte. »Wenn Sie auf einen Kollegen treffen, zeigen Sie ihm den Strafzettel. Aber das gilt nur für heute«, warnte er.

»Danke«, sagte Chad, während sie dem Officer nachsahen. Als dieser die Bouquet Street überquert hatte, blickte Chad auf Jamie hinunter. »Also, was zum Teufel soll ich jetzt mit dir machen?«

Jamie hatte keinen blassen Schimmer und zog daher sogar in Betracht, einfach wegzulaufen. Wenn sein Gefährte heute hier war, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Jamie ihn auch als Mensch hier wiederfinden würde. Vor allem, da er den Namen und die Adresse seines Gefährten kannte und sich seinen Geruch eingeprägt hatte. Er sah über die Forbes hinweg zur juristischen Bibliothek und zur Straße dahinter, die Richtung Park führte.

»Oh nein. Du haust nicht ab und lässt mich mit einem Strafzettel zurück.« Seufzend schüttelte Chad den Kopf. »Wenn du ein Haushund bist, bin ich der Kaiser von China.«

Verwundert neigte Jamie den Kopf. Sein Gefährte wusste, dass er kein Hund war? Er wusste, dass sein helles Fell für einen Wolf ungewöhnlich war, und ging davon aus, dass er dadurch als Malamute oder eine ähnliche Rasse gehalten wurde. Waren es die Augen? Sie waren dunkler als bei den meisten Hunden, mehr schwarz als braun. Selbst wenn, waren das eher Kleinigkeiten.

»Wo gehörst du hin?«, fragte Chad, als ob Jamie tatsächlich würde antworten können. »Du bist nicht von hier, oder?«

Jamie seufzte und schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Auf keinen Fall wollte er Chad Probleme bereiten – mehr Probleme, vor allem, da Chad sein Gefährte war –, aber er konnte auch nicht einfach nach Hause gehen.

»Nun, wir können nicht den ganzen Tag hier rumstehen. Erst mal kommst du mit mir. Ich muss ein Taxi rufen, weil ich mein Auto nicht hier habe und sie dich nicht in den Bus lassen würden.« Wieder schüttelte er den Kopf und zog sein Handy hervor.

Während Chad wählte, setzte sich Jamie und überlegte, ob er vielleicht durch diesen Mann mit Finley in Kontakt treten könnte. Wenn ja, könnte er so vielleicht Hilfe bekommen. Er wusste nicht wie, aber im Moment war sein Gefährte noch die beste Wahl.

»Komm. Wir setzen uns zum Warten auf die Mauer«, sagte Chad, während er die Forbes hinaufsah. Als die Ampel umschaltete, ging er zwischen zwei Autos entlang und Jamie folgte ihm über die Straße.

Er fragte sich, ob Chad anzunehmen schien, dass Jamie ihn gut genug verstand, um ihm einfach zu folgen. Vielleicht hatte er zu viel Intelligenz gezeigt? Da er jedoch nicht wusste, wie er es unterdrücken sollte, versuchte er es erst gar nicht.

Chad setzte sich auf die niedrige Mauer vor der juristischen Bibliothek der Uni und sah zu ihm hinunter.

Jamie versuchte, niedlich auszusehen, während er mit dem Schwanz wedelte. Er legte den Kopf auf Chads Knie und sah ihn mit seinem besten Hundeblick an.

»Jetzt brauchst du auch nicht mehr versuchen, süß auszusehen. Ich hab dich vor dem Tierschutz gerettet und ich werde sie nicht zurückrufen – es sei denn, du verwandelst dich in einen Höllenhund oder so was, was ich bezweifle. Mir ist aufgefallen, dass du noch nicht kastriert worden bist, daher hast du vielleicht gar keinen Besitzer.«

Jamie konnte ein mitleidserregendes Winseln nicht unterdrücken.

»Ja, stimmt. Ich mache dir keinen Vorwurf. Ich würde auch nicht wollen, dass man mir die Eier abschneidet. Gehörst du zu irgendwem?«

Wie sollte Jamie das beantworten? Nicht, dass Chad wirklich eine Antwort erwartete. Und in Wahrheit gab es nur eine Antwort, die er geben könnte. Wenn er zu jemandem gehörte, dann zu dem Mann vor ihm.

