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Inhalt

Ein Sonntag mit Maulwurf

Hexenbesuch

Bernhard wechselt den Beruf

Peinliche Zwischenfälle

Ein Unglück kommt selten allein

Die übliche Verdächtige

Ein Wort ergibt das andere

Irrungen und Wirrungen

Enthüllung im Schwefeldampf

Überraschung mit Gegenwind

Traurige Erkenntnisse

Bernhard kann fliegen!

Hexen im Nebel

Operation Maulwurf

In Windeseile

Mit Volldampf in die Zukunft

Strafe im Nebel

Versöhnung im Sperrmüll

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Ein Sonntag mit Maulwurf

Es surrte. Ganz leise, dennoch hörbar. Die kleine Hexe, die gerade noch tief geschlafen hatte, wälzte sich in ihrem Bett auf die rechte Seite. Schschscht! machte es daraufhin. Jetzt wälzte sie sich auf die linke Seite. In dem Moment begann es zu rattern.

Verflixt noch mal! Wer machte denn da so einen Lärm? Am frühen Sonntagmorgen?

Müde öffnete Bibi ihre Augen, erhob sich aus dem Bett und tapste mit bloßen Füßen zum geöffneten Fenster. Da sah sie die Störenfriede! Natürlich! Es waren die Windräder! Zwanzig Stück hatte Bibi gestern zusammen mit ihrem Papi gekauft und im Garten verteilt – allerdings nicht aus Spaß, sondern wegen des Maulwurfs, der schon seit Tagen den Rasen der Blocksbergs verunstaltete.

Bibi fand die Hügel, die der Maulwurf im Gras machte, eigentlich ganz hübsch. Aber ihre Eltern konnten diesen Erdhaufen nichts abgewinnen. Ihr Vater hatte deshalb kurzerhand beschlossen, den Maulwurf zu vertreiben – und zwar mit dem Geräusch der Windräder. Er hatte in der Zeitung gelesen, dass diese Methode am effektivsten sei – vorausgesetzt, es gab Wind. Und den gab es heute! Eindeutig! „Ratterratterratter“ machte es ohne Unterlass.

Ob sich der Maulwurf unter der Erde schon verzogen hatte, konnte Bibi vom Fenster aus nicht erkennen. Dass sie jedoch bei diesem Lärm nicht weiter im Bett bleiben konnte, war mehr als klar.

„Guten Morgen! Ich dachte, du wolltest heute ausschlafen“, rief Barbara Blocksberg vom Frühstückstisch aus ihrer Tochter entgegen.

„Das dachte ich auch.“ Bibi gähnte, goss sich dampfenden Kakao ein und erklärte, dass der Lärm der Windräder sie aus den Federn getrieben hatte.

„Ha, ha, ha, uns ging’s genauso“, lachte Bernhard Blocksberg und kam hinter seiner Zeitung hervor.

„Langsam glaube ich, diese Windräder vertreiben eher Menschen als Maulwürfe“, meinte Barbara und erzählte Bibi, dass der Maulwurf trotz des Lärms bereits zwei neue Erdhügel im Blumenbeet aufgeworfen hatte. „Vielleicht wäre es besser, ihn mit Knoblauchduft zu vertreiben“, schlug Barbara deshalb vor. Sie hatte neulich von dieser Methode in einer Gartenzeitschrift gelesen.

In diesem Moment passierte etwas Merkwürdiges. Bernhard faltete seine Zeitung zusammen, sah zuerst Barbara und dann Bibi mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. „Wäre es nicht einfacher, ihr würdet den Maulwurf einfach weghexen? Zum Beispiel auf die Wiese vor Neustadt, wo er uns nicht stört?“, fragte er.

Wie bitte?! Was?! Natürlich wäre das einfacher. Aber so etwas aus dem Mund ihres Vaters zu hören, verblüffte Bibi. Und ihre Mutter erst recht. Normalerweise war Bernhard strikt gegen jegliche Hexerei in Haus und Garten der Blocksbergs. Er bestand stets darauf, sämtliche Arbeiten „ganz normal“ zu erledigen.