Schweigend trank Chad den Kaffee, den er vom Donutladen mitgebracht hatte. Jamie war dies in der Aufregung mit dem Officer gar nicht aufgefallen. Der angenehme Geruch erinnerte Jamie daran, dass er heute noch keinen Schluck Kaffee hatte – und nachdem er in Oregon bei Starbucks gearbeitet hatte, war er daran gewöhnt, so ziemlich jeden Tag Kaffee zu trinken.

Als Chad begann, ihn zu streicheln, befürchtete Jamie, dass er am Ende einen Wolfsständer bekam. Es fühlte sich wirklich gut an, besonders, als Chad ihn hinter dem Ohr kraulte. Zu seiner größten Demütigung begann sein Hinterbein, auf den Boden zu klopfen.

Was zum Teufel? Reiß dich zusammen! Du bist ein Wolf, kein Hund!

Chad lachte leise und streichelte ihn wieder. »Dein Fell ist so weich. Was bist du? Zumindest zum Teil ein Wolf oder meine Beobachtungsgabe ist für die Tonne.«

Jamie reagierte darauf nicht. Er hatte keine Ahnung, wie er Chad irgendwann sagen sollte, was er war. Wusste Chad, dass Gestaltwandler existierten? Sein Geruch deutete nichts an und Jamie frustrierte die Raterei. Es schien ihm aber nichts auszumachen, dass Jamie zumindest zum Teil ein Wolf war.

Ein paar Augenblicke später hielt das Taxi neben ihnen und Chad ging hinüber. Sobald die Tür offen war, hörte Jamie den Fahrer sagen: »So einen großen Hund nehme ich nicht mit.«

Chad sah Jamie an. »Du machst nichts kaputt, oder?«

»Darüber mache ich mir keine Sorgen«, grummelte der Fahrer, bevor Jamie etwas tun konnte. »Er wird auf meine Sitze pinkeln.«

Chad hob eine Augenbraue, während er Jamie weiterhin ansah. »Wirst du nicht, oder?«

Jamie schüttelte den Kopf. Sollte Chad doch hineininterpretieren, was er wollte.

»Sehen Sie?«, sagte Chad an den Fahrer gewandt.

Der Fahrer verdrehte die Augen. »Netter Trick. Wenn er auf den Sitz pinkelt, kommen Sie dafür auf.«

»Wird er nicht«, sagte Chad mit einer Überzeugung, die Jamie überraschte. Nachdem Chad eingestiegen war, sprang Jamie hinterher und legte seinen Kopf auf Chads Bein, während dieser die Tür schloss. Chads Hand landete augenblicklich in Jamies Nacken.

»Wohin?«

Grinsend sah Chad auf Jamie hinunter. »Äh... Ich brauche eine Tierhandlung. Wie wäre es mit PetSmart in East Liberty?«

Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Okay.« Er fuhr los und auf die Forbes Avenue.

»Wehe, du machst auf den Sitz«, flüsterte Chad ihm zu. »Dann lass ich dir die Eier abschneiden.«

Jamie winselte und legte sich die Pfoten übers Gesicht.


 

Kapitel 2

 

 

Als der Taxifahrer auf den Parkplatz fuhr, wartete er nicht, bis Chad bezahlt hatte. Stattdessen stieg er aus und beugte sich ins Wageninnere, sobald sie ausgestiegen waren. Offenbar hatte er erwartet, dass der Hund auf den Sitz gemacht hatte.

Chad grinste, als sich der Typ aufrichtete und beinahe enttäuscht aussah. »Sieht so aus, als würde ich nicht für einen neuen Sitz bezahlen.«

Der Taxifahrer warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich hatte schon mehr als genug Hunde, die das gemacht haben.«

Chad hob beschwichtigend die Hände. »Tut mir leid! Hören Sie, Sie haben gesehen, dass er nicht auf Ihren Sitz pinkelt. Wir müssen da für ein paar Minuten rein.« Chad deutete mit dem Daumen in Richtung Tierhandlung. »Dann würden wir gerne nach Hause. Ich bezahle Sie auch fürs Warten, okay?«

Der Fahrer sah zwischen ihm und dem Hund hin und her. »Bezahlen Sie die Fahrt im Voraus.«

»Sicher«, sagte Chad, während er seine Geldbörse hervorzog. Er gab dem Fahrer das Geld und richtete seinen Blick anschließend auf den Hund. Er wünschte sich, ausmachen zu können, was an dem Tier so anders war. Davon abgesehen, dass es absolut riesig war. Und intelligent. Für einen normalen Hund war er viel zu intelligent. Diese Erkenntnis half ihm jedoch auch nicht weiter.

»Na komm«, forderte er ihn auf und ging auf das Geschäft zu. Er hatte keine Ahnung, woher er wusste, dass der Hund gehorchen würde, aber er zweifelte nicht mal daran. Tatsächlich lief dieser direkt neben ihm, als er durch die Schiebetüren der Tierhandlung trat.

Weiter als ein paar Schritte kamen sie jedoch nicht, denn ein dürres Mädel mit wehendem, schwarzem Haar und einem Lächeln im Gesicht hielt sie noch im Eingangsbereich auf. »Es tut mir leid, Sir, aber er muss angeleint sein.«

»Deswegen bin ich hier. Ich habe keine Leine. Er wird nicht weglaufen oder andere Tiere angreifen, versprochen.« Chads Blick wanderte hinab auf den Hund. »Oder?«

Wieder einmal zeigte der Hund diese verblüffende Intelligenz, als es beinahe so aussah, als würde er den Kopf schütteln.

Als Chad den Kopf hob, bemerkte er, dass die junge Frau den Hund mit großen Augen anstarrte.

»Äh, na gut. Aber... halten Sie ihn bei sich, okay?«

»Natürlich«, versicherte Chad mit einem weiteren Blick auf den Hund. »Dann mal los.« Bevor er jedoch ziellos herumlief, wandte er sich noch einmal an die Verkäuferin. »Oh, könnten Sie mir zeigen, wo ich Halsbänder und Leinen finde?«

Sie blinzelte etwas irritiert, deutete schließlich jedoch nach links. »Gang zehn.«

Chad setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Danke.« Als sie errötete, grinste er, winkte ihr zu und lief anschließend in Richtung des Gangs. Als der Hund winselte, runzelte Chad die Stirn. »Was ist denn?«

Der Hund sah ihn nicht mal an.

Angesichts der enormen Auswahl an Halsbändern wurde Chads Aufmerksamkeit jedoch schlagartig auf die Regale gelenkt. »Du meine Güte. Es ist echt lange her, dass ich ein Haustier hatte, und damals hat meine Mutter das ganze Zeug gekauft. Hmm...« Chad sah nach unten. »Ich denke, beim Halsband müssen wir XXL nehmen, was?«

Mit geneigtem Kopf sah der Hund zu ihm auf.

Chad begutachtete die Auswahl, ehe er grinsend ein leuchtend pinkfarbenes Halsband in die Hand nahm. »Ich weiß, dass du farbenblind bist, aber ich glaube, Pink würde sehr gut zu deinem Fell passen.«

Der Hund setzte sich hin und leckte sich demonstrativ über die Hoden.

Chad lachte. »Ja, schon klar. Du bist ein Junge. Also, dann lila.«

Als Antwort legte der Hund den Kopf auf den Boden und die Pfoten über sein Gesicht.

»Okay, okay. Welches würdest du denn wollen?«, fragte Chad. Als würde er wirklich eine Antwort bekommen.

Tatsächlich setzte sich der Hund auf und musterte die Halsbänder. Interessiert neigte er schließlich den Kopf, stand dann auf und stupste mit der Nase ein breites, schwarzes mit Spikes an.

Chad lachte. »Auf mich wirkst du gar nicht wie der Spikes-Typ.« Daraufhin schnaubte der Hund und als Chad einfiel, dass er den Taxifahrer fürs Warten bezahlte, wandte er sich wieder den Halsbändern zu. Sein Blick fiel auf ein einfaches, braunes Lederband fast ganz oben im Regal, das er vom Haken nahm. »Hmm. Ich denke, das passt gut, oder?«

Prüfend legte er es dem Hund um den Hals und stellte fest, dass es sogar etwas zu groß war. Eine Nummer kleiner saß es gut, wobei, wie gefordert, noch zwei Finger darunter passten. »Du wirst das nicht abmachen, oder?«, fragte er und verdrehte innerlich die Augen. »Warum stelle ich dir ständig Fragen? Du wirst mir ja doch nicht antworten.« Der Hund schnaubte und Chad blinzelte. »Genau. Ähm, eine Leine.« Er wählte die längste, zum Halsband aus Leder passend, ehe er zur Kasse ging. »Wir besorgen dir besser auch eine Marke«, murmelte er vor sich hin.