„Aber Bernhard, seit wann ermunterst du uns zum Hexen?“, fragte Barbara erstaunt.

Bernhard sah auf die Uhr und antwortete sehr sachlich: „Seit genau zwei Minuten. Aber ich bedaure sehr, euch nicht schon viel früher dazu ermuntert zu haben.“

Bibi und Barbara sahen Bernhard verwundert an. War das ein Witz? Doch Bibi und ihre Mutter konnten kein Augenzwinkern oder einen nach oben gezogenen Mundwinkel in Bernhards Gesicht entdecken.

„Kein Problem, Papi. Wenn du willst, hexe ich den Maulwurf weg. Du musst nur herausfinden, in welchem Teil des Gartens er sich befindet, damit ich ihn mit meiner Hexkraft erwische“, bot ihm Bibi an.

„Wird gemacht“, sagte Bernhard und ging sogleich in den Garten, um den Maulwurf unter der Erde aufzuspüren.

„Darf ich in deinem Hexbuch nach einem passenden Spruch suchen?“, fragte Bibi ihre Mutter und wollte schon nach oben ins Hexlabor stürmen.

Doch Barbara hielt ihre Tochter auf. „Warte, Bibi! Vielleicht wäre es besser, du schonst dich noch etwas und lässt lieber mich hexen“, meinte sie besorgt.

Bibi hatte nämlich gerade erst eine lästige Junghexenkrankheit überwunden. Zwei Wochen lang waren ihr bei jeder Hexerei schwarze Spinnen vor den Augen herumgeflirrt.

„Aber ich bin längst wieder gesund“, protestierte Bibi und erklärte ihrer Mutter, dass sie unbedingt selbst hexen wolle.

„Dann nimmst du wenigstens vorher noch einen Schluck von dem stärkenden Hexsaft“, bestimmte Barbara.

Nun, dagegen hatte die kleine Hexe nichts einzuwenden. Bibi liebte diesen Saft, den Barbara aus den unterschiedlichsten Hexkräutern zusammenbraute. Er war nicht nur stärkend, sondern auch überaus lecker. Anders als die Hexsäfte, die Tante Mania oder Warza brauten, schmeckte er nicht nach Schmodder und Wurmextrakt, sondern nach exotischen Früchten mit Vanilleeis und Sahnehäubchen. Also, kurz gesagt: Der Saft war eine Wucht.

Doch als Bibi die Flasche aus dem Kühlschrank holte, war nur noch ein winziger Saftrest übrig. „Na, so was! Schon leer?“, wunderte sich die kleine Hexe.

„Kein Problem, Bibilein, ich braue dir schnell einen neuen Saft. Ich habe noch alle Zutaten vorrätig“, tröstete Barbara ihre Tochter und ging mit der leeren Flasche nach oben ins Hexlabor.

Bibi folgte ihrer Mutter, um schon mal den richtigen Spruch zu suchen. So waren an diesem frühen Sonntagmorgen gleich zwei Hexen im Labor sehr beschäftigt. Barbara extrahierte ihre Kräuter und hantierte mit Glasröhrchen, während sich Bibi in das Kapitel „Unterirdische Felltiere“ versenkte.

Aber auch Bernhard Blocksberg war nicht untätig. Er machte im Garten die merkwürdigsten Verrenkungen – um den Maulwurf zu orten. Er steckte seine Nase in die Erdhaufen, lief auf allen vieren durch das Blumenbeet und drückte sein Ohr ins Gras. Doch statt auf den lästigen Graber stieß Bernhard dabei plötzlich auf etwas ganz anderes: auf zwei Beine in braunen Lederstiefeln und einen Besen. Na, so was? Wer stand denn da so früh am Sonntagmorgen im hügeligen Garten der Blocksbergs herum?

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