Das dürre Mädel von vorhin kassierte sie ab und gab ihm den Code für die Gravurmaschine der Hundemarken. Nachdem Chad bezahlt hatte, kam sie hinter dem Tresen hervor. »Beißt er?«

Chad sah auf den Hund hinab. »Beißt du sie?«

Dem Hund gelang es tatsächlich, beleidigt auszusehen. Schnaubend drückte er der jungen Frau die Schnauze in die Hand.

Sie lachte und streichelte ihn. »Er ist riesig. Was für eine Rasse ist das? Ich kann es nicht erkennen.«

»Ein großer amerikanischer Mischling«, sagte Chad, wobei er befand, dass er damit nahe genug an der Wahrheit lag. Seine Antwort brachte sie erneut zum Lachen. »Es steckt ein Teil Alaska Malamute drin, aber das ist alles, was ich sicher weiß.«

»Ich habe noch nie einen gesehen. Ich wusste nicht, dass die so groß werden.«

Chad zuckte mit einer Schulter. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in dieser Hinsicht einzigartig ist. Vielleicht steckt noch ein Teil Deutsche Dogge in ihm, wenn er so groß ist. Ich, also, ich brauche die Marke.« Chad hakte die neue Leine ins Halsband und zog den Hund sachte hinter sich her zur Gravurmaschine.

Es dauerte einen Moment, bis er sich durch die Bilder auf dem Display gearbeitet hatte – der Touchscreen war entweder zu empfindlich oder eben nicht genug. Dazwischen gab es nichts. Ratlos hielt er inne, als ihn das Programm aufforderte, einen Namen einzugeben. Er sah hinunter. »Wie nenne ich dich denn?«

Der Hund legt den Kopf schief, als würde er gespannt auf Chads Vorschläge warten.

In Gedanken arbeitete er sich durch die Hundenamen, die er kannte, aber die meisten von ihnen waren schrecklich banal und sein Hund war alles andere als das. »Fido? Spot?«

Wieder einmal gelang es dem Hund, beleidigt auszusehen.

»Rover?«

Der Hund schnaubte.

Chad machte das einfach zu viel Spaß. »Hmm. Balls. Ich sollte dich Balls nennen.«

Der Hund ließ sich auf den Bauch fallen, legte sich wieder die Pfoten übers Gesicht und winselte.

»Schon gut«, sagte Chad kopfschüttelnd. Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte er sich der Maschine zu. »A-ha!« Er tippte den Namen ein, arbeitete sich rasch durch die letzten Anweisungen und drückte auf den Knopf, um die Marke fertigzustellen.

Gespannt beobachteten die beiden, wie die Marke graviert wurde und wenige Augenblicke später mit einem Pling im Ausgabefach landete.

»Da ist sie, Murray. Was hältst du davon?«

Murray neigte den Kopf und sah leicht verwirrt aus.

»Wie der Hund in Verrückt nach dir«, erklärte Chad, verdrehte dann jedoch die Augen, weil er dies einem Hund erklärte.

Murray ignorierte ihn und hob lediglich den Kopf, als wollte er sagen: »Na, nun mach sie schon dran.«

»Wir machen das zu Hause. Ich bezahl nicht noch länger dafür, dass der Fahrer wartet. Verdammt«, sagte er, als ihm etwas einfiel. »Ich hab kein Futter gekauft.« Eine Weile sah er auf Murray hinab. »Na ja, dann wirst du heute Abend das essen müssen, was ich esse.«

Der Ausdruck auf Murrays Gesicht sah nicht im Entferntesten nach Traurigkeit aus.

 

Als sie vor dem Haus, in dem sein Apartment lag, aus dem Taxi stiegen, sah Chad zu Murray hinunter. »Musst du mal? Ich geh davon aus, dass du stubenrein bist, und irgendwas sagt mir, dass ich recht habe.« Er öffnete das Tor zu dem kleinen Garten neben dem Haus und wartete darauf, dass Murray vorausging.

Sofort begann Murray herumzuschnüffeln und es dauerte nicht einmal annähernd so lange, wie Chad vermutet hatte, bis er eine Stelle fand, an der er sein Bein hob. Als er fertig war, schüttelte er sich kräftig, dann trottete er zurück zum Gartentor, wo Chad auf ihn wartete.

»Okay, dann lass uns mal reingehen. Ich muss heute noch etwas arbeiten.«

In der Wohnung angekommen, setzte Murray seine Schnuppertour fort und erkundete jeden Winkel mit der Nase.

»Also«, sagte Chad kopfschüttelnd. »Vermutlich ist es egal, was du bist, ihr tut alle das Gleiche, hm?«

Schnaubend kam Murray zurück, um sich vor Chad hinzusetzen.

Und genau in diesem Moment bemerkte er den Geruch. Murray stank zum Himmel. Er hatte keine Ahnung, wie ihm das im Taxi entgangen sein konnte, aber er war irgendwie dankbar dafür, denn der Fahrer hätte sicher einen Anfall bekommen.

»Igitt. Okay, du brauchst dringend ein Bad. Wo hast du denn drin gesessen?« Chad verzog das Gesicht, musste jedoch lachen, als Murray beleidigt schnaubte. Er wandte sich ab und ging ins Badezimmer, wobei er vermutete, dass Murray ihm folgte. Als er begann, das Wasser in die Wanne laufen zu lassen und sein eigenes Shampoo dazugab, warf er einen Blick über die Schulter und war nicht überrascht, Murray dort wartend sitzen zu sehen. »Ich muss das hier benutzen. Machst du mir deswegen Ärger?«

Erneut schüttelte Murray auf diese seltsame Art, die Chad glauben ließ, dass er ihn tatsächlich verstand, den Kopf. Er setzte sich neben die Wanne und hob auffordernd den Kopf, damit Chad ihm das Halsband abnehmen konnte.

»Ja, das sollte wohl nicht nass werden«, murmelte Chad kopfschüttelnd. »Du bist zu clever, Großer. Irgendwas stimmt nicht mit dir. Ich hab nur keinen blassen Schimmer, was es ist.« Murray reagierte nicht darauf und Chad schob den Gedanken beiseite. Sollte sich doch sein Unterbewusstsein damit beschäftigen. Nachdem er das Halsband aufs Waschbecken gelegt hatte, überprüfte er die Wassertemperatur. »Okay, rein mit dir. Es ist warm.«

Murray hüpfte in die Wanne und hielt still, während Chad ihn überall nass machte. Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Durch das Wasser sah Murrays flauschiges Fell ganz strubbelig und komisch aus. Murray zeigte sich von Chads Humor jedoch gänzlich unbeeindruckt.

Also konzentrierte sich Chad darauf, die Seife gründlich in das nasse Fell einzuarbeiten. Es dauerte länger, als er erwartet hatte – obwohl er wusste, wie groß Murray war. Nachdem er es geschafft hatte, war er überrascht, wie wenig Wasser und Shampoo auf seiner eigenen Kleidung gelandet war. Beim Einseifen vermied er Murrays Penis und Hoden, obwohl er wusste, dass es schwachsinnig war. Wahrscheinlich würde Murray sich sowieso selbst darum kümmern. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, den Schaum abzuspülen, was mehrere Minuten dauerte, schließlich wollte er sichergehen, dass nichts davon im Fell zurückblieb. Dann sah Murray endlich sauber aus.

Chad suchte sein schäbigstes Handtuch raus und rieb Murray damit ab. Bei einem kurzen Blick in die Wanne bemerkte er die ganzen Haare. »Pfui, du verlierst aber viele, Junge. Ist wahrscheinlich gut, dass ich einen guten Staubsauger habe.« Er rieb Murray noch ein bisschen weiter ab, dann erhob er sich.

Murray sah zu ihm auf und deutete mit einem Nicken in Richtung Tür.

Chad hob eine Augenbraue, folgte jedoch der Aufforderung. Als er an der Tür stand, schüttelte sich Murray kräftig. Das Wasser flog in alle Richtungen, doch Chad blieb glücklicherweise außer Reichweite. »Hm«, sagte er und musterte seinen neuen Hund. »Das war außerordentlich freundlich von dir.«

Murray sprang aus der Wanne, lief zu Chad und drückte die Nase gegen seine Hand.

Chad warf das Handtuch in den Wäschekorb, ehe er in die Hocke ging und Murrays Kopf streichelte. »Ich wünschte, du könntest reden. Ich wette, zu dir gibt es eine wirklich interessante Geschichte.« Als Antwort leckte ihm Murray übers Gesicht. Lachend strich Chad ihm noch einmal über den Kopf, dann legte er ihm das Halsband wieder an. »Okay. Na geh schon, lass mich hier sauber machen. Dann suche ich eine Schüssel für dein Wasser.«

Murray trottete den Flur hinunter und Chad sah ihm nach. Ja, irgendetwas ging hier vor sich, doch trotz aller Fantasie, die Chad aufbringen konnte, und all der Dinge, die er bereits gesehen hatte, konnte er nicht genau sagen, was es war. Er schüttelte den Kopf und begann, den Berg an Haaren aus seiner Wanne zu fischen.

 

Chad rieb sich seufzend über das Gesicht. Grimmig starrte er auf den Bildschirm, doch der Computer war nicht schuld an seiner Misere. Irgendwo da draußen war die Information. Das wusste er. Er hatte nur noch nicht an der richtigen Stelle danach gesucht. Es war Zeit, jemand anderen dazu zu holen.

Er griff nach seinem Telefon, entsperrte das Display und scrollte durch seine Kontakte, bis er den gefunden hatte, nach dem er suchte, und drückte die Wahltaste.

»Derzeit kann ich Ihren Anruf leider nicht annehmen«, sagte eine sanfte männliche Stimme. »Aber wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen, erwäge ich, zurückzurufen.«

Chad verdrehte die Augen. Der Mann, den er anrief – lediglich als Panther bekannt –, litt an leicht übertriebener Selbstgefälligkeit. Er ging sehr selten direkt ans Telefon.

Chad ratterte die paar Informationen herunter, die er über seinen aktuellen Job hatte, und hoffte, dass Panther im Gegensatz zu ihm darin irgendeinen Sinn erkennen und etwas ausgraben konnte. Als er auflegte, warf er einen Blick auf seine kläglichen Notizen.

Quincy Archer. Chad vermutete, dass Mr. Archer nicht gefunden werden wollte. Er war vor vier Wochen einfach verschwunden. Nach dem, was Chad herausgefunden hatte, hatte Quincy ein recht bodenständiges, wenn auch komfortables Leben geführt. Er hatte ein schönes Loft im Strip-Viertel, für das er ordentlich was abdrückte. Mehr, als sich ein Grafikdesigner sollte leisten können, wenn man sich die derzeitigen Mietpreise ansah. Er hatte einen dualen Abschluss vom Art Institute in Kunstwissenschaft und Grafikdesign. Seine Arbeit bestand ausschließlich aus freiberuflichen Projekten, was Chad erst recht annehmen ließ, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Wie konnte sich ein freiberuflicher Grafikdesigner, der erst seit ein paar Jahren seinen Abschluss hatte, ein so verdammt teures Loft leisten? Und warum würde er es zurücklassen und abhauen? Es gab mehr Ungereimtheiten als Dinge, die Sinn ergaben.

Der Mann, der ihn angerufen hatte, hatte sich als Quincys Vater vorgestellt und darauf beharrt, dass er seinem Sohn seit der Uni kein Geld gegeben hatte. Quincy tat offensichtlich mehr, als nur Logos zu zeichnen und Bilder zu malen, und Chad vermutete, dass Quincy wegen etwas, was er sonst noch tat, um an Geld zu kommen, untergetaucht war. Geld, von dem die Steuerbehörde nichts wusste. Geld, das Quincy bei keiner amerikanischen Bank lagerte.

Gähnend wandte sich Chad von seinem Computer ab und wäre beinahe über Murray gestolpert. Er hatte seinen neuen Mitbewohner fast vergessen. Aber nur fast, denn Murray beanspruchte dafür viel zu viel Platz. »Hey, Großer, tut mir leid. Ich konzentriere mich auf die Arbeit und vergesse alles andere um mich herum. Musst du mal raus?«

Murray setzte sich auf und gähnte herzhaft, dann streckte er sich. Nachdem er sich kurz geschüttelt hatte, sah er zu Chad auf und trottete zur Tür.

»Ich deute das als ein Ja«, sagte Chad glucksend. Er schnappte sich die Leine, auch wenn er sie nicht an Murrays Halsband einhängte, dann öffnete er die Tür.

Obwohl er zum ersten Mal hier war, ging Murray wie selbstverständlich die Treppe hinunter Richtung Haustür.

Chad musste herausfinden, was es mit diesem... Hund... auf sich hatte, bevor er noch verrückt wurde. An der Haustür ließ er Murray nach draußen, dann folgte er seinem Hund zum Gartentor und öffnete es.

Schnüffelnd suchte sich Murray eine Stelle zum Wasserlassen und war nach ein oder zwei Minuten wieder zurück.

»Du legst die Messlatte für alle zukünftigen Haustiere ziemlich hoch, das weißt du, ja?«, fragte Chad.

Murray schnaubte, als er an Chad vorbei Richtung Haustür lief. Einmal mehr steuerte Murray, ohne auch nur einen Umweg zu nehmen, auf sein Apartment zu.

Oben angekommen, ging Chad direkt in die Küche und wandte sich an Murray. »Ich muss Abendessen machen. Was meinst du, wollen wir essen, hm?«

Murray legte den Kopf schief.

Chad verdrehte über sein eigenes Verhalten die Augen. Vielleicht war er ein wenig zu lange allein gewesen. Mit seinem Hund zu sprechen, musste ein Anzeichen für Geistesgestörtheit sein, selbst wenn Murray ein ausgesprochen intelligenter Hund war. Vielleicht sollte er ausgehen oder so was. Es war lange her, dass er einen festen Freund gehabt und sogar noch länger, dass er die untersten Räume von Donny's in Lawrenceville betreten hatte.

»Vielleicht ist es mal wieder Zeit dafür, oder, Murray? Vielleicht würde mich ein Blowjob von einem heißen Typen zumindest davon abhalten, mich mit dir zu unterhalten, als ob du mich verstehen könntest.« Bei Murrays Winseln schüttelte er den Kopf und ermahnte sich, dass Murray ihn unmöglich verstanden haben konnte.

Er ging zum Kühlschrank und nahm die Steaks raus, die er am Tag zuvor gekauft hatte. Am Herd bereitete er eines von ihnen zum Braten vor. Dann schnappte er sich eine gebackene Kartoffel und steckte sie in die Mikrowelle, bevor er die Zutaten für den Salat hervorholte. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Großteil der Mahlzeit fertig.

Murray lag ruhig auf der anderen Seite der Küche und beobachtete sein Treiben.

Chad betrachtete seinen Hund noch einmal, wobei er immer noch nicht genau wusste, was er von ihm halten sollte. Murray war definitiv mehr als ein gewöhnlicher Haushund. Er war zu intelligent – selbst wenn er nicht verstand, was Chad sagte, legte er mehr als schlichtes Hundeverhalten an den Tag. Entweder war er richtig gut trainiert – was gut möglich war, Chad aber nicht sehr wahrscheinlich fand – oder irgendetwas anderes ging hier vor sich. Abgesehen von dem Geruch der Gasse, in der er heute Morgen gewesen war, der an ihm haftete, sah Murrays Fell gesund und seine Zähne sauber aus. Daher war er sich sicher, dass Murray zu irgendjemandem gehörte.

Er hatte nach vermissten Tieren in der Gegend gesucht, aber keines von ihnen hatte auch nur im Entferntesten auf Murrays Beschreibung gepasst. Möglicherweise hatte ihn jemand ausgesetzt. Chad warf einen Blick auf Murray und schüttelte den Kopf. Wer würde so ein wunderschönes Tier loswerden wollen?

Er musste zugeben, dass seine Suche nach dem Besitzer nicht so intensiv gewesen war. Irgendetwas an Murray sprach ihn an und Chad wusste, dass es verdammt schwer werden würde, ihn wieder abzugeben, sollte jemand versuchen, ihn für sich zu beanspruchen. So zu denken, war schrecklich und das wusste er, aber Murray gehörte zu ihm.

»Murray«, rief er und Murray stand sofort auf und kam zu ihm. Ja, da steckte noch mehr dahinter. Kein Hund lernte derart schnell seinen Namen. Chad hockte sich hin und begann ihn zu streicheln. »Nein, es ist mir ganz egal, ob dich jemand vermisst. Ich weiß nicht, warum ich so bin, aber ich kann dich nicht einfach abgeben. Wenn sie dich gehen gelassen haben, sind sie Idioten.«

Murray leckte ihm als Antwort über die Wange.

Lachend schlang Chad seine Arme um Murrays kräftigen Hals. »Freut mich, dass du mir zustimmst.«

Der Timer piepste und signalisierte Chad, dass sein Steak fertig war. Er wandte sich zum Herd und bereitete das restliche Essen zu. Er stellte das Steak und die Kartoffel auf den Tisch, holte Besteck heraus und griff sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er grinste, als Murray ihn erwartungsvoll ansah. »Du glaubst wohl, dass du davon was abbekommst?« Er hielt die Flasche in die Höhe.

Murray wedelte mit dem Schwanz.

Chad lachte. »Bier ist nicht gut für Hunde. Auch nicht für Hunde, die halb Wolf sind«, sagte er kopfschüttelnd. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Murray ein wenig die Ohren hängen ließ. »Hier, wie wäre es damit?« Er stellte die Salatschüssel auf den Boden.

Murray roch daran, sah zu ihm auf, blinzelte, sah dann wieder auf die Schüssel und schob sie anschließend schnaubend mit der Nase zurück zu Chad.

»Was? Kein Salattyp?«

Murray schnaubte wieder.

Erneut lachend nahm Chad die Schüssel und stellte sie auf den Tisch. »Ja, wohl eher nicht. Wie wäre es stattdessen damit?« Er schnappte sich das andere Steak, das er herausgeholt, aber nicht für nötig befunden hatte zu braten, und stellte den Teller auf den Boden.

Murray schnupperte kurz daran, ehe er sich auf Chad stürzte.

Bevor dieser ahnen konnte, was Murray im Begriff war zu tun, hatte er das Gesicht bereits voller Hundesabber. »Okay, das reicht an Dankesbekundungen.« Lachend beobachtete er, wie sich Murray über das Steak hermachte. »Gewöhn dich nicht dran. Ich kann dich nicht jeden Tag mit Steak füttern.«

Murray sah auf und bellte, dann widmete er sich wieder seinem Steak.

Noch immer leise vor sich hin lachend, setzte Chad sich, um ebenfalls zu Abend zu essen.

 

Als Chad fertig fürs Bett war, hatte er noch immer nichts von Panther gehört. Er steckte das Ladekabel seines Handys in die Steckdose neben seinem Nachttisch – Panther war bekannt dafür, zu seltsamen Uhrzeiten anzurufen – und schlüpfte unter die Decke.

Murray saß auf dem Fußboden neben dem Bett und hatte den Kopf auf die Matratze neben Chad gelegt, wobei er ihn mit einem traurigen und mitleiderregenden Blick ansah.

»Oh nein, du wirst auf keinen Fall hier oben schlafen und überall Hundehaare verteilen.«

Murray winselte und Chad hätte schwören können, dass diese Augen verdammt noch mal noch trauriger aussahen.

»Nein. Es ist nicht kalt. Der Boden ist nicht kalt und ich habe ein verdammtes Kissen für dich hingelegt.«

Wieder ein Winseln.

Chad starrte seufzend an die Zimmerdecke. Dieser Hund brachte ihn noch um den Verstand, soviel war sicher. »Also gut, aber wenn ich aufwache und überall deine Haare habe, nun… ein Wort: Eier.«

Mit einem Bellen sprang Murray aufs Bett. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, dann rollte er sich an Chads Seite ein. Anschließend hob er den Kopf und schnupperte an Chads Hals.

Chad starrte ihn belustigt an. »Gefällt dir, was du riechst?«

Murray schnaufte, dann legte er den Kopf auf seine Pfoten.

»Nacht, Großer. Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.« Chad streichelte Murray ein wenig, legte einen Arm über dessen Rücken und schloss die Augen.